27.11.2014 Aufrufe

Milch aus Gras

Milch aus Gras

Milch aus Gras

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Milch</strong> <strong>aus</strong> <strong>Gras</strong><br />

Projektbericht (Versuchsbericht 2008-1)<br />

Berichterstatter: Dr. Thomas Jilg<br />

1. Einleitung und Ziele des Projekts<br />

Weidefutter ist das billigste Futter für <strong>Milch</strong>kühe. Dies gilt insbesondere seit dem Jahr 2007,<br />

in dem die Kraftfutterpreise um ca. 10 €/100 kg gestiegen sind. Die Vollkosten für<br />

Weidefutter betragen 16-20 Ct/10 MJ NEL, für Maissilage ca. 22 Ct und für <strong>Gras</strong>silage 28 -<br />

33 ct/10 MJ NEL. Dennoch hat Weidegang mit Kühen in Baden-Württemberg abgenommen<br />

und wurde durch ganzjährige Konservenfütterung ersetzt. Die Gründe liegen in der fehlenden<br />

Arrondierung, Risiken bezüglich Tierhalterhaftung, fehlendem Wissen über die Zauntechnik<br />

und der Bevorzugung von Technik zur Lösung von arbeitswirtschaftlichen Problemen.<br />

Insbesondere wachsende Betriebe haben oft zu wenig Fläche in Hofnähe um konsequent<br />

Weidegang zu betrieben. Weitere Gründe in Dorflagen dürften Vorbehalte der Nachbarn sein,<br />

die die Präsenz der Tiere auf den Strassen als eine Belästigung empfinden.<br />

In Tabelle 1 wird dargestellt welche Fütterungssysteme bei Mitgliedern der<br />

<strong>Milch</strong>viehberatungsdienste vorherrschen. Nur 4 % der <strong>Milch</strong>betriebe nutzen die Weide in<br />

irgendeiner Form als Futtergrundlage für <strong>Milch</strong>kühe.<br />

Die Masse der Betreibe (83 %) füttert ganzjährig Konserven.<br />

Tabelle 1 : Fütterungssysteme in Baden-Württemberg<br />

Fütterungssystem Gesamt Sommerstallfütterung Ganzjahressilage Weide<br />

Anzahl Betriebe 448 53 378 17<br />

% 100% 12% 84% 4%<br />

Kühe/Betrieb 59 50 61 41<br />

<strong>Milch</strong>menge<br />

ECM, kg/Kuh<br />

7370 6872 7457 6975<br />

Grundfutterleistung<br />

kg/Kuh<br />

2844 2973 2812 3170<br />

Kraftfutter, kg/Kuh 2005 1750 2056 1673<br />

Kraftfutter je kg<br />

<strong>Milch</strong>, g/kg <strong>Milch</strong><br />

302 278 307 270<br />

Quelle : Rinderreport Baden-Württemberg 2006<br />

Weltweit gesehen muss festgestellt werden, dass mit steigendem Weideanteil in der<br />

Futterration die Produktionskosten pro Liter <strong>Milch</strong> gesenkt werden können und dies bei<br />

niedrigeren Einzeltierleistungen. So wird zur Zeit die billigste <strong>Milch</strong> in weidebasierten<br />

<strong>Milch</strong>erzeugungsregionen von Neuseeland und Australien erzeugt. Deutschland liegt<br />

inzwischen auf dem Niveau von USA, Niederlande, Großbritannien Abb.1).<br />

In Abbildung 2 werden die Standortverhältnisse in Europa grob dargestellt. Es ist<br />

festzustellen, dass in Baden-Württemberg sowohl Berggebiete als auch Grünlandgebiete und<br />

Futterbaugebiete mit besten Vor<strong>aus</strong>setzungen für das <strong>Gras</strong>wachstum und den Anbau von<br />

Ackerfutter existieren.<br />

7


Produktionskosten,<br />

ct/Liter<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

USA<br />

Beziehung zwischen Weideanteil und<br />

Produktionskosten<br />

DK<br />

USA<br />

D<br />

NL<br />

F<br />

y = -0,2724x + 39,365<br />

R 2 = 0,7871<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Dillon et al. (2005)<br />

Weideanteil an der Ration, %<br />

Abbildung 1 : Weideanteil und Produktionskosten für <strong>Milch</strong> in wichtigen<br />

Erzeugungsregionen.<br />

GB<br />

IR<br />

Aus<br />

NZ<br />

1 Berggebiete<br />

2 Mittelmeergebiete<br />

3 Grünlandgebiete<br />

4 Futterbaugebiete<br />

5 Nördliche Gebiete<br />

3<br />

Abbildung 2: <strong>Milch</strong>produktions- und Futterbaugebiete (Pflimlin, 2006, mod.).<br />

8


Dias Projekt hatte folgende Ziele:<br />

- Dokumantation des Weidemangements in den <strong>aus</strong>gesuchten Betrieben in<br />

verschiedenen Regionen Baden-Württembergs.<br />

- <strong>Milch</strong>leistung in Weidebetrieben<br />

- Erarbeitung einer Beratungsunterlage für weideinteressierte Landwirte<br />

- Betriebswirtschaftlicher Vergleich mit Betrieben, die ganzjährig Konserven füttern.<br />

- Messungen zur Gründlandbestandsentwicklung und Erarbeitung von Ertragskurven.<br />

