Ich wollte euch doch bloß Blumen verkaufen - IPP - Universität Bremen
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Markt der Möglichkeiten – Stand J: <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong> Sabine Muths, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Marktstand J: „<strong>Ich</strong> <strong>wollte</strong> <strong>euch</strong> <strong>doch</strong> <strong>bloß</strong> <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong>“<br />
In psychiatrischen Pflegeeinrichtungen begegnen die Auszubildenden einer fremden<br />
und oftmals als bedrohlich erlebten Welt und ihre Gefühle sind nicht selten von einer<br />
Mischung aus Faszination und Angst geprägt. Die Begegnungen mit Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen – in dieser Lerninsel ein Patient im psychotischen Schub –<br />
und mit einer totalen, sich der Patienten bemächtigenden Institution konfrontieren mit<br />
zahlreichen individuellen und strukturellen Widersprüchen, die sich kaum bzw. gar nicht<br />
mit Regelwissen lösen lassen – auch wenn das Bedürfnis nach Struktur und Regeln<br />
wahrscheinlich in diesem Handlungsfeld mit am größten ist.<br />
Zielebene: (Praktisches Erkenntnisinteresse) / Emanzipatorisches Erkenntnisinteresse<br />
Perspektiven: Pflegende / Patient / Institution<br />
(Netzwerk Curriculumentwicklung an Pflegeschulen, Region München – Michael<br />
Metzger, Bildungszentrum Isar-Amper-Klinikum München-Ost)<br />
1
Markt der Möglichkeiten – Stand J: <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong> Sabine Muths, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Kooperationspartner – an der Entwicklung und Erprobung beteiligt:<br />
Einrichtung(en): Netzwerk Curriculumentwicklung an Pflegeschulen, Region München<br />
*****<br />
Bildungszentrum Isar-Amper-Klinikum München-Ost<br />
Personen: Angelika Müller, Ulrike Pusch-Will, Renate Zahnleiter<br />
****<br />
Michael Metzger<br />
Inhaltsdimensionen der Lerninsel:<br />
*********<br />
bearbeitete Schlüsselprobleme:<br />
• Angst und Unsicherheit angesichts eskalierender Gewalt<br />
• Entstehung von Gewalt in totalen Institutionen<br />
zentrale bearbeitbare technische Erkenntnisse / instrumentelle Fertigkeiten:<br />
• pflegerische Betreuung von PatientInnen im psychotischen Schub<br />
• Deeskalationstraining<br />
• Institutionelle Bedingungen der psychiatrischen Versorgung (incl. rechtliche und ökonomische<br />
Aspekte)<br />
*********<br />
Mögliche curriculare Bezugspunkte in den gesetzlichen Lehrplanvorgaben:<br />
integrierte Wissensgebiete (KrPflAPrV §1.1 – Anl.1):<br />
• Kenntnisse der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege<br />
sowie der Pflege- und Gesundheitswissenschaften<br />
• Pflegerelevante Kenntnisse der Naturwissenschaften und der Medizin<br />
• Pflegerelevante Kenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
• Pflegerelevante Kenntnisse aus Recht, Politik und Wirtschaft<br />
angesprochene Themenbereiche (KrPflAPrV §1.1 – Anl.1) / Lernfelder Rahmenricht-linien Niedersachsen:<br />
• Pflegesituationen bei Menschen aller Altersgruppen erkennen, erfassen und bewerten<br />
(Tb 1 u. 5)<br />
• Pflegemaßnahmen auswählen, durchführen und dokumentieren (Tb 2)<br />
• Pflegequalität sichern (Tb 6 u. 7)<br />
• Pflege als Beruf ausüben (Tb 10 u. 11)<br />
• In Gruppen und Teams zusammenarbeiten (Tb 12)<br />
Einordnung in den bayerischen Rahmenlehrplan<br />
