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Felix Dobbert<br />
DAHINTER STECKT IM<strong>ME</strong>R EIN KLUGER KOPF!<br />
Treiben. Ein gedämpftes Summen, eine komplizierte aber monotone<br />
Komposition aus Stimmen, Tasten, raschelnden Zeitungen,<br />
Schleifen von Taschen, klackernden Absätzen, zu- oder<br />
aufgezogenen Reißverschlüssen und zischenden Flaschenverschlüssen.<br />
Räume, in denen man keine Rolle, keine Funktion,<br />
keine Aufgabe sondern nur Möglichkeiten hat. Jeder denkt<br />
etwas anderes. Fühlt etwas anderes. Lebt etwas anderes. Hunderte,<br />
vielleicht sogar tausende von in sich isolierten Wirklichkeiten,<br />
die sich zur selben Zeit im selben Raum befinden<br />
und aneinander vorbeischieben. Das subjektive Empfinden<br />
von Wirklichkeit, das anonyme Aufeinandertreffen von Menschen,<br />
die Wirkung von Licht und die absolute Einzigartigkeit<br />
eines Moments in einem solch ungreifbaren Raum, sind Begebenheiten<br />
und Phänomene, die seit einiger Zeit mein Interesse<br />
immer wieder aufs Neue wecken.“<br />
↙ Veronika Kaya und Burcu Öksel widmen ihre Fotoserie<br />
dem Flughafen als emotional aufgeladenen Raum. Neben<br />
„Stress (zu spät angekommen, Orientierungslosigkeit,…),<br />
Angst (den Flug zu verpassen, vor etwas Unbekanntem, Flugangst,…),<br />
Freude (Vorfreude auf den Urlaub, aufs Wiedersehen,…)<br />
oder Langeweile (Flughafen als Transitraum)“ beobachteten<br />
die beiden Fotografinnen die Situation des Abschieds<br />
als besonders emotional. Zu ihrer Arbeit Say Goodbye<br />
erläutern sie: „Gerade in den Momenten des Abschieds, bei<br />
denen man allgemein denken würde, dass es ausschließlich<br />
traurige Momente sind, haben wir die Freude gefunden. Der<br />
Abschied beinhaltet auch etwas Schönes, denn es kommt vor<br />
allem das Menschliche zum Vorschein und wird in Gestik, Mimik<br />
oder einfach in Momenten des Nichts-Sagens sichtbar.“<br />
↙ Granate im Handgepäck? Pistole im Rucksack? Ziemlich<br />
Heiße Ware, mit der Sina Weber hier eincheckt. Die Gepäckscanner<br />
des Flughafens stellen Gegenstände ihrer Dicke und<br />
Dichte nach in unterschiedlich intensiven Farben dar. Wir<br />
kennen solche Bilder vom Passieren der Sicherheitskontrolle.<br />
Das Fotografieren ist jedoch in diesem hochsensiblen Bereich<br />
strengstens verboten.<br />
Sina Weber tat für ihre Arbeit nun genau das Gegenteil, was<br />
potenzielle Terroristen tun würden, die ihre heiße Ware verstecken<br />
wollen: Sie gruppiert die unterschiedlichsten Gegenstände<br />
des täglichen Gebrauchs genau so, dass eine explosive<br />
Täuschung entsteht.<br />
Da sie die echten Röntgenprüfanlagen des Flughafens nicht<br />
nutzen durfte, fotografierte sie alle Objekte einzeln, baute<br />
deren Formen in Photoshop nach und färbte sie entsprechend<br />
ein. Es entstanden aufwändige Bilddateien mit dutzenden<br />
von Ebenen. Man könnte Sina Webers Werke als digitale Photogramme<br />
bezeichnen, denn das fertige Bild ist nicht mehr<br />
mittels Fotokamera entstanden.<br />
↙ §5 Luft Si G – so der Arbeitstitel von Donja Nasseri, bezieht<br />
sich auf die Kontrolle von Personen und Fracht am<br />
Flughafen. Das Gesetz erlaubt unter anderem das Durchsuchen<br />
und Überprüfen von Personen und Gegenständen bei<br />
Verdachtsmomenten zum Schutze der Luftsicherheit. Donja<br />
Nasseri arbeitet mit der hohen suggestiven Kraft von Fotografien.<br />
Sehen diese harmlosen Mitarbeiter und Fluggäste<br />
nicht alle aus wie Verbrecher? Selbst der triviale Gepäckablagetisch<br />
mutiert in unserer Vorstellung zu einer Büchse der<br />
Pandora.<br />
Wie schafft die Künstlerin das? Die Fotos sind meist von einem<br />
erhöhten Standpunkt aus geschossen und erinnern uns an<br />
Aufnahmen von Überwachungskameras. Durch das zusätzliche<br />
Abfotografieren ihrer eigenen Bilder am heimischen Monitor<br />
fallen wir schlicht auf die Bildästhetik herein, welche uns im<br />
Kontext von Terrorfahndung aus den Medien vertraut ist.<br />
↙ Warum in die Ferne fliegen, wenn man doch auch Holiday<br />
Inn Dortmund haben kann? Der Ort, von dem man in den Urlaub<br />
startet, wird zum eigentlichen Reiseziel. Tiefblauer Himmel,<br />
paradiesische Farben, surfen im Sonnenuntergang – ein Traumurlaub.<br />
Sina Straube parodiert mit einem Augenzwinkern die<br />
Scheinwelt der Reiseanbieter.<br />
Herrlich, so schön war es noch nie in Dortmund!<br />
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