Lage der Betriebe.<br />

4<br />

E<br />

A<br />

1<br />

1 Odenwald<br />

2 Schwarzwald<br />

3 Oberschwaben<br />

4 Nordschwarzwald-Kraichgau<br />

D<br />

A<br />

Weidebetrieb<br />

G<br />

A<br />

2F<br />

A<br />

C<br />

A<br />

B<br />

A<br />

3<br />

A<br />

Quelle LVVG<br />

Abbildung 3 : Baden-Württemberg mit Regionen und Betrieben des Projekt<br />

9


2. Beschreibung der Betriebe<br />

Im Weidemilchprojekt wurden in sieben <strong>Milch</strong>viehbetrieben Daten erfasst. Die Betriebe sind<br />

auf vier Regionen des Landes verteilt. Die Standorte sind in Abbildung 3 mit einem Stern<br />

gekennzeichnet und liegen in folgenden Regionen:<br />

- 2 Betriebe in Oberschwaben<br />

- 3 Betriebe im Hochschwarzwald<br />

- 1 Betrieb im Odenwald<br />

- 1 Betrieb in Nordschwarzwald/Gäulandschaft.<br />

In Tabelle 2 werden die Betriebe unter Angabe der klimatischen Verhältnisse und der<br />

Topographie näher beschrieben. Die Herdengröße lag im Schnitt bei 50 Kühen bei einer<br />

<strong>Milch</strong>quote von im Schnitt 307000 kg. In dieser Tabelle sind auch Angaben zu den<br />

topographischen Gegebenheiten.<br />

Die Erhebungen begannen im April 2005 und wurden Ende Juli 2007 beendet. Die Daten der<br />

<strong>Milch</strong>leistung wurden <strong>aus</strong> den Rückberichten des LKV Baden-Württemberg abgeleitet. Aus<br />

diesen Berichten wurden auch die <strong>Milch</strong>inhaltsstoffe und die Daten zur Fruchtbarkeit<br />

(Eiweißgehalt, Fettgehalt , Harnstoffgehalt, Zellzahl, Zwischenkalbezeit) entnommen.<br />

Dreimal jährlich wurde die Körperkondition nach dem Konzept des body condition scoring<br />

(BCS) nach Edmonson beurteilt. Die Termine lagen im April vor Weideauftrieb, im Juli und<br />

Ende Oktober/Anfang November zur Zeit des Weideabtriebs.<br />

Zwei Betriebe zeichnen sich durch Besonderheiten <strong>aus</strong>. Auf dem Betrieb A wird saisonale<br />

Abkalbung im Frühjahr betrieben, auf dem Betrieb G werden zwei Rassen gehalten, nämlich<br />

Holstein und Vorderwälder.<br />

In zwei Betrieben (B und C) wurden Ertragskurven auf dem Grünland ermittelt, in vier<br />

Betrieben wurden ökonomische Auswertungen von der LEL (Dr. Over) durchgeführt.<br />

Anhand eines Fragebogens wurden weitere Informationen zum Fütterungsmanagement der<br />

Betriebe eingeholt (Anlage 1)<br />

10


3. Ergebnisse der Erhebungen<br />

Tabelle 2: Beschreibung der Betriebe des Projekts<br />

Allgemeinheit Herde und <strong>Milch</strong>produktion Klima und Topographie<br />

Region Betrieb Type<br />

<strong>Milch</strong>-<br />

Quote<br />

Rasse<br />

<strong>Milch</strong>kühe/<br />

Betrieb<br />

Jährlicher<br />

Niederschlag<br />

Ø Temp.<br />

°C<br />

Höhenlage<br />

m NN<br />

Hängigkeit<br />

Oberschwaben A Bio 180 000 BV 37 850 7,6 620 gering<br />

Oberschwaben B Konv 543 000 H 73 930 6,1 630 eben<br />

Schwarzwald C Bio 165 000 VW 34 1500 6 950<br />

sehr<br />

stark<br />

Odenwald D Konv 134 000 SBT 25 1100 10 350<br />

sehr<br />

stark<br />

Nord<br />

Schwarzwald<br />

E Konv 435 707 H 66 650 6,5 300 Gering<br />

Schwarzwald F Bio 309 438 H 47 1300 5,5 1030 mittel<br />

Schwarzwald G Bio 383 000<br />

47 VW<br />

+ 18 H<br />

65 1200 5,6 1000 stark<br />

Durchschnitt 307 164 50 1076 6,8 697<br />

BV=Braunvieh , H=Holstein, VW=Vorderwälder, SBT= Schwarzbuntkühe<br />

Bio = Wirtschaften nach Bio-Richtlinien, Konv. = knventionelle Wirtschaftsweise<br />

:.<br />

7


In Tabelle 3 sind die Weideysteme auf den Betrieben näher beschrieben. In drei Betrieben<br />

wird Umtriebsweide, in vier Betrieben Mähstandweide betrieben. In 5 Betrieben wurde<br />

Vollweide betrieben. Zwei Betriebe hatten zu wenig Weidefläche um Vollweide konsequent<br />

umzusetzen. In diesen Betrieben wird Halbtagsweide betrieben und im Stall zugefüttert.<br />

Tabelle 4 gibt Hinweise auf die verfügbare Weidefläche pro Kuh im Frühling, Sommer und<br />

Herbst. Die Spanne geht von 0,1 ha bis 0,92 ha. Die Betriebe B und E füttern in der<br />

