Altenpflege - Friedenshort - Intern
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Altenpflege - Friedenshort - Intern
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Praxis:<br />
Ausgabe 24<br />
19. November 2013<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
Anleitungen und Empfehlungen<br />
für eine professionelle Pflege<br />
„Mehr Zeit für den Menschen…“<br />
Schlaftypen 3<br />
Tracheostoma 4<br />
Mikrolagerung 5<br />
Herausforderung 6<br />
Lesen Sie hier, wie sich die einzelnen<br />
Schlafphasen voneinander<br />
unterscheiden. So können<br />
Sie das Schlafverhalten Ihrer<br />
Pflegekunden besser einschätzen.<br />
Die Tracheostoma-Versorgung<br />
kommt in der regulären stationären<br />
und ambulanten Pflege<br />
eher selten vor. Frischen Sie Ihr<br />
Wissen auf, damit Sie Ihre Pflegekunden<br />
optimal versorgen.<br />
Mikrolagerungen sind Lagerungstechniken,<br />
bei denen Sie<br />
minimale Positionswechsel zur<br />
gewebeschonenden Druckverteilung<br />
einsetzen. Wir zeigen,<br />
wie es geht.<br />
Möglicherweise ist der Um -<br />
gang mit aggressiven Pflegekunden<br />
und Bewohnern auch<br />
in Ihrem Team ein Thema. Diese<br />
Tipps unterstützen Sie in Ihrem<br />
Pflegealltag.<br />
Demenzdorf<br />
– Chance<br />
oder Ghetto?<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
bestimmt haben Sie schon von dem<br />
Demenzdorf im niederländischen<br />
De Hogeweyk gehört. Dort leben ca.<br />
150 demenziell veränderte Menschen<br />
in 23 Hausgemeinschaften.<br />
Sie verbringen ihren Alltag ähnlich<br />
wie zu Hause in der eigenen Wohnung,<br />
kaufen selbst ein und nehmen<br />
am Dorfleben teil. Sie können sich<br />
frei im Dorf bewegen, aber nicht<br />
über dessen Grenzen hinaus.<br />
Diese gute Idee soll nun auch in den<br />
deutschen Städten Hilden und Alzey<br />
umgesetzt werden. Und schon melden<br />
sich kritische Stimmen, die von<br />
Ghettoisierung und Wegsperren<br />
sprechen.<br />
Ich frage mich: Kann man einer neuen<br />
guten Idee nicht erst einmal eine<br />
Chance geben? Und ist es für Demenzerkrankte<br />
nicht eine weitaus größere<br />
Ghettoisierung, in einer Welt zu<br />
leben, in der sie keiner versteht?<br />
Herzliche Grüße<br />
Brigitte Leicher ist Pflegedienstleiterin,<br />
Demenzberaterin und Fachautorin<br />
Arthrose: So unterstützen Sie<br />
Ihre Kunden und Bewohner<br />
Etwa 2/3 der Deutschen über 70 Jahre<br />
haben Arthrose. Somit ist die<br />
Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch<br />
Ihre Pflegekunden betroffen sind.<br />
Obwohl diese Gelenksveränderungen zu<br />
Beginn symptomfrei verlaufen, können<br />
sie im weiteren Verlauf sehr schmerzhaft<br />
werden. Ursache ist ein altersbedingter<br />
Verschleiß, der durch Überbelastung wie<br />
etwa Gelenksverformungen oder Übergewicht<br />
beschleunigt wird. Mit individuell<br />
angepassten Pflegemaßnahmen unterstützen<br />
Sie Ihre Pflegekunden.<br />
Praxisbeispiel<br />
Frau Hohn ist oft verzweifelt, weil sie keine<br />
Kraft mehr in den Händen hat. Sobald<br />
sie nach etwas greift, hat sie Schmerzen,<br />
oder der Gegenstand fällt ihr aus den Fingern.<br />
Außerdem verformen sich die Fingergelenke<br />
immer weiter, so dass sie Probleme<br />
hat, die Finger gerade auszustrecken.<br />
Obwohl es ihr Mühe bereitet,<br />
besteht sie beim morgendlichen Ankleiden<br />
immer darauf, ihre Knöpfe selbst<br />
zuzumachen, denn sie weiß: Das beste<br />
Mittel, um Arthrose aufzuhalten, ist die<br />
Bewegung der Gelenke.<br />
Fachlicher Hintergrund<br />
Bei der Arthrose ist die Knorpelschicht in<br />
den Gelenken beschädigt. Im intakten<br />
Zustand überzieht sie die Gelenkknochen<br />
und puffert Belastungen ab. Wenn die<br />
Knorpelmasse durch einseitigen Abrieb<br />
oder zu starke Beanspruchung angegriffen<br />
ist, wird sie zunächst rau und schließlich<br />
komplett zerstört. Sie kann Stöße und<br />
Druck auf das Gelenk immer weniger<br />
abfedern. Dies verursacht zunächst keine<br />
Schmerzen, da sich in der Knorpelmasse<br />
keine Nervenfasern befinden, die den<br />
Schmerz weiterleiten.<br />
Die Gelenksknochen versuchen, die<br />
Beschädigung an der Knorpelschicht auszugleichen,<br />
indem sie an manchen Stellen<br />
härter werden bzw. knöcherne Fortsätze<br />
bilden, die den Druck abfedern sollen.<br />
Durchbrechen Sie den Teufelskreis<br />
Durch die Verformungen an den Knochen<br />
kommt es zu Reizungen in der<br />
Gelenkinnenhaut, die die Gelenkkapsel<br />
auskleidet. Im gesunden Zustand ist es<br />
deren Aufgabe, Gelenkschmiere zu bilden,<br />
die den Knorpel mit Nährstoffen<br />
versorgt, und für eine geschmeidige<br />
Bewegung des Gelenkes zu sorgen.<br />
Wenn die Gelenkinnenhaut gereizt wird,<br />
produziert sie mehr Gewebsflüssigkeit,<br />
deren Zusammensetzung sich außerdem<br />
ändert. Sie enthält dann mehr Abwehrzellen<br />
und Entzündungsstoffe. So entstehen<br />
Gelenksergüsse, Entzündungen und<br />
Schmerzen.<br />
Hierdurch kommt ein regelrechter Teufelskreis<br />
in Gang: Wegen der Schmerzen<br />
bewegen sich die Betroffenen immer ➔<br />
Dieser Fachinformationsdienst wird herausgegeben vom PRO PflegeManagement Verlag<br />
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Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
PROFESSIONELL PFLEGEN ??? ???<br />
weniger. Das erkrankte Gelenk produziert<br />
nicht mehr genügend Nähr- und<br />
Schmierstoffe und entzündet sich. So<br />
geht noch mehr Knorpelmasse verloren.<br />
Die Schmerzen verstärken sich, die Mobilität<br />
und Beweglichkeit der Gelenke wird<br />
immer weiter eingeschränkt.<br />
Grundsätzlich kann jedes Gelenk betroffen<br />
sein. In der nebenstehenden Übersicht<br />
finden Sie die wichtigsten Arthroseformen<br />
