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Untitled - Frauenhilfe München

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Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

1<br />

Inhalt<br />

Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Frauenhaus .................................. 2<br />

Beratungsstelle ................................21<br />

Die <strong>Frauenhilfe</strong> auf einen Blick ...............................39<br />

Impressum ...............................39


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

2<br />

Sachbericht Frauenhaus der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Wohnen und Schutz<br />

Rahmenbedingungen<br />

Das Frauenhaus bietet mit 45 Plätzen für Frauen und ca. 60 Plätzen für ihre Kinder<br />

vorübergehend sicheren Wohnraum, Unterstützung und Beratung. Das Sicherheitssystem<br />

umfasst die anonyme Adresse, die Umzäunung des Geländes, die Videoüberwachung des<br />

Geländezugangs, Sicherheitsregeln und eine direkte Notrufverbindung mit der Polizei. Damit<br />

wird der Schutz für die gefährdete Personengruppe im Haus gewährleistet.<br />

Die Frauen bewohnen allein oder mit ihren Kindern ein eigenes Apartment, in der Regel mit<br />

einer Nasszelle ausgestattet. Um das große Haus für sie überschaubar zu halten, leben sie in<br />

Wohngruppen von etwa elf Frauen zusammen und benutzen eine gemeinschaftliche Küche.<br />

Die Frauen gestalten selbständig ihre alltägliche Lebensführung.<br />

Neben sicherem Wohnraum möchten wir den Frauen mit ihren Kindern Wohnen in<br />

funktionalen und ansprechenden Räumen bieten. In der Regel befinden sie sich beim Einzug in<br />

einer akuten Not- und Krisensituation, deshalb ist eine angenehme und freundliche<br />

Wohnatmosphäre besonders wichtig.<br />

Belegung und Aufenthaltsdauer<br />

2011 lag die durchschnittliche Belegung der Plätze für Frauen bei 95,9 Prozent. Insgesamt<br />

wohnten 165 Frauen im Frauenhaus.<br />

Durchschnittlich zogen 10 - 11 Frauen pro Monat ein bzw. verließen 10 - 11 Frauen das Haus.<br />

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 96 Tage.<br />

Im Jahr 2011 zogen 63 Prozent der Frauen mit Kindern ins Frauenhaus. 89 Prozent der Kinder<br />

waren jünger als 12 Jahre und damit im betreuungsbedürftigen Alter. Der Anteil der Frauen mit<br />

mehreren Kindern 1ag bei 25,46 Prozent.<br />

Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Frauen<br />

Telefonberatung<br />

In der Telefonberatung, die von Montag bis Freitag von 10.00 - 17.00 Uhr bzw. 15.00 Uhr<br />

besetzt ist, gingen 1906 Anrufe ein. Davon umfassten 838 Anfragen Beratung und Information<br />

für von Gewalt betroffene und bedrohte Frauen.<br />

Die Vermittlung ins Frauenhaus erfolgte in erster Linie über professionelle Dienste und eigene<br />

Information bzw. das soziale Netz der Betroffenen. Dies zeigt, wie wichtig die öffentliche


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Bekanntheit der Hilfe durch das Frauenhaus und die Vernetzung mit professionellen Diensten<br />

sind.<br />

55 Frauen konnte ein Platz am Tag ihres Erstanrufes zugesagt werden. In die Warteliste<br />

wurden 86 Frauen aufgenommen. Aufgrund der außergewöhnlich hohen Fluktuation mussten<br />

nur 75 Frauen an andere Einrichtungen verwiesen werden, da diese sofort einen Platz benötigt<br />

hätten und das Frauenhaus voll belegt war.<br />

Betroffene Frauen wurden über ihre rechtlichen und praktischen Möglichkeiten informiert, um<br />

ihre eigene Situation und ihren Handlungsspielraum einschätzen zu können und innerhalb der<br />

bestehenden Hilfsmöglichkeiten Wege für sich zu finden. Seit der Reform des Sozialrechts<br />

(„Hartz IV“) ist es Teil der Beratungspraxis, dass die Beraterinnen die Frauen ausführlich<br />

darüber informieren, welche Unterlagen sie für die Antragstellung nach Möglichkeit in das<br />