Weideperiode zur Vollweide noch Maissilage zu.<br />

Tabelle 3: Beschreibung der Weidesysteme in den verschiedenen Betrieben<br />

Weidefläche<br />

Weideform Start/Ende<br />

Betrieb<br />

Weideperiode<br />

Vollweide für die<br />

Kühe, ha<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

Umtriebsweide<br />

Umtriebsweide<br />

Mähstandweide<br />

(Kurzrasenweide)<br />

Mähstandweide<br />

(Kurzrasenweide)<br />

Umtriebsweide<br />

Mähstandweide<br />

(Kurzrasenweide)<br />

Mähstandweide<br />

(Kurzrasenweide)<br />

Ende April -<br />

Anfang<br />

November<br />

183 Tage<br />

10. April -<br />

Anfang<br />

November<br />

210 Tage<br />

Anfang Mai –<br />

Mitte Oktober<br />

168 Tage<br />

Ende März -<br />

Anfang<br />

November<br />

214 Tage<br />

20. April –<br />

Mitte<br />

November<br />

209 Tage<br />

20. April – 25.<br />

Oktober<br />

198 Tage<br />

Ende April -<br />

Anfang<br />

Oktober<br />

184 Tage<br />

Mitte Mai<br />

– Mitte<br />

Oktober<br />

153 Tage<br />

Mitte Mai<br />

- Ende<br />

Oktober<br />

170 Tage<br />

Anfang<br />

Mai –<br />

Mitte<br />

Oktober<br />

168 Tage<br />

Ende April<br />

- Ende<br />

Oktober<br />

184 Tage<br />

10. Mai –<br />

10.<br />

Oktober<br />

153 Tage<br />

Pflanzenbestand<br />

24,7 <strong>Gras</strong>, Weißklee<br />

27,45 <strong>Gras</strong>, Weißklee<br />

14,2<br />

Dauergrünland,<br />

<strong>Gras</strong>, Weißklee,<br />

Rotklee,<br />

Löwenzahn,<br />

Frauenmantel<br />

20 Dauergrünland<br />

15 Dauergrünland<br />

40,5<br />

14,3<br />

Dauergrünland,<br />

<strong>Gras</strong>, Weißklee,<br />

Rotklee,<br />

Löwenzahn,<br />

Butterblume,<br />

Frauenmantel<br />

Dauergrünland,<br />

<strong>Gras</strong>, Weißklee,<br />

Rotklee,<br />

Löwenzahn,<br />

Frauenmantel<br />

7


Tabelle 4: Verfügbare Fläche für die Kühe im Verlauf der Vegetation<br />

Kühe pro ha Frühling Sommer Herbst<br />

Zufütterung<br />

Kraftfutter von Heu,<br />

<strong>Gras</strong>silage,<br />

Maissilage<br />

A 0,67 0,67 0,67 ja nein<br />

B 0,37 0,37 0,37 ja ja<br />

C 0,10 0,29 0,47 ja nein<br />

D 0,25 0,29 0,47 ja nein<br />

E 0,10 0,15 0,22 ja ja<br />

F 0,24 0,48 0,92 ja nein<br />

G 0,18 0,26 0,26 ja ja<br />

3.1 Rationsbeispiele für 2 Projektbetriebe<br />

Die Abbildungen 4 und 5 zeigen die Jahresfutterprofile für die Betriebe A und E.<br />

Betrieb A steht für Vollweide mit Blockabkalbung, Betrieb E steht für Halbtagsweide mit<br />

Silagezufütterung.<br />

Betrieb A<br />

30<br />

25<br />

<strong>Milch</strong>leistung pro Bestandskuh<br />

30<br />

25<br />

kg TM<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Kraftfutter<br />

<strong>Gras</strong>silage<br />

Heu<br />

<strong>Gras</strong>s<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

kg <strong>Milch</strong> pro Kuh u. Tag<br />

0<br />

<strong>Milch</strong> kg/Kuh/Tag<br />

0<br />

November<br />

December<br />

Januar<br />

Februar<br />

April<br />

Mai<br />

Monat<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

September<br />

Oktober<br />

Abbildung 4 : Jahresfutterprofil im Betrieb A mit saisonaler Abkalbung<br />

Die Abkalbungen im Betrieb A liegen im Zeitraum April bis Juni. Die Darstellung zeigt, dass<br />

die <strong>Milch</strong>ertragskurve annähernd deckungsgleich mit der Verfügbarkeit von Weidegras<br />

einhergeht. Kraftfuttereinsatz ist zur Abdeckung von Leistungsspitzen notwendig. Die<br />

Winterfütterung wird schwerpunktmäßig durch <strong>Gras</strong>silage abgedeckt. Im Betrieb E wird im<br />

Winter mehr <strong>Milch</strong> produziert als in der Vegetationszeit. Maissilage ist über das ganze Jahr<br />

Bestandteil der Futterration. <strong>Gras</strong>silage wird dagegen nur im Winter eingesetzt. Heu wird im<br />

erheblichen Umfang das ganze Jahr eingesetzt.<br />

8


25<br />

Betrieb E<br />

<strong>Milch</strong>leistung pro Bestandskuh<br />

25<br />

20<br />

20<br />

Kg TM<br />

15<br />

10<br />

15<br />

10<br />

Kg <strong>Milch</strong> pro Tag<br />

5<br />

5<br />

0<br />

November<br />

December<br />

Januar<br />

Februar<br />

April<br />

<strong>Gras</strong>s<br />

Heu<br />

Stroh<br />

<strong>Milch</strong> kg pro Tag<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

August<br />

<strong>Gras</strong>silage<br />

Maissilage<br />

Kraftfutter<br />

September<br />

Abbildung 5: Jahresfutterprofil im Betrieb E mit Halbtagsweide<br />

October<br />

0<br />

3.2. Futterprofile<br />

In Abbildung 6 werden die Futterprofile für die einzelnen Herden dargestellt. Weidefutter<br />

stellt 22 bis 49 % der gesamten Futtertrockenmasse. Im Schnitt sind es 36 %. An nächster<br />

Futterprofil in den Herden<br />

% i.TM<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

A B C D E F G<br />

Kraftfutter<br />

Stroh<br />

Maissilage<br />

Heu<br />

<strong>Gras</strong>silage<br />

Weide<br />

Abbildung 6: Futterprofil in den Betrieben<br />

9


Stelle folgt <strong>Gras</strong>silage mit 10 bis 49 % (durchschnittlich 33 %). Der Kraftfutteranteil<br />

schwankte con 5,5 bis 29 % und betrug im Schnitt 13,4 %. Den Betrieben mit weniger<br />

Weideanteil, stand weniger Weidefläche zur Verfügung (B, E, G) und es wurde noch<br />

Maissilage bzw. <strong>Gras</strong>silage beigefüttert.<br />

3.3. <strong>Milch</strong>leistung und <strong>Milch</strong>inhaltsstoffe<br />