mit entsprechenden Fachbegriffen<br />
und Symptomen.<br />
So setzen Sie es in die Praxis um<br />
Die zunehmende Schmerzbelastung und<br />
die abnehmende Beweglichkeit reduzieren<br />
die Mobilität Ihres Pflegekunden. Um<br />
die Gelenke trotzdem möglichst beweglich<br />
zu halten, ist es wichtig, dass Sie die<br />
Beschwerden lindern und ein ausgewogenes<br />
Maß an Bewegung fördern. Folgende<br />
Maßnahmen erleichtern Ihrem<br />
Pflegekunden den Erhalt der Selbstständigkeit<br />
und Beweglichkeit:<br />
• Raten Sie Ihrem Pflegekunden zu<br />
dämpfenden Sohlen, um Stöße beim<br />
Gehen abzufedern. Hierzu eignen sich<br />
etwa Joggingschuhe oder Luftpolstersohlen.<br />
• Üben Sie das Gehen mit Hilfsmitteln.<br />
So sollte Ihr Pflegekunde etwa seinen<br />
Gehstock auf der weniger betroffenen<br />
Seite tragen und diesen immer gleichzeitig<br />
mit dem stärker betroffenen<br />
Bein auf dem Boden aufsetzen.<br />
• Stellen Sie betroffene Gelenke nur<br />
während besonders akuter Entzündungen<br />
ruhig.<br />
• Wenden Sie nichtmedikamentöse<br />
Schmerztherapien an. Hierbei gilt: Kälte<br />
bei Entzündungszeichen, ansons ten<br />
Wärme anwenden.<br />
• Achten Sie auf die Nebenwirkungen<br />
der medikamentösen Schmerztherapie,<br />
etwa die magenschädigende Wirkung<br />
von Antirheumatika.<br />
• Achten Sie darauf, dass die Schmerzmedikation<br />
so über den Tag verteilt ist,<br />
dass sie bei Belastung zuverlässig<br />
wirkt. Beispiel: Ihr Pflegekunde sollte<br />
vor dem Aufstehen morgens Schmerzmedikamente<br />
einnehmen, um den<br />
Anlaufschmerz zu mindern.<br />
• Erinnern Sie Ihren Pflegekunden an<br />
regelmäßige Positionswechsel – etwa<br />
im Sitzen.<br />
• Raten Sie Ihrem Pflegekunden mit<br />
Kox- oder Gonarthrose zu Toilettensitzerhöhungen,<br />
um das Aufstehen zu<br />
erleichtern.<br />
Die wichtigsten Arthroseformen<br />
Bezeichnung<br />
Omarthrose<br />
betroffenes<br />
Gelenk<br />
Schultergelenk<br />
Radiokarpalgelenksarthrose<br />
Rhizarthrose<br />
Bouchard-<br />
Arthrose<br />
Heberden-<br />
Arthrose<br />
Handgelenk<br />
Daumensattelgelenk<br />
Fingermittelgelenke<br />
Fingerendgelenk<br />
• Ihr Pflegekunde sollte bei neuer Kleidung<br />
darauf achten, dass er sie leicht<br />
anziehen und schließen kann.<br />
So dokumentieren Sie es<br />
Symptome<br />
Arthrose verläuft langsam und fortschreitend,<br />
d. h., Ihr Pflegekunde kann sie<br />
auch im Lauf Ihres Pflegeauftrags entwickeln.<br />
Dieser Prozess lässt sich nur<br />
nachvollziehen, wenn Sie Ihre Beobachtungen<br />
im Pflegebericht dokumentieren.<br />
Mit diesen 3 Tipps halten Sie die wichtigsten<br />
Kriterien fest:<br />
1. Tipp: Hören Sie hin<br />
Fallen Ihnen Knacken, Knarren oder Reibegeräusche<br />
im Gelenk während der Pflege<br />
auf? Gibt Ihr Pflegekunde Schmerzäußerungen<br />
von sich, während er<br />
bestimmte Gelenke bewegt? Klagt er über<br />
Spannungsgefühl oder Steifigkeit in<br />
bestimmten Gelenken?<br />
Schmerzen mit Bewegungseinschränkung beim<br />
Anheben und Kreisen der Arme<br />
belastungsabhängige Schmerzen und Bewegungseinschränkung<br />
im Handgelenk<br />
Schmerzen v. a. beim Zufassen mit Gegendruck des<br />
Daumens (etwa Auswringen des Waschlappens, Drehen<br />
des Schlüssels)<br />
Schmerzen, Fehlstellung und Verformung der Fingermittelgelenke,<br />
können nicht mehr gestreckt werden<br />
Schmerzen, Fehlstellung und Verformung der Fingerendgelenke,<br />
Funktionseinschränkung, können nicht<br />
mehr gestreckt werden<br />
Koxarthrose Hüftgelenke Anlaufschmerz, Leistenschmerz, Hinken nach längeren<br />
Gehstrecken, leichtes Einknicken auf der von<br />
Arthrose betroffenen Seite, Schmerzen beim Abwärtssteigen<br />
von Stufen, Ruheschmerzen, eingeschränkte<br />
Beweglichkeit<br />
Gonarthrose Kniegelenks Anlaufschmerz, Belastungsschmerz, besonders beim<br />
Treppensteigen und Gehen auf unebenem Gelände,<br />
Schmerzen hinter der Kniescheibe nach längerem<br />
Sitzen<br />
Sprung-<br />
gelenks-<br />
Arthrose<br />
Hallux<br />
rigidus<br />
Polyarthrose<br />
Oberes /<br />
unteres<br />
Sprunggelenk<br />
Großzehengrundgelenk<br />
mehrere<br />
Gelenke<br />
Schmerzen, Schwellung, Bewegungseinschränkung<br />
Schmerzen beim Gehen, vor allem beim Abrollen, später<br />
zunehmende Versteifung des Gelenks<br />
mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen, je nach Lokalisation<br />
(s. o.) knirschende und knackende Geräusche<br />
beim Bewegen des jeweiligen Gelenks, Empfindlichkeit<br />
gegenüber feuchtkaltem Wetter<br />
2. Tipp: Achten Sie auf sichtbare Veränderungen<br />
Hat Ihr Pflegekunde Verformungen oder<br />
Fehlstellungen der Gelenke?<br />
3. Tipp: Analysieren Sie die Bewegungsmuster<br />
Hinkt er oder neigt er zu Schonhaltungen<br />
wie etwa Beugeposition der Knie, Beugen<br />
der Fingergrundgelenke, Vermeiden von<br />
Sitzen und Aufstehen?<br />
Mein Tipp für Sie<br />
Manche Ihrer Pflegekunden haben<br />
künstliche Gelenke. Erfragen Sie möglichst<br />
genau, wie lange der Eingriff schon<br />
her ist. Die eingesetzten Prothesen halten<br />
in der Regel nur 10–15 Jahre. Oft treten<br />
Komplikationen so schleichend auf, dass<br />
Ihr Pflegekunde sie möglicherweise selbst<br />
gar nicht bemerkt, bis sie plötzlich akut<br />
werden. •<br />
2 Praxis: <strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 www.ppm-exklusiv.org
???? PROFESSIONELL ??? PFLEGEN<br />
Praxis: Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
Wie hat Ihr Pflegekunde geschlafen? Auch diese<br />
Details gehören in die Pflegedokumentation<br />
Damit Sie das Schlafverhalten Ihrer<br />
Pflegekunden und mögliche Veränderungen<br />
einordnen können,<br />
ist es wichtig, dass Sie die verschiedenen<br />
