Pflegende Angehörige und Spitex - Spitex Verband Kt. Zürich
Pflegende Angehörige und Spitex - Spitex Verband Kt. Zürich
Pflegende Angehörige und Spitex - Spitex Verband Kt. Zürich
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S P I T E X - Z E I T U N G Z U M N A T I O N A L E N S P I T E X - T A G S E P T E M B E R 2 0 11<br />
Betreuung<br />
Unterstützung<br />
Pflege<br />
Engagement<br />
Zuverlässigkeit<br />
Respekt<br />
Erleichterung<br />
Lebensqualität<br />
Freude<br />
BILDER: SPITEX VERBAND SCHWEIZ UND SPITEX BERN<br />
N AT I O N A L E R S P I T E X-TAG A M 3 . S E P T E M B E R 2 011<br />
<strong>Pflegende</strong> Angehörige <strong>und</strong> <strong>Spitex</strong> –<br />
ein Tandem<br />
Angehörige von kranken <strong>und</strong><br />
betagten Menschen sind eine<br />
ganz wichtige Stütze unseres<br />
Ges<strong>und</strong>heitssystems. Doch kaum<br />
jemand nimmt sie wahr. Am<br />
Nationalen <strong>Spitex</strong>-Tag 2011 vom<br />
3. September richtet die Non-<br />
Profit-<strong>Spitex</strong> unter dem Motto<br />
«Sie pflegen. Wir helfen. <strong>Spitex</strong>.»<br />
den Fokus auf die pflegenden<br />
Angehörigen. Denn <strong>Spitex</strong> <strong>und</strong> die<br />
Angehörigen sind aufeinander<br />
angewiesen.<br />
Partnerinnen <strong>und</strong> Partner, Töchter <strong>und</strong><br />
Söhne, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Nachbarn – sie sind<br />
die stillen Schafferinnen <strong>und</strong> Schaffer unseres<br />
Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialsystems.<br />
Nur dank den pflegenden Angehörigen<br />
können viele kranke <strong>und</strong> betagte Menschen<br />
überhaupt zu Hause leben. Die<br />
<strong>Spitex</strong> bietet zwar fachk<strong>und</strong>ige Hilfe <strong>und</strong><br />
Pflege an – aber letztlich immer nur punktuell.<br />
Den Löwenanteil der Betreuung übernehmen<br />
in den meisten Fällen die Angehörigen.<br />
Die vom <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Schweiz in Auftrag<br />
gegebenen Studien SwissAgeCare-<br />
2010 (Deutschschweiz) <strong>und</strong> AgeCare-<br />
Markus Schwager<br />
Geschäftsleitung<br />
<strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton Zürich<br />
SuisseLatine (Romandie/Tessin) zeigen<br />
auf, dass Angehörige ein enormes Pensum<br />
leisten: 99 St<strong>und</strong>en pro Woche investieren<br />
zum Beispiel Partnerinnen <strong>und</strong><br />
Partner in der lateinischsprachigen<br />
Schweiz in die Betreuung ihrer Angehörigen.<br />
Auch in der Deutschschweiz ist das<br />
zeitliche Engagement mit durchschnittlich<br />
60 St<strong>und</strong>en sehr gross. Die meisten<br />
Angehörigen gaben bei der Befragung an,<br />
dass sie viel mehr Zeit in die Betreuung<br />
investieren, als sie eigentlich möchten.<br />
Und besonders erschreckend: Viele Angehörige<br />
sagen, sie hätten niemanden, der<br />
sie für eine Auszeit oder im Notfall ablösen<br />
könnte. Die Folge: Überlastung, häufigere<br />
Arztbesuche, höherer Medikamentenkonsum.<br />
Die Studie folgert daraus, dass es einerseits<br />
mehr <strong>und</strong> vor allem flexiblere Entlastungsangebote<br />
für pflegen de Angehörige<br />
braucht. Und andererseits sollten die Betroffenen<br />
motiviert werden, Entlastung<br />
auch tatsächlich <strong>und</strong> frühzeitig anzunehmen<br />
– nicht erst, wenn sie selber krank<br />
geworden sind.<br />
Angehörige gezielt unterstützen<br />
<strong>und</strong> entlasten<br />
Am Nationalen <strong>Spitex</strong>-Tag 2011 vom 3.<br />
September stellt die Non-Profit-<strong>Spitex</strong><br />
deshalb die pflegenden Angehörigen ins<br />
Rampenlicht. Das Motto «Sie pflegen. Wir<br />
helfen. <strong>Spitex</strong>.» soll durch die bewusst<br />
überspitzte Formulierung aufhorchen lassen.<br />
Die <strong>Spitex</strong> pflegt doch – nicht ich?!<br />
Selbstverständlich pflegt die <strong>Spitex</strong> –<br />
aber eben längst nicht alleine. Oft investieren<br />
die Angehörigen viel mehr Zeit in<br />
die Pflege <strong>und</strong> Betreuung als die <strong>Spitex</strong>.<br />
Ganz wichtig ist deshalb die gezielte Begleitung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung der Angehörigen<br />
durch die <strong>Spitex</strong>-Fachleute. <strong>Spitex</strong><br />
<strong>und</strong> die Angehörigen bilden letztlich ein<br />
Tandem. Mit guter Zusammenarbeit erreichen<br />
sie das gemeinsame Ziel: die optimale<br />
Betreuung eines pflegebedürftigen<br />
Menschen.<br />
Im ganzen Land werden <strong>Spitex</strong>-Organisationen<br />
am 3. September an die Öffentlichkeit<br />
treten <strong>und</strong> aufzeigen, wie<br />
sie pflegende Angehörige unterstützen<br />
<strong>und</strong> entlasten. Das Potenzial ist riesig:<br />
R<strong>und</strong> 5700 <strong>Spitex</strong>-Fachleute betreuen<br />
jährlich über 36 000 pflegebedürftige<br />
Menschen im Kanton Zürich – <strong>und</strong> mit<br />
ihnen über H<strong>und</strong>erttausend pflegende<br />
Angehörige.<br />
Wir freuen uns, Ihnen auch dieses Jahr<br />
im Rahmen der vorliegenden <strong>Spitex</strong>-<br />
Zeitung mit interessanten <strong>und</strong> informativen<br />
Berichten die <strong>Spitex</strong> etwas näher<br />
zu bringen. Auf der letzten Seite erwartet<br />
Sie wiederum ein Kreuzworträtsel-<br />
Wettbewerb mit attraktiven Preisen. Wir<br />
wünschen beim Raten viel Glück <strong>und</strong> bei<br />
der Lektüre der <strong>Spitex</strong>-Zeitung viel<br />
Spass!<br />
HINWEISE ZUR SPITEX<br />
(FI) Jede Gemeinde im Kanton Zürich<br />
ist verpflichtet, ihrer Wohnbevölkerung<br />
fachgerechte <strong>Spitex</strong>-Leistungen zur<br />
Verfügung zu stellen. Dieser Versorgungsauftrag<br />
umfasst alle Leistungen<br />
für Personen jeglichen Alters mit allen<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Einschränkungen.<br />
Die <strong>Spitex</strong>-Einsätze müssen überall an<br />
sieben Tagen pro Woche zwischen 7.00<br />
<strong>und</strong> 22.00 Uhr angeboten werden, <strong>und</strong><br />
die Gemeinde muss sicherstellen, dass<br />
während der Bürozeiten das Telefon<br />
durch eine <strong>Spitex</strong>-Mitarbeiterin persönlich<br />
besetzt ist.<br />
Auf www.spitexzh.ch sind unter<br />
«<strong>Spitex</strong>zentren» die Telefonnummern<br />
<strong>und</strong> Adressen sämtlicher gemeinnützigen<br />
<strong>Spitex</strong>-Organisationen im Kanton<br />
Zürich aufgelistet. Sie können einfach<br />
Ihren Wohnort eingeben, <strong>und</strong> sofort<br />
erscheinen alle relevanten Angaben<br />
über die für Sie zuständige <strong>Spitex</strong>.<br />
Zusätzlich finden Sie diese Angaben<br />
auch im Telefonbuch Ihrer Wohngemeinde<br />
entweder unter dem Begriff<br />
«Allgemeine <strong>Spitex</strong>» oder einfach nur<br />
«<strong>Spitex</strong>». Im Zweifelsfalle weiss sicher<br />
die Gemeindeverwaltung Bescheid.
