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Passwort Nr. 1 vom Mai 2012 - Kantonale Mittelschule Uri

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ollegi ollegi<br />

passwort<br />

Zeitschrift der <strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Mai</strong> <strong>2012</strong><br />

1


2<br />

Thema<br />

Vermessen<br />

4 10<br />

OL<br />

Deborah Stadler und Sven Püntener<br />

sind in ihrer Freizeit mit<br />

Karte und Kompass unterwegs.<br />

Von kollegi zu passwort<br />

Die Zeitschrift der <strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> gibt<br />

sich ein neues Gesicht und einen neuen Namen.<br />

Geschätzte Leserinnen und Leser<br />

Sie halten die erste Ausgabe unserer neu gestalteten<br />

Zeitschrift in den Händen und wir hoffen,<br />

dass sie Ihnen gefällt. Seit <strong>Mai</strong> 2006 erschien<br />

unsere Zeitschrift unter dem Namen „kollegi“ und<br />

dem vertrauten Layout. Es schien uns an der Zeit,<br />

ihr mit einem modernen Layout und einem pfi ffi<br />

gen Namen klare Konturen zu verleihen. Zweck<br />

unserer Zeitschrift ist es, Ehemaligen und Freunden<br />

einen Zugang zur Schule und ihrem Alltag zu<br />

öffnen und den Austausch zwischen Schüler/innen,<br />

Lehrpersonen und Ehemaligen und Freunden<br />

der Schule zu ermöglichen. Der neue Name „pass-<br />

Geodäsie<br />

Kollegischülerinnen und -schüler<br />

wissen über die Erdgestalt<br />

Bescheid. Sie lernen, sich im<br />

Koordinatensystem der Erde<br />

zurechtzufinden und können<br />

bei einem Flug in die USA die<br />

Zeitverschiebung nachvollziehen.<br />

wort“ soll diese Funktion der Zeitschrift nun noch<br />

stärker betonen. „Pass“ und „Wort“ wecken verschiedenste<br />

Assoziationen: Passwörter sind in vielfacher<br />

Art und Weise Teil unseres Alltags geworden,<br />

sie gewähren Eintritt, ermöglichen Zugang,<br />

schaffen Identität und Gemeinschaft, sowohl in<br />

realen wie in virtuellen Welten. Nicht zuletzt steht<br />

unsere Schule geografi sch am Scheideweg von<br />

zwei Pässen, dem Klausen- und dem Gotthardpass.<br />

Der neue Name soll also über die Schule<br />

hinaus auch einen Bezug zum Verkehrs-, Wirtschafts-<br />

und Lebensraum <strong>Uri</strong> schaffen. Es freut<br />

uns, wenn Sie Ihr persönliches „passwort“ nützen<br />

und sich zwei Mal pro Jahr bei uns einloggen!<br />

Ihre Redaktion<br />

16Werte<br />

messen<br />

Nicht alles misst sich so leicht<br />

wie Temperatur, Geschwindigkeit<br />

und Masse.


Schulleitung<br />

von Dr. Ivo Frey, Rektor<br />

Wer nicht die Komplexität kennt, wer sich nicht der Stofffülle<br />

und der Weite der Wissenschaft bewusst ist, wer nicht<br />

ahnt, dass hinter dem Augenscheinlichen Rätselhaftes<br />

und Unbekanntes verborgen ist und sich immer wieder<br />

neue Räume öffnen, der wird vorschnell simplifi zieren.<br />

„Von der Strenge der Wissenschaft“<br />

lautet der Titel folgender kurzen, rätselhaften Parabel von Jorge Luis Borges:<br />

„In jenem Reich erlangte die Kunst der Kartographie eine solche Vollkommenheit, dass<br />

die Karte einer einzigen Provinz den Raum einer Stadt einnahm und die Karte des Reichs<br />

den einer Provinz. Mit der Zeit befriedigten diese masslosen Karten nicht länger und die<br />

Kollegs der Kartographen erstellten eine Karte des Reichs, die die Grösse des Reichs<br />

besass und sich mit ihm in jedem Punkt deckte. Die nachfolgenden Geschlechter, die<br />

dem Studium der Kartographie nicht mehr so ergeben waren, waren der Ansicht, diese<br />

ausgedehnte Karte sei unnütz, und überliessen sie, nicht ohne Verstoss gegen die<br />

Pietät, den Unbilden der Sonne und der Winter. In den Wüsten des Westens überdauerten<br />

zerstückelte Ruinen der Karte, behaust von Tieren und von Bettlern, im ganzen<br />

Land gibt es keine anderen Überreste der geographischen Lehrwissenschaften.“<br />

Vollständigkeit und Universalität der Wissenschaft mögen vielleicht ein Ideal der Wissenschaft<br />

sein. Genauigkeit und enzyklopädisches Wissen sind immer noch – und nicht zu<br />

Unrecht – Richtschnur der Arbeit der Gymnasiallehrperson. Wer nicht die Komplexität<br />

kennt, wer sich nicht der Stofffülle und<br />

der Weite der Wissenschaft bewusst<br />

ist, wer nicht ahnt, dass hinter dem<br />

Augenscheinlichen Rätselhaftes und<br />

Unbekanntes verborgen ist und sich<br />

immer wieder neue Räume öffnen, der<br />

wird vorschnell simplifi zieren. Nein,<br />

„Vereinfacher“ können nicht differenzieren,<br />

gerade weil sie die Vertraktheit einer Problematik nicht sehen.<br />

Und doch: Eine Karte im Massstab 1:1 ist vielleicht eine reizvolle, aber paradoxe Vorstellung.<br />

Ja, sie ist der Inbegriff der „Hybris“, der übermütigen Vermessenheit des menschlichen,<br />

rationalen Ehrgeizes: alles zu wissen und alles im Griff zu haben, alles zu beherrschen.<br />

Auswahl ist notwendig! Gerade die Lehrpersonen müssen aus der scheinbar unüberschaubaren<br />

Fülle die Fakten und Beispiele herausgreifen, die relevant und typisch sind.<br />

Indem die Lehrenden Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden und die Komplexität<br />

reduzieren, können sie den Schülerinnen und Schülern einen Überblick und<br />

eine Orientierung im für sie unbekannten Gelände vermitteln. Wie Kartographen sollen<br />

zugleich auch die Schülerinnen und Schüler aus der Fülle der Daten lernen, die<br />

wichtigen oder typischen auszuwählen und für ihre Interessen nutzbar zu machen.<br />

Selektionskompetenz eignen sich die Lernenden indessen nur an, wenn sie die Kriterien<br />

der Auswahl refl ektieren und diskutieren können, wie dies bei der Kartogra-<br />

3


4<br />

Ruhig und gelassen sitzen sie da: Deborah Stadler<br />

und Sven Püntener, Klasse 2c. Sie konzentrieren<br />

sich auf den Inhalt des Gesprächs, Sachlichkeit<br />

steht im Vordergrund. Die Worte wählen sie<br />

sorgfältig, Unnötiges fällt von Anfang an weg.<br />

Erst nach zehn Minuten Gespräch erfahre ich,<br />

dass sie eben das Wochenende an einer OL-<br />

Schweizermeisterschaft verbracht haben. Wie<br />

viele Wochenenden davor. Eigentlich sind sie fast<br />

alle Wochenenden für einen OL-Lauf unterwegs,<br />

in irgendeinem Gelände der Schweiz, und suchen<br />

sich ihren Weg den Posten entlang. Warum? Die<br />

Natur erleben, meint Deborah, und alle Gedanken<br />

sind nur auf den einen Punkt ausgerichtet: das<br />

nächste Ziel fi nden. Dazu komme das Erfolgserlebnis,<br />

so Sven, im Ziel anzukommen und zu<br />

wissen, dass er keinen Fehler gemacht habe.<br />

Normalerweise müssen die Posten in einer vorgegebenen<br />

Reihenfolge abgelaufen werden. Auf<br />

dem persönlichen Badge wird die Postennummer<br />

jeweils elektronisch registriert. Nur bei Team-OLs<br />

phie deutlich ist: Karten werden im Hinblick auf ihre Funktion entworfen, sie verkleinern<br />

etwa die Darstellungsfl äche, um das Original abbilden zu können, eine<br />

Wanderkarte verknüpft andere Elemente miteinander als eine Autokarte.<br />

Karten sind immer auch „Karten im Kopf“, „mental maps“ oder „kognitive Karten“.<br />

Karten prägen das Bild von der Welt, zugleich repräsentieren sie eine bestimmte Weltsicht.<br />

Ich erinnere hier nur an den Aufruf von Papst Urban II. zum Kreuzzug im November<br />

1095: „Jerusalem ist der Nabel der Welt (...) die königliche Stadt, in der Mitte<br />

des Erdkreises gelegen“. Oder an kolonialistische Darstellungen des Globus, die die<br />

Welt um Europa herumgruppieren. Nein, Karten sind nicht neutral. Sie erzählen viel<br />

über diejenigen, die sie zeichnen, resp. zeichnen lassen. Sie sind nicht zuletzt auch politisch<br />

und suggestiv. Selten wohl haben politische Karten so schnell so alt ausgesehen<br />

wie in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Und dass das Eigene, Vertraute,<br />

Nahe zum Nabel der Welt gemacht wird, ist nachvollziehbar. Aber dies gilt für alle Dörfer,<br />

wie für jeden Punkt auf der Kugel. Die Mitte wird defi niert durch die Perspektive.<br />