Frauenhaus mitbringen sollten. Neben psychosozialer Beratung waren Sicherheitsberatung,<br />

Information über zivilrechtliche Schutzmöglichkeiten nach dem Gewaltschutzgesetz<br />

(GewSchG) und durch polizeiliche Unterstützung wesentliche Bestandteile der Gespräche.<br />

Weitere Anfragen umfassten ein breites Spektrum psychosozialer und sozialer<br />

Problemstellungen sowie den Bedarf an der Vermittlung von geeigneten Hilfeeinrichtungen.<br />

Im Berichtszeitraum verzeichneten wir wieder Platzanfragen von psychosomatischen Kliniken<br />

für psychisch kranke und suchtmittelabhängige Frauen, die von Partnergewalt betroffen waren.<br />

Für diese Zielgruppen gibt es nach wie vor kein geeignetes Hilfsangebot.<br />

3<br />

Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit<br />

Abends, nachts und an Wochenenden nahmen 1199 Frauen telefonisch Kontakt mit dem<br />

Frauenhaus auf. Von den Anruferinnen informierten sich 591 von Gewalt betroffene Frauen<br />

bzw. HelferInnen über Unterstützungs- und Handlungsmöglichkeiten. Weitere Anfragen (51<br />

Prozent) umfassten ein breites Spektrum von Anfragen zu Hilfsmöglichkeiten, aber auch<br />

Kontaktbedürfnisse in Krisensituationen.<br />

Einzelberatung<br />

Die Beratung ist parteilich für Frauen, ganzheitlich und kultursensibel ausgerichtet. Die<br />

Bewohnerinnen des Frauenhauses werden während der Dauer des Aufenthalts von einer für sie<br />

zuständigen Beraterin unterstützt. Die Beraterinnen koordinieren den gesamten Hilfeprozess.<br />

Daran beteiligt sind eine Vielzahl von Behörden, Einrichtungen der Sozialen Arbeit, der<br />

Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, Institutionen der Qualifizierung und der<br />

migrationsspezifischen Hilfen. Je nach Problemlage der einzelnen Frau sind weitere beteiligte<br />

Berufsgruppen wie ÄrztInnen, TherapeutInnen, RechtsanwältInnen, Dolmetscherinnen und die<br />

Polizei einbezogen. Die individuelle Gefährdungslage der Frau (und ihrer Kinder) ist bei allen<br />

Hilfsmaßnahmen zu berücksichtigen.<br />

Im Berichtsjahr wohnten 165 Frauen vorübergehend im Frauenhaus. Im überwiegenden Teil<br />

der Fälle (67,9 Prozent) handelte es sich beim Gewalttäter um den Ehemann. Die Altersgruppe<br />

der 25- bis 49-jährigen Frauen war mit 82,5 Prozent am häufigsten vertreten. 32,7 Prozent der<br />

Frauen waren zum Zeitpunkt des Einzugs berufstätig. Der Anteil von Frauen mit nichtdeutscher<br />

Herkunft lag bei 86,7 Prozent. Die Herkunftsländer der Frauen umfassten 46<br />

Nationen.<br />

Erfasst wurde die Dauer des gewaltgeprägten Verhaltens des Partners gegenüber der Frau. In<br />

47 Prozent der Fälle war der Partner ein bis fünf Jahre gewaltbereit und gewalttätig, in über 30


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Prozent der Fälle länger als fünf Jahre. 18 Prozent der Frauen gaben die Dauer mit mehreren<br />

Monaten bis zu einem Jahr an. Vor Einzug in das Frauenhaus fand bei 48 Prozent der Frauen<br />

ein Polizeieinsatz statt. Der Anteil der Frauen, die vor Einzug eine Strafanzeige erstatteten,<br />

betrug 35 Prozent. Zusätzlich beantragten 16 Prozent der Frauen Schutzanordnungen nach dem<br />

GewSchG.<br />

Den Frauen gelang mit dem Weg in das Frauenhaus, nach überwiegend langen, chronischen<br />

und zum großen Teil schweren Gewalterfahrungen die räumliche Trennung und damit den<br />

eigenen Schutz zu erreichen. Gleichzeitig wirkten je nach Dauer und Schwere der Gewalt die<br />