<strong>Spitex</strong>-Zeitung zum Nationalen <strong>Spitex</strong>-Tag vom September 2011 2<br />
S P I T E X- KU N D E RO G E R S E I L E R :<br />
«Menschlichkeit ist viel wichtiger als jedes Papier»<br />
Die Diagnose Multiple Sklerose<br />
(MS) traf Roger Seiler mitten im<br />
Studium. Inzwischen ist er 41<br />
Jahre alt <strong>und</strong> lebt seit 14 Jahren<br />
mit dieser Autoimmunkrankheit.<br />
Sie verläuft bei ihm chronisch, so<br />
dass sich sein Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
nach <strong>und</strong> nach verschlechtert. Seit<br />
zwei Jahren kommt die <strong>Spitex</strong><br />
drei Mal in der Woche bei ihm<br />
vorbei, hilft bei der Pflege <strong>und</strong><br />
entlastet seine Angehörigen. Es<br />
berichtet Agnes Meili.<br />
Die Diagnose war ein Schock für Roger<br />
Seiler <strong>und</strong> seine Angehörigen. Nach dem<br />
Bescheid erahnte die Familie zwar, was<br />
auf sie zukommt, die Realität war jedoch<br />
viel schlimmer als angenommen. Schon<br />
bald nach der Diagnose war Roger Seiler<br />
auf den Rollstuhl angewiesen. Anders als<br />
andere chronisch Kranke nimmt er keine<br />
Medikamente <strong>und</strong> verzichtet auch auf<br />
Alternativmedizin, da sich der Krankheitsverlauf<br />
nach mehrmaligen Versuchen<br />
nicht verbesserte.<br />
Ausstrahlung <strong>und</strong> Humor<br />
Inzwischen kann Roger Seiler seine Muskeln<br />
nicht mehr kontrollieren. Er spürt jedoch<br />
alles: Schmerzen, Nässe, Kälte. Er<br />
kann lediglich noch seinen Kopf bewegen<br />
<strong>und</strong> sich an Gesprächen beteiligen. Aber<br />
auch das Sprechen fällt ihm nicht mehr so<br />
leicht wie früher.<br />
Was beeindruckt, sind die Ausstrahlung<br />
des Mannes <strong>und</strong> sein Humor. Als es ihm<br />
noch besser ging, unternahm er verschiedene<br />
Reisen mit Fre<strong>und</strong>en. Nach Hawaii,<br />
Bali <strong>und</strong> Ägypten. Kinder fragten ihn: «Warum<br />
läufst du nicht?» Er antwortete: «Weil<br />
ich zu faul bin.» Mit diesem Spruch zeigt<br />
er, dass die Krankheit MS auch mit (Galgen-)Humor<br />
ertragen werden kann.<br />
Betreut von den Eltern<br />
Roger Seilers Mutter Ruth ist 65 Jahre<br />
alt, sein Vater Stefan 68. Sie sind beide<br />
sehr vital <strong>und</strong> erzählen mit viel Idealismus,<br />
wie sie ihr Leben ganz auf die Betreuung<br />
ihres Sohnes ausgerichtet haben. Das<br />
ganze Jahr <strong>und</strong> r<strong>und</strong> um die Uhr sind sie<br />
für ihn da: «Wegen seiner Krankheit kann<br />
er nur den Kopf bewegen. Wir geben ihm<br />
das Essen ein, putzen seine Zähne, duschen<br />
ihn, helfen beim Gang auf die Toilette.<br />
Roger kann ohne fremde Hilfe nichts<br />
machen.»<br />
Eine Kopfmaus ermöglicht Roger Seiler<br />
allerdings das selbstständige Arbeiten am<br />
PC. Ein Voicedetector versteht Befehle<br />
<strong>und</strong> klingelt bei den Eltern, wenn er Hilfe<br />
benötigt. Die Eltern ermöglichen dem Sohn<br />
Alles für die<br />
Pflege<br />
zu<br />
Hause:<br />
www.bimeda.ch<br />
Bimeda AG, 8184 Bachenbülach<br />
Roger Seiler<br />
so ein selbstständiges Leben zu Hause,<br />
soweit dies angesichts der Einschränkungen<br />
noch möglich ist.<br />
Zeit am Computer<br />
Ruth Seiler erzählt: «Am liebsten macht<br />
Roger schwere Sudokus. Er schaut die Sudokus<br />
an <strong>und</strong> löst sie im Kopf. Bis abends<br />
um 23.00 Uhr schaut er in der Stube Fernsehen.<br />
Danach bringen wir ihn in sein<br />
Zimmer. Dort verbringt er noch Zeit am<br />
Computer bis etwa um 02.00 Uhr morgens.<br />
Wenn er ins Bett will, klingelt er uns<br />
aus dem Schlaf, <strong>und</strong> Stefan bringt ihn ins<br />
Bett. Morgens um 8.00 Uhr steht er wieder<br />
auf.»<br />
Weil sich Roger Seiler ohne Hilfe keinen<br />
Zentimeter bewegen kann, besteht ständig<br />
die Gefahr von W<strong>und</strong>liegen (Dekubitus).<br />
Ein häufiger Wechsel der Sitz- <strong>und</strong><br />
Liegepositionen schützt vor diesem Übel.<br />
Deshalb sind Ruth <strong>und</strong> Stefan Seiler immer<br />
aufmerksam <strong>und</strong> positionieren ihren Sohn<br />
um.<br />
Im vergangenen Jahr hätten sie sich<br />
nach langer Zeit Ferien erlaubt, erzählen<br />
die Eltern: «Roger Seiler verbrachte die<br />
drei Wochen in einem Heim, doch die Erfahrungen<br />
dort waren so negativ, dass wir<br />
ihn nie mehr dorthin geben würden.» Ein<br />
Heim kann trotz grossem Einsatz niemals<br />
eine Betreuung bieten, wie sie Roger Seiler<br />
zu Hause bekommt.<br />
Ein gutes Umfeld<br />
Die Krankheit verschlimmert sich schleichend.<br />
Die Angehörigen gewöhnen sich<br />
laufend an neue Situationen. Dank eines<br />
guten sozialen Umfeldes fühlen sich Ruth<br />
<strong>und</strong> Stefan Seiler unterstützt. Roger Seiler<br />
kann regelmässig zu Nachbarn <strong>und</strong> Bekannten<br />
gehen. Oft kommen auch Fre<strong>und</strong>e<br />
zu Besuch.<br />
Die Eltern sagen einstimmig: «Dass wir<br />
so mit Roger leben können, mit ihm den<br />
Tag verbringen dürfen, ist für uns Wertschätzung<br />
