Passwort Nr. 1 vom Mai 2012 - Kantonale Mittelschule Uri
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Brückenschlag zum Geografi eunterricht<br />
Im Geografi eunterricht am Kollegi ist Geodäsie für sich kein Kernthema. Sehr wohl ist es uns<br />
aber ein Anliegen, zusammen mit anderen Fachgebieten wie Mathematik oder Physik die<br />
Grundlagen zu vermitteln, um die grundlegenden Elemente und Errungenschaften geodätischer<br />
Forschung zu verstehen und in Bezug auf unser Weltbild einordnen zu können. Es<br />
gehört zum geografi schen Rüstzeug eines Mittelschülers, über die Erdgestalt im Allgemeinen<br />
und über verschiedene Darstellungsmöglichkeiten der Erdoberfl äche Bescheid zu wissen,<br />
sich im Koordinatensystem der Erde oder einer Landkarte zurechtzufi nden und bei einem<br />
Flug in die USA die Zeitverschiebung nachvollziehen zu können. Ein sicherer Umgang mit<br />
topografi schen (wie thematischen) Karten, deren Basis in der Regel geodätische Messungen<br />
und Aufnahmen sind, gehören ebenso dazu wie die Fähigkeit, Satellitenbilder deuten zu können,<br />
mit Karte und Kompass zu navigieren oder die Funktionsweise eines GPS zu verstehen.<br />
Nicht zuletzt geht es im Geografi eunterricht aber auch darum, technische Errungenschaften<br />
und Entwicklungen unserer Gesellschaft kritisch zu hinterfragen, Wissen aus verschiedenen<br />
Fachgebieten miteinzubeziehen und zu vernetzen (unter anderem) mit Erkenntnissen<br />
aus der Geodäsie. Denn kaum ein Wissenschaftsbereich hat unser Weltbild und unser<br />
Selbstverständnis stärker geprägt und beeinfl usst als die Vermessung und die Erkundung<br />
der Erde und des sie umgebenden Raums. Yuri Gagarin und andere Kosmonauten<br />
bzw. Astronauten waren sich der Begrenztheit unserer räumlichen Ressourcen mit grosser<br />
Wahrscheinlichkeit bewusst, als sie unseren blauen Planeten aus dem All erblickten.<br />
Dank moderner Technik können wir es ihnen in Gedanken gleichtun und sind uns unserer<br />
Verantwortung für den einzigartigen Lebensraum Erde vielleicht noch mehr bewusst.<br />
kreise und Polarkreise sowie Fragen der totalen<br />
und partiellen Sonnen- und Mondfi nsternisse.<br />
Claudius Ptolemäus lieferte im 2. Jahrhundert n.<br />
Chr. die wohl umfassendste und kompetenteste<br />
Darstellung des astronomischen Systems der<br />
Griechen und schuf mit „Mathematike Syntaxis“<br />
das Standardwerk der mathematischen Astronomie<br />
<strong>vom</strong> 2. bis zum 17. Jahrhundert. Praktisch<br />
unverändert wurden seine Schriften von den<br />
Arabern unter dem Titel „al-madschisti“ übersetzt<br />
und übernommen und fanden schliesslich als Almagest<br />
den Weg in den heutigen Sprachgebrauch.<br />
Im antiken Griechenland, in Ägypten, im römischen<br />
Reich sowie auch in China<br />
hat die Erd-, Landes- und Ingenieursvermessung<br />
bedeutsame<br />
bis bahnbrechende Entwicklungen<br />
erfahren. Nicht nur war dies<br />
der Grundstein für verbesserte<br />
Land- und Weltkarten, sondern<br />
auch für die geistige Entwicklung, für die<br />
Entwicklung des menschlichen Selbstbildes im<br />
Speziellen. Neue Erkenntnisse im Vermessungswesen<br />
führten zum Einbezug neuer Lebensräume<br />
und Umweltbereiche und ermöglichten<br />
erst deren Nutzung für unsere Bedürfnisse (mit<br />
