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Neue Lehrer braucht das Land

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nisses existiert vielerorts an den<br />

Schulen nicht, d.h. es fehlt eine sinnvolle<br />

und zweckmäßige Verteilung<br />

der Unterrichtsstunden über ein gesamtes<br />

Schuljahr (1), (12). Problematisch<br />

wird weiterhin die Qualifi zierung<br />

des Lehrpersonals für den theoretischen<br />

und praktischen<br />

Unterricht an MTA-Schulen gesehen<br />

ebenso die des betrieblichen Ausbildungspersonals<br />

(Praxisanleiter). Eigenen<br />

Untersuchungen zufolge beträgt<br />

der Anteil des hauptamtlichen<br />

Lehrpersonals an MTA-Ausbildungsstätten,<br />

die ein berufspädagogisches<br />

Hochschulstudium absolviert haben,<br />

gerade einmal 25 %. Problematisch<br />

ist der Anteil von 35 % der hauptamtlichen<br />

Lehrpersonen, die ohne<br />

jegliche berufspädagogische Qualifi -<br />

kation unterrichten. Aufgrund fehlender<br />

landesrechtlicher Vorgaben<br />

für die <strong>Lehrer</strong>qualifi kation hat leider<br />

ein nicht unerheblicher Anteil an<br />

Lehrpersonen keinerlei berufspädagogische<br />

Qualifi kation erlangt (8).<br />

Darüber hinaus existieren keine eindeutigen<br />

oder gar einheitlichen bundesweit<br />

geltenden Anerkennungskriterien<br />

für eine Eignung als Ausbildungsstätte<br />

für Gesundheitsberufe<br />

(12).<br />

Bisherige <strong>Lehrer</strong>ausbildung<br />

für <strong>das</strong> Berufsfeld Gesundheit<br />

Die <strong>Lehrer</strong>bildung für die Gesundheitsberufe<br />

unterscheidet sich im<br />

historischen Kontext betrachtet zwischen<br />

Ost- und Westdeutschland<br />

grundlegend voneinander. So war<br />

die Ausbildung in der ehemaligen<br />

DDR an Medizinischen Fachschulen<br />

als ein integraler Bestandteil des<br />

staatlichen Bildungssystems institutionalisiert<br />

und obligatorisch auch<br />

einem Krankenhaus angegliedert.<br />

Wesentlich für die damaligen Verhältnisse<br />

war außerdem, <strong>das</strong>s für alle<br />

Ausbildungsgänge einheitliche<br />

Curricula existierten und die Lehrenden<br />

i. d. R. neben ihrer Ausbildung<br />

im Gesundheitsberuf auch ein<br />

universitäres <strong>Lehrer</strong>studium (Medizinpädagogik)<br />

zu absolvieren hatten.<br />

Konträr dazu die Ausbildungssituation<br />

in der alten Bundesrepublik,<br />

die bis heute von weniger einheitlich<br />

strukturellen Rahmenvorgaben geprägt<br />

ist. Die gesundheitsberufl iche<br />

Bildung hat aufgrund eigener berufsspezifi<br />

scher Rechtsverordnungen<br />

(MTA-Gesetz, MTA-APrV) eine Sonderstellung<br />

innerhalb unseres Bildungssystems<br />

(9). Sie erfolgt bundeslandabhängig<br />

überwiegend an<br />

Schulen des Gesundheitswesens, die<br />

den Status „Schulen besonderer<br />

Art“ haben. Das besondere ist die<br />

berufsständische Lehrkräftequalifi -<br />

kation und ihre rechtliche Institutionalisierung<br />

außerhalb des regulären<br />

Berufsbildungssystems. Das universitäre<br />

Verhalten der Rekrutierung ihres<br />

Lehrkörpers aus besonders befähigten<br />

Praktikern bzw. Wissenschaftlern<br />

wird imitiert. Mit dem<br />

Unterschied, <strong>das</strong>s die Rekrutierung<br />

der Lehrbeauftragten und Hochschullehrer<br />

durch die Hochschulgesetze<br />

der Länder klar geregelt ist, die<br />

Qualifi kation für Lehrende an den<br />

Schulen des Gesundheitswesens<br />

bleibt weitgehend nebulös, eher besonderer<br />

Art. Lediglich in den meisten<br />

neuen Bundesländern und Bayern<br />

ist eine <strong>Lehrer</strong>bildung Voraussetzung<br />

für Unterrichtstätigkeiten (9).<br />

Der Drang der MTA-Berufe nach einer<br />

akademischen Bildung erfordert<br />

insbesondere vor dem Hintergrund<br />

ihrer Professionalisierung daher<br />

zwangsläufi g auch die klare Beantwortung<br />

der Frage nach der <strong>Lehrer</strong>bildung.<br />

Schulen<br />

unter Innovationsdruck<br />

Schule wird auf verschiedene Art<br />

und Weise mit den unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Problemlagen<br />