Angst und Abhängigkeit nach der Trennung weiter. Teilweise hoch ambivalente Gefühlslagen<br />

– der Wunsch nach Trennung und die weiterhin angstgeprägte Bindung – bedeuteten eine hohe<br />

psychische Belastung der einzelnen Frau.<br />

Gleichzeitig waren die Frauen während des Aufenthalts in der <strong>Frauenhilfe</strong> mit einer Fülle von<br />

wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Problemen konfrontiert. Die materielle Existenz<br />

musste gesichert werden, der praktische Alltag war neu zu organisieren, familienrechtliche<br />

Angelegenheiten waren zu klären, Mütter mussten die Situation ihrer Kinder mit Schulen oder<br />

Kindertagesstätten neu regeln und die Kinder unterstützen, mit den existentiellen<br />

Veränderungen zurecht zu kommen. Die Frauen mussten diese Anforderungen in einer<br />

krisenhaften Lebenssituation bewältigen. Diese war gekennzeichnet von den physischen,<br />

psychischen und sozialen Folgen der Gewalttätigkeiten des Partners und häufig noch<br />

anhaltender Bedrohung.<br />

Psychische Beschwerden und Symptomatiken wie Depressionen, Angststörungen,<br />

Posttraumatische Belastungsstörungen und Stresssymptome stehen meist im Zusammenhang<br />

mit der oftmals jahrelangen Gewalterfahrung. Die Anzahl der psychisch hoch belasteten<br />

Frauen mit und ohne Kinder war gleich bleibend hoch.<br />

Nicht-deutsche Frauen mussten zusätzlich migrationsbedingte Problemstellungen und die<br />

erforderliche Integrationsleistung bewältigen. Familien übten in Einzelfällen einen erheblichen<br />

Druck auf die Frauen aus, um sie zu einer Rückkehr zum Mann zu bewegen. Behördliche<br />

Regelungen und Zugangswege zu Ämtern und Behörden waren den Frauen oft nicht bzw.<br />

kaum bekannt. Ihre Orientierung in der Stadt war begrenzt. Kulturspezifische Barrieren lösten<br />

Ängste und Missverständnisse im sozialen Kontakt aus. Sprachbarrieren wegen geringer bzw.<br />

fehlender Deutschkenntnisse waren in der Regel eine Folge der erzwungenen sozialen Isolation<br />

durch den gewalttätigen Partner.<br />

Zusätzliche Schwierigkeiten hatten einige Frauen durch das Gesetz zur Verhinderung von<br />

Zwangsverheiratungen, das zum 01.07 2011 in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz hat die Dauer,<br />

die eine Frau mit Migrationshintergrund mit dem deutschen bzw. in Deutschland<br />

aufenthaltsberechtigten Mann verheiratet sein muss, um ein eigenständiges Aufenthaltsrecht<br />

daraus ableiten zu können, von zwei auf drei Jahre erhöht. Zunächst ist die erhöhte Dauer an<br />

sich ein Problem, da es Frauen, die von Gewalt betroffen sind, nicht möglich ist, diese Zeit zu<br />

erfüllen. Eine Rückkehr in das Herkunftsland ist oft nicht zumutbar, da die Frauen dort keine<br />

Existenzgrundlage mehr haben und in manchen Fällen von der eigenen Familie oder der<br />

Familie des Mannes bedroht werden. Ganz besonders problematisch ist, dass keine<br />

Übergangsregelungen vorgesehen sind für Frauen, die die Ehebestandsdauer nach altem Recht<br />

bereits erfüllt haben.<br />

Die genannten Anforderungen wirkten sich unmittelbar auf den Bedarf an Unterstützung und<br />

Beratung aus. Bei 22 Prozent der betreuten Migrantinnen waren Beratungsgespräche und<br />

Hilfen bei ausländerrechtlichen, familienrechtlichen und psychosozialen Problemen nur mit<br />

dem Einsatz von Dolmetscherinnen möglich. In diesen Fällen verdoppelt sich die<br />

Beratungsdauer, um die gleichen Inhalte zu besprechen, im Vergleich zu Einzelberatungen<br />

ohne Dolmetscherinnen. Nach wie vor ein Problem und damit für uns ein Kostenfaktor ist, dass<br />

