06-34.pdf - Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik (Prof. Dr. Helmut ...
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Projekt-Coaching über das Internet – webbasierte<br />
Unterstützung von Coaching-Dienstleistungen<br />
<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Helmut</strong> Krcmar / Dipl.-Wirt.-Ing. Yuriy Taranovych /<br />
Dipl. oec. Simone Rudolph, München<br />
Dieser Beitrag stellt ein Konzept des webbasierten Projekt-Coaching<br />
(WebCoaching) im Umfeld digitaler Produktionen vor. Unter dem Begriff<br />
digitale Produktionen werden die Entwicklung, Bündelung und Bereitstellung<br />
von Multimedia-Inhalten als auch die Herstellung anwendungsorientierter<br />
Unternehmenssoftware verstanden. Beim WebCoaching treffen sich der Coach<br />
und die zu beratende Person (Coachee) nicht mittels persönlichen Kontakts,<br />
sondern ortsunabhängig in einer virtuellen Arbeitsumgebung, die die<br />
webbasierte Kommunikation, Koordination und Zusammenarbeit im Coaching-<br />
Prozess unterstützt. Somit entfallen Anfahrtszeit und Reisekosten, so dass<br />
Coaching-Anfragen auch ad hoc bearbeitet werden können. Zur Erprobung des<br />
WebCoaching-Konzepts wurde eine Projekt-Coaching-Plattform (WebCo@ch-<br />
Plattform) entwickelt und in mehreren realen Projekten im Umfeld digitaler<br />
Produktionen pilothaft eingesetzt.<br />
1. Einführung<br />
RN: Problembereiche im Projektmanagement<br />
Aktuelle Untersuchungen über Erfolgsfaktoren von Projekten im Umfeld digitaler<br />
Produktionen (Genus/Dalcher 2003; The Standish Group 2003, 2004) belegen, dass<br />
immer noch viele Projekte die ursprünglichen Ziele, insbesondere die Einhaltung von<br />
Kosten, Zeit und Qualität nicht erreichen oder gar scheitern. Dadurch entstehen für<br />
Unternehmen sowie für die Wirtschaft enorme Schäden (Sauer/Cuthbertson 2003).<br />
Die Gründe hierfür liegen meist in der mangelhaften <strong>Prof</strong>essionalität im Projektmanagement<br />
und in ungenügenden Kompetenzen der Projektbeteiligten (o.V. 2004).<br />
Diese Tendenzen zeigt auch die vom <strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> der TU<br />
München durchgeführte Studie, in der die Situation des Managements komplexer<br />
Projekte im Umfeld digitaler Produktionen untersucht wurde (Rudolph et al. 2004).<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass besonders in der Qualität der Projektplanung und -<br />
steuerung, der Kommunikation, der Teamqualifikation sowie des Risiko- und Wissensmanagements<br />
Probleme bestehen.<br />
RN: Coaching von Projekt-Teams als Problemlösungsansatz<br />
Einen möglichen Ansatzpunkt, um diesen Problemen proaktiv entgegenwirken zu<br />
können, bildet das Coaching von Projektteams (Projekt-Coaching), das sich in vielen<br />
Organisationen bereits fest etabliert hat. Die Zielsetzung besteht dabei vorrangig in<br />
der Vorbereitung, Initialisierung und fachlichen bzw. methodischen Begleitung von<br />
Projekten sowie in der Förderung der Zusammenarbeit des Projektteams zur<br />
Bewältigung der gestellten Projektmanagement-Aufgaben (Rauen 2003, 41).<br />
Demzufolge soll die fachliche und persönliche Beratung durch erfahrene Experten<br />
zur Verbesserung der Projektsituation beitragen.<br />
Das klassische (traditionelle) Projekt-Coaching findet meist in einem engen persönlichen<br />
Kontakt zwischen Coach und Coachees in Form von Face-to-Face-Sitzungen
statt. Da aber viele Projekte unter Termindruck leiden, kann die physische Anwesenheit<br />
von Coaches einen Engpass darstellen und eine schnelle Reaktion im Coaching-<br />
Prozess verhindern. Dies führte zu der Überlegung, Projekt-Coaching mit Hilfe von<br />
Internettechnologien (z.B. World Wide Web) zu unterstützen, um Coaching-<br />
Dienstleistungen auch in den verteilten Projektkonstellationen vermehrt in Anspruch<br />
nehmen zu können.<br />
In diesem Beitrag werden im Folgenden das Konzept des webbasierten Projekt-<br />
Coaching in Verbindung mit geeigneten Unterstützungsformen sowie ausgewählte<br />
Erkenntnisse aus der pilothaften Erprobung vorgestellt.<br />
2. Projekt-Coaching<br />
RN: Definition Projekt-Coaching<br />
In Anlehnung an Rauen (2003, 41) wird unter dem Begriff Projekt-Coaching die<br />
fachliche und persönliche Betreuung und Beratung von Projektteams (Coachees) bei<br />
der Bewältigung von Projektmanagement-Aufgaben durch einen Projekt-Coach<br />
verstanden. Diese Unterstützung erfolgt entlang des Projektmanagement-Prozesses<br />
und kann einzelne Projektphasen wie auch das komplette Projekt umfassen.<br />
RN: Projekt-Coaches in der Praxis<br />
In der Praxis übernehmen die Rolle der Projekt-Coaches oft die erfahrenen Spezialisten<br />
externer Projektmanagement-Beratungen oder -Agenturen. Die Fachkompetenz<br />
muss aber nicht unbedingt von extern kommen. IT-Projekte werden auch oft<br />