allen positiven wie negativen Konsequenzen).<br />
Mit dem Untergang der antiken Welt im Zuge der<br />
Völkerwanderung und der Verbreitung des Christentums<br />
kamen in Europa die naturwissenschaftliche<br />
Forschung und somit auch die Weiterentwicklung<br />
des Vermessungswesens weitgehend zum<br />
Stillstand. Mittelalterliche Kartographen stellten<br />
die Erde in der Regel wieder in Form einer Scheibe<br />
dar. Im Zentrum der Darstellungen standen<br />
dabei die biblischen Orte der Heilsgeschichte.<br />
Erst die Renaissance führte ca. ab dem 16. Jh.<br />
auch in der Vermessung zu neuen Erkenntnissen<br />
und zur Entwicklung neuer Verfahren. Letztere<br />
wurde im Wesentlichen angetrieben durch neue<br />
Im Bereich der Naturgefahrenprävention sind geodätische<br />
Methoden nicht mehr wegzudenken. So lassen sich instabile<br />
Berghänge mit hochpräzisen Lasergeräten oder mittels GPS<br />
überwachen, welche Bewegungen zentimetergenau registrieren.<br />
Bedürfnisse in Kartografi e und Navigation und<br />
fällt zusammen mit der Zeit der grossen Seefahrer<br />
und Entdecker. Man darf geradezu von einer<br />
stürmischen Entwicklung neuer Theorien und für<br />
die praktische Vermessung nötiger Instrumente<br />
sprechen, die bis heute anhält. Zu Beginn der<br />
Neuzeit waren die Erkenntnisse von Kepler, Galilei<br />
oder Newton wegweisend und die Entwicklung des<br />
Fernrohrs, des Sextanten und präziser mechanischer<br />
Uhren Innovationen, die neue Entwicklungsschritte<br />
ermöglichten. Heute sind beispielsweise<br />
die Satellitennavigation mit GPS, leistungsfähige<br />
Teleskope im All (Hubble) oder neue Erkenntnisse<br />
an grossen Forschungseinrichtungen wie<br />
dem Cern für neue Perspektiven unserer Sicht<br />
auf die Welt und für Veränderungen im Umgang<br />
mit unserem Lebensraum mitverantwortlich.<br />
Vermessung heute in Wissenschaft und Praxis<br />
Mit der Wissenschaft der Ausmessung und Abbildung<br />
der Erdoberfl äche beschäftigt sich heute der<br />
Fachbereich der Geodäsie. An Universitäten und<br />
technischen Hochschulen ist Geodäsie mehrheitlich<br />
den Fakultäten des Ingenieurwesens<br />
(Bauingenieurwesen, Geomatik)<br />
in Teilbereichen aber auch<br />
den Erdwissenschaften<br />
(Geophysik) und<br />
der Geografi e<br />
(Fernerkundung<br />
mit<br />
Luft- bzw.<br />
Satellitenbildern)angegliedert.<br />
Die<br />
Geodäsie<br />
ist<br />
Bindeglied<br />
zwischen Ingenieurwesen<br />
und Naturwissenschaften<br />
und liefert<br />
mit ihren Vermessungsergebnissen<br />
wichtige Grundlagen<br />
für zahlreiche weitere Fachgebiete<br />
und Tätigkeiten. Gerade im Bereich der<br />
Naturgefahrenprävention sind geodätische Methoden<br />
nicht mehr wegzudenken. So lassen sich instabile<br />
Berghänge oder<br />
Oberfl ächenveränderungen<br />
an den Flanken<br />
eines Vulkans heute<br />
mit hochpräzisen Lasergeräten<br />
oder mittels<br />
GPS überwachen, welche<br />
Bewegungen zentimetergenau registrieren. Mit<br />
modernen geodätischen Methoden werden immer<br />
genauere Darstellungen der Erdoberfl äche möglich.<br />
Digitale Höhenmodelle ermöglichen, die Erdoberfl<br />
äche dreidimensional darzustellen und bilden<br />
beispielsweise die Grundlage für die Modellierung