18.11.2014 Aufrufe

Licht und geometrische Optik

Licht und geometrische Optik

Licht und geometrische Optik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Physik II für Nebenfächler - SS 02<br />

Kapitel 25<br />

Ian C. Brock<br />

27. August 2002 – 11 : 50<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

25 <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> 1<br />

25.1 Die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

25.2 Das Huygensche Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

25.3 Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

25.4 Brechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

25.5 Dispersion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

25.6 Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

25.7 Geometrische <strong>Optik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

25.8 Durch Brechung erzeugte Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

25.9 Dünne Linsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

25.10Bildkonstruktion bei Linsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

25.11Optische Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

25.11.1 Das Auge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

25.11.2 Die Lupe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

25.11.3 Das Fernrohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

25.11.4 Das Mikroskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

25 <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong><br />

In diesem Kapitel werde ich über die allgemeinen Eigenschaften von <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> von der<br />

<strong>geometrische</strong>n <strong>Optik</strong> reden. Im nächsten Kapitel beschäftige ich mich mit Interferenz <strong>und</strong><br />

Beugung. Da die Zeit sehr knapp ist, kann ich eigentlich nur versuchen, Ihnen einen Einblick<br />

in die wichtigsten Themen zu geben. Ich werde versuchen die Gr<strong>und</strong>ideen zu erklären.<br />

Wenn Sie mehr über Anwendungen, wie z.B. optische Instrumente oder die Vielzahl von<br />

Interferenzeffekte wissen wollen, müssen Sie es in den Büchern nachlesen.<br />

Ist <strong>Licht</strong> ein Teilchen oder eine Welle? Mit dieser Frage beschäftigt man sich seit Jahrh<strong>und</strong>erten.<br />

Gegen Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es einen erbitterten Streit darüber. Isaac<br />

Lecture 31, 10/07/2002


2<br />

Newton favorisierte eine Teilchenbeschreibung, weil er damit die geradlinige Ausbreitung<br />

des <strong>Licht</strong>s erklären konnte. Er konnte auch die Gesetze der Brechung <strong>und</strong> Reflexion mit ihr<br />

in Einklang bringen. Allerdings musste er annehmen, dass sich das <strong>Licht</strong> im Wasser oder<br />

im Glas schneller als in der Luft ausbreitet; dies stellte sich später als falsch heraus.<br />

Die Hauptbefürworter der Wellentheorie des <strong>Licht</strong>s waren Christian Huygens <strong>und</strong> Robert<br />

Hooke. Huygens konnte die Reflexion <strong>und</strong> Brechung erklären. Dabei nahm er an, dass<br />

sich <strong>Licht</strong> in transparenten Medien wie Wasser oder Glas deutlich langsamer als in Luft<br />

ausbreitet.<br />

Zu der Zeit waren Beugungseffekte, also die Ablenkung eines <strong>Licht</strong>strahls an einem Hindernis,<br />

noch nicht beobachtet worden. Newtons großes Ansehen führte dazu, dass seine<br />

Ablehnung der Wellentheorie des <strong>Licht</strong>s von vielen Wissenschaftlern übernommen wurde.<br />

Newtons Teilchentheorie des <strong>Licht</strong>s wurde über 100 Jahre lang akzeptiert, bis im Jahr 1801<br />

Thomas Young die Interferenz als Wellenphänomen erklärte. Solche Effekte treten sowohl<br />

bei akustischen als auch bei <strong>Licht</strong>wellen auf. Es dauerte aber mehr als ein Jahrzehnt bis<br />

Youngs Ideen sich durchsetzen konnte. Einen wesentlichen Beitrag dazu lieferte Augustin<br />

Fresnel, der umfassende Experimente zur Interferenz <strong>und</strong> zur Beugung durchführte <strong>und</strong><br />

dabei eine mathematische Formulierung der Wellentheorie erarbeitete. Er zeigte, dass die<br />

beobachtete geradlinige <strong>Licht</strong>ausbreitung auf den sehr kurzen Wellenlängen des sichtbaren<br />

<strong>Licht</strong>s beruht. Im Jahre 1850 wies Jean Foucault experimentell nach, dass die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit<br />

in Wasser kleiner als in Luft ist. Damit war Newtons Teilchentheorie widerlegt.<br />

Im Jahre 1860 veröffentlichte James Maxwell seine Theorie des Elektromagnetismus.<br />

Sie sagte die Existenz elektromagnetischer Wellen voraus, die sich im Vakuum mit<br />

<strong>Licht</strong>geschwindigkeit ausbreiten sollten. Maxwells Theorie wurde im Jahre 1887 durch die<br />

Versuche von Heinrich Hertz bestätigt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden<br />

die Maxwellsche Gleichungen verwendet, um die Interferenz <strong>und</strong> die Beugung von <strong>Licht</strong><br />

<strong>und</strong> anderen elektromagnetischen Wellen zu erklären. Damit erhielten die empirischen Methoden<br />

von Huygens eine weitere theoretische F<strong>und</strong>ierung.<br />

Es gibt aber Effekte, darunter den photoelektrischen Effekt, die man jedoch nur damit<br />

erklären kann, wenn <strong>Licht</strong> auch ein Teilchencharakter hat. Die <strong>Licht</strong>teilchen werden Photonen<br />

genannt. Die Energie eines Photons hängt mit der Frequenz des <strong>Licht</strong>s zusammen<br />

über:<br />

E = hν<br />

Dabei ist h das Plancksche Wirkungsquantum. Nach 1920 zeigten Experimente, dass Elektronen<br />

(also Teilchen) ebenfalls eine duale Natur besitzen, d.h. sowohl Welleneigenschaften<br />

als auch Teilcheneigenschaften. Diese Erscheinungen werden Wellen-Teilchen-Dualismus<br />

genannt.<br />

In den letzten Jahrzehnten waren die technische Entwicklung in der <strong>Optik</strong> rasant. Die<br />

Welt ohne Laser ist fast <strong>und</strong>enkbar. Ihre Anwendungen reichen von der Beobachtung unbekannter<br />

optischer Effekte bis zum Abtasten von CDs <strong>und</strong> das Lesen von Barcodes im<br />

Supermarkt!<br />

Ich werde mich hier aber ausschließlich mit der Wellennatur des <strong>Licht</strong>s beschäftigen. Wir<br />

messen zuerst die Geschwindigkeit des <strong>Licht</strong>s <strong>und</strong> dann werde ich das Huygensche Prinzip<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 31, 10/07/2002


25.1: Die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit 3<br />

vorstellen <strong>und</strong> über Reflexion, Brechung <strong>und</strong> Dispersion reden. Wegen Zeitmangels, kann<br />

ich sehr wenig über Polarisation erzählen.<br />

25.1 Die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit<br />

Die erste Abschätzung der <strong>Licht</strong>geschwindigkeit stammte aus astronomischen Messungen,<br />

<strong>und</strong> zwar aus der Umlaufdauer (Periode) des Jupitermondes Io. Ich überlasse es Ihnen<br />

(oder Fragen), wie man aus solchen Messungen die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit herleiten kann.<br />

⇒ Transparency Io, Jupiter <strong>und</strong> <strong>Licht</strong>geschwindigkeit (jupiter.jpg)<br />

Wir werden eine Kaffeemühle verwenden! Die Methode misst eine kleine Ablenkung, in der<br />

man einen sehr langen Hebelarm verwendet.<br />

⇒ Experiment 461: Messung der <strong>Licht</strong>geschwindigkeit<br />

1983 beschloss die 17. Generalversammlung für Maße <strong>und</strong> Gewicht, den derzeit genauesten<br />