4


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

viele soziale Dienste keine Dolmetscherdienste bereitstellen. Um den Frauen überhaupt den<br />

Kontakt bzw. die Klärung von Bedarfen bei Kindertagesstätten, heilpädagogischen<br />

Tagesstätten, ÄrztInnen, RechtsanwältInnen u.ä. zu ermöglichen, waren des Öfteren von der<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> organisierte und finanzierte Dolmetschereinsätze unumgänglich, ebenso im Zuge<br />

gerichtlich beschlossener Elternberatung.<br />

Oftmals konnten die Bewohnerinnen erst im Frauenhaus beginnen, selbständig soziale<br />

Kontakte aufzunehmen, sich mit behördlichen Regelungen vertraut zu machen und<br />

kulturspezifische Barrieren zu überwinden. In der Beratung ist eine erhöhte Sensibilität<br />

gegenüber kulturbedingten Missverständnissen fester Bestandteil des Beratungsprozesses. Die<br />

Sprachlosigkeit zu überwinden erforderte hohe Empathie und viel Zeit. Das Interesse der<br />

meisten Frauen und ihre Motivation für Sprachkurse sind sehr hoch. Erfreulicherweise konnten<br />

alle Migrantinnen, die Bedarf hatten, in Integrationskurse vermittelt werden. Ausnahmen sind<br />

Frauen mit Neugeboren bzw. Kleinstkindern.<br />

Die fallbezogene Zusammenarbeit mit den Polizeidienststellen und Kommissariaten,<br />

insbesondere dem Kommissariat 105 (Opferschutzkommissariat), verlief sehr kooperativ.<br />

Polizeieinsätze waren für 3 Prozent der Bewohnerinnen notwendig, zum Beispiel für den Fall,<br />

dass persönliche Dinge aus der Wohnung geholt werden mussten, aber auch wegen erneuter<br />

Bedrohung durch den Gewalttäter. 10,3 Prozent der Bewohnerinnen stellten Antrag auf<br />

Schutzanordnungen nach dem Gewaltschutzgesetz, 9,7 Prozent der Bewohnerinnen erstatteten<br />

Strafanzeige gegen den Täter.<br />

Auch 2011 haben sich die familiengerichtlichen Verfahren als für die Mütter äußerst<br />

belastend herausgestellt. Der Trend, dass die Fortsetzung des gewaltgeprägten<br />

Beziehungsgeschehens auf dem Feld der Sorgerechts- und Umgangsverfahren ausgetragen<br />

wird, bestand weiterhin. Die rechtlichen Veränderungen zur Schaffung einer gleichberechtigten<br />

Erziehungspartnerschaft zwischen Vätern und Müttern erwiesen sich als ungeeignet für Fälle<br />

Häuslicher Gewalt. Dem negativen Einfluss, den das Miterleben Häuslicher Gewalt auf das<br />

Kindeswohl hat, wird leider bei weitem nicht ausreichend Rechnung getragen. Ebenso wird<br />

dem schnellen Einleiten von Umgangskontakten zwischen Vätern und Kindern Vorrang<br />

gegeben vor einer gründlichen Prüfung, inwieweit und unter welchen Voraussetzungen der<br />

Umgang für das Kindeswohl förderlich ist.<br />

Mit der Verabschiedung des Sonderleitfadens für Fälle häuslicher Gewalt sollen der besondere<br />

Schutzbedarf der Opfer, aber auch das in Verantwortung nehmen der Väter angemessen<br />

berücksichtigt werden. Leider stellen wir fest, dass die Möglichkeiten, die der Sonderleitfaden<br />

bietet, nur selten von der beteiligten Bezirkssozialarbeit angeregt bzw. vom Gericht<br />

ausgeschöpft werden.<br />

Die frühzeitig begonnenen Umgangskontakte der Kinder mit den Vätern wirken sich in der<br />

Regel belastend auf Mütter und Kinder aus. Die Frauen finden nicht ausreichend Zeit, um<br />

Distanz zum Gewaltgeschehen herstellen zu können. Der Aufenthalt und die psychosoziale<br />

Beratung und Unterstützung im Frauenhaus sind in dieser Phase häufig die einzige Konstante.<br />