Gerade dieses Bewusstsein der Veränderlichkeit und der Relativität des Weltbildes,<br />

das Bewusstsein, dass es verschiedene „MIND-MAPS“ gibt, gerade das Wissen um<br />

die Vielfalt der wissenschaftlichen Methoden und ideologischen Weltdeutungen sind<br />

die Charakteristika gymnasialer Bildung. Und dies – so denke ich – müssen und können<br />

wir unseren jungen Menschen vermitteln. Dadurch unterstützen wir sie massgeblich<br />

beim „Erkunden“ und „Vermessen“ des weiten Geländes des Wissens.<br />

Schülerinnen<br />

...... An der Zeit und am Weg gemessen<br />

sieht das anders aus: Je nach Konstitution der drei<br />

Teammitglieder werden die Posten untereinander<br />

aufgeteilt. In einem Nebensatz vernehme ich, dass<br />

Sven in den diesjährigen Team-OL-Schweizermeisterschaften<br />

auf dem zweiten Platz gelandet ist,<br />

Deborah mit ihrem Team sogar auf dem ersten.<br />

Wie wird man so erfolgreich im OL-Sport? Wichtig<br />

sei, dass man die Posten fehlerfrei fi nden und<br />

schnell laufen könne. Gute Nerven scheint es<br />

aber auch zu brauchen: Was, wenn Deborah und<br />

Sven einen Posten einfach nicht fi nden können?<br />

Ja, dann sei es wichtig, ruhig zu bleiben, meinen<br />

beide: Am besten gehe man dann zurück an einen<br />

bekannten Ort und probiere es von da aus noch<br />

einmal. Ganz<br />

unangenehm<br />

sind<br />

Strecken, bei<br />

denen eine<br />

fast undurchdringliche Vegetation herrscht. „Oh,<br />

davon gibt es ganze Wälder!“, ruft da Deborah<br />

spontan. „Einmal war nur wenig auf der OL-Karte<br />

davon eingezeichnet, aber es war alles bis zur<br />

von Sarah Weber<br />

Brusthöhe voll mit stacheligem Grünzeugs. Da<br />

fi el mir auch noch die Karte hinein! Autsch, war<br />

das unangenehm, als ich sie mit der Hand wieder<br />

herausholen musste!“ Auch Zecken können<br />

zum OL-Alltag gehören – je nach Region sammle<br />

man schon so zwischen 10 bis 15 Bisse pro<br />

Jahr. Trotz professioneller Ausrüstung: Ganz feine,<br />

aber reissfeste Kleidung sowie Stulpen helfen<br />

gegen Dornen und Zecken. An den Schuhsohlen<br />

sind Dopp-Spikes von etwa einem Millimeter<br />

Länge für den besseren Halt angebracht.<br />

Deborah und Sven sind Mitglieder bei der OLG<br />

KTV Altdorf. Sie kamen als Zehnjährige per Zufall<br />

beim Urner<br />

Es ist einfach ein einzigartiges Gefühl, durch die<br />

zum Teil fast unberührten Wälder zu springen.<br />

OL-Cup in<br />

Attinghausen<br />

vorbei,<br />

haben sich<br />

näher nach dieser Sportart erkundigt und durften<br />

sogleich mitmachen. Wie sie jetzt in unserem<br />

Gespräch erst übereinander herausfi nden. Nach<br />

einem OL-Lager, in welchem es vor allem um das


&Schüler<br />

Einüben von technischen Fertigkeiten ging, wie etwa<br />

um das Laufen mit dem Kompass oder den Höhenkurven<br />

entlang, meldeten sich dann beide unabhängig<br />

voneinander beim Club an. Deborah und Sven trainieren<br />

einmal die Woche technische Fertigkeiten im Club-Training,<br />

„für die Ausdauer sind wir jedoch selber zuständig,<br />

wir halten uns mit regelmässigem Joggen fi t“.<br />

Wenn man den gesuchten Posten schon<br />

von Weitem sieht, dann ist das für mich das<br />

schönste Erlebnis im Orientierungslauf.<br />

Auch der Winter hält für OL-Fans Herausforderungen<br />

bereit: Obwohl weder in Wäldern noch in Städten OL-<br />

Läufe organisiert werden, nehmen Deborah und Sven<br />

an Lagern teil und versuchen sich an Ski-OLs, die man<br />

mit Langlauf absolviert. „Das ist aber eigentlich eine<br />

andere Disziplin“, präzisiert Sven. So bleiben sie jedoch<br />

in Form. Denn beide planen, im Frühling an den drei bis<br />

vier Qualifi kationsläufen teilzunehmen, um sich für die<br />

Junioren-Europameisterschaft im Sommer <strong>2012</strong> zu qualifi<br />

zieren. Und wer weiss: Vielleicht reicht es mit 18 Jahren<br />

sogar ins hoch dotierte Juniorenkader der Schweiz!<br />

Viele fragen sich bestimmt: Was ist denn so toll<br />

am OL? Genau kann ich es auch nicht beschreiben,<br />

es ist einfach ein so tolles Gefühl. Man springt<br />

durch den Wald, über Stock und Stein, immer voll<br />

konzentriert, auf der Suche nach seinem Kontrollposten.<br />

Geschwind stempelt man den Posten und<br />

schaut schon wieder auf die Karte um die beste<br />

Route rauszufi nden. Es bleiben einem nur wenige<br />

Sekunden Zeit um zu reagieren, denn wenn man<br />

keine Zeit verlieren will, muss man schnell sein.<br />

Es ist einfach ein einzigartiges Gefühl, durch die<br />

zum Teil fast unberührten Wälder zu springen. Mit<br />

hohem Tempo vorbei an weichem Moor, über den<br />

<strong>vom</strong> letzten Sturm geknickten Baum, vorbei an<br />

eigenartig dreinschauenden Touristen, die einem<br />

verdutzt durch die Dornen nachschauen. Für mich<br />

ist und bleibt es einfach die vielfältigste, atemberaubendste<br />

und beste Sportart, die es gibt.<br />

Deborah Stadler<br />

Nachdem man einen Posten gestempelt hat, rennt<br />

man in die Richtung des nächsten Postens. Wenn man<br />

nahe am Posten ist, wird man immer langsamer und<br />

schaut sich nach ihm um. Deshalb ist es gut und ein<br />

schönes Gefühl, wenn man ihn schon von Weitem sieht<br />

und in einem höheren Tempo darauf losrennen kann.<br />

Sven Püntener<br />

5


6<br />

Im August wird der Vier-Quellen-Weg eröffnet. Er verbindet die Ursprünge<br />

von Rhein, Rhone, Reuss und Ticino. Auch Kollegischüler und<br />

ein ehemaliger Rektor waren beim Bau des Wanderwegs beteiligt.<br />

Von Elias Bricker<br />

Der Gotthard ist eine der wichtigsten Nord-Süd-<br />

Achsen Europas. Nun erhält der Alpenübergang<br />

auch eine Ost-West-Verbindung. Denn in diesem<br />

Jahr, am 1. August <strong>2012</strong>, wird der Vier-Quellen-<br />

Weg eröffnet. Der neue Wanderweg ist 90 Kilometer<br />

lang. Er führt <strong>vom</strong> Oberalppass über den<br />

Gotthardpass via Nufenenpass nach Ulrichen<br />

VS und von dort schliesslich auf den Furkapass.<br />

Das Spezielle dabei: Der hochalpine Weg verbindet<br />

die Quellgebiete vier bedeutender Schweizer<br />

Flüsse bzw. europäischer Ströme. Während sich<br />

die Reuss im Mittelland in den Rhein ergiesst<br />

und der Ticino in der Lombardei in den Po, speisen<br />

die Quellen des Rheins und der Rhone zwei<br />

der bedeutendsten Ströme Mitteleuropas.<br />

Riesige Steinblöcke verschoben<br />

Die Route kann man in fünf Tagesetappen zurücklegen.<br />

Man kann aber auch nur auf einem<br />

Teilabschnitt wandern. Denn überall gibt es<br />

wieder Anschlüsse an den öffentlichen Verkehr.<br />

80 Prozent des Vier-Quellen-Wegs führen<br />

über bestehende Wanderrouten. Es geht also<br />

nun darum, die Teilabschnitte zu verbinden, die<br />

Wege bei gefährlichen Passagen umzuleiten oder<br />

schlechte Abschnitte aufzuwerten. Denn das<br />

Ziel ist es, dass sowohl ein 10-jähriger Schüler<br />

wie auch ein fi ttes, 80-jähriges Grosi Freude am<br />

Wandern auf dem Vier-Quellen-Weg haben.<br />

Und so haben sich in den vergangenen Jahren<br />

Zivildienstler, Zivilschützer, private Unternehmen,<br />

die Forstgruppen Erstfeld, Seedorf und Obergoms<br />

sowie freiwillige Helfer für den Wegbau ins<br />

Zeug gelegt. Im vergangenen Herbst packte auch<br />

eine Gruppe Kollegischüler während der Projektwoche<br />

tatkräftig mit an. Mathematik-Lehrer<br />

Peter Fleischmann schwärmt noch immer von<br />

seiner „besten Projektwoche“, die er an der <strong>Mittelschule</strong><br />

<strong>Uri</strong> jemals geleitet habe. Die rund zehn<br />

Schüler aus den 4. und 5. Klassen seien topmotiviert<br />

gewesen und hätten alles gegeben. Die<br />

Gruppe hat aus einem kleinen Trampelpfad, der<br />

<strong>vom</strong> Gotthardhospiz Richtung Sellapass führt,<br />

einen richtigen Wanderweg erstellt. „Als wir mit<br />

der Arbeit angefangen haben, habe ich mir nicht<br />

richtig vorstellen können, dass hier einmal ein<br />

Wanderweg durchgehen soll“, sagt Fleischmann.<br />

„Wir haben riesige Steinblöcke verschoben.“<br />

Bekannte Politiker sind dabei<br />

Hinter dem Projekt steckt der 67-jährige Paul<br />

Dubacher aus Seedorf – der Vater von Kollegilehrer<br />

John Dubacher. Dubacher senior war bereits<br />

1991 am Bau des „Wegs der Schweiz“ rund um<br />

den Urnersee sowie 2007 am Bau des Bahnwanderwegs<br />

entlang der Gotthardstrecke massgeblich<br />

beteiligt. Beide Wegprojekte wurden ein<br />

Erfolg. Vor allem der Weg der Schweiz erfreut<br />

sich noch heute – mehr als zwanzig Jahre nach<br />

der Eröffnung – riesiger Beliebtheit. Nun erfüllt<br />

sich Dubacher mit dem Vier-Quellen-Weg einen<br />

weiteren Traum: einen Wanderweg im hochalpinen<br />

Gebirge. 2009 hat er mit dem Bau begonnen.<br />

Und im vergangenen Jahr konnte er bereits die<br />

ersten Wegabschnitte eröffnen – nämlich jene<br />

Teile, die durch die Kantone <strong>Uri</strong> und Tessin führen.<br />

Für die Realisierung des Vier-Quellen-Wegs<br />

hat Dubacher eine Stiftung ins Leben gerufen.<br />

Präsident der Stiftung ist der Urner alt Ständerat<br />

Hansheiri Inderkum. Zudem sitzen auch<br />

Josef Dittli (Urner Regierungsrat), Sigrid Fischer-Willa<br />

(Stadträtin Brig), Christoffel Brändli<br />

(Ständerat Graubünden) und Fabio Pedrina<br />

(Tessiner alt Nationalrat) im Stiftungsrat.<br />

Auch Josef Arnold, der ehemalige Rektor der<br />

<strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong>, hat nach seiner<br />