durch unternehmensinterne, erfahrene Projektmanager, die andere Projektmanager<br />
coachen, oder durch Projektmanagement-Büros betreut.<br />
RN: Idealtypischer Ablauf des Coaching-Prozesses<br />
Projekt-Coaching folgt i.d.R. einer festgelegten phasenorientierten Vorgehensweise.<br />
Die Bezeichnung und Anzahl der einzelnen Phasen kann in Abhängigkeit von Herkunft<br />
und Erfahrungsstand des Coaches variieren (Hess/Roth 2001; Wrede 2000;<br />
Dehner 2002). Dennoch lässt sich eine gemeinsame Struktur erkennen. Diese Struktur<br />
findet sich auch im Coaching-Prozess von Rauen (2002, 232-252). Im Verlauf<br />
eines Coaching werden die folgenden Schritte/Phasen sequentiell durchlaufen:<br />
Wahrnehmung<br />
Kennenlernen<br />
Zielbestimmung<br />
Vertragsschluss<br />
Klärung der Ausgangssituation<br />
Interventionen<br />
Evaluation<br />
Abschluss<br />
Abb. 1: Ablauf des Coaching-Prozesses (Rauen 2002, 235)<br />
In der Wahrnehmungs-Phase erkennt und signalisiert der Coachee den Bedarf einer<br />
professionellen Unterstützung. Auslöser hierfür kann ein Problem oder ein Verbesserungs-<br />
bzw. Änderungsbedarf des Coachees sein. Die benötigte professionelle Unterstützung<br />
erfolgt durch einen Coach.<br />
In der Phase Kennenlernen werden erste Kontakte zu Coaches aufgebaut und Gespräche<br />
geführt. Es gilt eine gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit zu schaffen,<br />
indem die Erwartungen des Coachees vom Coaching-Prozess festgehalten werden<br />
wie auch die Möglichkeiten und Grenzen eines Projekt-Coaching. Die Hauptschwierigkeit<br />
der Phase liegt im Finden eines problem-adäquaten und qualifizierten Coaches.
Verläuft das gegenseitige Kennenlernen positiv, wird in der Vertragsschluss-Phase<br />
ein formaler und ein „psychologischer“ Vertrag zwischen Coachee und Coach geschlossen.<br />
Der formale Vertrag beinhaltet die Bedingungen der zu erbringenden Coaching-Dienstleistung.<br />
Der „psychologische“ Vertrag umfasst hingegen individuell<br />
festgelegte „Spielregeln“ der gemeinsamen Zusammenarbeit.<br />
Es folgt die Phase der Klärung der Ausgangssituation, in der eine Übersicht über die<br />
momentane Projektsituation erstellt und für das Projekt-Coaching relevante Rahmenbedingungen<br />
erfasst werden. Zudem werden erste Problemursachen identifiziert.<br />
Die Ergebnisse dieser Ist-Analyse sollten schriftlich dokumentiert werden, da sie den<br />
weiteren Coaching-Prozess beeinflussen.<br />
Die Phase der Zielbestimmung dient der Definition der Coaching-Ziele des jeweiligen<br />
Coaching-Prozesses und der Festlegung erster Lösungsansätze. Die hier festgelegten<br />
Ziele können in der Evaluationsphase zur Bewertung der Leistung des Coaches<br />
herangezogen werden.<br />
Die Umsetzung der Ziele erfolgt durch das fachliche und/oder persönliche Coaching<br />
in der Phase Interventionen. Dazu gehören bspw. Simulationen von Projektepisoden,<br />
in denen mögliche Lösungswege durchgespielt und zusammen bewertet werden. Der<br />
Coach verwendet dabei vielfältige Coaching-Methoden und -Techniken sowie eigenes<br />
Fachwissen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Coachee und Coach ist ausschlaggebend<br />
für den Erfolg des gesamten Coaching-Prozesses.<br />
In der Evaluations-Phase werden die durchgeführten Interventionen hinsichtlich ihrer<br />
Effektivität und der Zielerreichung analysiert und bewertet.<br />
Der Coaching-Prozess wird schließlich mit einer formalen und dokumentierten Abschlusssitzung<br />
beendet (Rauen 2002, 233-249).<br />
3. Webbasiertes Projekt-Coaching<br />
RN: Definition WebCoaching<br />
Unter webbasiertem Projekt-Coaching verstehen wir ein durch Internettechnologie<br />
unterstütztes Coaching von Projekten (hier WebCoaching genannt). Hierbei findet die<br />
Kommunikation und Zusammenarbeit nicht ortsgebunden wie im „klassischen“<br />
Coaching-Prozess durch Face-to-Face-Kommunikation statt, sondern durch<br />
Webanwendungen, die die Kommunikation, Koordination und Kooperation zwischen<br />
räumlich verteilten Akteuren (Coaches und Coachees) ermöglichen. Dabei wird das<br />
Projekt-Coaching nicht ausschließlich internetgestützt durchgeführt. Vielmehr wird<br />
ein „Blended-Coaching“-Ansatz verfolgt, der klassische und webbasierte Elemente<br />
kombiniert.<br />
RN: Vorteile des WebCoaching<br />
Vorteile des webbasierten Projekt-Coaching bestehen darin, dass Coaches ubiquitär<br />
verfügbar sind, so dass ein Zugriff idealerweise unabhängig von Raum und Zeit<br />
erfolgen kann. Treten bspw. in einem Projekt unvermittelt Probleme auf, so<br />
ermöglicht die zeitliche Unabhängigkeit eine rasche Reaktion des Coaches. Die<br />
räumliche Unabhängigkeit hingegen kann insbesondere zu Zeit- und<br />
Reisekostenersparnissen in einem Coaching-Prozess führen, die bei klassischer<br />
Face-to-Face-Kommunikation anfallen würden (Middendorf/Thönneßen 2003).