genug. Viele Menschen sagen,<br />
das Wichtigste im Leben sei Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Für uns ist das Wichtigste im Leben die Zufriedenheit.»<br />
Familie Seiler beweist es: Obwohl vom<br />
Schicksal geprüft, strahlt die ganze Familie<br />
eine grosse Zufriedenheit <strong>und</strong> Freude<br />
aus. Man fühlt sich sofort wohl in ihrem<br />
Haus. Ihr Motto: «Das Leben akzeptieren<br />
<strong>und</strong> leben!»<br />
Schwieriger Transfer<br />
Seit zwei Jahren kommt die <strong>Spitex</strong> bei<br />
Roger Seiler drei Mal in der Woche vorbei.<br />
Die <strong>Spitex</strong>-Organisation arbeitet mit dem<br />
System der «Bezugspflege». Das heisst<br />
für die <strong>Spitex</strong>-K<strong>und</strong>schaft: Jeweils eine<br />
<strong>Spitex</strong>-Fachperson ist für die Koordination<br />
der Pflege zuständig. Und gleichzeitig ist<br />
diese Fachperson auch die wichtigste<br />
Ansprechperson für die K<strong>und</strong>in oder den<br />
K<strong>und</strong>en.<br />
Für die Familie Seiler hat die Hauspflegerin<br />
Wilma Vollenweider diese Aufgabe<br />
übernommen. Sie erzählt: «Für die<br />
Pflege von Roger Seiler <strong>und</strong> den Transfer<br />
vom Rollstuhl zum Sessel brauche ich<br />
jeweils knapp eine St<strong>und</strong>e. Das Schwierigste<br />
ist der Transfer. Man braucht viel<br />
Geschick <strong>und</strong> Gspüri dafür.» Wie der<br />
Transfer mit Hilfe von Kinästhetik zu machen<br />
ist, lernte sie von Stefan Seiler.<br />
Gleichzeitig ist die Hauspflegerin aber<br />
froh, vor kurzem einen Kinästhetik-Kurs<br />
besucht zu haben.<br />
Natürlich wäre es von Vorteil, wenn immer<br />
die gleiche <strong>Spitex</strong>-Mitarbeiterin bei<br />
Roger Seiler im Einsatz wäre. Doch dies ist<br />
aus organisatorischen Gründen leider<br />
nicht möglich. Denn bei der Gestaltung der<br />
Dienstpläne müssen Teilzeitarbeit, Ferien,<br />
Wochenendeinsätze, krankheitsbedingte<br />
Ausfälle, kurzfristige Anmeldungen <strong>und</strong><br />
vieles mehr berücksichtigt werden. So<br />
kommt es, dass auch bei der Familie Seiler<br />
zwischenhinein <strong>Spitex</strong>-Mitarbeiterinnen<br />
im Einsatz sind, denen es für den Transfer<br />
von Roger Seiler an Kinästhetik-Erfahrung<br />
fehlt, so dass der Vater diese Arbeit in solchen<br />
Fällen wieder selber übernehmen<br />
muss.<br />
Ein Tag der Entlastung<br />
Auf der andern Seite entlastet die <strong>Spitex</strong><br />
die Eltern seit Anfang Jahr regel mässig,<br />
indem die Hauspflegerin Wilma Vollenweider<br />
Roger Seiler zusätzlich an einem<br />
ganzen Tag im Monat betreut: «An diesem<br />
freien Tag machen die Eltern einen<br />
Ausflug <strong>und</strong> können für einmal ihre Pflegepflichten<br />
vergessen <strong>und</strong> auftanken.»<br />
Die Hauspflegerin ihrerseits erlebt dann<br />
<strong>Spitex</strong>-Mitarbeiterin Wilma Vollenweider<br />
hautnah, wie ein Tag im Leben eines MS-<br />
Kranken abläuft.<br />
Der Tag bietet der <strong>Spitex</strong>-Mitarbeiterin<br />
auch Gelegenheit, mit Roger Seiler besondere<br />
Anliegen <strong>und</strong> Terminvereinbarungen<br />
zu besprechen. Eines ist der Hauspflegerin<br />
Wilma Vollenweider ganz wichtig:<br />
«Wenn immer ich bei der Familie Seiler im<br />
Einsatz bin, möchte ich alle Arbeiten, die<br />
mit Roger Seiler zu tun haben, selber erledigen.<br />
Denn sonst sind die Eltern, die<br />
durch die Betreuung ihres Sohnes stark<br />
eingeschränkt sind, in ihrer Lebensgestaltung<br />
auch an diesen Tagen nicht wirklich<br />
entlastet.»<br />
Gegenseitige Offenheit<br />
Angesprochen auf ihre generellen Erfahrungen<br />
als <strong>Spitex</strong>-Mitarbeiterin, erklärt<br />
die Hauspflegerin: «Für eine erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen der <strong>Spitex</strong>-<br />
K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> den Mitarbeitenden der<br />
<strong>Spitex</strong> braucht es eine Vertrauensbasis.<br />
Wir von der <strong>Spitex</strong> müssen uns bewusst<br />
sein, dass wir stets nur sind bei<br />
den Menschen zu Hause.» Die Hauspflegerin<br />
kann gut nachvollziehen, dass K<strong>und</strong>innen<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en anfangs zum Teil<br />
gros se Mühe haben, die Hilfe der <strong>Spitex</strong> in<br />
Anspruch zu nehmen: «Wir dringen ja in<br />
die Privatsphäre dieser Menschen ein <strong>und</strong><br />
erleben sie in sehr intimen Situationen.»<br />
Wichtig sind nach Ansicht von Wilma<br />
Vollenweider gegenseitige Offenheit <strong>und</strong><br />
Ehrlichkeit, <strong>und</strong> zwar gerade dann, wenn<br />
etwas nicht ideal läuft: «Damit habe ich<br />
bis jetzt immer sehr gute Erfahrungen gemacht.»<br />
Manchmal empfindet es Wilma Vollenweider<br />
als schwierig, sich abzugrenzen:<br />
«Ich wohne in der Gegend, in der ich arbeite.<br />
Deshalb kann es vorkommen, dass ich<br />
dort nicht mehr als Privatperson wahrgenommen<br />
werde, sondern vor allem als<br />
<strong>Pflegende</strong> der einen oder anderen Person.»<br />