Pensionierung mit dem Vier-Quellen-Weg eine<br />

neue Aufgabe gefunden. Er kümmert sich in der<br />

dreiköpfi gen Geschäftsstelle, die von Paul Dubacher<br />

geleitet wird, um die Administration. Für die<br />

Finanzen ist hingegen Sigmund Gisler zuständig.<br />

Beitrag für die Volkswirtschaft<br />

Insgesamt kostet das Projekt 3 Millionen Franken.<br />

Die grössten Geldgeber sind der Stromkonzern<br />

Axpo und alt Bundesrat Christoph Blocher. Der<br />

Zürcher Politiker und seine Frau Silvia wanderten<br />

selber bereits auf Abschnitten des Vier-Quellen-<br />

Wegs. Und der Millionär war derart begeistert<br />

<strong>vom</strong> Projekt – und vor allem von den unzähligen<br />

Kuhherden, die am Wegrand weiden – dass er<br />

Schüler mü<br />

sein Portemonnaie zückte. Weitere Geldgeber<br />

sind die Kantone <strong>Uri</strong>, Wallis, Graubünden, Tessin<br />

und Luzern. Aber auch Banken, Stiftungen und<br />

Private zahlen namhafte Summen an den Weg.<br />

Der Vier-Quellen-Weg kostet zwar eine grosse<br />

Stange Geld. Doch Initiant Paul Dubacher ist<br />

überzeugt, dass sich diese Investition lohne.<br />

„Man muss mit dieser Region doch einfach etwas<br />

machen“, sagt er. „Die Gotthardregion hat<br />

Potential, das man ausschöpfen sollte. Denn<br />

mit einer schönen Landschaft alleine verdient<br />

man noch kein Geld.“ Der Weg werde aber neue<br />

Touristen anlocken, welche die öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln nutzen, in der Region Proviant<br />

einkaufen, in Restaurants essen, in Hütten<br />

übernachten und am Abend vielleicht noch ein


en sich für Wanderer ab<br />

Gläschen Wein trinken werden. „Laut einer Studie<br />

geben Wanderer im Schnitt täglich 100 Franken<br />

aus“, weiss Dubacher. „Werden in Zukunft nur<br />

10‘000 Wanderer pro Jahr die fünf Tagesetappen<br />

zurücklegen, generiert der Vier-Quellen-Weg für<br />

die Region rund 5 Millionen Franken jährlich.“<br />

So gesehen haben Peter Fleischmann und<br />

seine Schüler in der Projektwoche eigentlich<br />

nichts anderes gemacht als die Volkswirtschaft<br />

angekurbelt – zumindest ein bisschen.<br />

7


8<br />

KollegiStoryWettbewerb<br />

Im vergangenen Herbst des laufenden Schuljahres wurde erstmals ein interner Schreibwettbewerb durchgeführt.<br />

Die Schülerinnen und Schüler aller Klassen wurden aufgefordert, eine Kurzgeschichte zu schreiben.<br />

Vorgaben waren ein Bezug zum Kollegi und die Anzahl der Wörter.<br />

Initiantinnen dieses Wettbewerbs waren die beiden Bibliothekarinnen Anja Dahinden und Monika Herger.<br />

Die beiden Bibliothekarinnen sind der Überzeugung, dass kluge Leute Bücher lesen, und zwar nicht nur<br />

wissenschaftliche, sondern auch Romane, Fiction, Gedichte und andere literarische Texte.<br />

Aber Bücher müssen auch geschrieben werden: Kein Wunder, wenn die klugen Bibliothekarinnen das Schreiben<br />

von Text fördern, nicht unbedingt das Schreiben von Protokollen, sondern das „Kreative Schreiben“, das<br />

Schreiben von Geschichten, das Schreiben fi ktionaler Text. Daher haben sie diesen Wettbewerb initiiert.<br />

Und die kreativen Schülerinnen und Schüler haben geschrieben: 144 Texte wurden eingereicht!<br />

Die Texte wurden alle anonymisiert, nummeriert und von einer Jury begutachtet.<br />

Diese setzte sich aus folgenden Personen zusammen:<br />

Thomas Huwyler langjähriger Journalist bei der Neuen Luzerner Zeitung, dort auch befasst mit der Beurteilung<br />

des Wettbewerbs „Club der Jungen Dichter“. Heute ist er Texter bei Herger Imholz Werbeagentur AG.<br />

Ralph Aschwanden, Redaktor Urner Wochenblatt. Er ist Historiker, hat unter anderem<br />

auch an unserer Schule als Stellvertretung gearbeitet.<br />

Die beiden Bibliothekarinnen Anja Dahinden und Monika Herger.<br />

Der Rektor Dr. Ivo Frey.<br />

Auffallend war das hohe Niveau der eingereichten Text. Es fi el der Jury nicht leicht, eine Rangierung vorzunehmen.<br />

Schliesslich wurden sechs Geschichten prämiert. Insgesamt stand eine schöne Preissumme zur Verfügung,<br />

so winkte z.B. als erster Preis ein Netbook im Wert von Fr. 500.00. Die Lehrperson Miranda Sciarra – sie unterrichtet<br />

am Kollegi Biologie und Deutsch – sponserte die Auszeichnungen, dank eines Legats eines nahen Verwandten.<br />

