Beilage Herz-Kreislauf im Handelsblatt vom 10. Oktober 2013
Beilage Herz-Kreislauf im Handelsblatt vom 10. Oktober 2013
Beilage Herz-Kreislauf im Handelsblatt vom 10. Oktober 2013
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Eine Publikation des Reflex Verlages zum Thema<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong><br />
Heilung für das <strong>Herz</strong> Seite 4<br />
Bessere Diagnose Seite 7<br />
Bluthochdruck – lautlose Krankheit Seite 12<br />
Katheter statt Skalpell Seite 13<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong>
<strong>Herz</strong>- <strong>Kreislauf</strong><br />
Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
Eine Publikation der Reflex Verlag GmbH<br />
am <strong>10.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> <strong>im</strong> <strong>Handelsblatt</strong>.<br />
Der Reflex Verlag und die Verlagsgruppe<br />
<strong>Handelsblatt</strong> sind rechtlich getrennte und<br />
redaktionell unabhängige Unternehmen.<br />
Für starke <strong>Herz</strong>en<br />
INHALT<br />
Heilung für das <strong>Herz</strong> 4<br />
Vorbeugung ist das A und O 5<br />
Schrittmacher werden intelligenter 6<br />
Katheter statt Skalpell 7<br />
Stau in der Blutbahn 8<br />
Todesursache Nr. 1 10<br />
Qualitätssicherung mit Lücken 12<br />
Gefahren durch Bluthochdruck 13<br />
Rean<strong>im</strong>ation 14<br />
I M P R E S S U M<br />
Projektmanagerin<br />
Sumy Vásquez<br />
sumy.vasquez@reflex-media.net<br />
Redaktion<br />
Andrea von Gersdorff, Lars Grötsch, Daniel Kuhn,<br />
Katharina Lehmann, Katharina Ringler,<br />
Inken Schönauer, Alexandra Schulte am Esch,<br />
Thomas Schulze, Michael Gneuss<br />
Produktion/Layout<br />
Ann-Kathrin Gallheber<br />
annkathrin.gallheber@reflex-media.net<br />
Fotos<br />
Thinkstock / Getty Images<br />
Druck<br />
BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH<br />
Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin<br />
Inhalte von Werbebeiträgen wie Unternehmens- und<br />
Produktpräsentationen, Interviews, Anzeigen sowie<br />
Gastbeiträgen geben die Meinung der beteiligten<br />
Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit<br />
der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche<br />
Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.<br />
V.i.S.d.P.<br />
Redaktionelle Inhalte:<br />
Michael Gneuss<br />
redaktion@reflex-media.net<br />
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an<br />
Sascha Bogatzki<br />
sascha.bogatzki@reflex-media.net<br />
Reflex Verlag GmbH<br />
Hackescher Markt 2–3<br />
D-10178 Berlin<br />
T 030 / 200 89 49-0<br />
www.reflex-media.net<br />
Gäbe es das <strong>Herz</strong> nicht, so müsste man es<br />
erfinden. Ja tatsächlich, denn ohne das<br />
<strong>Herz</strong> ist alles nichts. Menschliches Leben<br />
ist ohne <strong>Herz</strong> schlechterdings nicht<br />
denkbar. Zu allen Zeiten hat dieses Mysterium der<br />
Natur, das in unserer Brust schlägt, Dichtung und<br />
Literatur so stark wie nichts anderes beeinflusst.<br />
Nahezu überall auf der Welt ist es seit Ewigkeiten<br />
das Symbol für die Liebe und das Leben.<br />
Und es ist eines der wichtigsten – wenn nicht das<br />
wichtigste – Organ unseres Körpers. Es ist der Motor des<br />
gesamten Blutkreislaufs, arbeitet wie eine Pumpe und<br />
hält unser Blut ständig in Bewegung. Über das Blut werden<br />
unsere Organe mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen<br />
versorgt. Stottert dieser Motor, gerät der Blutkreislauf<br />
durcheinander und das heißt: Alarmstufe rot<br />
für unsere Gesundheit, wenn nicht gar für unser Leben.<br />
Seit Jahrzehnten legt die medizinische Wissenschaft<br />
ein Schwergewicht ihrer Arbeit auf die<br />
Erforschung und Bekämpfung von <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-<br />
Erkrankungen. So sind <strong>im</strong> Bereich der Grundlagenforschung<br />
für die Wissenschaftler etwa die genetischen<br />
Grundlagen von <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen und<br />
die molekularen Mechanismen interessant, die dazu<br />
beitragen, das <strong>Herz</strong> oder die Blutgefäße zu beschädigen.<br />
Im Bereich der klinischen Forschung geht es<br />
um die Etablierung neuer Therapieverfahren. Die<br />
Versorgungsforschung wiederum kümmert sich<br />
um die Frage, wie Patienten mit <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen<br />
opt<strong>im</strong>al betreut werden können, damit<br />
schwerwiegende Folgen wie <strong>Herz</strong>infarkte, Schlaganfälle<br />
oder Wassereinlagerungen vermieden werden.<br />
Die Erfolge der Medizin können sich sehen lassen,<br />
ist es doch gelungen, die Sterberate von Menschen mit<br />
<strong>Herz</strong>- <strong>Kreislauf</strong>krankheiten seit 1970 um 25 Prozent zu<br />
senken. Das ändert allerdings nichts daran, dass diese<br />
Erkrankungen mit 40 Prozent <strong>im</strong>mer noch die häufigste<br />
Todesursache in Deutschland sind. In anderen<br />
Industrieländern ist das ähnlich. Keine Frage, dass sich<br />
diese Zahlen auch in den Behandlungsstatistiken der<br />
Ärzte niederschlagen: Annähernd die Hälfte der am<br />
häufigsten verordneten Medikamente sind Medikamente<br />
gegen Erkrankungen des <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Systems.<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen sind medizinisch<br />
und auch volkswirtschaftlich deswegen so<br />
bedeutsam, weil sie für den Patienten schwerwiegende<br />
Folgen nach sich ziehen können. So führen<br />
Gefäßveränderungen bei einigen Menschen dazu,<br />
dass sich Blutgefäße verschließen. Passiert das am<br />
<strong>Herz</strong>en, erleiden die Betroffenen einen <strong>Herz</strong>infarkt.<br />
Ein Gefäßverschluss <strong>im</strong> Gehirn führt zu einem<br />
Schlaganfall. Außerdem können <strong>Herz</strong>erkrankungen<br />
die Funktion des <strong>Herz</strong>ens selbst beeinträchtigen.<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen schränken die<br />
Lebensqualität der Patienten oft erheblich ein und sind<br />
für das Gesundheitswesen teuer. Dabei könnten sie oft<br />
vermieden werden. Zu den häufigsten Ursachen einer<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>erkrankung zählen Stress, Rauchen,<br />
Medikamente, psychische Belastungen, mangelnde<br />
Bewegung sowie eine ungesunde Ernährung. Sowohl<br />
eine nährstoffarme, als auch eine säureüberschüssige<br />
Ernährung führt dazu, dass das <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-System<br />
nachhaltig beeinträchtigt wird. Vor diesem Hintergrund<br />
sollte man also unbedingt auf eine ausgewogene<br />
gesunde Ernährung achten. Auf diese Weise können wir<br />
selbst dazu beitragen, unser <strong>Herz</strong> und unseren <strong>Kreislauf</strong><br />
zu stärken und damit unsere Gesundheit zu erhalten.<br />
Mit dieser Publikation wollen wir Sie deshalb nicht<br />
nur informieren über <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen<br />
und wie die moderne Medizin sie bekämpft. Vielmehr<br />
wollen wir Sie auch ganz persönlich zu einer gesunden<br />
Lebensweise motivieren. In diesem Sinne wünschen<br />
wir Ihnen eine spannende und interessante Lektüre.<br />
Michael Gneuss<br />
Chefredakteur<br />
Der Reflex Verlag hat sich auf themenbezogene<br />
Publikationen in deutschen, niederländischen und<br />
Schweizer Tageszeitungen spezialisiert.<br />
Diese liegen unter anderem folgenden Medien bei:<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.), <strong>Handelsblatt</strong>,<br />
Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung. So kombiniert der<br />
Reflex Verlag den thematischen Fokus der Fachpublikationen<br />
mit der Reichweite der Tagespresse.<br />
Der Verlag zeichnet sich durch eine unabhängige Redaktion<br />
sowie die Trennung zwischen redaktionellen Artikeln und<br />
Kundenbeiträgen aus.<br />
Mehr Informationen unter www.reflex-media.net<br />
partner<br />
Das Papier der Publikation, die <strong>im</strong> aufgeführten Trägermedium erschienen ist, stammt aus verantwortungsvollen Quellen.
werbebeitrag produktpräsentation<br />
Tragbarer Defibrillator<br />
Erst Defibrillatorweste, dann Implantation.<br />
Die LifeVest ® vereint die Vorteile von<br />
externen und <strong>im</strong>plantierbaren Defibrillatoren<br />
– ist aber nicht als dauerhafte<br />
Therapie gedacht. <strong>Herz</strong>rasen,<br />
Schwindelgefühl, Brustschmerzen, Bewusstlosigkeit<br />
– Exitus: Etwa 100.000<br />
Menschen erliegen pro Jahr in Deutschland<br />
dem plötzlichen <strong>Herz</strong>tod. Die Ursache<br />
ist meist eine <strong>Herz</strong>rhythmusstörung,<br />
die zum <strong>Herz</strong>stillstand führt.<br />
Eine Rettung in einer derartigen<br />
Situation wäre ein Defibrillator, also<br />
ein Gerät, das durch Stromstöße <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />
beenden kann. Ein<br />
solcher Defibrillator ist jedoch nicht<br />
<strong>im</strong>mer schnell genug zur Hand. Denn je<br />
mehr Zeit verstreicht, bis das <strong>Herz</strong> den<br />
Stromstoß erhält, desto geringer ist die<br />
Überlebenschance des Betroffenen.<br />
Patienten, bei denen <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />
auftreten können, erhalten<br />
daher einen <strong>im</strong>plantierbareren Kardioverter-Defibrillator<br />
(icd), der ähnlich<br />
wie ein <strong>Herz</strong>schrittmacher durch eine<br />
Operation eingesetzt wird und in wenigen<br />
Sekunden die <strong>Herz</strong>rhythmusstörung<br />
beenden kann.<br />
Unnötige Implantationen<br />
Allerdings erscheint heute nicht<br />
jede vorbeugende icd-Implantation als<br />
wirklich nötig: In Deutschland wird<br />
nach Meinung von Experten etwa ein<br />
Viertel aller icds zu früh oder bei ungesicherter<br />
Indikation <strong>im</strong>plantiert. Das<br />
verursacht hohe Kosten für das Gesundheitssystem<br />
sowie körperliche und psychische<br />
Belastungen für die Patienten.<br />
In vielen Fällen ist es daher besser,<br />
zunächst einmal einen tragbaren Defibrillator<br />
(wcd) zu verordnen, also ein<br />
Gerät, das der Patient unterhalb der<br />
Kleidung auf dem Brustkorb tragen<br />
kann. Eine solche Defibrillatorweste<br />
vereint die Vorteile von externen und<br />
<strong>im</strong>plantierbaren Defibrillatoren, da sie<br />
jederzeit einsatzbereit ist, ohne dass<br />
eine Implantation nötig ist oder ein<br />
Rettungsteam anwesend sein muss.<br />
Bislang ist lediglich ein derartiger<br />
Defibrillator auf dem Markt: die Life-<br />
Vest ® des us-amerikanischen Herstellers<br />
Zoll Medical Corporation. Dabei<br />
handelt es sich um eine westenähnliche<br />
Konstruktion aus Trägern mit den<br />
ekg- und Defibrillationselektroden,<br />
verbunden mit dem eigentlichen Defibrillator<br />
und einem kleinen Überwachungsgerät<br />
in einer Gürteltasche.<br />
Schutz während der<br />
Überbrückungszeit<br />
Die LifeVest ® ist kein Ersatz für einen<br />
icd, denn sie ist nicht als langfristiges<br />
Therapie-Instrument gedacht,<br />
sondern dient als Schutz für eine Überbrückungszeit<br />
von einigen Monaten,<br />
während der Arzt entscheiden kann, ob<br />
tatsächlich eine Implantation nötig ist.<br />
Sinnvoll ist der Einsatz der LifeVest ®<br />
besonders in den ersten Monaten nach<br />
einem akuten <strong>Herz</strong>infarkt oder nach<br />
einer <strong>Herz</strong>operation, wenn eine stark<br />
verminderte <strong>Herz</strong>leistung besteht. Weiterhin<br />
bei einer akuten <strong>Herz</strong>schwäche,<br />
die häufig mit der Gefahr von lebensbedrohlichen<br />
<strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />
einhergeht. Nicht selten erholt sich aber<br />
der <strong>Herz</strong>muskel von dieser Schwäche, so<br />
dass dann ein icd nicht erforderlich ist.<br />
Die Daten, die das Überwachungsgerät<br />
der Weste sammelt, helfen dem Arzt<br />
dabei, diese Entscheidung zu treffen.<br />
Ebenfalls zweckmäßig ist die LifeVest ®<br />
Die LiveVest® kann der Patient unterhalb der Kleidung auf dem Brustkorb tragen.<br />
bei Patienten, die auf eine <strong>Herz</strong>transplantation<br />
warten oder bei denen der<br />
Verdacht auf eine <strong>Herz</strong>muskelentzündung<br />
oder auf angeborene gefährliche<br />
<strong>Herz</strong>rhythmusstörungen besteht.<br />
Angebracht erscheint die LifeVest ®<br />
auch als Schutz bei jungen Frauen,<br />
die eine seltene Form der <strong>Herz</strong>muskelveränderung<br />
am Ende oder nach der<br />
Schwangerschaft entwickeln, nach einer<br />
Chemotherapie, die eine <strong>Herz</strong>muskelschwäche<br />
erzeugen kann, oder wenn<br />
ein infizierter icd vorübergehend entfernt<br />
werden muss.<br />
In all diesen Fällen sind die Patienten<br />
während der bestehenden <strong>Herz</strong>muskelveränderung<br />
stark gefährdet,<br />
langfristig oft jedoch nicht, so dass sie<br />
keinen <strong>im</strong>plantierten Defibrillator benötigen.<br />
•<br />
Weitere Informationen<br />
ZOLL CMS GmbH<br />
Emil-Hoffmann Staße 13<br />
50996 Köln<br />
info@zollmedical.de<br />
www.lifevest.zoll.com<br />
www.zoll.com<br />
Werbebeitrag<br />
Interview<br />
„Defibrillator-Weste in der Praxis“<br />
»»<br />
Wie häufig wird die LifeVest<br />
eingesetzt<br />
Weltweit (überwiegend in den usa)<br />
sind seit 2002 etwa 120.000 wcd-Geräte<br />
verordnet worden, in Deutschland etwa<br />
5000.<br />
»»<br />
Wie ist die Wirksamkeit<br />
der Weste <strong>im</strong> Vergleich zu<br />
<strong>im</strong>plantierten und externen<br />
Defibrillatoren<br />
Die LifeVest terminiert 98 Prozent<br />
aller lebensbedrohlichen Tachyarrhythmien<br />
mit dem ersten Schock. Dadurch<br />
ist die LifeVest mindestens ebenso<br />
erfolgreich und sicher wie der icd.<br />
Die LifeVest ist aber erfolgreicher<br />
als ein aed (automatischer externer Defibrillator)<br />
– weil bei der Weste weniger<br />
Zeit bis zur lebensrettenden Defibrillation<br />
verstreicht, als wenn der Patient<br />
auf das Eingreifen des Notarztes mit<br />
»<br />
dem aed warten müsste.<br />
»<br />
Wie häufig sind fälschlicherweise<br />
ausgelöste Schocks <strong>im</strong><br />
Vergleich zu <strong>im</strong>plantierten<br />
Defibrillatoren<br />
Das Auftreten von fälschlicherweise<br />
oder unnötigerweise abgegebenen<br />
Helmut U. Klein ist Professor emeritus der Otto-von-<br />
Guericke-Universität Magdeburg.<br />
Schocks bei der LifeVest ist viel seltener<br />
als be<strong>im</strong> icd.<br />
Das ist einerseits bedingt durch<br />
die Möglichkeit der Unterdrückung<br />
der Schockabgabe durch den Antwortknopf,<br />
den der Patienten betätigen<br />
kann.<br />
Und andererseits durch den sehr<br />
sicheren Erkennungsalgorithmus, der<br />
hilft,<br />
»<br />
inadäquate Schocks zu vermeiden.<br />
»<br />
Wie gut wird die Weste<br />
von den Patienten akzeptiert<br />
Die Akzeptanz des LifeVest-Verfahrens<br />
ist <strong>im</strong> Allgemeinen sehr gut.<br />
Sie hängt ganz überwiegend von<br />
der Aufklärung des Patienten durch<br />
den Arzt und von der sorgfältigen<br />
Einweisung des richtigen Gebrauchs<br />
durch die Mitarbeiter der Herstellerfirma<br />
ab.<br />
•<br />
Biographie<br />
Unter der Leitung von Professor Helmut U.<br />
Klein fand 1984 in Hannover eine der ersten<br />
Defibrillator-Implantationen in Deutschland<br />
statt. Zudem war er an mehreren entscheidenden<br />
Studien zu <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />
beteiligt. Von 1992 bis 2007 arbeitete<br />
er als Professor der Medizin an der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg,<br />
davon vier Jahre als Ärztlicher Direktor des<br />
Universitätsklinikums.<br />
Zu seinen Auszeichnungen gehören der<br />
Mirowski Award for Excellence in Clinical<br />
Cardiology and Electrophysiology sowie<br />
der Verdienstorden der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Helmut U. Klein ist derzeit Gastprofessor an<br />
der University of Rochester Medical Center,<br />
Rochester, USA.