In Abbildung 7 sind die <strong>Milch</strong>leistungen der einzelnen Herden zusammengestellt. Für die<br />

Herde des Betriebes G wird auch nach den Rassen differenziert.<br />

8000<br />

<strong>Milch</strong>leistung in den Herden (ECM)<br />

kg/Kuh/Jahr<br />

7000<br />

7622<br />

6000<br />

5000 5958<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

A Braunvieh<br />

B Holstein<br />

7078<br />

6739 6403 6687<br />

6399<br />

5280<br />

4644<br />

D Dt. Schwarzbunte<br />

E Holstein<br />

F Holstein<br />

G VW/Hol<br />

G-Holstein<br />

Abbildung 7: Mittlere Jahresleistung der Herden der Jahre 2005 und 2006<br />

In Abhängigkeit von Rasse und Nährstoffangebot schwanken die Leistungen zwischen 4644<br />

und 7622 kg <strong>Milch</strong> pro Kuh und Jahr. Bemerkenswert ist der geringe Leistungsunterschied<br />

zwischen Holstein-Kühen und Vorderwäldern im Betrieb G.<br />

Tabelle 5: Mittlere Gehalte an <strong>Milch</strong>eiweiß und <strong>Milch</strong>fett (2005 und 2006<br />

Betrieb Rasse <strong>Milch</strong>eiweiß, % <strong>Milch</strong>fett, %<br />

A BV 3,46 4,10<br />

B Hol 3,38 4,40<br />

C VW 3,32 4,12<br />

D Sbt 3,23 4,09<br />

E Hol 3,24 4,09<br />

F Hol 3,25 3,94<br />

G VW+Hol 3,22 4,06<br />

G1 VW 3,31 4,18<br />

G2 Hol 3,12 3,88<br />

10


Der mittlere <strong>Milch</strong>eiweißgehalt lag bei 3,28 %, der mittlere <strong>Milch</strong>fettgehalt bei 4,10 %.<br />

Mit 3,46 % hatten die Braunviehkühe den höchsten Eiweißgehalt, vermutlich rassebedingt.<br />

Die mittleren <strong>Milch</strong>inhaltsstoffe sind nicht auffällig.<br />

Die Abbildung 8 zeigt den Verlauf der mittleren Tagesmilchmenge. Im Betrieb A mit<br />

saisonaler Abkalbung verläuft die <strong>Milch</strong>leistungskurve parallel zum <strong>Gras</strong>wachstum. In<br />

abgeschwächter Form trifft dies auch für die Betriebe D und F zu.<br />

<strong>Milch</strong>leistung<br />

kg /Kuh/Tag<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0,0<br />

0<br />

Jan 05<br />

Mrz 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mrz 06<br />

Mai 06<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mrz 07<br />

Mai 07<br />

Jul 07<br />

Vegetation A Braunvieh B Holstein<br />

C Vorderwälder D Dt. Schwarzbunte E Holstein<br />

F Holstein<br />

G VW/Hol<br />

Abbildung 8: Verlauf der Tagesmilchmenge<br />

<strong>Milch</strong>fett<br />

5,20<br />

5,00<br />

5,20<br />

5,00<br />

4,80<br />

4,60<br />

4,80<br />

4,60<br />

%<br />

4,40<br />

4,20<br />

4,00<br />

3,80<br />

4,40<br />

4,20<br />

4,00<br />

3,80<br />

3,60<br />

3,40<br />

3,60<br />

3,40<br />

3,20<br />

3,00<br />

3,20<br />

3,00<br />

Jan 05<br />

Mrz 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mrz 06<br />

Mai 06<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mrz 07<br />

Mai 07<br />

Vegetation A B C D E F G Mittel<br />

Abbildung 9: <strong>Milch</strong>fettgehalt in den Herden und im Jahresverlauf<br />

11


Die <strong>Milch</strong>fettgehalte (Abbildung 9) schwanken zwischen 3,6 % und 5,0 %.Im Schnitt sind<br />

sie im Winter höher als im Sommer. In den Betrieben B und D werden in der Vegetationszeit<br />

Fettgehalte über 4,6 % erreicht und dies zeitweise über längere Zeit. Die sind Hinweise für<br />

starken Fettabbau infolge von Energiemangel.<br />

<strong>Milch</strong>eiweiß<br />

4,00<br />

4,00<br />

3,80<br />

3,80<br />

3,60<br />

3,60<br />

3,40<br />

3,40<br />

%<br />

3,20<br />

3,20<br />

3,00<br />

3,00<br />

2,80<br />

2,80<br />

2,60<br />

2,60<br />

Jan 05<br />

Mrz 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mrz 06<br />

Mai 06<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mrz 07<br />

Mai 07<br />

Vegetation A B C D E F G Mittel<br />

Abbildung 10: <strong>Milch</strong>eiweißgehalte<br />

<strong>Milch</strong>harnstoff<br />

mg/100 ml<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Max<br />

Mittel<br />

Min<br />

Jan 05<br />

Mrz 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mrz 06<br />

Mai 06<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mrz 07<br />

Mai 07<br />

Monat<br />

Abbildung 11: <strong>Milch</strong>harnstoffgehalt (Mittelwert und Spannweite<br />

12


Die <strong>Milch</strong>eiweißgehalte (Abbildung 10) steigen gegen Ende der Vegetationsperiode an und<br />

fallen bei Weide<strong>aus</strong>trieb. Mit dem <strong>Milch</strong>harnstoffgehalt (Abbildung 11, 12) verhält es sich<br />

erwartungsgemäß umgekehrt. In der Vegetationszeit ist der <strong>Milch</strong>harnstoffgehalt mit<br />

Ausnahme von Betrieb E höher. Im Betrieb D ist die Differenz gewaltig. Hier scheint im<br />

Sommer ein deutliches Energiedefizit vorzuliegen. Bei Harnstoffgehalten um 15 mg/100 ml<br />

kann die Leistung durch Eiweißergänzung in der Regel noch gesteigert werden.<br />