Wert der <strong>Licht</strong>geschwindigkeit in Vakuum<br />

c = 299 792 458 m s −1<br />

als exakt zu definieren. Auf dieser Basis ist die Einheit Meter neu definiert worden. Für<br />

die meisten praktischen Rechnungen ist der Wert c = 3 × 10 8 m s −1 genau genug. Nicht<br />

nur das <strong>Licht</strong>, sondern alle elektromagnetischen Wellen, wie Radiowellen, Mikrowellen,<br />

Röntgenstrahlung <strong>und</strong> Gammastrahlung breiten sich mit <strong>Licht</strong>geschwindigkeit aus.<br />

Die Maxwellsche Gleichungen sagen auch, dass die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit durch:<br />

c = 1 √<br />

ε0 µ 0<br />

gegeben ist. µ 0 hat den exakten Wert 4π ×10 −7 . ε 0 kann man aus Messungen der Kapazität<br />

gewinnen <strong>und</strong> damit auch einen Wert für c bekommen.<br />

25.2 Das Huygensche Prinzip<br />

Betrachten wir einen Ausschnitt aus einer kugelförmigen Wellenfront, die von einer Punktquelle<br />

ausgeht.<br />

⇒ Transparency Kugelförmige Wellenfront (huygen1.jpg)<br />

Eine Fläche, deren Punkte in gleicher Phase schwingen, nennt man Wellenfront. Zur Zeit<br />

t ist der Radius einer Wellenfront r. Dann ist er zur Zeit t + ∆t gleich r + c∆t, wobei<br />

c die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle ist. Wenn aber ein Teil der Welle auf ein<br />

Hindernis trifft oder durchquert ein anderes Medium, so ist die Bestimmung der Wellenfront<br />

wesentlich komplizierter:<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 31, 10/07/2002


25.3: Reflexion 4<br />

⇒ Transparency Wellenfront vor <strong>und</strong> nach dem Durchgang eines Stück Glas (huygen1.jpg)<br />

Die Ausbreitung der Welle lässt sich aber mit einer <strong>geometrische</strong>n Methode beschreiben.<br />

Sie wurde im Jahre 1678 von Christian Huygens entwickelt <strong>und</strong> wird heute Huygensche<br />

Prinzip genannt:<br />

Jeder Punkt einer bestehenden Wellenfront ist Ausgangspunkt einer<br />

neuen kugelförmigen Elementarwelle, die die gleiche Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Frequenz wie die ursprüngliche Wellenfront<br />

hat. Die Einhüllende aller Elementarwellen ergibt die Wellenfront<br />

zu einem späteren Zeitpunkt<br />

Mit Anwendung des Huygensche Prinzip können wir die Ausbreitung einer ebenen <strong>und</strong><br />

einer kugelförmigen Welle zeigen:<br />

⇒ Transparency Die Huygensche Konstruktion (huygen3.jpg)<br />

Wie das Prinzip funktioniert, können wir auch experimentell demonstrieren.<br />

⇒ Experiment 493: Wellenwanne<br />

Man sieht, dass die Wellenfront für eine ebene Platte <strong>und</strong> für eine Serie von Punktquellen<br />

in beiden Fällen ein ebene Welle ist.<br />

Da jeder Punkt der Wellenfront Ausgangspunkt einer neuen Elementarwelle ist, gibt es<br />

natürlich auch Wellen, die in die entgegengesetzte Richtung laufen. Huygens selbst ignorierte<br />

diese Wellen. Fresnel modifizierte später das Prinzip: Durch Berücksichtigung ihrer<br />

relativen Intensitäten <strong>und</strong> Phasen kann die neue Wellenfront aus der vorigen durch<br />

Überlagerung der Elementarwellen bestimmt werden. Dieses Prinzip ist eine Konsequenz<br />

der Wellengleichung. Die Intensität der Welle hängt auch von ihrer Phase ab <strong>und</strong> man<br />

kann zeigen, dass die Intensität der rücklaufenden Welle gleich Null ist.<br />

Das Prinzip werden wir jetzt anwenden, um die Gesetze der Reflexion <strong>und</strong> der Brechung<br />

herzuleiten. Im nächsten Kapitel wird es anwendet, um das Beugungsmuster eines Einzelspalts<br />

zu berechnen.<br />

Ich werde häufig den Begriff Strahl im folgenden verwenden. Mit Strahlen sind die Linien<br />

gemeint, die senkrecht auf der Wellenfront stehen <strong>und</strong> in Richtung der Wellenausbreitung<br />

zeigen.<br />

25.3 Reflexion<br />

Treffen Wellen irgendeiner Art auf eine ebene Fläche (etwa einen Spiegel), dann entstehen<br />

neue Wellen, die sich von der Fläche wegbewegen. Dieses Phänomen wird Reflexion<br />

genannt. Sie tritt immer an der Grenzfläche zwischen zwei verschiedenen Medien auf. Betrachten<br />

wir einen <strong>Licht</strong>strahl, der auf eine glatte <strong>Licht</strong>/Glas-Grenzfläche trifft.<br />

⇒ Transparency Reflexionswinkel (reflexion1.fig)<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 31, 10/07/2002


25.3: Reflexion 5<br />

Ein Teil der ankommenden Energie wird reflektiert <strong>und</strong> ein Teil tritt in das Glas ein, wird<br />

also transmittiert. Der Winkel θ 1 zwischen dem einfallenden Strahl <strong>und</strong> der Normalen heißt<br />

Einfallswinkel. Die durch den einfallenden Strahl <strong>und</strong> die Normale definierte Ebene heißt<br />

Einfallsebene. Der reflektierte Strahl liegt auch in der Einfallsebene <strong>und</strong> bildet mit der<br />

Flächennormalen den Reflexionswinkel θ r , der gleich dem Einfallswinkel ist:<br />

θ r = θ 1<br />

Dieses Reflexionsgesetz gilt für alle Arten von Wellen. Der Anteil der Energie der reflektiert<br />

wird, ist eine kompliziere Funktion vom Einfallswinkel, von der Orientierung des elektrischen<br />

Feldes der Welle <strong>und</strong> von der <strong>Licht</strong>geschwindigkeit im Medium. Die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit<br />

in einem Medium wird durch seine Brechzahl charakterisiert. Dies ist definiert als<br />

Verhältnis der <strong>Licht</strong>geschwindigkeit in Vakuum (c) <strong>und</strong> derjenigen im betreffenden Medium<br />

(c m ):<br />

n = c<br />

c m<br />

Für den Spezialfall des senkrechten Einfalls θ 1 = θ r = 0 ◦ ist die Intensität des reflektierten<br />

Strahls<br />

( ) 2 n1 − n 2<br />

I =<br />

I 0<br />

n 1 + n 2<br />

Darin ist I 0 die einfallende Intensität <strong>und</strong> n 1 sowie n 2 sind die Brechzahlen der beiden<br />

Medien. Für eine Luft/Glas-Grenzfläche gilt n 1 = 1 <strong>und</strong> n 2 = 1,5. Damit ist die reflektierte<br />

Intensität I = I 0 /25. Es wird also 4% der einfallenden Energie reflektiert <strong>und</strong> der Rest wird<br />

transmittiert.<br />

Betrachten wir ein enges Strahlenbündel, das von einer Punktquelle P ausgeht <strong>und</strong> an einer<br />

glatten Oberfläche reflektiert wird.<br />

⇒ Transparency Reflexion in einem Spiegel (reflexion2.jpg)<br />

Nach der Reflexion laufen die Strahlen so auseinander als kämen sie von Punkt P ′ hinter der<br />

Oberfläche. Dieser Punkt P ′ wird als Bild des Punktes P bezeichnet. Das Auge kann hierbei<br />

nicht entscheiden, ob die Strahlen von P oder P ′ ausgehen. Die Reflexion an einer glatten<br />

Oberfläche wird als reguläre Reflexion oder Spiegelreflexion bezeichnet, im Unterschied zur<br />

