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Advent am Bahnsteig Rummmms – die Tür war zu! Lina schlich leise auf Socken die Treppe runter und linste um die Ecke in den Flur. Vielleicht war es ja Papa… Die ganze lange Adventszeit hatte sie darauf gewartet, dass er vielleicht doch noch seine Meinung ändern und nach Hause zurückkommen würde. Mama und sie waren doch seine Familie, er konnte sie doch nicht einfach so aus seinem Leben streichen! Aber das hoffnungsvolle Leuchten in ihren Augen erlosch wie ausgeknipst, als sie nur Mama sah, die mit dem Rücken an der Eingangstür lehnte und mit wütend zusammengekniffenen Augen einen Brief las. Auf dem Fußboden lag ein zerknüllter Briefumschlag. Lina blinzelte ein Träne weg und schnäuzte sich leise. Das war wohl wieder so ein Brief von dem Mann, den Mama immer nur der Anwalt nannte. Solche Briefe machten sie immer wütend und traurig zugleich! Mama hatte ihr noch nie in all den Monaten seit Papa ausgezogen war so einen Brief vorgelesen, immer meinte sie nur zu Lina „Das verstehst du doch noch nicht!“ und erzählte ihr bloß, dass der Anwalt geschrieben hätte. Solche Sachen wie Papa hat jetzt ein neues Leben, oder Papa will mit uns nichts mehr zu tun haben. Mit herabgesunkenen Schultern und gesenktem Kopf schlurfte Lina wieder hoch in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Normalerweise war im Advent immer die Zeit gewesen, in der sie mit Mama in der Küche Plätzchen backen durfte und die ganze Wohnung nach Zimt geduftet 2
hatte. Wenn Papa von der Arbeit gekommen war, hatte Lina ihn schon an der Eingangstür erwartet, in den kleinen Händen ein paar zerkrümelte Kekse, die sie eben vom Auskühlrost genommen hatte, um sie ihm zum Probieren entgegen zu strecken. Auch heute zog ein Adventsplätzchenduft von unten hoch, denn Mama versuchte, es ihnen beiden auch allein so schön wie möglich zu machen. Aber Lina war das alles egal. Sie wollte nur eins, sie hatte nur einen einzigen Wunsch zu Weihnachten: Papa sollte wieder zurückkommen! Den Kopf ganz fest in das weiche Plüschfell ihres riesigen Teddybären von Papa gedrückt, fing Lina nun an zu überlegen. Sie merkte gar nicht, dass der Teddypelz inzwischen schon ganz nass von ihren Tränen war. Was war, wenn der Weihnachtsmann nun vielleicht ihren Brief gar nicht gekriegt hatte? Dabei hatte sie ihn soooo lieb gebeten, ihr ihren Papa zu Weihnachten wieder heim zu bringen! Sie schniefte – vielleicht war es ja doch wahr, was Benno, der zehnjährige Sohn von den Nachbarn, ihr neulich ganz frech an den Kopf geworfen hatte: dass es nämlich gar keinen Weihnachtsmann gibt, und dass sie mit ihren immerhin schon 7 Jahren noch immer eine kleine blöde Trine war, der man alles weismachen konnte! Mit einem Mal richtete sie sich kerzengerade auf, setzte Paul, den Teddy, vor sich aufs Bett und erklärte ihm: „Du Paul, jetzt weiß ich, was wir machen! Morgen ist doch schon der 3. Advent, und wenn der Weihnachtsmann keine Zeit hat, um sich um uns zu kümmern, oder gar nichts von Papa weiß, dann müssen wir die Sache selber in die Hand nehmen. Wir werden Papa suchen! Sag mal, Paul, glaubst du eigentlich auch so wie ich ganz fest daran, dass es den Weihnachtsmann und die Engel doch gibt?“ Aber Paul sah sie mit seinen glänzenden braunen Knopfaugen nur schweigend an… 3
Seite 4 und 5: Lina, die ihren Paul gut kannte, wu
Seite 6 und 7: Aber als sie dann durch die spärli
Seite 8 und 9: Erstaunt sah sie, wie die Schultern
Seite 10 und 11: Mit einem lauten glücklichen Aufsc

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