Die Hauspflegerin hält sich aber<br />
strikt an die Schweigepflicht <strong>und</strong> spricht<br />
ausserhalb des Berufsfeldes nicht über<br />
Pflegesituationen: «Das muss ich jeweils<br />
ganz klar kommunizieren <strong>und</strong> mich entsprechend<br />
distanzieren.»<br />
Ungewisse Zukunft<br />
Die Familie Seiler ist mit der <strong>Spitex</strong> sehr<br />
zufrieden: «Wir haben ein gutes Einvernehmen<br />
mit der Leiterin, <strong>und</strong> die Bezugsperson<br />
ist für uns eine Vertrauensperson.»<br />
Die Kosten für die <strong>Spitex</strong>-Pflege<br />
seien angemessen <strong>und</strong> würden einen<br />
Bruchteil dessen betragen, was eine<br />
Heim unterbringung kosten würde, sagen<br />
die Eltern. Dank der <strong>Spitex</strong> können sie ihre<br />
Arbeit zwischendurch abgeben <strong>und</strong> etwas<br />
durchatmen. Die Zukunft aber lässt sich<br />
bei der Krankheit Multiple Sklerose nicht<br />
voraussagen. Deshalb nimmt Familie<br />
Seiler jeden Tag an, wie er ist. Probleme<br />
werden gelöst, wenn sie da sind.<br />
Roger Seiler wünscht sich als <strong>Spitex</strong>-<br />
K<strong>und</strong>e weniger Administration beim Staat<br />
<strong>und</strong> bei den verschiedenen Organisationen<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen. Die Pflegefachleute<br />
müssten zu viel rapportieren<br />
<strong>und</strong> administrieren, stellt er fest: «Die<br />
Menschlichkeit ist doch viel wichtiger als<br />
jedes Papier.» Die Begegnung mit Roger<br />
Seiler zeigt, dass sich viele sogenannt ges<strong>und</strong>e<br />
Menschen von der positiven Einstellung<br />
dieses MS-Patienten ein grosses<br />
Stück abschneiden könnten.
3 <strong>Spitex</strong>-Zeitung zum Nationalen <strong>Spitex</strong>-Tag vom September 2011<br />
P I L O T P RO J E K T<br />
Mehr Lebensqualität dank bezahlten Laien<br />
Ältere Menschen, die zu Hause<br />
leben, benötigen bekanntlich hin<br />
<strong>und</strong> wieder Unterstützung oder<br />
Begleitung. Im Zürcher Seefeldquartier<br />
läuft nun mit Beteiligung<br />
der <strong>Spitex</strong> ein Projekt, das solche<br />
Unterstützung nicht mit Freiwilligen,<br />
sondern mit bezahlten<br />
Laienmitarbeitenden bietet. Ob<br />
das Angebot einem Bedürfnis<br />
entspricht, muss sich weisen.<br />
Vorderhand ist die Nachfrage<br />
bescheiden.<br />
(KS) ServiceWohnenMobil heisst das von<br />
der <strong>Spitex</strong> Zürich Limmat (Zentrum Seefeld)<br />
<strong>und</strong> dem städtischen Altersheim<br />
Wildbach gemeinsam lancierte Pilotprojekt.<br />
Einstweilen sind dafür zwölf Laienmitarbeitende<br />
von der <strong>Spitex</strong>-Organisation<br />
unter Vertrag genommen <strong>und</strong> auf ihre Aufgabe<br />
vorbereitet worden. Doch auf der<br />
K<strong>und</strong>enliste stehen vier Monate nach dem<br />
Start erst fünf Personen – alles Frauen in<br />
den Siebzigern. «Eine etwas grössere<br />
Nachfrage habe ich schon erhofft», sagt<br />
Theresa Haueter, die als Projektleiterin<br />
vom Altersheim aus die Einsätze koordiniert.<br />
Alte Menschen täten sich eben oft<br />
Die K<strong>und</strong>in Elfriede Wagenbauer (70), die Computerhilfe in Anspruch genommen hat,<br />
<strong>und</strong> Laienmitarbeiter Fritz Küng (65). <br />
BILD: SCHAUPLATZ SPITEX<br />
schwer damit, solche Hilfe anzunehmen,<br />
<strong>und</strong> bräuchten viel Bedenkzeit, stellt sie<br />
fest.<br />
Breites Angebot<br />
Die bezahlten Mitarbeitenden stehen<br />
für vieles zur Verfügung. Im Werbeflyer,<br />
der im Quartier breit gestreut wurde,<br />
heisst es: «Wir begleiten Sie beispielsweise<br />
zum Arzt, bei Behördengängen, zu<br />
Grabbesuchen oder an kulturelle Anlässe.<br />
Wir unterstützen Sie zu Hause beim Organisieren<br />
von Geburtstagen, Jubiläen oder<br />
auch Jassr<strong>und</strong>en, bei technischen<br />
Schwierigkeiten oder beim Kennenlernen<br />
von neuen Technologien wie Handy oder<br />
Internet.»<br />
Den Computersupport, den zwei jüngere<br />
Kauffrauen anbieten, nehmen gleich drei<br />
K<strong>und</strong>innen in Anspruch. Eine st<strong>und</strong>enweise<br />
Entlastung von Personen, deren Partner<br />
oder Partnerin betreuungsbedürftig<br />
ist, ergänzt das Angebot. Die Abgrenzung<br />
zu den <strong>Spitex</strong>-Diensten ist klar: Pflegerische<br />
wie auch hauswirtschaftliche Leistungen<br />
werden nicht erbracht.<br />
Überschneidungen gibt es zu Angeboten<br />
der Pro Senectute oder zur organisierten<br />
Nachbarschaftshilfe, wie es sie auch im<br />
Quartier Seefeld gibt <strong>und</strong> die auf Freiwilligenarbeit<br />
beruhen. Elfriede Wagenbauer, K<strong>und</strong>in<br />
von ServiceWohnenMobil, hat die Angebote<br />
verglichen. Einen Computerkurs bei Pro<br />
Senectute hätte sie erst im Herbst beginnen<br />
können, <strong>und</strong> er wäre teurer gewesen als die<br />
paar St<strong>und</strong>en, in denen sie sich nun zu Hause<br />
computermässig aufdatieren lässt.<br />
25 Franken pro St<strong>und</strong>e<br />