Streuung oder diffusen Reflexion an einer rauen Oberfläche.<br />

Der physikalische Mechanismus der Reflexion lässt sich als Absorption <strong>und</strong> Abstrahlung<br />

des <strong>Licht</strong>s durch die Atome des reflektierenden Mediums erklären. Tritt <strong>Licht</strong> auf eine<br />

Glasoberfläche, absorbieren die Atome im Glas <strong>und</strong> strahlen es mit der gleichen Frequenz<br />

in alle Richtung ab. Die Einhüllende aller von den Atomen ausgehenden Elementarwellen<br />

ergibt die neue Wellenfront.<br />

Wir wenden jetzt das Huygensche Prinzip an, um das Reflexionsgesetz herzuleiten. Betrachten<br />

wir eine ebene Wellenfront AA ′ . Sie trifft im Punkt A auf einen Spiegel.<br />

End of<br />

Lecture<br />

31<br />

⇒ Transparency Ebene Wellen, die an einem ebenen Speigel reflektiert werden (reflexion3.jpg)<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 32, 11/07/2002


25.4: Brechung 6<br />

Der Winkel zwischen einfallender Wellenfront <strong>und</strong> Spiegel φ 1 ist gleich dem Einfallswinkel<br />

θ 1 . Nach dem Huygenschen Prinzip ist jeder Punkt der Wellenfront als Punktquelle einer<br />

sek<strong>und</strong>ären Elementarwelle anzusehen. Wir ermitteln die Position der Wellenfront nach der<br />

Zeit t, in dem wir Elementarwellen mit dem Radius ct konstruieren, deren Mittelpunkte auf<br />

der Wellenfront AA ′ liegen. Elementarwellen, die den Spiegel noch nicht betroffen haben,<br />

bilden die neue Wellenfront BB ′ . Wellen, die den Spiegel trafen, werden reflektiert <strong>und</strong> liefern<br />

die neue Wellenfront BB ′′ . Verfolgen wir den Verlauf weiter ergeben sich Wellenfronten<br />

C ′′ CC ′ aus den Wellenfront B ′′ BB ′ .<br />

Man kann in einer Detailvergrößerung besser sehen was passiert, wo wir nur den Teil AP<br />

der Wellenfront betrachten, der während der Zeit t auf den Spiegel trifft.<br />

⇒ Transparency Geometrische Darstellung des Huygenschen Prinzips für Reflexion (reflexion4.fig)<br />

In dieser Zeit erreicht die vom Punkt P ausgehende Welle den Spiegle im Punkt B. Die reflektierte<br />

von Punkt A ausgehende Welle erreicht den Punkt B ′′ . Die reflektierte Wellenfront<br />

B ′′ B bildet mit dem Spiegel den Winkel φ r , der gleich dem Reflexionswinkel θ r zwischen<br />

dem reflektierten Strahl <strong>und</strong> der Spiegelnormale ist. Die Dreiecke BPA <strong>und</strong> BB ′′ A sind<br />

rechtwinklig. Sie haben die gemeinsame Seite AB. Die Seiten AB ′′ <strong>und</strong> BP sind gleich; sie<br />

haben die Länge ct. Daher sind beide Dreiecke kongruent, so dass die Winkel φ 1 <strong>und</strong> φ r<br />

gleich sind. Das bedeutet, dass der Reflexionswinkel θ r gleich dem Einfallswinkel θ 1 ist.<br />

25.4 Brechung<br />

Wenn ein <strong>Licht</strong>strahl auf die Grenzfläche zweier verschiedener Medien trifft, wird ein Teil<br />

der <strong>Licht</strong>energie reflektiert <strong>und</strong> der andere Teil geht durch die Grenzfläche in das zweite<br />

Medium über. Nach Eintritt des zweiten Mediums ändert sich die Ausbreitungsrichtung<br />

des Strahls. Die Richtungsänderung des Strahls wird Brechung genannt.<br />

Der Effekt der Brechung lässt sich damit erklären, dass das <strong>Licht</strong> in jedem Medium eine<br />

andere Ausbreitungsgeschwindigkeit hat. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der durch<br />

das Medium gehenden Welle ist kleiner als diejenige der Welle im Vakuum. Daher ist die<br />

Brechzahl des zweiten Mediums größer als 1. Eine vollständige Erklärung für die langsamere<br />

Geschwindigkeit werde ich hier nicht geben. In Materie müssen zur Erklärung der<br />

Ausbreitung zusätzliche Streuprozesse berücksichtigt werden. Eine <strong>Licht</strong>welle wird von den<br />

Atomen des Mediums absorbiert <strong>und</strong> wieder abgestrahlt. Diese führt letztlich zu einer kleineren<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit.<br />

Die Frequenz des <strong>Licht</strong>s bleibt beim Durchgang von einem Medium in ein anderes erhalten.<br />

(Atome absorbieren <strong>und</strong> strahlen das <strong>Licht</strong> mit der gleichen Frequenz ab, weil die Elektronen<br />

auf festen Energieniveaus sind). Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der durchgehenden<br />

Welle ändert sich <strong>und</strong> damit auch ihre Wellenlänge. Wenn <strong>Licht</strong> mit der Wellenlänge λ<br />

<strong>und</strong> der Frequenz ν vom Vakuum in ein Medium mit der Brechzahl n transmittiert wird,<br />

so ist seine Wennlänge λ ′ im Medium<br />

λ ′ = c m<br />

ν = c/n<br />

ν<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 32, 11/07/2002<br />

= λ<br />

n


25.4: Brechung 7<br />

Betrachten wir wieder einen <strong>Licht</strong>strahl, der auf eine ebene glatte Luft/Glas-Grenzfläche<br />

tritt.<br />

⇒ Transparency Brechungswinkel (brechung1.fig)<br />

Der in das Glas eintretende Strahl heißt gebrochener Strahl <strong>und</strong> der Winkel θ 2 wird Brechungswinkel<br />

genannt. Der eintretende Strahl wird zur Normalen hingebrochen, d.h. der<br />

Brechungswinkel θ 2 ist kleiner als der Einfallswinkel, weil Glas optisch dicker ist als Luft.<br />

Verläuft der Strahlengang in umgekehrte Richtung wird der austretende Strahl von der<br />

Normalen weggebrochen.<br />

Betrachten wir eine ebene Welle, die auf eine Luft/Glas-Grenzfläche trifft.<br />

⇒ Transparency Geometrische Darstellung des Huygenschen Prinzips für Brechung (brechung2.jpg)<br />

Die Strecke AP ist ein Teil der wellenfront in Luft (Medium 1). Sie trifft unter dem Einfallswinkel<br />

θ 1 auf die Glasoberfläche. In der Zeit t legt die vom Punkt P ausgehende Elementarwelle<br />

den Weg c 1 t zurück <strong>und</strong> erreicht dabei den Punkt B. Während dieser Zeit legt<br />

die vom Punkt A ausgehende Elementarwelle den Weg c 2 t im Glas (Medium 2) zurück. Die<br />

neue Wellenfront BB ′ verläuft nicht parallel zur ursprünglichen Wellenfront AP, weil die<br />

Geschwindigkeiten c 1 <strong>und</strong> c 2 unterschiedlich sind. Aus dem rechtwinkligen Dreieck BPA<br />

ergibt sich<br />

sin φ 1 = c 1t<br />

AB<br />

oder<br />

AB =<br />

c 1t<br />

=<br />

c 1t<br />

sin φ 1 sin θ 1<br />

weil φ 1 = θ 1 . Entsprechend für den rechtwinkligen Dreieck AB ′ B<br />

sin φ 2 = c 2t<br />

AB<br />

oder<br />

AB =<br />

c 2t<br />

=<br />

c 2t<br />

sin φ 2 sin θ 2<br />

weil φ 2 = θ 2 . Wir setzen die Ausdrücke für AB gleich <strong>und</strong> erhalten<br />

sin θ 1<br />

c 1<br />

= sin θ 2<br />

c 2<br />

Durch Einsetzen von c 1 = c/n 1 <strong>und</strong> c 2 = c/n 2 erhalten wir<br />

n 1 sin θ 1 = n 2 sin θ 2<br />

Dieser Zusammenhang – das Brechungsgesetz – wurde experimentell im Jahre 1621 vom<br />

holländischen Physiker Willebrod Snellius entdeckt. Wir sprechen heute vom Gesetz von<br />