4 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
leitartikel<br />
Heilung für das <strong>Herz</strong><br />
Die <strong>Herz</strong>medizin hat viel erreicht. Zu den Erfolgen gehören zahlreiche neue Behandlungsmethoden und Fortschritte in der Diagnostik.<br />
Von Michael Gneuss<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen gehen<br />
jeden etwas an. Sie sind noch<br />
<strong>im</strong>mer die Todesursache Nummer eins<br />
in Europa. Hightech-Diagnostik, moderne<br />
Therapien, aber auch Präventionsmaßnahmen,<br />
wie die Rauchverbote<br />
haben die Zahl der <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Toten<br />
in den vergangenen Jahren senken<br />
können. Doch Europas Experten geben<br />
keine Entwarnung. Im Gegenteil: Sie<br />
erwarten, dass sich die Gesundheitsprobleme<br />
aufgrund der ungesunden<br />
Lebensweise und einer alternden Bevölkerung<br />
in den kommenden Jahren wieder<br />
verschärfen werden. Risikofaktoren<br />
wie Diabetes und Übergewicht nehmen<br />
in den meisten europäischen Ländern<br />
eher zu als ab, heißt es bei der Europäischen<br />
Kardiologengesellschaft.<br />
Doch es gibt<br />
auch gute Nachr<br />
i cht e n : A l s<br />
F o r t s c h r i t t<br />
können medizinische<br />
Erkenntnisse<br />
gewertet<br />
werden,<br />
nach denen<br />
der Patient<br />
selbst<br />
viel für die<br />
Gesundheit<br />
seines<br />
<strong>Herz</strong>ens tun<br />
kann. Bypässe,<br />
Stents und Tabletten<br />
sind nur<br />
die eine Seite der<br />
modernen <strong>Herz</strong>medizin.<br />
Immer wieder verweisen<br />
Ärzte und Forscher<br />
daneben auf faszinierende<br />
Selbstheilungskräfte. Studien<br />
haben gezeigt, dass der Körper selbst<br />
in der Lage ist, natürliche Bypässe zu<br />
legen. Arteriogenese nennen Experten<br />
das Phänomen, bei dem um die verstopften<br />
Blutgefäße herum neue taugliche<br />
Adern heranwachsen.<br />
Gefördert wird dieser Selbstheilungsprozess<br />
vor allem durch Bewegung.<br />
Wer Sport treibt, hat deutlich<br />
bessere Chancen auf Heilung. Wer viel<br />
Zeit auf Bürostuhl und Couch verbringt<br />
oder viel raucht, leistet nicht nur den<br />
Gefäßkrankheiten Vorschub, er behindert<br />
auch die körpereigenen Selbstheilungskräfte.<br />
So hat eine Studie nachgewiesen,<br />
dass seit Einführung der<br />
Nichtraucherschutzgesetze 2007 und<br />
2008 die Klinikbehandlungen wegen<br />
<strong>Herz</strong>infarkten und seiner Vorstufe, der<br />
Angina pectoris, deutlich zurückgegangen<br />
sind.<br />
Verbesserte Diagnostik<br />
Doch vorbeugen kann nur, wer von<br />
seiner Erkrankung auch etwas weiß.<br />
Etwa jeder dritte <strong>Herz</strong>infarkttote ahnte<br />
nichts von seinem Leiden. So haben<br />
Gesundheitsexperten nicht nur die<br />
Prävention,<br />
sondern<br />
auch eine verbesserte<br />
Diagnostik auf der Agenda.<br />
Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck<br />
kennen, forderte die Direktorin<br />
der Weltgesundheitsorganisation Margaret<br />
Chan <strong>im</strong> April. Und sie verriet<br />
ihren – 120 zu 80 – mit dem Nachsatz:<br />
„Nicht schlecht für eine alte Dame,<br />
oder“ Schon allein diese s<strong>im</strong>ple Maßnahme<br />
könnte Millionen von Leben<br />
verlängern und die Gesundheitskosten<br />
erheblich senken. Oft als unsichtbarer<br />
Killer verschrien, ist Bluthochdruck<br />
nämlich einer der wichtigsten Faktoren,<br />
die <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen<br />
begünstigen.<br />
Moderne Diagnostikverfahren haben<br />
noch dazu den Vorteil, dass sie<br />
ernste Eingriffe verhindern können.<br />
Bildgebende Verfahren wie Kardio-Magnetresonanztomographie<br />
(mrt) und<br />
Kardio-Computertomographie (ct)<br />
können heute in vielen Fällen unnötige<br />
Katheter-Untersuchungen vermeiden.<br />
Sie geben weit tiefere Einblicke in<br />
den <strong>Herz</strong>muskel und erkennen selbst<br />
kleinste Veränderungen an den Arterien,<br />
sogenannte Plaques, noch bevor es<br />
zu Durchblutungsstörungen kommt.<br />
Neue Therapien<br />
Immer besser werden auch die Therapien.<br />
So haben US-Forscher unlängst<br />
aus Stammzellen menschliches<br />
<strong>Herz</strong>gewebe gezüchtet,<br />
das in der<br />
Lage ist, sich von<br />
selbst zusammenzuziehen.<br />
Damit könnte<br />
<strong>Herz</strong>g<br />
e w e b e<br />
e r s e t z t<br />
werden,<br />
das durch<br />
einen Infarkt<br />
beschädigt<br />
w u r d e .<br />
Selbstauf<br />
l ö s e n d e<br />
Stents und<br />
<strong>im</strong>mer feiner<br />
wirkende<br />
Cholesterinhemmer<br />
sind weitere<br />
vielversprechende<br />
Produkte in der<br />
Pipeline.<br />
A k t u e l l k l a g e n<br />
<strong>Herz</strong>forscher aber darüber,<br />
dass ihre Arbeit gegenüber<br />
der Krebsforschung ins<br />
Hintertreffen gerät.<br />
So gab die US-Zulassungsbehörde<br />
seit Frühjahr 2012 für drei neue<br />
<strong>Herz</strong>medikamente grünes Licht – während<br />
<strong>im</strong> gleichen Zeitraum 17 neue<br />
Krebspräparate auf den Markt kamen.<br />
Die <strong>Herz</strong>gesundheit darf aber nicht vergessen<br />
werden.<br />
•<br />
Anzeige
Eine Publikation des Reflex Verlages herz-kreislauf 5<br />
artikel Vorsorge<br />
Vorbeugung ist das A und O<br />
Der Kampf gegen <strong>Herz</strong>- und <strong>Kreislauf</strong>krankheiten fängt be<strong>im</strong> eigenen Lebensstil an.<br />
Von Thomas Schulze<br />
Die kalte Jahreszeit beginnt – und<br />
damit auch die Zeit des erhöhten<br />
<strong>Herz</strong>infarktrisikos. Denn der winterliche<br />
Temperaturenwechsel von klirrender<br />
Kälte draußen und molliger Wärme<br />
drinnen steigern die Häufigkeit von<br />
<strong>Herz</strong>infarkten, wie belgische Forscher<br />
um kürzlich in einer Studie nachgewiesen<br />
haben. Bei um zehn Grad gesunkener<br />
Temperatur stieg die <strong>Herz</strong>infarkt-Häufigkeit<br />
um sieben Prozent an.<br />
Dieser Trigger-Effekt trete allerdings<br />
nicht alleine <strong>im</strong> Winter auf, sagte<br />
Studienleiter Professor Marc Claeys<br />
von der Universität Antwerpen auf dem<br />
Kongress der Europäischen Gesellschaft<br />
für Kardiologie (esc) in Amsterdam.<br />
„Offenbar können auch relativ<br />
geringe Temperaturunterschiede zwischen<br />
Innenräumen und dem Freien<br />
die Häufigkeit von <strong>Herz</strong>infarkten fördern“,<br />
so Claeys. Menschen mit einem<br />
erhöhten <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Risiko sollten<br />
daher möglichst vermeiden, sich<br />
großen Temperaturschwankungen<br />
auszusetzen.<br />
Gesunde Ernährung, vor allem die Einnahme von wenig ungesunden Fetten und Zucker aber viel Ballaststoffen und Wasser hilft, das Risiko für <strong>Herz</strong>krankheiten zu senken.<br />
Temperaturstürze vermeiden<br />
Doch deshalb seinen Tag wohltemperiert<br />
auf der Couch zu verbringen,<br />
ist keine Lösung. Schon lange ist bekannt,<br />
dass der persönliche Lebensstil<br />
den entscheidenden Ausschlag<br />
über die <strong>Herz</strong>gesundheit geben kann.<br />
Auch Menschen, die bereits von<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen bedroht<br />
oder betroffen sind, können ihr Risiko<br />
verringern und schwerwiegende<br />
Folgeerkrankungen vermeiden.<br />
Es ist kein Gehe<strong>im</strong>nis, dass Übergewicht<br />
das Risiko für <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen<br />
steigert. Daher sollte man<br />
unbedingt auf ein normales Körpergewicht<br />
achten. Wer sein Übergewicht<br />
abbauen will, sollte zunächst herausfinden,<br />
welches die Ursachen dafür sind.<br />
In Betracht kommen Alkohol, zu viele<br />
Süßigkeiten, fette und unregelmäßige<br />
Speisen oder Bewegungsmangel.<br />
Musik gibt Kraft<br />
Aber es gibt auch viel einfachere<br />
Dinge als Sport und gesunde Ernährung,<br />
die eine große Wirkung erzielen<br />
können. Serbische Wissenschaftler<br />
haben kürzlich herausgefunden, dass<br />
auch angenehme Musik die Gefäßfunktionen<br />
bei koronaren <strong>Herz</strong>erkrankungen<br />
verbessern kann. Dafür teilten sie<br />
eine Gruppe von 74 Patienten mit stabiler<br />
koronarer <strong>Herz</strong>krankheit in drei<br />
verschiedene Gruppen. Eine absolvierte<br />
ein medizinisch überwachtes Fitnesstraining,<br />
die zweite tat dasselbe, hörte<br />
aber zusätzlich täglich 30 Minuten lang<br />
seine Lieblingsmusik und die dritte<br />
Gruppe absolvierte nur das Musikprogramm.<br />
Das Ergebnis: Die körperliche<br />
Belastbarkeit der Musik-Trainingsgruppe<br />
hatte sich deutlich stärker, nämlich<br />
um 39 Prozent, verbessert. Die reine<br />
Trainingsgruppe brachte es hingegen<br />
nur auf 29 Prozent und die Gruppe, die<br />
nur Musik hörte schaffte es <strong>im</strong>merhin<br />
noch auf 19 Prozent.<br />
Wer seine Lieblingsmusik genießt,<br />
erklären die Wissenschaftler, verbessert<br />
die Innenwand seiner Gefäße (Endothel),<br />
was sich anhand verschiedener<br />
Blutmarker nachweisen ließ. Der Grund<br />
dafür könnte eine vermehrte Ausschüttung<br />
von Endorphinen sein, die wiederum<br />
die Bildung von Stickstoffmonoxid<br />
begünstigen, das die Funktion der Gefäßinnenwände<br />
verbessert. Einzige Auflage<br />
für die Wahl der Musik: Sie sollte<br />
als angenehm und entspannend erlebt<br />
werden.<br />
•<br />
Werbebeitrag<br />
Verbandspräsentation<br />
Prävention muss gefördert werden<br />
Vorsorge bei <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen hilft den Patienten und spart Geld.<br />
Prävention schützt auch junge Menschen.<br />
In den letzten zehn Jahren sank die<br />
Anzahl der <strong>Herz</strong>infarkte und der damit<br />
verbundenen Komplikationen deutlich.<br />
Der Grund Für die Diagnose und<br />
Behandlung von <strong>Herz</strong>erkrankungen<br />
gibt es klare Leitlinien, die am konsequentesten<br />
von niedergelassenen Kardiologen<br />
umgesetzt werden. „Wir sind<br />
überzeugt, dass es bei der Prävention<br />
von <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen noch<br />
ungenutzte Ressourcen gibt. So hängen<br />
90 Prozent der <strong>Herz</strong>infarkte von Risikofaktoren<br />
ab, die wir beeinflussen<br />
können“, erklärt Dr. Norbert Smetak,<br />
Vorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener<br />
Kardiologen (bnk).<br />
Vorbild sind andere europäische<br />
Länder: Norwegen investierte in den<br />
letzten Jahren stark in die Prävention<br />
und erreichte einen deutlichen Rückgang<br />
der Koronaren <strong>Herz</strong>erkrankung<br />
(khk). Italien konnte durch gezielte Präventionsprogramme<br />
gesundheitliche<br />
Zwischenfälle be<strong>im</strong> Sport stark reduzieren.<br />
Deutschland muss hier nachziehen.<br />
Im bnk wurde deshalb extra eine<br />
Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit<br />
Prävention und Sportmedizin befasst.<br />
Prävention verankern<br />
Nötig ist jedoch ein klares Bekenntnis<br />
der Politik zur Prävention bei<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen. Die aktuellen<br />
politischen Vorgaben gefährden<br />
die normale Versorgung der <strong>Herz</strong>patienten<br />
in den Praxen. Diese kann<br />
nur durch den engagierten Einsatz der<br />
Ärzte aufrechterhalten werden. Dabei<br />
könnte man durch Prävention erhebliche<br />
Erfolge erzielen, vielen Patienten<br />
Leid ersparen und dem Gesundheitssystem<br />
Geld sparen. Der bnk würde<br />
diese zusätzliche Aufgabe gerne übernehmen,<br />
ist dazu jedoch ohne ausreichende<br />
finanzielle Grundlagen nicht in<br />
