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Afrikanische Elefanten im Zoo und im Freiland - Elefanten Schutz ...

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<strong>Afrikanische</strong><strong>Elefanten</strong><strong>im</strong><strong>Zoo</strong><strong>und</strong><strong>im</strong><strong>Freiland</strong>:EinVergleich<br />

Diskussion<br />

Bei gemeinsamer Betrachtung beider Geschlechter<br />

können am 15.02.2011 von 214<br />

(53,161) <strong>Afrikanische</strong>n Steppenelefanten in<br />

<strong>Zoo</strong>s <strong>und</strong> Safariparks Europas max<strong>im</strong>al 93<br />

Tiere als fortpflanzungsfähig eingestuft werden,<br />

geht man vom frühestmöglichen Pubertätszeitpunkt<br />

aus. Dies entspricht 44% des<br />

Bestandes. Sie werden gebildet von 30 Bullen<br />

zwischen 9 <strong>und</strong> 37 Jahren sowie 63 Kühen<br />

von sieben bis 50 Altersjahren.<br />

Weibchen<br />

Fortpflanzungsbeginn: Die <strong>Zoo</strong>daten ergeben<br />

einen Durchschnitt von 10,3 Jahren für das<br />

Erstgeburtsalter zoogeborener Weibchen. Somit<br />

sind zoogeborene Erstlingsmütter ca. drei<br />

Jahre jünger als in der Wildbahn, wo die<br />

Spannbreite 12,3–18 Jahre beträgt <strong>und</strong> einen<br />

Median von 13,3 Jahren ergibt (Tabelle 2). Die<br />

Ovarienuntersuchungen zeigen, dass in der<br />

Wildbahn die Geschlechtsreife durchaus auch<br />

mit sieben Jahren erreicht wird. Dies entspricht<br />

den Nachweisen aus europäischen<br />

<strong>Zoo</strong>s. Obwohl auch in der Wildbahn Erstgeburten<br />

schon mit neun Jahren verzeichnet<br />

wurden, sind diese eher die Ausnahme. In den<br />

meisten Fällen erfolgt die Erstgeburt erst ab<br />

ca. 12 oder 13 Jahren.<br />

Wie schon erwähnt, sind in der Wildbahn Umweltverhältnisse<br />

best<strong>im</strong>mend für die Fek<strong>und</strong>ität<br />

<strong>und</strong> das Alter der Erstgeburt. Es ist daher<br />

anzunehmen, dass die Ernährung eine grosse<br />

Rolle spielt. Im <strong>Zoo</strong> ist die Proteinzufuhr grösser<br />

<strong>und</strong> konstanter, es gibt keine Dürreperioden<br />

oder schlechte Jahreszeiten <strong>und</strong> daher<br />

bekommen die Weibchen etwas früher ihr erstes<br />

Kalb. In der Wildbahn sind die Bedingungen<br />

sicher härter <strong>und</strong> das Muttertier muss<br />

daher kräftiger sein bei der Geburt, um zu<br />

überleben <strong>und</strong> genügend Milch zu produzieren.<br />

Es ist anzunehmen, dass das Muttertier<br />

erst ein gewisses Gewicht <strong>und</strong> eine gewisse<br />

Grösse erreichen muss (Kurt & Mar 1996) bevor<br />

es in der Lage ist, erfolgreich zu gebären.<br />

Wie es scheint, haben die meisten Weibchen<br />

<strong>im</strong> <strong>Freiland</strong> noch nicht die nötige körperliche<br />

Grösse <strong>und</strong> genügend Reserven erreicht , ehe<br />

sie zehn- oder elfjährig sind.<br />

Es ist auch denkbar, dass ein Jungtier in der<br />

Wildbahn mehr zu lernen hat <strong>und</strong> deshalb die<br />

Pubertätszeit länger ist. Zum Beispiel müssen<br />

besondere Futterplätze in schlechten Jahren<br />

bekannt sein, wann <strong>und</strong> wie man <strong>im</strong> trockenen<br />

Flussbett nach Wasser gräbt, wie schützt man<br />

sein Kalb vor Löwen <strong>und</strong> anderen Raubtieren,<br />

wie schützt man das Kalb vor Sümpfen etc. Im<br />

<strong>Zoo</strong> fällt dies alles weg.<br />

„Pori“ <strong>im</strong> Tierpark Berlin mit dem Bullkalb „Kando“. Foto: O.Töffels<br />

Fortpflanzungsleistung: Was die absolute<br />

Fortpflanzungsleistung betrifft, bestehen grosse<br />

Unterschiede zwischen 28% züchtender<br />

Mütter <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> verglichen mit 100% in der<br />