Das Angebot hat seinen Preis. Nach einem<br />
ersten Gratiseinsatz <strong>und</strong> drei weiteren<br />
zum Schnupperpreis von 18 Franken<br />
klettert der St<strong>und</strong>enansatz auf 25 Franken.<br />
Trotzdem kann sich Elfriede Wagenbauer<br />
vorstellen, sich auch einmal für eine<br />
längere Zeit, zum Beispiel in ein Konzert,<br />
begleiten zu lassen: «Wenn Gustavo Dudamel,<br />
der junge Stardirigent aus Südamerika,<br />
in Zürich auftritt.»<br />
Die Laien erhalten einen St<strong>und</strong>enlohn<br />
von 22 Franken. Ginge es nicht auch mit<br />
Freiwilligen, die mit einer Spesenentschädigung<br />
zufrieden wären? «Es ist halt doch<br />
ein Unterschied, ob so ein Dienst freiwillig<br />
geleistet wird oder gegen Bezahlung»,<br />
sagt Theresa Haueter. «Mit Bezahlung ist<br />
es einfach verbindlicher. Ich erlebe die<br />
Laienmitarbeitenden jedenfalls als sehr<br />
pflichtbewusst.»<br />
Für eine erste Beurteilung ist es noch zu<br />
früh. Das Angebot muss noch bekannter<br />
werden: «Das ist momentan meine wichtigste<br />
Aufgabe in diesem Projekt», sagt<br />
Theresa Haueter. Eine zentrale Rolle komme<br />
dabei aber auch den <strong>Spitex</strong>-Mitarbeitenden<br />
zu: «Sie haben alltäglich mit den<br />
Betagten im Quartier zu tun <strong>und</strong> können sie<br />
auf unser Angebot aufmerksam machen.»<br />
Vorbildliche Zusammenarbeit<br />
Die Evaluation des Pilotprojektes durch<br />
die Fachhochschule St. Gallen wird zeigen,<br />
ob sich für bezahlte Laienarbeit eher Leute<br />
– vor allem auch jüngere – gewinnen<br />
lassen als für unbezahlte Freiwilligenarbeit.<br />
Die Age Stiftung, die sich für gutes<br />
Wohnen im Alter einsetzt, unterstützt das<br />
auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekt mit<br />
140 000 Franken (bei Gesamtprojektkosten<br />
von 408 000 Franken). Steuergelder<br />
werden für das Projekt nicht eingesetzt.<br />
In einer Mitteilung der Age Stiftung<br />
heisst es, im Projekt würden ambulante<br />
<strong>und</strong> stationäre Dienstleister – in diesem<br />
Fall <strong>Spitex</strong> <strong>und</strong> Altersheim – in vorbildhafter<br />
Weise zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit<br />
sei essentiell, wenn immer<br />
mehr alte Menschen möglichst lange zu<br />
Hause wohnen bleiben sollen. Doch sie<br />
werde in der Schweiz «erst zögerlich <strong>und</strong><br />
wenig strukturiert» umgesetzt.<br />
Quelle: Schauplatz <strong>Spitex</strong> Nr. 3/11,<br />
www.schauplatz-spitex.ch<br />
ST U D I E D E S S P I T E X V E RBANDES S C H W E I Z Z U R B E T REUUNG A LT E R M E N S C H E N :<br />
<strong>Pflegende</strong> Angehörige vermehrt entlasten<br />
Wer pflegt <strong>und</strong> betreut ältere Menschen<br />
daheim? Die Antwort auf<br />
diese Frage ist eigentlich einfach:<br />
Zum einen pflegt <strong>und</strong> betreut die<br />
<strong>Spitex</strong> ältere Menschen daheim,<br />
zum andern sind es die Angehörigen.<br />
Obwohl die Angehörigen<br />
eine wichtige Rolle spielen, ist<br />
wenig bekannt, wie sie mit der<br />
Situation umgehen <strong>und</strong> mit welchen<br />
Problemen sie zu kämpfen<br />
haben. Deshalb hat der <strong>Spitex</strong><br />
<strong>Verband</strong> Schweiz eine wissenschaftliche<br />
Studie in Auftrag gegeben<br />
mit dem Ziel, mehr über diese<br />
psychosozialen Probleme zu erfahren<br />
<strong>und</strong> – falls nötig – die Angebote<br />
der <strong>Spitex</strong> zu optimieren.<br />
(MG) Unsere Lebenserwartung steigt<br />
nicht nur, wir bleiben auch länger ges<strong>und</strong>,<br />
<strong>und</strong> wir wollen so lange wie möglich<br />
selbstständig zu Hause leben. Je älter<br />
wir aber werden, desto mehr brauchen<br />
wir Unterstützung in der Körperpflege<br />
(z. B. Hilfe beim Duschen), in der<br />
Behandlungspflege, bei Haushaltarbeiten<br />
<strong>und</strong> beim Einkaufen. Alle diese Hilfen<br />
kann die <strong>Spitex</strong> übernehmen, neben der<br />
emotionalen <strong>und</strong> psychischen Unterstützung.<br />
Nicht abnehmen dagegen<br />
kann die <strong>Spitex</strong> die ganze rest liche<br />
Pflege – nämlich die Organisation des Alltags,<br />
das Sichkümmern um soziale Belange,<br />
finanzielle Fragen usw.<br />
Hohe Belastung<br />
Die vom <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Schweiz in Auftrag<br />
gegebene Studie zeigt, dass pflegende<br />
Angehörige ihren Partnern oder Partnerinnen<br />
im Schnitt mehr als 60 St<strong>und</strong>en pro<br />
Woche im Alltag beistehen. Kinder investieren<br />
im Schnitt noch 25 St<strong>und</strong>en pro Woche<br />
in die Pflege ihrer Eltern.<br />
Die Belastung von Angehörigen ist demzufolge<br />
hoch. Das Stressempfinden hängt<br />
u. a. von der Pflegebedürftigkeit des<br />
Pflege mpfängers ab. Die grösste Stressquelle<br />
ist allein schon die Tatsache, eine<br />
hohe Verantwortung für den Andern tragen<br />
zu müssen <strong>und</strong> die soziale Isolation.<br />
Von dieser Isolation betroffen sind vor allem<br />
Frauen, die ihren betagten Partner<br />