40<br />

<strong>Milch</strong>harnstoff - Abhängigkeit von der Fütterung<br />

mg/100 ml<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Weidefütterung<br />

Konservenfütterung<br />

29<br />

25<br />

23 24<br />

21<br />

13<br />

34<br />

18<br />

16<br />

15<br />

25<br />

16<br />

24<br />

20<br />

5<br />

0<br />

A B C D E F G<br />

Abbildung 12: Mittlere <strong>Milch</strong>harnstoffgehalte im Sommer und im Winter<br />

Bei <strong>aus</strong>geglichener Fütterung liegt der Fett-Eiweiß-Quotient (Abbildung 13) zwischen 1,0<br />

und 1,5. Hohe Werte sind eine Hinweis auf verstärkten Fettabbau. Dies hemmt wiederum die<br />

Futteraufnahmen und kann zur Fettleber führen. Der Fettabbau wird andererseits durch die<br />

Körperkondition der Kühe mitbestimmt. Fette Kühe bauen unabhängig von der Leistung auch<br />

mehr Fett ab. Im Schnitt der Betriebe ist der F/E-Quotient in der Vergetationsphase niedriger<br />

als in der Stallhaltungsperiode. Es ist bekannt, dass Bewegung bzw. Muskelarbeit<br />

antiketogene Wirkung haben. Interessant ist die Beobachtung, dass im Betrieb A, bei dem die<br />

Leistungsspitze in den Monaten Mai und Juni liegt, keine Hinweise für starken Fettabbau<br />

festzustellen sind. Die Körperkondition ist ein Maßstab für das Ausmaß der Fettdepots.<br />

Auffällig ist der regelmäßige Rückgang der BCS-Note nach Weideauftrieb im April. Eine<br />

Ausnahme ist der Betrieb E mit Halbtagsweide und Zufütterung von Maissilage im Stall. In<br />

diesem Betrieb steigt die Körperkondition im Frühling leicht an.<br />

13


FEQ<br />

1,60<br />

1,50<br />

1,40<br />

1,30<br />

1,20<br />

1,10<br />

1,00<br />

Fett-/Eiweiß-Quotient<br />

1,60<br />

1,50<br />

1,40<br />

1,30<br />

1,20<br />

1,10<br />

1,00<br />

0,90<br />

0,90<br />

Jan 05<br />

Mrz 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mrz 06<br />

Mai 06<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mrz 07<br />

Mai 07<br />

Vegetation A B C D E F G Mittel<br />

Abbildung 10: Fett-Eiweiß-Quotient<br />

3,60<br />

Body Condition Score<br />

3,60<br />

3,40<br />

3,40<br />

Note (1 - 5)<br />

3,20<br />

3,00<br />

2,80<br />

3,20<br />

3,00<br />

2,80<br />

2,60<br />

2,60<br />

2,40<br />

2,40<br />

Apr 05<br />

Jun 05<br />

Aug 05<br />

Okt 05<br />

Dez 05<br />

Feb 06<br />

Apr 06<br />

Jun 06<br />

Aug 06<br />

Okt 06<br />

Dez 06<br />

Feb 07<br />

Apr 07<br />

Jun 07<br />

Vegetation A (BV) B (Hol) C (VW) D (SBT)<br />

E (Hol) F (Hol) G (VW/HOL) Mittel<br />

Abbildung 11: Body Condition Score (BCS)<br />

14


3.4 Fruchtbarkeit<br />

Die Zwischenkalbezeit in den Betrieben liegt zwischen 369 und 398 Tagen. Sie korrelieren<br />

mit der Leistung. So habe die Holstein-Herden die längste Zwischenkalbezeit. Im Betrieb ist<br />

die Zwischenkalbezeit mit 369 Tagen exakt auf die saisonale Abkalbung abgestimmt. In<br />

diesem Betrieb wird auch konsequent ein EKA von 2 Jahren praktiziert. Dies ist notwendig,<br />

um die Jungkühe in den saisonalen Abkalberhythmus zu bringen. Jungkühe, die nicht in den<br />

Rhythmus passen, werden verkauft.<br />

Zwischenkalbezeit in den Herden<br />

Tage<br />

405<br />

400<br />

395<br />

390<br />

385<br />

380<br />

375<br />

370<br />

365<br />

360<br />

355<br />

350<br />

369<br />

393<br />

377<br />

371<br />

398<br />

386<br />

380<br />

396<br />

Mittel<br />

A (BV)<br />

B (Hol)<br />

C (VW)<br />

D (SBT)<br />

F (Hol)<br />

G (VW/HOL)<br />

G-VW<br />

G-H (Hol)<br />

A (BV) B (Hol) C (VW) D (SBT)<br />

F (Hol) G (VW/HOL) G-VW G-H (Hol)<br />

Abbildung 12: Zwischenkalbezeit (2005 - 2007)<br />

Tabelle 5:Nutzungsdauer der Kühe in den Projektbetrieben (2005-2007)<br />

Betrieb Rasse Herdengröße Abgangsraten, % Anzahl Lakt.<br />

A Braunvieh 38 13 4,8<br />

B Holstein 78 32 2,5<br />

C Vorderwälder 33 25 3,9<br />

D Dt. Schwarzbunte 26 19 3,8<br />

F Holstein 46 28 2,6<br />

G VW/Hol 66 26 3,6<br />

G-VW Vorderwälder 43 24 3,8<br />

G-H Holstein 23 29 3,0<br />

Durchschnitt Projektbetriebe 23,9 3,5<br />

Durchschnitt Holstein 34<br />

Durchschnitt Vorderwälder 27<br />

Durchschnitt Braunvieh 28<br />

15


Die Nutzungsdauer der Kühe in den Projektbetrieben beträgt im Schnitt 3,5 Laktationen mit<br />

einer Spannweite von 1,9 bis 4,8. Die geringsten Abgangsraten mit 13 % sind im<br />