der Lage.<br />
•<br />
Weitere Informationen<br />
BNK (Bundesverband Niedergelassener<br />
Kardiologen e. V.)<br />
Brabanter Str. 4<br />
80805 München<br />
info@bnk.de<br />
www.bnk.de
6 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
artikel <strong>Herz</strong>schrittmacher<br />
Intelligent <strong>im</strong> Takt schlagen<br />
Die neue Schrittmachergeneration zeigt sich erwachsen, sie ist flexibel und denkt mit.<br />
Von Lars Grötsch<br />
Rund eine Million Deutsche tragen<br />
einen <strong>Herz</strong>schrittmacher – Tendenz<br />
steigend. 2011 erfolgten laut Statistischem<br />
Bundesamt 373.837 Operationen<br />
am menschlichen Motor. Das ist<br />
ein Anstieg von etwa 3,4 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. Am häufigsten <strong>im</strong>plantierten<br />
Ärzte <strong>Herz</strong>schrittmacher<br />
und Defibrillatoren. Letztere verabreichen<br />
ihren Trägern gezielt sogenannte<br />
Schocks, um <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen,<br />
wie Kammerfl<strong>im</strong>mern oder Kammerflattern,<br />
zu beseitigen.<br />
Dabei sind die Zeiten klobiger <strong>Herz</strong>schrittmacher<br />
lange vorbei. Nicht mehr<br />
viel größer als eine Münze, passen sich<br />
die modernen Systeme der Hautoberfläche<br />
ihres Trägers an. Die Lebensdauer<br />
ihrer Batterien beträgt mittlerweile bis<br />
zu 15 Jahre und die Anforderungen gleichen<br />
denen eines Rechenzentrums.<br />
Fortschritt durch Telemonitoring<br />
Müssen Träger von Schrittmachern<br />
derzeit noch regelmäßig alle drei Monate<br />
zu Kontrollen, könnte dies bald der<br />
Vergangenheit angehören. Telemonitoring-Systeme<br />
gewinnen stetig an Bedeutung.<br />
Das sind Systeme, die selbstständig<br />
die Funktionen der Schrittmacher<br />
und Defibrillatoren überwachen.<br />
Unabhängig von regulären Nachsorgeterminen<br />
erhält der Kardiologe Statusbenachrichtigungen.<br />
Und zwar wie<br />
folgt: Im Implantat befindet sich ein<br />
Speicher, der wichtige Informationen,<br />
wie unregelmäßige Rhythmusepisoden<br />
oder den Zustand der Elektroden,<br />
aufzeichnet.<br />
Die Daten werden an ein Servicecenter<br />
weitergeleitet – zum Beispiel automatisch<br />
per Datenfernübertragung.<br />
Der Arzt kann die Daten rund um die<br />
Uhr abrufen und den Zustand des Patienten<br />
und seines Geräts überwachen.<br />
Mithilfe eines Ampelsystems lassen<br />
sich Ereignisse vordefinieren, bei deren<br />
Eintritt der Mediziner zusätzlich<br />
Der Nutzen von mrt-Bildgebung bei <strong>Herz</strong>schrittmacher-Trägern ist groß.<br />
automatisch informiert wird. Das erhöht<br />
die Patientensicherheit, erlaubt es<br />
doch Ferndiagnosen und hilft, schwerwiegende<br />
Komplikationen zu vermeiden.<br />
Die Folge: Krankenhausaufenthalte<br />
und Arztbesuche nehmen ab – das<br />
spart Zeit und Geld.<br />
Bisher wurden <strong>Herz</strong>schrittmacher<br />
direkt während der Operation eingestellt<br />
und erst später nachjustiert. Die<br />
neue Generation besitzt einen Autodetektor,<br />
der minütlich wichtige Parameter<br />
erfasst und abspeichert. Die<br />
Einstellungen des Gerätes passen sich<br />
dann den jeweiligen Belastungssituationen<br />
des Trägers an. Nachträgliches<br />
Feinjustieren wird damit nahezu überflüssig.<br />
Vor allem Patienten, die häufig<br />
körperlichen Belastungen ausgesetzt<br />
sind, kommen diese intelligenten Implantate<br />
entgegen.<br />
Schnell erhielten Betroffenen früher<br />
sogenannte Schocks, um das <strong>Herz</strong><br />
zu st<strong>im</strong>ulieren. Starke Stromstöße<br />
sind jedoch sehr belastend und sollten<br />
deshalb nur ausgelöst werden, wenn<br />
sie tatsächlich unumgänglich sind.<br />
Heute sind Defibrillatoren toleranter<br />
programmiert und warten 30 Schläge<br />
ab, ehe sie einen Stoß einleiten. Das<br />
erspart den Trägern nicht nur unnötige<br />
Schocks, sondern verbessert neuen<br />
Untersuchungsergebnissen zufolge<br />
die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
deutlich.<br />
Wissenslücken bei<br />
mrt-Einsätzen<br />
Laut übereinst<strong>im</strong>mender Berichte<br />
deutscher Krankenkassen benötigen<br />
über 50 Prozent aller <strong>Herz</strong>schrittmacher-Träger<br />
während der Laufzeit ihrer<br />
Implantate eine Untersuchung mittels<br />
Kernspintomographen (mrt).<br />
Dabei stoßen Kardiologen aber <strong>im</strong>mer<br />
noch regelmäßig an ihre Grenzen<br />
oder lehnen Patienten mangels Wissens<br />
ab. Denn bei älteren <strong>Herz</strong>schrittmachern<br />
kann es bei der Untersuchung<br />
Komplikationen geben. Der jeweilige<br />
Anzahl der operativen <strong>Herz</strong>schrittmacher-Eingriffe<br />
In Deutschland in den Jahren 2004 bis 2010<br />
86.252<br />
<strong>Herz</strong>schrittmacher muss für den jeweiligen<br />
Tomographen zugelassen sein<br />
und vorher in den mrt-Modus versetzt<br />
werden.<br />
Angesichts des schnellen Fortschritts<br />
verlieren Ärzte aber leicht den<br />
interview<br />
93.583<br />
94.210<br />
Quelle: Deutsches <strong>Herz</strong>schrittmacher-Register, 2012<br />
Home Monitoring<br />
»»<br />
Sie haben mit der In-T<strong>im</strong>e-Studie<br />
nachgewiesen, dass Telemonitoring<br />
das Leben von <strong>Herz</strong>schwächepatienten<br />
retten kann. Was<br />
genau haben Sie festgestellt<br />
Bei herzschwachen Patienten, die<br />
ein <strong>Herz</strong><strong>im</strong>plantat mit Home Monitoring-Funktion<br />
trugen, war die Sterblichkeit<br />
um mehr als 50 Prozent geringer<br />
als bei den Patienten, die standardmäßig<br />
ohne Home Monitoring versorgt<br />
wurden.<br />
»»<br />
Wie funktioniert Home<br />
Monitoring<br />
Mit Hilfe eines Minisenders übertragen<br />
die Implantate täglich aktuelle<br />
Patientendaten per Mobilfunk an den<br />
Arzt. Sobald sich der Patientenzustand<br />
ändert, wird er automatisch informiert<br />
und<br />
»<br />
kann reagieren.<br />
»<br />
War das früher nicht möglich<br />
Nein. Früher ist der Patient alle 90<br />
bis 180 Tage zur Kontrolle gekommen.<br />
Technische oder klinische Probleme<br />
wurden oftmals spät erkannt.<br />
Heute kommen die Patienten in<br />
die Klinik, wenn es klinisch sinnvoll<br />
ist und nicht wenn der Terminplan es<br />
vorgibt.<br />
95.923 95.671<br />
99.992<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
Überblick über die vorhandenen Systeme.<br />
Der Nutzen von mrt-Bildgebung ist<br />
jedoch so groß, dass eine generelle Ablehnung<br />
von Patienten mit <strong>Herz</strong>schrittmachern<br />
zur mrt eigentlich nicht zu<br />
verantworten ist.<br />
•<br />
„Bessere Lebenschancen“<br />
103.298<br />
Professor Gerhard Hindricks ist Leitender Arzt der<br />
»<br />
Abteilung für Rhythmologie am <strong>Herz</strong>zentrum Leipzig.<br />
»<br />
Welche Systeme haben Sie in der<br />
Studie verwendet<br />
Wir haben uns für das sicherste<br />
und lang etablierte Home Monitoring<br />
System eines deutschen Medizintechnikherstellers<br />
entschieden. Die Ergebnisse<br />
der Studie lassen sich somit nur<br />
auf<br />
»<br />
dieses System anwenden.<br />
»<br />
Was macht die Home Monitoring-<br />
Technologie besonders geeignet<br />
Home Monitoring ermöglicht vollautomatisierte<br />
und hochzuverlässige<br />
Datenübertragungen. Die Patienten<br />
müssen sich um gar nichts kümmern<br />
und sind jederzeit sicher betreut. Zeitkritische<br />
Ereignisse, wie zum Beispiel<br />
Vorhoffl<strong>im</strong>mern – einer Hauptursache<br />
für den Schlaganfall – können so zeitnah<br />
behandelt und Klinikaufenthalte<br />
vermieden werden.<br />
•
Eine Publikation des Reflex Verlages herz-kreislauf 7<br />
artikel Operationen<br />
Katheter statt Skalpell<br />
Min<strong>im</strong>al invasive Eingriffe am <strong>Herz</strong>en senken die Operationsrisiken.<br />
Von Inken Schönauer<br />
<strong>Herz</strong>infarkt, <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen,<br />
Verengung der <strong>Herz</strong>kranzgefäße.<br />
Ein krankes <strong>Herz</strong> ist noch <strong>im</strong>mer<br />
die Todesursache Nummer eins in<br />
Deutschland. Eine Operation am <strong>Herz</strong>en<br />
ist oft der einzige Therapieweg. Für<br />
viele Menschen löst die Nachricht über<br />
eine nötige Behandlung an dem lebenswichtigen<br />
Organ Angst und Unsicherheit<br />
aus. Nicht ohne Grund. Bisher war<br />
eine solche Operation ein großer Eingriff,<br />
der meist eine lange Rehabilitationsphase<br />
nach sich zog.<br />
Die Entwicklungen in der Medizin<br />
sind mittlerweile aber so weit gekommen,<br />
dass die Risiken sehr viel kleiner<br />
und überschaubarer geworden sind.<br />
Erkrankte <strong>Herz</strong>klappen beispielsweise<br />
müssen nicht mehr zwangsläufig durch<br />
Prothesen ersetzt werden, sondern können<br />
zunehmend rekonstruiert werden.<br />
Schonender Eingriff möglich<br />
Diese und viele weiteren Operationen<br />
werden min<strong>im</strong>al invasiv durchgeführt.<br />
Der Eingriff erfolgt also mit<br />
kleinstmöglichen Schnitten. Bei einer<br />
<strong>Herz</strong>klappen-op muss nicht mehr der<br />
gesamte Brustkorb geöffnet werden, es<br />
reicht eine partielle Öffnung des oberen<br />
Brustbeins.<br />
In der Bypass-Versorgung werden<br />
Armarterien und Beinvenen häufig als<br />
Bypassgefäße verwendet. Auch sie werden<br />
min<strong>im</strong>al invasiv entnommen. Der<br />
nötige Hautschnitt wird dabei signifikant<br />
verkürzt. War bisher ein Schnitt<br />
von 25 bis 30 Zent<strong>im</strong>etern nötig, sind es<br />
jetzt nur drei Zent<strong>im</strong>eter.<br />
Die min<strong>im</strong>al invasive Methode hat<br />
kosmetische Vorteile, ist doch die Narbe<br />
entsprechend klein. Noch wichtiger<br />
aber sind die medizinischen Erfolge<br />
während und nach dem Eingriff. Die<br />
Methode ist weniger belastend für den<br />
gesamten Körper. Die Patienten erholen<br />
sich schneller, liegen eine kürzere<br />
Die Patienten erholen sich nach einer min<strong>im</strong>alinversiven op schneller als nach einem großen Eingriff.<br />
Zeit auf der Intensivstation und können<br />
das Krankenhaus schneller wieder<br />
verlassen.<br />
Eine Herausforderung sind die neuen<br />
Entwicklungen für Krankenhäuser,<br />
die sogenannte Hybrid-Operationssäle<br />
vorhalten müssen. In ihnen können<br />
dann sowohl Kathetereingriffe als auch<br />
die „offene Chirurgie“ stattfinden.<br />
Chance für neue<br />
Patientengruppen<br />
Mit den neuen Methoden öffnen<br />
sich gerade auch für ältere Menschen<br />
neue Türen für <strong>Herz</strong>behandlungen. Die<br />
Türen waren bisher verschlossen, weil<br />
schon eine Vollnarkose ein zu großes<br />
Risiko bedeutete.<br />
Die <strong>Herz</strong>klappen-Operation via<br />
Katheter von der Leiste oder den Rippen<br />
aus hat sich bewährt. Mittlerweile<br />
werden <strong>Herz</strong>operationen sogar als<br />
vorbereitende Operationen für weitere<br />
Eingriffe eingesetzt. Notwendige Hüftgelenks-<br />
oder Kniegelenksoperationen<br />
können so überhaupt erst nach einer<br />
erfolgreichen <strong>Herz</strong>-op in Betracht gezogen<br />
werden.<br />
•<br />
Werbebeitrag<br />
Unternehmenspräsentation<br />
<strong>Herz</strong>chirurgie<br />
Kleiner Schnitt – große Wirkung.<br />
Die <strong>Herz</strong>chirurgie <strong>im</strong> Klinikum Bogenhausen<br />
(Städtisches Klinikum<br />
München) ist spezialisiert auf min<strong>im</strong>alinvasive<br />
Operationstechniken, die für<br />
Patienten schonend und kosmetisch<br />
unauffällig sind. Viele Patienten fürchten<br />