Viele Unternehmen aus dem Umfeld digitaler Produktionen verfügen aber nicht über<br />
schnell erreichbare und geeignete Coaches (Rudolph et al. 2004, 30f). Die<br />
Internettechnologie kann somit die Suche nach passenden Coaches sinnvoll<br />
unterstützen. Damit verbunden können die Coaches auf diesem Weg wiederum<br />
zusätzlich zu ihren bisherigen Kanälen weitere Kunden akquirieren. Zudem kann<br />
mittels Web die Entstehung von Netzwerken und Foren zum Wissen- und<br />
Erfahrungsaustausch der Coaching-Akteure gefördert werden.<br />
Bezugnehmend auf die angegebenen Gründe erweist sich die Überlegung, Projekt-<br />
Coaching webbasiert zu unterstützen als sinnvoll. Im Rahmen des<br />
Forschungsprojekts WebCo@ch (Förderkennzeichen: FKZ 01HW0205 des BMBF),<br />
das die Entwicklung und Implementierung webbasierter Coaching-Dienstleistungen<br />
im Projektmanagement im Umfeld digitaler Produktionen zum Ziel hat, wurde ein<br />
unterstützendes WebCoaching-Konzept entwickelt. Den Mittelpunkt des Konzepts<br />
bildet der zuvor beschriebene exemplarische Coaching-Prozess, der mittels einer<br />
webbasierten Kooperationsumgebung (WebCo@ch-Plattform) unterstützt wird. Im<br />
Folgenden wird dieser Prozess als WebCoaching-Prozess bezeichnet.<br />
3.1. WebCoaching-Modell<br />
RN: Webbasierte Unterstützung des Coaching-Prozesses<br />
In Anbetracht der im vorigen Abschnitt beschriebenen Coaching-Schritte schien nach<br />
deren Untersuchung die webbasierte Unterstützung des Coaching-Prozesses durch<br />
eine webbasierte Kooperationsumgebung bei sämtlichen Coaching-Schritten geeignet,<br />
ausgenommen beim Vertragsschluss. Der Vertragsschluss als rechtliches Rahmenwerk<br />
für das Projekt-Coaching erfordert einen hohen Abstimmungsbedarf zwischen<br />
den Akteuren und wird wegen seines Verbindlichkeitscharakters und den daraus<br />
entstehenden Konsequenzen für die WebCo@ch-Plattform nicht unterstützt.<br />
Coaches<br />
Coaching-Techniken,<br />
Methoden und Tools<br />
Wahrnehmung<br />
Kennenlernen von Coach und Cochee<br />
Unterstützungsbedarf<br />
im<br />
Projektmanagement<br />
Angebot von Coaching-<br />
Dienstleistungen<br />
Voraussetzungen: Freiwilligkeit,<br />
Diskretion, Akzeptanz, Vertrauen<br />
Evaluation Abschluss<br />
Exempl. Projektmanagement-Prozess<br />
Analyse<br />
Konzeption<br />
Coachees<br />
Realisierung<br />
Abnahme<br />
Betrieb<br />
Projektdokumente<br />
und Projektdaten<br />
Klärung der Ausgangssituation<br />
Coaching-<br />
Ziele erreicht<br />
Coaching-Interventionen<br />
Zielbestimmung<br />
Abb. 2: WebCoaching-Modell (Eigene Darstellung)<br />
Exemplarischer WebCoaching-Prozess<br />
RN: WebCoaching-Modell<br />
Abb. 2 veranschaulicht das dem WebCoaching zu Grunde liegenden Modells.<br />
Ausgangspunkt für ein WebCoaching ist das Bestehen eines Coaching-Bedarfs bei
einem Coachee und das Anbieten spezieller Coaching-Dienstleistungen durch einen<br />
Coach. Der WebCoaching-Prozess findet beim Aufeinandertreffen von Coaching-Bedarf<br />
und passendem Coaching-Angebot statt. Voraussetzung für die Initialisierung<br />
des WebCoaching-Prozesses ist neben der Bereitschaft und Akzeptanz sich freiwillig<br />
helfen zu lassen, die Wahrung von Diskretion und Vertrauen zwischen Coach und<br />
Coachee.<br />
Der hier abgebildete exemplarische Projektmanagement-Prozess, der Projekte aus<br />
dem Umfeld digitaler Produktionen symbolisiert, beinhaltet die Phasen Analyse, Konzeption,<br />
Realisierung, Abnahme und Betrieb. Unterstützend zum Projektmanagement-Prozess<br />
verläuft der Coaching-Prozess. In Abhängigkeit vom Unterstützungsbedarf<br />
kann durch den Coach entweder eine konkrete Projektphase oder das gesamte<br />
Projekt begleitet werden. Grundlage für die Zusammenarbeit von Coach und<br />
Coachee bildet die Bereitstellung erforderlicher Projektdokumente und Projektdaten,<br />
um den Ausgangspunkt im Projekt-Coaching zu analysieren und den Fortschritt zu<br />
überwachen. Hieraus werden die einzelnen Coaching-Maßnahmen abgeleitet, die<br />
unter Verwendung individueller Coaching-Techniken, -Methoden und -Tools schließlich<br />
