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Ergebnisse des Workshops des Praxisbeirats, Mannheim, 30.9.2008 ...

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1<br />

<strong>Ergebnisse</strong> <strong>des</strong> <strong>Workshops</strong> <strong>des</strong> <strong>Praxisbeirats</strong>, <strong>Mannheim</strong>, <strong>30.9.2008</strong><br />

1. Diskussion nach Präsentation Projekt<br />

Erwartungen und Erkenntnisinteressen <strong>des</strong> <strong>Praxisbeirats</strong>:<br />

- Interesse an neuen Geschäftsideen (Helfrich), an Verbeserung <strong>des</strong> links Forschung-<br />

Praxis (Kallmann), an kulturellen und sozialen Aspekten (Schüle) sowie an Informationen<br />

über Kosten-Nutzen-Verhältnis von Regulierung (Gutzwiler)<br />

- Gegen „Baustein“-Denken (Weigl)<br />

- Neue Informationen bzgl. Barrieren z.B. bei Mikro KWK oder A-Klasse Geräten<br />

(Bödeker, Meixner)<br />

Fragen zur Eignung der Methodik (Conjoint Analyse):<br />

- bzgl. „Halbwertszeiten“ da es sich bei Energiesparmaßnahmen um Entscheidungen<br />

mit langfristiger Wirkung handelt;<br />

- Gefahr eines „hypothetical bias“ wird als hoch eingeschätzt (Bsp. Zahlungsbereitschaft<br />

für „grünen Strom“ in CH) (aber: <strong>Ergebnisse</strong> aus CH sind nicht unbedingt auf<br />

De übertragbar)<br />

- Relevanz individueller Konsumentscheidungen skeptisch zu beurteilen (Meixner),<br />

Konsumentscheidung vorwiegend institutionell bestimmt<br />

- Modellierung auch unbewußter bzw. Routine-Entscheidung sinnvoll (Kallmann)<br />

- Rationalitätsannahmen unrealistisch<br />

- unrealistische Anforderungen an kognitive Verarbeitungskapazität bei Vergleich von<br />

Alternativen bzgl. mehrerer Attribute (aber: es werden nicht alle Attribute gleichzeitig<br />

variiert) (Meixner, Abold)<br />

- Sind vorgegebene Ausprägungen der Attribute sinnvoll, oder besser individuelles<br />

Zusammenbasteln per Computer erlauben à la Automobilbeispiel; (anderes Bsp. wäre<br />

„Mix it baby“ Campagne von e.on mit Arnie für Strommix) (aber: Kosten der einzelnen<br />

„Module“ müssten bekannt sein) (Schüle)<br />

- Trennung der Entscheidungsebenen in Strom und Wärme wird für sinnvoll erachtet;<br />

Hinweise zu Befragungssubjekten<br />

- Nutzer-Investor Dilemma beachten, da insbes. Mieter nur begrenzt Einfluss auf<br />

Energieverbrauch in Gebäuden haben<br />

- Zielgruppen für Energiesparmaßnahmen im Gebäudebestand beachten: Zielgruppe 1<br />

sind junge Familien die Haus bauen/kaufen und einkommensbeschränkt sind; Zielgruppe<br />

2 sind „goldene 50er“, die nach Auszug der Kinder ihr Eigenheim fürs Alter<br />

auf Vordermann bringen;<br />

Hinweise zu Entscheidungskriterien für Befragung:<br />

- Finanzierung der Kaufentscheidung (Bsp. Japan) als Attribut berücksichtigen (besonders<br />

bei Investitionen im Gebäudebereich relevant – Innovatives Modell für Gebäude<br />

in Japan als Bsp. zero utility cost home (?)) (Jäger-Waldau)<br />

- Serviceleistung ist als wichtige Produkteigenschaft mit zu berücksichtigen;<br />

- Zweifel, dass sich Käufer an „total cost of ownership“ orientieren;


2<br />

- emotionale Gründe müssen bei Kaufentscheidung mit berücksichtigt werden; Herausforderung<br />

besteht darin, dies in Fragebogen abzubilden (Kallmann);<br />

- Gesamtressourcenverbrauch (stoffliche Dimension) im Lebenszyklus ist zu berücksichtigen;<br />

- „Convenience“ ist als Attribut zu erfassen;<br />

- grundsätzliche Frage, ob Nachhaltigkeit für Energiekonsumentscheidung überhaupt<br />

eine Rolle spielt;<br />

- Kriterien sind technologiespezifisch zu betrachten; zu allgemeine Darstellung nur<br />

bedingt zutreffend (Meixner);<br />

Sonstige Hinweise:<br />

- Genereller Ansatz <strong>des</strong> Projekts, die Nutzerpräferenzen zu berücksichtigen findet Zustimmung,<br />

zumal bisher vorherrschender „Bausteine-Ansatz“ zu kurz greift (Weigl);<br />

- Zustimmung, Gender-Aspekte über Tiefeninterviews zu Entscheidungsverhalten<br />

(qualitativer Ansatz) zu erforschen;<br />

- Interaktion der einzelnen Entscheidungskriterien (sozio-ökon. Faktoren etc.) nicht<br />

hinreichend dargestellt; Gesamt(schau); Bild mit Darstellung der Interaktionen fehlt;


3<br />

2. Diskussion Hypothesen<br />

Diskussion Allgemeine Hypothese: Profil <strong>des</strong> „nachhaltigen Energienutzers“<br />

Joachim Schleich<br />

Generelles: da Stellwand am Ende der Stellwandreihe stand, schafften es nur vergleichsweise<br />

wenige Teilnehmer; Diskussion mit „Zielpersonen“ war dafür sehr intensiv;<br />

1) Je höher das verfügbare Einkommen, <strong>des</strong>to eher kaufen Haushalte energiesparende<br />

Geräte/<strong>des</strong>to eher beziehen sie grünen Strom etc....<br />

Uneingeschränkte Zustimmung aller „Besucher“; inhaltlich lag die Diskussion eher auf<br />

dem Aspekt, dass sich „reichere Haushalte“ auch eher die teureren Geräte leisten könnten,<br />

denn auf der These, dass Haushalte mit höherem Einkommen auch eine höhere<br />

Zahlungsbereitschaft für saubere Umwelt hätten;<br />

2) Je höher der das Bildungsniveau, <strong>des</strong>to eher kaufen Haushalte energiesparende<br />