Schlafphasen und deren Unterschiede<br />
kennen.<br />
Praxisbeispiel<br />
Die Pflegekundin Frau Mayer erzählt<br />
dem Frühdienst, dass sie immer schlecht<br />
schlafe. Die Pflegekraft schaut daraufhin<br />
in die Dokumentation. Hierin steht etwa<br />
alle 3 Tage „Pflegekundin schläft“. Dies ist<br />
ein Widerspruch zur Äußerung der<br />
Pflegekundin. Die Pflegekraft befragt<br />
daraufhin Frau Mayer, die keine weiteren<br />
Angaben zu ihren Schlafstörungen<br />
machen kann. Somit weiß die Mitarbeiterin<br />
nicht, wo sie ansetzen soll.<br />
Fachlicher Hintergrund<br />
Die Schlafphasen werden in Phasen mit<br />
wenig und mit viel Augenbewegung<br />
unterschieden. Wie der Schlaf in den verschiedenen<br />
Phasen verläuft, sehen Sie in<br />
der Übersicht oben. Die Abkürzung<br />
„REM“ steht dabei für „Rapid Eye Movement“<br />
und bedeutet „schnelle Augenbewegungen“.<br />
„Non-REM“ bezeichnet entsprechend<br />
die Schlafphasen, in denen<br />
diese Augenbewegungen fehlen.<br />
Hinweis: Das Durchlaufen des 1. kompletten<br />
Schlafzyklus von Schlafphase 1 bis<br />
zum REM-Schlaf dauert durchschnittlich<br />
110 Minuten. Nachfolgende Schlafzyklen<br />
sind etwas länger. Pro Nacht werden ca.<br />
5 Schlafzyklen durchlaufen.<br />
So setzen Sie es in die Praxis um<br />
Neben den allgemeinen Grundlagen zum<br />
Thema „Schlaf “ benötigen Sie Informationen<br />
über das individuelle Schlafverhalten<br />
Ihres Pflegekunden. Denn anhand dieser<br />
Informationen können Sie die Abweichungen<br />
besser verstehen und einordnen.<br />
Stellen Sie Ihrem Pflegekunden bzw. den<br />
Angehörigen die folgenden 5 Fragen, und<br />
dokumentieren Sie die Antworten in Ihrer<br />
Informationssammlung.<br />
1. Welche Schlafenszeiten hat Ihr Pflegekunde<br />
in etwa? Ist er Frühaufsteher<br />
Übersicht: Die verschiedenen Schlafphasen<br />
Phase<br />
Non-REM-<br />
Schlafphase 1<br />
Non-REM-<br />
Schlafphase 2<br />
Non-REM-<br />
Schlafphase 3<br />
REM-Schlaf<br />
Schlafverhalten<br />
oder Langschläfer? Hat er einen Beruf<br />
gehabt, der sich auf den Schlafrhythmus<br />
ausgewirkt hat? Wie viele Stunden schläft<br />
Ihr Pflegekunde im Durchschnitt täglich<br />
(insgesamt mit Mittagsschlaf)?<br />
2. Nimmt Ihr Pflegekunde Medikamente<br />
ein, etwa um besser zu schlafen oder<br />
die Schlafqualität zu verändern?<br />
Tipp: Lesen Sie die Beipackzettel der<br />
Medikamente immer genau durch.<br />
3. Gibt es bestimmte Rituale und Ge -<br />
wohnheiten im Zusammenhang mit dem<br />
Zubettgehen, etwa noch einmal das Fenster<br />
öffnen oder vor dem Einschlafen<br />
beten?<br />
4. Wie lange dauert es durchschnittlich,<br />
bis Ihr Pflegekunde einschläft? Wie oft<br />
und wann wacht er nachts auf?<br />
5. Wie beurteilt Ihr Pflegekunde seinen<br />
Schlaf? Hat er das Gefühl, gut und ausreichend<br />
zu schlafen?<br />
So dokumentieren Sie es<br />
Körper und Geist entspannen sich. Atmung und Puls werden<br />
ruhiger. Die Augen beginnen wegzurollen, und die Muskelspannung<br />
lässt nach. In dieser Phase kann es auch zu plötzlichen Zuckungen<br />
kommen, hierdurch entsteht das Gefühl zu fallen. Die Erweckbarkeit<br />
ist in dieser Phase noch recht hoch.<br />
Die Muskelspannung und die bewusste Wahrnehmung der äußeren<br />
Umgebung lassen langsam nach. Diese Phase nimmt den überwiegenden<br />
Teil des Schlafs ein. Sie verläuft traumlos oder beinhaltet<br />
realitätsbezogene Träume, die oft die Verarbeitung ungelöster<br />
Konflikte aus dem Alltag zum Thema haben. Bei starken Problemen<br />
kann dies einen Übergang in die Tiefschlafphase verhindern.<br />
Dies ist die Tiefschlafphase. Sie ist für die Regeneration des Immunsystems<br />
besonders wichtig. Die Körpermuskeln sind schlaff, Atmung<br />
und Herzfrequenz langsam und regelmäßig. Wenn jemand in dieser<br />
Phase geweckt wird und dann weiterschläft, kann er sich zumeist<br />
nicht daran erinnern.<br />
Insgesamt macht der REM-Schlaf etwa 25 % des Schlafs eines<br />
Erwachsenen aus. Dies ist die Traumphase, der Körper ist während<br />
dieser Phase fast gelähmt, vermutlich, um ihn vor unwillkürlichen<br />
Bewegungen während des Träumens zu schützen.<br />
Der Eintrag „hat geschlafen“ sagt nichts<br />
über die Schlafdauer und -qualität aus.<br />
Folgender Beispieleintrag enthält mehr<br />
Informationen: „Hat von 22:00 Uhr bis<br />
6:00 Uhr durchgeschlafen, atmete ruhig<br />
und gleichmäßig, eigenständige Positionswechsel<br />
mehrmals pro Nacht durchgeführt.“<br />
Folgende Beobachtungskriterien<br />
erleichtern Ihnen das Verfassen eines<br />
solchen aussagekräftigen Eintrages im<br />
Pflegebericht:<br />
Bewegung: Bewegt Ihr Pflegekunde sich<br />
selbstständig? Wechselt er seine Position?<br />
Wachphasen: Erkennen Sie, wie häufig<br />
und wann er wach ist? Stehen diese Phasen<br />
im Zusammenhang mit Bedürfnissen<br />
wie etwa Hunger oder Harndrang? Schläft<br />
Ihr Pflegekunde danach wieder ein?<br />
Schlafqualität: Treffen Sie Ihren Pflegekunden<br />
immer ruhig oder tief schlafend<br />
an? Falls ja: Verändern Sie einmal die<br />
Zeiten Ihrer Rundgänge. Möglicherweise<br />
sind Sie regelmäßig in der Tiefschlafphase<br />
anwesend.<br />
Schlafgeräusche: Schnarcht Ihr Pflegekunde,<br />
oder knirscht er mit den Zähnen?<br />
Je nachdem sind hier ggf. weitere Prophylaxen<br />
notwendig, etwa die Soor- und<br />
Parotitis-Prophylaxe, wenn die Mundschleimhaut<br />
zu sehr austrocknet.<br />
Atmung: Hat Ihr Pflegekunde etwa<br />
Atem aussetzer, oder atmet er sehr tief<br />
und langsam?<br />
Mein Tipp für Sie<br />
Wenn das Schlafverhalten Ihres Pflegekunden<br />
Nacht für Nacht gleich ist, reicht<br />
eine Wochenzusammenfassung aus. Diese<br />
sollten Sie aber in jedem Fall dokumentieren,<br />