2. Ausbildungsjahr<br />
• Gesundheits- und Krankenpflege (Theorie und Praxis) LF 4: „Menschen mit Störungen<br />
der persönlichen Wahrnehmung begleiten“<br />
• Berufskunde LF: „Berufliche Anforderungen bewältigen“<br />
• Recht und Verwaltung LF 2: „Pflege im institutionellen Rahmen organisieren“<br />
<strong>Ich</strong> <strong>wollte</strong> <strong>euch</strong> <strong>doch</strong> <strong>bloß</strong> <strong>Blumen</strong><br />
<strong>verkaufen</strong><br />
(Die folgende Fallsituation basiert auf einem nur marginal veränderten Narrativ eines<br />
Schülers/einer Schülerin)<br />
„Es war einmal im Haus 12, Nachtdienst. Alles war ruhig, keine besonderen Vorkommnisse.<br />
Auf einmal piepst der Alarmgeber. Notfall auf Station X. Im Treppenhaus<br />
laufendes Pflegepersonal. Auf Station X angekommen, hörte man lautes Gepolter<br />
und Schreie aus dem Wachbereich. Das Pflegepersonal war in der Wachbereichskanzel<br />
versammelt. Im Männer-Wachbereich war ein Patient, der einen Stuhl schon<br />
so oft gegen die Scheiben geschlagen hat, dass er „nur noch“ ein Stuhlteil in der<br />
Hand hielt. Er schrie: „<strong>Ich</strong> <strong>wollte</strong> <strong>euch</strong> <strong>doch</strong> <strong>bloß</strong> <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong>!“ und bei jeder<br />
Silbenbetonung schlug er auf die Kanzelscheibe oder die Fensterscheibe nach draußen<br />
ein. Dann ein Knall – er hatte die Fensterscheibe zum Zerspringen gebracht und<br />
versuchte dies nun mit der Wachkanzelscheibe. Personal geht in Deckung. Als der<br />
Sicherheitsdienst kam, wurde der Wachbereich von zwei Seiten gestürmt. Der Patient<br />
ließ sich widerstandslos 7-Punkt fixieren. Als er fixiert im Bett lag, war von Aggressionen<br />
oder Sinnestäuschungen keine Spur mehr. Im Gegenteil, er war gut gelaunt<br />
und machte sogar Witze, so dass man gar nicht glauben konnte, dass er vor 5<br />
Minuten noch Stühle und Scheiben zertrümmert hat.“<br />
2
Markt der Möglichkeiten – Stand J: <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong> Sabine Muths, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Bildungsinhalte / -ziele:<br />
Zielebene: Pflegende Pat./Angehörige Institution/Gesell. pfleger. Handeln<br />
Technisches<br />
Erkenntnisinteresse<br />
= Wissenschaftsorientierung<br />
/<br />
technischinstrumentell<br />
/<br />
Wissen u. Fertigkeiten<br />
(SchülerInnen<br />
nennen / erklären<br />
z.B.…)<br />
• Möglichkeiten zur Sicherung der<br />
eigenen Unversehrtheit<br />
• Rechte und Pflichten im Rahmen<br />
der Berufsausübung in der Akutpsychiatrie:<br />
o Schadensersatz<br />
o Haftung<br />
o Notwehr<br />
� Besonderheiten für die Situation<br />
der Auszubildenden<br />
• Strategien zur Entlastung und<br />
Sorge für sich selbst in belastenden<br />
Situationen, z.B.<br />
o Achtsamkeitsübungen<br />
o Entspannungstechniken<br />
o Supervision<br />
• die Rolle des Schülers in dieser<br />
Situation<br />
• Modelle zur Entstehung von Angst<br />
o neurophysiologisch<br />
o verhaltenstheoretisch<br />
o psychoanalytisch<br />
o soziologisch<br />
� Zusammenhang zur Entstehung<br />
von Aggression<br />
• Aggressive Psychosen<br />
o Entstehung von Sinnestäuschungen<br />
� psychiatrische Grundlagen<br />
zum Krankheitsbild, insbesondere<br />
fallbezogen<br />
o mögliche Frühwarnzeichen für einen<br />
Krankheitsschub<br />
• Hilfsmöglichkeiten in akuten Situationen<br />
