von ANNEKATRIN FIsChER RoBERT K. hUBER - Maxim Gorki ...
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Bewegung <strong>von</strong> Ort zu Ort. also Räume<br />
aufnehmen, über die webcam, und da<br />
einmal nicht die eigene Visage vor den imaginären<br />
Fotoblitz halten, sondern dem Zimmer<br />
die chance geben draufzukommen,<br />
dem eigenen Zimmer, fremden Zimmer,<br />
lauter Zimmer auf eine Bühne projizieren<br />
und herausfinden, wie sie zueinanderstehen<br />
[nicht: zueinanderfinden], wie der Raum<br />
und ich einen Zusammenhang machen,<br />
herstellen, immer neu und anders herstellen.<br />
Im Bühnenraum die entfernung zwischen<br />
Räumen verdichten, die geographisch sehr<br />
nah beieinander liegen, samt Ähnlichkeiten<br />
zwischen solchen, die hunderttausende <strong>von</strong><br />
Kilometern auseinander sind. Und wäre<br />
das die aufgabe für Theater: den Raum, der<br />
man selbst so ist, immer neu in Beziehung<br />
zu setzen zu Räumen da draußen? Verschiedene<br />
Raumlogiken, die sich versprühen, einander<br />
durchdringen und wiedergeben, was<br />
alles dranhängt, an sichtbarkeit. wenn bei<br />
YouTube unter »Ähnliche Videos« immer<br />
nur dasselbe Filmchen aufläuft. wenn du<br />
Partys besuchst, die öde sind, aber auf den<br />
Pics, die du später im netz findest, sind alle<br />
gut drauf. wenn die Leinwand verwaist ist<br />
oder sich im Beton der Türme Risse zeigen,<br />
wird die europäische epoche zu ende sein,<br />
wird europa unsichtbar. The strategy of<br />
becoming invisible. sichtbarkeit als etwas,<br />
was dem sichtbaren zwar angehört und<br />
doch mehr ist als nur das, was wir sehen,<br />
eine seltsame Durchkreuzung <strong>von</strong> sehweisen,<br />
Denkweisen und den materiellen<br />
Praktiken, die sich aus ihnen ergeben. The<br />
tragedy of being visible. Und dann die<br />
29<br />
schauspieler, ausgeliefert, auf der Bühne,<br />
angeblickt. angeblicktwerden als körperliche<br />
höchstanstrengung, wie wir es jeden Tag<br />
draußen erleben, im öffentlichen Raum, der<br />
nie öffentlich war, Raumspray, sorte: öffentlich.<br />
Und das auf die Bühne zerren, indem<br />
man sich selbst auf die Bühne zerrt und zeigt,<br />
was öffentlich sein heißen könnte. Ja, das ist,<br />
wie simon critchley sagt, eine schmutzige,<br />
mühselige, konkrete arbeit. Und: Klar, bevor<br />
wir uns öffentlich zeigen, sollten wir uns die<br />
haare färben. aber jetzt lasst mal loslegen,<br />
nicht nur hier, auf Papier. sonst schreiben sie<br />
2060 und ich warte immer noch, dass wieder<br />
mehr Menschen mich bewohnen. Ich als<br />
stadt, die wartet, auf Dich wartet, Jahrzehnte<br />
lang. allein, weil Dein linkes auge und Dein<br />
rechtes an verschiedene stellen blicken, wenn<br />
sie mich anblicken, und mich so aufteilen,<br />
mich zum Raum machen, egal wie stark ich<br />
versuche, meinem Foto ähnlich zu sein. Dein<br />
silberblick. Der hat mich früh genug gewarnt:<br />
come aS you aren't.<br />
Jörg albrecht ist autor <strong>von</strong> Prosa, hörspielen und Theatertexten.<br />
Drei seiner Theatertexte wurden im <strong>Maxim</strong><br />
<strong>Gorki</strong> Theater Berlin bereits aufgeführt: »Immer<br />
verschwinden«, »wir Kinder vom hauptbahnhof«,<br />
»Berlin ernstreuterplatz«.<br />
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