Vortragstext - Arbeitskreis Geschichte der Geographie
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In <strong>der</strong> deutschen <strong>Geographie</strong> erinnert man sich regelmäßig anlässlich run<strong>der</strong> Jubiläen an<br />
den großen Chinaforscher: 1933 organisierten seine Schüler in Berlin ein<br />
Gedenkkolloquium zum 100. Geburtstag. 35 Hun<strong>der</strong>t Jahre nach seinem Antritt als<br />
Professor an <strong>der</strong> Bonner Universität erinnerte man sich ebenfalls an Ferdinand von<br />
Richthofen. 36 Zu seinem 150. Geburtstag würdigten in Berlin eine Tagung und eine<br />
Ausstellung seine Verdienste 37 , und zuletzt erinnerte man 2005 an seinen 100.<br />
Todestag. 38<br />
1933 wurde eine Goldene Ferdinand-von-Richthofen-Medaille gestiftet, die erst zwölf<br />
Mal verliehen wurde, zuletzt 2005 an Dietrich Barsch. Seit 1951 existiert in Bonn eine<br />
Schriftenreihe „Colloquium geographicum“. In ihr werden vornehmlich die Ergebnisse<br />
wissenschaftlicher Tagungen publiziert. Der Name erinnert an das Kolloquium, das<br />
Richthofen erstmals in Bonn, später auch in Leipzig und vor allem in Berlin einrichtete,<br />
um seine engsten Schüler um sich zu scharen. Die Teilnehmer des Richthofen-<br />
Kolloquiums waren ein verschworener Haufen, die ihrem akademischen Lehrer auch<br />
Jahrzehnte nach dessen Tod die Treue hielten. Dies, obwohl Ferdinand von Richthofen<br />
kein mitreißen<strong>der</strong> Lehrer gewesen sein soll und seine Vorlesungen als eher monoton<br />
galten. Aber wem die Ehre zuteil wurde, an seinem wöchentlichen Kolloquium<br />
teilnehmen zu dürfen, war herausgehoben aus <strong>der</strong> deutschen Geographenschaft. Es war<br />
wohl dieses Elitedenken, das den Kreis zusammenschweißte und noch viele Jahre nach<br />
des Lehrers Tod zusammenführte. In Berlin mokierte sich Richthofens Nachfolger<br />
Albrecht Penck über diesen „Personenkult“ und brachte eigene Schüler an die<br />
Schaltstellen <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>. Zum Richthofen-Kreis zählten, wie schon erwähnt, Alfred<br />
Philippson und Alfred Hettner, außerdem Erich von Drygalski, Max Frie<strong>der</strong>ichsen, Kurt<br />
Hassert, Rudolf Lütgens, Ludwig Mecking, Wilhelm Meinardus, Alfred Rühl o<strong>der</strong> Wilhelm<br />
Sievers, die später alle selbst geographische Lehrstühle erhielten, daneben<br />
Forschungsreisende wie Georg Wegener, Albert Tafel und vor allem <strong>der</strong> Schwede Sven<br />
Hedin, <strong>der</strong> durch seine Zentralasienforschungen in die Fußstapfen von Richthofens trat<br />
und dessen Forschungen am konsequentesten fortführte.<br />
Ferdinand von Richthofen starb am 6. Oktober 1905 in Berlin und wurde vier Tage<br />
später auf dem Matthäi-Friedhof in Tiergarten bestattet. In den 1930er-Jahren erfolgte<br />
die Umbettung auf den Stahnsdorfer Waldfriedhof, wo die Familie das Grab 2003<br />
restaurieren ließ. Mit <strong>der</strong> Enthüllung seiner Büste vor <strong>der</strong> Sophienkirche in Carlsruhe<br />
(Pokój) wird nun auch an seinem Geburtsort an einen Forscher erinnert, <strong>der</strong> – wie kaum<br />
ein an<strong>der</strong>er – die <strong>Geographie</strong> im letzten Viertel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts prägte und bis<br />
heute zu den international bekanntesten Köpfen <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>geschichte zählt.<br />
35 Gedenkfeier zum 100. Geburtstag Ferdinand von Richthofens, verbunden mit dem 105. Stiftungsfest <strong>der</strong><br />
Gesellschaft für Erdkunde. In: Zeitschrift <strong>der</strong> Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1933, S. 81–100. S. a.:<br />
Ferdinand von Richthofen. Ansprachen anläßlich <strong>der</strong> Gedächtnisfeier zu seinem 100. Geburtstage an <strong>der</strong><br />
Universität Berlin. (Berliner geographische Arbeiten; 5), Stuttgart 1933.<br />
36 Richthofen-Gedächtnis-Kolloquium, 26.11.1979. (Colloquium geographicum; 17), Bonn 1983.<br />
37 Richthofen-Gedenkheft. In: Die Erde 114, 1983, H. 2/3, S. 90–252. Stäblein, Gerhard (Hrsg.): Regionale<br />
Beiträge zur Geomorphologie. Vorträge des Ferdinand von Richthofen-Symposiums, Berlin 1983. (Berliner<br />
geographische Abhandlungen; 36), Berlin 1984. Zögner, Lothar (Hrsg.): China cartographica. Chinesische<br />
Kartenschätze und europäische Forschungsdokumente. Ausstellung anläßlich des 150. Geburtstages des<br />
Chinaforschers Ferdinand von Richthofen, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin 7. Okt. – 26. Nov.<br />
1983. – (Ausstellungskataloge / Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz; 19), Berlin 1983.<br />
38 Vgl. die Vorträge in: Die Erde 138, 2007, H. 4, S. 301–396.<br />
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