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Jenseits der Wachstumsillusion Nachhaltige Entwicklung braucht ...

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Zum einen: In einer auf permanentes Wachsen von Produktion und Konsum orientierten<br />

Wirtschaft werden die technisch realisierten Einspareffekte bei Ressourcen- und<br />

Energieverbrauchdurch Mengeneffekte wie<strong>der</strong> aufgefressen: Ja, wir haben sparsamere Autos,<br />

aber immer mehr davon, sparsamere Elektrogeräte, aber immer mehr elektrische<br />

Anwendungen, besser gedämmte Häuser, aber immer größere Wohnungen, mehr erneuerbare<br />

Energie, aber anhaltend hohe fossile Stromerzeugungskapazität … Im Ergebnis bleibt <strong>der</strong><br />

Ressourcenverbrauch trotz technischen Fortschritts konstant o<strong>der</strong> steigt sogar. Wir müssen<br />

uns also mit <strong>der</strong> „Wachstumsfrage“ beschäftigen, auch wenn das politisch nach wie vor heikel<br />

ist.<br />

Zum an<strong>der</strong>en: Neben <strong>der</strong> Technologie bestimmen auch unsere Lebensstile und sozialen<br />

Praktiken den Umwelt- und Ressourcenverbrauch: unser Fleischkonsum, unser<br />

Mobilitätsverhalten, unsere Art zu wohnen, zu arbeiten, zu kommunizieren, zu reisen und<br />

einzukaufen. Gerade hierlassen sich gewaltige Umweltentlastungspotenziale erschließen:<br />

Wenn wir die notwendige Erwerbsarbeitszeit zwischen allen besser aufteilen und reduzieren,<br />

weniger Fleisch essen, weniger Unnützes kaufen, weniger wegwerfen, mehr reparieren und<br />

wie<strong>der</strong>verwerten, mehr gemeinschaftlich nutzen, mehr Nützliches an an<strong>der</strong>e weitergeben,<br />

mehr Verantwortung übernehmen undunser Geld sinnvoll anlegen, dann ist das im Regelfall<br />

gut für die Natur, gut für den sozialen Zusammenhaltund gut für die individuelle<br />

Zufriedenheit.<br />

Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, Energiegenossenschaften, Car Sharing,<br />

Fahrradleihsysteme, Mitfahr- o<strong>der</strong> Mitwohnzentralen, öffentliche Transportsysteme,<br />

Recyclingbörsen, Tauschringe, gemeinschaftliche Stadtgärten o<strong>der</strong> Wohnprojekte,<br />

Übergangsnutzungen leerstehen<strong>der</strong> Immobilien, all das hat ein ebenso großes<br />

Umweltverbesserungspotenzial wie es Windrä<strong>der</strong> und Solaranlagen haben. Die Wahrheit ist,<br />

dass sich soziale und technische Innovationen oft her hervorragend ergänzen.<br />

Der Abbau von Wachstumszwängen, ob auf dem Arbeitsmarkt o<strong>der</strong> im<br />

Rentenversicherungssystem, in den öffentlichen Haushalten o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Verteilungspolitik,<br />

wird für die gesättigten Industriegesellschaften zur politischen Aufgabe erster Ordnung. Vor<br />

allem die Finanzmärkte als rabiatester aller Wachstumstreiber müssen domestiziert werden.<br />

Letzten Endes geht es um eine Erhöhung <strong>der</strong> Resilienz von Gesellschaften, also das<br />

Unabhängig werden vom Vorhandensein permanenten Wirtschaftswachstums. Ein System,<br />

das nur funktioniert, wenn es dauernd wächst, und kollabiert, sobald Wachstum ausbleibt, ist<br />

definitiv we<strong>der</strong> sozial noch ökonomisch durchhaltbar.<br />

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