Ausbildungscheck - AAA - Deutschland Berlin Arbeitskreis für ...
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4 Altenpflege Lernen Altenpflege 1/2007<br />
Ausbildungs-Check: Schlesw<br />
Alle zwei Monate stellen wir die aktuelle Situation der Altenpflege-<br />
Ausbildung in einem der 16 Bundesländer vor: Irmgard Stremlau,<br />
Leiterin des AWO-Bildungszentrums Preetz, sammelte Stichworte,<br />
Zahlen und Meinungen der Beteiligten<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
von Altenpflege Lernen im<br />
März: Baden-Württemberg<br />
Finanzierende Behörde: Ministerium <strong>für</strong><br />
Soziales,Gesundheit, Frauen, Jugend und<br />
Senioren (MSGFJS)<br />
Aufsichtsführende Behörde: Landesamt<br />
<strong>für</strong> Gesundheit und Arbeitssicherheit<br />
(LGA) mit Sitz im MSGFJS<br />
Anzahl der Fachschulen: 18<br />
Adressen: www.pflegeprofi-sh.de<br />
Unter dieser Internetadresse gibt es eine<br />
Landkarte mit den Schulstandorten sowie<br />
Links zu den jeweiligen Ansprechpartnern<br />
Träger: Wohlfahrtsverbände,sieben private<br />
Bildungsträger<br />
„Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen“<br />
von Annemarie Argubi-Siewers, Leiterin des AWO-Bildungszentrums Hohegeest,<br />
Lauenburg<br />
„Die Beteiligten arbeiten eng<br />
von Günter Loock, Geschäftsführer im Haus St. Anna<br />
Raisdorf:<br />
So sehr die Existenz bundeseinheitlicher<br />
Ausbildungsstandards<br />
durch das Altenpflegegesetz<br />
(AltPflG) zu begrüßen ist – die Kürzung<br />
der theoretischen Unterrichtsstunden<br />
von zuvor 2 400 auf nunmehr 2 100<br />
Stunden bedeutet einen Rückschritt bezüglich<br />
der Inhalte und der Lernzeit. Zudem<br />
werden die Schulen in Schleswig-<br />
Holstein mit der inhaltlichen Umsetzung<br />
des AltPflG allein gelassen. Das zuständige<br />
Sozialministerium in Kiel konnte<br />
sich nicht zu einer finanziellen Unterstützung<br />
<strong>für</strong> die fachliche Erarbeitung eines<br />
gemeinsamen Curriculums durchringen.<br />
Bis heute arbeiten sämtliche Schulträger<br />
auf der Basis des Bundesgesetzes und der<br />
dazu ergangenen Landesverordnung,die<br />
lediglich die Stundenkontingente pro<br />
Lernfeld und Lernbereich regelt, an der<br />
Erstellung eigener Curricula.<br />
Auf der Fachebene haben sich die<br />
Schulleiter der Wohlfahrtsverbände in<br />
Schleswig-Holstein zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammengefunden. Gemeinsam<br />
mit dem Prüfungsamt des Landes<br />
wurde ein Handbuch <strong>für</strong> die Ausbildung<br />
in der Altenpflege erstellt, das alle<br />
Rahmenvereinbarungen, Vorschriften<br />
zur Praxisanleitung, Praxisbegleithefte,<br />
Ausbildungsverträge, Kooperationsverträge<br />
etc. regelt. Hierzu zählt auch die<br />
Vorschrift <strong>für</strong> jeden Ausbildungsbetrieb,<br />
eine Praxisanleitung <strong>für</strong> die Auszubildenden<br />
vorzuhalten, die mindestens eine<br />
Fortbildung über 200 Stunden<br />
absolviert haben muss. Leider<br />
zeigt sich, dass diese ausgebildeten<br />
Praxisanleiter häufig keine freien Arbeitszeiten<br />
<strong>für</strong> die Anleitungen erhalten,<br />
sodass in vielen Pflegeeinrichtungen die<br />
konsequente und fachliche Anleitung der<br />
Auszubildenden noch fehlt. Eine Umstellung<br />
gab es auch in Bezug auf die praktische<br />
Abschlussprüfung, die jetzt ausschließlich<br />
in den Praxisbetrieben stattfindet,<br />
wo ein Bewohner,der zuvor ausgewählt<br />
wurde, eigenständig zu<br />
versorgen ist.<br />
Mit Hilfe einer vom Land finanzierten<br />
Werbekampagne konnte die Attraktivität<br />