umgesetzt werden. Der WebCoaching-Prozess gilt beim Erreichen der Coaching-<br />
Ziele als abgeschlossen.<br />
3.2. WebCo@ch-Plattform<br />
Die WebCo@ch-Plattform ist ein Instrument zur Unterstützung des webbasierten<br />
Coaching im Projektmanagement digitaler Produktionen. Im Mittelpunkt steht die Bereitstellung<br />
sowohl eines Matching-Mechanismus für die Suche und Auswahl geeigneter<br />
Coaches als auch einer webbasierten Kooperationsumgebung für die verteilte<br />
Kommunikation, Koordination und Zusammenarbeit von Coachees und Coaches.<br />
Abb. 3 verdeutlicht das Konzept der WebCo@ch-Plattform. Mittels der WebCo@ch-<br />
Plattform werden zunächst ausgewählte Themenbereiche im Projektmanagement<br />
unterstützt, die im Projektmanagement digitaler Produktionen als Problembereiche<br />
identifiziert wurden (Rudolph et al. 2004).<br />
Analyse<br />
Exemplarischer Projektmanagement-Prozess<br />
Konzeption<br />
Realisierung<br />
Abnahme<br />
Betrieb<br />
Management<br />
Projektplanung<br />
und -controlling<br />
Projektleiter<br />
Projektmanager<br />
Account Manager<br />
Zielbestimmung<br />
Risikomanagement<br />
Konfliktmanagement<br />
Customer<br />
Relations<br />
Projektteam<br />
Freelancer<br />
Team<br />
Relations<br />
WebCo@ch-Plattform für Projektmanagement und Coaching<br />
Kooperationsplattform (Kommunikation, Kooperation, Koordination)<br />
Referenzdokumente<br />
Coaching-<br />
Leitfäden<br />
Tools<br />
Coach<br />
Planung und Controlling<br />
Wahr-<br />
Kennennehmunlernen<br />
Coach<br />
Risikomanagement<br />
Klärung d. Ausgangssituation<br />
Coach<br />
Coach<br />
Coach<br />
Konfliktmanagement<br />
Customer Relations<br />
Team Relations<br />
Interventionen<br />
Exemplarischer WebCoaching-Prozess<br />
Evaluation<br />
Abschluss
Abb. 3: Konzept der WebCo@ch-Plattform (Eigene Darstellung)<br />
RN: Virtuelle Kooperationsumgebung für Projekt-Coaching<br />
Ausgangspunkt für die WebCo@ch-Plattform bildet eine Kooperationsplattform, die<br />
als Container für weitere Bausteine fungiert. Somit wird die Kontaktaufnahme und<br />
Kommunikation von Coach und Coachee, die gegenseitige Abstimmung arbeitsteiliger<br />
Tätigkeiten, das Treffen dezentralisierter Entscheidungen, die Koordination von<br />
Terminen und Aktivitäten sowie die Erstellung und Bearbeitung gemeinsamen Materials<br />
(z.B. Projektdokumente) ermöglicht. Hierzu werden entsprechend dem Bedarf<br />
verschiedene Tools auf der WebCo@ch-Plattform integriert.<br />
RN: Unterstützungsformen des WebCoaching-Prozesses<br />
Die Unterstützung des WebCoaching-Prozesses erfolgt durch die Bereitstellung von<br />
in der Praxis eingesetzten Best-Practice- bzw. Referenzdokumenten oder durch spezielle<br />
Projektanalyse- und Coaching-Tools. Die Tools können hierbei von sämtlichen<br />
Akteuren der WebCo@ch-Plattform für die entsprechenden Coaching-Schritte genutzt<br />
werden. Coaches erhalten zusätzlich die Möglichkeit, themenbezogene Coaching-Leitfäden<br />
als referenzielle Hilfestellung zur Durchführung des WebCoaching-<br />
Prozesses zu verwenden. Die Sicherheit der Daten und Dokumente wird durch eine<br />
intelligente Zugriffskontrolle geregelt, die einen akteursspezifischen Zugriff auf unterschiedliche<br />
Sichten von Tools und Informationen erlaubt. Abb. 4 zeigt einen<br />
Überblick über eine mögliche Tool-Unterstützung auf der WebCo@ch-Plattform für<br />
die jeweiligen Schritte des WebCoaching-Prozesses.<br />
schluß<br />
Wahr-<br />
Kennen-<br />
Klärung der<br />
Ziel-<br />
Coaching In-<br />
Evaluation<br />
Ab-<br />
Tools nehmung<br />
7<br />
lernen<br />
Ausgangss.<br />
definition<br />
terventionen<br />
Kommunikations-Tools:<br />
Audio-Chat, Chat, Talkline,<br />
Diskussionsforum, Weblog<br />
Kooperations-Tools:<br />
Desktop Sharing, Brainstorming,<br />
Dokumentenbibliothek, Wiki, Umfragen<br />
Koordinations-Tools:<br />
Projekt-Planung, Kalender, Aufgaben<br />
Projektanalyse-Tools:<br />
X-Diagnoser, X-Checker, LifeCoreCard<br />
Coach-Matching-Tools:<br />
Coach-Datenbank, Coach Rating, Coach<br />