Snellius.<br />

Das Brechungsgesetz gilt für alle Arten von Wellen, die die Grenzfläche zwischen zwei<br />

Medien passieren. Man sieht es auch bei ebenen Wasserwellen.<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 32, 11/07/2002


25.4: Brechung 8<br />

⇒ Transparency Brechung ebener Wasserwellen (wellen.jpg)<br />

An der Grenzlinie ändert sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen, weil sie in ein<br />

Gebiet mit anderer Wassertiefe eintreten.<br />

Wir können auch die Brechung von einem <strong>Licht</strong>strahl im Wasser schön demonstrieren.<br />

⇒ Experiment 499: Reflexion <strong>und</strong> Brechung in Wasser<br />

Überlegen wir was passiert wenn wir eine Punktquelle im Glas betrachten. Die von ihr<br />

ausgehenden <strong>Licht</strong>strahlen treffen unter verschiedenen Winkeln auf die Grenzfläche zwischen<br />

Glas <strong>und</strong> Luft. Alle austretende Strahlen werden von der Normalen weggebrochen.<br />

Mit zunehmendem Einfallswinkel wird der Brechungswinkel größer, bis ein kritischer Einfallswinkel<br />

θ k erreicht wird, für den der Brechungswinkel gleich 90 ◦ ist.<br />

⇒ Transparency Reflexion <strong>und</strong> Transmission gegen Einfallswinkel (tir1.jpg)<br />

Für einen <strong>Licht</strong>strahl, dessen Einfallswinkel größer als dieser kritische Winkel θ k ist, tritt<br />

keine Brechung auf, sondern ausschließlich Reflexion in das dichtere Medium zurück. Dieses<br />

Phänomen wird als Totalreflexion bezeichnet.<br />

⇒ Transparency Totalreflexion (tir2.jpg)<br />

Für den kritischen Winkel gilt<br />

sin θ k = n 2<br />

n 1<br />

Totalreflexion kann nur austreten, wenn <strong>Licht</strong> aus einem Medium mit der Brechzahl n 1<br />

in ein anderes mit kleinerer Brechzahl n 2 < n 1 übergeht. Wir können den Effekt auch in<br />

Wasser demonstrieren.<br />

Der kritische Winkel für Glas berechnen wir aus<br />

sin θ k = 1,00<br />

1,50 = 0,667<br />

weil die Brechzahl von Glas 1,5 ist. Damit beträgt der kritische Winkel θ k der Totalreflexion<br />

42 ◦ . Die Brechzahl von Wasser ist 1,33. Damit ist der kritische Winkel in Wasser 49 ◦ .<br />

Diamant hat eine sehr hohe Brechzahl, 2,42, was einen kritischen Winkel von nur 24 ◦<br />

entspricht.<br />

Ein <strong>Licht</strong>strahl der senkrecht durch eine der beiden Kathetenseiten eines gleichschenkligen<br />

rechtwinkligen Glasprismas in dieses eintritt, wird totalreflektiert <strong>und</strong> verlässt das Prisma<br />

senkrecht zur anderen Kathetenseite:<br />

⇒ Transparency <strong>Licht</strong>strahl in einem Prisma (prisma.fig)<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 32, 11/07/2002


25.5: Dispersion 9<br />

Fällt ein <strong>Licht</strong>strahl senkrecht zur Hypothenusenfläche des Prismas ein, wird er zweimal<br />

total reflektiert <strong>und</strong> verlässt das Prisma in der Gegenrichtung. In vielen optischen Instrumenten<br />

dienen Prismen dazu, die <strong>Licht</strong>strahlen verlustfrei abzulenken.<br />

Eine neuere Anwendung der Totalreflexion ist die Übertragung von <strong>Licht</strong> durch Glasfasern.<br />

Wenn die Faser nicht zu stark gekrümmt ist, kann kein <strong>Licht</strong> seitlich austreten.<br />

⇒ Transparency <strong>Licht</strong> in einer Faser (faser1.jpg)<br />

Ein Bündel von Glasfasern kann zum Übertragen von Abbildungen oder Daten verwendet<br />

werden.<br />

⇒ Experiment 497: Glasfaseroptik<br />

Es wird in der Medizin verwendet, um bei der so genannten Endoskopie innere Organe<br />

ohne Operation zu überprüfen.<br />

⇒ Transparency <strong>Licht</strong>faser für Bildübertragung (faser2.jpg)<br />

⇒ Transparency Bild rekonstruiert aus Glasfasern (faser3.jpg)<br />

Wenn die Übertragung von Daten durch modulierte elektromagnetische Wellen geschieht,<br />

ist die Übertragungsrate stark von der Frequenz der Trägerwelle abhängig. In den Glasfasern<br />

dienen <strong>Licht</strong>wellen als Informationsträger. Sie haben Frequenzen in der Größenordnung<br />

von 10 8 Hz. Dadurch sind wesentlich höhere Datenübertragungsraten erzielbar als etwa mit<br />

R<strong>und</strong>funkwellen, deren Frequenz nur in der Größenordnung von 10 6 liegt.<br />

Wenn sich der Brechungsindex eines Mediums räumlich ändert, dann führt das zu einer<br />

Krümmung des <strong>Licht</strong>weges der durchgehenden <strong>Licht</strong>strahlen infolge der Brechung.<br />

⇒ Transparency Eine Luftspiegelung (luftspiegelung1.jpg)<br />

⇒ Transparency Eine Luftspiegelung (luftspiegelung2.jpg)<br />

25.5 Dispersion<br />

Die Brechzahl jeder Substanz (<strong>und</strong> damit die Geschwindigkeit von <strong>Licht</strong> in der Substanz)<br />

ist geringfügig von der Wellenlänge bzw. von der Frequenz abhängig. Diesen Effekt nennt<br />

man Dispersion. Die Abbildung zeigt die Abhängigkeit der Brechzahl von der Wellenlänge<br />

für einige Glassorten.<br />

⇒ Transparency Brechzahl gegen <strong>Licht</strong>wellenlänge (brechzahl.jpg)<br />

Die Brechzahl von Glas nimmt mit zunehmender Wellenlänge ab. D.h. dass die <strong>Licht</strong>geschwindigkeit<br />

von blauem <strong>Licht</strong> kleiner als rotes <strong>Licht</strong> im Glas ist. Damit wird rotes <strong>Licht</strong><br />

weniger gebrochen als blaues <strong>Licht</strong>. Trifft weißes <strong>Licht</strong> auf ein Glasprisma, so wird es in<br />

seine Farbkomponenten zerlegt.<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 32, 11/07/2002


25.6: Polarisation 10<br />

⇒ Experiment 513: Dispersion mit einem Prisma<br />

Wir können ein Prisma auch verwenden, um zu zeigen dass Infrarot Strahlung auch existiert,<br />

<strong>und</strong> dass für eine normale Lampe, die meiste Energie im Infrarot abgestrahlt wird.<br />

⇒ Experiment 463: Infrarote Strahlung nachweisen<br />

Prinzipiell kann man mit diesem Aufbau auch zeigen, dass es auch ultraviolette Strahlung<br />

gibt. Ultraviolette Strahlung wird aber von Glas absorbiert. Man muss ein Quarz Prisma<br />

nehmen, um die ultravioletter Strahlung zu beobachten.<br />

Einen Regenbogen kann man mit einer Kombination aus Reflexion <strong>und</strong> Dispersion des<br />