Geräte/<strong>des</strong>to eher beziehen sie grünen Strom etc....<br />

Auch diese Hypothese fand uneingeschränkte Zustimmung; diskutiert wurde u.a. auch<br />

der Zusammenhang mit Lifestyle; verhaltene Zustimmung zur Sub-Hypothese, dass<br />

Haushalte aus bildungsnahen Schichten besser informiert seien, oder eher in der Lage<br />

wären, die Lebenszykluskosten zu berechnen;<br />

3) Je mehr Personen in einem Haushalt leben, <strong>des</strong>to eher kaufen sie energiesparende<br />

Geräte<br />

Fand geteilte Zustimmung; da Haushalte mit höherer Kinderzahl ein niedrigeres pro<br />

Kopf Einkommen hätten, wären sie aus finanziellen Gründen u.U. nicht in der Lage, die<br />

höheren Anschaffungskosten für energiesparende Geräte zu schultern;<br />

4) Je älter und größer ein Wohngebäude, <strong>des</strong>to eher wird in energiesparende Maßnahmen<br />

investiert<br />

Eigentlich besteht die Hypothese aus zwei Teilen, Alter und Größe; Die Aussage gilt<br />

zudem nicht generell, sondern nur für bestimmte Energiesparmaßnahmen, insbesondere<br />

Wärmedämmung. Bei Wohngebäuden sei außerdem die Wohnlage zu berücksichtigen;<br />

in „heruntergekommenen Gegenden“ würde nichts investiert;


4<br />

Aus dem Kreis der Teilnehmer wurden darüber hinaus folgende Anregungen vorgebracht:<br />

- die generelle Einstellung zu ökologischen Themen ganz ist maßgebend für das<br />

Kauf/Investitionsverhalten;<br />

- das Alter der Entscheidungsträger spielt eine Rolle (allerdings keine klare Aussage, in<br />

welche Richtung)<br />

- generelle Aussagen für sämtliche Energiesparmaßnehmen sind schwer möglich; statt<strong>des</strong>sen<br />

müssten Hypothesen technologiespezifisch formuliert werden (z.B.Dämmung<br />

versus weiße Ware vs. Ökostrom)<br />

- der Wunsch nach „Selbstbestimmtheit“ kann auch dazu führen, dass z.B. in Ökostrom<br />

/ PV Anlage auf Dach / Solarthermie / Mikro-KWK investiert wird (Fremdbestimmung<br />

versus Selbstbestimmung)<br />

- Investor- Nutzer Dilemma ist unbedingt zu berücksichtigen;<br />

- Lebensstile spielen gerade beim Kauf von „umweltfreundlichen“ Produkten eine große<br />

Rolle („Lohas“)


5<br />

Diskussion Allgemeine Hypothese: Kostentransparenz<br />

Stefanie Heinzle (Universität St. Gallen)<br />

Teilnehmer:<br />

• Matthias Helfrich, Mitglied <strong>des</strong> Vorstands (Accera Venture Partners AG, <strong>Mannheim</strong>)<br />

• Hellmuth Frey, EnBW Energie Baden-Württemberg AG Karlsruhe<br />

• Roland Hellmer, Gruppenleiter Strategie, neue Produkte Wärme, Kälte, Vattenfall<br />

Europe Berlin AG & Co. KG, Berlin<br />

• Kerstin Kallmann, Berliner Energieagentur GmbH, Consulting, Kommissarische<br />

Bereichsleitung<br />

• Udo Sieverding, Bereich spezielle Verbraucherthemen, Gruppenleiter Energie,<br />

Verbraucherzentrale NRW e.V.<br />

Vorgehen: Diskussion von drei Hypothesen/Fragen mit Teilnehmern<br />

• These 1: Transparenz über die Höhe der Energiekosten (Labels, Energierechnungen)<br />

führt zu sparsamen Verbrauch<br />

• Matthias Helfrich und Hellmuth Frey (gemeinsame Diskussion)<br />

o Wenn Verbraucher ihren Verbrauch kennen, sind Minderungen von 10%<br />

<strong>des</strong> Haushaltes möglich<br />

o Markt funktioniert ohne Transparenz nicht<br />

o Der Verbraucher ist bis jetzt bewusst intransparent gehalten worden,<br />

auch weil die Energieanbieter damit Geld verdienen wollten<br />

o Diese Stromzähler gibt es ja min<strong>des</strong>tens seit dreißig Jahren und werden<br />

immer wieder ausgetauscht und bewusst nicht modernisiert<br />

• Roland Hellmer:<br />

o Aussage ist von der Höhe der Ausgaben für Energie abhängig: In welcher<br />

Höhe spielen die Kosten bei der Lebensgestaltung <strong>des</strong> Konsumenten<br />

eine Rolle?<br />

o Wenn man die Konsumenten fragt, wie viel sie für ihren Energiekonsum<br />

ausgeben, wissen weniger als 80% über die tatsächlichen Kosten ihres<br />

Energieverbrauchs Bescheid.<br />

o Diskussionen über Gas- und Strompreise werden zwar über die Medien<br />

geführt, aber trotzdem sind die Preise noch nicht so hoch, als dass sich<br />

die Leute wirklich darüber Gedanken machen.<br />

o Grundsätzlich stimmt die Aussage für die Konsumenten, für welche es<br />

dann eine Rolle in ihren Gesamtausgaben spielt.<br />

• Kerstin Kallmann:<br />

o Ja, das stimmt.<br />

o Es gibt ja schon Energielabels für Haushaltgeräte, es gibt auch Internetplattformen<br />

für einen Preisvergleich.<br />

o Der ausschlaggebende Grund sind aber oftmals nicht die Kosten, sondern<br />

der Umweltgedanke (oder „es muss sexy sein“), wie z.B. weshalb die<br />

Nachfrage nach den SUV gesunken ist: das hat nicht nur mit den Sprit-


6<br />

kosten zu tun, sondern auch, weil es mittlerweile auch schon etwas peinlich<br />

wird so ein Auto zu besitzen.<br />

• Udo Sieverding: Ja stimmt.<br />

• Frage 2: Müssen intelligente Zähl- und Messsysteme (Smart Meters) staatlich<br />

