Ausgabe 02 / 2011 - Häuser der Mode

HAKA TRENDS MENSWEAR
HERBST/WINTER 2011/2012
Der Handel will an
die Erfolge der vergangenen
Wintersaison
anknüpfen. Mit dem
Sakko als Modemotor,
reichen, farbigen Hemden
und üppigem Strick.
Was braucht der Mann? Welche Teile hat
der Konsument noch nicht im Dutzend?
„Unsere Schränke sind voll, entsprechend
wählerisch kaufen wir ein und wollen verführt
werden“, so beschreibt Jeroen van Rooijen vom
Deutschen Mode-Institut die aktuelle Situation.
Oder, wie eine Händlerin aus Süddeutschland es
in der Fachzeitschrift TextilWirtschaft formulierte:
„Die Verbraucher sind Basic müde.“ Das
bedeutet freilich keineswegs, dass eine Revolution
in der Menswear ansteht. Im Gegenteil. Es
ist eher die Rede von einer sanften Evolution.
Trendthemen der zurückliegenden Saisons werden
weiter entwickelt. Veränderungen kommen
über einen cleaneren Look, neue Stoffoptiken
und Farben. Komfort ist ein wichtiges Stichwort,
das die allzu lässige Casualwear der Vergangenheit
in neue, cleanere Bahnen lenkt. Wichtigster
Impulsgeber für die neue Richtung in der Männermode
ist auch zum kommenden Herbst das
Sakko. Mit vielen Interpretationen auf der breiten
Skala vom Brit Chic über knackige, junge
Blazer bis hin zu neuen alpinen Varianten. Und
diese neuen Sakkos brauchen neue Hosen, neue
Hemden, neue Accessoires.
Brit Chic und Blackwatch
Lange Zeit tat man sich schwer mit dem Sakko.
Das steife, gebackene Altherrenteil war zu sehr
in den Köpfen verankert. Doch seit geraumer
Zeit bahnt sich eine Wende an. Neue Stoffentwicklungen
der Weber mit völlig neuem Griff
und neuer Optik – weich gewaschene Wolle,
flauschiger, softer Tweed – gingen einher mit der
zunehmenden Casualisierung der Männermode.
Die Lust am neuen Sakko war geweckt. Favoriten
sind softe Tweed Jackets, zum Teil mit
Window Checks, oder Hahnentritt-Dessins. Mit
in die Rubrik Brit Chic gehören auch wieder
modernisierte Hunting Jackets mit den typischen
aufgesetzten Blasebalgtaschen und Norfolkfalte.
38 FRANKFURT INSTYLE
Basics?
Nein danke!
PIERRE CARDIN
Die Details werden insgesamt zurückhaltender.
Ellbogenpatches kommen in ruhigen Farben,
zum Teil werden sie sogar aus dem gleichen Oberstoff
gefertigt. Ton-in-Ton auch schmale Lederpipings.
Das Faible für britisches Understatement
bringt auch wieder das lässig gewaschene Cordsakko
ins Spiel. Jung interpretierte Janker werfen
einen leicht ironischen Blick auf alpine Traditionen.
Outdoor tauglich wird das Sakko in
warmen Doubleface-Qualitäten oder als Twoin-One
Jacket. Sakkos in Strickoptik und unkonstruierte
Jersey-Sakkos sind wichtige Elemente.
Die Jungen mögen den knackigen Blazer, aufgepeppt
mit farbigem Pochette. Manche greifen
sogar wieder zum Blackwatch-Muster. Diese
kurzen, körpernahen, sexy Jackets könnten, so
glauben Experten, Türöffner sein für eine Anzug-
Renaissance in der jungen Menswear. Oder, wie
Jeremy Hackett, Gründer und Chairman von
Hackett, London, es jüngst formulierte: „It’s the
easy way into tailored garments.“ Um womöglich
noch Sortimentslücken zu füllen: Der Knackpunkt
ist jetzt die richtige Gewichtung von britisch,
sportiv, oder jung und sexy.
Smart Suits und Coats
Zieht der Anzug wieder an? Macht das kreative
Spiel mit dem Broken Suit – Sakko und Hose –
wieder Lust auf auf den Two Piece Suit? Im gehobenen
Genre zeichnet sich durchaus wieder eine
Wende zugunsten des Anzugs ab. Man spricht
wieder vom Zweireiher, vom Dreiteiler mit Weste
und von der Bundfaltenhose mit Umschlag.
Wichtig ist eine subtilere Ausstattung. Ton-in-
Ton Futter statt Kontrastfarben. Körpernahe
Zweiknöpfer zeigen eine rundere Schulter, dazu
schlankere Hosen. Bicolor-Effekte und Strukturen
stehen neben dezenten Checks und Streifen.
Bevorzugte Farben sind alle Grauschattierungen
bis sattes Blau. Man spricht von Klassik im positiven
Sinne. Dazu zählen auch wieder Mäntel.
„Der Mantel zieht wieder an. Da sind wir uns sicher.
Er kann auch etwas länger sein. Elegant und
sportiv zugleich“, so die Aussage eines Spezialisten.
„Wir interpretieren traditionelle Qualitäten
wie Loden neu und übersetzen sie auf junge Formen“,
ergänzt ein Mitbewerber. Die Jungen finden
Camel Coats – Kamelhaarmäntel, sogar zweireihig
– bereits wieder cool. Kurze Slipon-Formen
kommen wieder, Trenchelemente sind wichtig.
Dufflecoats bleiben kommerzielle Themen.
Jeans und Chinos
Die Chino ist nun auch in der Marktmitte angekommen.
Zum Herbst wird sie am besten bewertet
in schwereren Twill-Qualitäten oder in
Baumwolle in Woll-Optik. Daneben behaupten
sich weiterhin Cargos, freilich etwas abgeräumter.
Passend zu den aktuellen Tweedsakkos setzen
die Einkäufer auf Cordhosen, in feiner Rippe,
etwas rustikaler, aber auch in farbigem Breitcord.