des Altenpflegeberufs in Schleswig-Holstein<br />
verbessert werden.<br />
Gleichzeitig reduzierte sich jedoch die<br />
Zahl der Ausbildungsplätze um 30 Prozent<br />
aufgrund der engen finanziellen<br />
Ressourcen bei der Bereitstellung von<br />
Schulplätzen.<br />
Auch bei Pflegeeinrichtungen besteht<br />
eine zögerliche Einstellungsbereitschaft.<br />
Die Refinanzierung der Ausbildungsvergütung<br />
kann zwar bei den Pflegekassen<br />
über den Pflegesatz beantragt<br />
werden, was aber aufgrund der herrschenden<br />
Konkurrenzsituation nicht immer<br />
stattfindet. Wie unter diesen Rahmenbedingungen<br />
der künftig steigende<br />
Bedarf an Fachkräften in der Altenhilfe<br />
gedeckt werden soll, bleibt bisher unbeantwortet.<br />
●<br />
Das Wissen, sich in einem<br />
Vorstellungsgespräch<br />
jugendlich, hoffnungsfroh<br />
und zielstrebig darstellen zu<br />
müssen, bringt manche Ausbildungs-Bewerber<br />
angesichts gescheiterter Vorsprachen<br />
in nervöse Konflikte. Damit umgehen<br />
zu können,musste ich lernen.Genauso<br />
schwierig ist es,den einzelnen Bewerbern<br />
gerecht zu werden. In großer Zahl<br />
klopfen junge Menschen an die Türen unserer<br />
Zukunftsbranche Altenpflege,die in<br />
Ermangelung an Ausbildungsplätzen, die<br />
ihnen und ihren Talenten entsprechen,mit<br />
einer Ausbildung bei uns lieber den Spatz<br />
in der Hand wollen, als die Hand weiter<br />
nach der Taube auf dem Dach auszustrecken.<br />
Dabei berücksichtigen sie oft nicht<br />
ausreichend, wie sich diese Entscheidung<br />
auf ihre Motivation, ihre Zufriedenheit<br />
und ihr Lebensglück auswirken kann.<br />
Da wir im Rahmen unserer Personalentwicklung<br />
in der Regel vier bis fünf<br />
Auszubildende selbst übernehmen, heißt<br />
„Ausbilden“ <strong>für</strong> uns nicht nur den Auszubildenden,<br />
sondern auch den Mitarbeitern<br />
und Bewohnern gleichermaßen gerecht<br />
zu werden.Angesichts der oben angedeuteten<br />
Situation ist es erfreulich,<br />
dass alle mit der Ausbildung befassten Institutionen<br />
zunehmend enger und personenbezogener<br />
zusammenarbeiten.<br />
Ich denke,wir werden uns auf Gegenwart<br />
und Zukunft eingestellt haben,<br />
wenn es gelingt, einige völlig unverständ-
Altenpflege 1/2007<br />
swig-Holstein<br />
Altenpflege Lernen<br />
5<br />
Ausbildungsvergütung: freiwillige Rahmenvereinbarung<br />
der Träger (siehe<br />
www.pflegeprofi-sh.de)<br />
1. Jahr: 714, 69 Euro<br />
2. Jahr: 773,03 Euro<br />
3. Jahr: 867,01 Euro<br />
Eigenkosten: Da die freien Schulplätze<br />
durch das Land Schleswig-Holstein begrenzt<br />
werden, können Selbstzahlerkosten<br />
in Höhe von 290 Euro pro Monat anfallen.<br />
Zusätzliche Kosten entstehen je<br />
nach Schule <strong>für</strong> die Anschaffung von Büchern,<br />
Kopierkosten, Klassenfahrten.<br />
Bewerberverfahren: Sowohl Schülerinnen<br />
und Schüler als auch Ausbildungsträger<br />
können die Altenpflegeschule ihres<br />
Vertrauens frei wählen.<br />
Variante 1: Schüler/innen, die noch keinen<br />
Ausbildungsvertrag haben, bewerben<br />
sich an den Schulen und erhalten<br />
Adressen von potenziellen Ausbildungsstätten.<br />
Variante 2: Schüler/innen bewerben<br />
sich bei den Arbeitgebern und werden<br />
zum Bewerbungsgespräch an die Schulen<br />
geschickt.<br />
Besonderheiten: Ausbildungsbeginn jeweils<br />
zum 1. April oder 1. Oktober eines<br />
Jahres möglich; Kursbeginn bei den<br />
Schulen erfragen.<br />
Quelle: <strong>Arbeitskreis</strong> Ausbildungsstätten<br />
<strong>für</strong> Altenpflege (<strong>AAA</strong>), <strong>Berlin</strong><br />
Internet: www.aaa-deutschland.de ●<br />