Sonnenlichts an Wassertröpfchen, die in der Luft schweben, erklären.<br />

⇒ Transparency Totalreflexion in einem Wassertropfen (regenbogen.jpg)<br />

25.6 Polarisation<br />

Bei jeder transversalen Welle steht die Schwingungsebene senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung.<br />

Pflanzt sich eine Welle z.B. in der Längsrichtung einer Saite fort, so stehen die<br />

Auslenkungen senkrecht auf der Saite. Bei einer <strong>Licht</strong>welle, die sich entlang der z-Achse<br />

ausbreitet, stehen elektrisches <strong>und</strong> magnetisches Feld sowohl auf der z-Achse als auch aufeinander<br />

senkrecht. Eine Welle nennt man linear polarisiert, wenn ihre Auslenkung nur<br />

eine Richtung senkrecht zur Ausbreitungsrichtung annehmen. Die Polarisation können wir<br />

leicht mit mechanischen Wellen auf einer Saite zeigen.<br />

⇒ Experiment 200: Transversalwellen mit Gummiseil<br />

Bewegt man ein Ende der Saite in vertikale Richtung auf <strong>und</strong> ab, so wird sie in Schwingungen<br />

geraten, wobei die Auslenkungen nur nach oben <strong>und</strong> nach unten, also in vertikaler<br />

Richtung verlaufen. Die auf der Saite entlanglaufende Welle ist damit linear polarisiert.<br />

Bewegt man das Ende der Saite mit konstanter Winkelgeschwindigkeit auf einem Kreis,<br />

ist die entstehende Welle zirkular polarisiert. In diesem Fall bewegen sich alle Segmente<br />

der Saite auf einem Kreis. Eine unpolarisierte Welle lässt sich erzeugen, indem man ein<br />

Saitenende in unregelmäßige Weise horizontal <strong>und</strong> vertikal bewegt.<br />

Die meisten Wellen, die durch eine einzige Quelle erzeugt werden, sind polarisiert. Elektromagnetische<br />

Wellen, die von einem einzigen Atom oder von einer einzelnen Antenne<br />

emittiert werden, sind polarisiert. Dagegen sind Wellen, die durch Überlagerung der aus<br />

vielen Quellen stammenden Primärwellen entstehen, gewöhnlich unpolarisiert. Beispielsweise<br />

ist das <strong>Licht</strong> einer Glühbirne vollständig unpolarisiert, weil es von den Schwingungen<br />

vieler Atome herrührt, die voneinander weitgehend unabhängig sind.<br />

Es gibt viele Effekte mit deren Hilfe man aus unpolarisiertem <strong>Licht</strong> polarisiertes erzeugen<br />

kann: Absorption, Streuung, Reflexion <strong>und</strong> Doppelbrechung. Ich habe aber leider keine<br />

Zeit, weiter darauf einzugehen.<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002<br />

End of<br />

Lecture<br />

32


25.7: Geometrische <strong>Optik</strong> 11<br />

25.7 Geometrische <strong>Optik</strong><br />

Die <strong>Licht</strong>wellenlänge ist, verglichen mit den meisten Hindernissen <strong>und</strong> Öffnungen im <strong>Licht</strong>weg<br />

sehr klein. Deswegen kann die Beugung (die Ablenkung der <strong>Licht</strong>strahlen an den<br />

Kanten der Gegenstände) oft vernachlässigt werden. Die Ausbreitung des <strong>Licht</strong>s lässt sich<br />

durch die geradlinige Fortpflanzung von <strong>Licht</strong>strahlen beschreiben. Die <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong><br />

befasst sich mit der Untersuchung der Phänomen, die im Rahmen dieser Näherung zu<br />

erklären sind.<br />

Ich habe oben kurz skizziert, wie man zu einem Bild in einem ebenen Spiegel kommt:<br />

⇒ Transparency Reflexion in einem Spiegel (reflexion2.jpg)<br />

Nach Reflexion laufen die Strahlen so auseinander als kämen sie vom Punkt P ′ hinter<br />

dem Spiegel her, der vom Spiegel den gleichen Abstand hat wie Punkt P. Das, was der<br />

Beobachter im Spiegel sieht ist das Bild des Gegenstandes. Man spricht hier von einem<br />

virtuellen Bild, weil keine wirklichen Strahlen von ihm ausgehen. Ein weiteres Kennzeichen<br />

eines virtuellen Bildes ist, dass der Beobachter die reflektierten Strahlen nicht von solchen<br />

unterscheiden kann, die bei Abwesenheit des Spiegels von einer Punktquelle am Ort des<br />

Bildes ausgingen. Der Punkt P ′ wird auch Bildpunkt genannt. Er liegt auf einer Geraden<br />

senkrecht zur Spiegelebene, die durch den Gegenstandspunkt P geht. Das Bild lässt sich<br />

mit dem Auge über einen weiten Bereich beobachten.<br />

Damit ein Bild zustande kommt, ist es wichtig, dass die Strahlen von einem Punkt, in<br />

einem Punkt entweder auf das Retina oder auf einen Bildschirm treffen. Wenn das nicht<br />

der Fall ist, entsteht kein Bild. Das kann man mit einer Lochkamera demonstrieren.<br />

⇒ Experiment 518: Lochkamera<br />

Betrachten wir zwei Bilder, wo Strahlen an einem Hohlspiegel reflektiert werden:<br />

⇒ Transparency Die Umkehrbarkeit des <strong>Licht</strong>weges (umkehr.fig)<br />

Im ersten Bild werden die achsenparallel einfallenden Strahlen nach der Reflexion am Spiegel<br />

in einem Punkt, dem so genannten Brennpunkt, fokussiert. Im zweiten Bild stammen<br />

die Strahlen aus dem Brennpunkt. Sie werden dann parallel zur Achse reflektiert. Die<br />

reflektierten Strahlen verlaufen entlang den zuvor einfallenden Strahlen, jedoch in der Gegenrichtung.<br />

Die Umkehrbarkeit des <strong>Licht</strong>weges ist auch bei gebrochenen Strahlen gegeben.<br />

Entsteht durch eine reflektierende oder brechende Oberfläche ein reelles Bild eines Gegenstandes,<br />

so können wir aufgr<strong>und</strong> der Umkehrbarkeit des <strong>Licht</strong>weges dieses Bild durch einen<br />

Gegenstand ersetzen <strong>und</strong> erhalten ein neues Bild am Ort des ursprünglichen Gegenstandes.<br />

Man könnte jetzt die Eigenschaften von Kombinationen von ebenen Spiegeln untersuchen<br />

<strong>und</strong> auch was passiert, wenn man sphärischen Spiegel nimmt. Man kann aber auch Bilder<br />

durch Brechung erzeugen. Die Eigenschaften von sphärischen Spiegeln <strong>und</strong> Linsen sind sehr<br />

ähnlich. Ich werde mich also auf Linsen konzentrieren <strong>und</strong> darauf hinweisen, welche Art<br />

von sphärischen Spiegel die gleichen Eigenschaften hat.<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002


25.8: Durch Brechung erzeugte Bilder 12<br />

25.8 Durch Brechung erzeugte Bilder<br />

Betrachten wir die Erzeugung eines Bildpunktes durch eine kugelförmige Oberfläche.<br />

⇒ Transparency Bilderzeugung durch eine kugelförmige Oberfläche (bild1.fig)<br />

Die zwei Medien haben unterschiedliche Brechzahlen n 1 <strong>und</strong> n 2 , wobei n 2 > n 1 . Damit ist<br />

die Ausbreitungsgeschwindigkeit im zweiten Medium kleiner als im ersten. Wie hängt die<br />