Braunviehbetrieb mit Vollweide und saisonaler Abkalbung zu verzeichnen. Dies ist<br />

sensationell niedrig und halb so hoch wie im Schnitt der Braunviehbetriebe. Die<br />

Abgangsraten der Holsteinbetriebe liegen zwischen 28 und 32 %. Betrieb E mit 47 %<br />

Abgangsrate bzw. 1,9 Laktationen/Kuh wurde nicht in die Auswertung genommen, weil<br />

spezifische systemfremde Probleme zu hohen Abgängen führten. Bei allen Rassen lag die<br />

Abgangsrate unter dem vom LKV Baden-Württemberg angegebenen Mittelwert.<br />

3.5 Grobfutterleistungen<br />

In den Betrieben D und F lagen genaue Daten zum monatlichen Kraftfutterverbrauch vor.<br />

Im Betrieb F wurde eine Grobfutterleistung von durchschnittlich 18,7 kg <strong>Milch</strong>/Kuh/Tag<br />

erreicht, im Betrieb D 13,1 kg. Im Betrieb D fällt auf, dass die Kühe ab September mit der<br />

Leistung stark einbrechen.<br />

Grobfutterleistung in den Betrieben D und F<br />

25<br />

Vegetation Betrieb F -GF-Leistung Betrieb D -GF-Leistung<br />

kg ECM/Kuh//Tag<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Mrz 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mrz 06<br />

Mai 06<br />

Monat<br />

Abbildung 13: Grobfutterleistung in den Betrieben D(Odenwald, Sbt) und<br />

F (Schwarzwald, Hol)<br />

Die mittleren jährlichen Grobfutterleistungen sind in Abbildung 14 dargestellt. Die Betriebe<br />

A, B, und F erreichten 5000 kg Grobfutterleistung und mehr. Der Betrieb C liegt knapp unter<br />

5000 kg. Der Betrieb G liegt bei einer Grobfutterleistung von 4350 kg. Die Betriebe A und C<br />

setzen die niedrigsten Kraftfuttermengen ein. Bei A sind es 69 Gramm/kg <strong>Milch</strong>, bei C 66<br />

Gramm /kg <strong>Milch</strong>.<br />

Bei den Betrieben D und E wird das Potential an Grobfutterleistung der Genetik zur Zeit nicht<br />

<strong>aus</strong>geschöpft. Zu hinterfragen ist in diesen Fällen die Futteraufnahme auf der Weide und die<br />

Qualität der Futterkonserven. Der Kraftfutteraufwand pro Liter <strong>Milch</strong> liegt bei allen<br />

Betrieben unter dem <strong>aus</strong> ökonomischen Gründen diskutierten Schwellenwert von 250<br />

Gramm /Liter <strong>Milch</strong>.<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mrz 07<br />

Mai 07<br />

Jul 07<br />

16


8000<br />

7000<br />

Grobfutterleistung und Kraftfuttereinsatz<br />

7296<br />

6932<br />

6618<br />

6798<br />

kg <strong>Milch</strong>/Kuh/Jahr (ECM)<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

5828<br />

5613<br />

4558<br />

69 121 66 120 249 102 177<br />

102<br />

Gramm Kraftfutter/Liter <strong>Milch</strong><br />

1000<br />

0<br />

A B C D E F G<br />

Betrieb<br />

<strong>Milch</strong>leistung Grobfutterleistung KF-Leistung<br />

Abbildung 14 : Grobfutterleistung und Kraftfutterverbrauch<br />

17


4. Empfehlungen für die Praxis<br />

4.1 Teilzeitweide<br />

Teilzeitweide /Halbtagsweide ist eine Möglichkeit begrenzt verfügbare Weideflächen zur<br />

Verbesserung des Tierkomforts zu nutzen. Der Futterverzehr auf der Weide hängt in diesem<br />

Fall stark von der Schmackhaftigkeit des Weidefutters und der Schmackhaftigkeit des im Stall<br />

verfütterten Futters ab.<br />

Denkbar ist auch, dass nur Trockensteher oder altmelkende Kühe (Leistungsgruppe 2)<br />

Weidegang haben.<br />

Weidegang für Trockensteher auf unbegüllten Flächen kann die Festliegeproblematik senken,<br />

wenn das Weidegras wenig Kalium beinhaltet (< 2,5 % i.TM). Die Kühe sollten aber 2-3<br />

Wochen vor der Kalbung aufgestallt werden, wenn nach der Kalbung Konserven gefüttert<br />

werden.<br />

Kostenvorteile können mit diesen Verfahren nicht <strong>aus</strong>geschöpft werden.<br />

4.2 Vollweide<br />

Unter Vollweide ist die <strong>aus</strong>schließliche Grobfutterversorgung mit Weidegras zu verstehen.<br />

Sie kann auf Mähstandweiden (Kurzrasenweide), Umtriebsweiden (3-5 Tage Auftriebsdauer)<br />

oder auf Portionsweiden (tägliche Futterzuteilung) erfolgen.. Die Portionsweide erfordert<br />

einen sehr hohen Arbeitsaufwand. Deshalb sind in der Regel die Umtriebsweide und die<br />

Mähstandweide anzuraten. Letztere hat arbeitswirtschaftliche Vorteile.<br />

Wie die Erhebungen zeigen, kann in Verbindung mit saisonaler Abkalbung im Frühjahr der<br />

maximale Weidefutteranteil in die Ration eingebracht werden.<br />

Saisonale Abkalbung<br />

Die saisonale Abkalbung bietet eine Reihe von Vorteilen, erfordert aber ein konsequentes<br />

Management. Die Geburten können effizienter überwacht werden. Der Keimdruck im<br />

Kälberbereich ist zu Beginn der Abkalbeperiode sehr niedrig. Andererseits müssen genug<br />