Die sechs Gewinnerinnen heissen:<br />

1. Preis Julia Walker Klasse 6d<br />

2. Preis Céline Gisler Klasse 4b<br />

3. Preis Elena Dittli Klasse 4b<br />

Anerkennungspreise:<br />

Sonja Würsten Klasse 2b<br />

Jasmin Ziegler Klasse 3d<br />

Barbara Zimmermann Klasse 5a<br />

An einem milden Herbstabend im vorigen Jahr<br />

ging eine ältere Dame mit ihrem Hund im Kollegipark<br />

spazieren. Vor dem grossen, schmiedeeisernen<br />

Tor blieb sie kurz stehen und bei dieser<br />

Gelegenheit entwischte ihr verspielter Cockerspaniel<br />

ins Gebüsch. Alles Rufen war vergebens und<br />

so drückte sie mühsam einige Zweige zur Seite<br />

und stand plötzlich vor einem Stein, auf dem eine<br />

in Bronze gegossene Eule zu sehen war. Stirnrunzelnd<br />

betrachtete sie diese und der Hund war<br />

Siegertext von Julia Walker 6d<br />

für einen Augenblick vergessen. Eine Erinnerung<br />

drängte sich an die Oberfl äche ihres Bewusstseins...<br />

Vor langer Zeit, als sie noch ein kleines<br />

Mädchen war, wohnte ihre Familie in einem roten<br />

Backsteinhaus neben dem Kollegium. Zusammen<br />

mit einigen Jungs aus der Nachbarschaft spielte<br />

sie jeden Tag im Park. „Ach, wie unbekümmert wir<br />

damals waren!“ Langsam erinnerte sie sich wieder.<br />

Wenn abends die Schatten länger wurden und<br />

jeder knackende Ast sie zusammenzucken liess,<br />

Portal der schlafen<br />

stellten sie sich vor, dass rund um die verzauberte<br />

Schule die Geisterwelt zum Leben erwache. Alles<br />

begann am „Portal der schlafenden Eule“, mit genau<br />

dem Stein, vor dem sie jetzt stand. Wenn die<br />

Eule die Augen öffnete, begannen die Windgeister<br />

in den Orgelpfeifen der Kapelle sich zu räkeln<br />

und schon bald sausten sie durch alle Ritzen,<br />

Spalten und Schlüssellöcher. Ab und zu trauten<br />

sich einige Feuerfunkenelfen aus ihren Verstecken<br />

und wenn sie sich mal ganz sicher fühlten,


den Eule<br />

versammelten sie sich und tanzten Ringelreihe<br />

im Takt, den die Raschelgespenster vorgaben.<br />

Amüsiert schüttelte die Dame den Kopf und fand<br />

sich in der Wirklichkeit wieder. Der Cockerspaniel<br />

schnüffelte an ihren Schnürsenkeln und zog<br />

ungeduldig an ihrem Hosenbein. Das ungleiche<br />

Pärchen spazierte weiter durch die anbrechende<br />

Nacht. In dem Moment verschwand der letzte<br />

Sonnenstrahl hinter den Bergen und Dunkelheit<br />

breitete sich aus. Die Eule schlug die Augen auf.<br />

9


10<br />

Schlechter Tag?<br />

Im Kollegi, 5. März 1953<br />

Liebes Tagebuch, kennst du sie, die schlechten<br />

Tage? Jeder kennt sie, jeder hat sie. Manche<br />

mehr, manche weniger. Heute war so einer<br />

dieser schlechten Tage, oder doch nicht?<br />

Es fi ng schon früh morgens an: Ich hörte<br />

den Wecker nicht und verschlief, schüttete<br />

den heissen Kaffee über meine Kleider und<br />

konnte mich wieder umziehen, kam viel zu<br />

spät in die Schule und hatte all meine Hefte<br />

und Bücher in der Hektik vergessen.<br />

Können sich solche Tage noch zum Guten wenden?<br />

Als ich den Gang zum nächsten Zimmer<br />

hinunterhetzte, jede Menge loser Blätter und<br />

Stifte in der Hand, rempelte mich jemand an.<br />

Ein Blick zurück -<br />

Erdvermessung von der Antike bis zur Neuzeit<br />

Ist die Erde eine Scheibe – oder ist sie rund?<br />

Drehen sich die Planeten um die Sonne – oder<br />

dreht sich die Sonne um die Planeten? Wie sieht<br />

es aus in den Tiefen der Ozeane – gibt es Gebirge,<br />

Ebenen und tiefe Täler, genau wie an der<br />

Erdoberfl äche? Wohin führen die Weiten des<br />

Universums? Die Frage nach der Beschaffenheit<br />

unserer Umgebung, unseres Lebensraumes<br />

im weitesten Sinne hat den Menschen seit jeher<br />

beschäftigt und tut es auch heute noch. Selbstverständlich,<br />

einige der eingangs erwähnten<br />

Fragestellungen scheinen heute überholt und<br />

beschäftigen die Gemüter kaum mehr. Vergessen<br />

wir aber nicht: Erst die Entwicklung tiefgreifender<br />

mathematischer und technischer Fertigkeiten<br />

ermöglichte es, Antworten zu fi nden und<br />

Hypothesen zu beweisen. Erst 1961 schliesslich<br />

von Céline Gisler 4b<br />

„Entschuldige, ich hab dich nicht gesehen,<br />

schlechter Tag“, höre ich eine männliche Stimme<br />

sagen. Eine Hand streckt sich mir entgegen<br />

und hilft mir auf. Ehe ich mich versehe, sehe ich<br />

in die schönsten braunen Augen der Welt…<br />

In Gedanken versunken gehe ich den Gang entlang<br />

und lese den Tagebucheintrag meiner Grossmutter<br />

wieder und wieder. Die erste Begegnung<br />

mit meinem Grossvater… „Entschuldige, ich<br />

hab dich nicht gesehen, schlechter Tag“, höre<br />

ich eine männliche Stimme sagen. Eine Hand<br />

streckt sich mir entgegen und hilft mir wieder<br />

auf die Beine und ehe ich mich versehe, sehe<br />

ich in die schönsten grünen Augen der Welt…<br />

Vom Weltbild der alten Ägypter<br />

zur Darstellung der Erde als Karto<br />

eine Annäherung ans Jahresmotto a<br />

Von Adrian Zgraggen der Perspektive eines Erdkundlers<br />

konnte sich der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin<br />

als erster Mensch im All mit eigenen Augen<br />

von der Kugelgestalt der Erde überzeugen!<br />

Ein Rückblick in die Geschichte zeigt bemerkenswerte<br />

Eigenschaften und Funktionen des Vermessungswesens<br />

verschiedener Kulturen vorchristlicher<br />

Zeit. So war beispielsweise die Landes- und<br />

Ingenieursvermessung der Ägypter auf einem<br />

hohen Stand, was sich an Tempeln, Pyramiden,<br />

städtischen<br />

Anlagen,<br />

vor allem<br />

aber an<br />

einem bereits<br />

zu jener Zeit ausgeklügelten System der Be-<br />

und Entwässerung von Landwirtschaftsfl ächen<br />

eindrücklich belegen lässt. Die Erdvermessung<br />

hingegen steckte noch in den Kinderschuhen. Um<br />

ca. 1500 v. Chr. herrschte im Niltal gemeinhin<br />

der Konsens, die Erde sei eine <strong>vom</strong> Nil durchfl<br />

ossene Scheibe, umgeben von einem Meer.<br />

Vier Stützen trugen nach damaliger Sichtweise<br />

das Himmelszelt und diskutiert wurde die Frage,<br />

ob die Erdscheibe rund oder viereckig sei.<br />

Mit wissenschaftlichen Verfahren der Naturphilosophie<br />

gelangten die Griechen – die kulturellen<br />

Nachfolger der Ägypter und Mesopotamier – zu<br />

bahnbrechenden<br />

neuen<br />

Erkenntnissen<br />

in der Erdvermessung. Im 6. Jahrhundert v. Chr.<br />

erklärte Pythagoras von Samos, die Erde sei eine<br />

Kugel, doch beweisen konnte er seine These nicht.<br />

Anlass zur Diskussion gab vor allem die Frage,<br />

Ein Rückblick in die Geschichte zeigt bemerkenswerte<br />

Eigenschaften und Funktionen des Vermessungswesens<br />

verschiedener Kulturen vorchristlicher Zeit.


Das Tagebuch<br />

Als ich dieses Jahr einen Sommerjob am Kollegi<br />

ergatterte, musste ich den Dachstock aufräumen.<br />

Dabei stiess ich in der hintersten Ecke auf eine verstaubte<br />

Schachtel. Aus Neugierde öffnete ich sie<br />

und ein Tagebuch aus dem Jahre 1907 tauchte auf:<br />

Ich hatte es satt, immer schuften zu müssen!<br />

Jeden Tag von Schattdorf nach Altdorf zu laufen,<br />

nur um dem Alten von Hofstätten die Milch auf<br />

den Tisch zu stellen. Aber etwas ändern konnte<br />

ich schlecht, ich stamme nun mal aus einer armen<br />

Schattdorfer Bauernfamilie, in der es üblich ist<br />

anzupacken, obwohl man etwas Besseres verdient<br />

hätte, auch wenn man es als Frau sehr schwierig<br />

hat!<br />

von Elena Dittli 4b<br />

Der Gewohnheit nach durchquere ich das Kollegium,<br />

um danach wieder auf den Weg nach Altdorf<br />

zu gelangen. Wie jedes Mal versuche ich die stechende<br />

Eifersucht auf die Schüler zu kontrollieren,<br />

versuche einen kurzen Blick auf die Gelehrten<br />

während des Unterrichts zu erhaschen, versuche<br />

dem Bedürfnis hier zu bleiben zu widerstehen.<br />

Wie es der Zufall will, verlässt ein Schüler das Klassenzimmer.<br />

Dem Anschein nach hat er sich beim<br />

Zeichenunterricht beschmutzt und muss seine<br />

Uniform ausziehen. Mir schiesst nur ein Gedanke<br />

durch den Kopf: Ich brauche seine Schuluniform!<br />

Ich schleiche mich geräuschlos von hinten an ihn<br />

heran, hole mit der Milchkanne aus und schlage<br />

ffelSchule<br />

us<br />

sie ihm über den Kopf. Er ist sofort bewusstlos.<br />

Augenblicklich schnappe ich mir seine Schuluniform,<br />

ziehe meine eigenen Kleider aus, werfe<br />

mir seine Kutte über und ziehe die Kapuze bis<br />

tief in die Stirn. Ich betrete ein fremdes Klassenzimmer<br />

mit geschätzten 50 Schülern. Dicht<br />

nebeneinandergedrängt und versuchend, sich<br />

nicht mit ihrer Tinte zu beschmutzen, bemalen<br />

sie ihre Blätter und so falle ich glücklicherweise<br />

nicht auf. Ich setze mich behutsam auf<br />

einen Platz und spüre das Glück in mir aufsteigen.<br />

Ich habe es geschafft, bin, wenn auch nur<br />

vorläufi g, in die Männerwelt eingedrungen!<br />

wie am gegenüberliegenden Punkt der Erde, dem<br />

Antipoden, die am Kopf stehenden Menschen<br />

existieren können. Den Beweis für die Kugelgestalt<br />

der Erde erbrachte Aristoteles etwa 200 Jahre<br />

später anhand von drei praktischen Beispielen:<br />

• Nur eine Kugel kann bei Mondfi nsternis stets<br />

einen runden Schatten auf den Mond werfen.<br />

• Bei einer Reise in nord-südlicher Richtung<br />

kann das Auftauchen neuer Gestirne nur<br />

durch die Kugelform der Erde erklärt werden.<br />

• Alle fallenden Gegenstände streben<br />

einen gemeinsamen Mittelpunkt<br />

an, nämlich den Erdmittelpunkt.<br />

Äusserst kreativ war auch die Gradmessung des<br />

Eratosthenes zwischen Alexandria und Syene<br />

(heutiges Assuan) um 240 v. Chr. Er beobachtete<br />

einen um 7,2 Grad unterschiedlichen Sonnenstand<br />

und konnte daraus den Erdumfang<br />

hochrechnen. Trotz ungenauer Datengrundlage<br />

kam er dem effektiven Wert bis auf eine Abweichung<br />

von 10% nahe! Eratosthenes erbrachte<br />

weitere grosse geodätische Leistungen. Dazu<br />

gehören die Messung der Schiefe der Ekliptik, die<br />

Größe von Mond und Sonne und ihre Entfernung<br />

von der Erde, die Unterschiede der Tageslängen<br />

in Abhängigkeit von der geographischen Breite<br />

und der Jahreszeit, die Abstände der Wende-<br />

11


12<br />

Brückenschlag zum Geografi eunterricht<br />

Im Geografi eunterricht am Kollegi ist Geodäsie für sich kein Kernthema. Sehr wohl ist es uns<br />

aber ein Anliegen, zusammen mit anderen Fachgebieten wie Mathematik oder Physik die<br />

Grundlagen zu vermitteln, um die grundlegenden Elemente und Errungenschaften geodätischer<br />

Forschung zu verstehen und in Bezug auf unser Weltbild einordnen zu können. Es<br />

gehört zum geografi schen Rüstzeug eines Mittelschülers, über die Erdgestalt im Allgemeinen<br />

und über verschiedene Darstellungsmöglichkeiten der Erdoberfl äche Bescheid zu wissen,<br />

sich im Koordinatensystem der Erde oder einer Landkarte zurechtzufi nden und bei einem<br />

Flug in die USA die Zeitverschiebung nachvollziehen zu können. Ein sicherer Umgang mit<br />

topografi schen (wie thematischen) Karten, deren Basis in der Regel geodätische Messungen<br />

und Aufnahmen sind, gehören ebenso dazu wie die Fähigkeit, Satellitenbilder deuten zu können,<br />

mit Karte und Kompass zu navigieren oder die Funktionsweise eines GPS zu verstehen.<br />

Nicht zuletzt geht es im Geografi eunterricht aber auch darum, technische Errungenschaften<br />

und Entwicklungen unserer Gesellschaft kritisch zu hinterfragen, Wissen aus verschiedenen<br />

Fachgebieten miteinzubeziehen und zu vernetzen (unter anderem) mit Erkenntnissen<br />

aus der Geodäsie. Denn kaum ein Wissenschaftsbereich hat unser Weltbild und unser<br />

Selbstverständnis stärker geprägt und beeinfl usst als die Vermessung und die Erkundung<br />

der Erde und des sie umgebenden Raums. Yuri Gagarin und andere Kosmonauten<br />

bzw. Astronauten waren sich der Begrenztheit unserer räumlichen Ressourcen mit grosser<br />

Wahrscheinlichkeit bewusst, als sie unseren blauen Planeten aus dem All erblickten.<br />

Dank moderner Technik können wir es ihnen in Gedanken gleichtun und sind uns unserer<br />

Verantwortung für den einzigartigen Lebensraum Erde vielleicht noch mehr bewusst.<br />