pflegen.<br />
Unterstützung in Form eines guten sozialen<br />
Netzes von Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten<br />
ist meist da, doch diese Unterstützung<br />
genügt nicht, wenn es um konkrete Entlastungsmöglichkeiten<br />
geht. Die Studie<br />
zeigt, dass es für mehr als die Hälfte der<br />
pflegenden Angehörigen schwierig ist, im<br />
Notfall jemanden zu finden, der die Pflege<br />
übernimmt. Wobei diese Möglichkeiten<br />
stark abhängig sind vom Wohnort des<br />
Pflegeempfängers: In ländlichen Gemeinden<br />
ist die Wahrscheinlichkeit grösser,<br />
eine Betreuungsperson zu finden, als in<br />
städtischen Gemeinden.<br />
Noch schwieriger gestaltet sich die Entlastung<br />
bei einer Auszeit. Für über die Hälfte<br />
aller für die Studie befragten Angehörigen<br />
ist es schwierig, jemanden als Ersatz<br />
zu organisieren. Dabei sind solche<br />
Auszeiten für die eigene Ges<strong>und</strong>heit<br />
enorm wichtig.<br />
Verfügbarkeit <strong>und</strong> Umgang<br />
Die Resultate der Studie ergeben eine<br />
hohe Zufriedenheit in der Zusammenarbeit<br />
der Angehörigen mit der <strong>Spitex</strong>. So<br />
sollte es auch sein, denn ohne ein funktionierendes<br />
Umfeld nützt die beste <strong>Spitex</strong>-<br />
Leistung wenig. Damit dies aber auch so<br />
bleibt, muss sich die <strong>Spitex</strong> weiterentwickeln.<br />
Für die pflegenden Angehörigen<br />
sind insbesondere zwei Punkte in der Zusammenarbeit<br />
sehr wichtig: einerseits die<br />
Verfügbarkeit der <strong>Spitex</strong> zur richtigen Zeit<br />
<strong>und</strong> andererseits der respekt- <strong>und</strong> würdevolle<br />
Umgang mit dem Pflegeempfänger.<br />
Je höher die Pflegebedürftigkeit ist,<br />
umso wichtiger wird, dass die <strong>Spitex</strong> sich<br />
auch an den Bedürfnissen <strong>und</strong> Erwartungen<br />
der pflegenden Angehörigen orientiert:<br />
Sie erwarten nicht nur eine Verbesserung<br />
der Lebensqualität des Patienten, sondern<br />
auch ihrer eigenen Lebensqualität.<br />
Wichtig sind den Angehörigen zudem<br />
die Verlässlichkeit <strong>und</strong> das Einpassen<br />
der <strong>Spitex</strong> in den gewohnten Tagesablauf<br />
sowie stabile Betreuungsverhältnisse<br />
(wenig Personalwechsel). Und nicht zuletzt<br />
ist es wichtig, dass die <strong>Spitex</strong>-Mitarbeitende<br />
die Meinung von pflegenden<br />
Angehörigen bei der Zusammenarbeit<br />
einbezieht. Die Erwartung von pflegenden<br />
Angehörigen, dass die <strong>Spitex</strong>-Mitarbeitende<br />
auch ihnen mit Respekt <strong>und</strong><br />
Wertschätzung begegnet, versteht sich<br />
eigentlich von selbst.<br />
Neue Herausforderungen<br />
Die <strong>Spitex</strong> der Zukunft wird vor neue Herausforderungen<br />
gestellt: Alles deutet darauf<br />
hin, dass die Hilfe <strong>und</strong> Pflege zu Hause<br />
nicht nur im Alter, sondern auch bei chronischen<br />
Leiden <strong>und</strong> nach ambulanten Eingriffen<br />
noch wichtiger <strong>und</strong> anspruchsvoller<br />
wird. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung gewinnen<br />
einen noch höheren Stellenwert.<br />
Gleichzeitig wird auch der Bedarf nach<br />
hauswirtschaftlichen Dienstleistungen<br />
steigen. Die immer höhere Lebenserwartung<br />
heisst, dass immer mehr Menschen<br />
wegen altersbedingter Beschwerden den<br />
Alltag nicht alleine bewältigen können.<br />
Mit andern Worten: Das Angebot der <strong>Spitex</strong><br />
muss noch flexibler werden <strong>und</strong> noch<br />
mehr auf die Bedürfnisse der Klienten<br />
abgestimmt werden. Dringend werden<br />
Entlastungsmöglichkeiten <strong>und</strong> -angebote<br />
für pflegende Angehörige benötigt. So wird<br />
u. a. der Bedarf an Tagesstätten <strong>und</strong> Ferienbetten<br />
zunehmen.<br />
Im Herbst 2011 erscheinen die Ergebnisse<br />
der Studie in Buchform: Hrsg. P. Perrig-Chiello,<br />
F. Höpflinger & B. Schnegg), im<br />
Verlag Hans Huber.<br />
IMPRESSUM<br />
Die <strong>Spitex</strong>-Zeitung wird fre<strong>und</strong>licherweise von allen gemeinnützigen <strong>Spitex</strong>-Organisationen<br />
im Kanton Zürich mitfinanziert. Sie wird in allen Haushalten im Kanton<br />
Zürich anlässlich des Nationalen <strong>Spitex</strong>-Tages vom 3. September 2011 verteilt.<br />
Herausgeber: <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton Zürich, Schärenmoosstr. 77, 8052 Zürich,<br />
Tel. 044 291 54 50, Mail info@spitexzh.ch, www.spitexzh.ch<br />
Erscheinung: einmalig, Ende August 2011<br />
Auflage:<br />
Redaktion:<br />
730 000 Exemplare<br />
Markus Schwager (Leitung), Susanne Berchtold, Verena Bieri,<br />
Gabriella Brülisauer, Annemarie Fischer, Michèle Grob, Elsbeth<br />
Liechti, Martina Schmidhauser, Kathrin Spring<br />
Layout/Druck: Luzerner DruckZentrum, Maihofstrasse 76, 6002 Luzern<br />
Versand: Die Schweizerische Post, PostMail, Pfingstweidstrasse 60b,<br />
8080 Zürich<br />
Verwendung der Artikel <strong>und</strong> Fotos nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers.
