30.12.2014 Aufrufe

Untitled - Frauenhilfe München

Untitled - Frauenhilfe München

Untitled - Frauenhilfe München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Familiengericht geäußerten Wunsch zum Umgang mit dem Vater unausgesprochene<br />

Hoffnungen der Kinder, etwa persönliche Dinge (Spielzeug u.a.) zurück zu bekommen, wenn<br />

sie den Vater treffen. Diese bei Gericht meist unausgesprochenen Ängste und Hoffnungen<br />

wurden dann von den Kindern erst später in einem anderen Rahmen während der Gruppenzeit<br />

oder in einem vertraulichen Einzelgespräch im Frauenhaus geäußert.<br />

Unsere Erfahrung zeigt, dass der Wunsch der Kinder, ihren Vater zu sehen, oder gar, bei ihm<br />

zu wohnen, nicht selten ihrer körperlichen und emotionalen Sicherheit und ihrer Angst vor dem<br />

Vater widerspricht und somit ihrem Kindeswohl entgegensteht. Wiederholt erzählten uns<br />

einzelne Kinder von Manipulationsversuchen des Vaters, Ausfragen und Schlechtmachen der<br />

Mutter während des Umgangskontaktes. Ein Vater drohte beim unbegleiteten Umgang seinen<br />

beiden Töchtern damit, dass er „jetzt die Mutter umbringen“ werde. Der Vorfall verstörte beide<br />

Mädchen sehr. Zwei Brüder hatten vor dem Einzug ins Frauenhaus miterlebt, wie ihre Mutter<br />

während des Umgangs vom vorbestraften Vater zusammengeschlagen wurde.<br />

9<br />

Individuelle Unterstützung und kindgerechte Begleitung<br />

Mit den Kindern und Jugendlichen wird nach Einzug ins Frauenhaus ein altersgerechtes<br />

Aufnahmegespräch in Verbindung mit einer Hausbegehung geführt. So erhalten sie zeitnah<br />

eine Orientierung darüber, wo sie sind, warum sie hier sind und was ein Frauenhaus ist.<br />

Gleichzeitig lernen sie die Erzieherin und die Angebote im Kinderbereich kennen. Die<br />

zugehende Arbeit unterstützte die Kinder in der Eingewöhnungszeit sehr. Der Zugang zum<br />

Kinderbereich fiel ihnen dadurch leichter; besonders die älteren Kinder begriffen die<br />

zuständige Erzieherin als „ihre Beraterin“.<br />

Gleich bleibend hoch wie in den vorangegangenen Jahren war der Bedarf der Mädchen und<br />

Jungen, in altersgerechten Einzelgesprächen mit den Erzieherinnen Unterstützung für ihre<br />

Probleme zu bekommen. Die Erzieherinnen greifen die Themen der einzelnen Kinder und<br />

Jugendlichen in verschiedener Form auf. Dieses zeitnahe Aufgreifen eines Themas, das ein<br />

Kind einbringt, bewährt sich besonders.<br />

Die Mädchen und Jungen erzählten in den verschiedenen Gesprächen von Problemen oder<br />

Streit in der Schule, in Freundschaften, oder mit ihrer Mutter, sowie von ihrer momentanen<br />

Befindlichkeit, ihren Hoffnungen und Ängsten bezüglich des Vaters, zu den Erlebnissen im<br />

Rahmen des Umgangs und häufig auch von erlebten Gewaltsituationen in der Familie.<br />

Im vergangenen Jahr erzählten mehrere Jungen von sich aus über heftige Gewalt und deren<br />

Folgen durch den Vater: ein 10-Jähriger z.B. hatte eine durch den Vater verursachte Narbe im<br />

Gesicht, ein 8-Jähriger hatte durch Prügel Knochenbrüche erlitten und trauerte um seinen<br />

geliebten Hund, der durch die Misshandlungen des Vaters verstorben war. Ein Junge äußerte<br />

indirekt Suizidgedanken und wurde zeitnah in eine kinderpsychiatrische Klinik vermittelt.<br />

Bei Geschwistern erlebten wir des Öfteren, dass die Kinder einer Familie unterschiedlich offen<br />

mit dem Thema umgingen. Manchmal brach ein Kind das Schweigetabu der Familie und das<br />

Geschwisterkind versuchte dies durch Maßregelung zu verhindern oder indem es das Gesagte<br />

bagatellisierte oder für unwahr erklärte. Gerade in solchen Situationen wurden die<br />

Loyalitätskonflikte der Mädchen und Jungen bei häuslicher Gewalt deutlich sichtbar.<br />

Manchmal ging es so weit, dass ein Kind, das sich gerade erst einer Erzieherin anvertraut hatte,<br />

irritiert und verunsichert durch die Reaktion seines Bruders oder seiner Schwester, schwieg,<br />

seine eigene Aussage abschwächte oder sogar revidierte. Manchmal gab es aber auch einen<br />

offenen Streit darüber, was in der Familie geschehen war und ob es ausgesprochen werden<br />

dürfe oder nicht. In anderen Geschwisterkonstellationen jedoch konnten die Kinder frei<br />

voreinander reden, unterstützen und bestätigten sich sogar gegenseitig beim Erzählen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!