K U N D E N Z E I T S C H R I F T D E R T Ü - TÜV Austria
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VERKEHRSWIRTSCHAFT<br />
SEITE 14<br />
Wenn man der Fernsehwerbung<br />
glauben darf, sollten wir unser herkömmliches<br />
Auto mit Verbrennungskraftmotor<br />
schleunigst verkaufen<br />
und durch ein neues Fahrzeug mit<br />
Hybridantrieb ersetzen.<br />
Das Prinzip des Hybridantriebes ist schnell<br />
erzählt: Man kombiniert einen konventionellen,<br />
sparsamen Verbrennungskraftmotor mit<br />
einem Elektromotor. Beide zusammen ergeben<br />
eine höhere Flexibilität bei der Wahl<br />
des momentan günstigsten Antriebes. Beim<br />
Anfahren des Fahrzeuges wird der Elektromotor<br />
verwendet, das Auto fährt nahezu<br />
geräuschlos aus dem Stillstand an, gespeist<br />
aus dem Strom einer effizient arbeitenden<br />
Batterie. Die Vorteile liegen auf der Hand:<br />
Der Elektromotor kann in Punkto Energieeffizienz<br />
bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />
seine Stärken ausspielen. Erst bei höherer Geschwindigkeit<br />
schaltet sich der Benzinmotor<br />
zu und löst den Elektromotor ab. Während<br />
der Fahrt kann bei einem herrschenden<br />
Energieüberschuss, wie zum Beispiel bei einer<br />
Bergabfahrt, ein Teil der Energie rückgewonnen<br />
und in der Batterie gespeichert werden.<br />
Die Hersteller von Hybridfahrzeugen werden<br />
immer zahlreicher und bieten vermehrt<br />
derartige Fahrzeugkonzepte an. Glaubt man<br />
den Hochglanzprospekten, wurde mit der<br />
Einführung der Hybridtechnologie eine neue<br />
Ära im Automobilbau eingeleitet. Umweltfreundlich,<br />
energieeffizient, geräuscharm und<br />
andere Attribute zieren die Seiten der bunt<br />
gestalteten Prospekte. Selbst großvolumige<br />
SUV’s (sports utility vehicle) werden mit ei-<br />
Foto: KIA Motors<br />
Foto: KIA Motors<br />
Dipl.-Ing. Dr. Markus Guggenberger<br />
Hybridantrieb –<br />
Fahrzeug der Zukunft?<br />
nem Hybridantrieb ausgestattet, der Käufer<br />
erhält dadurch die Absolution des Herstellers,<br />
in Zukunft kein schlechtes Gewissen haben<br />
zu müssen, wenn der Geländewagen mit<br />
mehr als 2 t Leergewicht für eine Fahrt zum<br />
Supermarkt herhalten muss.<br />
Es bleibt die Frage, ob der immense technische<br />
Aufwand in Hybridfahrzeugen auch<br />
tatsächlich angebracht ist. Der Hybrid spielt<br />
seine Stärken ausschließlich im Stadt- und<br />
Stauverkehr aus, wo der saubere Elektromotor<br />
zum Einsatz kommt. In <strong>Ü</strong>berlandfahrten<br />
zeigen die Benzinaggregate der Hybriden<br />
sogar einen höheren Treibstoffverbrauch<br />
als herkömmliche Motoren. Dazu<br />
treten weitere zumindest kompensatorische<br />
Aspekte: Neben einem Verbrennungskraftmotor<br />
schleppt ein Hybrid einen Elektromotor<br />
inklusive Batterien, Generator und<br />
komplexen Managementsystemen mit. Es<br />
mag zwar stimmen, dass die Emissionswerte<br />
um teilweise bis zu 50 % reduziert werden<br />
können, doch muss man in die Emissionsbilanz<br />
auch die freigesetzten Emissionen durch<br />
die Herstellung der zusätzlichen Komponenten<br />
einrechnen. Weiters wird der Anschaffungspreis<br />
rasch zum Ausschlusskriterium<br />
bei der Fahrzeuganschaffung. Der geringere<br />
Kraftstoffverbrauch wiegt den höheren Anschaffungspreis<br />
in keiner Weise auf. Ebenfalls<br />
wurde von der Politik wieder einmal versäumt,<br />
passende Anreizsysteme zu schaffen,<br />
eine bloße Reduktion der NoVa erscheint<br />
für viele Käufer nur ein bedingter Kaufanreiz.<br />
Antrieb eines typischen Hybrid-Fahrzeuges<br />
In Zusammenhang mit der immanenten<br />
CO 2 - und Feinstaubdebatte drängt sich die<br />
Frage auf, ob die Einführung des Hybridantriebes<br />
nicht als eine hilflose Spontanaktion<br />
der Fahrzeughersteller gesehen werden<br />
kann. War doch schon Mitte der Neunziger<br />
Jahre des vergangenen Jahrhunderts von der<br />
Einführung wirklich innovativer Konzepte<br />
wie wasserstoffbetriebenen Verbrennungskraftmotoren<br />
oder gar von der Brennstoffzelle<br />
die Rede. Doch was wurde aus beiden<br />
Ansätzen? Dass beide Konzepte tatsächlich<br />
funktionieren, wurde in zahlreichen Prototypen<br />
hinlänglich bewiesen, die Umsetzung<br />
versandete jedoch rasch in Ermangelung<br />
investitionsfreudiger Partner. Das Hauptproblem<br />
kann jedoch rasch zusammengefasst<br />
werden: Die Herstellung und Speicherung<br />
von Wasserstoff. Es gibt keinen energie- und<br />
umwelttechnisch effizienten Prozess zur Gewinnung<br />
von Wasserstoff. Und so startete<br />
der Hybridantrieb langsam seinen Siegeszug.<br />
p<br />
Erstmalige Vorstellung von Hybrid-Fahrzeugen auf dem Genfer Automobilsalon 2007.