vorgeschrieben werden?<br />

• Matthias Helfrich und Hellmuth Frey (gemeinsame Diskussion)<br />

o Marktpotential für Zähl-und Messsysteme ist generell vorhanden<br />

o Wo Marktversagen vorkommt (wie im Falle von Zähl- und Messsysteme)<br />

ist staatliches Einschreiten gerechtfertigt; z.B. wenn ein Stromkunde<br />

zu seinem Stromanbieter geht und einen intelligenten Stromzähler<br />

wünscht, der aber nicht bereit ist einen solchen Stromzähler anzubieten.<br />

o Dort wo es ein Monopol gibt, und der Zähler ist ein Monopol, mit dem<br />

sehr viel Geld verdient wird muss es jemand geben der das kontrolliert.<br />

Es kann auch der Markt sein, wenn er in Gang kommt.<br />

o Messdienstleister misst Stromverbrauch ab und der Messstellenbetreiber<br />

bietet den Zähler an, das kann der Energieversorger sein, das muss es<br />

aber künftig nicht mehr.<br />

o Es gibt noch keinen Messstellenbetreiber, weil der die Zustimmung vom<br />

Energieversorger braucht, dass er seiner Messstellentätigkeit nachkommen<br />

kann. Die Verhandlungen laufen schon in diese Richtung an. Das<br />

Gesetz ist Anfang <strong>des</strong> Monats erst in Kraft getreten. Es gibt Firmen, die<br />

sich für das Thema Messstellenbetreiber interessieren, weil da ist schon<br />

letztlich Geld zu verdienen (Marktpotential ist da)<br />

• Roland Hellmer: Ja, das wäre die Konsequenz ja, wenn man das erzwingt führt<br />

das zu Kostentransparenz<br />

• Kerstin Kallmann: Ja<br />

• Udo Sieverding: Ja stimmt.<br />

o Thema <strong>des</strong> Datenschutzmissbrauch ist hier jedoch zu beachten.<br />

o Verbraucherzentralen sind da mit Sicherheit dagegen.<br />

o Wenn dieses Datenschutzmissbrauchsproblem nicht beherrschbar wird,<br />

weil es immer Probleme gibt oder anders genutzt wird, wo man gedacht<br />

hat, das bekommt man in Griff. Ich hab da jedoch schon große Hoffnung.<br />

• These 3: Private Unternehmen sind als Informationsquelle weniger glaubwürdig<br />

als staatliche Agenturen.<br />

• Matthias Helfrich und Hellmuth Frey (gemeinsame Diskussion)<br />

o Ein konsistenter Informationsfluss über Energieverbrauch ist Voraussetzung<br />

für intelligentes Energienutzen<br />

• Frey: Nicht unbedingt.


7<br />

o Frage ist, welches private Unternehmen schaue ich mir an?<br />

o Wenn ich aus der Energiebranche komme, dann mag das vielleicht<br />

stimmen, da wird uns weniger geglaubt als in anderen Branchen,<br />

aber private Unternehmen, z.B. Miele die Werbung für ihre Geräte<br />

macht, für Leute die sich das auch leisten können.<br />

o In gewissen Fragestellungen glauben die Konsumenten den Unternehmen<br />

min<strong>des</strong>tens gleich viel wie staatlichen Unternehmen. "Da<br />

kann sich eine Agentur hinstellen und sagen, die Geländewagen<br />

brauchen 3 mal so viel Sprit wie ein normales Auto, aber trotzdem<br />

kauft man diese Auto. Warum soll Vodafone unglaubwürdig<br />

sein als Informationsquelle für die Kosten und Länge <strong>des</strong> Telefongesprächs?<br />

Ich glaube die Glaubwürdigkeit hängt nicht damit<br />

zusammen, privat oder staatlich, sondern mit der verwendeten<br />

Technik, z.B. ein elektronische Technik ist immer glaubwürdiger<br />

als eine Postkarte, die irgendein Kunde oder ein Ableser ausfüllt<br />

wo er die Kilowattstunde <strong>des</strong> Stromlesers abmisst; ja was meinen<br />

Sie wie viel Schreibfehler hier vorkommen?"<br />

• Rolland Helmer: Ja, das hätte ich gesagt, das stimmt.<br />

• Kerstin Kallmann: Ja.<br />

• Udo Sieverding: Ja nicht unbedingt. Ein Unternehmen, das dies nicht zu plump<br />

macht, z.B. im Hornbach gibt es ja jetzt auch Energieberater. Kann auch ganz interessant<br />

sein, der Verbraucher weiß, dass Hornbach das Ziel hat, Baumaterialien<br />

zu verkaufen, aber wenn die Beratung gut ist ,wieso eigentlich nicht.


8<br />

Diskussion Allgemeine Hypothese: Determinante Preise<br />

Chair: Klaus Rennings (ZEW)<br />

Teilnehmer:<br />

• Maurice Bödeker, ZVEI<br />

• Matthias Helfrich, Accera Ventures<br />

• Kerstin Kallmann, Berliner Energieagentur GmbH, Consulting, Kommissarische<br />

Bereichsleitung<br />

Vorgehen: Diskussion von drei Hypothesen mit Teilnehmern<br />

• These 1: Die Höhe der Energiepreise ist entscheidend für nachhaltigen Energiekonsum<br />

• Allgemeine Zustimmung: Drei grüne Punkte für Hypothese<br />

• Hinweise auf mögliche Spezifikationen:<br />

- Nicht nur aktuelle Preise, sondern auch Erwartungen über Preisentwicklung<br />

sind wichtig<br />

- gilt nur für „ehrliche“ Steigerungen, nicht für spekulative Preisbewegungen<br />

• These 2: Eine Verteuerung der Energiepreise ist Voraussetzung für einen (ökologisch)<br />

nachhaltigen Energiekonsum<br />

• Allgemeine Zustimmung: 3 grüne Punkte<br />

• Interesse Praxisbeirat: Alternative Strategien (Preise vs. Standards) sollten in<br />

SECO@home simuliert werden<br />

• These 3: Ohne Preissignale verpuffen Einsparerfolge, weil die Konsumenten ihr<br />