zum Umgang mit veränderter<br />
Wahrnehmung<br />
• therapeutische Unterstützung in der<br />
akuten Situation und Nachbehandlung:<br />
o medikamentöse Therapie<br />
o andere Therapieansätze<br />
• Rechtliche Grundlagen zur Freiheitsberaubung<br />
– Möglichkeiten der<br />
Abwehr und des Einspruchs – Fixierung<br />
als Schutz / Selbstschutz / Sicherheit<br />
• Modelle zur Entstehung von Angst<br />
o neurophysiologisch<br />
o verhaltenstheoretisch<br />
o psychoanalytisch<br />
o soziologisch<br />
� Zusammenhang zur Entstehung<br />
von Aggression<br />
• Struktur und Konzepte psychiatrischer<br />
Systeme / Alternative Konzepte der Antipsychiatriebewegung<br />
o Aufbau und Organisation einer geschlossenen<br />
Abteilung<br />
o Aufbau und Funktionen einer akutpsychiatrischen<br />
Einrichtung<br />
o Verschiedene andere Ansätze institutionalisierter<br />
Betreuung / Einrichtungen<br />
zur Behandlung psychiatrischer Patienten<br />
in akuten Zuständen<br />
• rechtliche Regelung zur Einweisung in<br />
geschlossene Anstalten/Abteilungen<br />
• Finanzierung psychiatrischer Pflege (insbesondere<br />
Akutpsychiatrie)<br />
• Notfallhandeln in akutpsychiatrischen<br />
Abteilungen (institutionelle Standards)<br />
o Strukturelle Bedingungen für Deeskalation<br />
o Aufgaben des Sicherheitsdienstes<br />
o Aufbau von Alarmsystemen / Umgang<br />
mit Alarmgebern / Reaktion auf Alarm<br />
o Regelungen zum Vorgehen bei einer<br />
Fixierung / rechtliche Aspekte im Umgang<br />
mit Fixierung in Notfallsituationen<br />
o Regelung der Dokumentationspflicht im<br />
Zusammenhang mit Fixierung<br />
o Besonderheiten der Organisation des<br />
Nachtdienstes in der Akutpsychiatrie<br />
• Haftung bei krankheitsbedingter Unzurechnungsfähigkeit<br />
- Wer zahlt den entstandenen<br />
Schaden?<br />
3<br />
• Pflegerisches Handeln in der Akutpsychiatrie<br />
• Pflegehandeln und Aufgaben im<br />
Nachtdienst (Schüler, Pflege)<br />
• Pflegehandeln und Aufgaben im<br />
psychiatrischen Wachbereich<br />
• Fachgerechte Durchführung von<br />
Fixierung<br />
• Umgang mit gewalttätigen Patienten<br />
• Deeskalationsstrategien
Markt der Möglichkeiten – Stand J: <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong> Sabine Muths, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Praktisches<br />
Erkenntnisinteresse<br />
= Verständigungsorientierung<br />
(SchülerInnen<br />
nehmen wahr<br />
/verstehen / verständigen<br />
sich<br />
z.B. über …)<br />
• Erfahrungen im Umgang mit • Vorstellungen zum individuellen • was es bedeutet in der Gesellschaft psy- • Entwicklung von individuellen Hand-<br />
bedrohlichen Situationen und indi- Krankheitserleben im akuten Schub chisch krank zu sein<br />
lungsmöglichkeiten in der konkreten<br />
viduelle Reaktionsweisen<br />
o Wahrnehmung eigener Ängste<br />
und individueller Reaktionsformen<br />
in Angstsituationen<br />
o Wahrnehmen eigener Tendenzen,<br />
akut bedrohlichen Situationen<br />
auszuweichen oder „sich hineinzustürzen“<br />
o individuelle Formen der Angstbewältigung<br />
• Wahrnehmung von eigene aggressive<br />
Anteilen und Reaktionsmustern<br />
o individuelle Strategien mit eigenen<br />
Aggressionen umzugehen -<br />
Selbstkontrolle einzusetzten<br />
• Vorstellungen zum individuellen<br />
Erleben massiv aggressiver Gefühle<br />
• mögliche individuelle Ursachen für<br />
die Entstehung von Aggression /<br />