um Veränderungen rechtzeitig<br />
zu erkennen. •<br />
Passwort: Kompetenz<br />
Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 3
Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
PROFESSIONELL PFLEGEN ??? ???<br />
Das Wichtigste zur Tracheostomapflege<br />
Die Pflege von Pflegekunden mit<br />
Tracheostoma kommt in der<br />
regulären stationären und ambulanten<br />
Pflege eher selten vor. Vielen Pflegekräften<br />
fehlt daher die Routine bei der<br />
Versorgung. Gleichzeitig ist die Verantwortung<br />
hoch, denn ein Tracheostoma<br />
birgt für Ihren Pflegekunden ein hohes<br />
Infektionsrisiko.<br />
Praxisbeispiel<br />
Herr Huber soll aus dem Krankenhaus<br />
entlassen werden. Nach der Entfernung<br />
seines Kehlkopfes wurde ihm ein Tracheostoma<br />
angelegt. Die Fachkräfte seines<br />
ambulanten Pflegedienstes haben sich im<br />
Krankenhaus direkt vor Ort die Versorgung<br />
erklären lassen.<br />
Fachlicher Hintergrund<br />
Ein Tracheostoma ist eine durch einen<br />
Luftröhrenschnitt operativ angelegte Öffnung<br />
der Luftröhre nach außen, die es<br />
dem Betroffenen ermöglicht, selbstständig<br />
zu atmen, über die aber auch beatmet,<br />
abgesaugt und inhaliert werden kann.<br />
Die Wunde wird durch eine Trachealkanüle<br />
offen gehalten. Sie ist zusammengesetzt<br />
aus einer breiteren Außenhülse und<br />
einer schmaleren Innenhülse.<br />
Bei beatmungspflichtigen Patienten wird<br />
diese Außenhülse mit einem sogenannten<br />
Cuff, einem mit Luft gefüllten Ballon,<br />
fixiert und abgedichtet.<br />
So setzen Sie es in die Praxis um<br />
Die Tracheostoma-Pflege besteht aus<br />
dem täglichen Verbandswechsel und dem<br />
Reinigen und Wechseln der Trachealkanüle.<br />
Wie Sie hierbei genau vorgehen,<br />
beschreibt die nebenstehende Übersicht.<br />
Beachten Sie hierbei immer auch diese<br />
allgemeinen Vorgaben.<br />
• Den Tracheostoma-Verband sollten<br />
Sie täglich wechseln, um die Hautsituation<br />
zu beurteilen.<br />
• Wechseln Sie das Kanülenhalteband<br />
alle 2–3 Tage.<br />
• Das Reinigen und Wechseln der Kanüle<br />
erfolgen nach Anordnung des Arztes<br />
und nach Herstellerangaben. Hierbei<br />
reinigen und wechseln Sie die Innenkanüle<br />
meistens mehrmals wöchentlich<br />
und die Außenkanüle etwa alle<br />
1–2 Wochen.<br />
So gehen Sie bei der Tracheostoma-Versorgung und dem<br />
Kanülenwechsel vor<br />
Tägliche Versorgung<br />
• Bringen Sie Ihren Pflegekunden in Rückenlage, und lassen Sie ihn den Kopf leicht<br />
überstrecken.<br />
• Lösen Sie das Kanülenhalteband, und entfernen Sie die alte Trachealkompresse.<br />
Am besten hält eine 2. Pflegekraft die Trachealkanüle ab jetzt fest, um ein Herausrutschen<br />
zu verhindern.<br />
• Waschen Sie den Hals, und trocken Sie ihn ab.<br />
• Entfernen Sie Borken, die sich am Innenrand des Stomawulstes festgesetzt haben,<br />
mit einer stumpfen Pinzette oder fuselfreien Watteträgern.<br />
• Reinigen Sie die Eintrittsstelle mit klarem Wasser, oder desinfizieren Sie sie nach<br />
Anordnung des Arztes mit einem Hautantiseptikum. Beachten Sie, dass aufgrund<br />
der Aspirationsgefahr keine Flüssigkeit in das Tracheostoma gelangen darf.<br />
• Tragen Sie je nach Bedarf und ärztlicher Anordnung Hautschutzprodukte, antiseptisch<br />
wirkende Salbe oder Wund- und Heilsalbe, in der Stoma-Umgebung auf.<br />
• Bei extrem geschädigter Haut bietet sich auch eine Hydrokolloidplatte an, in<br />
deren Mitte ein Loch für die Kanüle geschnitten wird.<br />
• Legen Sie eine neue Trachealkompresse an. Positionieren Sie sie so, dass sie zwischen<br />
der Haut und der Kanüle aufliegt. Bei silberhaltigen Kompressen muss die<br />
metallene Schicht auf der Haut aufliegen. Das Silber wirkt antibakteriell und verringert<br />
das Infektionsrisiko.<br />
• Fixieren Sie die Kanüle mit dem Kanülenhalteband. Die Kanüle soll weder zu<br />
locker noch zu fest sein. Als Richtwert gilt: 2 Finger sollen leicht unter das Bändchen<br />
passen. Polstern Sie das Band bei gereizter Haut zusätzlich mit Mullkompressen<br />
ab.<br />
• Bringen Sie das Abdecktuch an.<br />
Trachealkanülenwechsel<br />
• Die Grundversorgung erfolgt, wie oben beschrieben. Beachten Sie außerdem folgendes<br />
Vorgehen:<br />
• Fassen Sie die Innenkanüle am Ansatz, und ziehen Sie sie heraus.<br />
• Lösen Sie das Halteband. Kanülen mit Cuff müssen Sie entblocken.<br />
• Entfernen Sie die alte Kanüle, saugen Sie ggf. vorher noch einmal das Bronchialsekret<br />
ab.<br />
• Prüfen Sie die gereinigte neue Außenkanüle sowie den Cuff auf Unversehrtheit.<br />
• Spannen Sie die Haut um das Stoma mit 2 Fingern leicht. Setzen Sie die neue<br />
Außenkanüle bis zum Anschlag mit drehender Bewegung ein, und fixieren Sie das<br />
Halteband.<br />
• Setzen Sie die Innenkanüle ein. Reiben Sie diese mit Stoma-Öl ein, oder behandeln<br />
Sie sie mit Silikonspray. Durch die glatte Oberfläche reduziert sich die Anhaftung<br />
von Borken und von Sekret.<br />
• Reinigen Sie die Kanülen anschließend nach Herstellerangaben, und bewahren Sie<br />
sie in der entsprechenden Aufbewahrungsbox auf.<br />
• Achtung: Einmalprodukte dürfen Sie auf keinen Fall mehrmals verwenden.<br />
• Achten Sie auf aseptisches Arbeiten.<br />
Benutzen Sie im direkten Kontakt mit<br />
der Wunde sterile Handschuhe, und<br />
wechseln Sie diese bei jedem Arbeitsschritt.<br />
So dokumentieren Sie es<br />
Zur genauen Beschreibung der Tracheostomapflege<br />
bieten sich 2 Vorgehensweisen<br />
an:<br />
1. Möglichkeit: Sie erstellen für Ihre Einrichtung<br />
/ Ihren Pflegedienst einen allgemeinen<br />
Standard zum Vorgehen bei der<br />
Tracheostoma-Versorgung. Auf diesen<br />
können Sie sich in der Maßnahmenplanung<br />
beziehen und müssen nur noch<br />
