Zeitung 2012-1 - Währing & Hernals Lutherkirche Wien - Währing ...
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Internet: www.lutherkirche.at<br />
E-Mail: pfarramt@lutherkirche.at<br />
-6- Die <strong>Lutherkirche</strong><br />
Jakob WOLFER – zum 101. Geburtstag<br />
von Thomas Reuter<br />
Jakob Wolfer wurde am 17. Jänner 1911 in Reichau, einem kleinen Ort in Galizien<br />
(Kleinpolen) geboren. Dieses Gebiet mit der Hauptstadt Lemberg<br />
gehörte von 1772 bis 1919 zu Österreich.<br />
Der Vater verstarb früh, die Mutter musste als arme Witwe<br />
sechs Kinder alleine groß ziehen. Bereits im Kindesalter wurde<br />
Jakob Wolfer von der evangelischen Kirche geprägt – so durfte<br />
er etwa als Volksschüler einige Jahre hindurch am Heiligen<br />
Abend in der Reichauer Kirche das Weihnachtsevangelium nach<br />
Lukas vortragen.<br />
Mit zwölf Jahren musste er seinen Heimatort verlassen, um weit<br />
entfernt, in Stanislau, ein deutsch – evangelisches Gymnasium<br />
besuchen zu können. Dieses, die Zöcklerschen Anstalten, auch<br />
„Bethel des Ostens“ genannt, war weithin bekannt. 1.) Hier war<br />
auch seine ältere Schwester als Betreuerin einer Babyabteilung<br />
beschäftigt.<br />
Anfang der Dreißigerjahre war Jakob Wolfer Theologiestudent in der Universitätsstadt<br />
Greifswald, die damals rund 20.000 Einwohner zählte. 2.) Ein Stipendium des Gustav<br />
Adolf – Vereins hatte ihm dieses Studium ermöglicht.<br />
1933/34 studierte er in <strong>Wien</strong> und beendete den 2. Teil seines theologischen Examens.<br />
In dieser Zeit verlobte er sich mit Hilde, geb. Schwarz. Die drei anschließenden<br />
„Lern- und Wanderjahre“, wie Wolfer seine Vikariatszeit nennt, führten ihn nach<br />
Stanislau, Lemberg und Kolomea, allesamt in Galizien gelegen. Er schreibt: „…die<br />
kleine evangelische Kirche in Galizien hatte 24 Pfarrämter mit 30 Pfarren für 120 Gemeinden<br />
und eine große Diaspora.“ 3.)<br />
In diesen Jahren war Jakob Wolfer nicht nur Lehrvikar, sondern auch Präfekt im<br />
Gymnasiastenheim „Martineum“ in den Zöcklerschen Anstalten und für Kanzleiarbeit<br />
und Matrikenführung mancher Pfarren zuständig. Dies geschah alles schon in der<br />
polnischen Zeit des ehemaligen Galizien (1919 – 1939), das durch den Ersten Weltkrieg<br />
sehr gelitten hatte.<br />
Am 6. September 1937 heiratete Jakob Wolfer seine Verlobte in der Währinger <strong>Lutherkirche</strong><br />
4.) und zog mit ihr ins galizische Hartfeld, wo er Pfarrer war. Das junge<br />
Paar hatte im „Land der Bären und Wölfe“ eine schwere und entbehrungsreiche<br />
Zeit.5.)Im Dezember 1938 verließen sie Galizien und „gerieten, ohne es zu ahnen, in<br />
neue und noch größere Schwierigkeiten“.6.)1939 begann das Vikariat an der Währinger<br />
<strong>Lutherkirche</strong>, mit 1. Mai 1940 die Übernahme der 2. Pfarrstelle.7.)<br />
Auf dem Russland – Feldzug der Deutschen Wehrmacht ereilte Jakob Wolfer 1941<br />
ein tragisches Schicksal: „Beim Sturm auf die Stalin – Linie war eine Granate neben<br />
der Straße krepiert, ein Kraftradfahrer war über mich hinweg gefahren und ich blieb<br />
mit einer Gehirnerschütterung und Knochenbrüchen elf Stunden bewusstlos liegen.“8.)<br />
Später kam noch eine Lungen- und Rippenfellentzündung, daran anschlie-