konfrontiert. So sind in den letzten<br />

Jahren deutliche Akzentverschiebungen<br />

in der Gesundheitspolitik zu<br />

beobachten: zum einen die Präferenz<br />

der ambulanten vor der stationären<br />

Versorgung, zum anderen<br />

neue Akzentuierungen der Versorgungsbereiche<br />

selbst (Prävention,<br />

Kuration, Pfl ege und Rehabilitation).<br />

Aufgrund neuer Anforderungen und<br />

ökonomischer Bedingungen verändern<br />

sich die Strukturen unseres Gesundheitswesens<br />

gravierend. Vor<br />

diesem Hintergrund der Umstrukturierungsprozesse,<br />

die mit deutlichen<br />

Veränderungen an Qualifi kationsanforderungen<br />

verbunden sind, müssen<br />

auch die bestehenden Qualifi kationswege<br />

überprüft und reformiert<br />

werden. Zum Innovationsdruck der<br />

Wissenschaft gesellt sich weiterhin<br />

die Technologisierungsdynamik, der<br />

Schule adäquat begegnen muss.<br />

Hinzukommt ein völlig neues Ver-<br />

ständnis von Erwerbsarbeit, beruflichen<br />

Qualifi kationen und Qualifi -<br />

kationsverwertung. Neben berufsspezifi<br />

schen sind heute zunehmend<br />

auch generalistische Kompetenzen<br />

gefragt. Die gegenwärtige Ausbildungssituation<br />

in den Gesundheitsberufen<br />

ist unzureichend auf die Erfordernisse<br />

des Beschäftigungsmarktes<br />

ausgerichtet und wird<br />

zunehmend als unzeitgemäß eingeschätzt.<br />

Die Gesundheitsberufe befi<br />

nden sich daher in einem strukturellen<br />

Wandlungsprozess (2, 9).<br />

Schulen müssen verstärkt auf die<br />

Anforderungen und Bedingungen<br />

des Marktes reagieren. Sie fungieren<br />

heute mehr denn je als Dienstleister<br />

sowohl gegenüber den Abnehmern<br />

als auch den Schülerinnen. Zudem<br />

kommt ihr gesellschaftlicher Auftrag,<br />

dem sie auch gerecht werden muss.<br />

Schule ist daher ein sensibler Indikator<br />

für die Innovationsfähigkeit in<br />

unserer Gesellschaft. Diesen Spagat<br />

zu bewältigen, wird zunehmend bedeutungsvoller<br />

und ungleich schwieriger.<br />

In diesem Zusammenhang bestimmen<br />

Qualitätsentwicklung und<br />

Qualitätssicherung der heutigen<br />

Ausbildung in den Gesundheitsberufen<br />

den geführten bildungspolitischen<br />

Diskurs.<br />

Anforderungen an die<br />

künftige <strong>Lehrer</strong>bildung<br />

Aufgabe der Lehrenden ist es, einerseits<br />

ihre Schülerinnen fachlich und<br />

didaktisch qualifi ziert zu unterrichten,<br />

damit sie berufl iche sowie soziale<br />

bzw. interpersonale Kompetenzen<br />

erwerben. Andererseits ist es<br />

auch ihre Aufgabe, die Fähigkeit und<br />

Bereitschaft der Schülerinnen zu fördern,<br />

in einer sich ständig verändernden<br />

Lebens- und Arbeitswelt<br />

adäquat orientieren zu können. So<br />

müssen sie ihre Schülerinnen in die<br />

Lage versetzen, dem ständig wachsenden<br />

Tempo des Wissenszuwachses<br />

durch Qualifi kationsanpassung<br />

gerecht zu werden (9). Der<br />

nachwachsenden Generation <strong>das</strong><br />

beste Wissen mit auf den Weg zu<br />

geben, damit sie den Anforderungen<br />

die in unserer modernen Bildungsgesellschaft<br />

gestellt werden, auch<br />

gerecht werden können, ist von<br />

großem gesellschaftlichen Interesse.<br />

In diesem Zusammenhang ist es<br />

selbstverständlich, auch über die<br />

<strong>Lehrer</strong>bildung zu diskutieren. Darüber<br />

hinaus sind auch Lehr- und Lern-<br />

MTA Dialog 2 (2008) Jahrgang 9 Fachbeiträge<br />

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