Abweichungen und Ergänzungen be -<br />
schreiben.<br />
2. Möglichkeit: Sie beschreiben den<br />
gesamten Vorgang im Rahmen der Maßnahmenplanung.<br />
Dies hat den Nachteil,<br />
dass Sie bei Veränderungen alles neu verfassen<br />
müssen.<br />
Mein Tipp für Sie<br />
Wiederverwendbare Trachealkanülen<br />
sind Medizinprodukte, die nicht länger<br />
als 29 Tage angewendet werden dürfen. •<br />
4 Praxis: <strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 www.ppm-exklusiv.org
???? PROFESSIONELL ??? PFLEGEN<br />
Praxis: Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
Dekubitusprophylaxe: Durch Mikrolagerungen<br />
sind häufige Positionswechsel überflüssig<br />
Wie häufig lagern Sie Ihre Pflegekunden<br />
in der Regel um?<br />
Möglicherweise halten Sie an<br />
den bewährten 2- bis 3-Stunden-Intervallen<br />
fest. Vermutlich verkürzen Sie diese<br />
Abstände sogar noch, wenn Ihr Pflegekunde<br />
eine besonders empfindliche Haut<br />
hat. Doch nicht immer entspricht dies<br />
auch den Bedürfnissen Ihres Pflegekunden<br />
oder den realistischen Ressourcen<br />
des pflegenden Angehörigen im häuslichen<br />
Bereich.<br />
Praxisbeispiel<br />
Frau Herberts bewegt sich nicht mehr<br />
selbstständig. Sie liegt die meiste Zeit des<br />
Tages im Bett. Um 11:00 Uhr führt der<br />
Pflegedienst nach der Körperpflege den<br />
Transfer in einen Multifunktionsrollstuhl<br />
durch. Um 16:00 Uhr legt die Spätschicht<br />
sie wieder hin. Die Tochter lagert sie um<br />
18:00 Uhr, 22:00 Uhr und um 6:00 Uhr<br />
morgens. Der Ehemann kann selbst<br />
kaum gehen und bewegt sich im Rollstuhl<br />
in der Wohnung fort. Frau Herberts hat<br />
immer wieder starke Rötungen am<br />
Gesäß.<br />
Fachlicher Hintergrund<br />
Im Fall von Frau Herberts reichen die<br />
Lagerungsintervalle nicht aus, um dauerhaft<br />
einen Dekubitus zu verhindern. Das<br />
Prinzip der Mikrolagerung könnte in<br />
diesem Fall eine sinnvolle Ergänzung zu<br />
den bestehenden Maßnahmen bieten.<br />
Denn bei der Mikrolagerung führen Sie<br />
in kurzen Abständen jeweils nur minimale<br />
Lageveränderungen aus. Diese<br />
Vorgehensweise ist leicht zu erlernen,<br />
erfordert wenig zeitlichen Aufwand und<br />
ermöglicht eine schmerzarme Lagerung.<br />
Hiervon profitieren daher auch Pflegekunden,<br />
die starke Schmerzen oder<br />
Ängs te beim Lagern haben.<br />
So setzen Sie es in die Praxis um<br />
Falttechniken für die Mikrolagerung<br />
3-fach-Faltung<br />
Entlastung von gerade<br />
aufliegenden knochigen<br />
Stellen, etwa Schulterblatt<br />
Als Lagerungshilfsmittel nutzen Sie bei<br />
dieser Lagerungstechnik Handtücher,<br />
Decken oder kleine Kissen. Der Vorteil<br />
von Handtüchern und Decken: Sie können<br />
sie falten oder rollen und so individuell<br />
an die einzelnen Körperteile anpassen.<br />
Die Übersicht oben zeigt entsprechende<br />
Falttechniken.<br />
So führen Sie die Mikrolagerung<br />
durch<br />
Führen Sie die Lagerung beim liegenden<br />
Pflegekunden im Uhrzeigersinn aus.<br />
Beginnen Sie mit dem rechten Schulterblatt.<br />
Legen Sie dort ein gefaltetes Handtuch<br />
oder Kissen unter. Nach etwa 10–15<br />
Minuten legen Sie das Handtuch unter<br />
die linke Schulter. Auf diese Weise wandert<br />
das Handtuch im Uhrzeigersinn.<br />
Orientieren Sie sich bei den Positionswechseln<br />
an der Grafik links unten.<br />
Beim im Rollstuhl sitzenden Pflegekunden<br />
legen Sie eine Handtuchrolle unter<br />
eine Gesäßhälfte, dann unter den Unterschenkel<br />
und gehen anschließend zur<br />
anderen Körperhälfte über. Ein Kissen im<br />
Lendenwirbelbereich stabilisiert die Sitzposition.<br />
Tipp: Um Angehörigen die Mitwirkung<br />
zu erleichtern, können Sie die Lagerung<br />
auch in umgekehrter Reihenfolge durchführen:<br />
Hierzu unterlagern Sie alle im<br />
linksstehenden Schema markierten Körperstellen<br />
mit weichen Kissen und Handtüchern.<br />
Anschließend zieht der Angehörige<br />
sie nach und nach unter dem Körper<br />
hervor.<br />
Genauso können Sie beim sitzenden und<br />
liegenden Pflegekunden vorgehen.<br />
So dokumentieren Sie es<br />
Die Mikrolagerung müssen Sie ebenso<br />
wie jede andere Lagerung planen und<br />
deren Durchführung dokumentieren.<br />
Rolle<br />
Lagerung von schwereren<br />
Körperteilen, etwa Gesäß<br />
Legen Sie im Bewegungsplan oder der<br />
Pflegeplanung das Lagerungsmittel (hierzu<br />
gehört auch die Art der Faltung von<br />
Handtüchern) und die einzelnen Positionswechsel<br />
fest. Ebenso bestimmen Sie<br />
die Wechselintervalle. Im Bewegungsprotokoll<br />
zeichnen Sie nicht jede Mikrolagerung,<br />
sondern jeweils einen kompletten<br />
Durchlauf.<br />
Mein Tipp für Sie<br />
2-fach-Rolle<br />
Positionierung von Körperteilen,<br />
etwa Unterschenkel<br />
Wenn Sie die regulären Umlagerungszeiten<br />
durch den Einsatz der Mikrolagerung<br />
verlängern, ist es wichtig, dass Sie<br />
die Haut Ihres Pflegekunden bei jedem<br />
Umlagern auf Rötungen und Druckstellen<br />
untersuchen. Dokumentieren Sie das<br />
Ergebnis. •<br />
Grafik: Schema zur<br />
Mikrolagerung<br />
Rechte<br />
Schulter<br />
Rechte<br />
Hüfte<br />
Rechtes<br />
Knie<br />
Rechte<br />
Ferse<br />
Hinterkopf<br />
Linke<br />
Ferse<br />
Linke<br />
Schulter<br />
Linke<br />
Hüfte<br />
Linkes<br />
Knie<br />
Passwort: Kompetenz<br />
Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 5
Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
PFLEGEKUNDEN, BEWOHNER & ANGEHÖRIGE ??? ???<br />
Diese 6 Tipps erleichtern Ihnen den Umgang<br />
mit aggressiven Pflegekunden<br />
Unter den Mitarbeitern des Pflegedienstes<br />
„Flotter Reifen“ gibt es<br />
immer wieder Diskussionen<br />
darüber, ob Herr Jost als Pflegekunde<br />