bei einer <strong>Herz</strong>operation eine große<br />
Narbe und einen langen Klinikaufenthalt.<br />
Doch beides muss nicht sein:<br />
„Natürlich ist das <strong>Herz</strong> ein hoch sensibles<br />
Organ“, erklärt Prof. Dr. Walter<br />
Eichinger, Chefarzt der <strong>Herz</strong>chirurgie<br />
am Klinikum Bogenhausen, Städtisches<br />
Klinikum München. „Trotzdem<br />
ist es heutzutage auch in der <strong>Herz</strong>chirurgie<br />
möglich, schonend und kosmetisch<br />
ansprechend zu operieren. Bei<br />
Erwachsenen sind <strong>Herz</strong>kranzgefäße<br />
und <strong>Herz</strong>klappen am häufigsten betroffen.<br />
Diese können <strong>im</strong> <strong>Herz</strong>zentrum<br />
Bogenhausen mit schonender und individuell<br />
auf die Patienten abgest<strong>im</strong>mter<br />
min<strong>im</strong>al invasiver Technik operiert<br />
werden und damit zur schnelleren Genesung<br />
und postoperativen Mobilisierung<br />
der Patienten beitragen.“<br />
Chefarzt Prof. Dr. Walter Eichinger verwendet Bio- und<br />
Kunststoff-<strong>Herz</strong>klappen.<br />
Therapie bei <strong>Herz</strong>klappenvitien<br />
Am häufigsten betroffen sind Mitral-<br />
und Aortenklappen, die nach Möglichkeit<br />
klappenerhaltend operiert werden:<br />
Bei Mitralklappen über einen zehn<br />
Zent<strong>im</strong>eter kleinen Schnitt unterhalb<br />
der rechten Brust, bei Aortenklappen<br />
über einen zehn Zent<strong>im</strong>eter Schnitt<br />
von vorne. Besonders jüngere Patienten<br />
profitieren <strong>vom</strong> kosmetischen Ergebnis.<br />
Im Klinikum Bogenhausen wurden<br />
2012 83 Prozent aller isolierten Mitralklappenvitien<br />
klappenerhaltend operiert,<br />
77 Prozent davon min<strong>im</strong>alinvasiv<br />
sowie ebenfalls fast 100 Prozent der isolierten<br />
Aortenklappenvitien. Auch neueste<br />
Methoden wie das MitralClipping<br />
und tavi (Transkatheter-Aortenklappen-Implantation)<br />
stehen am Klinikum<br />
Bogenhausen zur Verfügung.<br />
Bypass Operation bei koronarer<br />
<strong>Herz</strong>erkrankung<br />
„Bei <strong>Herz</strong>kranzgefäßverengungen<br />
ist es heutzutage möglich, am<br />
schlagenden <strong>Herz</strong>en ohne Einsatz der<br />
<strong>Herz</strong>-Lungen-Maschine zu operieren“,<br />
betont Experte Eichinger. Je nachdem<br />
welches <strong>Herz</strong>kranzgefäß betroffen ist,<br />
kann auch hier mittels min<strong>im</strong>alinvasiver<br />
Schnittführung operiert werden.<br />
Dies hängt jedoch <strong>vom</strong> individuellen<br />
Patientenbefund ab und muss <strong>im</strong> Einzelfall<br />
entschieden werden.<br />
Zweites Leben für biologische<br />
<strong>Herz</strong>klappenprothesen<br />
Im <strong>Herz</strong>zentrum Bogenhausen haben<br />
seit 2009 über 440 Patienten erfolgreich<br />
eine tavi-Katheterklappe<br />
erhalten. Einige der so behandelten<br />
Patienten hatten eine degenerierte<br />
biologische <strong>Herz</strong>klappenprothese in<br />
Aorten- oder sogar Mitralklappenposition.<br />
Bei der hier angewendeten „Klappe-in-Klappe“<br />
Technik handelt es sich<br />
um eine innovative Behandlungsmöglichkeit<br />
bei voroperierten <strong>Herz</strong>klappenpatienten.<br />
Gerade für schwerkranke<br />
alte Patienten stellt dies eine wertvolle<br />
Alternative zu einer erneuten herzchirurgischen<br />
Operation dar. Hierbei wird<br />
eine Transkatheterklappe in die verkalkte<br />
biologische <strong>Herz</strong>klappenprothese<br />
<strong>im</strong>plantiert. Weltweit sind erst etwa<br />
300 Fälle bei Aortenklappenprothesen<br />
veröffentlicht worden sowie in weit geringerer<br />
Anzahl in Mitralklappenposition<br />
(circa 30 veröffentlichte Fälle). Professor<br />
Eichinger erklärt, dies sei wie ein<br />
zweites Leben für die biologische Klappenprothese<br />
und natürlich auch den<br />
Patienten.<br />
•<br />
Weitere Informationen<br />
Prof. Dr. Walter Eichinger<br />
Klinikum Bogenhausen<br />
Englschalkinger Straße 77<br />
81925 München<br />
walter.eichinger@klinikum-muenchen.de<br />
www.klinikum-muenchen.de
8 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
artikel Gefäßerkrankungen<br />
Gefährlicher Stau in der Blutbahn<br />
Chronisch veränderte und verengte Gefäße sind die Hauptursache von <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen.<br />
Früherkennung kann<br />
Leben retten<br />
Werden Gefäßschäden rechtzeitig<br />
erkannt, können fatale Schäden vermieden<br />
werden. Lebensstil, Krankengeschichte<br />
und best<strong>im</strong>mte Laborwerte<br />
des Patienten geben dem Arzt erste<br />
Hinweise auf eine Arteriosklerose.<br />
Die Ultraschall-Untersuchung der<br />
Halsschlagader erlaubt Rückschlüsse<br />
auf den Zustand anderer Gefäße. Mit<br />
einer Dopplersonographie und einem<br />
ekg kann der Arzt die Funktion der Gefäße<br />
und des <strong>Herz</strong>ens überprüfen. Eine<br />
Kontrastmittel-Angiographie stellt Gefäße<br />
und Verschlüsse deutlich dar. Mittels<br />
<strong>Herz</strong>katheter-Untersuchung kann<br />
festgestellt werden, welches <strong>Herz</strong>kranzgefäß<br />
verschlossen ist.<br />
Je nach Art und Ausmaß der Verengung<br />
oder Verstopfung wird das betroffene<br />
Gefäß mit einem aufblasbaren Ballonkatheter<br />
erweitert. In der Regel wird<br />
es dann mit einem kleinen, röhrenförmigen<br />
Drahtgitter (Stent) unterstützt.<br />
In manchen Fällen sind operative<br />
Maßnahmen wie eine Bypass-Operation<br />
nötig. Bei dieser „Umleitung der<br />
Blutbahn“ wird die verengte Arterie<br />
mit Hilfe eines körpereigenen Gefäßes<br />
umgangen.<br />
Ablagerungen aus Fett und Kalk in den Gefäßwänden führen über Jahrzehnte zu einer Verengung und Verhärtung der Arterien.<br />
Von Alexandra Schulte am Esch<br />
Rund 40 Prozent aller Todesfälle in<br />
Deutschland gehen laut Statistischem<br />
Bundesamt in Wiesbaden auf<br />
das Konto von <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen.<br />
Hauptursache dieser Erkrankungen<br />
ist die Arterienverkalkung (Arteriosklerose).<br />
Sie beginnt, wie man<br />
mittlerweile weiß, bereits <strong>im</strong> Kindesalter.<br />
Ablagerungen aus Fett und Kalk<br />
in den Gefäßwänden – sogenannte Plaques<br />
– führen hierbei über Jahrzehnte<br />
zu einer Verengung und Verhärtung der<br />
Arterien. Die Folge sind lebensbedrohliche<br />
Durchblutungsstörungen bis hin<br />
zum Gefäßverschluss.<br />
Eine fortgeschrittene Arteriosklerose<br />
kann zu massiven Schäden an<br />
den <strong>Herz</strong>kranzgefäßen führen, welche<br />
den <strong>Herz</strong>muskel versorgen. Man<br />
spricht dann von einer koronaren<br />
<strong>Herz</strong>krankheit (khk). Verengt sich der<br />
Durchmesser dieser drei sogenannten<br />
Koronararterien, kommt es zu einer<br />
Minderdurchblutung des <strong>Herz</strong>ens, was<br />
anfallsartige stark schmerzende <strong>Herz</strong>krämpfe<br />
(Angina Pectoris, <strong>Herz</strong>enge)<br />
auslöst.<br />
Wenn sich von den Gefäßwänden<br />
Plaque ablöst, kann ein solches Blutgerinnsel<br />
das ohnehin verengte <strong>Herz</strong>kranzgefäß<br />
verschließen. Die schlagartige<br />
Unterbrechung der Blutzufuhr<br />
führt zu Sauerstoff- und Nährstoffmangel<br />
in Teilbereichen des <strong>Herz</strong>ens. Folge<br />
ist ein Absterben des Gewebes – ein<br />
<strong>Herz</strong>infarkt. Ist der Bezirk zerstörter<br />
<strong>Herz</strong>muskulatur besonders groß, kann<br />
das gesamte <strong>Herz</strong> versagen (akuter<br />
<strong>Herz</strong>tod). Im Gehirn kann ein solches<br />
Blutgerinnsel zum Verschluss (ischämischer<br />
Schlaganfall) oder Platzen eines<br />
Hirngefäßes (Hirnblutung) führen.<br />
Halbseitige Lähmungen oder Tod sind<br />
die Folge.<br />
Gesunde Lebensweise<br />
schützt Gefäße<br />
Experten sind sicher, dass der Großteil<br />
der <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen<br />
durch eine „Gefäß-gesunde“ Lebensweise<br />
vermieden werden könnte. Dazu<br />
gehört neben regelmäßigem Sport vor<br />
allem eine ausgewogene Ernährung<br />
(wenig tierische Fette, dafür viel Obst,<br />
Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte).<br />
Darüber hinaus ist es wichtig, Übergewicht<br />
und Stress abzubauen, auf Zigaretten<br />
zu verzichten und Blutfette,<br />
Blutzucker und Blutdruck kontrollieren<br />
zu lassen, denn all diese Faktoren schädigen<br />
die Gefäßwände.<br />
Hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte<br />
sowie Diabetes müssen medikamentös<br />
opt<strong>im</strong>al eingestellt werden.<br />
Bei hohem Risiko sind häufigere Kontrollen<br />
sowie ein regelmäßiges Belastungs-ekg<br />
sinnvoll.<br />
•<br />
Werbebeitrag<br />
Stent revolutioniert die Gefäßmedizin<br />
Das weltweit erste Gefäßgerüst für das <strong>Herz</strong>, das ein Medikament freisetzt und zugleich bioresorbierbar ist.<br />
Schmerzen <strong>im</strong> Brustraum sowie<br />
Atemnot und Erschöpfungszustände<br />
selbst bei leichten Tätigkeiten gehören<br />
zu den wichtigsten Anzeichen einer<br />
koronaren <strong>Herz</strong>erkrankung. Ursache<br />
hierfür ist häufig die Arteriosklerose.<br />
Absorb beseitigt<br />
Gefäßblockaden<br />
Wurden in der Vergangenheit zumeist<br />
kleine Metallstents eingesetzt,<br />
um Engstellen in den <strong>Herz</strong>kranzgefäßen<br />
zu erweitern, setzen Kardiologen<br />
heute vermehrt auf eine ganz neue Art<br />
von Stent: Absorb sorgt nicht nur dafür,<br />
dass das verengte Gefäß geöffnet und<br />
die Blutversorgung des <strong>Herz</strong>ens wiederhergestellt<br />
wird.<br />
Dieses neuartige Gefäßgerüst ist<br />
zudem in der Lage, sich innerhalb von<br />
Klein und innovativ: Das neue sich selbst auflösende Gefäßgerüst aus Polymilchsäure. Foto: Abbott Vascular<br />
zwei bis drei Jahren vollständig* aufzulösen.<br />
Das Gefäß ist dann frei von<br />
einem dauerhaften Implantat und das<br />
Gefäß kann so möglicherweise seine<br />
natürliche Gefäßbewegung wieder<br />
aufnehmen.<br />
Neben diesem psychologischen<br />
Pluspunkt für den Patienten erweist<br />
sich die metallfreie Behandlung auch<br />
als vorteilhaft für den Kardiologen –<br />
lassen sich doch so die betroffenen<br />
Gefäße bei Bedarf leichter nachbehandeln.<br />
„Da diese neuartige Gefäßstütze<br />
mit einem Medikament beschichtet ist,<br />
besteht <strong>im</strong> Idealfall sogar die Möglichkeit,<br />
dass die entzündete Gefäßregion<br />
in Gänze abheilt“, erläutert Prof. Dr.<br />
Wolfgang Schillinger <strong>vom</strong> <strong>Herz</strong>zentrum<br />
der Universitätsmedizin Göttingen.<br />
Ebenso schonend wie das Gefäßgerüst<br />
an sich ist der damit verbundene operative<br />
Eingriff: Über die Leistenarterie<br />
führt der Operateur das aus Polylactid<br />
gefertigte und auf einem Ballonkatheter<br />
befestigte Gerüst bis zur Stelle der<br />
Blockade. Durch das Aufblasen des Ballons<br />
entfaltet sich das von dem Gesundheitsunternehmen<br />
Abbott entwickelte<br />
Gerüst und drückt die Plaques gegen<br />
die Gefäßwand.<br />
Nachdem der Ballon entfernt wurde,<br />
gibt der <strong>vom</strong> Patienten nicht wahr-
werbebeitrag unternehmenspräsentation<br />
„Neue Therapien bei <strong>Herz</strong>insuffizienz“<br />
nehmbare Stent das enthaltene Medikament<br />
an den erkrankten Bereich ab.<br />
Nach etwa drei Monaten beginnt sich<br />
das bioresorbierbare Gefäßgerüst sukzessive<br />
aufzulösen.<br />
Bioresorbierbares<br />
Gefäßgerüst mit Zukunft<br />
Anders als bei einem dauerhaften<br />
Metallstent deuten erste Anzeichen<br />