Wildbahn. Das Intercaving Intervall <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> mit<br />

durchschnittlich 4,5 Jahren entspricht durchaus<br />

demjenigen der Wildbahn. Kommt die<br />

Zucht bei einem Weibchen erst einmal in<br />

Gang, werden also die <strong>im</strong> <strong>Freiland</strong> ermittelten<br />

Werte erreicht. Somit müssen es andere Faktoren<br />

sein, welche die schlechtere Fruchtbarkeit<br />

beeinflussen.<br />

Der erste Gr<strong>und</strong> für die mangelnde Fek<strong>und</strong>ität<br />

des Bestandes: Viele Weibchen sind unfruchtbar,<br />

weil sie nicht früh genug Gelegenheit zur<br />

Zucht bekamen.<br />

Solche Weibchen, die unfruchtbar werden, ohne<br />

je selbst Mutter geworden zu sein, machen<br />

bei den über 21-jährigen zwei Drittel aus (68<br />

von 99 Tieren). Bei den 35-jährigen <strong>und</strong> älteren<br />

sind es sogar 24 von 26 Weibchen. Die<br />

Ursache: In den meisten <strong>Zoo</strong>s wurden erst innerhalb<br />

der letzten 20 Jahre Voraussetzungen<br />

zur Zucht geschaffen. Dies verringerte die<br />

Zahl der Nonbreeder bei den späteren Jahrgängen<br />

etwas.<br />

Der Geburtenpeak liegt <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> auch etwas<br />

früher als in der Wildbahn, n<strong>im</strong>mt man in Betracht,<br />

dass die Zahlen von Hanks von toten<br />

Tieren stammen. Dies kann auch von den<br />

eben erwähnten Faktoren abhängen.<br />

Der zweite Gr<strong>und</strong>: Weibchen, die <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong> zu<br />

Müttern wurden, scheiden oft vor der physiologischen<br />

Seneszenz aus dem Fortpflanzungsgeschehen<br />

aus.<br />

Erwähnenswert ist hier, dass in der Wildbahn<br />

die Tiere länger zu züchten scheinen. In der<br />

Wildbahn n<strong>im</strong>mt die Fek<strong>und</strong>ität erst ab dem<br />

50. Lebensjahr ab, in manchen Fällen schon<br />

nach 40. Von den 14 <strong>Zoo</strong>kühen zwischen 41<br />

<strong>und</strong> 50 Jahren sind dagegen nur noch zwei<br />

(„Bahati“ <strong>und</strong> „Masa“) fruchtbar. Schaut man<br />

die Altersgruppe 35–40 Jahre an, zählt man<br />

zwölf Kühe, davon ist keine einzige mehr fortpflanzungsfähig.<br />

In diesem Alter züchten die<br />

wildlebenden <strong>Elefanten</strong> aber noch genau<br />

gleich verglichen mit jüngeren Elefantinnen<br />

(Moss 2001; Whitehouse & Hall-Martin 2000),<br />

also zu nahezu 100%.<br />

Einerseits wird der Fek<strong>und</strong>itätsindex der älteren<br />

<strong>Zoo</strong>weibchen durch die hohe Zahl nie<br />

züchtender Kühe reduziert. Bedenklich ist andererseits,<br />

dass vergleichsweise viele Mütter<br />

vorzeitig starben (Tabelle 5). Hier besteht in<br />

Menschenobhut offenbar noch Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf<br />

hinsichtlich der Haltungsumstände.<br />

Im Vergleich zu den 13 verstorbenen Zuchtkühen<br />

wurden aber fast genauso viele Mütter<br />

inzwischen unfruchtbar, weil sich deren Zuchtsituation<br />

trotz menschlicher Fürsorge verschlechterte<br />

(zehn Weibchen). Dies ist ein<br />

Anlass zu detaillierten Untersuchungen der<br />

Zuchtbemühungen in Menschenhand.<br />

Generell ist die Fek<strong>und</strong>ität bei älteren Kühen in<br />

der Wildbahn viel grösser als <strong>im</strong> <strong>Zoo</strong>. Von 57<br />

<strong>Zoo</strong>weibchen, die überhaupt je Nachwuchs<br />

hatten, sind es lediglich sechs, die zwischen 25<br />

<strong>und</strong> 49 Jahren Mutter geworden sind mit zusammen<br />

17 Nachkommen. Davon gebaren<br />

zwei Kühe in Ramat Gan allein zehn Kälber,<br />

was bedeutet, dass nur drei weitere <strong>Zoo</strong>s mit<br />

über 25-jährigen züchten! Das ist <strong>im</strong>merhin genau<br />

das beste Zuchtalter in der Wildbahn. Zum<br />

physiologischen Alter des Reproduktionsendes<br />

liegen somit bisher keine <strong>Zoo</strong>daten vor.<br />

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