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Gemeindebrief der evangelischen Gemeinden Dietrich-Bonhoeffer, St. Georg, St. Lukas in Bremen-Huchting
Gemeindebrief der evangelischen Gemeinden Dietrich-Bonhoeffer, St. Georg, St. Lukas in Bremen-Huchting
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Das Thema<br />
Was (mir) die Kirche bringt<br />
In diesem Jahr gab es in beiden großen<br />
Kirchen deutlich mehr Austritte. Natürlich<br />
gibt es stets auch Taufen und<br />
Wiedereintritte, doch diese können den<br />
Mitgliederrückgang allenfalls bremsen.<br />
Der Grund der erhöhten Austrittswelle<br />
liegt vor allem an den Nachrichten über<br />
falschen Umgang mit Geldern um den<br />
katholischen Bischofssitz in Limburg sowie<br />
an einer Aufforderungswelle seitens<br />
der Banken, die seit Januar nun auch die<br />
Kirchensteuer direkt von Gewinnen auf<br />
Wertpapieren einzubehalten haben.<br />
Auch wenn es sich bei letzterem nicht<br />
um eine neue oder zusätzliche Kirchensteuer<br />
handelt, kam das aber ganz anders<br />
an. Die großen Kirchen (beide) hatten es<br />
nämlich versäumt, ihre Mitglieder über<br />
diese Änderung in der Steuererhebung<br />
frühzeitig zu informieren. Die Schreiben<br />
der Banken an ihre Kunden waren<br />
jedenfalls kaum geeignet, für<br />
Verständnis zu werben.<br />
Allein an diesen Beispielen<br />
kann man übrigens gut erkennen,<br />
wie sehr gerade die Entscheidung<br />
für oder gegen die Kirchenmitgliedschaft<br />
eine sehr gefühlsbetonte,<br />
ja Herzensentscheidung<br />
ist und dass die Kirchen gut beraten<br />
sind, wenn sie in Zukunft<br />
den Kontakt zu ihren Mitgliedern<br />
stärker und direkter halten. Viel<br />
zu oft überlässt sie den Spielball<br />
allein den Medien oder anderen<br />
Gruppen, ohne klärend einzuwirken.<br />
Menschen, die kirchliches Handeln<br />
nicht persönlich sondern nur aus den<br />
Medien kennen, bekommen so ein vollkommen<br />
verzerrtes Bild. Dabei verlieren<br />
wir alle. Denn kirchliche Arbeit, mag sie<br />
auch manchem zu traditionell erscheinen,<br />
bringt Tag für Tag viel Gutes in das gesellschaftliche<br />
Leben hinein. Weil Kirche<br />
schon so lange dazu gehört, können sich<br />
die meisten kaum eine Vorstellung davon<br />
machen, was verloren gehen würde, wenn<br />
es keine kirchliche Arbeit mehr in den<br />
Stadtteilen gäbe. Einzelvorfälle, so bitter<br />
sie auch sind, sollten nicht gleich das Gesamte<br />
des kirchlichen Handelns in Frage<br />
stellen. Was tagtäglich in den Kitas, den<br />
kirchlichen Schulen, Einrichtungen, sozialen<br />
und diakonischen Häusern und eben<br />
auch in den Kirchengemeinden geleistet<br />
h Titelfoto: gemeindebrief.evangelisch.de<br />
2<br />
wird, ist ein großer Schatz – ein Wert für<br />
alle, die in der Gesellschaft leben!<br />
Natürlich gibt es immer noch stets<br />
etwas zu verbessern. Trotzdem braucht<br />
gerade die Evangelische Kirche ihr Licht<br />
nicht unter den Scheffel zu stellen. Mit<br />
vergleichsweise wenig Geld – weniger<br />
als die Tabaksteuer – leistet sie viel und<br />
braucht den Vergleich mit anderen Institutionen<br />
kaum zu scheuen.<br />
Beispiel Kitas und Arbeit mit Kindern:<br />
Die Evangelische Kirche ist jahrzehntelang<br />
Vorreiter und größter Träger<br />
für die Integration von behinderten und<br />
nicht behinderten Kindern gewesen. Die<br />