möglicherweise erlebte Bedrohungen<br />
– durch welche Momente wird<br />
Aggressivität möglicherweise getriggert<br />
• Erleben der Akutpsychiatrie zwischen<br />
Abhängigkeit, Überwachung<br />
und Sicherheit:<br />
o das Erleben der Situation in der<br />
Akutpsychiatrie allgemein und die<br />
• wie die Gesellschaft mit psychischen<br />
Krankheiten umgeht<br />
• Gründe für die Institutionalisierung von<br />
Akutpsychiatrien und geschlossenen Abteilungen<br />
• Gründe für das „Wegsperren“ von Patienten<br />
• Gründe für Auslagerung von psychiatrischen<br />
Anstalten aus den Städten auf das<br />
Land<br />
Situation – wie soll ich mich in diesem<br />
Fall verhalten?<br />
o gegenüber dem Patienten<br />
o gegenüber den Kollegen<br />
o muss oder will ich als Schüler dort<br />
mit hin laufen (z.B. Voyeurismus)<br />
• Reflexion und Begründung der<br />
Handlung<br />
• Individuelle Möglichkeiten in Ex- Erfahrung beobachtet, überwacht<br />
• Einschätzunt der veränderten Situatremsituationen<br />
handlungsfähig zu zu werden<br />
tion nach erfolgter Fixierung - mög-<br />
bleiben<br />
o das Erleben in der Akutsituation – • Gründe für Fixierungsmaßnahmen und liche Deutung der Aussage „<strong>Ich</strong><br />
• Individuelle Möglichkeiten um<br />
Sicherheit und Schutz zu gewinnen<br />
die Erfahrung überwältigt und fixiert<br />
(auch stabilisiert und geschützt)<br />
zu werden<br />
die Einschränkung der Persönlichkeitsrechte<br />
<strong>wollte</strong> <strong>euch</strong> <strong>bloß</strong> <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong>“.<br />
Entwicklung von Antworten /<br />
Anschlussinteraktionen<br />
• Individuelle Möglichkeiten zur<br />
Aufarbeitung bedrohlicher Situationen<br />
4
Markt der Möglichkeiten – Stand J: <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong> Sabine Muths, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />
EmanzipatorischesErkenntnisinteresse<br />
= Reflexions und<br />
Kritikorientierung<br />
(SchülerInnen<br />
reflektieren z.B.<br />
den Widerspruch<br />
zwischen…)<br />
• Pflegerisches Selbstverständnis<br />
„sich als guter Helfer verstehen“<br />
vs. Sicherheits- und Kontrollaufgaben<br />
(„Polizeiaufgaben“) ausführen<br />
• Friedfertig sein wollen vs. Erleben<br />
eigener Aggressionspotentiale<br />
• souverän und kontrolliert handeln<br />
wollen vs. Erleben von Angst, Be-<br />
• Erleben von Angst, Ohnmacht,<br />
Hilflosigkeit einerseits und Ausleben<br />
von Aggression und Angriff andererseits<br />
• Bedürfnis nach Selbstkontrolle und<br />
Autonomie über die Situation einerseits<br />
und Erleben von totaler<br />
Fremdkontrolle andererseits<br />
• Menschen wegsperren und totaler Kontrolle<br />
aussetzen vs. Grundrecht auf<br />
Selbstbestimmung / Menschenwürde<br />
• Grundrechte und Menschenwürde vs.<br />
Schutzbedürfnis der Gesellschaft vor andersartigen<br />
/ vermeintlich oder tatsächlich<br />
bedrohlichen Menschen<br />
5<br />
• Therapeutisches Handeln im vertrauensvollen<br />
Patientenkontakt und<br />
massivste Eingrenzung der Entscheidungsfreiheit<br />
des Patienten<br />
(Freiheitsberaubung unter Gewaltanwendung)<br />
als Schutz- und Sicherheitsmaßnahme <br />
drohung, Ohnmacht • Eingreifen und auf die Situation<br />
• Eigenschutz durch Abwehr /<br />
Rückzug vs. Aushalten von Gefahr<br />
• Professionelle Souveränität vs.<br />
Voyeuristische Faszination am<br />
Andersartigen<br />