überhaupt noch tragbar ist.<br />
Der Hintergrund: Herr Jost hat schon<br />
mehrere Mitarbeiter geschlagen oder<br />
geschubst, vor einigen Tagen sogar so<br />
sehr, dass eine Mitarbeiterin stürzte und<br />
sich eine Knieverletzung zuzog.<br />
Die Reaktionen der Kollegen fallen sehr<br />
unterschiedlich aus:<br />
• Einige Kollegen zeigen großes Mitgefühl<br />
für die verletzte Kollegin und sind<br />
der Meinung, Herr Jost müsse unbedingt<br />
sofort in einer psychiatrischen<br />
Klinik medikamentös eingestellt werden.<br />
• Andere hinterfragen das Verhalten der<br />
Mitarbeiterin und sind der Meinung,<br />
sie hätte den tätlichen Angriff verhindern<br />
können. Sie fragen die Kollegin:<br />
„Wie bist du denn auf ihn zugegangen?<br />
Kann es sein, dass du dich nicht richtig<br />
verhalten hast?“<br />
Einheitliches Handeln ist der<br />
1. Schritt zur Lösung<br />
Möglicherweise ist der Umgang mit<br />
aggressiven Pflegekunden auch in Ihrem<br />
Team ein Thema, zu dem es viele ver-<br />
6 Tipps zum Umgang mit aggressiven Pflegekunden<br />
1. Tipp: Stellen Sie<br />
Umgangsregeln für<br />
Ihren Pflegekunden<br />
zusammen.<br />
2. Tipp: Halten Sie<br />
allgemeine Höflichkeitsregeln<br />
ein.<br />
3. Tipp: Vermeiden<br />
Sie Gefahrenquellen.<br />
4. Tipp: Bleiben Sie<br />
ruhig.<br />
5. Tipp: Reagieren<br />
Sie rechtzeitig auf<br />
Frühwarnzeichen.<br />
6. Tipp: Achten Sie<br />
auf Ihre Sicherheit.<br />
Um verbalen oder körperlichen Übergriffen vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie möglichst wenig unternehmen,<br />
um Ihren Pflegekunden zu provozieren. Am besten stellen Sie diese Faktoren in einer Fallbesprechung<br />
zusammen, an der auch Angehörige teilnehmen:<br />
• Verhaltensweisen, Rahmenbedingungen, Persönlichkeitsmerkmale bei Pflegekräften, die das aggressive<br />
Verhalten offenbar fördern oder hemmen<br />
• Frühwarnzeichen (etwa Mimik oder Gestik)<br />
• „bevorzugte“ Tageszeiten für aggressives Verhalten<br />
• typische Situationen, die regelmäßig eskalieren<br />
Sprechen Sie ab, wie Sie diese Faktoren am besten ausräumen, und leiten Sie davon Maßnahmen ab. Hieran<br />
müssen sich dann alle Mitarbeiter halten.<br />
Achten Sie darauf, dass sich Ihr Pflegekunde möglichst wenig bevormundet fühlt. Zeigen Sie ihm durch Ihr<br />
Verhalten deutlich, dass Sie ihn respektieren. Manchmal ist es sogar sinnvoll, wenn Sie Ihrem Pflegekunden<br />
signalisieren, dass er Ihnen überlegen ist.<br />
Nutzen Sie das „Du“ nur in Ausnahmesituationen, d. h., wenn Sie sicher wissen, dass diese Ansprache Ihren<br />
Pflegekunden besänftigt.<br />
Bleiben Sie auf Augenhöhe, d. h., wenn Ihr Pflegekunde steht, stehen Sie auch, wenn er sich setzt, setzen<br />
Sie sich ebenfalls.<br />
Sprechen Sie deutlich und mit normaler Lautstärke. Behalten Sie Ihren freundlichen Umgangston bei, und<br />
vermeiden Sie einen belehrenden Unterton sowie Hinweise auf Fehlverhalten.<br />
Wenn Sie wissen, dass Ihr Pflegekunde zu Aggressionen neigt, entfernen Sie alle Gegenstände, mit denen<br />
er sich selbst oder anderen Verletzungen zufügen könnte. Tauschen Sie etwa Glas- gegen Plastikflaschen<br />
aus oder Gabeln gegen Löffel.<br />
Wenn Ihr Pflegekunde beginnt, ärgerlich zu werden, ermahnen Sie sich selbst bewusst zur Ruhe. Atmen Sie<br />
tief durch, und zählen Sie still bis 10, bevor Sie reagieren.<br />
Lassen Sie Ihren Pflegekunden aussprechen, und hören Sie zu. Versuchen Sie zu verstehen, worüber er sich<br />
ärgert. Falls möglich, stellen Sie den Auslöser sofort ab. Wenn Ihr Pflegekunde sich etwa nicht weiter von<br />
Ihnen waschen lassen möchte, diskutieren Sie nicht, sondern hören Sie damit auf und führen Sie ihn aus<br />
dem Badezimmer.<br />
Beachten Sie in Konfliktsituationen folgende Alarmzeichen:<br />
• feindselige Grundstimmung<br />
• drohende Körperhaltung und Gestik<br />
• geringe Körperdistanz zwischen den Kontrahenten (Pflegekunde – Pflegekunde, Pflegekunde – Pflegekraft)<br />
• verbale Bedrohungen und Beschimpfungen<br />
• psychomotorische Erregung oder Anspannung<br />
• Sachbeschädigung<br />
• gesteigerte Tonhöhe und Lautstärke<br />
Halten Sie genügend Abstand zu dem aggressiven Pflegekunden, und lassen Sie ihm genügend Raum, um<br />
sich zu bewegen und abzureagieren.<br />
Verschlimmert sich die Situation, verlassen Sie den Raum, und geben Sie dem aufgebrachten Pflegekunden<br />
die Möglichkeit, sich zu beruhigen. Versuchen Sie nicht, ihn in dieser Situation durch Worte oder Gesten zu<br />
beschwichtigen. Vermeiden Sie auch Diskussionen. Hierdurch ärgert Ihr Pflegekunde sich vermutlich noch<br />
mehr.<br />
Bitten Sie nach Möglichkeit einen Kollegen um Unterstützung, versuchen Sie aber möglichst nicht, zu<br />
zweit auf Ihren Pflegekunden zuzugehen, da er sich womöglich hierdurch bedroht fühlt.<br />
6 Praxis: <strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 www.ppm-exklusiv.org
???? PFLEGEKUNDEN, ??? BEWOHNER & ANGEHÖRIGE<br />
Praxis: Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
schiedene Meinungen gibt. Die Konsequenz<br />
hiervon ist, dass die einzelnen Kollegen<br />
unterschiedlich mit dem Verhalten<br />
des jeweiligen Pflegekunden umgehen.<br />
Dies schafft wiederum Unsicherheit bei<br />
Ihrem Pflegekunden und verstärkt ein<br />
ohnehin vorhandenes Aggressionspotenzial<br />
noch mehr. Daher ist es wichtig,<br />
dass Sie im Team einheitlich auf entsprechendes<br />
Verhalten eingehen.<br />
Oft sind Fehlinterpretationen<br />
Auslöser für die Aggressionen<br />
Sie ahnen es bestimmt schon: Herr Jost<br />
hat eine demenzielle Erkrankung.<br />
Aggressionen treten im <strong>Altenpflege</strong>bereich<br />
häufig im Zusammenhang mit den<br />
verschiedenen Demenzformen auf.<br />
Andere Ursachen wie etwa psychiatrische<br />