pädagogischen Konzepte gehen bis heute<br />
weit über eine bloße Kinderbetreuung hinaus.<br />
Vielen Eltern ist es daher sehr wichtig,<br />
ihr Kind unbedingt in eine kirchliche<br />
Einrichtung schicken zu dürfen.<br />
Die Tatsache, dass auch in Zeiten, in<br />
denen die Kinderzahlen stark sinken, die<br />
kirchlichen Kindergärten kaum Nachwuchssorgen<br />
haben, spricht für sich.<br />
Durch die Vermischung von Kindern<br />
aus vielen Nationen ist aus der integrativen<br />
Arbeit mittlerweile eine inklusive<br />
Arbeit geworden. Auch dieser Aufgabe<br />
stellt sich die Kirche in besonderer Weise,<br />
ebenso in der Betreuung unter 3 Jahre<br />
alter Kinder.<br />
Beispiel basisdemokratischer<br />
Auf bau: Es ist der schwerere Weg und<br />
doch hält die Evangelische Kirche an ihrem<br />
demokratischem Aufbau „von unten“<br />
fest: Alle wichtigen Gremien einer Gemeinde<br />
werden im großen Umfang mit<br />
Gemeindegliedern ehrenamtlich besetzt.<br />
Da aus diesen Reihen wiederum die Delegierten<br />
für die Kirchensynoden stammen,<br />
sind auch diese kirchenleitenden<br />
Gremien überwiegend mit ehrenamtlich<br />
tätigen Laien besetzt. Das ist beispielhaft.<br />
Beispiel Umgang mit Geldern:<br />
Der Aufwand für Verwaltung liegt bei<br />
der BEK konstant etwa bei 3,7 %. Alles<br />
andere wird für Aufwendungen in den<br />
Gemeinden, Kitas und weiteren Einrichtungen<br />
wie etwa der Telefonseelsorge<br />
oder der Familien- und Lebensberatung<br />
verwendet. Nicht zuletzt durch ehrenamtliche<br />
Mithilfe beim Kuchenbacken<br />
oder Posaune spielen, beim Mitsingen im<br />
Chor oder im Besuchsdienstkreis u.v.a.m.<br />
wird viel mehr bewirkt, als Hauptamtliche<br />
je schaffen könnten. Suche mal jemand<br />
eine Einrichtung oder Behörde, die<br />
genauso sparsam und effizient arbeitet.<br />
Ich bin gespannt.<br />
Beispiel Jugendarbeit, Konfirmandenarbeit<br />
und Wertevermittlung:<br />
Die Kinder und<br />
Jugendlichen von heute sind die<br />
Erwachsenen von morgen. Immer<br />
wieder wird der Verlust von ethischen<br />
Werten angeprangert, der<br />
unserer Gesellschaft gefährlich<br />
werden kann. In der kirchlichen<br />
Jugendarbeit werden Jugendliche<br />
nicht einfach nur „von der Straße<br />
weggeholt“. Die Jugend- und<br />
Konfirmandenarbeit stärkt das<br />
Selbstvertrauen und unterstützt<br />
die Entwicklung hin zu einem<br />
Menschen, der verantwortlich<br />
für Natur und Umwelt handelt und der<br />
seine Mitmenschen im Sinne der christlichen<br />
Nächstenliebe als Geschöpfe Gottes<br />
respektiert. Wo sonst außer in der eigenen<br />
Familie oder – manchmal – in der Schule<br />
bekommen die Jugendlichen eine solche<br />
Unterstützung? Ich könnte abendfüllend<br />
Erlebnisse aus meiner eigenen Jugendarbeit<br />
erzählen, welche Veränderungen Jugendliche<br />
durchmachen, wenn sie durch<br />
die Jugendgruppe neue Kontakte knüpfen,<br />
Akzeptanz und ein gutes Miteinander<br />
erfahren.<br />
Weitere Beispiele: Bildungsarbeit,<br />
kulturelle Angebote, Seniorenarbeit, Besuchsdienst,<br />
Seelsorge, Andachten, Gottesdienste,<br />
Selbsthilfegruppen, Ausflüge<br />
u.v. m. Der eine besucht gern kirchliche<br />
Konzerte, der andere den Handarbeitskreis,<br />
der Dritte den Friedens- und<br />
Umweltkreis, der Vierte lernt Gitarre<br />
spielen, der Fünfte findet mit seinem