Bildweite b von der Gegenstandsweite g, dem Krümmungsradius r sowie den Brechzahlen<br />

ab?<br />

Das Snelliussche Brechungsgesetz lautet:<br />

n 1 sin θ 1 = n 2 sin θ 2<br />

Bei Linsen <strong>und</strong> Spiegeln werden wir fast immer nur kleine Winkel betrachten, nur dann<br />

bekommt man ein scharfes Bild bei sphärischen Oberflächen. Dann gilt:<br />

n 1 θ 1 = n 2 θ 2<br />

⇒ Transparency Strahlengang durch eine kugelförmige Oberfläche (bild2.fig)<br />

Der Winkel β ist ein Außenwinkel am Dreieck P ′ AC. Daher gilt<br />

θ 1 ist ein Außenwinkel am Dreieck PCA:<br />

Wir können θ 1 eliminieren <strong>und</strong> bekommen:<br />

β = θ 2 + γ = n 1<br />

n 2<br />

θ 1 + γ<br />

θ 1 = α + β<br />

n 1 α + n 2 γ = ((n 2 − n 1 ) β<br />

Wenn die Winkel klein sind, können wir mit der Bogenlänge l schreiben:<br />

Damit bekommen wir:<br />

α ≈ l g ; β ≈ l r ; γ ≈ l b ;<br />

n 1<br />

g + n 2<br />

b<br />

= n 2 − n 1<br />

r<br />

Bei der Brechung werden reelle Bilder (vom Gegenstand aus gesehen) hinter der brechenden<br />

Oberfläche erzeugt. Virtuelle Bilder treten vor der brechenden Fläche auf. Die Vorzeichenkonvention<br />

für Brechung ist:<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002


25.8: Durch Brechung erzeugte Bilder 13<br />

g + reeller Gegenstand vor der brechende Fläche (Einfallsseite)<br />

− virtueller Gegenstand hinter der brechende Fläche (Transmissionsseite)<br />

b + reelles Bild hinter der brechende Fläche (Transmissionsseite)<br />

− virtuelles Bild vor der brechende Fläche (Einfallsseite)<br />

r,f + Krümmungsmittelpunkt auf der Transmissionsseite<br />

− Krümmungsmittelpunkt auf der Einfallsseite<br />

Für einen sphärischen Spiegel gilt:<br />

Die Vorzeichenkonvention ist:<br />

1<br />

g + 1 b = 2 r<br />

g + Gegenstand vor dem Spiegel (reeller Gegenstand)<br />

− Gegenstand hinter dem Spiegel (virtueller Gegenstand)<br />

b + Bild vor dem Spiegel (reelles Bild))<br />

− Bild hinter dem Spiegel (virtuelles Bild)<br />

r,f + Krümmungsmittelpunkt vor dem Spiegel (Konkavspiegel)<br />

− Krümmungsmittelpunkt hinter dem Spiegel (Konvexspiegel)<br />

Wenn die Gegenstandsweite viel größer als der Krümmungsradius des Spiegels ist, dann ist<br />

der Term 1/g viel kleiner als 2/r. Für g = ∞ gilt für die Bildweite b = 1 r. Dieser Abstand<br />

2<br />

wird die Brennweite f eines sphärischen Spiegel genannt:<br />

Damit gilt:<br />

f = 1 2 r<br />

1<br />

g + 1 b<br />

= 1 f<br />

Bei Konkavspeigel können reelle Bilder auftreten. Bei Konvexspiegeln treten nur virtuelle<br />

Bilder auf. Was ist ein “virtueller Gegenstand”? Wie kann sich ein Gegenstand hinter einem<br />

Spiegel oder auf der Transmissionsseite befinden? Man spricht beispielsweise von virtuellen<br />

Gegenständen, wenn vor dem Spiegel eine Linse steht <strong>und</strong> die Strahlen von der Linse zu<br />

dem von ihr entworfenen Bild durch den Spiegel (oder Grenzfläche) unterbrochen werden.<br />

Dann kann dieses Bild nicht wirklich entstehen. Der Abstand zum virtuell entstandenen<br />

Bild ist aber die Gegenstandsweite für die Abbildung des Spiegel (Grenzfläche).<br />

Wir wollen nicht nur wissen, wo das Bild ist, sondern wie groß es ist.<br />

⇒ Transparency Gegenstand <strong>und</strong> Bildgröße (bild3.fig)<br />

Der von links eintreffende Strahl wird im optisch dichteren Medium zur Normalen hingebrochen.<br />

Die beiden Winkel sind durch das Snelliussche Gesetz verknüpft: n 1 sin θ 1 = n 2 sin θ 2 .<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002


25.8: Durch Brechung erzeugte Bilder 14<br />

Aus der Abbildung sehen wir, dass die Winkel auch mit der Gegenstandsgröße <strong>und</strong> der Gegenstandsweite<br />

bzw. mit der Bildgröße <strong>und</strong> der Bildweite zusammenhängen:<br />

tan θ 1 = G g ;<br />

tan θ 2 = B b<br />

Wir betrachten nur achsennahe Strahlen. Es gilt dann sin θ ≈ tan θ. Mit dieser Näherung<br />

können wir schreiben:<br />

G<br />

n 1<br />

g = n B<br />

2<br />

b<br />

Damit gilt:<br />

V ist der so genannte Abbildungsmaßstab.<br />

Für einen sphärischen Spiegel gilt:<br />

V = B G = n 1b<br />

n 2 g<br />

V = B G = − b g<br />

Wir können die scheinbare Tiefe eines Gegenstandes unter Wasser bei Betrachtung senkrecht<br />

von oben mit Hilfe der obigen Gleichung berechnen. Die brechende Fläche (die Wasseroberfläche)<br />

ist eben. Der Krümmungsradius ist unendlich <strong>und</strong> Bildweite <strong>und</strong> Gegenstandsweite<br />

sind miteinander verknüpft durch<br />

Die schienbare Tiefe ist:<br />

n 1<br />

g + n 2<br />

b + 0<br />

b = − n 2<br />

n 1<br />

g<br />

Das negative Vorzeichen zeigt an, dass das Bild virtuell ist. Es befindet sich auf der gleichen<br />

Seite der brechenden Fläche wie der Gegenstand.<br />

⇒ Transparency Scheinbare Tiefe eines Gegenstandes unter Wasser (wasser.fig)<br />

Der scheinbaren Tiefe (für Luft) ist gleich der wirklichen Tiefe dividiert durch die Brechzahl<br />

des Wassers. Der Abbildungsmaßstab ist:<br />

V = − n 1b<br />

n 2 g = 1<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002


25.9: Dünne Linsen 15<br />

25.9 Dünne Linsen<br />

Betrachten wir eine sehr dünne Linse aus einem Material mit der Brechzahl n. Die Krümmungsradien<br />

der beiden Linsenoberflächen sind r 1 <strong>und</strong> r 2 . Ein Gegenstand befindet sich im Abstand g<br />

vor der ersten Oberfläche. Da die Linse sehr dünn ist, ist auch sein Abstand von der Mittelebene<br />

der Linse gleich g. Die Mittelebene einer dünnen Linse ist die Ebene, die senkrecht auf<br />

der Hauptachse steht <strong>und</strong> durch den Mittelpunkt der Linse geht. Aufgr<strong>und</strong> der Brechung<br />

an der ersten Oberfläche ist die Bildweite b:<br />

1<br />

g + n b 1<br />

= n − 1<br />

r 1<br />

Dieses Bild entsteht jedoch nicht, weil das <strong>Licht</strong> an der zweiten Oberfläche ebenfalls gebrochen<br />

wird.<br />

⇒ Transparency Brechung in einer Linse (linse1.fig)<br />

Die Bildweite der ersten Oberfläche b 1 ist negativ. Das Bild befindet sich daher auf der<br />

linken Seite der Linse, also auf der Gegenstandsseite. Die Strahlen, die an der ersten Oberfläche<br />

gebrochen werden, laufen im Glas so auseinander als gingen sie vom Bildpunkt P ′ 1<br />

aus. Das durch die erste Fläche entworfene Bild wird zum virtuellen Gegenstand für die<br />