Erkrankungen sind vergleichsweise selten.<br />
Die Ursache liegt meistens in der unterschiedlichen<br />
Bewertung von Situationen.<br />
So fühlen sich Pflegekunden etwa<br />
häufig bedrängt, wenn eine Pflegekraft<br />
sie waschen möchte, denn schließlich<br />
erkennt die demenziell veränderte Person<br />
ihren eigenen Hilfebedarf nicht. Bei der<br />
Abwehr der Inkontinenzversorgung<br />
spielt zudem das Schamgefühl eine große<br />
Rolle.<br />
Oft verkennen demenzerkrankte Menschen<br />
auch Situationen und fühlen sich<br />
bedroht. So hatte etwa Herr Jost aus dem<br />
Eingangsbeispiel die Pflegekraft für einen<br />
Einbrecher gehalten.<br />
Weitere Gründe für verbale oder<br />
körperliche Übergriffe können sein:<br />
Unzufriedenheit, Hadern mit dem eigenen<br />
Schicksal, starke Abhängigkeit und<br />
fehlende Selbstbestimmung, Hilflosigkeit,<br />
Angst, Verzweiflung, Reizüberflutung,<br />
Unruhe oder auch Alkoholmissbrauch.<br />
Auch die Persönlichkeitsstruktur<br />
spielt eine Rolle<br />
Jeder Mensch trägt Ärger und Aggressionen<br />
in sich. Der Umgang damit ist unterschiedlich.<br />
Einige Menschen lernen, sie<br />
zu unterdrücken. Mit zunehmender<br />
Demenz verlernen sie diese Fähigkeit<br />
jedoch nach und nach. Als Folge brechen<br />
Wut und Ärger unkontrolliert hervor. Bei<br />
manchen Menschen ist eine aggressive<br />
Persönlichkeitsstruktur auch lebenslang<br />
in der Biografie erkennbar.<br />
Hinzu kommt, dass früher geübte Arten<br />
der Konfliktbewältigung durch die<br />
Demenz nicht mehr zur Verfügung stehen.<br />
Hierzu gehört etwa die Fähigkeit,<br />
Konflikte auszudiskutieren, ihnen aus<br />
dem Weg zu gehen oder sich durch körperliche<br />
Betätigung abzureagieren.<br />
So verhalten Sie sich<br />
professionell<br />
Die vorangegangenen Erklärungen verdeutlichen,<br />
dass das Verhalten Ihres Pflegekunden<br />
von vielen verschiedenen Faktoren<br />
abhängt. Vor allem aber brechen<br />
Aggressionen spontan und unkontrolliert<br />
hervor. Dies kann Ihr demenziell<br />
veränderter Pflegekunde nicht steuern.<br />
Entsprechend können Sie ihn auch nicht<br />
zu einem bestimmten Verhalten „erziehen“.<br />
Dennoch können Sie Eskalation<br />
vorbeugen bzw. durch richtiges Verhalten<br />
abmildern. Berücksichtigen Sie hierzu<br />
die Tipps in der Übersicht auf Seite 6.<br />
Mein Fazit<br />
Oft empfinden es Pflegekräfte als Zumutung,<br />
wenn sie auf Pflegekunden treffen,<br />
die Pflege abwehren oder verbal oder<br />
körperlich aggressiv reagieren. Und<br />
natürlich hat jede Pflegekraft ein Recht<br />
auf einen sicheren Arbeitsplatz. Doch<br />
zur Sorge für einen sicheren Arbeitsplatz<br />
gehört es auch, dass Pflegekräfte sich mit<br />
dem eigenen Handeln auseinandersetzen.<br />
•<br />
Leserfrage: „Wie komme ich<br />
besser mit Schichtarbeit klar?“<br />
Frage: Eigentlich arbeite ich gern im<br />
Schichtdienst, denn so kann ich z. B.<br />
morgens einkaufen, ohne mich über<br />
drängelnde Menschenmassen in Straßen<br />
und Geschäften zu ärgern. Am liebsten ist<br />
mir der Frühdienst, da ich nach der<br />
Arbeit noch den ganzen Nachmittag und<br />
Abend zur freien Verfügung habe.<br />
Eines macht mir jedoch sehr zu schaffen:<br />
Immer wieder kommt es vor, dass ich an<br />
einem Tag Spätdienst habe und am nächsten<br />
Morgen schon wieder zum Frühdienst<br />
erscheinen muss. Meine Fragen<br />
hierzu: Wie viele Stunden müssen zwischen<br />
den beiden Diensten mindestens<br />
liegen? Was kann ich tun, um abends besser<br />
abschalten zu können?<br />
Antwort: Wünschenswert wäre es natürlich,<br />
wenn diese „kurzen Wechsel“ gar<br />
nicht erst vorkommen, aber im Pflegealltag<br />
lassen sie sich leider nicht immer vermeiden.<br />
Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestruhezeit<br />
zwischen 2 Diensten beträgt<br />
10 Stunden. Dies bezieht sich auf Beginn<br />
und Ende der Arbeitszeit. Fahrzeiten<br />
werden hierbei nicht berücksichtigt.<br />
Die Frage, was Ihnen helfen kann, den<br />
kurzen Wechsel zu bewältigen, ist nicht<br />
so eindeutig zu beantworten.<br />
Manchen hilft ein Spaziergang, um die<br />
Anspannung zu lösen, andere trinken<br />
eine Tasse Tee oder Kakao und lesen ein<br />
Buch. In jedem Fall sollten Sie 4 Stunden<br />
vor dem Schlafengehen keine koffeinhaltigen<br />
Getränke mehr zu sich nehmen.<br />
Morgens kann eine Wechseldusche helfen.<br />
Es hilft auch schon, wenn Sie Ihre<br />
Pause mit einem kurzen Schlaf verbringen,<br />
denn nach 20 Minuten Schlaf fühlen<br />
Sie sich etwas wacher. •<br />
Impressum<br />
PRO PflegeManagement Verlag<br />
Theodor-Heuss-Str. 2–4<br />
53177 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 9 55 01 30<br />
Fax: 02 28 / 36 96 480<br />
E-Mail: kundendienst@ppm-verlag.org<br />
<strong>Intern</strong>et: www.ppm-verlag.org<br />
ISSN: 1869-4306<br />
Chefredaktion: Brigitte Leicher, Köln<br />
Herausgeberin: Britta Becker, Bonn<br />
Produktmanager: Christian Solbach, Bonn<br />
Beratende Fachkräfte: Paloma Bullido, Langenfeld;<br />
Stefanie Gadow, Jork; Anne Muhle, Bonn;<br />
Mario Peine, Bottrop<br />
Herstellung: Sebastian Gerber, Bonn<br />
Herstellungsleitung: Monika Graf, Bonn<br />
Satz: Holger Hellendahl, Neuss<br />
Druck: ADN Offsetdruck, Battenberg (Eder)<br />
© 2013 by PPM PRO PflegeManagement Verlag,<br />
einem Unternehmensbereich der VNR Verlag für<br />
die Deutsche Wirtschaft AG, Amtsgericht Bonn,<br />
HRB 8165, Vorstand: Helmut Graf.<br />
„Praxis: <strong>Altenpflege</strong>“ ist unabhängig. Alle Informationen<br />
wurden mit Sorgfalt ermittelt und<br />
überprüft. Es kann jedoch keine Gewähr übernommen<br />
werden, eine Haftung ist ausgeschlossen.<br />
Vervielfältigungen jeder Art sind nur mit<br />
