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Kinder-Aktions-Koffer in Bogenhausen

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konfrontiert s<strong>in</strong>d und dann oft den ganzen Tag<br />

niemanden haben, mit dem sie darüber reden<br />

können“.<br />

Als e<strong>in</strong>zige Zeitung hat auf diesen Brief die tz<br />

geantwortet. Der stellvertretende Chefredakteur,<br />

Peter Schiebel, schrieb uns: „Zunächst<br />

vielen Dank für Ihr Schreiben, das uns dazu<br />

bewogen hat, unsere tägliche Arbeit und unsere<br />

tägliches Produkt vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

von <strong>K<strong>in</strong>der</strong>anliegen bzw. <strong>K<strong>in</strong>der</strong>-Ängsten zu<br />

reflektieren.“<br />

Peter Schiebel hat sich die Mühe gemacht<br />

und die Schlagzeilen der tz von sieben Wochen<br />

untersucht. Er fand aber nur e<strong>in</strong>en Titel,<br />

der <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n vielleicht Furcht e<strong>in</strong>flößen könnte.<br />

Er gab uns Recht, „dass man durchaus darüber<br />

diskutieren kann, ob e<strong>in</strong> solch reißerischer<br />

Titel se<strong>in</strong> muss oder nicht“.<br />

Sonst seien ihm ke<strong>in</strong>e problematischen Formulierungen<br />

aufgefallen. „Dass e<strong>in</strong>e Tageszeitung<br />

letzten Endes ja nur die Lebenswirklichkeit<br />

oder zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Teil davon widerspiegelt,<br />

dürfte ja unstreitig se<strong>in</strong>. Und so<br />

haben die Menschen natürlich e<strong>in</strong> Anrecht<br />

darauf, auch über Krim<strong>in</strong>alfälle oder schlimme<br />

Unfälle etwas <strong>in</strong> Ihrer Zeitung zu lesen. (…)<br />

Ich glaube dass man bei der Lektüre der<br />

Titelseiten feststellen kann, dass wir bei der<br />

tz versuchen, unsere Verantwortung auch<br />

<strong>K<strong>in</strong>der</strong>n gegenüber gerecht zu werden und<br />

die Schlagzeilen zwar zuspitzend, gleichwohl<br />

aber sachlich formulieren.“<br />

Trotzdem ist Peter Schiebel nachdenklich geworden.<br />

„Sie schreiben, dass es für <strong>K<strong>in</strong>der</strong><br />

belastend sei, mit ,Furcht e<strong>in</strong>flößenden<br />

Schlagzeilen’ konfrontiert zu se<strong>in</strong> und dann oft<br />

den ganzen Tag niemanden zu haben, mit<br />

dem sie darüber reden könnten. Wie des<strong>in</strong>teressiert<br />

müssen denn Schulen und Elternhäuser<br />

se<strong>in</strong>, wenn sie sich nicht mit ihren bzw.<br />

den ihnen anvertrauten <strong>K<strong>in</strong>der</strong>n ause<strong>in</strong>andersetzen,<br />

die ja offenbar verängstigt s<strong>in</strong>d? Und<br />

noch e<strong>in</strong>e Frage hat dieser Satz aufgeworfen:<br />

Wann ist denn der Umgang mit Medien Thema<br />

<strong>in</strong> unseren Schulen? Verstehen Sie mich<br />

bitte nicht falsch – ich nehme Ihre Mail sehr<br />

ernst, weil ich selbst <strong>K<strong>in</strong>der</strong> habe und weiß,<br />

wie unterschiedlich sie etwas aufnehmen und<br />

verarbeiten im Vergleich zu uns Erwachsenen.<br />

Und weil ich, wie am obigen Beispiel geschildert,<br />

auch unsere Arbeit kritisch h<strong>in</strong>terfrage.<br />

Aber verglichen mit der rohen Brutalität und<br />

e<strong>in</strong>em tiefgehenden Sexismus, die <strong>K<strong>in</strong>der</strong> im<br />

Fernsehen, im Internet oder auch per Handy<br />

frei zugänglich konsumieren können, s<strong>in</strong>d<br />

unsere Schlagzeilen doch nun wirklich eher<br />

harmlos“.<br />

Peter Schiebel macht <strong>in</strong>teressierten Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern, Klassen oder Schulen<br />

e<strong>in</strong> tolles Angebot: Die tz ist offen für Redaktionsbesuche,<br />

bei denen <strong>K<strong>in</strong>der</strong> und Jugendliche<br />

ihre Fragen und Anregungen mit den<br />

Journalisten diskutieren können. Es besteht<br />

außerdem auf Anfrage die Möglichkeit, bei<br />

länger angelegten Schulprojekten mit der<br />

Schwesterzeitung der tz, dem Münchner<br />

Merkur, zusammenzuarbeiten.<br />

Auf die Frage, ob Zeitungskästen vor Schulen<br />

entfernt werden können, antwortete die tz:<br />

„Ihrer Bitte, Zeitungskästen von Schulwegen<br />

und Schule<strong>in</strong>gängen zu entfernen, kann ich …<br />

<strong>in</strong> Abstimmung mit unserer Vertriebsabteilung<br />

nicht nachkommen. Zum e<strong>in</strong>en stellen wir<br />

Zeitungskästen nicht bewusst vor Schulen auf,<br />

sondern <strong>in</strong> aller Regel an Plätzen, die nach<br />

völlig anderen Kriterien ausgewählt werden<br />

(Schulk<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel ja ke<strong>in</strong>e<br />

Zeitungskäufer). Zum anderen ist mir aus den<br />

vergangenen Jahren nicht e<strong>in</strong> Fall bekannt, <strong>in</strong><br />

dem sich Schulleitung, Lehrer, Eltern oder<br />

Schüler selbst an uns mit e<strong>in</strong>er solchen Bitte<br />

gewandt hätten. Sollte dies der Fall se<strong>in</strong>, würden<br />

wir uns natürlich mit dem konkreten E<strong>in</strong>zelfall<br />

<strong>in</strong>tensiv ause<strong>in</strong>andersetzten.“<br />

Sprecht eure Lehrer, Lehrer<strong>in</strong>nen und<br />

Eltern an, wenn Schlagzeilen oder<br />

Nachrichten bei euch Angst oder Unsicherheit<br />

auslösen. Dann haben Angst und Unsicherheit<br />

weniger Platz oder verschw<strong>in</strong>den<br />

ganz! Und: Die Erwachsenen können sich notfalls<br />

auch <strong>in</strong> eurem Namen bei der Zeitung<br />

beschweren. Denn es geht hier um die Art<br />

und Weise, wie Informationen an die Öffentlichkeit<br />

gelangen – und zur Öffentlichkeit gehören<br />

auch <strong>K<strong>in</strong>der</strong>. Vielleicht müssen die Zeitungsverlage<br />

ab und zu daran er<strong>in</strong>nert werden.<br />

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