Geld dann für andere energieverbrauchende Tätigkeiten ausgeben (z.B.<br />

Fernreisen).<br />

• Teilweise Zustimmung: 2 grüne Punkte<br />

• Hinweise für Spezifikationen: Geld kann auch in andere Effizienztechnologien<br />

fliessen


9<br />

Diskussion Allgemeine Hypothese: Rolle von Einstellungen und Lebensstilen<br />

Chair: Christoph Timpe, Bettina Brohmann<br />

Aus der Literatur kann keine klare Schlussfolgerung zur Wirkung von Lebensstilen auf<br />

den Energieverbrauch gezogen werden. (2 grüne Punkte)<br />

Kommentare (Karten):<br />

d.h. Energieverbrauch und Lebensstil nicht spezifisch für best. Bevölkerungsgruppen<br />

Hypothese müsste ausdifferenziert werden<br />

nachhaltiger Energiekonsum spielt bei der Lebensgestaltung eine untergeordnete Rolle<br />

soziale Trends beachten: sexy ↔ uncool<br />

Lebensstile existieren quer durch alle Bevölkerungsgruppen und sind am ehesten getrennt<br />

nach Handlungsfeldern (Wohnen, Ernährung, Transport) zu definieren. (1 grüner<br />

Punkt)<br />

Kommentare (Karten):<br />

Transaktions-Kosten unterschiedlich hoch (z.B. Stadt-Land Gefälle)<br />

geogr. Rahmen/Wohnumfeld → Information schwieriger erhältlich, weniger eingebunden<br />

Es ist zu fragen, wie bewegen sich Konsumenten innerhalb ihrer jeweiligen Optionen<br />

Der „nachhaltige Energieverbraucher“ verfügt über ein vergleichsweise hohes Einkommen<br />

und hohe Bildung, wohnt in vergleichsweise großen Wohnungen (Flächenverbrauch!),<br />

ist aber bereit, diese nachhaltig zu nutzen (offen für technische Investitionen<br />

wie z.B. Solaranlage, Mikro-KWK). (2 grüne, 1 roter Punkt)<br />

Kommentare (Karten):<br />

effiziente Geräte aber mehr Anwendungen (können sich hocheffiziente Geräte leisten,<br />

und gleichzeitig mehr „Spielereien“)<br />

„Schöner wohnen“ vs. Verbrauch/Beschränkung<br />

Weniger Investitionen, dafür aber Verbrauchsanstieg durch mehr Technologien<br />

Benchmark/Person → evtl. dann weniger Unterschiede zwischen den Verbrauchergruppen<br />

Insgesamt wurde die letzte These auch kritisch gesehen und der Aspekt der Suffizienz<br />

angesprochen


10<br />

Diskussion Methodischer Ansatz: Strom vsd. Wärme<br />

Diskutanten: Martin Achtnicht, Lukas Gutzwiler, Roland Abold<br />

Fakt 1: Ein Euro kann nur einmal ausgegeben werden!<br />

Frage: Sind Entscheidungen über energieeffiziente Nutzung von Wärme und/oder Strom<br />

unabhängig voneinander?<br />

− generell: HHe unterliegen einer Budgetrestriktion unter der sie ihre Bedürfnisse<br />

zu befriedigen versuchen Zielkonflikte sind vorprogrammiert (Den Euro, den<br />

ich mehr verheize, kann ich nicht mehr für ein energieeffizienteres HiFi-Gerät<br />

ausgeben.)<br />

− Energiekosten steigen (Strom und Wärme!) HHe suchen nach Möglichkeiten<br />

Kosten zu sparen (Strom und/oder Wärme!?)<br />

− Die Bereiche „Wärme“ und „Strom“ sollten trotzdem nicht gemeinsam in einer<br />

Conjoint-Analyse betrachtet werden, weil – neben methodischen Schwierigkeiten<br />

– sich für die meisten HHe in der Realität entsprechende Wahlsituationen<br />

nicht stellen.<br />

− Im Bereich „Wärme“ kann es aber durchaus sinnvoll sein, Alternativen der Substitution<br />

(z.B. neue, energieeffiziente Heizung) und Alternativen der Einsparung<br />

(z.B. Gebäudedämmung) gegenüber zu stellen – sofern man die richtige Zielgruppe<br />

befragt (d.h. konkret: Leute, die gerade ihr Haus bauen bzw. renovieren,<br />

denn die machen sich genau über derartige Fragen Gedanken).<br />

− (an)diskutierte Probleme aus methodischer Sicht:<br />

a) Nicht allen Wohnformen (Eigentum vs. Miete und Haus vs. Wohnung) stehen<br />

alle Alternativen der Substitution und der Einsparung gleichermaßen zur Verfügung.<br />

ggf. getrennte Befragung von Eigentümern und Mietern sinnvoll<br />

b) Die verschiedenen Alternativen müssen sich gegenseitig ausschließen.<br />

vorgeschlagene nachgelagerte Abfrage von konkreten Alternativen-<br />

Kombinationen scheint möglich und sinnvoll zu sein<br />

c) Verschiedene (heterogene) Alternativen sinnvoll durch gemeinsame Attribute<br />

beschreiben.<br />

d) Die choice sets dürfen nicht „zu groß“ geraten (betrifft: Anzahl der Alternativen<br />

sowie Anzahl der Attribute und deren Ausprägungen)<br />

generell ist einen enge Abstimmung bzgl. <strong>des</strong> Befragungs<strong>des</strong>igns mit dem beauftragten<br />

Marktforschungsinstitut empfehlenswert<br />

Fakt 2: Der Staat kann nicht beliebig fördern!<br />

Frage: Wie soll der Staat wissen, welche Technologie/Technologiekombination den<br />

größten ökologischen Nutzen bei gegebener Budgetbeschränkung stiftet?<br />

− „First-Best“-Technologie muss nicht zwingend von HHe positiv angenommen<br />

werden theoretisches Potential kann (aufgrund der anders liegenden Präferenzen<br />

der HHe) praktisch nicht ausgeschöpft werden<br />

− Energiepolitische Instrumente sowie der rechtliche Rahmen müssen durch den<br />

Staat zielführend ausgestaltet werden.