kreise und Polarkreise sowie Fragen der totalen<br />

und partiellen Sonnen- und Mondfi nsternisse.<br />

Claudius Ptolemäus lieferte im 2. Jahrhundert n.<br />

Chr. die wohl umfassendste und kompetenteste<br />

Darstellung des astronomischen Systems der<br />

Griechen und schuf mit „Mathematike Syntaxis“<br />

das Standardwerk der mathematischen Astronomie<br />

<strong>vom</strong> 2. bis zum 17. Jahrhundert. Praktisch<br />

unverändert wurden seine Schriften von den<br />

Arabern unter dem Titel „al-madschisti“ übersetzt<br />

und übernommen und fanden schliesslich als Almagest<br />

den Weg in den heutigen Sprachgebrauch.<br />

Im antiken Griechenland, in Ägypten, im römischen<br />

Reich sowie auch in China<br />

hat die Erd-, Landes- und Ingenieursvermessung<br />

bedeutsame<br />

bis bahnbrechende Entwicklungen<br />

erfahren. Nicht nur war dies<br />

der Grundstein für verbesserte<br />

Land- und Weltkarten, sondern<br />

auch für die geistige Entwicklung, für die<br />

Entwicklung des menschlichen Selbstbildes im<br />

Speziellen. Neue Erkenntnisse im Vermessungswesen<br />

führten zum Einbezug neuer Lebensräume<br />

und Umweltbereiche und ermöglichten<br />

erst deren Nutzung für unsere Bedürfnisse (mit<br />

allen positiven wie negativen Konsequenzen).<br />

Mit dem Untergang der antiken Welt im Zuge der<br />

Völkerwanderung und der Verbreitung des Christentums<br />

kamen in Europa die naturwissenschaftliche<br />

Forschung und somit auch die Weiterentwicklung<br />

des Vermessungswesens weitgehend zum<br />

Stillstand. Mittelalterliche Kartographen stellten<br />

die Erde in der Regel wieder in Form einer Scheibe<br />

dar. Im Zentrum der Darstellungen standen<br />

dabei die biblischen Orte der Heilsgeschichte.<br />

Erst die Renaissance führte ca. ab dem 16. Jh.<br />

auch in der Vermessung zu neuen Erkenntnissen<br />

und zur Entwicklung neuer Verfahren. Letztere<br />

wurde im Wesentlichen angetrieben durch neue<br />

Im Bereich der Naturgefahrenprävention sind geodätische<br />

Methoden nicht mehr wegzudenken. So lassen sich instabile<br />

Berghänge mit hochpräzisen Lasergeräten oder mittels GPS<br />

überwachen, welche Bewegungen zentimetergenau registrieren.<br />

Bedürfnisse in Kartografi e und Navigation und<br />

fällt zusammen mit der Zeit der grossen Seefahrer<br />

und Entdecker. Man darf geradezu von einer<br />

stürmischen Entwicklung neuer Theorien und für<br />

die praktische Vermessung nötiger Instrumente<br />

sprechen, die bis heute anhält. Zu Beginn der<br />

Neuzeit waren die Erkenntnisse von Kepler, Galilei<br />

oder Newton wegweisend und die Entwicklung des<br />

Fernrohrs, des Sextanten und präziser mechanischer<br />

Uhren Innovationen, die neue Entwicklungsschritte<br />

ermöglichten. Heute sind beispielsweise<br />

die Satellitennavigation mit GPS, leistungsfähige<br />

Teleskope im All (Hubble) oder neue Erkenntnisse<br />

an grossen Forschungseinrichtungen wie<br />

dem Cern für neue Perspektiven unserer Sicht<br />

auf die Welt und für Veränderungen im Umgang<br />

mit unserem Lebensraum mitverantwortlich.<br />

Vermessung heute in Wissenschaft und Praxis<br />

Mit der Wissenschaft der Ausmessung und Abbildung<br />

der Erdoberfl äche beschäftigt sich heute der<br />

Fachbereich der Geodäsie. An Universitäten und<br />

technischen Hochschulen ist Geodäsie mehrheitlich<br />

den Fakultäten des Ingenieurwesens<br />

(Bauingenieurwesen, Geomatik)<br />

in Teilbereichen aber auch<br />

den Erdwissenschaften<br />

(Geophysik) und<br />

der Geografi e<br />

(Fernerkundung<br />

mit<br />

Luft- bzw.<br />

Satellitenbildern)angegliedert.<br />

Die<br />

Geodäsie<br />

ist<br />

Bindeglied<br />

zwischen Ingenieurwesen<br />

und Naturwissenschaften<br />

und liefert<br />

mit ihren Vermessungsergebnissen<br />

wichtige Grundlagen<br />

für zahlreiche weitere Fachgebiete<br />

und Tätigkeiten. Gerade im Bereich der<br />

Naturgefahrenprävention sind geodätische Methoden<br />

nicht mehr wegzudenken. So lassen sich instabile<br />

Berghänge oder<br />

Oberfl ächenveränderungen<br />

an den Flanken<br />

eines Vulkans heute<br />

mit hochpräzisen Lasergeräten<br />

oder mittels<br />

GPS überwachen, welche<br />

Bewegungen zentimetergenau registrieren. Mit<br />

modernen geodätischen Methoden werden immer<br />

genauere Darstellungen der Erdoberfl äche möglich.<br />

Digitale Höhenmodelle ermöglichen, die Erdoberfl<br />

äche dreidimensional darzustellen und bilden<br />

beispielsweise die Grundlage für die Modellierung


von Hochwasserereignissen. Die Bedeutung der<br />

Geodäsie im Ingenieurswesen lässt sich im Kanton<br />

<strong>Uri</strong> an den zahlreichen Tunnelbauten eindrücklich<br />

veranschaulichen, denn ohne viel Know-How<br />

und präzise Instrumente wäre beispielsweise die<br />

Zusammenführung der Neat-Tunnelabschnitte<br />

Amsteg und Erstfeld mit nur wenigen Zentimetern<br />

Abweichung kaum möglich gewesen. Die<br />

amtliche Vermessung hingegen beschäftigt sich<br />

mit der exakten Bestimmung von Grundstücks-<br />

Gemeinde-, Kantons- oder Landesgrenzen.<br />

Was hat eine Kartoffel mit der Form der<br />

Erde zu tun?<br />

Die meisten von uns haben in der Schule gelernt,<br />

dass die Erde annähernd die Gestalt einer Kugel<br />

zeigt, bei näherer Betrachtung aber ein an<br />

den Polen abgeplattetes Rotationsellipsoid<br />

darstellt. Das ist<br />

vereinfacht gesagt korrekt.<br />

Moderne Geodäten haben<br />

aber eine weit<br />

genauere Vorstellung<br />

von der Gestalt<br />

der Erde.<br />

Die Beschleunigung,<br />

die<br />

ein Körper im<br />

freien Fall an<br />

der Oberfl äche<br />

eines Körpers<br />

erfährt,<br />

wird Erdschwerebeschleunigung<br />

genannt. Geophysiker<br />

können mit speziellen<br />

Messinstrumenten<br />

die Schwerebeschleunigung auf<br />

der Erdoberfl äche bestimmen. Dabei<br />

sind (für uns nicht wahrnehmbare) regionale und<br />

lokale Unterschiede feststellbar. Diese Unterschiede<br />

beruhen zum Teil auf Dichteunterschieden<br />

im Erdmantel, aber auch auf Unterschieden in<br />

der Topografi e an der Erdoberfl äche und können<br />

mit der Darstellung der Erde als Geoid sichtbar<br />

gemacht werden. Man kann sich das Geoid vereinfacht<br />

als unter den Kontinenten weiterführende<br />

Meeresoberfl äche vorstellen, auf welcher das Erdschwerepotential<br />

überall gleich gross ist. Werden<br />

Abweichungen des Geoids zum mathematisch<br />

errechneten Rotationsellipsoid auf einem Globus<br />

dargestellt und stark überhöht, ergeben sich Dellen<br />

und Hügel, die als Ganzes in etwa der Form<br />

einer Kartoffel entsprechen. Das Geoid dient heute<br />

als Referenzfl äche für die Höhenbestimmung.<br />

13


14<br />

Eltern&<br />

Ehema<br />

Der traditionelle Karlstag am Kollegium Karl Borromäus<br />

hat eine neue Form erhalten. Bis anhin<br />

organisierte der Verein Ehemalige & Freunde der<br />

<strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> alle zwei Jahre eine<br />

Podiumsveranstaltung. Am Samstag führte der<br />

Verein nun erstmals den öffentlichen «Kollegi-<br />

Träff» durch – im Anschluss an die Vereins-<br />

GV. Das Konzept: Ehemalige Schüler, die sich<br />

in ihrer Sparte einen Namen gemacht haben,<br />

kehren zu ihren Wurzeln zurück. Beim ersten<br />

«Kollegi-Träff» drehte sich alles um das Thema<br />

Musik. Acht ehemalige Gymnasiasten, die heute<br />

voll oder teilweise von der Musik leben, gaben<br />

sich in der Kollegikapelle ein Stelldichein.<br />

Bruno Arnold, Redaktionsleiter der Neuen Urner<br />

Zeitung, führte durch die unterhaltsame Talkshow.<br />

Jeder der acht Gäste gab etwas auf seinem Instrument<br />

zum Besten. Dann nahm einer nach dem andern<br />

bei Bruno Arnold auf dem Polstersessel Platz.<br />

«Etwas Rechtes machen»<br />

Bruno Arnold verstand es, die Leute abzuholen. So<br />

sprach die Pianistin Gisela Horat ganz offen über<br />

ihre Krankheit Multiple Sklerose. Und die Sängerin<br />

Franziska Dahinden erinnerte sich an ihre ersten<br />

Schultage am Kollegi und an die Streiche ihrer Mitschüler.<br />

Geiger Christian Zgraggen erzählte, wie es<br />

ist, immer im Schatten seiner bekannten Schwester,<br />

der Starsolistin Simone zu stehen: «Ich bin<br />

Christian Zgraggen spielte auf der Violine.<br />

Gisela Horat sprach über ihren Werdegang als Musiker.<br />

Franziska Dahinden stellte ihre Stimme unter Beweis.


Erinnerungen werden wach<br />

lige<br />

lieber bei meinen Kindern als ständig im Flugzeug<br />

wie meine Schwester.» Florian Arnold, Handorgelspieler<br />

beim «Echo <strong>vom</strong> Poschtsack», Kirchenorganist,<br />

Funkpianist und Mitglied einer Rockband,<br />

erklärte, dass er die Vielfalt in der Musik brauche.<br />

Posaunenspieler Patrik Stadler sprach über den<br />

Musikgeschmack seiner Oberstufenschüler, die<br />

nicht nur moderne Hits hören. Klarinettist und<br />

Dirigent Michel Truniger erzählte hingegen von seinen<br />

Projekten. Pianistin Rebekka Mattli, die trotz<br />

diverser musikalischen Ausbildungen in Altdorf die<br />

Matura nachholte und dann Jus studierte, erklärte,<br />

warum sie nun noch «etwas Rechtes» machen<br />

wollte. Und Schlagzeuger Patrik Horat meinte,<br />

dass ein Musiker am Morgen meist ausschlafe. Bei<br />

den acht Musikern wurden aber auch Erinnerungen<br />

an ihre Schulzeit an der <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong> wach.<br />

Für das musikalische Programm zeichnete<br />

Mittelschullehrer Urs Zenoni verantwortlich.<br />

Nach dem Unterhaltungsblock sassen die<br />

Teilnehmer bis in alle Nacht in der Raclettestube<br />

oder an der «Träff»-Bar zusammen.<br />

Diese wurden von der Klasse 5c und Mathematiklehrer<br />

Peter Fleischmann betrieben.<br />

von Elias Bricker<br />

Am Samstag, 5. November fand an der <strong>Mittelschule</strong> erstmals der «Kollegi-Träff» statt.<br />

Er wurde <strong>vom</strong> Verein Ehemalige & Freunde der <strong>Mittelschule</strong> organisiert.<br />

