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Maschine abrupt belebt. Wie auf einer Bühne verändern sich<br />
ständig die Szenerien am Flughafen.<br />
↙ Das Flugzeug ist längst zu einem Verkehrsmittel geworden,<br />
das durch die sogenannten „Billigflieger“ nicht mehr nur bestimmten<br />
Bevölkerungsschichten vorbehalten ist. Auf langen<br />
Distanzen hat es ohnehin die Züge längst abgehängt.<br />
Dennoch vermittelt die Atmosphäre am Flughafen etwas<br />
Besonderes, denn nicht für alle Menschen gehört das Besteigen<br />
eines Fliegers zum täglichen Job. Entsprechend stolz<br />
kommen sich manche vor – regelrecht abgehoben, meint<br />
Ümran Kermann. Sie beobachtete die Gestik vieler Reisender<br />
und karikiert die Personen durch eine betont untersichtige<br />
Perspektive.<br />
↙ Auch wenn Fliegen oft die schnellste Verbindung zwischen<br />
zwei Orten ist, addieren sich ebenso schnell einige Stunden<br />
hinzu. Neben der Fahrt zum Flughafen, dem Check-In, der<br />
Sicherheitskontrolle, heißt es oft einfach nur: Warten. „Selbst<br />
ein Aufenthalt im Raucherbereich oder im Duty-free-Shop<br />
dient zur Überbrückung der Wartezeit“, meint Leonie Bednarek.<br />
Durch Interieur-Details und nur wenige markante Gesten<br />
sprechen die Fotografien für sich. Verstärkt wird die<br />
Bildwirkung durch leichte Entsättigung der Farben und eine<br />
Kontrastreduzierung, welche Leonie Bednarek im Nachhinein<br />
vornahm.<br />
↙ Ann-Christin Kowalke fotografierte ebenfalls überwiegend<br />
in den Warteräumen des Flughafens. Dort kämpfen die<br />
Passagiere oft mit der durch Müdigkeit und Warterei gebremsten<br />
Urlaubsstimmung. Genau beobachtend und nach<br />
Möglichkeit unbemerkt portraitiert die junge Fotografin einzelne<br />
Reisende. Die Bilder sind zum Schmunzeln und regen im<br />
positivsten Sinne zum Gähnen an. Sie lösen kleine Geschichten<br />
in unseren Köpfen aus, welch ein Urlaubsziel die Reisenden<br />
wohl ansteuern mögen. Die Leuchtreklamen im Hintergrund<br />
benutzt Ann-Christin Kowalke geschickt als bildhaften Kontrast<br />
zum matten Geschehen im Vordergrund.<br />
↙ Malte Schürmann faszinierten „die Gates mit ihren riesigen<br />
Fensterfronten, in welche bei Tag das Licht hineinströmt<br />
und die Personen umspielt.“ Die Bilder sind überbelichtet und<br />
die Menschen absichtlich unscharf fotografiert. Gate wait ist<br />
ebenfalls eine Studie über Gesten des Wartens. Durch die<br />
Unschärfe scheinen die Fotos jedoch nicht mehr einen konkreten<br />
Moment zu dokumentieren, sondern werden abstrakter<br />
und verschwimmen auch auf der Zeitachse.<br />
↙ Endlich heißt es: Boarding! Britta Dierich fotografierte<br />
viele Reisende, die schnellen Schrittes mit ihrem Handgepäck<br />
zum Flieger schreiten. Bewegungsunschärfe und diagonale<br />
Perspektiven unterstützen die dynamische Wirkung<br />
ihrer Fotos.<br />
Nebenbei vereint das Layout zwei von Britta Dierich ursprünglich<br />
unabhängig voneinander fotografierten Serien. Doch die<br />
linearen Details des Flugzeugs fügen sich wunderbar zu den<br />
herbeieilenden Passagieren und suggerieren spontane Eindrücke<br />
beim Betreten des Jets.<br />
↙ Silvia Klein ist ja bereits bekannt für ihren humorvollen<br />
Umgang mit Fotografie. In ihrer zweiten Serie Turbulenzen<br />
kreuzt sie visuell High-Tech mit No-Tech. Während im Hintergrund<br />
neustes Fluggerät auf den nächsten Start wartet,<br />
schießen vorne bunte Papierflieger durchs Bild.<br />
Der Reiz dieses gefalteten Spielzeugs tritt in Kontrast zum<br />
modernen, realen Flugverkehr und wird zur Persiflage – so<br />
simpel und charmant kann eine Bildidee sein.<br />
↙ Die Fotografien von Sabrina Podemski beeindrucken durch<br />
ihre Farbigkeit und die Verdichtung des Raums. Über ihre<br />
Gedanken zur Serie Fake schreibt sie: „Räume weisen einem<br />
Rollen und Aufgaben zu, sobald man sich in ihnen bewegt.<br />
Räume schützen, begrenzen und zwängen ein. Es gibt besondere<br />
Räume, die eine Ausnahme bilden. Sie sind weder belebt<br />
noch tot. Sie fungieren in meinen Augen eher wie ein Vakuum<br />
zwischen all den anderen. Totenstille, Leere, Neonröhrenbeleuchtung.<br />
Oder reges, geschäftiges, erwartungsvolles<br />
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