11<br />

Diskussion Gender-Hypothesen<br />

Männer kaufen anders? Frauen auch!<br />

Welche Erfahrungen haben Sie mit Männern und Frauen als KäuferInnen gemacht?<br />

Wer sind die typischen KäuferInnen?<br />

Typologie ist generell schwierig, Entscheidungen sind sehr individuell, auch gibt es<br />

immer wieder unerwartete Typen, z.B. den CSU-Lokalpolitiker, der es „cool findet im<br />

Sommer seine Solardusche zu haben und kein Öl zu brauchen“<br />

Relevant sind biographische Brüche, life events, z.B. Haushaltsgerätekauf zu Studienbeginn,<br />

erste eigene Wohnung, Scheidung etc.<br />

Klassische Familienstruktur wird immer seltener, ist Minderheit, wir müssten noch viel<br />

mehr Lebensformen unterscheiden, nicht nur das heterosexuelle Paar mit Kindern<br />

(ABER: es ist dies einer der Haupttypen beim Hausbau)<br />

Entscheidend für Beratungsprozess und Ergebnis ist vor allen Dingen auch die Situation<br />

<strong>des</strong> Hauses, neben den Präferenzen und Wünschen der Bau“herren“ bestimmen diese<br />

Gegebenheiten, was sinnvoll ist.<br />

Unterscheiden sich Männer und Frauen in Bezug auf Interesse, Kriterien, Entscheidungen?<br />

Frauen kaufen stärker nutzenorientiert<br />

Wer trifft in einem Haushalt die Kaufentscheidung?<br />

a) bei jüngeren Paaren (junge Familien): gemeinsam, es ist auch eher wichtig, dies<br />

gemeinsam zu tun<br />

b) bei älteren Paaren (empty nest): der Mann, die Frau kocht den Kaffee<br />

Generationenunterschiede im Geschlechterverhältnis<br />

(Sieverding und Weigl)<br />

Der Entscheidungsprozess in partnerschaftlichen Haushaltungen dauert länger (Weigl)


12<br />

Steht die Entscheidung in Abhängigkeit zur Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit<br />

im Haushalt?<br />

Gibt es bestimmte Aspekte einer Technologie, die man als besonders "männlich"<br />

oder "weiblich" bezeichnen kann?<br />

Mythos Unabhängigkeit, der z.B. beim „Wärmepumpen-Hype“ der letzten Jahre ein<br />

relevanter Faktor war, ist eher männlich konnotiert bzw. wird ausschliesslich von Männern<br />

genannt. (Weigl erzählt daraufhin von einem Mann, für den das Unabhängigkeitsargument<br />

aufgrund von Waldbesitz plausibel gewesen wäre, der es aber nicht nutzte<br />

und auch nicht nutzen wollte).<br />

Erscheinen umweltfreundliche Technologien als weniger "männlich" im Vergleich<br />

zu Gross- und Risikotechnologien?<br />

Widerspruch in der Beratung: es müssen Amortisationszeiten berechnet werden, bzw.<br />

das wird von Kunden verlangt, dabei geht es ja vor allem auch um Behaglichkeit und<br />

warme Räume, dies wird auch durch die Bafa-Strategie in den Hintergrund gerückt<br />

Motivation für Zuschüsse und Förderung: „Orden“, „Umsonst-Mentalität“, „besser<br />

jetzt als später“, bei Passivhäusern auch viel Pioniergefühl<br />

Unterschiedliche Akzeptanz bei Wohnbaugenossenschaften: Solar von Mietern akzeptiert,<br />

was noch? Allgemein scheint zu gelten: Anlage muss sichtbar sein (Wohnzimmer,<br />

Dach)<br />

Nur wenige nehmen Energieberatung in Anspruch, eventuell dadurch Verzerrung<br />

Vertriebskanäle (Weigl)<br />

- Energieberatung & Handwerker<br />

- Messen haben grosse Relevanz<br />

- Wichtige Messen: Renexpo Augsburg (Auch verbraucher), Clean Energy Power<br />

Stuttgart, März 09 (ähnlicher Fokus wie Renexpo), Heim & Handwerk, München,<br />

ca. November 08, weiterer Fokus, aber auch erneuerbare Energien, die<br />

immer wichtiger werden.


13<br />

Diskussion vergessene Hypothesen?<br />

Es wurde hier insbesondere vom Praxisbeirat darauf hingewiesen, dass der Konsument<br />

nicht wirklich die Entscheidungsfreiheit hat, die wir ihm unterstellen. Über die Zeit<br />

hinweg, werden die heute definierten Standards (so die These) zu den kostengünstigsten<br />

Technologien von Morgen. Der Konsument entscheidet <strong>des</strong>halb nicht frei, sondern in<br />

dem Sinne pfadabhängig, in dem die Gesellschaft das wünschenswerte Ziel vorgibt.<br />

Der Ansatz <strong>des</strong> Projektes sollte somit generell nochmals überdacht werden. Es ist nicht<br />

klar, wie in dem Modell zur Bestimmung der Kundenpräferenzen diese gesellschaftlich<br />

definierten Technologievorgaben berücksichtigt werden können.


14<br />

3. Diskussion in Kleingruppen<br />

Kleingruppe Wärme<br />

Chair: Rolf Wüstenhagen, Uni St. Gallen<br />

Protokoll: Bettina Brohmann, Öko-Institut<br />

• CO2 Emissionen spielen (nur) zur ex Post Rationalisierung eine Rolle beim Kaufentscheid.<br />

Primär zählen emotionale Vorlieben (Mythen) beim Individuum und<br />

sozialen Netzwerk<br />

• Sichtbarkeit der Anlagen ein wichtiger Aspekt (z.B. Pellet in Wohnung, Solarthermie,<br />

PV)<br />

• Konkrete Profile typischer Zielgruppen, z.B.<br />

o BHKW: FH-Ingenieur, Märklin.<br />

o PV1: Physiklehrer<br />

o PV2: Landwirt (Anlageentscheid)<br />

• 3 Zielgruppen EFH:<br />

o a) junge Familie<br />

o b) Arrivierte Zweithauskäufer<br />

o c) 50-60jährige "Hütte auf Vordermann bringen"<br />

• Autonomie/Autarkie: relevant bei manchen Zielgrupen, z.B. 1) kollektiv (Bioenergiedorf),<br />

2) individuell (Pellet)<br />

• Convenience (z.T. auch bei Pellet)<br />

• Dimensionen <strong>des</strong> Entscheidungsprozesses (Havarie vs. geplant, MFH vs EFH,<br />