Dabei kehrten acht Musiker, die früher in Altdorf das Kollegi besuchten,<br />

zu ihren Wurzeln zurück und plauderten aus dem Nähkästchen.<br />

Florian Arnold trat mit dem „Echo <strong>vom</strong> Poschtsack“ auf.<br />

15


16<br />

Tücken des Messens<br />

von Urs Allenspach<br />

Messen ist im Alltag eine meist verhältnismässig<br />

wenig problematische Angelegenheit. Wir legen<br />

den Sellerie vertrauensvoll auf die Waage des<br />

Detaillisten, schenken während des Autofahrens<br />

dem Tacho gelegentlich Beachtung oder werfen<br />

einen ungläubigen Blick auf das Thermometer,<br />

um dann kräftig die Heizung aufzudrehen.<br />

Nicht alles misst sich so leicht wie Temperatur,<br />

Geschwindigkeit und Masse. Die Messtheorie<br />

– nicht zu verwechseln mit der rein mathematischen<br />

Masstheorie – ist die Grundlagendisziplin,<br />

die systematisch untersucht und axiomatisiert,<br />

was wie zu messen ist und welche<br />

Merkmale ein bestimmtes Mass aufweist.<br />

Eine solche Eigenschaft ist zum Beispiel die<br />

additive Verknüpfbarkeit, welche der Masse zukommt,<br />

nicht aber der Temperatur: Legt man<br />

zwei Sellerie auf die Waage, so bemisst sich<br />

deren Masse als Summe der Einzelmassen der<br />

Gemüse; verbindet man hingegen zwei bewegte<br />

Körper, so werden mitnichten beide schneller.<br />

Der Prozess des Messens besteht darin, Objekten<br />

auf Grund einer Eigenschaft, die sie aufweisen,<br />

je eine Zahl zuzuordnen. Solche Zuordnungen<br />

sind jedoch bedeutungslos ohne eine<br />

Skala, die Aufschluss darüber gibt, in welchem<br />

Verhältnis diese Zahlen zueinander stehen.<br />

Angenommen die Raumtemperatur beträgt angenehme<br />

20°C, während draussen 40°C im Schatten<br />

herrschen, so hängt<br />

es von der involvierten<br />

Skala ab – hier Celsius<br />

–, ob die Interpretation<br />

korrekt ist,<br />

dass es an der Sonne<br />

doppelt so warm ist wie drinnen. Die Interpretation<br />

ist falsch, was darauf zurückgeht, dass die<br />

Celsius-Skala einen bezogen auf die thermodynamische<br />

Eigenschaft der Wärme willkürlichen<br />

Nullpunkt hat, die Temperatur des schmelzenden<br />

Eises. Gemessen in Fahrenheit, einer anderen<br />

Temperaturskala mit willkürlichem Nullpunkt,<br />

betragen die Temperaturen 68°F bzw. 104°F.<br />

Einsichten darüber, wie viele Male wärmer es an<br />

einem Ort ist als an einem anderen, lassen sich<br />

nur mit einer Skala gewinnen, die hinsichtlich der<br />

gemessenen Eigenschaft ihren absoluten Nullpunkt<br />

hat. Für die Wärme liegt dieser da, wo die<br />

mittlere kinetische Energie 0 ist. Die Temperatureinheit<br />

Kelvin hat gerade dort ihren Nullpunkt,<br />

also ist es korrekt, das Verhältnis von 293.15°K<br />

und 313.15°K dahingehend zu interpretieren, dass<br />

es draussen rund 7% wärmer ist als drinnen.<br />

Die Möglichkeit der Quantifi zierung von Eigenschaften<br />

hat in der philosophischen Neuzeit<br />

grossen Eindruck hinterlassen. Die Objektivierung,<br />

die durch wissenschaftliches Arbeiten in<br />

diesem Fall erreicht wird, bestehe eben darin,<br />

das aufzuweisen, was wirklich dem Objekt<br />

eigen und nicht <strong>vom</strong> Subjekt abhängig<br />

sei – so eine verbreitete Ansicht. Wahrhaftige<br />

Eigenschaften statt fl üchtiger Relationen.<br />

Eine Gefahr, die von dieser Ansicht ausgeht,<br />

besteht darin, jedes Messverhalten für bare<br />

Münze zu nehmen. Das heisst zu glauben, dass<br />

jede Messung gelingen müsse, bei der Wissenschafter<br />

ein Messverhalten an den Tag legen,<br />

das allen Regeln der Messkunst entspricht.<br />

Ein Gegenbeispiel dafür haben bereits die Pythagoreer<br />

geliefert: Man kann einen Massstab<br />

konstruieren, wie man will, nie wird es im Allgemeinen<br />

gelingen, die Hypotenuse eines rechtwinkligen<br />

Dreiecks damit zu messen, wenn man<br />

mit ihm die Länge der Katheten hat messen<br />

können. Angenommen die Längen der Katheten<br />

Angenommen die Längen der Katheten betragen 1, so kann<br />

man den Massstab noch so fein skaliert konstruieren, die Länge<br />

der Hypotenuse wird immer zwischen zwei Strichen liegen.<br />

betragen 1, so kann man den Massstab noch so<br />

fein skaliert konstruieren, die Länge der Hypotenuse<br />

wird immer zwischen zwei Strichen liegen.<br />

Allerdings täuscht man sich darüber leicht.<br />

Dieses historische Messproblem hat den Begriff<br />

der Inkommensurabilität geprägt, der<br />

längst ein Eigenleben angenommen und in<br />

allen möglichen Kontexten verwendet wird,<br />

in denen man zwei Dinge nicht mit demselben<br />

Mass messen könne oder solle.<br />

Wert<br />

Ein solcher Kontext ist die manchmal behauptete<br />

Inkommensurabilität von Werten. Die Frage des<br />

Schwangerschaftsabbruchs ist darum kontrovers,<br />

weil darin der Schutz menschlichen Lebens<br />

mit der Handlungsfreiheit der schwangeren Frau<br />

und deren Lebensumständen konfl igiert. Inkommensurabel<br />

– unverrechenbar – wären diese<br />

drei Werte dann, wenn kein Grad an besserer<br />

Verwirklichung des einen, eine graduell schlechtere<br />

Verwirklichung des anderen rechtfertigte.<br />

Der Umstand, dass die Schweizer Bevölkerung<br />

2002 einer ziemlich fl exiblen Fristenlösung zugestimmt<br />

hat, deutet allerdings darauf hin, dass<br />

sie diese Werte nicht für unverrechenbar hält.<br />

Vielmehr gilt: Je stärker die Schwangere aufgrund<br />

ihrer Lebensumstände leiden würde und<br />

je geringer das heranwachsende Leben entwickelt<br />

ist, desto weniger Schutz verdient dieses<br />

vor der Handlungsfreiheit der Schwangeren.<br />

Eindeutigere Beispiele inkommensurabler Werte<br />

fi nden sich in der omnipräsenten Debatte über<br />

nachhaltige Entwicklung. Werte wie Biodiversität<br />

und Beschäftigung sind insofern bis zu einem<br />

gewissen Schwellenwert inkommensurabel, als<br />

sie beide bis zu diesem Schwellenwert systemkritisch<br />

sind: Weder ist uns ein dauerhaft gelungenes<br />

Zusammenleben möglich, wenn das Ökosystem<br />

zusammenbricht, noch wenn das Wirtschaftssystem<br />

kollabiert. Bevor nicht sicher-<br />

gestellt ist, dass beides abgewendet<br />

werden kann, ist nicht zu ermessen,<br />

wie viel an Biodiversität ein<br />

zusätzlicher Arbeitsplatz wert ist.<br />

Die Qualität unseres Zusammenlebens, das lässt<br />

sich aus der Nachhaltigkeitsdiskussion lernen,<br />

kann man nicht an einer einzigen Grösse ermessen.<br />

Der Druck, solche Grössen zu generieren,<br />

selbst wenn der Sache unangemessen, ist<br />

allerdings in vielen Lebensbereichen enorm.<br />

So versucht man heute mit Demokratiebarometern<br />

die Güte von Demokratien zu messen, mit<br />

Spitalindizes, die Qualität von Spitälern über einen<br />

Leisten zu schlagen oder mit Universitätsrankings


e<br />

die Hochschulen zu evaluieren.<br />

Dabei zeigen Wissenschafter<br />

bestes Messverhalten. Was<br />

sie messen ist allerdings in<br />

dem Sinne willkürlich, als es kein lebensweltliches<br />

Äquivalent für die erzeugten Daten<br />

gibt. Das Ziel dieser Übungen scheint einzig<br />

darin zu liegen, Ranglisten zu erstellen.<br />

Selbst wenn das, was sich messen<br />

lässt, in bestem Sinn real ist, lässt<br />

beliebiges Messverhalten nicht<br />

auf Reales schliessen. Kurz:<br />

Was nicht ist, lässt sich nicht<br />

messen. Daran ändert auch<br />

nichts, dass die erhobenen<br />

Daten und die erstellten<br />

Ranglisten zum<br />

Teil eine erstaunliche<br />

(politische) Wirkung<br />

entfalten. Die Daten<br />

sind bedeutungslos,<br />

aber<br />

offenbar<br />

nicht unbedeutend.<br />

17


18<br />

Der vermessen(d)e Mensch<br />

Ein Besuch mit der Klasse 2b in de<br />

ausstellung des Technoramas Winte<br />

Schülerinnen und Schüler sind es gewohnt „vermessen“ zu werden<br />

