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"Wenn Eisblumen knistern und Wichtel flüstern" (c) Maruschya Markovic

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<strong>Wenn</strong> <strong>Eisblumen</strong> <strong>knistern</strong><br />

Hörst du das leise Knistern in kalter Luft?<br />

Was mag es wohl sein, das verlockend dich ruft?<br />

Schau dich nur um, das wirst du sie sehn,<br />

die <strong>Eisblumen</strong>, hauchfein, durchsichtig ,schön.<br />

Sie rufen dich in eine Märchenwelt<br />

Unterm schneeflockenglitzernden Himmelszelt.<br />

Nun ist sie da, die Winterszeit,<br />

<strong>und</strong> so manch Geheimnis hält sie bereit<br />

für Menschen, die mit dem Herzen sehn.<br />

Sie können das Flüstern der <strong>Wichtel</strong> verstehn,<br />

können in der Fährte des Eiswolfes schreiten,<br />

sie entdecken der Elfen Besonderheiten.<br />

Schneefeen zeigen sich zwischen funkelnden Bäumen,<br />

So herrlich <strong>und</strong> zart wie sonst nur in Träumen,<br />

dem, der dran glaubt, dass es W<strong>und</strong>er noch gibt<br />

<strong>und</strong> der das märchenhaft Magische liebt….<br />

© 2014 <strong>Maruschya</strong> <strong>Markovic</strong>


- LESEPROBE -<br />

0


Ein geheimnisvoller Abend<br />

Nannina stahl sich vorsichtig durch die Tür hinaus,<br />

schlich an der Hausmauer entlang um nachzuschauen. Sie war<br />

viel zu aufgeregt <strong>und</strong> zu neugierig um den Mann zu bemerken,<br />

der den Weg außen an der Mauer entlang zurück gegangen<br />

war, <strong>und</strong> auf einmal hinter ihr stand.<br />

So fuhr sie verschreckt zusammen, als eine tiefe<br />

Stimme über ihr sagte: „Na, mien Deern, ist dir denn nicht bös<br />

kalt, bloß so in deinem hübschen Pullover, – ohne Jacke?“<br />

Aber sie hatte sich ja vorgenommen, mutig zu sein,<br />

also drehte sie sich zu ihm um. Es konnte ihr doch nicht viel<br />

passieren, sie war ja dicht beim Haus! Als sie sein Gesicht sah,<br />

war sie dennoch erleichtert: vor ihr stand Claus, der kauzige,<br />

fre<strong>und</strong>liche Wirt! Der hatte vorhin beim Eintreten so herzlich<br />

ihre große Familie begrüßt, dass sie sofort zu ihm Vertrauen<br />

gefasst hatte.<br />

Also beantwortete sie bereitwillig seine Frage: „Ach<br />

wo, schau, mein Pullover ist doch schön dick, <strong>und</strong> Mama hat<br />

darauf bestanden, dass ich auch eine warme Hose <strong>und</strong> Stiefel<br />

anziehe!“<br />

Der Wirt lächelte sie gutmütig an <strong>und</strong> reichte ihr galant<br />

seinen Arm: „Na dann, mein kleines Fräulein ohne Namen,<br />

würden Sie mir die Ehre erweisen <strong>und</strong> mich ins Haus<br />

zurückbegleiten?“ Aber dazu war Nannina nun ganz <strong>und</strong> gar<br />

noch nicht bereit! Energisch schüttelte sie ihren Kopf. Der<br />

dicke Zopf flog ihr um die Ohren. „Nein, Claus, das geht nicht!<br />

Es gibt doch ein großes Geheimnis hier draußen, da kann ich<br />

doch noch nicht reingehen!“<br />

1


„So, so – ein Geheimnis willst du aufdecken… Wie<br />

kommst du denn darauf, dass es hier ein Geheimnis gibt??“<br />

„Na, ich hab doch gesehen, dass du ein paar Sachen<br />

versteckt hast. Und verstecken bedeutet immer ein<br />

Geheimnis!“<br />

Claus schien zu überlegen, wiegte den Kopf hin <strong>und</strong><br />

her, <strong>und</strong> meinte dann: „Ja, weißt du, meine kleine Detektivin,<br />