<strong>Prof</strong>il, Coaching-Anfrage<br />
Referenzdokumente und Coaching-Leitfäden<br />
(x)<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
(x)<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
Ab-<br />
x<br />
(x)<br />
x<br />
Abb. 4: Tool-Unterstützung des WebCoaching-Prozesses durch die WebCo@ch-Plattform (Eigene<br />
Darstellung)<br />
Der Einsatz von Kommunikations-Tools ist von besonderer Bedeutung, da eine umfassende<br />
Kommunikation <strong>Dr</strong>eh- und Angelpunkt für den Erfolg des WebCoaching-<br />
Prozesses ist. Die bereitgestellten Kooperations-Tools fokussieren die Unterstützung<br />
der Zusammenarbeit von Coach und Coachee. Sie werden erstmals in Phase 3 zur
Unterstützung der Analyse der Ist-Situation verwendet. Die Verwendung von Koordinations-Tools<br />
erlaubt eine zeitnahe Abstimmung und Planung von Coaching-Tätigkeiten<br />
und Aufgaben in den Phasen 3 bis 5. Der Einsatz von Projektanalyse-Tools ist<br />
besonders zu Beginn des WebCoaching-Prozesses von Bedeutung, indem einerseits<br />
Unterstützungsbedarf durch die Coachees wahrgenommen wird und andererseits die<br />
Durchführung der Ist-Analyse unterstützt wird. Zudem können die Projektanalyse-<br />
Tools in der Evaluation der WebCoaching-Interventionen genutzt werden, um die<br />
Qualität und Effektivität des WebCoaching-Prozesses zu messen. Die Verwendung<br />
von Matching-Tools ist besonders am Anfang des WebCoaching-Prozesses (Phase<br />
2) zur Suche und Auswahl geeigneter Coaches sowie ganz am Ende (Phase 7) zur<br />
Bewertung von Coaching-Leistungen von Bedeutung. Die Referenzdokumente und<br />
Coaching-Leitfäden werden in den Phasen 3 bis 6, in denen das eigentliche Projekt-<br />
Coaching stattfindet, genutzt. Sie dienen v.a. der fachlichen Unterstützung von<br />
Coach und Coachee in diesen Phasen.<br />
RN: Virtuelles Raumkonzept zur schnellen und einfachen Orientierung<br />
Die Integration der einzelnen Tools und Dokumente in die WebCo@ch-Plattform erfolgt<br />
mittels Konzeption einer intuitiv erfassbaren Arbeitsumgebung (Junginger et al.<br />
2003), der WebCo@ch-Workbench. Die Workbench verfolgt einen kontextorientierten<br />
Ansatz (Schwabe/ Hertweck/Krcmar 1997, 377) und ist mittels virtueller Räume<br />
aufgebaut. In jedem Raum stehen verschiedene Tools zur Kommunikation,<br />
Koordination, Zusammenarbeit, Projektanalyse und zum Matching zur Verfügung.<br />
Die Raumberechtigung und die Anzahl der Tools hängen vom Verwendungskontext<br />
des Raums ab. Abhängig von der zugangsberechtigten Benutzergruppe können vier<br />
verschiedene Raumtypen auf der WebCo@ch-Plattform unterschieden werden (Abb.<br />
5):<br />
Raum-Konzept<br />
Projektraum „A“<br />
Brainstorming<br />
Dokumentenbibliothek<br />
Forum<br />
Kalender<br />
WebConferencing<br />
Projektraum „B“<br />
X-Diagnoser<br />
Projekt-Manager<br />
X-Checker<br />
Dokumentenbibliothek<br />
Als Mitglied<br />
Raum „MeetingPoint“<br />
Forum<br />
Chat<br />
Alle Benutzer<br />
Raum „myWebCo@ch“<br />
Talkline<br />
What‘s new<br />
Roadmap<br />
Kalender<br />
Coach Request<br />
Raum-Konfiguration<br />
Anmeldung<br />
Coach<br />
Coachee<br />
Raum „CoachClub“<br />
Forum<br />
Chat<br />
Coaching-Leitfäden<br />
Raum „BusinessClub“<br />
Forum<br />
Chat<br />
Referenzdokumente<br />
- Rolle des Benutzers<br />
Alle Benutzer<br />
Abb. 5: Raum-Konzept der WebCo@ch-Plattform (Eigene Darstellung)<br />
Persönlicher Bereich (myWebCo@ch): Jeder Nutzer der WebCo@ch-Plattform verfügt<br />
über den persönlichen Raum „myWebCo@ch“, für den nur er eine Zugangsbe-
echtigung besitzt und den er individuell konfigurieren kann. Sämtliche zuvor beschriebenen<br />
Tools sind in diesem Raum zugänglich.<br />
Privater Bereich (Projekträume): Im privaten Bereich können die Benutzer der<br />
WebCo@ch-Plattform beliebig viele Projekträume für Coaching-Sitzungen anlegen<br />
und auf die jeweilige Coaching-Situation anpassen. Im Regelfall legt der Coach einen<br />
Projektraum an. Die Kommunikation, Koordination und Zusammenarbeit zwischen<br />
