Islam in der (Selbst-)Kritik - Universität Osnabrück
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<strong>Islam</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> (<strong>Selbst</strong>-)<strong>Kritik</strong><br />
gen zu reden wie zum Beispiel: Wie ist es mit <strong>der</strong> Homosexualität? Was<br />
sagen die verschiedenen Religionsgeme<strong>in</strong>schaften dazu? Es wäre schade,<br />
wenn uns das wie<strong>der</strong> genommen würde. Aber wir bräuchten für unsere<br />
Jugendlichen viel mehr Orte, wo sie <strong>in</strong>s Gespräch kommen können.<br />
Seyran Ateş: Mit dem geme<strong>in</strong>samen Religionsunterricht wäre ich sehr<br />
e<strong>in</strong>verstanden. Als Schüler<strong>in</strong> hörte ich evangelischen und katholischen<br />
Religionsunterrecht und war dankbar dafür, dieses Wissen an e<strong>in</strong>er deutschen<br />
Schule erwerben zu können. Schön wäre es gewesen, wenn ich auch<br />
über den <strong>Islam</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule etwas erfahren hätte. Ich f<strong>in</strong>de, sehr wenige<br />
kennen ihre Religion, praktizieren me<strong>in</strong>er Ansicht nach gar nicht ihre<br />
Religion, son<strong>der</strong>n irgendetwas an<strong>der</strong>es, teilweise etwas Politisches. Ich<br />
wünsche für me<strong>in</strong>e Tochter, dass sie alle Religionen kennen lernt und sich<br />
dann später entscheiden kann, was sie praktizieren möchte.<br />
Ich stimme <strong>der</strong> These zu, dass Frauenthemen missbraucht werden. Ich<br />
sage Ihnen aber ganz offen als Frauenrechtler<strong>in</strong>: Ich b<strong>in</strong> dankbar, dass das<br />
Thema ›Zwangsheirat‹, das ich bereits 1983 versucht habe, <strong>in</strong> Frauenzusammenhängen<br />
zu thematisieren, jetzt aufgegriffen wird und ich mich als<br />
Jurist<strong>in</strong> dafür e<strong>in</strong>setzen kann, dass e<strong>in</strong> neuer Straftatbestand <strong>der</strong> Zwangsverheiratung<br />
im Gesetz verankert wird. Dafür gibt es gute Argumente, und<br />
wenn das wahrgenommen wird und e<strong>in</strong>e breitere Öffentlichkeit davon<br />
Kenntnis nimmt, b<strong>in</strong> ich dankbar. Gleichzeitig werde ich gegen e<strong>in</strong>e Instrumentalisierung<br />
<strong>der</strong> Frauen kämpfen. Ich werde nicht helfen, die Türen<br />
dafür zu öffnen, um Menschen auszuweisen o<strong>der</strong> Menschen nicht nach<br />
Deutschland here<strong>in</strong>zulassen. Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e multikulturelle Gesellschaft, wir<br />
gehen <strong>in</strong> die transkulturelle Gesellschaft. Dafür setze ich mich e<strong>in</strong>, auch<br />
wenn e<strong>in</strong>ige Leute me<strong>in</strong>e <strong>Kritik</strong> missbrauchen wollen.<br />
Rabeya Müller: Ich möchte mich dagegen verwahren, alle Muslime und<br />
Muslim<strong>in</strong>nen unter Generalverdacht zu stellen. Dieses begegnet uns lei<strong>der</strong><br />
im Moment ständig. Ich denke, auch die meisten Muslim<strong>in</strong>nen und Muslime<br />
<strong>in</strong> diesem Staat s<strong>in</strong>d gegen <strong>Islam</strong>ismus. Hier zu differenzieren, ist<br />
notwendig, um die Muslime und Muslim<strong>in</strong>nen gegenüber dem Extremismus<br />
<strong>in</strong> den eigenen Reihen kritikfähig zu machen. An<strong>der</strong>nfalls ruft man<br />
nur e<strong>in</strong>e apologetische Grundhaltung hervor, von <strong>der</strong> aus alles verteidigt<br />
und jegliche <strong>Kritik</strong> abgewehrt wird.<br />
In Bezug auf den geme<strong>in</strong>samen Religionsunterricht möchte ich als Leiter<strong>in</strong><br />
des Kölner Instituts für Interreligiöse Pädagogik und Didaktik Folgendes<br />
zu bedenken geben: Das Vermögen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terreligiösen Kommunikation<br />
setzt die Entdeckung und die Kenntnis <strong>der</strong> eigenen Religion voraus.<br />
Es sollte z.B. nicht nur <strong>der</strong> Koran mit Stellen über Frauen aus <strong>der</strong> Bibel<br />
o<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Thora abgeglichen werden. Wichtig wäre es vielmehr, musli-<br />
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