nger zusammen“<br />
nna der Deutsch-Ordens Altenhilfe GmbH,<br />
„Die Lernfelder erforderten ein Umdenken“<br />
von Katharina Sieslack, Anna Maria Wilm und Susanne Meyer,Schülerinnen an der<br />
DRK Altenpflegeschule, Kiel:<br />
Für einiges Kopfzerbrechen hat die Umstellung auf Lernfelder gesorgt<br />
liche Rückschritte wieder zu beseitigen<br />
oder wenigstens zu verändern. Ich nenne<br />
nur zwei:<br />
1. Drastisch wirkt sich die neue Förderrichtlinie<br />
zur Schulfinanzierung aus.Hat<br />
ein junger Mensch nicht das Glück, in die<br />
Quote zu rutschen,ist eine Ausbildung nur<br />
möglich, wenn er oder sie 290 Euro monatlich<br />
selbst bezahlt. Die Konsequenz:<br />
Nur wohlhabende Familien können ihrem<br />
Kind eine Ausbildung gewährleisten.<br />
2. Nicht zuletzt diese Zeitschrift macht<br />
seit Jahren deutlich, in welch umfangreichem<br />
Maß sich Altenpflege verändert,<br />
professionalisiert und Qualität zu entwickeln<br />
versucht. Gleichzeitig gelingt es<br />
nicht, ein gemeinsames,den Veränderungen<br />
geschuldetes Curriculum zu entwickeln.<br />
Dazu passt dann auch noch, dass<br />
die Zahl der theoretischen Unterrichtsstunden<br />
um mehr als zehn Prozent gekürzt<br />
werden.<br />
●<br />
FOTO: WERNER KRÜPER<br />
Wir haben uns <strong>für</strong> diesen Ausbildungsberuf<br />
entschieden, weil es uns Freude<br />
macht, mit alten Menschen und deren<br />
unterschiedlichen Bedürfnissen umzugehen,<br />
und weil wir gerne in einem Team<br />
arbeiten. Bereichernd ist außerdem der<br />
Umgang mit den verschiedenen Berufsgruppen.<br />
Im Schulblock werden pflegerische,<br />
medizinische und rechtliche Grundlagen<br />
vermittelt. Das Lernen mit Lernfeldern<br />
erforderte von uns allen ein Umdenken<br />
und eine Umstellung gegenüber dem früheren<br />
„normalen“ Schulalltag.Im Unterricht<br />
gibt es nur wenige Vorträge,wir arbeiten<br />
viel in kleinen Gruppen, was den<br />
Unterricht und das Lernen abwechslungsreich<br />
und interessant macht. Die<br />
Dozenten gehen nicht nur auf die Probleme<br />
der Schüler ein, sondern sind<br />
gleichzeitig auch kritikfähig, was dazu<br />
führt, dass eine gegenseitige Akzeptanz<br />
zustande kommt. Der<br />
Vier-Wochen-Schulblock<br />
ist eine kleine<br />
Erholung vom Arbeitsplatz. Wir freuen<br />
uns jedes Mal auf die neu vermittelten<br />
Arbeitsbereiche. Das Wissen, das wir in<br />
der Schule erlangt haben, wird am Anfang<br />
eines Praxisblocks mit der Praxisanleiterin<br />
besprochen. Anschließend wird<br />
es im Heimalltag umgesetzt.Wir werden<br />
im Dienstplan nur als „halbe Kraft“ eingestuft,<br />
was bedeutet, dass <strong>für</strong> jede Auszubildende<br />
eine examinierte Pflegekraft<br />
vorhanden ist, die sie in ihrer Arbeit<br />
überwacht.<br />
In den Praxiseinrichtungen fühlen wir<br />
uns wohl. Obwohl jedes Haus eine andere<br />
Arbeitsstruktur aufweist, sind wir vom<br />
gesamten Team gut aufgenommen und in<br />
den Arbeitsalltag einbezogen worden.<br />
Auch als Auszubildende werden wir bereits<br />
mit der Behandlungspflege konfrontiert<br />
und in viele andere Bereiche<br />
unterwiesen. So dürfen wir schon im<br />
zweiten Jahr selbstständige Pflege durchführen.<br />
Dies ist eine schöne Erfahrung<br />
und Herausforderung. Erst im dritten<br />
Jahr dürfen wir das erste Mal eine Nachtschicht<br />
in Begleitung mitmachen. Bis dahin<br />
heißt es nur Früh- oder Spätschicht-<br />
System. Das Wichtigste an der ganzen Sache<br />
ist aber, dass wir alle Spaß an der<br />
Ausbildung haben und uns jetzt schon<br />
darauf freuen, später eigenständig zu arbeiten.<br />
●