natürlicher Gefäßfunktion darauf hin,<br />
dass sich die Langzeitergebnisse der Patienten<br />
verbessern könnten. Aber auch<br />
Diabetiker, die bei Stent-Eingriffen üblicherweise<br />
eher zu Komplikationen<br />
neigen, könnten von dem seit September<br />
2012 auf dem Markt befindlichen<br />
temporären Gefäßgerüst profitieren.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Schillinger sieht in<br />
diesem Stent einen wichtigen Trend in<br />
»»<br />
Was versteht man unter Mitralklappeninsuffizienz<br />
und wie<br />
verbreitet ist die Krankheit<br />
Das Blut durchfließt das <strong>Herz</strong> <strong>vom</strong><br />
linken Vorhof in die linke Kammer. Dazwischen<br />
befindet sich die Mitralklappe.<br />
Wenn das <strong>Herz</strong> sich zusammenzieht,<br />
verschließt sich die Mitralklappe<br />
und verhindert einen Rückfluss in den<br />
linken Vorhof.<br />
Bei einer insuffizienten, also undichten<br />
Mitralklappe ist diese Ventilfunktion<br />
gestört oder nicht mehr vorhanden.<br />
Die Mitralklappeninsuffizienz<br />
betrifft vor allem ältere Menschen, circa<br />
zehn Prozent aller über 75-Jährigen leiden<br />
darunter. Da wir alle <strong>im</strong>mer älter<br />
werden, n<strong>im</strong>mt auch die Verbreitung<br />
der<br />
»<br />
Mitralklappeninsuffizienz zu.<br />
»<br />
Welche Therapiemöglichkeiten<br />
gibt es<br />
Bei der akuten Mitralklappeninsuffizienz<br />
gibt es gut wirksame medikamentöse<br />
Therapien. Die chronische<br />
Mitralklappeninsuffizienz lässt sich<br />
hingegen mit Medikamenten nicht effizient<br />
behandeln. Hier ist die chirurgische<br />
Therapie angezeigt, die sich durch<br />
langjährige Erfahrung und gute Ergebnisse<br />
mit niedriger Komplikationsrate<br />
auszeichnet. Nachteil der <strong>Herz</strong>-op ist,<br />
dass sie für viele Patienten nicht in Frage<br />
kommt.<br />
Es gibt Untersuchungen die zeigen,<br />
dass in Europa jeder zweite Patient,<br />
obwohl er eine schwere Mitralklappeninsuffizienz<br />
hat, aufgrund hohen<br />
Alters oder vorhandener Begleiterkrankungen<br />
für eine <strong>Herz</strong>-op abgelehnt<br />
wird. Diesen Patienten steht jedoch<br />
die Katheter-gestützte MitraClip-Therapie<br />
zur Verfügung. Dieses schonende<br />
Verfahren weist eine hohe Eingriffssicherheit<br />
auf und bei den bisherigen<br />
Erfahrungen gibt es auch bei Hochrisiko-Patienten<br />
keine Hinweise auf hohe<br />
Komplikationsraten.<br />
Der überwiegende Teil der Patienten<br />
berichtet danach über eine höhere<br />
Leistungsfähigkeit und Funktionstests<br />
bestätigen<br />
»<br />
dies.<br />
»<br />
Wie wird für den jeweiligen<br />
Patienten die beste Methode<br />
ausgewählt<br />
In Krankenhäusern gibt es die sogenannten<br />
„Heart Teams“, die in der Regel<br />
aus einem Kardiologen und einem<br />
<strong>Herz</strong>chirurgen bestehen.<br />
Die komplexe Entscheidung, ob ein<br />
Patient operiert wird oder einen Katheter-gestützten<br />
MitraClip bekommen<br />
Prof. Dr. W. Schillinger <strong>vom</strong> <strong>Herz</strong>zentrum Göttingen.<br />
Produktpräsentation<br />
der Gefäßmedizin: „Ziel wird es künftig<br />
sein, keine Materialien in den Gefäßen<br />
zurückzulassen, nachdem man sie behandelt<br />
hat.“<br />
Entscheidend ist es jedoch, um<br />
<strong>Herz</strong>beschwerden keinen neuen Nährboden<br />
zu bieten, blutverdünnende Medikamente<br />
einzunehmen, sich gesund<br />
zu ernähren und regelmäßig sportlich<br />
aktiv zu sein. Nur so kann sich die Arterie<br />
nicht erneut verschließen und das<br />
Blut langfristig ungehindert fließen. •<br />
* Absorb löst sich bis auf zwei Paar kleine Platinmarker<br />
auf. Die Marker verbleiben <strong>im</strong> Gefäß. Sie ermöglichen<br />
es dem Arzt zu sehen, wo ein Absorb zur Behandlung<br />
einer khk platziert wurde. Dieses Wissen ist für die<br />
Nachkontrollen wichtig.<br />
www.abbott.com<br />
soll, wird idealerweise <strong>vom</strong> „Heart<br />
Team“ getroffen, welches dabei das<br />
individuelle operative Risiko des<br />
Patienten und die Erfolgschancen<br />
der unterschiedlichen<br />
Methoden abwägt. Dieses<br />
Vor gehen wird auch in den<br />
exis tierenden europäischen<br />
Leitlinien der medizinischen<br />
Fachgesellschaften<br />
empfohlen.<br />
»»<br />
Werden jetzt<br />
weniger Patienten<br />
operiert seit es<br />
MitraClip gibt<br />
Als die MitraClip-Therapie<br />
zum ersten Mal aufkam,<br />
da dachte man, es sei ein<br />
schonendes Konkurrenzverfahren<br />
zur Operation. Studien<br />
haben jedoch gezeigt, dass Patienten,<br />
die operabel sind, auch<br />
eine <strong>Herz</strong>-op nutzen sollten.<br />
Für Hochrisikopatienten,<br />
die normalerweise ihren<br />
Weg zum Chirurgen erst gar<br />
nicht finden, weil sie vorher<br />
schon abgelehnt werden, ist<br />
der MitraClip angezeigt. Der<br />
MitraClip ist also keine Konkurrenz<br />
zur Chirurgie, sondern<br />
eine Ergänzung für ein Patientenkollektiv,<br />
das bisher nicht<br />
behandelt werden konnte.<br />
In meinem Zentrum ist<br />
die Zahl der konventionell<br />
operierten Patienten seit wir<br />
MitraClip durchführen nicht<br />
zurückgegangen.<br />
»»<br />
Wie wird der<br />
MitraClip gesetzt<br />
Das Mitra Clip-Verfahren ist<br />
ein <strong>Herz</strong>katheter-Eingriff, der<br />
unter Narkose über die Leistenvene<br />
durchgeführt wird. In der<br />
linken <strong>Herz</strong>kammer wird der<br />
Clip, der aus zwei Armen besteht,<br />
geöffnet. Wird der Clip<br />
dann zurückgezogen, werden<br />
die beiden Segel der Mitralklappe<br />
auf den Clip aufgeladen und<br />
der Clip geschlossen.<br />
Der Eingriff erfolgt am schlagenden<br />
<strong>Herz</strong>en. Dies ist wichtig zu erwähnen,<br />
da während eines herzchirurgischen<br />
Eingriffs das <strong>Herz</strong> still gelegt und der<br />
Patient an die <strong>Herz</strong>-Lungen-Maschine<br />
genommen wird, was gewisse Risiken<br />
birgt. Aufgrund des Eingriffs am schlagenden<br />
<strong>Herz</strong>en kann man mittels der<br />
Röntgen- oder Echokontrolle unmittelbar<br />
beurteilen, ob der Eingriff erfolgreich<br />
verläuft. Ist man mit<br />
dem Ergebnis nicht zufrieden,<br />
kann der Clip erneut<br />
platziert oder gegebenenfalls<br />
auch ein zweiter<br />
Clip gesetzt werden.<br />
Der Eingriff<br />
dauert<br />
<strong>im</strong> Schnitt circa<br />
60 Minuten,<br />
für eine <strong>Herz</strong>-op,<br />
je nachdem wie umfangreich<br />
sie ist und<br />
was man noch ergänzend<br />
durchführt, kann<br />
man rund drei bis vier<br />
»<br />
Stunden rechnen.<br />
»<br />
Welche Erfahrungswerte<br />
gibt<br />
es für das<br />
MitraClip<br />
Verfahren<br />
Das MitraClip-Verfahren<br />
wurde in Europa <strong>im</strong> Jahr<br />
2008 zugelassen und der<br />
erste Clip wurde in Deutschland<br />
<strong>im</strong>plantiert. Weltweit<br />
wurden bislang über <strong>10.</strong>000<br />
Eingriffe durchgeführt, die<br />
Hälfte davon in Deutschland,<br />
wo der Kathetergestützte<br />
MitraClip heute<br />
an den meisten Universitäts-<br />
und <strong>Herz</strong>zentren <strong>im</strong>plantiert<br />
wird.<br />
Die weite Verbreitung<br />
hängt unter anderem damit<br />
zusammen, dass wir in<br />
Deutschland in der glücklichen<br />
Situation sind, dass<br />
unser Gesundheitssystem<br />
innovative Verfahren mit<br />
Blick auf Patientenwohl und<br />
-sicherheit erstattet. Das ist<br />
einzigartig auf der Welt. •<br />
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IN HEALTHCARE<br />
10 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
artikel Von <strong>Herz</strong>insuffizienz bis <strong>Herz</strong>infarkt<br />
Todesursache: <strong>Herz</strong>erkrankungen<br />
Jede Minute vollbringt ein gesundes <strong>Herz</strong> Höchstleistungen. Umso wichtiger ist es, die häufigsten Erkrankungen zu kennen.<br />
Takt, Betroffene klagen über <strong>Herz</strong>rasen<br />
oder <strong>Herz</strong>stolpern, was sich in einem<br />
Schmerz- und Engegefühl in der Brust<br />
äußern kann.<br />
Vorhoffl<strong>im</strong>mern<br />
Ist der <strong>Herz</strong>schlag anhaltend unregelmäßig<br />
und deutlich erhöht, könnte<br />
es sich um Vorhoffl<strong>im</strong>mern handeln.<br />
Dies ist zunächst nicht lebensbedrohlich.<br />
Das Risiko eines Schlaganfalls erhöht<br />
sich jedoch signifikant.<br />
Tachykarde<br />
<strong>Herz</strong>rhythmusstörung<br />
Eine weitere Form der <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />
ist die tachykarde<br />
<strong>Herz</strong>rhythmusstörung. Hierbei ist der<br />
<strong>Herz</strong>schlag dauerhaft schneller als 100<br />
Schläge pro Minute.<br />
Was bei Kleinkindern oder unter<br />
Belastung völlig normal ist, schädigt<br />
das erwachsene <strong>Herz</strong> jedoch auf Dauer.<br />
Denn der Körper wird bei dem schnellen<br />
Schlagtempo nicht ausreichend mit<br />
Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.<br />
Betroffene leiden unter anderem unter<br />
Atemnot und Brustschmerzen.<br />
C<br />
M<br />
Y<br />
CM<br />
MY<br />
CY<br />
CMY<br />
K<br />
Plötzlicher Schmerz in der Brust kann auf einen <strong>Herz</strong>infarkt hindeuten.<br />
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feeling so good again<br />
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A totally sutureless aortic valve allows a s<strong>im</strong>ple,<br />
straightforward procedure, reduces operation t<strong>im</strong>es<br />
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IM-00171 A<br />
Von Katharina Ringler<br />
Ein gesundes <strong>Herz</strong> pumpt jede Minute<br />
fünf bis sechs Liter Blut durch<br />
den Körper, um ihn mit allen wichtigen<br />
Nährstoffen zu versorgen.<br />
<strong>Herz</strong>insuffizienz<br />
Lässt die Pumpfähigkeit des <strong>Herz</strong>ens<br />
jedoch nach, spricht man von <strong>Herz</strong>insuffizienz<br />
oder auch <strong>Herz</strong>schwäche.<br />
Symptome sind unter anderem<br />
Atemnot und Wassereinlagerungen<br />
in der Lunge oder den Beinen. Helfen<br />
kann ein <strong>Herz</strong>schrittmacher.<br />
<strong>Herz</strong>klappenerkrankung<br />
Bei einer <strong>Herz</strong>klappenerkrankung<br />
könnte das <strong>Herz</strong> theoretisch pumpen.<br />
Die <strong>Herz</strong>klappen arbeiten jedoch nicht<br />
effizient genug, um den Blutkreislauf<br />
konstant zu halten.<br />
Auch hier kann die Technik helfen:<br />
Eine künstliche <strong>Herz</strong>klappe übern<strong>im</strong>mt<br />
die Öffnungs- und Schließaufgaben.<br />
<strong>Herz</strong>muskelentzündung<br />
Eine <strong>Herz</strong>muskelentzündung bleibt<br />
oft unentdeckt. Auslöser ist meist eine<br />
starke Erkältung, bei der sich Viren <strong>im</strong><br />
ganzen Körper, bis in das <strong>Herz</strong> hinein<br />
ausbreiten.<br />
Besonders für Sportler, die nichts<br />
von ihrer Krankheit wissen und trotz<br />
Erkältung weiter trainieren, kann das<br />
ernste Folgen haben. Denn ohne Therapie<br />
wird aus der <strong>Herz</strong>muskelentzündung<br />
schnell eine <strong>Herz</strong>rhythmusstörung.<br />
<strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />
<strong>Herz</strong>rhythmusstörungen zählen<br />
zu den häufigsten <strong>Herz</strong>erkrankungen.<br />
Hierbei kommt das <strong>Herz</strong> aus dem<br />
Kardiomyopathie<br />
Ist der Muskel selbst erkrankt, so<br />
handelt es sich um eine Kardiomyopathie.<br />
Ursache hierfür sind nicht<br />
<strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen, hier<br />
spielt Vererbung die Hauptrolle.<br />