Window of Opportunity)<br />

• Mieter: Haben Einfluss auf Investitionsentscheidung, Akzeptanz Sanierungsmassnahmen<br />

(z.B. Solar)<br />

• Heizung vs Dämmung: selten Gesamtkonzept (1 % Energieberatung), oft separate<br />

Entscheidung, Förderpraxis verleitet zu kfr. Wirtschaftlichkeitsdenken)<br />

• Fördermittel alleine helfen (Sparfuchs, Lob vom Staat, clever)


15<br />

Kleingruppe Haushaltsgeräte<br />

Chair: Joachim Schleich, ISI Fraunhofer, Karlsruhe<br />

Protokoll: Georg Bühler, ZEW, <strong>Mannheim</strong><br />

Teilnehmer:<br />

• Dr. Ulrich Denkhaus (Germanwatch, Berlin/Bonn)<br />

• Matthias Helfrich (Accera Vernture partners AG, <strong>Mannheim</strong>)<br />

• Jan Maurice Bödeker (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie, Abteilung<br />

Umweltschutz)<br />

Erkenntnissinteresse: Welche Eigenschaften und welche Haushaltesgeräte sollen in<br />

der Conjoint Untersuchung berücksichtigt werden?<br />

Vorgehen der Kleingruppe: Diskussion von ausgewählten Thesen mit Teilnehmer <strong>des</strong><br />

Praxisrats.<br />

These 1: Qualität und Preis sind wichtiger als Energiekosten<br />

Die Frage, ob die kurzfristig anfallenden Kosten (Anschaffungskosten) wichtiger als die<br />

langfristigen Kosten (Betriebskosten) wurde aufgeworfen. Darstellung der Frage ist<br />

nach Auffassung der Beiratsmitglieder (BM) nicht richtig. Diese These kann weder befürwortet<br />

noch verneint werden, da die Energiekosten bei den Haushaltsgeräten nicht<br />

ausgewiesen werden.<br />

Bei zahlreichen Haushaltsgeräten (außer bei Kühlschränken) sind die Energiekosten von<br />

der Nutzungsinstensität und –form abhängig. Ein typisierter Betriebskostenvergleich<br />

wäre sinnvoll und nötig. Das Problem ist jedoch, dass bei sich ständigen ändernden<br />

Preisen die „Etikettierung“ der Betriebskosten ebenso ständig geändert werden müssten.<br />

Dies ist für den Handel weder umsetzbar noch sinnvoll. Andere Unsicherheiten wie z.B.<br />

unterschiedliche Nutzungen müssten dann auch berücksichtigt werden.<br />

Eine an sich gewünschte Lebenszyklusanalyse der Kosten wäre zwar wünschenswert,<br />

allerdings ist sie wegen der großen Unsicherheiten hinsichtlich der Energiepreise und<br />

Nutzung nicht sinnvoll. Deshalb wird vom Beirat vorgeschlagen, die Formulierung der<br />

These umzudrehen. Sie sollte lauten: „Energieeffizienz ist kein prioritäres Kaufargument<br />

für die Entscheidung.<br />

These 2: Welche Eigenschaften sind für die Entscheidung wichtig?<br />

Es wurden bei weißer und brauner Ware folgende Eigenschaften/Attribute als relevant<br />

angesehen:<br />

1. Das Produkt<strong>des</strong>ign<br />

2. Die Innovationsfreude (wenn neues Produkt, dann min<strong>des</strong>tens „State of the Art“)


16<br />

3. Funktionalität der Produkte<br />

4. Langlebigkeit<br />

5. Kaufpreis<br />

6. Energieverbrauch<br />

In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass bei einigen Eigenschaften/Attributen<br />

gewisse Schwellenwerte min<strong>des</strong>tens erreicht werden müssen (Must have!).<br />

z.B. Wenn ich mir einen Kühlschrank für 1000 Euro kaufe, dann muss der min<strong>des</strong>tens<br />

A++ sein, den Aluminiumlook haben, …<br />

Oft wird den Kunden (z.B. durch Werbung) bei Kaufentscheidungen suggeriert, dass<br />

viel gleich gut ist. So stellt sich die Frage, ob ein Staubsauger mit 2000 Watt tatsächlich<br />

besser saugt als einer mit 1200 Watt. In der Werbung wird jedoch auf die hohe Wattzahl<br />

verwiesen.<br />

Deshalb wurde nochmals die Frage nach der Rationalität der Entscheidung von Konsumenten<br />

gestellt. Dem wurde erwidert, dass unter gegebenem Wissen (wie auch immer<br />

dies entstanden ist) der Kunde sich rational verhält. Das Problem ist lediglich, dass das<br />

Wissensdefizit zu an sich unlogischen/irrationalen Entscheidungen führen kann.<br />

These 2: Welche Haushaltsgeräte sollen in der Untersuchung berücksichtigt werden?<br />

Der Praxisbeirat sprach sich für die großen Energienachfrager (z.B. Kühlschrank) aus.<br />

Die Frage nach Klimaanlagen als Untersuchungsgegenstand war nicht von Anfang an<br />

ersichtlich. <strong>des</strong>halb wurde die Argumentation, warum der Fokus auf Klimaanlagen liegen<br />

könnte nochmals erklärt. (Zum einen sind die aktuellen Haushaltsgeräte bereits<br />

technisch sehr stark ausgereift. Es werden keine weiteren „Quantensprünge“ erwartet.<br />

Die Klimaerwärmung wird vielleicht dazu führen, dass Haushalte vermehrt auch für den<br />

privaten Bereich Klimaanlagen kaufen werden. Dann sollte man schon von Anfang an<br />

darauf achten, dass (a) die Kundenwünsche berücksichtigt werden und (b) ökologisch<br />

sinnvolle Anlagen gekauft werden. Wie ist dies möglich?...<br />

Dennoch sprach sich der Beirat für die Untersuchung herkömmlicher Technologien aus.<br />

Die Frage nach brauner oder weißer Ware konnte aufgrund der zeitlichen Einschränkung<br />

noch nicht abschließend diskutiert werden. Es spricht einiges dafür, die Großverbraucher<br />

zu nehmen. Allerdings wurde auch auf den stark steigenden Anteil <strong>des</strong><br />

häuslichen Energieverbrauchs durch Computer etc. eingegangen. Hier wurde explizit<br />

auch auf die Tatsache verwiesen, dass der Internetzugang (Flatrate) und die grenzenlosen<br />

Speicherkapazitäten im Internet (Servern) dazu führen, dass der Energieverbrauch<br />

zwar nicht bei den Haushalten direkt anfällt (sondern bei den Anbietern dieser Flatrates<br />

und Datenspeicherkapazitäten), aber durch deren Entscheidungen begründet sind.


