2012-01: Februar / März - Evangelische Kirchengemeinde Einhausen
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Weihnachtsansprache von Kirchenpräsident Volker Jung<br />
„Denn sie hatten sonst keinen Platz in<br />
der Herberge.“ Diesen Satz aus der<br />
Weihnachtsgeschichte stellt<br />
Kirchenpräsident Volker Jung ins<br />
Zentrum seiner Weihnachtsansprachen.<br />
Der Satz rühre wohl in jedem<br />
Menschen etwas an, vermutet Jung,<br />
denn „draußen sein, außen vor bleiben<br />
– diese Erfahrung hat viele Gesichter,<br />
und jede und jeder kann sie machen“.<br />
Doch der „Wunsch, die Menschen, die draußen sind, reinzuholen“, durchziehe das<br />
ganze Wirken von Jesus Christus von Beginn an. Sein Leben mache sensibel für die,<br />
die draußen sind. Jung fordert: „Unsere Gesellschaft braucht dringend mehr von<br />
dieser Sensibilität für die, die den Anschluss verlieren oder zu verlieren drohen. Es<br />
ist deutlich zu sehen, dass unsere Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet. Wir<br />
dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass die Zahl der Menschen, die an den Rand oder<br />
sogar über den Rand hinaus gedrängt werden, immer größer wird. “<br />
An den Weihnachtstagen werde „die Grenze besonders scharf gezogen zwischen<br />
dem, was man als inneren Teil des eigenen Lebens versteht, und dem was, was nach<br />
draußen gehört“, sagt Jung. Denn an diesen Tagen sei die „Sehnsucht nach<br />
harmonischen Stunden im Kreis der Familie, nach freien Tagen ohne den Stress der<br />
Arbeit und nach Tagen ohne die düsteren Schlagzeilen der Weltpolitik“ besonders<br />
groß. Doch die Krippen, die in vielen Wohnzimmern stünden, trügen gerade dorthin<br />
die Geschichte von einem kalten, zugigen Stall, von um ihre Existenz kämpfenden<br />
Hirten, von obdachlosen jungen Eltern und einem hilflosen Baby. „So stehen all die<br />
Sorgen, die an Weihnachten mal draußen bleiben sollen, dann doch wieder mitten im<br />
Wohnzimmer.“, sagt Jung wörtlich.<br />
Keinen Raum in der Herberge zu haben, das beziehe sich nicht nur auf die<br />
Obdachlosen unter den Brücken und in den U-Bahnschächten, auf die Hungernden in<br />
den Dürrezonen und auf die Flüchtlinge entlang der Kriegsgebiete. Das erlebten auch<br />
die, die ihre Arbeit verlören, sowie Trauernde und Ehepartner, die nach einer<br />
Trennung aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis heraus fielen. Auch Soldaten, die<br />
aus Afghanistan traumatisiert nach Hause kämen, und Kinder, die in der Schule<br />
versagen, erlebten das. „Sie stehen mit an der Krippe beim Jesuskind im Stall und in<br />
den Wohnzimmern.“ findet Jung. Auch das Leben derer, denen es gelänge, „drinnen“<br />
zu bleiben, werde bestimmt von der unsichtbaren Grenze zwischen dem Drinnen und<br />
dem Draußen. „Gott durchbricht diese Logik, davon erzählt die<br />
Weihnachtsgeschichte.“, predigt Jung. Das gelte für „die schärfste aller Grenzen, der<br />
zwischen Himmel und Erde“, Jesus Christus werde als Mensch geboren und zwar<br />
nicht in einer behaglichen Herberge, sondern draußen in einem Stall. Umringt von<br />
Leuten, die „im Leben draußen sind“. Sie stünden „plötzlich drinnen im Stall, in der<br />
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