Unterbringungsmöglichkeiten für neugeborene Kälber und Tränkekälber vorhanden sein. Die<br />

Brunstüberwachung kann ebenfalls effizienter durchgeführt werden. Eine Melkp<strong>aus</strong>e tut dem<br />

<strong>Milch</strong>viehhalter und seiner Familie gut. Vor<strong>aus</strong>setzung für den Übergang zur Blockabkalbung<br />

ist eine mindestens durchschnittliche Fruchtbarkeit der Herde (unter 400 Tage<br />

Zwischenkalbezeit) in Verbindung mit einer guten Eutergesundheit (Steinwidder (2007)<br />

Wie könnte dies im einzelnen Betrieb <strong>aus</strong>sehen?<br />

4.2.1 Frühjahrskalbung<br />

Ein Vorschlag für die Frühjahrskalbung wird im folgenden skizziert (Abbildungen15 bis 17.)<br />

Beim Verfahren Frühjahrsabkalbung beginnt die Abkalbung in der zweiten Märzhälfte, das<br />

Trockenstellen Mitte Dezember. Ab Mitte Juni wird besamt oder der Bulle eingesetzt. Beides<br />

18


kann in der Weise kombiniert werden, dass zunächst 4 Wochen besamt wird und dann der<br />

Bulle 4 Wochen in die Herde kommt. Kühe, die <strong>aus</strong> dem Rhythmus kommen, werden an<br />

andere Betriebe verkauft. Die Brunsterkennung gestaltet sich in der Weideperiode einfach.<br />

Basis der Jahresfutterration ist das Weidegras. Es macht 60 % des gesamten Grobfutters <strong>aus</strong>.<br />

Hinzu kommen 40 % <strong>Gras</strong>konserven. Ob dies Heu oder <strong>Gras</strong>silage ist, hängt von den<br />

betrieblichen Gegebenheiten ab. In der Laktationsspitze wird Kraftfutter ergänzt, ebenfalls im<br />

Herbst, wenn die Weideleistung nachlässt. Ab Mitte Oktober wird auch <strong>Gras</strong>silage zugefüttert<br />

Abbildung 15).<br />

In Abbildung 16 wird die Nährstoffaufnahme und die <strong>Milch</strong>leistung dargestellt. Die<br />

Futteraufnahme erreicht inclusive Kraftfutter maximal 19 kg TM /Tag. Die Spitze der<br />

<strong>Milch</strong>leistung liegt bei 30 kg <strong>Milch</strong>/Tag.<br />

Futteraufnahme, kg TS<br />

Futterprofil - Vollweide, <strong>Milch</strong>leistung 6200 kg /Kuh/Jahr<br />

Weide (60 %) Silage gut (10 %)<br />

20,0<br />

Heu oder <strong>Gras</strong>silage (30 %)<br />

18,0<br />

16,0<br />

14,0<br />

Kalbung<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Jan.<br />

Feb.<br />

Apr.<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

Kraftfutter, 350 kg<br />

Aug.<br />

Sept.<br />

Okt.<br />

Trockenstellen<br />

n. Thomet (1998) , veränd. d.-Jilg - LVVG 2001 Jilg-LVVG 2008<br />

Abbildung 15: Futterprofil im Weidebetrieb (Die Prozentzahlen beziehen sich<br />

auf die Anteile an der Grobfutterration)<br />

Über die ersten 4 Laktationsmonate ist die Energieaufnahme niedriger als der Bedarf für die<br />

<strong>Milch</strong>bildung. Diese Defizit wurde durch Lebendmasseveränderungen <strong>aus</strong>geglichen. Die<br />

Lebendmasseabnahmen betragen bis zu 500 Gramm pro Tag. Die Grobfutterleistung erreicht<br />

Durchschnittlich 19,5 kg, in der Spitze 26 kg <strong>Milch</strong>/Tag (Abbildung 17).<br />

Nov.<br />

Dez.<br />

19


<strong>Milch</strong>leistung und Nährstoffaufnahme im Laktationsverlauf<br />

TS-Aufnahme<br />

<strong>Milch</strong>leistung, kg<br />

35,0<br />

MEW, kg<br />

LM-Veränderung, kg in 10 Tagen<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

kg/Tag<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

-5,0<br />

-10,0<br />

Jilg-LVVG 2001<br />

Jan.<br />

Feb.<br />

Kalbung<br />

Apr.<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

Aug.<br />

Sept.<br />

Okt.<br />

Nov.<br />

Dez.<br />

Trockenstellen<br />

Abbildung 16 : <strong>Milch</strong>leistung und Nährstoffaufnahme<br />

Grobfutterleistung , 5000 kg<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

k g/Tag<br />

15<br />

10<br />

5<br />

<strong>Milch</strong>leistung, kg<br />

LM-Veränderung, kg in 10 Tagen<br />

GF-Lesitung<br />

0<br />

-5<br />

Jan.<br />

Feb.<br />

Apr.<br />

Mai<br />

Juni<br />

Juli<br />

Aug.<br />

Sept.<br />

Okt.<br />

Nov.<br />

Dez.<br />

-10<br />

Abbildung 17: Grobfutterleistung<br />

Die Umsetzung eines solchen Konzeptes bedarf vieler Überlegungen und konsequenter<br />

Maßnahmen im Herdenmanagement. Die Verfügbarkeit von hochverdaulichem Weidefutter<br />

zu jedem Zeitpunkt ist Grundvor<strong>aus</strong>setzung für Verfahren.<br />

20


4.2.2 Winterkalbung<br />

Wenn Winterkalbung mit einem Abkalbezeitraum von Dezember bis Februar angestrebt<br />

wird, kann das ganze Konzept modifiziert werden.<br />

Das Ziel der saisonalen Abkalbung im Winter ist es, die Kühe mit Weidefutter zu füttern,<br />

wenn die Laktationsspitze überschritten ist. Die Laktationsspitze und das erste<br />