Eine entsprechend lange Aufenthaltsdauer ist erforderlich, um dem Hilfeprozess Nachhaltigkeit<br />

zu verleihen und den Müttern und Kindern soweit möglich stabile Lebensumstände und einen<br />

guten Übergang in selbständiges Wohnen bieten zu können.<br />

Bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven unterstützten die Beraterinnen die Frauen<br />

dabei, ihre Erwerbstätigkeit zu erhalten, eine neue Arbeitsstelle zu finden oder eine<br />

Qualifizierungsmaßnahme aufzunehmen. Die qualitative Auswertung der Beratungsarbeit<br />

ergab, dass häufig als Folge der gewaltgeprägten Situation der Arbeitsplatz aufgegeben werden<br />

musste. Frauen verloren ihren Arbeitsplatz, weil sie dort von dem Misshandler bedroht wurden,<br />

oder wegen des notwendig gewordenen Umzuges. Häufig brach durch die Trennung das<br />

familiäre Betreuungssystem zusammen, der Kindergartenplatz für die Kinder musste<br />

5


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

aufgegeben werden. Die meisten von ihnen fanden allerdings kurzfristig eine neue<br />

Arbeitsstelle. Hierbei handelte es sich überwiegend um Jobs im Niedriglohnsektor (Reinigung,<br />

Schnellküchen, Hotelservice u.ä.). Die Möglichkeit, eine sozialversicherungspflichtige Arbeit,<br />

möglicherweise sogar mit Entwicklungschancen zu finden, ist für gering qualifizierte Frauen<br />

bzw. Frauen mit ausländischen Bildungsabschlüssen nach wie vor gering, ebenso für Mütter,<br />

die aufgrund ihrer Erziehungstätigkeit keine Vollzeitarbeit ausüben können.<br />

Im Jahr 2011 zogen insgesamt 121 Frauen aus dem Frauenhaus aus. Der Anteil der Frauen, die<br />

sich eine Existenz unabhängig vom gewalttätigen Partner wählten, lag bei 59,5 Prozent. Es<br />

bezogen 25 Prozent eine eigene bzw. die zugewiesene ehemalige Wohnung. 2 Frauen bezogen<br />

die Außenwohnung der <strong>Frauenhilfe</strong>. 8 Prozent wohnten nach dem Frauenhausaufenthalt bei<br />

Verwandten oder Bekannten. 8 Frauen wurden in eine andere soziale Einrichtung vermittelt.<br />

Die Vermittlung in eine eigene Wohnung war 2011 von erheblichen Schwierigkeiten<br />

gekennzeichnet. Es standen das dritte Jahr in Folge keine neuen Wohnungen im Rahmen von<br />

KomPro B zur Verfügung. Wenn die Frauen Wohnungsvorschläge bekamen, standen sie in<br />

Konkurrenz zu vielen anderen Mitbewerbern. Der Großteil der berufstätigen Frauen liegt mit<br />

dem Lohn knapp über den Einkommensgrenzen für eine Sozialwohnung. Die Wohnungssuche<br />

auf dem freien Markt war für sie von erheblichen Schwierigkeiten gekennzeichnet, da<br />

bezahlbarer Wohnraum in diesem Segment kaum vorhanden ist.<br />

6<br />

Gruppenarbeit<br />

In den fünf Wohngruppen fanden regelmäßig gemeinsame Treffen mit den zuständigen<br />

Beraterinnen statt. Die Bewohnerinnen des Frauenhauses leben in einer persönlichen<br />

Krisensituation auf engem Raum in einer international zusammengesetzten Gruppe zusammen.<br />

Damit erbringen sie einerseits eine respektable Leistung, andererseits stehen sie vor einer<br />

fortwährenden Herausforderung. Unterschiedliche Auffassungen über Kindererziehung und<br />

Kinderbeaufsichtigung, verschiedene Lebensgewohnheiten betreffend das Kochen, das Essen,<br />

die Schlafenszeiten, den Ruhebedarf oder die Hygiene treffen aufeinander. Sprachbarrieren<br />

erschweren die Verständigung. Die Beraterinnen bearbeiteten mit den Frauen Themen,<br />

Probleme und Konflikte, die im alltäglichen Zusammenleben auftauchten.<br />

Aktivierende Maßnahmen und Förderung von Teilhabe<br />

Großzügige Spenden ermöglichten vielen Frauen und Kindern die Besuche des Tierparks, von<br />