Aber auch Komplikationen während<br />
der Schwangerschaft, Alkoholabhängigkeit<br />
oder Stoffwechselerkrankungen<br />
können die Ursache sein.<br />
Plötzlicher <strong>Herz</strong>tod<br />
Der plötzliche <strong>Herz</strong>tod ist gerade<br />
bei Sportlern gefürchtet. Denn obwohl<br />
regelmäßiges Training das Risiko für<br />
<strong>Herz</strong> <strong>Kreislauf</strong> Erkrankungen senkt,<br />
sterben doch jährlich 900 Deutsche<br />
während oder kurz nach dem Sport an<br />
<strong>Herz</strong>versagen.<br />
Ursache ist aber nicht der Sport<br />
selbst, sondern meist eine unerkannte<br />
<strong>Herz</strong>krankheit, gepaart mit Überbelastung.<br />
Schützen kann nur eine Routinekontrolle<br />
be<strong>im</strong> Arzt und – zumindest zu<br />
Beginn – mäßige sportliche Belastung,<br />
die nach und nach gesteigert wird.<br />
<strong>Herz</strong>infarkt<br />
Die wohl bekannteste <strong>Herz</strong>erkrankung<br />
ist der <strong>Herz</strong>infarkt. Jedes Jahr leiden<br />
280.000 Deutsche unter dem plötzlichen<br />
Schmerz in der Brust, <strong>im</strong> linken<br />
Arm oder auch <strong>im</strong> Rücken. Hinzu kommen<br />
Atemnot, Übelkeit und ein Gefühl<br />
von Enge und Angst.<br />
Ausgelöst wird der <strong>Herz</strong>infarkt<br />
meist durch ein Blutgerinnsel, das eine<br />
verengte Arterie verstopft. Durch diesen<br />
Verschluss wird der Körper nicht<br />
mehr ausreichend mit Sauerstoff und<br />
Nährstoffen versorgt.<br />
•
Eine Publikation des Reflex Verlages herz-kreislauf 11<br />
Das <strong>Herz</strong><br />
Kopf und Halsarterie<br />
Rechte Lungenarterie<br />
obere Hohlvene<br />
Lungenarterie<br />
Rechte Lungenvene<br />
Linke Lungenvene<br />
Pulmonalklappe<br />
Rechter Vorhof<br />
Linker Vorhof<br />
Aortenklappe<br />
Mitralklappe<br />
Trikuspidalklappe<br />
Linke Kammer<br />
Rechte Kammer<br />
Untere Hohlvene<br />
Länge 15 Zent<strong>im</strong>eter *<br />
Gewicht 300 Gramm *<br />
Schlagvolumen 70 Kubikzent<strong>im</strong>eter *<br />
<strong>Herz</strong>minutenvolumen (hmv) in Ruhe 4,9 Liter *<br />
hmv bei großer Anstrengung 20–25 Liter *<br />
Arbeit 0,8 Joule pro Schlag (linke Kammer) *<br />
0,16 Joule pro Schlag (rechte Kammer) *<br />
100.000 Joule pro Tag (gesamt) *<br />
* Durchschnittswerte<br />
Werbebeitrag<br />
Interview<br />
„Bodyguard für die Gefäße“<br />
Prof. Dr. Horst Robenek <strong>vom</strong> Uniklinikum Münster<br />
»»<br />
Der natürliche Eiweißbaustein<br />
Arginin steht aktuell <strong>im</strong> Fokus<br />
zahlreicher wissenschaftlicher<br />
Studien. Wie ist er an unserer<br />
geistigen Leistungsfähigkeit<br />
beteiligt<br />
Ist das Gehirn schlecht durchblutet<br />
und nicht ausreichend mit Sauerstoff<br />
versorgt, leiden Denk- und Konzentrationsleistung,<br />
oft mit dramatischen Folgen<br />
wie einem Burn-out.<br />
Arginin ist in unserem Körper für<br />
die Produktion von Stickstoffmonoxid<br />
(no) verantwortlich. Dieser Botenstoff<br />
weitet die Gefäße, senkt den Blutdruck<br />
und verbessert so die Durchblutung.<br />
Die Folge ist eine bessere Versorgung<br />
mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen,<br />
was unter anderem vor Demenz<br />
schützt.<br />
»»<br />
Ist Arginin auch an unserer<br />
körperlichen Fitness beteiligt<br />
Ja, sogar maßgeblich. no steigert die<br />
Aktivität und Bildung von Mitochondrien,<br />
den Kraftwerken unserer Zellen. Sie<br />
liefern dem gesamten Organismus die<br />
notwendige Energie. Funktionieren sie<br />
aufgrund eines no-Mangels nur eingeschränkt,<br />
kommt es zu erheblichen<br />
Leistungsstörungen.<br />
»»<br />
Wie versorgen wir uns ausreichend<br />
mit Arginin<br />
Das ist das Problem. Leider ist es<br />
kaum möglich, genügend Arginin über<br />
Lebensmittel aufzunehmen.<br />
Häufig sind vor allem gestresste<br />
Menschen, wie zum Beispiel Manager,<br />
von einem Mangel betroffen, da sie sich<br />
oft durch enormen Termindruck nicht<br />
ausgewogen ernähren. Hier kann eine<br />
qualitativ hochwertige und gut verträgliche<br />
Vitalstoffkombination unterstützen<br />
(zum Beispiel Telcor Arginin plus,<br />
rezeptfrei Apotheke). Das<br />
verwendete Arginin ist<br />
rein pflanzlich und kann<br />
langfristig eingenommen<br />
werden.<br />
•<br />
Weitere Informationen<br />
Wenn Sie weitere Informationen zu<br />
Arginin wünschen, dann melden Sie<br />
sich gerne bei mir.<br />
Universitätsklinikum Münster<br />
Professor Dr. Horst Robenek<br />
robenek@uni-muenster.de
12 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
artikel Qualitätssicherung<br />
Standards mit Lücken<br />
Qualitätsmanagement in Krankenhäusern bietet noch Spielraum für Verbesserungen.<br />
Von Inken Schönauer<br />
Die Grundlage ist für alle gleich. Alle<br />
Beteiligten, die <strong>im</strong> System der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung Leistungen<br />
erbringen, sind dem Prinzip der<br />
Qualitätssicherung verpflichtet. Das Sozialgesetzbuch<br />
regelt die Grundanforderungen.<br />
So viel zur Theorie. In der<br />
Praxis sind Qualitätsunterschiede <strong>im</strong><br />
deutschen Gesundheitswesen durchaus<br />
an der Tagesordnung. Bei Ärzten<br />
genauso wie in Krankenhäusern. Skandale,<br />
wie die um multiresistente Ke<strong>im</strong>e<br />
oder manipulierte Transplantationslisten,<br />
offenbaren <strong>im</strong>mer wieder deutliche<br />
Defizite <strong>im</strong> Qualitätsmanagement<br />
und der Qualitätssicherung in deutschen<br />
Krankenhäusern. Nach Angaben<br />
des Bundesministeriums für Gesundheit<br />
erkranken in Deutschland jährlich<br />
400.000 bis 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen.<br />
Eine <strong>im</strong> Jahr 2008<br />
gestartete Kampagne „Aktion Saubere<br />
Hände“ ist dabei nur ein Baustein<br />
der Vermeidungsstrategie der Ke<strong>im</strong>e<br />
und damit des Qualitätsmanagements.<br />
Die Politik hat weitere Maßnahmen beschlossen.<br />
Krankenhäuser mit über<br />
Werbebeitrag<br />
400 Betten müssen bis Ende 2016 einen<br />
Krankenhaushygieniker eingestellt haben.<br />
In Häusern mit mehr als 300 Betten<br />
muss es eine Hygienefachkraft geben.<br />
Kliniken, in denen transplantiert<br />
wird, müssen Transplantationsbeauftragte<br />
benennen, Manipulationen der<br />
Transplantationslisten sind in Zukunft<br />
strafbar.<br />
„Transparenz bei Kliniken“<br />
Interview<br />
»<br />
Prof. Dr. Jürgen Ennker <strong>vom</strong> MediClin <strong>Herz</strong>zentrum Lahr.<br />
»<br />
Als Ärztlicher Direktor betreuen<br />
Sie viele schwerkranke Menschen.<br />
Worauf würden Sie selbst<br />
achten, wenn Sie sich in ein<br />
Krankenhaus begeben müssten<br />
Wer sich für ein Krankenhaus entscheiden<br />
muss, braucht einen umfassenden<br />
Überblick über die Leistungen<br />
und Qualitätsergebnisse der Kliniken.<br />
Zwar bieten alle ein gewisses Basisniveau,<br />
bei modernen Behandlungsmethoden<br />
und Zusatzleistungen unterscheiden<br />
»<br />
sie sich jedoch erheblich.<br />
»<br />
Aber wie finden Patienten denn<br />
nun die richtige Klinik<br />
Sie sollten vor allem auf Ergebnistransparenz<br />
und op-Volumen achten.<br />
Nur wer seine Behandlungsergebnisse<br />
offenlegt, verhilft Patienten zu umfassender<br />
Information. Krankenhausbewertungsportale,<br />
wie klinikbewertung.<br />
de, spiegeln dabei eher persönliche<br />
Erfahrungen wider. Objektiver ist da<br />
die Liste des aqua-Instituts für Qualitätsförderung<br />
und Forschung. Resultate<br />
können unter qualitätskliniken.de,<br />
Stichwort „Medizinische Qualität“, eingesehen<br />
»<br />
werden.<br />
»<br />
Welche Daten werden da<br />
ausgewertet<br />
Zum Beispiel die Mortalitätsrate,<br />
also die Zahl der Patienten, die während<br />
oder nach einer Operation versterben.<br />
Während in deutschen Kliniken <strong>im</strong><br />
Schnitt drei Prozent der Patienten zum<br />
Beispiel <strong>im</strong> Rahmen einer Bypass-op<br />
sterben, liegt diese Zahl bei Spitzenkliniken<br />
bei unter einem Prozent. Wichtig<br />
ist dabei auch eine risikobezogene Auswertung,<br />
damit die Ergebnisse messund<br />
»<br />
vergleichbar sind.<br />
»<br />
Ist das <strong>Herz</strong>zentrum Lahr/Baden<br />
dort auch gelistet<br />
Nicht nur dort. Wir veröffentlichen<br />
unsere Ergebnisse zudem auf unserer<br />
Klinik-Homepage und auf meiner<br />
Webseite. Jeder Patient, der zu uns<br />
kommt, kann sich also <strong>im</strong> Vorfeld informieren.<br />
•<br />
www.ennker.de<br />
Qualitätsberichte erhöhen Druck<br />
Aber es sind nicht nur die großen,<br />
spektakulären Fälle, die für Bewegung<br />
<strong>im</strong> Qualitätsmanagement sorgen. Seit<br />
2005 sind Krankenhäuser gesetzlich<br />
dazu verpflichtet, regelmäßig strukturierte<br />
Qualitätsberichte zu veröffentlichen.<br />
Sie sollen der Information, der<br />
Transparenz und dem Wettbewerb<br />
unter den Kliniken dienen. Patienten<br />
soll es möglich sein, sich eine Meinung<br />
über die Arbeit eines Krankenhauses<br />
bilden zu können. Die Wahl der Operationsstätte<br />
für eine Hüft- oder Knie-op<br />
soll so erleichtert, wenn nicht sogar erst<br />
möglich werden. Einen Überblick über<br />
die Qualitätsberichte aller etwa rund<br />
zweitausend deutscher Krankenhäuser<br />
gibt es in der Regel über die Internetseiten<br />
der Krankenkassen und ihrer<br />
Verbände oder auch über die Deutsche<br />
Krankhausgesellschaft (dkg).<br />
Die Berichte sind bis heute in ihrer<br />
Wirkung umstritten, da sie nur einen<br />
Teil der Krankenhauswirklichkeit abbilden.<br />
Kliniken müssen nämlich nur<br />
Daten über die 30 häufigsten Operationen<br />
publizieren. Ein großer Teil der<br />
Operationen wird damit zwangsläufig<br />
gar nicht erfasst. Krankenhäuser sind<br />
mittlerweile dazu übergegangen, mit<br />
Qualitätsberichten explizit auf ihre<br />
Leistungen aufmerksam zu machen<br />
und auch zu werben. Im Internet stellen<br />
Kliniken ihre Qualitätsmessungen oder<br />
Maßnahmen zur Patientensicherheit<br />
zur Schau, die die Wahl für ihr Haus<br />
beeinflussen soll. Der dadurch entstehende<br />
„Wettbewerb“ unter den Kliniken<br />
wird dabei nicht von allen Seiten<br />
begrüßt und auch mit Sorge verfolgt.<br />
Experten sind sich bei aller Kritik<br />
aber einig, dass die Berichte den Druck<br />
durchaus erhöhen. Dieser Druck wird<br />
auch durch Sparzwänge und die zunehmende<br />
Kostenkontrolle in den Krankenhäusern<br />
verstärkt. Der Kostendruck<br />
ist groß. Aktuelle Studien prognostizieren<br />
jeder vierten deutschen Klinik eine<br />
Insolvenz. Nach Angaben der Deutschen<br />
Krankenhausgesellschaft (dkg)<br />
stehen wegen der Sparzwänge <strong>im</strong> deutschen<br />
Gesundheitswesen mit Ende der<br />
Legislaturperiode zwei Milliarden Euro<br />
weniger für die Patientenversorgung<br />
zur Verfügung. „Mittel, die die Kliniken<br />
dringend für Qualitätsverbesserungen<br />
und Infektionsprävention gebraucht<br />
hätten“, heißt es bei der dkg.<br />
Vernetzung soll helfen<br />
Insgesamt ist es derzeit bei Krankenhäusern<br />
ein Trend– vor allem aus<br />
Krankenhäuser in Deutschland<br />
Durchschnittliche Verweildauer in deutschen Krankenhäusern<br />
in den Jahren 1992 bis 2011<br />
wirtschaftlichen Interessen und Notwendigkeiten<br />
– sich zu spezialisieren<br />
oder aber besser zu vernetzen. Das<br />
Netz ist dabei weit gespannt. Es bindet<br />
Wissenschaftler genauso ein wie Pflegekräfte,<br />
Beratungs- und Prüfbehörden<br />
sowie Mediziner aus verschiedenen<br />