17<br />

Kleingruppe Öko-Strom<br />

Chair: Christoph Timpe, Öko-Institut, Freiburg<br />

Protokoll: Stefanie Heinzle, Universität St. Gallen<br />

Teilnehmer:<br />

• Lukas Gutzwiller: Bun<strong>des</strong>amt für Energie, Programmleiter energiewirtschaftliche<br />

Grundlagen<br />

• Dr. Arnulf Jäger-Waldau: Gruppenleiter, Renewable Energies Unit, European<br />

Commission, DG JRC, Institut for Energy<br />

• Roland Abold: GfK – Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg<br />

• Klaus Rennings: ZEW, <strong>Mannheim</strong><br />

Erkenntnissinteresse: Motive der Haushalte bei der Kaufentscheidung von Öko-<br />

Strom, Erwartungen an Öko-Stromprodukte, Erwartungen an die Anbieter im Öko-<br />

Strom-Bereich, Zahlungsbereitschaften für Ökostrom, Erfolgsfaktoren, Bedeutung für<br />

den Rest <strong>des</strong> Strommarktes;<br />

Vorgehen der Kleingruppe: Diskussion von 4 ausgewählten Thesen mit Teilnehmer<br />

<strong>des</strong> Praxisrats.<br />

• These 1: Ökostrom-Kunden erwarten einen Strommix ohne Atomkraft und mit<br />

wenig fossilen Energien<br />

• Die meisten Konsumenten wollen erneuerbare Energien in ihrem Strommix.<br />

• Besonders umweltbewusste Konsumenten wollen nur erneuerbare Energien in<br />

ihrem Strommix.<br />

• Ökostrom-Kunden sind von Haus aus gegen Atomstrom eingestellt.<br />

• Diese Einstellung ist einseitig geprägt von einem gewissen Wunschdenken,<br />

dass die Stromversorgung ohne Kernenergie gewährleistet wäre, somit dass<br />

die Umwelt ohne Kernenergie sauberer wäre.<br />

• Wenn aber CO2-Minderung im Vordergrund gestellt wird, dann wäre Atomenergie<br />

die effektivste Energieform.<br />

• Ökostrom ohne Kernenergie ist somit Wunschdenken der Konsumenten.<br />

• Versorgungssicherheit und Stromlücke (z.B. in der Schweiz wo es keine Gaskraftwerke<br />

gibt) in der Schweiz ein großes Thema. Die linken Politiker setzen<br />

auf Ökostrom, die rechten Politiker auf Kernkraft; die Konsumenten


18<br />

wollen nichts von Gaskraftwerken wissen, da sie befürchten, von Russland<br />

abhängig zu werden.<br />

• In Deutschland spielt diese Versorgungssicherheit (z.B. Stromausfälle) keine<br />

Rolle, da dies als Hygienefaktor für alle Stromanbieter als gegeben gesehen<br />

wird; für Ökostrom spielt Abhängigkeit von anderen Länder / Ressourcenverfügbarkeit<br />

derzeit noch eine gering Rolle bei der Entscheidung für ein<br />

Stromanbieter (Quelle: GfK)<br />

• Erneuerbare Energien tragen Label der Versorgungs-Unsicherheit (Argument<br />

der Gegner für Ökostrom), z.B. Wind weht nicht die ganze Zeit.<br />

• Fluktuierende EE-Erzeugung schreckt daher vom Ökostromkauf ab.<br />

• Energiepolitische Diskussion wirkt jedoch, dass erneuerbare Energien bevorzugt<br />

werden.<br />

• These 2: Auch die Mehrheit aller Stromkunden bevorzugt einen Strommix aus<br />

erneuerbaren Energien mit wenig fossilen Energien, möchte hierfür aber<br />

keine höheren Preise zahlen.<br />

• Diskrepanz zwischen dem, was der Kunde sagt, und dem, was der Kunde auch<br />

wirklich tut.<br />

• Angebot an erneuerbaren Energien im Strommix ist da, trotzdem ist Marktanteil<br />

auffallend klein.<br />

• Viele Konsumenten haben keine Ahnung wie ihr Strommix aussieht.<br />

• Rechnung muss heutzutage jedoch den Strommix ausweisen, theoretisch ist daher<br />

davon auszugehen, dass dem Kunde bewusst sein müsste, was für einen Strommix<br />

er bezieht.<br />

• Strommixkennzeichnung und Labeling schaffen somit Transparenz, nur dadurch<br />

kommt der Markt ins Rollen und es kann garantiert werden, dass der Kunde seiner<br />

Auswahlmöglichkeit bewusst ist.<br />

• Bewusstsein in der Bevölkerung ist in den letzten Jahren entstanden.<br />

• Trotzdem ist kaum eine Mehrpreisakzeptanz für Öko-Strom in der breiten Masse<br />

vorhanden.<br />

• Wenn es eine individuelle Kaufentscheidung bleibt, bleibt Ökostrom ein Nischenprodukt.<br />

• Beispielsweise, die E.On – Kampagne “ Mix it baby“ mit Arnold Schwarzenegger<br />

war nicht erfolgreich, weil sich zu diesem Zeitpunkt wenige mit der Thematik<br />

beschäftigt haben und einen grossen Energieversorger wenig Vertrauen geschenkt<br />

wurde (Stichwort „EWE ist großes Unternehmen, dem glaube ich sowieso<br />

nicht“)<br />

• Daher kann Anteil an Ökostrom kann nur gesteigert werden, wenn nichtfreiwillige<br />

Maßnahmen angewandt werden.


