DKV-Magazin Nr. 6 - Chronik des deutschen Karateverbandes

gegeneinander an. Bei den Teilnehmern handelte
es sich mit dem Europameister Jonathan Horne,
den EM-Team-Bronzemedaillengewinnern Lukas
Grezella, Jakob Schultz, Vitali Kez, Andre Beck und
Alexander Lang sowie den mehrfachen Deutschen
Meistern Nika-Wolk Tsurtsumia und Christian Grüner
ausnahmslos um Deutsche Spitzenkämpfer.
Das National-Team, welches im Zuge der WM-Vorbereitung
nach Barth angereist war, konnte diesen
Wettbewerb als idealen Härtetest für das große Ziel
in Tokio nutzen.
Zwischen den Begegnungen zeigte das Demo-Team
von Nippon Gotha eine spektakuläre Karate-Akrobatik-Show,
welche die Zuschauer ausnahmslos begeisterte.
Nach spannenden und hochklassigen
Kämpfen setzte sich am Ende Christian Grüner in
der Final-Runde gegen Andre Beck und Nika-Wolk
Tsurtsumia durch und konnte sich den Sieg beim
Vineta-Cup 2008 in Barth sichern.
Im Anschluss der Siegerehrung wurde der DKV-Tag
offiziell abgeschlossen. Organisatorisch ließ das
Ausrichter-Team der Karate-Union Mecklenburg-
Vorpommern um dessen Präsidenten Ralph Masella
und seinen vielen fleißigen Helfern wirklich keine
Wünsche offen. In allen Bereichen war zu erkennen,
dass die Norddeutschen Gastgeber ihre Hausaufgaben
perfekt gemacht und den idealen Rahmen für
diese Karate-Großveranstaltung geschaffen hatten.
Ralph Masella brachte es mit seinen abschließenden
Worten auf den Punkt: „Wir würden uns freuen,
wenn wir Euch auch außerhalb des Karates wieder
einmal in unserem Bundesland begrüßen könnten.
Mecklenburg-Vorpommern tut gut!“ Das konnten
die vielen Gäste sicher nur bestätigen. Die vielen
tollen Eindrücke und Erlebnisse vom Wochenende
rund um Barth werden sie bestimmt bald wieder an
die schöne Ostseeküste zurückführen. Bis zum
DKV-Tag 2009 in Erfurt/Thüringen.
Christian Grüner
Einer von uns: Marvin Nöltge
Standing ovations für den Sieger der Deutschen
Karatemeisterschaft für Menschen mit Behinderung
Am 12. April 2008 fand die 1. Deutsche Meisterschaft
im Karate für Menschen mit Behinderung
in Erfurt statt.
Vom Emmendinger Karate-Dojo nahm der 21jährige
Marvin Nöltge teil. Er hat das Down-Syndrom, eine
Genveränderung, die unter anderem auch eine
schlaffe Muskulatur und wenig Körperspannung mit
sich bringt. Dennoch trainiert Marvin seit knapp
acht Jahren mehrmals wöchentlich den Kampfsport
Karate, bei dem es vor allem auf eine gute Körperspannung,
Kraft und Koordination ankommt.
Durch seinen
immensen
Trainingseifer
und seine Zielstrebigkeit
hat
er im Septembervergangenen
Jahres
schon in Reutlingen
beim 1.
Behindertenfestival
den
Titel des Landesmeisters
einheimsen
können. In
den vergangenen
Monaten
trainierte Marvin
mit seinem
Trainer Hans
Kölz dreimal wöchentlich hart und ausdauernd auf
die Deutsche Meisterschaft, um nun endlich auf
Bundesebene starten und sich seinen Gegnern bei
der Disziplin Kata stellen zu können. Bei einer Kata
werden genau festgelegte Bewegungseinheiten und
Schrittmuster vollzogen, die den Kampf mit vier
imaginären Gegnern darstellen.
Bevor er den sieben (!!!) Kampfrichtern seine Künste
vorführte, wurde er in der Erfurter Leichtathletikhalle
vor rund 700 Zuschauern mit Alter, Werdegang
und Wohnort vorgestellt. Marvin, der den 1.
Braungurt trägt, zeigte die Kata Jion, die eigentlich
eine Schwarzgurtkata ist. Und nicht nur die Kampfrichter,
sondern auch die Zuschauer waren hellauf
begeistert, applaudierten, riefen und waren ganz
außer sich ob der grandiosen Leistung von Marvin!
Bei der anschließenden Siegerehrung, die musikalisch
natürlich stilecht von „Eye of the Tiger“ unterlegt
war, durfte Marvin sich dann auf das oberste
Treppchen begeben und unter Standing Ovations
der begeisterten Zuschauer stolz Goldmedaille,
Pokal und Urkunde entgegennehmen.
Sein Weg in die Umkleidekabine war gesäumt von
Gratulanten – darunter auch Bundestrainer Efthimios
Karamitsos, der extra die Tribüne verließ, um
Marvin die Hand zu schütteln. Am darauf folgenden
Dienstag brachte Marvin dann seinen Pokal und
seine Goldmedaille mit ins heimische Training und
präsentierte seine Errungenschaften stolz den Vereinskameraden,
die von seinen sportlichen Leistungen
sowohl begeistert waren als auch hochachtungsvoll
den
v. li.: Betreuer Hans Kölz, Marvin Nöltge,
Erika Seitz, Jan Gollon (2. Platz)
Hut zogen!
Doch der Sieg
bei den DeutschenMeisterschaften
brachte Marvin
nicht nur
den Titel des
DM, einen
Pokal und die
Goldmedaille
ein; auch er
selbst hat sich
durch diese
überragende
Leistung, die
er vollbrachte
und den wohlverdienten
Ruhm, der
darauf folgte,
verändert: Marvin wurde selbstbewusster und offener
im Umgang mit anderen. So zeigte er sich auch
ganz souverän, als er beispielsweise in einer Stadtratsitzung
von den Oberen der Stadt Emmendingen
beglückwünscht wurde.
Aber auch im wöchentlichen Training ist zu spüren,
dass Marvin sich sicherer und wohler fühlt, hier geht
er mittlerweile offen und ganz selbstverständlich auf
andere Karateka zu, um bei Partnerübungen mit
ihnen zu trainieren oder in den kurzen Pausen kleine
Gespräche zu entfachen. Ein weiteres persönliches
Highlight war für ihn sicher auch, als das
wöchentliche Training wegen des erkrankten Trainers
auszufallen drohte und nur ein Ersatz für die
unteren Gürtelfarben da war. Spontan übernahm
Marvin das Training seiner Vereinskameraden und
brachte ihnen Grundzüge und Abläufe der Kata
„Bassai Dai“ bei.
Karate-Dojo Emmendingen
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