Coaches und Coachees findet nur innerhalb dieses Raums statt. Welche Personen<br />
zum Projektraum Zugang haben, legt die Person fest, welche den Raum anlegt.<br />
Begrenzt-öffentlicher Bereich (Business- und CoachClub): Zum begrenzt-öffentlichen<br />
Bereich der WebCo@ch-Plattform gehören die Räume „BusinessClub“ und „Coach-<br />
Club“, die einen Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Coachees und Coaches<br />
ermöglichen. Für den „BusinessClub“ besitzen nur die Coachees eine Zugangsberechtigung,<br />
während der „CoachClub“ nur für Coaches zugänglich ist.<br />
Öffentlicher Bereich (MeetingPoint): Im öffentlichen Bereich der WebCo@ch-Plattform<br />
befindet sich nur der Raum „MeetingPoint“, der dem allgemeinen Wissens- und<br />
Erfahrungsaustausch dient. Für diesen Raum haben alle registrierten Benutzer eine<br />
Zugangsberechtigung.<br />
RN: Iterative Entwicklung der WebCo@ch-Plattform<br />
Die Entwicklung der WebCo@ch-Plattform erfolgte anhand eines iterativen<br />
Vorgehens, um der Neuartigkeit des Lösungsansatzes gerecht zu werden und die<br />
fehlenden Entwicklungserfahrungen auszugleichen. Hierzu wurden die späteren<br />
Benutzer der WebCo@ch-Plattform (die Coaches und Coachees) in den kompletten<br />
Entwicklungsprozess einbezogen.<br />
RN: Beispiel-Projektraum der WebCo@ch-Plattform<br />
Abb. 6 stellt ein Screenshot der WebCo@ch-Plattform mit den Standard-Räumen<br />
„myWebCo@ch“, „MeetingPoint“, „Business-/CoachClub“ und mit einem geöffneten<br />
Beispiel-Projektraum „MeinProjektRaum“ dar. Die einzelnen Räume werden als<br />
Reiter angezeigt. Der geöffnete Projektraum beinhaltet vier aus 16 verfügbaren<br />
Tools: WebConferencing (inklusive Audio-Chat, Chat und Desktop Sharing),<br />
Awareness, Diskussionsforum und Dokumentenbibliothek. Während Audio-Chat,<br />
Chat und Diskussionsforum die synchrone und asynchrone Kommunikation<br />
unterstützen, ermöglichen Desktop Sharing und Dokumentenbibliothek synchrone<br />
Bearbeitung von Projektdokumenten und Dokumentenaustausch. Das Awareness-<br />
Tool zeigt an, welche Benutzer des Projektraums zum gegebenen Zeitpunkt online<br />
sind.
Abb. 6: Screenshot der WebCo@ch-Plattform mit einem Beispiel-Projektraum<br />
3.3. WebCo@ch-Anwendungsszenario<br />
Im folgenden idealtypischen Beispiel-Szenario wird gezeigt, wie ein Projekt-Coaching<br />
gestützt durch die WebCo@ch-Plattform ablaufen kann:<br />
Ein Projektleiter eines mittelständischen Unternehmens aus dem Umfeld digitaler<br />
Produktionen (im weiteren Coachee) besucht die WebCo@ch-Plattform, weil er das<br />
Risikomanagement in seinen Projekten ausbauen und verbessern möchte. Da er in<br />
den letzten Projekten stets Schwierigkeiten auf Grund eines unzureichenden Risikomanagements,<br />
besonders im Bereich Risikobewertung und Risikomaßnahmenplanung<br />
hatte, sucht er auf der WebCo@ch-Plattform Informationen und Unterstützung,<br />
um einen geeigneten Risikomanagement-Prozess in seinen Projekten zu etablieren.<br />
Wahrnehmung und Kennenlernen: Nach der Anmeldung auf der WebCo@ch-<br />
Plattform landet der Coachee in seinem persönlichen Raum „myWebCo@ch“. Er<br />
folgt der Empfehlung des Hilfe-Tools Roadmap, eine Projektanalyse zu machen und<br />
fügt zu seinem Raum das Projektanalyse-Tool X-Diagnoser hinzu. Das Ergebnis der<br />
projektübergreifenden Analyse bestätigt seine Vermutungen, dass er Schwierigkeiten<br />
im Bereich Risikomanagement hat. Der Coachee entscheidet die Dienstleistungen<br />
eines Risikomanagement-Coaches (im weiteren Coach) in Anspruch zu nehmen. Zu<br />
diesem Zweck fügt der Coachee das Tool „Coach-Datenbank“ zu seinem<br />
persönlichen Raum hinzu und findet einen ihm geeigneten Coach anhand der<br />
Coach-Bewertungen und der Coach-Suche heraus. Der Coachee schickt eine<br />
Nachricht mit Hilfe der Talkline an den Coach und schlängt einen Termin zum<br />
Kennenlernen vor. Der Coach nimmt die Einladung zum Kennenlernen an. Der<br />
Erstkontakt erfolgt in einem persönlichen Gespräch, in dem vereinbart wird, dass das<br />
Coaching stattfindet und durch die WebCo@ch-Plattform unterstützt wird.