ausdrücklicher Genehmigung des Verlages<br />
gestattet. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Umwelthinweis: Das Papier dieser Ausgabe ist<br />
100 % chlorfrei gebleicht.<br />
Passwort: Kompetenz<br />
Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 7
Praxis:<br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
<strong>Altenpflege</strong><br />
AUS DEM PFLEGEALLTAG ??? ???<br />
Die große Übersicht: Alle wichtigen Formeln<br />
zu Gewicht und Ernährung in der Pflege<br />
Die Pflegefachkraft Frau May sitzt<br />
schimpfend vor dem Taschenrechner<br />
und sagt: „Wie war das<br />
noch mal? Ich weiß nicht mehr, wie man<br />
den BMI bei Pflegekunden mit Amputationen<br />
ausrechnet.“<br />
Wenn Sie bestimmte Formeln auch<br />
immer wieder nachschlagen müssen,<br />
hilft Ihnen die nebenstehende Übersicht<br />
weiter. Darin sind die wichtigsten Formeln<br />
im Bereich „Ernährung und Körpergewicht“<br />
zusammengefasst. Laminieren<br />
Sie sie, und bewahren Sie sie zusammen<br />
mit Ihrem Taschenrechner auf.<br />
Tipps zum Umgang mit den<br />
einzelnen Formeln<br />
Die Übersicht zeigt, dass Sie im Bereich<br />
Ernährung und Gewicht zahlreiche<br />
Berechnungen vornehmen können.<br />
Beachten Sie dabei folgende Tipps:<br />
1. Body-Mass-Index: Dieser sagt allein<br />
wenig darüber aus, ob Ihr Pflegekunde<br />
unterernährt ist. Es spielen auch Faktoren,<br />
wie individuelles Körpergefühl<br />
Ihres Pflegekunden oder das biographische<br />
Gewicht eine Rolle.<br />
2. Flüssigkeitsbedarf: Rechnen Sie den<br />
Flüssigkeitsbedarf nur dann aus, wenn<br />
Ihr Pflegekunde ein Risiko zur Dehydratation<br />
aufweist. Wenn Sie die Menge<br />
berechnen und in Ihrer Dokumentation<br />
als Zielgröße festlegen, müssen Sie auch<br />
nachweisen, ob und wie er sie erreicht,<br />
z. B. indem Sie ein Trinkprotokoll führen.<br />
Tipp: Wenn Ihr Pflegekunde die Menge<br />
regelmäßig unterschreitet, lassen Sie<br />
eine Mindesttrinkmenge vom Arzt<br />
festlegen.<br />
3. Kalorienbedarf: Hierfür gilt das gleiche,<br />
wie für den Flüssigkeitsbedarf.<br />
Legen Sie ihn nur für Pflegekunden mit<br />
Untergewicht oder bei gravierender<br />
Gewichtsabnahme fest. Dann ist es<br />
wichtig, die täglich aufgenommene<br />
Kalorienmenge zu protokollieren. •<br />
In den nächsten Ausgaben:<br />
• Pneumoniegefahr: So planen Sie<br />
individuell auf Ihren Pflegekunden<br />
angepasste Prophylaxen<br />
• So argumentieren Sie gekonnt<br />
beim Einsatz von Bettgittern<br />
So berechnen Sie den BMI & Co.<br />
Messwert<br />
Body-Mass-Index (BMI)<br />
zur Berechnung von<br />
Normalgewicht und<br />
Untergewicht<br />
BMI-Korrekturwerte<br />
bei Amputation<br />
Bei einer Amputation<br />
korrigieren Sie das<br />
Gewicht auf das<br />
Gewicht hin, das die<br />
Person theoretisch hätte.<br />
In der nebenstehenden<br />
Formel korrigieren<br />
Sie vor der Berechnung<br />
des BMI zuerst das<br />
Gewicht. Nach der<br />
Berechnung des<br />
Gewichts unter Berücksichtigung<br />
der Korrekturwerte<br />
rechnen Sie<br />
den BMI aus.<br />
Flüssigkeitsbedarf<br />
erhöhter Flüssigkeitsbedarf<br />
bei Fieber<br />
Kalorienbedarf für<br />
über 60-Jährige pro<br />
Tag<br />
Der Grundumsatz<br />
beschreibt die Energie,<br />
die der Körper in völliger<br />
Ruhe im Liegen<br />
dafür benötigt, die<br />
vitalen Funktionen<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Deshalb rechnet man<br />
zum Grundumsatz<br />
noch den Mobilitätsfaktor<br />
hinzu.<br />
Kalorienbedarf bei<br />
erwünschter Zunahme<br />
Kalorienbedarf bei<br />
gewünschter<br />
Gewichtsreduktion<br />
Formel<br />
Gewicht<br />
BMI = ----------------------<br />
Größe 2<br />
Die Angabe des Gewichtes erfolgt in Kilogramm, die Größe<br />
wird in Meter angegeben.<br />
Gewicht x 100<br />
Gewicht = ------------------------<br />
100 – Korrektur<br />
Es ergeben sich folgende Korrekturwerte:<br />
• Hand: 0,8<br />
• Unterarm: 2,2<br />
• Oberarm: 8,5<br />
• ganzer Arm: 11,5*<br />
• Fuß: 1,8<br />
• Unterschenkel: 5,3<br />
• Oberschenkel: 11,6<br />
• ganzes Bein: 18,7**<br />
*Der Korrekturwert eines ganzen Armes berechnet sich<br />
aus den einzelnen fehlenden Gliedmaßen, in dem Fall<br />
Hand + Unterarm + Oberarm.<br />
**Der Korrekturwert eines ganzen Beines berechnet sich<br />
aus den einzelnen fehlenden Gliedmaßen, in dem Fall<br />
Oberschenkel + Unterschenkel + Fuß.<br />
100 ml je kg für die ersten 10 kg Körpergewicht<br />
+ 50 ml je kg für die zweiten 10 kg Körpergewicht<br />
+ 15 ml je kg für jedes weitere kg Körpergewicht<br />
pro 1 °C über 37 °C zusätzlich 10 ml pro kg pro Tag<br />
• für Frauen:<br />
[(0,0377 x Körpergewicht in kg) + 2,75] x 239 x Mobilitätsfaktor*<br />
• für Männer:<br />
[(0,0491 x Körpergewicht in kg) + 2,46] x 239 x Mobilitätsfaktor*<br />
*Mobilitätsfaktoren:<br />
• vollständig immobile Senioren: 1,2<br />
• leichte Aktivität: 1,5<br />
• mittlere Aktivität: 1,75<br />
• schwere Aktivität: ca. 2,0<br />
Bei untergewichtigen Pflegekunden (BMI < 20) legen Sie<br />
zunächst den Kalorienbedarf des Ist-Gewichtes zugrunde.<br />
Diesen steigern Sie langsam auf den Kalorienbedarf des<br />
mittleren wünschenswerten Zielgewichtes.<br />
Bei extrem untergewichtigen Pflegekunden (BMI < 16)<br />
beginnen Sie bei 50 % der nach Ist-Gewicht berechneten<br />
Kalorienmenge, um herauszufinden, ob Ihr Pflegekunde<br />
diese Nahrungsmenge überhaupt verträgt. Anschließend<br />
steigern Sie langsam auf den Kalorienbedarf für das untere<br />
wünschenswerte Normalgewicht.<br />
Kalorienbedarf des Zielgewichtes; hierbei legen Sie den<br />
höchsten wünschenswerten BMI zugrunde.<br />
8 Praxis: <strong>Altenpflege</strong> · Ausgabe 24/2013 www.ppm-exklusiv.org