- allerdings eher bezüglich ihrer schulischen Leistungen mittels<br />

regelmässiger Prüfungen und Lernzielkontrollen. Das Ergebnis<br />

liegt dann meistens als Note vor, oft aber auch in Form<br />

von qualitativen Beschreibungen. Im Science Center Technorama<br />

in Winterthur konnten sich die Schülerinnen und Schüler<br />

der Klasse 2b für einmal ganz anders vermessen lassen.<br />

von Hans Kehrli und Ulrich Köchli<br />

In der medizinischen Vermessung oder Diagnose<br />

hat ein Toleranzbereich den Idealwert ersetzt;<br />

beim Blutdruck etwa spricht man nicht mehr nur<br />

von 120/80 – die Toleranz wurde breiter angesetzt.<br />

Genauso verhält es sich mit den Blutwerten<br />

für Cholesterin, Blutzucker, Hämoglobin sowie<br />

Immunglobuline – solange alles<br />

innerhalb der Toleranz liegt, ist<br />

alles bestens. Auf die Zukunft der<br />

genetischen Vermessung, wer<br />

welche Genvarianten und damit<br />

Krankheitswahrscheinlichkeit<br />

zeigt, sei nur nebenbei verwiesen.<br />

Die Vermessung des Körpers beschränkt<br />

sich im Alltag weitgehend<br />

auf Nützliches: Die Körperhöhe gilt als Mass<br />

für die Pyjamagrösse oder die Länge der Walkingstöcke,<br />

der Umfang von Hüfte und Hals lässt<br />

uns die passende Weite von Hosen und Hemden<br />

fi nden, die Fusslänge liefert den passenden Schuh<br />

und die Gewichtsmessung zwingt uns, Ernährungsgewohnheiten<br />

und –sünden zu überdenken.<br />

Im Science Center Technorama hat man noch<br />

bis im Herbst <strong>2012</strong> die Gelegenheit an über 30<br />

Stationen den eigenen menschlichen Körper<br />

auf eher ungewohnte Art und Weise zu vermessen.<br />

Schülerinnen und Schüler der Klasse 2b<br />

haben anlässlich einer Exkursion im Fach Biologie<br />

davon regen Gebrauch gemacht. Ausgewählte<br />

Stationen werden hier vorgestellt.<br />

Wer weiss noch, wie viel Blut ein Herz im Ruhezustand<br />

pumpt? Nach einer Minute angestrengter<br />

Betätigung der Handpumpe erkennen die Schüler<br />

verblüfft, dass schon diese fünf Liter eine regelrechte<br />

Arbeitleistung bedingen. Kaum vorstellbar,<br />

wie das mit dem vierfachen Bedarf bei sportlichen<br />

Leistungen gelingen sollte! Ausserdem pumpt<br />

das Herz (zumeist) klaglos Milliarden Male im<br />

ganzen Leben! Aus dem Unterricht ist eher noch<br />

bekannt, wie viel Luft unsere Lungen auszupressen<br />

vermögen; je nach Alter sind das 2.5 bis 3.5<br />

Science<br />

Liter. So dauerte es nicht lange und man sah die<br />

Schülerinnen und Schüler mit rot angelaufenen<br />

Köpfen die letzten Luftquäntchen aus der Lunge<br />

pressen, mit dem Ziel, die andern in der Vitalkapazität<br />

doch noch zu überbieten. Lautes Geschrei<br />

verschwindet dezent in einem schalldichten Raum<br />

– gegen aussen dringt nur das Videobild des Erzeugers<br />

mit offener Kehle und der Anzeige „125<br />

Dezibel“. Wahrlich, im Schulzimmer wäre dies<br />

bereits hörschädigend! Katzengleich geschmeidig<br />

lässt sich nebenan eine Schülerin auf eine<br />

Glasplatte fallen – wie knieschonend man auch<br />

vorgeht, unter das 1.5-fache des Körpergewichts<br />

schafft es niemand. Ein harter Sprung läge weit<br />

über der begrenzten Skala von Faktor 4. Verblüfft<br />

stehen andere Beobachter neben der Weitsprungbahn.<br />

Egal, wie die aktuelle Athletin abspringt, ob<br />

neckisch kurz oder kraftvoll weit – noch im Flug<br />

zeigt eine Einblendung, wo sie landen wird. Ist


Sonderthur<br />

das noch Vermessung oder doch Zauberei? Die<br />

Kraftmessplatte misst Gewicht, Abstosskraft und<br />

–richtung und errechnet so die wahrscheinliche<br />

Sprungweite. Eine verblüffende Vermessung!<br />

Aufhänger der Ausstellung sind Abhandlungen des<br />

römischen Architekten Marcus Vitruvius Pollio<br />

(1. Jh. v. Chr.). Er stellte die These der vollkommenen<br />

menschlichen Schönheit auf, mit<br />

einem idealen Verhältnis der Körperteile zueinander<br />

(Homo bene fi guratus). Die berühmte<br />

Zeichnung von Leonardo da Vinci (1452-1519)<br />

illustriert diese These: Der ideale Mensch, auf-<br />

recht stehend, fügt sich sowohl in ein Quadrat<br />

als auch in einen Kreis. Die Höhe des Menschen<br />

sei also gleich dem Abstand zwischen<br />

den Fingerspitzen bei ausgesteckten Armen.<br />

Mit Schiebern lassen sich diese Idealwerte an<br />

sich überprüfen. Ergänzend werden alte Masseinheiten<br />

wie Elle, Spanne oder Fuss portraitiert.<br />

Während uns über Beobachtungen im Bad das eigene<br />

Körpervolumen in etwa bekannt ist, ungefähr<br />

so viele Liter wie Kilogramm, wissen wir kaum etwas<br />

über unsere Oberfl äche. Über eine Videoprojektion<br />

wird der Wert eingeblendet: über zwei m2.<br />

Wie viel Wärme die Haut als Oberfl äche abstrahlt,<br />

wird beim gemeinsamen Klassenvergleich vor<br />

der Wärmebildkamera klar. Hitzige Köpfe haben<br />

wohl eine kalte „blaue“ Nase, aber eine glühend<br />

„rote“ Stirn. Wer dünn bekleidet ist, strahlt auch<br />

über den Bauch reichlich Wärme ab. Heissgeriebene<br />

Hände leuchten dann natürlich hellrot – die<br />

ewig kalten Hände der Kollegin erkennt man am<br />

„blau“ von Fenstern mit Dreifachverglasung.<br />

Fallstäbe möglichst schnell packen zu können, sind<br />

ein Indikator für unser Reaktionsvermögen. Auch<br />

wenn man das Fallen augenblicklich sieht, braucht<br />

das Gehirn fast 1/10 s, um die Hand zum Zupacken<br />

zu veranlassen. Schnelle bewusste Reaktionen<br />

von 0.15 s bleiben jedoch weit hinter jenen<br />

Zeiten zurück, die ein Refl ex auszulösen vermag<br />

– strengt man sich noch so verbissen an. Eine vorausschauende<br />

Vermessung eröffnet sich mit LED-<br />

Lampen. Ein Lichtfl uss verschwindet und man<br />

soll durch Tastendruck angeben, wann die Ziellinie<br />

überschritten würde. Wie sonderbar schwer fällt<br />

es uns, Voraussagen für Raum und Zeit zu machen!<br />

Erst nach einiger Übung gelingen Treffer.<br />

Ein weitere Apparatur entspricht einem komplexen<br />

Sporttraininggerät. Es dient der Förderung<br />

der Reaktionsfähigkeit, der Koordination zwischen<br />

Händen und Augen sowie der Geschicklichkeit und<br />

Beweglichkeit. Es gilt, innerhalb von 30 Sekunden<br />

möglichst viele der aufl euchtenden Knöpfe zu<br />

drücken. Während die Schülerinnen und Schüler<br />

der Klasse 2b fl eissig schlangengleiche Bewegungen<br />

durchführen, um individuell ein möglichst<br />

gutes Ergebnis zu erzielen, macht es sich eine<br />

Zürcher Klasse einfach: Jeder steht vor zwei Lampen,<br />

welche dann effektiv gedrückt werden, wohl<br />

nach dem Motto „Gemeinsam ist man stark…“<br />

So bietet die Sonderausstellung eine faszinie-<br />

Verblüfft stehen Beobachter neben der Weitsprungbahn.<br />

Egal, wie die Athletin abspringt, ob neckisch kurz oder kraftvoll<br />

weit – noch im Flug zeigt eine Einblendung, wo sie landen<br />

wird. Ist das noch Vermessung oder doch Zauberei?<br />

rende Ergänzung zu den vielen Experimenten,<br />

welche man im permanenten Ausstellungsteil<br />

„Licht und Sicht“ schon immer erfahren konnte.<br />

Die Versuche zeigen: Der Vermessung des<br />

menschlichen Körpers sind fast keine kreativen<br />

Grenzen gesetzt – die Klasse 2b ist<br />

um einige Erkenntnisse reifer. Dieser Gewinn<br />

wird jedoch nicht mit Noten „vermessen“.<br />

19


20<br />

Hätten Sie es gewusst?...<br />

Auch im letzten Dezember waren die Schülerinnen und Schüler der <strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong><br />

wieder im Quizfi eber. Jeden Tag galt es, eine Weihnachtsquizfrage zum Jahresmotto „Vermessen“<br />

zu lösen und jeden Tag wurde unter den richtigen Antworten ein kleiner Preis verlost. Hätten<br />

Sie die kniffl igen Fragen unseres Rätselmeisters Dr. Philipp Arnold beantworten können?Rä<br />