Laktationsdrittel der Kühe wird im Winter leistungsgerecht mit Grobfutterkonserven und<br />

Kraftfutter <strong>aus</strong>gefüttert.<br />

Es soll vermieden werden, dass die genetisch zur Hochleistung veranlagten Kühe im ersten<br />

Drittel zu stark ins Energiedefizit fallen. Die Beschränkung auf Weidegras ermöglicht<br />

maximale <strong>Milch</strong>mengen von ca. 26-27 kg <strong>Milch</strong> je Kuh und Tag. Deswegen wird die<br />

Laktation so an die Weidefutterqualität angepasst, dass die Kühe damit ohne KF-Zufütterung<br />

klarkommen.<br />

Dieses Verfahren ist also für Betriebe interessant, die auf hohe Leistungen nicht verzichten<br />

wollen. Es eignet sich gut für Betriebe mit 7000 bis 8000 kg <strong>Milch</strong> /Kuh/Jahr, einem KF-<br />

Verbrauch von 1000 bis 1200 kg/Kuh/Jahr und einer Grobfutterleistung von 4800 bis 5500<br />

kg /Kuh/Jahr.<br />

Abbildung 18: Notwendige Energiekonzentration während der Laktation<br />

(ca. 7500 kg <strong>Milch</strong>) bei Vollweide und Winterkalbung; eigene<br />

Darstellung (Projekt in Bayern)<br />

21


4.3 Weideeinrichtungen<br />

Der Weidebetrieb soll arbeitswirtschaftlich effizient geführt werden. Auf folgende Punkte<br />

soll hingewiesen werden.<br />

Die Triebwege sollten mit klauenfreundlichem Material gestaltet werden. Scharfkantige<br />

Steine führen zu Sohlenquetschungen. Wenn Kühe lange Strecken auf harten Böden<br />

zurücklegen müssen, dann kann dies zu Belastungsklauenrehen führen. Eine 10-20 cm dicke<br />

Holzspäne- und Rindenschicht auf einem wasserdurchlässigen Untergrund ist für lange<br />

Wegstrecken zu empfehlen. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von feinem Sand<br />

welcher feucht aufgestreut und danach gut verdichtet wird.<br />

Säurebeständige Asphalt- und Betonwege sind sehr dauerhaft, gut befahrbar, jedoch teuer und<br />

bergen bei abfallenden Wegen eine Rutschgefahr. Wenn Steine auf diesen Böden liegen,<br />

können sie sehr leicht in defektes Sohlenhorn eingetreten werden. Für lange Triebwege sind<br />

diese harten Untergründe jedoch nicht zu empfehlen.<br />

Wenn Geländestufen überwunden werden müssen (über 30 %), dann sind mit Erde oder<br />

Holzspänen hinterfüllte Holzschwellentritte (weiche Auftrittfläche zumindest 50 cm breit) zu<br />

empfehlen.<br />

Festinstallierte Wasserleitungen mit leicht zu reinigenden Tränkebecken bieten de beste<br />

Vor<strong>aus</strong>setzung für eine hohe Wasseraufnahme. Wassermangel reduziert die Futteraufnahme!<br />

Ideal ist es, wenn die Kühe nicht mehr als 50 bis 100 m zum Tränkebecken gehen müssen.<br />

Dies erhöht die Wasseraufnahme und verbessert Futteraufnahme. Durch mehr Tränkestellen<br />

wird auch eine bessere Kotverteilung erreicht.<br />

Der Weidezaun sollte <strong>aus</strong>bruchsicher und kostengünstig sein. Elektroweidezäune erfüllen<br />

diese Forderung in hohem Maße. Informationen dazu sind im Infodienst unter<br />

http://www.lvvg-bw.de im Fachgebiet Haltung und Stallbau dargestellt. Weidezäune sollten<br />

so gestaltet werden, dass sie mindestens 10 Jahre wartungsfrei funktionieren.<br />

5. Grundsätze<br />

Kurzrasenweide ist nicht zwangsläufig leistungsfähiger als Umtriebsweide mit <strong>aus</strong>gefeiltem<br />

Management.<br />

Auch für den Weidebetrieb gilt, dass die Futteraufnahme der entscheidende Faktor für<br />

Leistung und Erfolg ist.<br />

Die Bereitstellung von hochverdaulichem Weidegras in <strong>aus</strong>reichender Menge ist<br />

Grundvor<strong>aus</strong>setzung für eine ökonomische Weidewirtschaft. Der Betriebsleiter muss laufend<br />

abschätzen wie die Weidegrasversorgung in 3 Wochen ist, um ggf. steuernd einzugreifen..<br />

Auf einer guten Weide sind 18 bis 20 kg <strong>Milch</strong> <strong>aus</strong> Grundfutter möglich.<br />

Auf das Jahr bezogen sollte eine Grundfutterleistung von 16 kg <strong>Milch</strong>/Kuh/Tag bzw. 5000 kg<br />

/Jahr angestrebt werden.<br />

22


Kraftfuttergaben bis zu 150 Gramm pro kg <strong>Milch</strong> (bezogen auf das Jahr) sind manchmal<br />

sinnvoll und notwendig um die Leistung abzusichern.<br />

In der Weideperiode führen mehr als 3 kg Kraftfutter zu Grundfutterverdrängung.<br />

Für die Weidewirtschaft sind Kühe mit Leistungsbereitschaft, aber stabilem Stoffwechsel<br />

notwendig.<br />

Die Remontierungsrate sollte bei Leistungen unter 7000 kg <strong>Milch</strong>/Kuh und Jahr unter 25 %<br />

liegen.<br />

Die Zwischenkalbezeit sollte 360 bis 380 Tage betragen.<br />

Die ideale Weidekuh :<br />

hohe Futteraufnahmekapazität<br />

stoffwechselstabil<br />

leistungsbereit, aber flache Laktationskurven<br />

gutes Fundament<br />

gesundes Euter<br />

6. Literatur<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!