von ANNEKATRIN FIsChER RoBERT K. hUBER - Maxim Gorki ...
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Sao paulo<br />
Jeden Morgen im Januar wachten wir verschwitzt<br />
<strong>von</strong> der Musik und den stimmen der Praça do Patriarca auf:<br />
Neben einem Denkmal singen zwei Jungs<br />
Lieder über Frauen und Cachaça in ein Mikrophon,<br />
während ein blonder Junge dazu tanzt<br />
und ein tätowierter Dealer die CD verkauft.<br />
Im schatten der Bäume geben die Prediger in ihren Latschen<br />
mit hochrotem Kopf und feuchten Achseln<br />
Anweisungen, wie man in den himmel kommt<br />
und eine handvoll Fanatiker versammelt sich um sie.<br />
Eine Gruppe alter Männer mit schildern<br />
auf denen es heißt: »Verkaufe Gold«<br />
zieht unter der sonne über den Asphalt<br />
wie Großväter in Zeitlupe auf einer Demo.<br />
Ein Mann im gepunkteten Kostüm<br />
montiert eine komische Nummer für Passanten<br />
und plustert sein Gesicht bis zum Platzen auf.<br />
wir sehen aus dem Fenster unserer wohnung<br />
und stellen uns vor, dass wir diese Leute <strong>von</strong> der Praça<br />
auf den Alexanderplatz versetzen.<br />
Als sich die glühende Nachmittagssonne auf den Platz senkt<br />
zieht eine Reihe straßenverkäufer vorbei<br />
auf einem wagen stapeln sich Pommes in einem Glaskasten,<br />
einer verkauft CDs und DVDs mit einem Lautsprecher auf<br />
Rädern,<br />
ein anderer hat einen Bauchladen mit<br />
Auto- und herrenmagazinen umgeschnallt.<br />
Nachts liegt die Praça still und dunkel da<br />
auf dem Asphalt liegen ein paar zugedeckte Menschenbündel,<br />
einige sehen aus wie Kinder,<br />
ein paar andere haben starke schwarze Arme oder Frauenköpfe.