Abbildung durch die zweite Fläche. Wir vernachlässigen die Dicke der Linse. Damit ist der<br />

Betrag der Gegenstandsweite gleich dem Betrag der Bildweite: g 2 = −b 1 . Für die Abbildung<br />

durch die zweite Fläche setzen wir n 1 = n, n 2 = 1 <strong>und</strong> g = −b 1 . Die Bildweite ist<br />

gleich der Bildweite des von der Linse erzeugten Endbildes:<br />

n<br />

+ 1 −b 1 b = 1 − n<br />

r 2<br />

Wir addieren die beiden Gleichungen <strong>und</strong> bekommen:<br />

1<br />

g + 1 ( 1<br />

b = (n − 1) − 1 )<br />

r 1 r 2<br />

Damit haben wir die Bildweite b, die Gegenstandsweite g, die Krümmungsradien r 1 <strong>und</strong><br />

r 2 sowie die Brechzahl n verknüpft.<br />

Wenn wir die Bildweite für einen unendlich weit entfernten Gegenstand g = ∞ als die<br />

Brennweite definieren, gilt:<br />

1<br />

f<br />

( 1<br />

= (n − 1) − 1 )<br />

r 1 r 2<br />

Sie dürfen hier die Vorzeichenkonvention für die Krümmungsradien nicht vergessen.<br />

Setzen wir den Ausdruck für die Brennweite ein, bekommen wir:<br />

1<br />

g + 1 b<br />

= 1 f<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002


25.10: Bildkonstruktion bei Linsen 16<br />

Diese Gleichung nennt man die Abbildungsgleichung oder Linsengleichung für dünne Linsen.<br />

Die Gleichung entspricht genau der Abbildungsgleichung für sphärische Spiegel. Die<br />

Vorzeichenkonvention ist aber etwas anders. Betrachten wir ebene Wellenfronten, die auf<br />

eine Linse treffen, deren brechende Flächen beide konvex sind. Eine solche Linse heißt<br />

bikonvex.<br />

⇒ Transparency Wellenfront <strong>und</strong> Strahlen bei einer Konvexlinse (linse2.fig)<br />

Der mittlere Teil der Wellenfront trifft zuerst auf die Linse. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

der Welle im Glas der Linse ist kleiner als in der umgebenden Luft. Damit bleibt der<br />

mittlere Teil der Wellenfronten hinter den äußeren Teilen zurück, Es resultieren auf der<br />

Transmissionsseite kugelförmige Wellenfronten, deren Mittelpunkt im Brennpunkt F ′ liegt.<br />

Weil die Strahlen hinter der Linse zusammenlaufen spricht man von einer Sammellinse. Jede<br />

Linse, die in der Mitte dicker ist als am Rand, ist eine Sammellinse.<br />

Wenn die brechenden Flächen konkav sind, nennt man die Linse bikonkav. In diesem Fall<br />

bleibt der äußere Teil der Wellenfront hinter dem mittleren Teil zurück.<br />

⇒ Transparency Wellenfront <strong>und</strong> Strahlen bei einer Konkavlinse (linse3.fig)<br />

Die resultierende kugelförmige Welle scheint vom Brennpunkt auf der Einfallsseite auszugehen.<br />

Da die <strong>Licht</strong>strahlen auf der Transmissionsseite auseinander laufen, nennt man eine<br />

solche Linse eine Zerstreuungslinse. Ihre Brennweite ist negativ.<br />

Die Brennweite einer Linse hängt nicht davon ab, von welcher Seite das <strong>Licht</strong> einfällt. Wegen<br />

der Umkehrbarkeit des <strong>Licht</strong>weges verlassen <strong>Licht</strong>strahlen, die von einem Brennpunkt<br />

ausgehen, die Linse als achsenparallele Strahlen. Dieser Brennpunkt wird erster Brennpunkt<br />

F genannt. Der Brennpunkt auf dem achsenparallel einfallenden <strong>Licht</strong> fokussiert<br />

wird, heißt zweiter Brennpunkt F ′ . Bei einer Sammellinse liegt der erste Brennpunkt auf<br />

der Einfallsseite <strong>und</strong> der zweite auf der Transmissionsseite. Trifft paralleles <strong>Licht</strong> unter<br />

einem kleinen Winkel zur Achse auf eine Sammellinse, wird es auf einen Punkt in der so<br />

genannten Brennebene fokussiert; diese Ebene verläuft parallel zur Mittelebene der Linse<br />

<strong>und</strong> hat von dieser den Abstand f.<br />

⇒ Transparency Parallele Strahlen auf eine Sammellinse (linse4.fig)<br />

25.10 Bildkonstruktion bei Linsen<br />

Die von Linsen erzeugten Bilder lassen sich durch eine einfache <strong>geometrische</strong> Konstruktion<br />

ermitteln. Man verwendet für die Konstruktion mindestens zwei der drei so genannten<br />

Hauptstrahlen. Bei dünnen Linsen kann man zur Vereinfachung annehmen, dass die Strahlen<br />

nur einmal gebrochen werden.<br />

⇒ Transparency Konstruktion des Bildes an einer dünnen Sammellinse (linse5.fig)<br />

Jeder Bildpunkt wird wie folgt konstruiert:<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 33, 16/07/2002


25.10: Bildkonstruktion bei Linsen 17<br />

1. Der achsenparallele Strahl wird so gebrochen, dass er durch den zweiten Brennpunkt<br />

der Linse verläuft.<br />

2. Der zentrale Strahl verläuft durch den Mittelpunkt der Linse <strong>und</strong> wird nicht abgelenkt.<br />

(Bei dickeren Linsen muss berücksichtigt werden, dass dieser Strahl wie an<br />

einer planparallen Platte seitlich versetzt wird).<br />

3. Der Brennpunktstrahl verläuft durch den ersten Brennpunkt <strong>und</strong> verlässt die Linse<br />

parallel zur Achse.<br />

Diese drei vom Gegenstand ausgehenden Strahlen schneiden sich nach der Berechnung im<br />

entsprechenden Bildpunkt. Im vorliegenden Fall ist das Bild reell <strong>und</strong> umgekehrt. Aus der<br />

Abbildung sehen wir, dass:<br />

Damit gilt für den Abbildungsmaßstab:<br />

tan θ = G g = B b<br />

V = B G = − b g<br />

Die gleiche Beziehung hatte ich schon für sphärische Spiegel angegeben. Das negative Vorzeichen<br />

bedeutet, dass das Bild umgekehrt ist.<br />

Für die drei Hauptstrahlen einer Zerstreuungslinse gilt:<br />

⇒ Transparency Konstruktion des Bildes an einer dünnen Zerstreuungslinse (linse6.fig)<br />

1. Der achsenparallele Strahl verlässt die Linse so als ginge er vom zweiten Brennpunkt<br />

F ′ aus.<br />

2. Der zentrale Strahl verläuft durch den Mittelpunkt der Linse <strong>und</strong> wird nicht abgelenkt.<br />

3. Der Brennpunktstrahl ist auf den ersten Brennpunkt F gerichtet <strong>und</strong> verlässt die<br />

Linse parallel zur Achse.<br />

Bei dicken Linsen werden die Sachen etwas komplizierter. Man muss dann zwei Hauptebenen<br />

einführen. Darüber werde ich weiter nichts erzählen. Sie können die Vorgehensweise in<br />

den Büchern nachlesen.<br />

Ich werde auch nichts über Abbildungsfehler sagen. Die Stichwörter sind:<br />

• sphärische Aberration,<br />

• chromatische Aberration,<br />

• Astigmatismus schiefer Bündel.<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 34, 17/07/2002<br />