Klärung der Ausgangssituation: Der Coach legt einen neuen Projektraum an, in dem<br />
das Coaching ablaufen wird, berechtigt den Coachee auf den Projektraum zuzugreifen<br />
und fügt WebConferencing-Tool, Diskussionsforum, Dokumentenbibliothek, Planungs-Tool<br />
und Brainstorming-Tool zum Raum hinzu. Der Coachee stellt in der Dokumentenbibliothek<br />
die für das Coaching relevanten Dokumente bereit; u.a. auch die<br />
Projektanalyse-Auswertung. Durch das Erstgespräch und die Dokumente bekommt<br />
der Coach einen Überblick über die Ausgangssituation.<br />
Zielbestimmung: Basierend auf den Ermittlungen aus der Ausgangssituation definieren<br />
der Coach und der Coachee die zu erreichenden Coaching-Ziele. Parallel dazu<br />
werden die ersten Lösungsansätze besprochen. Für die Kommunikation werden das<br />
WebConferencing-Tool und das Diskussionsforum genutzt. Die Coaching-Ziele und<br />
die Lösungsansätze fassen der Coach und der Coachee in einem mit Hilfe des<br />
Desktop Sharing-Tools gemeinsam erarbeiteten Dokument zusammen, das abschließend<br />
in die Dokumentenbibliothek eingestellt wird. Darüber hinaus planen der<br />
Coach und Coachee gemeinsam den Coaching-Prozess und einzelne Aufgaben mit<br />
Hilfe des Planungs-Tools. Für jede Aufgabe werden die Eck-Termine und die Verantwortlichen<br />
festgelegt.<br />
Interventionen: Das Coaching findet in mehreren Coaching-Sessions im Projektraum<br />
statt. Der Coach liest die Coaching-Leitfäden zum Thema Risikomanagement und<br />
wendet verschiedene Coaching-Techniken und -Methoden beim Coachee an. Während<br />
des gesamten Coaching-Prozesses wird über TalkLine und WebConferencing<br />
kommuniziert. Zusätzlich wird das Diskussionsforum zur asynchronen Kommunikation<br />
verwendet. Gemeinsam bearbeitete Dokumente wie z.B. Checklisten, Formulare<br />
und Protokolle werden vom Coach und Coachee in der Dokumentenbibliothek des<br />
Projektraums abgelegt. Anschließend sucht der Coach gemeinsam mit dem Coachee,<br />
unter Zuhilfenahme des Brainstorming-Tools, nach Lösungsmöglichkeiten für<br />
die Probleme.<br />
Evaluation und Abschluss: Nach erfolgreichem Coaching besprechen der Coach und<br />
der Coachee, inwieweit die am Anfang festgelegten Ziele tatsächlich erreicht wurden.<br />
Zu diesem Zweck führt der Coachee eine Projektanalyse mit dem X-Diagnoser-Tool<br />
durch und vergleicht das Ergebnis mit der Analyse vor dem Coaching. Das Coaching<br />
wird mit einer Abschlusssitzung beendet. Als letztes gibt der Coachee dem Coach<br />
eine Bewertung mit Hilfe des Coach-Rating-Tools ab.<br />
3.4. Erkenntnisse aus der Evaluation des webbasierten Projekt-Coaching<br />
Zur Erprobung des WebCo@ch-Konzepts wurde die WebCo@ch-Plattform als<br />
Unterstützungsform in drei realen Coaching-Projekten aus dem Umfeld digitaler<br />
Produktionen im Zeitraum April-Dezember 2005 pilothaft eingesetzt. Zu Beginn der<br />
Coaching-Prozesse fand ein erstes persönliches Kennenlernen statt. Die<br />
nachfolgenden Coaching-Sitzungen wurden ausschließlich webbasiert durchgeführt.<br />
Im Verlauf der Erprobung wurden dabei einerseits die Unterstützungsformen der<br />
WebCo@ch-Plattform und andererseits das webbasierte Projekt-Coaching selbst<br />
evaluiert. Die Zielsetzung bestand in der Untersuchung, inwieweit die webbasierten<br />
Unterstützungsformen den Interaktionsprozess zwischen den Coaching-Akteuren<br />
fördern. Zudem wurden die Erkenntnisse analysiert, die sich aus der konkreten<br />
Anwendungssituation im Projekt-Coaching ergeben. Die erzielten
Evaluationsergebnisse basieren auf mehrfach durchgeführten semi-strukturierten<br />
Interviews mit den einzelnen Pilotanwendern.<br />
RN: Evaluation der Unterstützungsformen<br />
Im Rahmen der Evaluation der webbasierten Unterstützungsformen zeigte sich, dass<br />
die auf der WebCo@ch-Plattform implementierten Werkzeuge im konkreten<br />
Coaching-Prozess grundsätzlich praktikabel sind. Die Auswahlmöglichkeiten an<br />
Kommunikations-, Koordinations- und Zusammenarbeitswerkzeugen wurden von den<br />
befragten Coaching-Akteuren als ausreichend oder als zu umfangreich beschrieben.<br />
Die Akzeptanz der Werkzeuge und deren Verwendung im webbasierten Coaching-<br />
Prozess waren davon abhängig, inwieweit sich die Werkzeuge in den täglichen<br />
Arbeitsablauf der Coaching-Akteure integrieren lassen.<br />
RN: Anleitende Funktion des Coaches<br />
Aus der Evaluation des webbasierten Projekt-Coaching konnten folgende<br />
Erkenntnisse erlangt werden: dem Coach wird auf Grund der großen<br />
Auswahlmöglichkeiten an Werkzeugen eine stark anleitende Funktion<br />
zugeschrieben, was die Wahl der Mittel und der Vorgehensweise für die<br />
Kommunikation, Koordination und die Zusammenarbeit im Coaching-Prozess betrifft.<br />
