Beilage Herz-Kreislauf im Handelsblatt vom 10. Oktober 2013

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4 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages leitartikel Heilung für das Herz Die Herzmedizin hat viel erreicht. Zu den Erfolgen gehören zahlreiche neue Behandlungsmethoden und Fortschritte in der Diagnostik. Von Michael Gneuss Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen jeden etwas an. Sie sind noch immer die Todesursache Nummer eins in Europa. Hightech-Diagnostik, moderne Therapien, aber auch Präventionsmaßnahmen, wie die Rauchverbote haben die Zahl der Herz-Kreislauf-Toten in den vergangenen Jahren senken können. Doch Europas Experten geben keine Entwarnung. Im Gegenteil: Sie erwarten, dass sich die Gesundheitsprobleme aufgrund der ungesunden Lebensweise und einer alternden Bevölkerung in den kommenden Jahren wieder verschärfen werden. Risikofaktoren wie Diabetes und Übergewicht nehmen in den meisten europäischen Ländern eher zu als ab, heißt es bei der Europäischen Kardiologengesellschaft. Doch es gibt auch gute Nachr i cht e n : A l s F o r t s c h r i t t können medizinische Erkenntnisse gewertet werden, nach denen der Patient selbst viel für die Gesundheit seines Herzens tun kann. Bypässe, Stents und Tabletten sind nur die eine Seite der modernen Herzmedizin. Immer wieder verweisen Ärzte und Forscher daneben auf faszinierende Selbstheilungskräfte. Studien haben gezeigt, dass der Körper selbst in der Lage ist, natürliche Bypässe zu legen. Arteriogenese nennen Experten das Phänomen, bei dem um die verstopften Blutgefäße herum neue taugliche Adern heranwachsen. Gefördert wird dieser Selbstheilungsprozess vor allem durch Bewegung. Wer Sport treibt, hat deutlich bessere Chancen auf Heilung. Wer viel Zeit auf Bürostuhl und Couch verbringt oder viel raucht, leistet nicht nur den Gefäßkrankheiten Vorschub, er behindert auch die körpereigenen Selbstheilungskräfte. So hat eine Studie nachgewiesen, dass seit Einführung der Nichtraucherschutzgesetze 2007 und 2008 die Klinikbehandlungen wegen Herzinfarkten und seiner Vorstufe, der Angina pectoris, deutlich zurückgegangen sind. Verbesserte Diagnostik Doch vorbeugen kann nur, wer von seiner Erkrankung auch etwas weiß. Etwa jeder dritte Herzinfarkttote ahnte nichts von seinem Leiden. So haben Gesundheitsexperten nicht nur die Prävention, sondern auch eine verbesserte Diagnostik auf der Agenda. Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck kennen, forderte die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation Margaret Chan im April. Und sie verriet ihren – 120 zu 80 – mit dem Nachsatz: „Nicht schlecht für eine alte Dame, oder“ Schon allein diese simple Maßnahme könnte Millionen von Leben verlängern und die Gesundheitskosten erheblich senken. Oft als unsichtbarer Killer verschrien, ist Bluthochdruck nämlich einer der wichtigsten Faktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Moderne Diagnostikverfahren haben noch dazu den Vorteil, dass sie ernste Eingriffe verhindern können. Bildgebende Verfahren wie Kardio-Magnetresonanztomographie (mrt) und Kardio-Computertomographie (ct) können heute in vielen Fällen unnötige Katheter-Untersuchungen vermeiden. Sie geben weit tiefere Einblicke in den Herzmuskel und erkennen selbst kleinste Veränderungen an den Arterien, sogenannte Plaques, noch bevor es zu Durchblutungsstörungen kommt. Neue Therapien Immer besser werden auch die Therapien. So haben US-Forscher unlängst aus Stammzellen menschliches Herzgewebe gezüchtet, das in der Lage ist, sich von selbst zusammenzuziehen. Damit könnte Herzg e w e b e e r s e t z t werden, das durch einen Infarkt beschädigt w u r d e . Selbstauf l ö s e n d e Stents und immer feiner wirkende Cholesterinhemmer sind weitere vielversprechende Produkte in der Pipeline. A k t u e l l k l a g e n Herzforscher aber darüber, dass ihre Arbeit gegenüber der Krebsforschung ins Hintertreffen gerät. So gab die US-Zulassungsbehörde seit Frühjahr 2012 für drei neue Herzmedikamente grünes Licht – während im gleichen Zeitraum 17 neue Krebspräparate auf den Markt kamen. Die Herzgesundheit darf aber nicht vergessen werden. • Anzeige