<strong>Spitex</strong>-Zeitung zum Nationalen <strong>Spitex</strong>-Tag vom September 2011 4<br />
K REUZ WO R T R ÄT S E L<br />
Mitmachen <strong>und</strong> gewinnen!<br />
1. Preis<br />
2. Preis<br />
AUSBILDUNG<br />
Wir schaffen Lehrstellen<br />
G E S E T ZG E B U N G I M K A N T O N Z Ü RICH<br />
1 Gutschein für eine Übernachtung für<br />
2 Personen im Hotel Therme Vals im Wert<br />
von Fr. 754.–, gesponsert durch <strong>Spitex</strong><br />
<strong>Verband</strong> Kanton Zürich<br />
Geniessen Sie einen Aufenthalt im Hotel<br />
Therme Vals mit Abendessen im Roten<br />
Saal (15 Punkte Gault Millau), Frühstücksbuffet,<br />
Ganzkörpermassage <strong>und</strong> uneingeschränktem<br />
Eintritt zur Therme. Wir wünschen<br />
gute Erholung <strong>und</strong> viel Vergnügen.<br />
BEDINGUNGEN<br />
Bitte das Lösungswort auf eine<br />
Postkarte schreiben <strong>und</strong> bis 30. September<br />
2011 senden an:<br />
<strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton Zürich,<br />
Schärenmoosstrasse 77, 8052 Zürich<br />
Die Preise werden nicht bar ausbezahlt. Über<br />
den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.<br />
Die Gewinner oder die Gewinnerinnen<br />
werden persönlich benachrichtigt. Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen. Mitarbeitende der<br />
<strong>Spitex</strong> sind vom Wettbewerb ausgeschlossen.<br />
Neues Pflegegesetz<br />
2 Gutscheine für Konzerte des Zürcher<br />
Kammerorchesters im Wert von Fr. 240.–,<br />
gesponsert durch die Zürcher Kantonalbank<br />
(www.zkb.ch/sponsoring)<br />
Das Zürcher Kammerorchester gehört zu<br />
den renommiertesten Orchestern der<br />
Schweiz. Es pflegt neben der klassischen<br />
Musik auch ein Repertoire der klassischen<br />
Moderne. Das Orchester lanciert zudem regelmässig<br />
spezielle Crossover-Konzertreihen,<br />
z. B. in Kombination mit Kunst (Museum<br />
Rietberg, Fondation Beyeler), Literatur<br />
oder Jazz. Daneben gibt es Kinder-/ Familienkonzerte,<br />
Weihnachts- <strong>und</strong> Neujahrsveranstaltungen<br />
sowie regionale Auftritte im<br />
Kanton Zürich. Neu wird der einflussreiche,<br />
britische Stardirigent Sir Roger Norrington<br />
Principal Conductor. Im Zentrum seiner Arbeit<br />
mit dem Zürcher Kammerorchester<br />
steht die Etablierung seiner Klangphilosophie,<br />
also der Synthese von historisch orientiertem<br />
Musizieren mit den Mitteln eines<br />
modernen Klangkörpers, mit welcher er die<br />
Musikwelt nachhaltig geprägt hat. Als Partnerin<br />
des ZKO trägt die ZKB dazu bei, dass<br />
die Klassik-Szene in unserem Kanton auch<br />
weiterhin auf höchstem Niveau vielfältig<br />
<strong>und</strong> lebendig bleibt. K<strong>und</strong>en der ZKB profitieren<br />
von 10% Preisreduktion beim Kauf<br />
von Konzertickets an einer Billettkasse<br />
des ZKO oder der Tonhalle.<br />
Um dem künftigen Nachwuchsproblem<br />
in der Pflege wirksam<br />
entgegenzutreten, haben der<br />
<strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton Zürich <strong>und</strong><br />
der Heimverband CURAVIVA<br />
Kanton Zürich gemeinsam den<br />
Lehrbetriebsverb<strong>und</strong> SPICURA<br />
gegründet.<br />
(FI) Damit Sie auch morgen noch kompetent<br />
Hilfe <strong>und</strong> Pflege zu Hause erhalten<br />
sind die <strong>Spitex</strong>organisationen für die Ausbildung<br />
des Nachwuchses besorgt. Die<br />
<strong>Spitex</strong> ist sowohl ein attraktiver Ausbildungsort<br />
wie auch ein sicherer Arbeitsplatz<br />
mit guten Zukunfts- <strong>und</strong> Karriereaussichten.<br />
Geboten werden spannende Tätigkeiten<br />
mit viel Mobilität <strong>und</strong> Eigenverantwortung.<br />
Eine f<strong>und</strong>ierte Betreuung durch<br />
kompetente Ausbildnerinnen ist dabei jederzeit<br />
gewährleistet.<br />
Damit auch kleinere <strong>Spitex</strong>-Organisationen<br />
<strong>und</strong> Heime ausbilden können, ohne<br />
sich gross um Administratives zu kümmern,<br />
haben der <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton<br />
Zürich <strong>und</strong> Curaviva Kanton Zürich den<br />
Lehrbetriebsverb<strong>und</strong> SPICURA gegründet.<br />
Seit dem Schuljahr 2011/2012 bietet<br />
SPICURA im Verb<strong>und</strong> mit <strong>Spitex</strong>betrieben<br />
<strong>und</strong> Heimen FaGe-Lehrstellen (Fachfrau/<br />
-mann Ges<strong>und</strong>heit) an. Die Ausbildung im<br />
Verb<strong>und</strong> ist eine zukunftsorientierte Form<br />
mit Vorteilen für alle Beteiligten. Mehr<br />
dazu unter www.spicura.ch<br />
Möchten Sie live Einblick erhalten in den<br />
spannenden <strong>und</strong> abwechslungsreichen<br />
Pflege- <strong>und</strong> Betreuungsalltag in der <strong>Spitex</strong>?<br />
Wenden Sie sich am besten an die<br />
<strong>Spitex</strong>organisation in Ihrer Nähe <strong>und</strong> vereinbaren<br />
einen Schnuppertermin. Die<br />
Adressen finden Sie unter www.spitexzh.<br />
ch/<strong>Spitex</strong>zentren. Eine Liste mit Betrieben,<br />
die längere Schnupperwochen anbieten,<br />
findet sich unter www.puls-berufe.ch/<br />
Schnuppern <strong>und</strong> Praktika.<br />
Die Broschüre «SPITEX-BERUFE» informiert<br />
alle, die sich für einen Beruf in der<br />
<strong>Spitex</strong> interessieren, ausführlich über dieses<br />
spannende Arbeitsfeld. Sie kann beim<br />
Schweiz. Dienstleistungszentrum Berufsbildung/Berufs-,<br />
Studien- <strong>und</strong> Laufbahnberatung<br />
SDBB, E-Mail vertrieb@sdbb.ch,<br />
bezogen werden.<br />
Auskunft <strong>und</strong> Beratung zu allen Fragen<br />
der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung im Ges<strong>und</strong>heitswesen:<br />
Laufbahnberatung Ges<strong>und</strong>heitsberufe,<br />
Dörflistrasse 120, 8050 Zürich, Telefon<br />