ich kann doch mein Geheimnis nicht jemandem anvertrauen,<br />

deren Namen ich nicht einmal kenne.“<br />

„Hm, wenn es nur daran liegt“, gab sein inzwischen<br />

doch fröstelndes Gegenüber zurück, „ich heiße Nannina, das<br />

heißt „die Mutige“. So, nun kannst du loslegen mit Erzählen!“<br />

Der aufmerksame Wirt hatte wohl gesehen, dass<br />

Nannina ein bisschen bibberte, zog seine dicke Jacke aus <strong>und</strong><br />

legte sie ihr um die Schultern. Dann holte er sichtbar Luft, als<br />

ob er sich zu etwas durchgerungen hatte, <strong>und</strong> winkte ihr, ihm<br />

ein Stück weiter zu folgen, wobei er erklärte: „Was ich dir jetzt<br />

erzähle, soll niemand hören! Es geht in der Tat um ein<br />

wohlgehütetes Geheimnis, welches ein Erwachsener nicht<br />

verstehen, <strong>und</strong> schon gar nicht glauben würde! Nur weil du<br />

ein Kind bist, <strong>und</strong> weil Kinder noch offen sind für die Dinge der<br />

Welt hinter den Schleiern will ich es dir erzählen!“<br />

Damit konnte Nannina noch nicht allzu viel anfangen.<br />

Sofort hakte sie nach: „Was ist das: die Welt hinter den<br />

Schleiern?“<br />

„Das, liebe Nannina, ist die Zauberwelt! Die Welt der<br />

Elfen, der Zwerge, der Engel, der Feen! All dies ist nur für<br />

Kinderaugen noch sichtbar. Früher konnten alle Menschen,<br />

weil sie achtsam mit der Welt um sie herum umgingen, diese<br />

staunenswerten Wesen sehen, erhielten ihre Hilfe, standen<br />

ihnen auch ihrerseits bei, <strong>und</strong> lebten friedlich mit ihnen<br />

2


zusammen. Aber die Menschen haben irgendwann begonnen,<br />

sich als etwas Besseres zu empfinden, <strong>und</strong> fingen an, in ihrem<br />

Eigensinn <strong>und</strong> ihrem Hochmut die „Kleinen Wesen“ zu<br />

verärgern. Daraufhin haben diese w<strong>und</strong>erbaren Geschöpfe<br />

ihnen dann den Blick in die Anderwelt verdunkelt. Hier jedoch<br />

habe ich, wie du sicherlich schon gesehen hast, einen<br />

Zaubergarten geschaffen, mit vielen Eckchen <strong>und</strong> Nischen, wo<br />

das „Kleine Volk“ Zuflucht findet <strong>und</strong> sich unbehelligt wohl<br />

fühlen kann.“<br />

Vor Staunen über das, was sie da hörte, hatte Nannina<br />

ihren M<strong>und</strong> aufgerissen, so dass nun feine weiße<br />

Atemwölkchen von ihren Lippen in die kalte Luft aufstiegen.<br />

Mit weit geöffneten Augen blickte sie den großen, stämmigen<br />

Mann an, dann fragte sie ihn beinahe ehrfürchtig: „Und, hast<br />

du denn schon mal einen Zwerg oder eine Elfe gesehen?“<br />

3


<strong>Wenn</strong> <strong>Eisblumen</strong> <strong>knistern</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Wichtel</strong> flüstern<br />

- Advents- <strong>und</strong> Wintergeschichten –<br />

© <strong>Maruschya</strong> <strong>Markovic</strong><br />

www.maruschyamarkovic.de<br />

https://www.facebook.com/pages/<strong>Maruschya</strong>s-Geschichten-<br />

Insel/678976472140967<br />

Verlag BoD<br />

Zunächst erhältlich als Print, bald auch als Ebook<br />

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