• der Neugier folgen und auf den<br />
Alarm mitgehen, auch Möglichkeit<br />
zum Lernen nutzen und „vernünftig“<br />
bleiben und den routinierten<br />
Handlungsabläufen überlassen<br />
(auch Sicherheit und Schutz suchen)<br />
• Gesundheitsgefühl vs. Krankheitseinsicht<br />
� als „krank“ bezeichnet<br />
werden und sich nicht krank fühlen<br />
• Stellung als Patient vs. Behandlung<br />
als Straftäter<br />
• Erleben von Fixierung als Unterwerfung<br />
und Gewalt einerseits und Erleben<br />
von Sicherheit und Schutz<br />
durch Fixierung<br />
• (Bezugspflege als Organisationsform mit<br />
größerem Therapieerfolg einerseits und<br />
Schutz der MitarbeiterInnen vor Überforderung<br />
andererseits)<br />
einwirken vs. durch Abwarten und<br />
Zurückhaltung deeskalieren<br />
• Reaktion auf Veränderung des<br />
Patientenverhaltens vs. Durchhalten<br />
der angesetzten Therapie
4 h<br />
Markt der Möglichkeiten – Stand J: <strong>Blumen</strong> <strong>verkaufen</strong> Sabine Muths, <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong><br />
Lernsequenz 1<br />
Akuter psychotischer<br />
Schub -<br />
Wahnvorstellungen<br />
im<br />
Rahmen psychischerErkrankung<br />
Die SchülerInnen<br />
erarbeiten sich<br />
Kenntnisse zum<br />
Krankheitsbild Sinnestäuschungen<br />
/Wahn speziell nur<br />
auf diesen Fall bezogen(Vorkenntnisse<br />
zur Krankheitslehre<br />
i.d. Psychatrie<br />
werden vorausgesetzt)<br />
Methodische Anregungen:<br />
strukturierter Lehrervortrag<br />
mit anschließenderfallbezogener<br />
Diskussion<br />
oder:<br />
durch SchülerInnen<br />
vorbereitetes Expertengespräch<br />
Einstieg: „Was geht ab?“ – „Was will ich lernen?“<br />
SchülerInnen eignen sich die Situation zunächst über die Wahrnehmung und Darstellung ihrer emotionalen Reaktionen<br />
an. Sie entwickeln und strukturieren Lernfragen, mit denen ihnen der Unterrichtsaufbau nachvollziehbar wird.<br />
Methodische Anregungen: Präsentation der Szene über Text oder szenische Darstellung, Aneignung über Gespräch,<br />
Standbild, szenische Darstellung, musikalische Komposition mit Orff-Instrumenten, Bilddarstellungen/Collagen - Strukturierung<br />
durch Moderationskarten und Metaplanwand<br />
Lernsequenz 2 6 h<br />
Psychische Krankheit und<br />
totale Institution – zur Entstehung<br />
von Macht und<br />
Gewalt in der Institution<br />
Die SchülerInnen erarbeiten sich<br />
Kenntnisse zum Thema Totale Institution<br />
und setzen sich mit Formen<br />
der Institutionalisierung im Bereich<br />
der Psychiatrien auseinander, wobei<br />
sie Erkenntnisse aus der Geschichte<br />
der Psychiatrie einbeziehen.<br />
Methodische Anregungen:<br />
Präsentation von Filmsequenzen zu<br />
realistischen Situationen des psychiatrischen<br />
Alltags oder von Erfahrungsberichten<br />
psychiatrieerfahrener<br />
PatientInnen,<br />
ergänzt durch Berichte von Erfahrungen<br />
der SchülerInnen (auch zu<br />
Ausübung von Macht/Gewalt)<br />
Lehrer- oder Schülerreferat zur Geschichte<br />
der psychiatrischen Pflege<br />
Lehrervortrag oder Textarbeit zum<br />
Thema „Totale Institutionen“ (z.B.<br />
Goffmann)<br />
Diskussion von Reformbewegungen<br />
/ Antipsychiatriekonzept (evtl. Basaglia/Italien<br />
– warum gescheitert?)<br />
Sicherung der Diskussionsergebnisse<br />
für Anknüpfung in LS 5.<br />
Lernsequenz 3<br />
10 h<br />
Handeln im psychiatrischen Notfall<br />
Teil 1 – rechtliche Aspkete<br />
Die SchülerInnen<br />