043 259 97 30, www.puls-berufe.ch<br />
Für Erwachsene besteht die Möglichkeit,<br />
sich bereits erworbene Kompetenzen<br />
(z. B. als Pflegeassistentin o. Ä.) anrechnen<br />
zu lassen <strong>und</strong> entweder eine verkürzte<br />
Gr<strong>und</strong>ausbildung zu absolvieren oder<br />
im Rahmen einer so genannten Nachholbildung<br />
das Eidg. Fähigkeitszeugnis FaGe<br />
zu erwerben. Informationen unter www.<br />
kompetenzenbilanz.zh.ch unter: Validierungsverfahren<br />
EFZ FaGe.<br />
Lernende FaGe <strong>Spitex</strong> Knonaueramt<br />
Nord-West, von links: Jasmin Villiger,<br />
Eli Zekaj, Eva Trier, Andreas Basic<br />
Aufgr<strong>und</strong> der vom eidgenössischen<br />
Parlament im Juni 2008 verabschiedeten<br />
neuen Pflegefinanzierung<br />
mussten die Kantone ihre<br />
Gesetzgebungen entsprechend<br />
anpassen. Das neue Pflegegesetz<br />
im Kanton Zürich ist seit dem 1.<br />
Januar 2011 in Kraft.<br />
(SC) Am 27. September 2010 verabschiedete<br />
der Kantonsrat das neue Pflegegesetz<br />
im Kanton Zürich. Mit der Gesetzgebung<br />
sind verschiedene neue Bestimmungen,<br />
welche auch die Klientinnen <strong>und</strong> Klienten<br />
der <strong>Spitex</strong> betreffen, in Kraft<br />
getreten.<br />
Patientenbeteiligung<br />
Der <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton Zürich hat<br />
sich mit anderen Exponenten im Vorfeld<br />
für eine möglichst patientenfre<strong>und</strong>liche<br />
Gesetzesvorlage eingesetzt. So konnte<br />
beispielsweise erreicht werden, dass für<br />
Pflegeleistungen die vom B<strong>und</strong> festgelegte<br />
maximale Patientenbeteiligung<br />
von Fr. 16.00 pro Tag im Kanton Zürich<br />
auf Fr. 8.00 pro Tag reduziert wurde. Zudem<br />
sind in unserem Kanton Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche von der Kostenbeteiligung<br />
befreit.<br />
Akut- <strong>und</strong> Übergangspflege<br />
Als neuer Leistungsbereich im Rahmen<br />
der neuen Pflegefinanzierung wurde die<br />
Akut- <strong>und</strong> Übergangspflege eingeführt.<br />
Auf diese pflegerischen Leistungen haben<br />
Patientinnen <strong>und</strong> Patienten Anspruch,<br />
welche über eine vom Spitalarzt<br />
unterzeichnete Verordnung verfügen.<br />
Die Akut- <strong>und</strong> Übergangspflege wird während<br />
maximal 14 Tagen nach Spitalaustritt<br />
von den Krankenversicherern <strong>und</strong><br />
der öffentlichen Hand finanziert. Die<br />
Akut- <strong>und</strong> Übergangspflege ist von der<br />
Patientenbeteiligung befreit. Der <strong>Spitex</strong><br />
<strong>Verband</strong> Kanton Zürich konnte im<br />
Frühsommer mit den Krankenversicherern<br />
einen Tarifvertrag abschlies sen,<br />
welcher rückwirkend auf den 1. Ja nuar<br />
2011 in Kraft getreten ist.<br />
Hauswirtschaftliche <strong>und</strong><br />
betreuerische Leistungen<br />
Bei den hauswirtschaftlichen <strong>und</strong> betreuerischen<br />
Leistungen, welche in der<br />
Verordnung für die Pflegeversorgung detailliert<br />
festgelegt sind, dürfen den Leistungsbezügerinnen<br />
<strong>und</strong> -bezügern maximal<br />
50% der effektiven Vollkosten der<br />
<strong>Spitex</strong>-Organisation in Rechnung gestellt<br />
werden. Diese Leistungen werden nicht<br />
von den Krankenversicherern übernommen,<br />
es sei denn, es besteht eine entsprechende<br />
Zusatzversicherung.<br />
Versorgungsauftrag der Gemeinden<br />
Die am 1. März 2011 in Kraft getretene<br />
Verordnung für die Pflegeversorgung regelt<br />
den Versorgungsauftrag der Gemeinden,<br />
welcher das Standardangebot<br />
sowie das Leistungsspektrum der ambulanten<br />
<strong>und</strong> stationären Leistungserbringer<br />
umfasst. Zudem wird festgelegt,<br />
dass die Gemeinden eine Informationsstelle<br />
einzurichten haben, welche<br />
Auskunft über das generelle <strong>und</strong> aktuell<br />
verfügbare ambulante <strong>und</strong> stationäre<br />
Angebot erteilt. Als ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />
Gr<strong>und</strong>satz gilt: Ambulant vor stationär.<br />
Weitergehende Informationen erhalten<br />
Sie auf den Internetseiten des <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong>es<br />
Kanton Zürich www.spitexzh.ch<br />
sowie der Ges<strong>und</strong>heitsdirektion des Kantons<br />
Zürich www.gd.zh.ch/pflegefin, wo<br />
Sie auch eine Informationsbroschüre für<br />
die Einwohnerinnen <strong>und</strong> Einwohner des<br />
Kantons Zürich herunterladen können.<br />
3. Preis<br />
2 Gutscheine für das Chäs-Fondue-<br />
Schiff der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft<br />
im Wert von Fr. 110.–, gesponsert<br />
durch <strong>Spitex</strong> <strong>Verband</strong> Kanton Zürich.<br />
Wenn die Temperaturen sinken, ist eine<br />
Abendr<strong>und</strong>fahrt im gemütlich-warmen<br />
Schiff, kombiniert mit einem gluschtigen<br />
Chäs-Fondue, genau das Richtige!<br />
DANK<br />
Das Redaktionsteam bedankt sich<br />
an dieser Stelle bei allen Personen, die<br />
sich in irgendeiner Form bei der Gestaltung<br />
der <strong>Spitex</strong>-Zeitung engagiert<br />
haben, ganz herzlich! Im Weiteren<br />
danken wir unserer Hauptsponsorin,<br />
der Zürcher Kantonalbank, für die<br />
grosszügige Unterstützung sowie der<br />
Bimeda AG, Bachenbülach, für das<br />
Inserat sowie der Neuen Luzerner<br />
Zeitung AG für den Sponsoring-Beitrag.<br />
Für das Sponsoring des 2. Wettbewerbspreises<br />
danken wir im Speziellen<br />
nochmals der Zürcher Kantonalbank.<br />
Und last but not least möchten wir<br />
allen gemeinnützigen <strong>Spitex</strong>-Organisationen<br />
im Kanton Zürich danken, die<br />
mit ihrer finanziellen Unterstützung<br />
die Realisierung der vorliegenden<br />
Zeitung möglich gemacht haben.