19<br />

• These 3: Die Mehrzahl der Stromkunden hat keine realistische Einschätzung<br />

von dem Preisverhältnis zwischen Ökostrom und „normalen Strom“<br />

• Großteil der Stromkunden hat keine Ahnung, was Strom überhaupt kostet.<br />

• Großteil der Kunden kauft Ökostrom nicht, weil sie glauben, dass er extrem teuer<br />

ist ( Informationsdefizit).<br />

• Aus diesem Grund ist der Markt der Privatkunden für Ökostrom auch noch nicht<br />

so weit entwickelt wie der Markt für Geschäftskunden.<br />

• Fehlen<strong>des</strong> Bewusstsein für Strompreise und Ökostrom-Mehrkosten hemmt die<br />

Nachfrage nach Öko-Strom.<br />

• These 4: Ökostrom-Kunden setzen Signale gegen große Energiekonzerne<br />

• Ökostrom-Kunden erwarten unabhängige Anbieter (Geringes Vertrauen in große<br />

Energiekonzerne, welche Ökostrom parallel zu „schmutzigeren“ Strommixes<br />

anbieten).<br />

• Besonders Zielgruppe LOHAs wollen Signale gegen große Energiekonzerne setzen<br />

(Ökobuttermilch von Müller Milch würden sie beispielsweise auch nicht<br />

kaufen)<br />

• Konsumenten haben generell mehr Vertrauen in regionale Stromanbieter (im Vergleich<br />

zu großen Stromanbieter) die Ökostrom anbieten.<br />

• Ökostrom-Kundschaft scheint sehr kritisch sein.<br />

• Reine Ökostrom-Anbieter haben eine höherer Glaubwürdigkeit gegenüber erneuerbare<br />

Energien als große Energiekonzerne, welche Ökostrom zusätzlich in ihrem<br />

Sortiment führen.<br />

Zusätzliche <strong>Ergebnisse</strong> der Kleingruppe Ökostrom<br />

• Stromkennzeichnung schafft Transparenz zum Strommix<br />

o Möglicherweise intelligenter Stromzähler, der CO2-Ausstoss misst<br />

• Ökostrom ist ein (wachsender) Nischenmarkt<br />

o Marketingpotential ist noch nicht ausgeschöpft<br />

• Strom: vom Low-Interest zum Lifestyle-Produkt?<br />

o Intelligente Stromzähler (z.B. Smart Meters) könnten bunt und digital<br />

gestaltet sein und nicht schwarz mit einem Rädchenzähler<br />

o Stromzähler nicht mehr im Keller, sondern im Wohnraum<br />

o Somit schafft man ein Lifestyle Produkt – „Ich bin Ökostrom-Kunde<br />

und ich steh dazu und ich fühle mich echt gut dabei“<br />

o Kann durch soziale Kontakte /Akzeptanz verbreitet werden<br />

o Damit kann politisches und Lebensstil-thematisches Signal gesetzt<br />

werden<br />

o Dadurch kann soziale Kontrolle geschaffen werden


20<br />

• Glaubwürdigkeit bezüglich erneuerbare Energien der Stromanbieter spielt eine<br />

große Rolle<br />

Mögliche Auswirkungen für Attribute: Kommentare Stefanie Heinzle<br />

1. Sortiment <strong>des</strong> Stromanbieters<br />

Attribut Attributsausprägungen<br />

Sortiment Nur Strom aus erneuerbaren<br />

Energien<br />

<strong>des</strong> Stromanbieters<br />

Strom aus<br />

erneuerbaren<br />

Energien<br />

und Kernenergie<br />

im<br />

Angebot<br />

Strom aus<br />

erneuerbaren<br />

Energien<br />

und fossilen<br />

Energien im<br />

Angebot<br />

Nur Strom<br />

aus fossilen<br />

Energien und<br />

Kernenergie<br />

im Angebot<br />

Hier müsste aber noch zunächst geklärt werden, in wie weit wir dann den Strommix als<br />

Attribut an das Attribut Sortiment <strong>des</strong> Stromanbieters koppeln müssten (also z.B.<br />

Strommix 100% Wasserkraft kann in der Conjoint-Analyse nicht mit Attributsausprägung<br />

„Nur Strom aus fossilen Energien und Kernenergie im Angebot“ angeboten werden)<br />

2. Versorgungssicherheit<br />

Die "politische Unabhängigkeit" könnte durch das Attribut "Ort der Stromproduktion"<br />

abgetestet werden.<br />

Attribut Attributsausprägungen<br />

Ort der In Ihrer Region<br />

Stromproduktion<br />

In<br />

Deutschland<br />

In der<br />

Schweiz/ In<br />

Österreich<br />

In Osteuropa<br />

3. Mögliche Stromausfälle pro Jahr<br />

Die private Versorgungssicherheit könnte durch das Attribut "Stromausfälle pro Jahr"<br />

getestet werden.<br />

Attribut Attributsausprägungen<br />

Stromausfälle<br />

pro Jahr<br />

1 Stromausfall pro Jahr 2 Stromausfälle<br />

pro Jahr<br />

3 Stromausfälle<br />

pro Jahr<br />

4 Stromausfälle<br />

pro Jahr


21<br />

4. Lifestyle<br />

Wie bekommt man die emotionale Komponente mit rein in die Befragung („quasi wie<br />

testet man ab, ob Potential besteht, dass Ökostrom zu Lifestyle Produkt wird?) Vielleicht<br />

mit unterschiedlichen Werbeplakate (von „langweilig“ bis „trendy“)<br />

Attribut Attributsausprägungen<br />

Werbung Bsp. 1 Bsp. 2 Bsp. 3<br />

Fazit<br />

Wir sollten uns beim nächsten Projektmeeting überlegen, welche Attribute wir mit aufnehmen,<br />

die wir dann bei der nächsten großen Praxisratssitzung mit dem Praxisrat diskutieren<br />

sollten.<br />

Derzeit hätte ich folgende Attribut-Vorschläge (basierend auf der Arbeit von Burkhalter/Känzig/Wüstenhagen,<br />

der Literaturrecherche und der Kleingruppen-Diskussion)<br />

1. Strommix<br />

2. Zertifizierung<br />

3. CO2-Emissionen<br />

4. Monatliche Stromkosten<br />

5. Ort der Stromproduktion<br />

6. Stromlieferant<br />

7. Preismodell<br />

8. Vertragsdauer<br />

9. Customer Service<br />

10. Werbung<br />

11. Versorgungssicherheit<br />

12. Sortiment <strong>des</strong> Anbieters

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