• wenden ihr Wissen zum Haftungsrecht<br />
(1.Aj) auf den Fall an.<br />
• erarbeiten sich Kenntnisse über das Thema<br />
Notwehr / Schadensersatz in akut bedrohlichen<br />
beruflichen Situationen und<br />
• Kenntnisse zu Regelungen für Fixierung,<br />
und dazugehörigen Leitlinien<br />
Teil 2 – Deeskalationstraininig<br />
Die SchülerInnen erwerben Kenntnisse zur<br />
Deeskalation in psychiatrischen Notfallsituationen<br />
und üben Möglichkeiten fachgerechter<br />
Fixierung<br />
Methodische Anregungen:<br />
Teil 1: Recherche zu u. Bearbeitung von<br />
Gesetzestexten, Fallbeispielen und Musterurteilen<br />
/ Expertengespräch zu den offenen<br />
Lernfragen mit dem Juristen / Anwendung<br />
a.d. Fall<br />
Teil 2:<br />
Möglichkeit 1: Recherche in verschiedenen<br />
psychiatrischen Kliniken zu deren Umgang<br />
mit Deeskalationstraining und –strategien.<br />
Üben von Fixierung im Selbstversuch<br />
Möglichkeit 2: Seminar (hauseigen) zum<br />
Thema Deeskalationsstrategien und fachgerechte<br />
Fixierung, Handeln bei Notfallalarm<br />
Lernsequenz 4 6 h<br />
Selbstpflege der<br />
Pflegenden in<br />
akutpsychiatrischenEinrichtungen<br />
Die SchülerInnen entwickeln<br />
Strategien um<br />
extreme berufliche<br />
Anforderungen bewältigen<br />
zu können, um zu<br />
einem verantwortungsbewussten<br />
und authentischen<br />
professionellen<br />
Handeln zu gelangen.<br />
Sie erarbeiten Grundlagenwissen<br />
zu Fall- und<br />
Teamsupervision.<br />
Methodische Anregungen:<br />
Erfahrungsbezogener<br />
Unterricht, z.B. Interaktionsspiele<br />
/ Statuen- /<br />
Forumtheater<br />
Entspannungsübungen<br />
Achtsamkeitsübungen<br />
Recherche Institutioneller<br />
Angebote / Textarbeit<br />
oder Expertengespräch<br />
zu Supervision<br />
Ergebnissicherung: Praxisauftrag<br />
SchülerInnen und LehrerInnen entwickeln gemeinsam einen Erkundungs-/Reflexionsauftrag für einen Praxiseinsatz im<br />
Arbeitsfeld „Psychiatrische Pflege“ zum Thema „Umgang mit Macht und Gewalt in der Institution“<br />
Methodische Anregungen: Gruppenarbeit - Unterrichtsgespräch<br />
2-4h<br />
6<br />
6 h<br />
Lernsequenz 5<br />
Professionelles Pflegehandeln im<br />
Arbeitsfeld Psychiatrie<br />
Die SchülerInnen entwickeln individuelle<br />
Handlungsmöglichkeiten für diese und andere<br />
(möglichst selbsterlebte) konkreten Fallsituationen.<br />
Sie beachten dabei individuelle<br />
Reaktionsmuster in Krisen, Selbstbestimmungswünsche<br />
und –rechte des Patienten<br />
institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen<br />
und reflektieren so ethische Aspekte<br />
professionellen Handelns im Arbeitsfeld Psychiatrie<br />
in seiner Widersprüchlichkeit.<br />
Leitfragen:<br />
• Wie bleiben Pflegende in Krisen handlungsfähig?<br />
• Welches Aufgabenprofil hat ein therapeutisches<br />
Team in der Psychiatrie und welche<br />
Rolle haben Schüler?<br />
• Wie gehe ich als Pflegende mit den<br />
Selbstbestimmungswünschen des Patienten<br />
um?<br />
• Wie handeln Pflegende professionell bei<br />
gewalttätigen Patienten in der Psychiatrie?<br />
– z.B.: Ist die Entscheidung zur Fixierung<br />
richtig gewesen, obwohl sich die<br />
Situation verändert hat?<br />
Methodische Anregungen:<br />
- Unterrichtsgespräch<br />
- Handlungsalternativen entwerfen<br />
- Situation ausgehend v. Eingangssequenz<br />
szenisch weiterentwickeln (z.B.<br />
Methode Forumtheater)<br />
2 h