Fachrichtungen. Das soll die Expertise<br />
einzelner Häuser zum Beispiel in Sachen<br />
Demenz oder Diabetes erhöhen,<br />
die Kosten senken und die Abläufe verschlanken.<br />
Das Qualitätsmanagement<br />
und die Qualitätssicherung, so sind<br />
sich Experten einig, bietet noch einigen<br />
Spielraum. Klinikschließungen,<br />
der Abbau von Betten, die weitere Zentrenbildung<br />
und die Öffnung der Kliniken<br />
für ambulante Versorgung werden<br />
das Thema weiter vorantreiben. Gerade<br />
die ambulante Versorgung verändert<br />
das Thema Qualitätsmanagement und<br />
-sicherheit zunehmend. Patienten verweilen<br />
<strong>im</strong>mer kürzer in Krankenhäusern<br />
und werden dann zu Hause oder in<br />
Reha-Einrichtungen weiterbehandelt.<br />
„Die bisherigen Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
haben gezeigt, dass die<br />
Qualität der Ergebnisse von Behandlungen<br />
nicht mehr verlässlich bewertet<br />
werden kann“, heißt es <strong>im</strong> Bundesministerium<br />
für Gesundheit. Die Behandlungsverläufe<br />
in der anschließenden<br />
Versorgung müssten mit einbezogen<br />
werden. Dies ist bisher offensichtlich<br />
nicht ausreichend passiert.<br />
Ein wesentlicher Aspekt bei der<br />
Qualitätssicherung <strong>im</strong> Krankenhaus<br />
sind die Mitarbeiter, die in die Prozesse<br />
eingebunden werden müssen. Was<br />
so selbstverständlich klingt, ist es keineswegs.<br />
Mitarbeiter müssen stetig geschult<br />
und fortgebildet werden, um sich<br />
so mit den Entwicklungen in der Klinik<br />
identifizieren zu können.<br />
•<br />
1992 13,30<br />
1993 12,60<br />
1994 12,00<br />
1995 11,50<br />
1996 10,80<br />
1997 10,50<br />
1998 10,20<br />
1999 9,90<br />
2000 9,70<br />
2001 9,40<br />
2002 9,20<br />
2003 8,90<br />
2004 8,70<br />
2005 8,70<br />
2006 8,50<br />
2007 8,30<br />
2008 8,10<br />
2009 8,00<br />
2010 7,90<br />
2011 7,70<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, <strong>2013</strong>
Eine Publikation des Reflex Verlages herz-kreislauf 13<br />
artikel Artielle Hypertonie<br />
Die lautlose Krankheit<br />
Bluthochdruck zeigt lange keine Symptome, ist aber dennoch gefährlich. Gesunde Lebensweise reduziert Risiken.<br />
Von Andrea von Gersdorff<br />
Fast die Hälfte der Deutschen leidet<br />
an Bluthochdruck. Doch wissen viele<br />
nichts von ihrer Erkrankung, denn<br />
Bluthochdruck wirkt sich lange Zeit<br />
nicht negativ auf das körperliche Wohlbefinden<br />
aus. Und das ist nicht nur in<br />
bei uns so. Auch knapp die Hälfte der<br />
Teilnehmer einer internationalen Studie,<br />
die Anfang September in Hamilton,<br />
Kanada, vorgestellt wurde, litten<br />
an erhöhtem Blutdruck, waren sich ihrer<br />
Krankheit aber gar nicht bewusst.<br />
Das Forscherteam hatte Daten von<br />
142.000 Menschen <strong>im</strong> Alter zwischen 35<br />
und 70 Jahren ausgewertet, die in 17 in<br />
Industrie- und Entwicklungsländern<br />
der Erde lebten.<br />
Insgesamt zeigten 40,8 Prozent der<br />
Teilnehmer einen zu hohen Blutdruck,<br />
wiesen also unbehandelt Blutdruckwerte<br />
von mindestens 140 zu 90 auf. Doch<br />
nur knapp die Hälfte wusste von ihrem<br />
Gesundheitsproblem.<br />
Dabei können dauerhaft erhöhte<br />
Blutdruckwerte wichtige Organe des<br />
Körpers schädigen. Dazu zählen das<br />
<strong>Herz</strong>, die <strong>Herz</strong>kranzgefäße, das Gehirn,<br />
Werbebeitrag<br />
Bei traditionellen Langzeit-Blutdruckmessungen<br />
über 24 Stunden<br />
klagen viele Patienten über Schmerzen<br />
und Missempfindungen be<strong>im</strong> Aufpumpen<br />
der Manschette sowie über<br />
Ein- und Durchschlafstörungen. Die<br />
nächtlichen Weckreaktionen (Arousals)<br />
während des Aufpumpens rufen Blutdruckänderungen<br />
von bis zu plusminus<br />
35 Mill<strong>im</strong>eter-Quecksilbersäule hervor.<br />
Mit diesem Messfehler ist der Nachweis<br />
der nächtlichen Blutdruckabsenkung,<br />
eine Differenzierung in Dipper/<br />
Non-Dipper als wesentlicher Bestandteil<br />
der Hypertonie-Diagnose nicht<br />
mehr sicher möglich.<br />
Synchrone Erfassung<br />
Abhilfe schafft die neue<br />
somnotouch nibp (Non Invasive<br />
Blood Pressure). Basierend auf der Pulswellenlaufzeit<br />
wird der systolische und<br />
diastolische Blutdruck ganz ohne Manschette<br />
kontinuierlich, beat to beat, best<strong>im</strong>mt.<br />
Das patentierte Messprinzip<br />
beruht auf der synchronen Erfassung<br />
von ekg und Fingerpuls. Das Verfahren<br />
beeinträchtigt den Schlaf nicht und<br />
best<strong>im</strong>mt den nächtlichen Blutdruck<br />
zuverlässig. Zudem zeigt das Messverfahren<br />
einen wesentlich kleineren<br />
hydrostatischen Messfehler, welcher<br />
durch die Änderungen der Körperlage<br />
die Nieren und die Blutgefäße. Auch<br />
ist Bluthochdruck einer der Hauptrisikofaktoren<br />
für oft tödlich verlaufende<br />
<strong>Herz</strong>- und Gefäßerkrankungen. Deshalb<br />
sei es dringend nötig, Diagnose<br />
und Therapie zu verbessern, schreiben<br />
die Forscher <strong>im</strong> „Journal of the American<br />
Medical Association (jama)“.<br />
Warnhinweise erkennen<br />
Nicht erst, wenn erste Warnhinweise,<br />
wie zum Beispiel ein Engegefühl,<br />
Brennen, Druck oder eine Beklemmung<br />
hinter dem Brustbein, auftreten, ist es<br />
höchste Zeit, den Arzt aufzusuchen.<br />
Denn unbehandelt, kann Bluthochdruck<br />
zu lebensbedrohlichen Krankheiten<br />
wie <strong>Herz</strong>infarkt und Schlaganfall<br />
führen.<br />
Damit es gar nicht erst so weit<br />
kommt, sollte sich jeder Erwachsene<br />
mit der Krankheit beizeiten beschäftigen.<br />
Zwar gibt es einige allgemeine<br />
Symptome, wie morgendliche Kopfschmerzen,<br />
Schlafstörungen, Nervosität,<br />
Nasenbluten, Ohrensausen, Sehstörungen<br />
oder auch häufige Müdigkeit.<br />
Doch diese treten auch bei anderen Erkrankungen<br />
auf.<br />
Produktpräsentation<br />
Blutdruck-Manschette ade<br />
Kontinuierliche Messung mit höchstem Patientenkomfort.<br />
Die somnotouch nibp zur Blutdruckmessung.<br />
des liegenden Patienten hervorgerufen<br />
wird. Die somnotouch nibp wird <strong>vom</strong><br />
Patienten wie eine Armbanduhr komfortabel<br />
am Handgelenk getragen. Der<br />
eingebaute Bewegungssensor ermöglicht<br />
eine Korrelation des Blutdruckverlaufs<br />
mit der motorischen Aktivität,<br />
sowie die Schlaf-Wach-Best<strong>im</strong>mung.<br />
Neben dem Blutdruck zeichnet die<br />
somnotouch nibp ein dreikanaliges<br />
Langzeit-ekg, Langzeit-Ox<strong>im</strong>etrie und<br />
Aktigraphie auf.<br />
•<br />
www.somnomedics.de<br />
Verwendung rezeptfreier <strong>Herz</strong>- und <strong>Kreislauf</strong>mittel<br />
Anzahl der Personen in Deutschland, die in den letzten drei Monaten leichte<br />
rezeptfreie <strong>Herz</strong>- und <strong>Kreislauf</strong>mittel, auch zur Beeinflussung des Blutdrucks,<br />
verwendet haben, von 2007 bis <strong>2013</strong> (in Millionen)<br />
3,24<br />
3,31<br />
3,24 3,11<br />
2007 2008 2009 2010 2011 2012 <strong>2013</strong><br />
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach, <strong>2013</strong><br />
Sinnvoller ist es, mögliche Risikofaktoren<br />
bei sich ausfindig zu machen.<br />
Denn für Bluthochdruck gibt es in 90<br />
Prozent aller Fälle keine organische<br />
Ursache. Zahlreiche Studien haben<br />
indes gezeigt, dass einige Umstände<br />
Bluthochdruck begünstigen. In erster<br />
Linie sind dies die Erbanlagen und der<br />
persönliche Lebensstil. Vor allem zu<br />
wenig Bewegung, ungesunde Ernährung,<br />
Übergewicht und Stress führen<br />
zu Bluthochdruck.<br />
Durch Bewegung und weniger Stress lässt sich der Bluthochdruck verringern.<br />
3,02<br />
2,93<br />
Lebensweise umstellen<br />
Je nach Untersuchungsergebnis<br />
wird der Arzt die Therapie auf den Patienten<br />
zuschneiden. Manchmal reicht<br />
schon eine Umstellung der Lebensgewohnheiten,<br />
wie mehr Sport treiben,<br />
Stress und Übergewicht abbauen. In<br />
schwereren Fällen ist zusätzlich eine<br />
medikamentöse Behandlung notwendig,<br />
die dann allerdings ein Leben lang<br />
fortgesetzt werden muss. Denn Bluthochdruck<br />
lässt sich zwar nicht heilen,<br />
aber <strong>im</strong>merhin in den Griff kriegen. •<br />
Gut gegen Bluthochdruck:<br />
• Normalgewicht anstreben<br />
• fett- und salzarme Ernährung<br />
• mäßiger Alkoholgenuss<br />
• Verzicht auf Nikotin<br />
• regelmäßige körperliche Betätigung<br />
• ein Tagesablauf mit Entspannungspausen
14 herz-kreislauf Eine Publikation des Reflex Verlages<br />
artikel Rean<strong>im</strong>ation<br />
Das schl<strong>im</strong>mste ist, gar nichts zu tun<br />
Schon die einfache <strong>Herz</strong>druckmassage erhöht die Überlebenschance nach einem <strong>Herz</strong>stillstand. Doch viele trauen sich nicht.<br />
Von Katharina Lehmann<br />
Im vergangenen Jahr starben 3.606<br />
Menschen auf deutschen Straßen.<br />
Das Deutsche Rote Kreuz (drk) schätzt,<br />
dass zehn Prozent von ihnen noch leben<br />
könnten, wenn jemand beherzt Erste<br />
Hilfe geleistet hätte. Auch bei einem<br />
plötzlichen <strong>Herz</strong>stillstand packt nur<br />
etwa jeder sechste Deutsche sofort an.<br />
Dabei sind in über 60 Prozent der<br />
Fälle, in denen Menschen <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Attacken<br />
erleiden, andere zugegen<br />
– Männer und Frauen, die helfen<br />
könnten. Denn bereits drei bis fünf<br />
Minuten nach dem <strong>Herz</strong>stillstand<br />
treten unwiderrufliche Schäden am<br />
Gehirn ein. Doch bis der Notarzt eintrifft,<br />
sind diese Minuten verstrichen.<br />
Mit der <strong>Herz</strong>-Lungen-Wiederbelebung,<br />
die <strong>Herz</strong>druckmassage und Mund-zu-<br />
Mund-Beatmung kombiniert, können<br />
diese Minuten überbrückt werden, um<br />
Leben zu retten.<br />
Prüfen, rufen, drücken<br />
Bricht eine Person leblos zusammen,<br />
lautet die wichtigste Regel: Prüfen,<br />
rufen, drücken. Als erstes muss<br />
gastbeitrag<br />
<strong>Herz</strong> & Diabetes<br />
Richtig behandeln<br />
Ein <strong>Herz</strong>infarkt wird oft schneller<br />
diagnostiziert als ein Diabetes<br />
mellitus. Weil die Zuckerkrankheit<br />
meist lange Zeit symptomarm verläuft<br />
und das Bewusstsein fehlt, dass Diabetes<br />
auch Gefäßerkrankung ist. Die Arteriosklerose,<br />
also die Verengung der<br />
Blutgefäße, schreitet beschleunigt voran.<br />
Rechtzeitig entdeckt ließe sich<br />
der Prozess aufhalten oder zumindest<br />
hinauszögern.<br />
Diabetes gehört neben Bluthochdruck<br />
und Übergewicht zu den Übeltätern,<br />
die den Boden für Infarkt und<br />
Schlaganfall bereiten. Unbehandelt<br />
steigt das Risiko für solche lebensbedrohlichen<br />
Ereignisse.<br />
Therapie mit Blick aufs Ganze<br />
Wird ergänzend zur Koronarkrankheit<br />
eine Störung <strong>im</strong> Glukosestoffwechsel<br />
festgestellt, muss sie behandelt<br />
werden. Diese Empfehlung haben die<br />
europäischen Fachgesellschaften der<br />
Kardiologen und Diabetologen jüngst<br />
erneut bekräftigt. Hierzulande fördern<br />
die Strukturen eine isolierte Betrachtung<br />
von Erkrankungen, obwohl sich<br />
Krankheitsbilder wechselseitig bedingen.<br />
Das heute medizintechnisch<br />
Machbare muss nicht das Beste für<br />
Mit dem Verhältnis 30 mal <strong>Herz</strong>druckmassage zu 2 mal Atemspende kann jeder einem anderen Menschen <strong>im</strong> Erstfall das Leben retten. Dabei zählt jede Minute.<br />
geklärt werden, ob der Bewusstlose<br />
noch Reaktionen zeigt oder atmet. Anschließend<br />
schnell fachkundige Hilfe<br />