tsel<br />

5.<br />

Überheblichkeit (Hybris) führt in griechischen<br />

Tragödien zum Fall vieler Hauptfi guren.<br />

„Hochmut kommt vor dem Fall“ und „Kommt<br />

Vermessenheit, so kommt Schande, aber<br />

dem Demütigen eignet Weisheit“, heisst es<br />

auch in der Bibel. Hochmut (Eitelkeit, Stolz,<br />

Hoffart, Übermut, Überheblichkeit, Arroganz,<br />

Einbildung, Selbstüberschätzung) oder<br />

lateinisch „Superbia“ ist die älteste Sünde.<br />

Die folgende „Superbia“-Darstellung ist im<br />

Kanton <strong>Uri</strong> zu besichtigen. Wo genau?<br />


22<br />

13.<br />

Er soll einmal mehr vermessen werden.<br />

Die Engländer massen einst fast<br />

dreieinhalb Meter mehr als später die<br />

Chinesen. Die Amerikaner wiederum<br />

kamen auf gut zwei Meter mehr als die<br />

Engländer. Jetzt wollen es die Einheimischen<br />

genau wissen. Worum geht es?<br />


1. Triangulation<br />

Schon in früheren Zeiten, lange vor der Entwicklung<br />

computergestützter Messmethoden,<br />

war es mit etwas angewandter Geometrie bereits<br />

möglich, erstaunlich genaue Messwerte<br />

zu erzielen. Die klassische Methode der Geodäsie<br />

(Wissenschaft von der Ausmessung und<br />

Abbildung der Erdoberfl äche) ist die Triangulation,<br />

die Aufteilung einer Fläche in Dreiecke<br />

- ein Vorgehen, das auf den mathematischen<br />

Erkenntnissen der Trigonometrie beruht.<br />

2. Bob Beamon<br />

Berühmt machte ihn sein Weltrekordsprung mit<br />

der sensationellen Weite von 8,90 m, der ihm beim<br />

Weitsprungwettbewerb der Olympischen Sommerspiele<br />

in Mexiko-Stadt am 18. Oktober 1968<br />

im ersten Versuch gelang. Dieser als „Sprung ins<br />

21. Jahrhundert“ gefeierte Rekord bedeutete eine<br />

Verbesserung des zuvor von Ralph Boston und<br />

Igor Ter-Owanesjan gehaltenen Weltrekords um 55<br />

Zentimeter. Mehrere Faktoren kamen Beamon bei<br />

seinem Sprung zugute: Zum einen begünstig-te die<br />

dünne Höhenluft von Mexiko-Stadt (2240 m ü. M.)<br />

Sprinter und Springer; zudem war im Stadion erstmals<br />

bei Olympischen Spielen ein der Schnelligkeit<br />

zugute kommender Tartanbelag verlegt worden.<br />

3. Bertillonage<br />

Die Bertillonage ist die Bezeichnung für ein<br />

von Alphonse Bertillon (1853-1914) entwickeltes<br />

anthropometrisches System zur Identifi<br />

zierung von Personen anhand von Körpermassen.<br />

Es handelt sich hierbei um ein<br />

frühes biometrisches Erkennungsverfahren.<br />

Das System wurde nur in einigen Ländern<br />

eingesetzt und aufgrund seiner Fehleranfälligkeit<br />

weltweit nach wenigen Jahrzehnten<br />

durch die Daktyloskopie (Fingerabdruckverfahren)<br />

als Identifi zierungssystem abgelöst.<br />

4. Ludwig XIV.<br />

Giovanni Domenico Cassini<br />

Ludwig XIV. hat die erste exakte Landvermessung<br />

der Geschichte beauftragt. Mithilfe der Triangulation<br />

gelang diese bahnbrechende Leistung -<br />

obwohl das Ergebnis damals eine unangenehme<br />

Überraschung zutage brachte: Frankreichs Fläche<br />

schrumpfte um 20 Prozent. Der Sonnenkönig<br />

soll entsetzt ausgerufen haben: „Ihre Landvermessung<br />

hat mich mehr Land gekostet, als alle<br />

meine Feinde mir bisher nehmen konnten!“<br />

5. Mr Ollivander<br />

(Figur aus „Harry Potter“)<br />

verkauft Zauberstäbe<br />

Ollivander (Ollivander's) ist ein sehr altes (seit 382<br />

v. Chr. bestehendes) Geschäft für Zauberstäbe<br />

in der Winkelgasse. Es wird als eng und schäbig<br />

beschrieben. Über der Eingangstür sieht man<br />

einen abblätternden, goldenen Schriftzug und im<br />

Schaufenster liegt ein einzelner Zauberstab auf<br />

einem verblassten roten Kissen. Im Inneren des<br />

kleinen Ladens stapeln sich tausende längliche<br />

Schachteln mit Zauberstäben bis unter die Decke.<br />

6. Im Beinhaus<br />

von Unterschächen<br />

Schon im Alten Testament gilt Hochmut<br />

als „aller Laster Anfang“ (Eccl. 10, 15).<br />

Vielschichtig wie eine wortgewaltige Barockpredigt<br />

verkündet das Bildprogramm des kleinen Beinhauses<br />

von Unterschächen die katholische Lehre<br />

von Sünde und Gnade, Lohn und Strafe, Höllenangst<br />

und Auferstehungshoffnung. Thematisiert<br />

werden die „Vier letzten Dinge“ (Sterben, Gericht,<br />

Himmel und Hölle), das Fegefeuer und die gegenseitige<br />

Hilfe der Lebenden und der Toten. Die<br />

„Sieben Todsünden“ an der Kapellendecke erläutern<br />

den Zusammenhang von persönlicher Schuld<br />

und ewiger Verdammnis. Die Botschaft lautet: Das<br />

Leben ist vergänglich, eitel, nichtig - und doch von<br />

ausschlaggebender Bedeutung; denn es entscheidet<br />

über ewige Seligkeit oder ewige Höllenqual.<br />

7. 50 Meter<br />

Lösungsweg siehe<br />

www.kollegi-uri.ch<br />

8. Gardemass<br />

Als Garden bezeichnet man allgemein die Leibwachen<br />

eines Herrschers, Elitetruppen etc. Gemeint<br />

ist hier eine ganz spezielle Garde, nämlich<br />

das Leibregiment des Preussenkönigs Friedrich<br />

Wilhelm I., welches landläufi g als „Potsdamer<br />

Riesengarde“ und „Lange Kerls“ bezeichnet<br />

wurde. Keiner der „Langen Kerls“ sollte weniger<br />

als sechs Fuss (circa 1,88 Meter) messen.<br />

9. Sailing<br />

to Philadelphia<br />

(von Mark Knopfl er)<br />

Mason-Dixon-Linie<br />

Die Mason-Dixon-Linie, benannt nach dem As-<br />

tronomen Charles Mason und dem Geometer<br />

Jeremiah Dixon, bildet die traditionelle Grenze<br />

zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA.<br />

Mark Knopfl er (Songwriter, Gitarrenvirtuose)<br />

veröffentlichte 2000 den Song „Sailing<br />

to Philadelphia“, der die Geschichte<br />

der beiden Landvermesser erzählt:<br />

„We are sailing to Philadelphia<br />

A world away from the coaly Tyne<br />

Sailing to Philadelphia<br />

To draw the line<br />

The Mason-Dixon line“<br />

10. Guillaume-Henri Dufour<br />

Guillaume-Henri Dufour (* 1787 in Konstanz, †<br />

1875) war ein Schweizer Humanist, General, Politiker,<br />

Kartograf und Ingenieur. Als Kartograf erwarb<br />

er insbesondere Verdienste durch die Erstellung der<br />

ersten detaillierten topografi schen Karte der Schweiz<br />

(Dufour-Karte). Darüber hinaus war er einer der Gründer<br />

des Internationalen Komitees <strong>vom</strong> Roten Kreuz<br />

und von 1863 bis 1864 dessen erster Präsident. Der<br />

mit 4634 Metern höchste Punkt der Schweiz, die<br />

Dufourspitze im Monte-Rosa-Massiv an der italienischen<br />

Grenze, ist seit 1863 nach ihm benannt.<br />

11. Digedags / DDR<br />

Die Digedags waren ab 1955 die Haupthelden<br />

der in der DDR erschienenen Comiczeitschrift<br />

„Mosaik“. Die drei Protagonisten Dig,<br />

Dag und Digedag erlebten in mehreren grossen<br />

Serien Abenteuer in Raum und Zeit.<br />

12. Heliotrop<br />

Ein Heliotrop (griechisch, „zur Sonne gewandt“)<br />

ist ein von Carl Friedrich Gauss entwickelter<br />

Sonnenspiegel zum Sichtbarmachen<br />

entfernter Vermessungspunkte.<br />

„Die Vermessung der Welt“ ist ein 2005 auf<br />

Deutsch erschienener Roman von Daniel<br />

Kehlmann. Thema ist die fi ktive Doppelbiografi<br />

e des Mathematikers Carl Friedrich<br />

Gauss (1777–1855) und des Naturforschers<br />

Alexander von Humboldt (1769–1859).<br />

13. Mount Everest<br />

(Höhe)<br />

Dass der Mount Everest der höchste Berg der<br />

Erde ist, weiss fast jedes Kind – doch wie hoch<br />

ist er wirklich? Um das herauszufi nden, lässt<br />

die Regierung von Nepal den Koloss im Himalaya<br />

neu vermessen. Das Ergebnis werde<br />

in etwa zwei Jahren vorliegen, berichtete<br />

die amtliche Nachrichtenagentur RSS.<br />

23


24<br />

Titel<br />

Die Erde ist eine Kartoffel. Wir lernten in den<br />

Siebzigerjahren, sie sei eine Kugel. Und die<br />

Lehrer des Mittelalters brachten ihren Schülern<br />

bei, sie sei eine Platte, an deren Rand das<br />

Wasser dickfl üssiger werde. Wer dann nicht<br />

aufhöre zu segeln, der kippe wohl oder übel von<br />

der Platte und verschwände auf Nimmerwiedersehen,<br />

wenn er nicht vorher von den dort<br />

sehr verbreiteten Seeungeheuern verschlungen<br />

werde. Solcherart mit guten Ratschlägen versehen<br />

hielten sich die Segler bis ins 15. Jahrhundert<br />

wohlweisslich <strong>vom</strong> Rand der Erde fern.<br />

Wer sich auf den Weg macht, muss wissen, in<br />

welcher Richtung sein Ziel liegt, wenn er dieses<br />

innert nützlicher Frist erreichen will. Der Magnetkompass,<br />

wie man ihn in Europa seit dem ausgehenden<br />

12. Jahrhundert kennt, macht es möglich,<br />

von irgendeinem Standpunkt aus die Nordrich-<br />

Impressum <strong>Passwort</strong><br />

Aufl age 1050<br />

Erscheint zweimal im Jahr<br />

Herausgeber<br />

Verein der Ehemaligen und Freunde<br />

der <strong>Kantonale</strong>n <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

Redaktion<br />

Verein der Ehemaligen<br />

Adrian Zurfl uh<br />

Elias Bricker<br />

<strong>Kantonale</strong> <strong>Mittelschule</strong> <strong>Uri</strong><br />

Dr. Ivo Frey, Rektor<br />

Marcel Huwyler Prorektor<br />

Ulrich Köchli, Lehrer<br />

Sarah Weber, Lehrerin<br />

Anja Dahinden, Bibliothekarin<br />

Layout und Gestaltung<br />

Anja Dahinden<br />

Korrektorat<br />

Ulrich Köchli<br />

Druck<br />

Gamma Druck AG<br />

6460 Altdorf<br />

Bild<br />

tung und somit auch alle anderen Himmelsrichtungen<br />

zu bestimmen. Kolumbus, der sich so<br />

über den Rand hinauswagte (und dabei auch die<br />

Kartoffel entdeckte), hatte die korrekte Richtung<br />

eingeschlagen. Dass er trotzdem nicht an sein<br />

Ziel gelangte, lag nicht an seinem Kompass!<br />

In Kombination mit einer guten Landkarte kann<br />

heute jedermann mit einem Kompass seinen<br />

eigenen Standpunkt im unbekannten Gelände<br />

bestimmen. Wer sich nicht mehr an seine<br />

Kompassexperimente aus der Pfadi- oder der<br />

Militärzeit erinnert, kann sich im Internet unter<br />

dem Stichwort „Kompass“ einfache Anleitungen<br />

herunterladen und sogleich mit Experimentieren<br />

anfangen. Die Treffsicherheit soll dabei immer<br />

noch besser sein als die von GPS. Kein Kompass<br />

vorhanden? Auch da hilft das Internet: Kompass-<br />

App auf das Smartphone laden und fertig!<br />

von Marcel Huwyler, Prorektor<br />

Wem mehr daran liegt, sein Inneres als sein<br />

Äusseres zu vermessen, dem sei das Alethiometer<br />

(„Wahrheitsmesser“) aus Philip Pullmans<br />

„The Golden Compass“ ans Herz gelegt.<br />

Wer dieses wundersame Instrument richtig zu<br />

handhaben weiss, der erhält Antworten auf alle<br />

nur erdenklichen Fragen. Die Erde eine Kartoffel?<br />

Pah! Welche Kartoffelsorte denn?

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