End of<br />

Lecture<br />

33


25.11: Optische Instrumente 18<br />

25.11 Optische Instrumente<br />

Über die Kombination von Linsen <strong>und</strong> optische Instrumente werde ich auch sehr wenig<br />

erzählen. Die Prinzipien der Konstruktion habe ich erläutert. Wenn Sie die Prinzipien<br />

verstanden haben, ist es nicht schwierig, die Funktionsweise der verschiedenen Instrumente<br />

zu verstehen.<br />

Wenn man zwei oder mehrere Linsen hintereinander auf derselben Achse hat, lässt sich<br />

das von ihnen erzeugte Bild folgendermaßen konstruieren. Man ermittelt zunächst das<br />

von der ersten Linse entworfene Bild. Dann bestimmt man die Gegenstandsweite für die<br />

Abbildung durch die zweite Linse. Den Gegenstand, den sie abbildet, ist das von der ersten<br />

Linse herrührende Bild. Es spielt keine Rolle, ob das Bild virtuell oder reell ist <strong>und</strong> auch<br />

nicht, ob es überhaupt erzeugt wird.<br />

25.11.1 Das Auge<br />

Das Auge ist auf der einen Seite ein sehr einfaches Instrument, weil es aus nur eine Linse<br />

besteht. Auf der anderen Seite ist die Brennweite der Linse variabel, damit Gegenstände<br />

aus unterschiedlichen Entfernungen in einer Ebene fokussiert werden können.<br />

⇒ Transparency Das Auge (auge1.jpg)<br />

Der minimale Abstand, bei dem ein Gegenstand noch scharf wahrgenommen werden kann,<br />

heißt Nahpunkt. Der Abstand zwischen Nahpunkt <strong>und</strong> Auge, die so genannte deutliche<br />

Sehweite, ist von Person zu Person verschieden <strong>und</strong> ändert sich auch mit dem Alter. Bei<br />

Kindern kann der Nahpunkt etwa 10 cm vor dem Auge liegen, während er im Alter von<br />

60 Jahren beispielsweise 200 cm betragen kann. Als Standardwert gilt eine Entfernung von<br />

25 cm.<br />

Ein Auge ist weitsichtig, wenn nur weiter entfernte Gegenstände scharf gesehen werden.<br />

⇒ Transparency Ein weitsichtiges Auge (auge2.fig)<br />

<strong>Licht</strong> von nahen Gegenständen durch die Linse wird hinter der Netzhaut fokussiert, so<br />

dass das Bild unscharf erscheint. Die Weitsichtigkeit lässt sich durch eine Sammellinse<br />

korrigieren. Ein Auge ist kurzsichtig, wenn nur nahe Gegenstände scharf gesehen werden.<br />

⇒ Transparency Ein kurzsichtiges Auge (auge2.fig)<br />

Das vom Gegenstand ausgehende <strong>Licht</strong> wird vor der Netzhaut fokussiert. Die Kurzsichtigkeit<br />

lässt sich durch eine Zerstreuungslinse korrigieren.<br />

Die Größe in der uns ein Gegenstand erscheint ist durch die Größe des Bildes auf der<br />

Netzhaut bestimmt.<br />

⇒ Transparency Bildgröße auf der Netzhaut bei verschiedenen Entfernungen (auge3.fig)<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 34, 17/07/2002


25.11: Optische Instrumente 19<br />

Das Bild auf der Netzhaut ist um so größer, je näher der Gegenstand herangerückt wird.<br />

Weil der Abstand zwischen Linse <strong>und</strong> Netzhaut konstant ist, können wir die Bildgröße<br />

durch den Sehwinkel angeben. Der Sehwinkel ist mit der Bildgröße verknüpft:<br />

ε =<br />

B<br />

2.5 cm<br />

Gegenstandsgröße <strong>und</strong> Gegenstandsweite hängen folgendermaßen zusammen:<br />

Damit gilt:<br />

tan ε = G g<br />

B = (2,5 cm)ε ≈= (2,5 cm) G g<br />

25.11.2 Die Lupe<br />

Die scheinbare Größe eines Gegenstandes lässt sich durch die Verwendung einer Sammellinse<br />

vergrößern. Blickt man durch diese Linse, kann der Gegenstand näher vor das Auge<br />

gebracht werden <strong>und</strong> trotzdem scharf gesehen werden. Das wird durch das Heranrücken<br />

des Gegenstandes sowie durch den Vergrößerungseffekt der Sammellinse größer. Eine Sammellinse,<br />

die man in dieser Weise verwendet, heißt Lupe.<br />

⇒ Transparency Eine Lupe (lupe.fig)<br />

Ein kleiner Gegenstand der Größe G steht am Nahpunkt. Die deutliche Sehweite beträgt<br />

s 0 . Die Bildgröße auf der Netzhaut ist proportional zum Sehwinkel ε 0 . Näherungsweise gilt:<br />

ε 0 = G s 0<br />

Bringen wir eine Sammellinse der Brennweite f (die kleiner als s 0 ist) vor das Auge. Der<br />

Gegenstand befindet sich im Brennpunkt der Linse. Die von ihm ausgehenden <strong>Licht</strong>strahlen<br />

verlassen die Linse daher parallel zueinander. Das virtuelle Bild liegt im Unendlichen.<br />

Die auf die Augenlinse treffenden parallelen Strahlen werden durch das entspannte Auge<br />

auf die Netzhaut fokussiert. Steht die Sammellinse in Kontakt mit der Augenlinse gilt<br />

näherungsweise:<br />

ε = G f<br />

Das Verhältnis der beiden Sehwinkel werden Vergrößerung oder Winkelvergrößerung genannt.<br />

Die Vergrößerung einer Lupe ist definiert als:<br />

v L = ε ε 0<br />

= s 0<br />

f<br />

Abbildungsmaßstab <strong>und</strong> Vergrößerung sind damit unterschiedlich definiert. Der Abbildungsmaßstab<br />

V = −b/g = B/G ist unabhängig vom Ort des Betrachters, V ergibt<br />

sich allein aus den Eigenschaften des Instruments. Die Vergrößerung ist definiert über den<br />

Abstand, den ein Gegenstand vom Auge zu haben scheint.<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 34, 17/07/2002


25.11: Optische Instrumente 20<br />

25.11.3 Das Fernrohr<br />

Das Fernrohr hier besteht aus zwei Sammellinsen. Die erste Linse (das Objektiv) hat eine<br />

lange Brennweite. Das Bild wird in der Brennebene der ersten Linse erzeugt. Diese ist auch<br />

die Brennebene der zweiten Linse. Die zweite Linse (das Okular) hat eine kurze Brennweite.<br />

Die Wirkung eines Fernrohrs besteht darin den Sehwinkel, zu vergrößern.<br />

⇒ Transparency Ein Fernrohr (fernrohr.jpg)<br />

⇒ Experiment 524: Fernrohr<br />

25.11.4 Das Mikroskop<br />

Ein Mikroskop funktioniert sehr ähnlich. Die Strahlen vom Gegenstand sind aber nicht<br />

parallel. Der Gegenstand wird etwas außerhalb der Brennweite des Objektives platziert.<br />

Dadurch entsteht ein vergrößertes, umgekehrtes Bild. Das Okular wird dann so geschoben,<br />

dass das Bild vom Objektiv wieder in der Brennebene des Okulars ist.<br />

⇒ Transparency Ein Mikroskop (mikroskop.jpg)<br />

⇒ Experiment 526: Mikroskop<br />

<strong>Licht</strong> <strong>und</strong> <strong>geometrische</strong> <strong>Optik</strong> Lecture 34, 17/07/2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!