Eine Publikation des Reflex Verlages herz-kreislauf 5 artikel Vorsorge Vorbeugung ist das A und O Der Kampf gegen Herz- und Kreislaufkrankheiten fängt beim eigenen Lebensstil an. Von Thomas Schulze Die kalte Jahreszeit beginnt – und damit auch die Zeit des erhöhten Herzinfarktrisikos. Denn der winterliche Temperaturenwechsel von klirrender Kälte draußen und molliger Wärme drinnen steigern die Häufigkeit von Herzinfarkten, wie belgische Forscher um kürzlich in einer Studie nachgewiesen haben. Bei um zehn Grad gesunkener Temperatur stieg die Herzinfarkt-Häufigkeit um sieben Prozent an. Dieser Trigger-Effekt trete allerdings nicht alleine im Winter auf, sagte Studienleiter Professor Marc Claeys von der Universität Antwerpen auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (esc) in Amsterdam. „Offenbar können auch relativ geringe Temperaturunterschiede zwischen Innenräumen und dem Freien die Häufigkeit von Herzinfarkten fördern“, so Claeys. Menschen mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko sollten daher möglichst vermeiden, sich großen Temperaturschwankungen auszusetzen. Gesunde Ernährung, vor allem die Einnahme von wenig ungesunden Fetten und Zucker aber viel Ballaststoffen und Wasser hilft, das Risiko für Herzkrankheiten zu senken. Temperaturstürze vermeiden Doch deshalb seinen Tag wohltemperiert auf der Couch zu verbringen, ist keine Lösung. Schon lange ist bekannt, dass der persönliche Lebensstil den entscheidenden Ausschlag über die Herzgesundheit geben kann. Auch Menschen, die bereits von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedroht oder betroffen sind, können ihr Risiko verringern und schwerwiegende Folgeerkrankungen vermeiden. Es ist kein Geheimnis, dass Übergewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. Daher sollte man unbedingt auf ein normales Körpergewicht achten. Wer sein Übergewicht abbauen will, sollte zunächst herausfinden, welches die Ursachen dafür sind. In Betracht kommen Alkohol, zu viele Süßigkeiten, fette und unregelmäßige Speisen oder Bewegungsmangel. Musik gibt Kraft Aber es gibt auch viel einfachere Dinge als Sport und gesunde Ernährung, die eine große Wirkung erzielen können. Serbische Wissenschaftler haben kürzlich herausgefunden, dass auch angenehme Musik die Gefäßfunktionen bei koronaren Herzerkrankungen verbessern kann. Dafür teilten sie eine Gruppe von 74 Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit in drei verschiedene Gruppen. Eine absolvierte ein medizinisch überwachtes Fitnesstraining, die zweite tat dasselbe, hörte aber zusätzlich täglich 30 Minuten lang seine Lieblingsmusik und die dritte Gruppe absolvierte nur das Musikprogramm. Das Ergebnis: Die körperliche Belastbarkeit der Musik-Trainingsgruppe hatte sich deutlich stärker, nämlich um 39 Prozent, verbessert. Die reine Trainingsgruppe brachte es hingegen nur auf 29 Prozent und die Gruppe, die nur Musik hörte schaffte es immerhin noch auf 19 Prozent. Wer seine Lieblingsmusik genießt, erklären die Wissenschaftler, verbessert die Innenwand seiner Gefäße (Endothel), was sich anhand verschiedener Blutmarker nachweisen ließ. Der Grund dafür könnte eine vermehrte Ausschüttung von Endorphinen sein, die wiederum die Bildung von Stickstoffmonoxid begünstigen, das die Funktion der Gefäßinnenwände verbessert. Einzige Auflage für die Wahl der Musik: Sie sollte als angenehm und entspannend erlebt werden. • Werbebeitrag Verbandspräsentation Prävention muss gefördert werden Vorsorge bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen hilft den Patienten und spart Geld. Prävention schützt auch junge Menschen. In den letzten zehn Jahren sank die Anzahl der Herzinfarkte und der damit verbundenen Komplikationen deutlich. Der Grund Für die Diagnose und Behandlung von Herzerkrankungen gibt es klare Leitlinien, die am konsequentesten von niedergelassenen Kardiologen umgesetzt werden. „Wir sind überzeugt, dass es bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch ungenutzte Ressourcen gibt. So hängen 90 Prozent der Herzinfarkte von Risikofaktoren ab, die wir beeinflussen können“, erklärt Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen (bnk). Vorbild sind andere europäische Länder: Norwegen investierte in den letzten Jahren stark in die Prävention und erreichte einen deutlichen Rückgang der Koronaren Herzerkrankung (khk). Italien konnte durch gezielte Präventionsprogramme gesundheitliche Zwischenfälle beim Sport stark reduzieren. Deutschland muss hier nachziehen. Im bnk wurde deshalb extra eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit Prävention und Sportmedizin befasst. Prävention verankern Nötig ist jedoch ein klares Bekenntnis der Politik zur Prävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die aktuellen politischen Vorgaben gefährden die normale Versorgung der Herzpatienten in den Praxen. Diese kann nur durch den engagierten Einsatz der Ärzte aufrechterhalten werden. Dabei könnte man durch Prävention erhebliche Erfolge erzielen, vielen Patienten Leid ersparen und dem Gesundheitssystem Geld sparen. Der bnk würde diese zusätzliche Aufgabe gerne übernehmen, ist dazu jedoch ohne ausreichende finanzielle Grundlagen nicht in der Lage. • Weitere Informationen BNK (Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e. V.) Brabanter Str. 4 80805 München info@bnk.de www.bnk.de
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