Der Coachee orientiert sich hierbei fast ausschließlich am Vorgehen des Coachs und<br />
übernimmt dessen Vorschläge meist ohne Nachfrage. Dies kann zu Problemen<br />
führen, wenn der Coach selbst Schwierigkeiten hinsichtlich Einsatzzweck und<br />
Verwendung der webbbasierten Unterstützungsformen hat und der Coaching-<br />
Prozess somit schwieriger strukturiert werden kann. Es ist die Aufgabe des Coaches<br />
über entsprechende Kompetenz und Wissen im Umgang mit der WebCo@ch-<br />
Plattform zu verfügen, um unsichere und unerfahrende Coachees auch in diesem<br />
Bereich „coachen“ zu können.<br />
RN: Transparenz im Coaching-Prozess durch bessere Strukturierung und<br />
Dokumentation<br />
Durch die Nutzung der WebCo@ch-Plattform werden Coach und Coachee zur<br />
Strukturierung und Dokumentation im Coaching-Prozess angehalten. Diese Form der<br />
kontinuierlichen Ablage, Dokumentation, Abstimmung und Kommunikation über die<br />
Plattform unterstützt das Entstehen gleicher Informations- und Dokumentationsstände<br />
und strukturiert den Coaching-Prozess. Damit wird auch eine schnellere Abstimmung<br />
ermöglicht, indem das Suchen nach erforderlichen Projektdokumenten in<br />
verschiedenen Ablagesystemen entfällt. Durch den hohen Dokumentationsumfang<br />
wird die Kommunikation, Abstimmung und Zusammenarbeit nachvollziehbarer, was<br />
das Einarbeiten in und Aufarbeiten von Inhalten des Coaching-Prozesses erheblich<br />
erleichtert. Dies erweist sich insbesondere für die Coaches als Vorteil, die im Verlauf<br />
eines Coaching-Prozesses neu hinzugezogen werden. Ferner wird es neuen<br />
Coaches mit der Nutzung des Planungstools (Coaching Process Manager), der Dokumentenbibliothek<br />
sowie verschiedener Kommunikationstools ermöglicht, auf die<br />
komplette Dokumentation der bisherigen Ergebnisse im Coaching-Prozess schnell<br />
und einfach zuzugreifen. Die optimale Betreuung mehrerer gleichzeitig durchgeführter<br />
Coaching-Projekte durch einen Coach wird durch die überblicksartige Darstellung<br />
der einzelnen Coaching-Projekte (Dokumentenreiterstruktur) ebenfalls unterstützt.<br />
Zudem wird somit auch der schnelle Rückgriff auf bereits abgeschlossene Projekte<br />
ermöglicht (Archivierung).<br />
RN: Vertrauensaufbau mittels Präsenztermin zu Beginn des Coaching
Präsenztermine besitzen auch im webbasierten Coaching-Prozess weiterhin eine<br />
große Bedeutung. Ein Coaching-Prozess sollte laut der befragten Coaching-Akteure<br />
immer durch ein persönliches Kennenlernen angestoßen werden, da dies<br />
Voraussetzung für den Vertrauensaufbau ist. Im weiteren Coaching-Verlauf können<br />
die Präsenztermine durch die Nutzung der WebCo@ch-Plattform und ihrer<br />
Werkzeuge weitestgehend ersetzt werden. Aus denselben Gründen sollte auch die<br />
Abschlusssitzung Face-to-Face stattfinden. Hier gilt es jedoch zu berücksichtigen,<br />
dass dies mit einer geringeren Einflussnahme des Coaches auf die non-verbalen<br />
Verhaltensweisen des Coachees verbunden ist.<br />
4. Fazit<br />
Das in diesem Beitrag vorgestellte WebCoaching-Konzept ermöglicht den<br />
Unternehmen im Umfeld digitaler Produktionen, bestehende Problembereiche und<br />
Verbesserungsbedarfe in Projekten durch den Einsatz qualifizierter Coaches zu<br />
identifizieren und deren Lösung mit Hilfe geeigneter Coaching-Interventionen<br />
webbasiert zu unterstützen. Die WebCo@ch-Plattform bietet dazu für Coaches die<br />
Möglichkeit, Coaching-Dienstleistungen ortsunabhängig anzubieten, während<br />
Coachees schnelle professionelle Unterstützung von qualifizierten „WebCoaches“<br />
erhalten.<br />
Neue Einsatzbereiche für ein solches WebCoaching finden sich besonders in<br />
verteilten Projekten und bei problemorientierten Ad-Hoc-Anfragen. Die WebCo@ch-<br />
Plattform unterstützt dabei das WebCoaching nicht nur hinsichtlich der Kommunikation,<br />
Kollaboration und Koordination der Coaching-Akteure, sondern auch auf<br />
methodischer und fachlicher Ebene. Somit kann durch WebCoaching die Qualität<br />
und Effizienz in Projekten entscheidend verbessert werden. Die Bereitstellung einer<br />
Kooperationsumgebung (bspw. in Gestalt der WebCo@ch-Plattform) ermöglicht<br />
ferner einen praxisorientierten, aktuellen Informationsaustausch zwischen Coachees<br />
und Coaches untereinander wie auch miteinander, womit das Networking der<br />
Nutzergemeinschaft gefördert wird. Der Mehrwert besteht hierbei nicht nur im<br />
Austausch von Informationen unter Gleichgesinnten, sondern vielmehr im Weitergeben<br />
von Erfahrungen und Projektwissen, was bei der Bewältigung der immer<br />
komplexer werdenden Projektmanagement-Aufgaben eine wertvolle Unterstützung<br />
darstellen kann.<br />
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