herbeirufen, per Notrufnummer 112.<br />
Und dann umgehend mit der <strong>Herz</strong>-Lungen-Wiederbelebung<br />
beginnen. Das bedeutet:<br />
30-mal <strong>Herz</strong>druckmassage <strong>im</strong><br />
Wechsel mit zwe<strong>im</strong>aliger Atemspende<br />
bis der Rettungsdienst eintrifft. Hier<br />
Kooperation von <strong>Herz</strong>- und Diabetesexperten notwendig.<br />
Viele <strong>Herz</strong>kranke haben Zucker ohne es zu wissen.<br />
jeden sein. Entscheidend ist der Blick<br />
auf das Ganze, also das individuelle<br />
Krankheitsprofil und Gefährdungspotential<br />
be<strong>im</strong> Patienten. So profitiert der<br />
Eine von der Bypass-Operation, ein anderer<br />
von der Stent-Implantation, und<br />
bei manchen reicht die medikamentöse<br />
Therapie. Damit sich die Prognose bessert,<br />
sollten Patienten die Kooperation<br />
zwischen <strong>Herz</strong>- und Diabetesspezialisten<br />
stärker einfordern.<br />
•<br />
Autor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe<br />
Vorsitz Stiftung „Der herzkranke Diabetiker“<br />
gilt: Mit einer <strong>Herz</strong>druckmassage kann<br />
man niemandem ernsthaft schaden<br />
– ohne schon.<br />
Wer sich die Mund-zu-Mund-Beatmung<br />
nicht zutraut, sollte jedoch nicht<br />
tatenlos daneben stehen. Wichtiger ist<br />
ohnehin die <strong>Herz</strong>druckmassage. Denn<br />
zu Beginn ist in der Regel noch genügend<br />
Sauerstoff <strong>im</strong> Blut und in den<br />
Lungen vorhanden – außer bei Ertrunkenen.<br />
Durch die künstliche Pumpbewegung<br />
wird der <strong>Herz</strong>schlag ersetzt.<br />
Das hält den <strong>Kreislauf</strong> in Schwung und<br />
das Gehirn wird weiter mit Sauerstoff<br />
versorgt.<br />
Dazu müssen Helfer den Brustkorb<br />
frei machen, einen Handballen auf die<br />
Brustmitte legen und den Ballen der<br />
anderen Hand darüber packen. Dann<br />
das Brustbein fünf bis sechs Zent<strong>im</strong>eter<br />
nach unten drücken. Als Faustregel<br />
gilt dabei: 100 bis 120 Druckmassagen<br />
pro Minute – bis der Notarzt eintrifft.<br />
„Das schl<strong>im</strong>mste ist, gar nichts zu<br />
tun“, meint drk-Bundesarzt Peter Sefrin.<br />
Anhalten, die Unfallstelle absichern<br />
und einen Notruf absetzen – das<br />
könne jeder. Denn die Laien-Rean<strong>im</strong>ation<br />
erhöht die Überlebenschancen<br />
nach einem <strong>Herz</strong>infarkt von zehn auf<br />
18 Prozent.<br />
Viele haben Angst<br />
Peter Sefrin kennt die Hürden bei<br />
der Ersthilfe: Angst, Ekel, Überforderung.<br />
Vor allem ist es die Angst, mehr<br />
zu schaden als zu helfen. Aber auch<br />
vor Krankheiten oder juristischen Konsequenzen.<br />
Doch diese Sorgen kann<br />
Sefrin schnell ausräumen: „Wenn ein<br />
Mensch dem Tode nahe ist, dann ist<br />
eine gebrochene Rippe durch eine kräftige<br />
Wiederbelebung ein zu vernachlässigendes<br />
Risiko.“ Denn davon erholen<br />
sich die Opfer wieder. Und juristische<br />
Konsequenzen brauche niemand fürchten,<br />
der <strong>im</strong> Rahmen seiner Möglichkeiten<br />
geholfen hat.<br />
Auch wenn die Infektionsgefahr bei<br />
der Ersten Hilfe gering ist, bleibt Selbstschutz<br />
auch für Peter Sefrin wichtig.<br />
„Zum Schutz vor ansteckenden Krankheiten<br />
finden sich in jedem Erste-Hilfe-Koffer<br />
Einmal-Handschuhe.“ Wer<br />
ganz sicher gehen will, kann zudem<br />
eine Einweg-Notfallbeatmungshilfe<br />
dazu legen.<br />
Ersthelfer-Apps<br />
Auch kennt Peter Sefrin die Nervosität,<br />
die den Ersthelfer überfällt. Doch<br />
bitte nicht unterdrücken, mahnt der<br />
Arzt, denn „diese Aufregung hilft uns,<br />
aktiv zu werden und zu helfen.“ Um<br />
die Ersthelfer bei der Koordination der<br />
Rettungsmaßnahmen zu unterstützen,<br />
richten <strong>im</strong>mer mehr Einsatzleitstellen<br />
die Telefonrean<strong>im</strong>ations-Stellen ein.<br />
Geschultes Personal erklärt am Telefon<br />
noch einmal die wichtigsten Schritte,<br />
gibt Anweisungen und mahnt zur Ruhe.<br />
Auch gibt es Ersthelfer-Apps für<br />
Smartphones. Sie erklären in übersichtlichen<br />
Grafiken die Schritte der<br />
Rean<strong>im</strong>ation. Diese Apps helfen, Menschen<br />
zu sensibilisieren und auf den<br />
extremen Notfall vorzubereiten, meint<br />
Peter Sefrin. Die praktische Übung ersetzen<br />
sie allerdings nicht. Deshalb rät<br />
der Fachmann zum Auffrischungskurs<br />
– mindestens alle fünf Jahre.<br />
Denn heute beherrsche nur noch<br />
jeder Fünfte in Deutschland die<br />
<strong>Herz</strong>-Lungen-Massage, schätzt der Experte.<br />
Der Grund: Bei vielen Deutschen<br />
liegt der Erste-Hilfe-Kurs Jahre, teilweise<br />
Jahrzehnte zurück. Die Meisten<br />
absolvieren ihn vor dem Führerschein.<br />
Doch <strong>im</strong> Notfall sind dann später die<br />
Kenntnisse zu <strong>Herz</strong>druckmassage, stabiler<br />
Seitenlage oder zum Stillen von<br />
Blutungen verblasst.<br />
Erste-Hilfe-Kurse bieten neben dem<br />
drk auch verschiedene Hilfsdienste an.<br />
Dabei muss nicht <strong>im</strong>mer ein komplettes<br />
Wochenende reserviert werden. In<br />
vielen Städten gibt es über das reguläre<br />
Kursprogramm hinaus auch 90-minütige<br />
Auffrischungskurse. Spezielle Kurse<br />
gibt es für Eltern kleiner Kinder oder<br />
für Familien, deren Angehörige zu einer<br />
Risikogruppe zählen.<br />
•
Eine Publikation des Reflex Verlages herz-kreislauf 15<br />
gastbeitrag<br />
Medizintechnologien<br />
50 Jahre Lebensretter<br />
MedTech-Fortschritte bei <strong>Herz</strong>gefäßerkrankungen.<br />
Vor 50 Jahren fand die erste Behandlung<br />
einer Gefäßverengung mit einer<br />
Kathetertechnologie durch den<br />
us-amerikanischen Radiologen Charles<br />
Dotter statt. Als Dotter <strong>im</strong> Sommer 1963<br />
einen Katheter in die Leistenarterie eines<br />
Patienten einführte, um ein Kontrastmittel<br />
einzuspritzen und so den<br />
Arterienverschluss <strong>im</strong> Röntgenbild<br />
sichtbar zu machen, beseitigte er be<strong>im</strong><br />
Zurückziehen des Katheters unbeabsichtigt<br />
die Blockade. Auf dem Röntgenbild<br />
war deutlich zu sehen, dass<br />
Der Medikament-freisetzender Ballonkatheter verbindet die bewährte pta mit der pharmzeutischen Behandlung.<br />
das Blut wieder ungehindert fließen<br />
konnte. Den Prototypen des „Dotter<br />
dilatation set“, mit dem ihm die erste<br />
Gefäßweitung gelang, hatte Charles<br />
Dotter in einem Hotelz<strong>im</strong>mer in Chicago<br />
mit einer geliehenen Lötlampe<br />
gebaut.<br />
Dieser Erfinderblick auf die Welt<br />
war es wohl auch, der Dotter die Tragweite<br />
seiner Entdeckung unmittelbar<br />
verstehen ließ. Schon in seinem ersten<br />
Bericht über das Ereignis beschreibt<br />
Dotter die medizinischen Möglichkeiten<br />
<strong>vom</strong> Ballonkatheter bis zum Stent.<br />
Die Entdeckung aus dem Sommer 1963<br />
publizierte er Anfang 1964. Es war der<br />
Beginn einer rasanten Entwicklung.<br />
Durchbruch ptca<br />
Der deutsche Kardiologe Andreas<br />
Grüntzig weitete 1974 ein verengtes<br />
<strong>Herz</strong>kranzgefäß mit einem selbst entwickelten<br />
Ballonkatheter. 1977 erfolgte<br />
die erste erfolgreich durchgeführte<br />
Ballondilatation der Koronararterie<br />
am Menschen. Auch Grüntzig war, was<br />
seine ersten Instrumente betraf, noch<br />
auf He<strong>im</strong>arbeit angewiesen. Alle Ballonkathetermodelle<br />
wurden von Grüntzig<br />
selbst in seiner Küche am Wochenende<br />
oder in der Nacht hergestellt, bis<br />
1976 die Firmen Schneider und Cook<br />
die Entwicklung und Produktion übernahmen.<br />
Im Jahre 1980 überschritt die<br />
Anzahl der durchgeführten Ballondilatationen<br />
bereits die Grenze von 1000<br />
Operationen.<br />
Zeitalter der Stents<br />
1986 setzten Jaques Puel und Ulrich<br />
Sigwart die ersten koronaren Stents<br />
in eine menschliche Koronararterie<br />
ein. 1989 wurde erstmals ein Stent mit<br />
einem Ballonkatheter <strong>im</strong>plantiert.<br />
Durch die <strong>vom</strong> italienischen Kardiologen<br />
Antonio Colombo 1996 entwickelte<br />
Hochdruck<strong>im</strong>plantation konnten die<br />
Komplikationen erheblich reduziert<br />
werden. Dadurch kam es zum endgültigen<br />
Durchbruch der Stents. Ein weiterer<br />
wichtiger Schritt waren die Medikament-freisetzenden<br />
Stents, die 2002<br />
eingeführt wurden.<br />
Neue Lebensretter<br />
Seit 2009 verbindet der Medikament-freisetzende<br />
Ballon (Drug Eluting<br />
Balloon, deb) die bewährte ptca mit<br />
der wirkungsvollen pharmazeutischen<br />
Komponente des Medikament-freisetzenden<br />
Stents (des). Eine weitere Alternative<br />
bieten seit 2012 so genannte resorbierbare<br />
Stents. Diese Gefäßgerüste<br />
stützen das Blutgefäß so lange, wie es<br />
medizinisch notwendig ist und lösen<br />
sich danach langsam auf.<br />
Diese medizintechnischen Meilensteine<br />
haben bis heute Millionen von<br />
Menschen mit koronarer <strong>Herz</strong>krankheit<br />
das Leben gerettet. Die Geschichte<br />
der Kathetertechnologien zeigt dabei<br />
auch, wie wichtig die Zusammenarbeit<br />
von Ärzten und Ingenieuren der Med-<br />
Tech-Unternehmen ist.<br />
•<br />
Autor: Joach<strong>im</strong> M. Schmitt, Vorstand und Geschäftsführer<br />
bvMed, Bundesverband Medizintechnologie<br />
50 Jahre<br />
Kathetertechnologie<br />
Meilensteine in der<br />
Behandlung der koronaren<br />
<strong>Herz</strong>krankheit<br />
Todesfälle aufgrund von <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>-Erkrankungen* (Quelle: Statistisches Bundesamt)<br />
1980<br />
500.481<br />
1990<br />
462.992<br />
2000<br />
395.043<br />
2010<br />
352.689<br />
Erste Ballondilatation (PTCA)<br />
Andreas Grüntzig führt die erste<br />
Ballon-Dehnung (PTCA) einer<br />
<strong>Herz</strong>arterie durch.<br />
Erste „Transluminale<br />
Angioplastie“<br />
Charles Dotter beseitigt<br />
erstmals einen Gefäßverschluss.<br />
Hochdruck<strong>im</strong>plantation<br />
Die von Antonio Colombo entwickelte<br />
Hochdruck<strong>im</strong>plantation reduziert<br />
Komplikationen. Stents setzen sich als<br />
Therapieform durch.<br />
Erste Stent-Implantation<br />
mit Ballonkatheter<br />
Richard Schatz und Julio Palmaz<br />
entwickeln einen neuartigen,<br />
ballonexpandierbaren Stent.<br />
Bioresorbierbares<br />
(sich selbst auflösendes) Gefäßgerüst<br />
Diese Gefäßgerüste stützen das<br />
Blutgefäß so lange, wie es medizinisch<br />
notwendig ist und lösen sich danach<br />
langsam auf.<br />
1963 1977<br />
1986<br />
1989 1996<br />
2002 2009<br />
2012<br />
* Die Sterblichkeit an <strong>Herz</strong>-<strong>Kreislauf</strong>erkrankungen<br />
wird erst seit 1980 mit<br />
der heute üblichen Methode erhoben.<br />
Die Daten bis 1980 sind daher nicht vergleichbar<br />
und hier nicht angegeben.<br />
Erster selbstexpandierender Stent<br />
Jaques Puel und Ulrich Sigwart<br />
setzen die ersten Stents in eine<br />
menschliche Koronararterie.<br />
(DES – Drug Eluting Stents)<br />
DES verhindern einen Wiederverschluss<br />
durch übermäßiges<br />
Wachstum der Gefäßwände.<br />
Medikament-freisetzender Ballonkatheter<br />
(DEB – Drug Eluting Balloon)<br />
DEB ermöglicht die Behandlung von<br />
Patienten, bei denen kein Stent<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Quelle: BVMed – Bundesverband Medizintechnologie
<strong>10.</strong>000<br />
behAndelte<br />
Patienten<br />
MitraClip<br />
Perkutane Mitralklappenrekonstruktion<br />
Mitten ins <strong>Herz</strong>.<br />
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