Aufführungen des Zirkus Krone und des Deutschen Theaters sowie anderer Kultur- und<br />

Freizeitveranstaltungen. Die Ausflüge erlaubten den Frauen eine Teilhabe am sozialen und<br />

kulturellen Leben, die ihnen mit ihren eigenen Mitteln nicht möglich gewesen wäre. Die Feste<br />

für Frauen und Kinder im Haus, die Einladung für ehemalige Bewohnerinnen, das Osterfest,<br />

das Sommerfest, die Weihnachts- und Sylvesterfeiern waren auch dieses Jahr ein großer<br />

Erfolg. Mit Hilfe von Spendenmitteln konnten wir die Feiern schön gestalten. Die<br />

Veranstaltungen stärkten das Gemeinschaftsgefühl im Haus, neue Bewohnerinnen lernten das<br />

Haus und die Mitarbeiterinnen auch in einer entspannteren, nicht nur vom problemorientierten<br />

Alltag geprägten Atmosphäre kennen.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Rund-um-die-Uhr-Besetzung des Frauenhauses mit Mitarbeiterinnen<br />

7<br />

Die Mitarbeiterinnen des nebenamtlichen Teams übernehmen die Dienste in den Abend-,<br />

Nacht-, Wochenend- und Feiertagszeiten. Ihre wesentliche Aufgabe ist es, Schutz und<br />

Sicherheit für die Bewohnerinnen, Mädchen und Jungen zu gewährleisten. Wenn sich<br />

Bewohnerinnen gefährdet fühlten bzw. Beobachtungen vor dem Frauenhaus meldeten, klärten<br />

die Mitarbeiterinnen umgehend die Lage und riefen im Notfall die Polizei. Eine weitere<br />

Aufgabe dieser Mitarbeiterinnen ist es, die Einhaltung der Hausregeln und der darin<br />

enthaltenen Schutzregeln zu sichern. Die Anzahl der Aufnahmen in diesen Dienstzeiten nahm<br />

um 15 Prozent zu. Es bewährte sich sehr, dass wir rund um die Uhr Frauen aufnehmen können.<br />

Frauen und Kinder konnten sich während der Dienstzeiten immer an die Mitarbeiterinnen<br />

wenden, sei es bei Erklärungsbedarf zu vielen verschiedenen Alltagsfragen, bei akuten<br />

Erkrankungen, bei Konflikten, bei Kontaktbedürfnissen oder in organisatorischen Fragen. Oft<br />

tauchten dabei Fragen zu Trennung, Scheidung und Umgang, zu beruflicher Qualifikation,<br />

Fortbildung und Anerkennung bestehender Abschlüsse auf. Nach wie vor benötigen wir häufig<br />

Einsätze des ärztlichen Bereitschaftsdienstes aufgrund der oft sehr instabilen gesundheitlichen<br />

Situation der Frauen und Kinder.<br />

Wie auch schon in den letzten Jahren waren die etwa alle sechs Wochen stattfindenden Kinound<br />

Tanzabende sehr gefragt. Geboten war abwechselndes Kinder- und Frauenkino mit<br />

sorgfältig ausgewählten Filmen und zum Ausklang gemeinsamer Tanz zu einer großen<br />

Auswahl an internationaler Musik. Die Frauen und fast noch mehr die Kinder genossen das<br />

umfassende Angebot sehr, um gemeinsam und in vergnüglicher Atmosphäre von der belasteten<br />

Alltagssituation auszuspannen.<br />

Nachgehende Beratung<br />

Die Beraterinnen unterstützten die Frauen nach Auszug aus dem Frauenhaus insbesondere bei<br />

folgenden Fragen und Problemen: finanzielle Existenzsicherung, Fragen bei<br />

familiengerichtlichen Verfahren, Schwierigkeiten mit den Umgangsregelungen und deren<br />

Umsetzung, Bedarfe im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe und Erziehungsfragen,<br />

Arbeitssuche, erneute Gefährdung durch den gewaltbereiten Mann, Sicherheitsberatung,<br />

Fragen zum strafrechtlichen Verfahren, ausländerrechtliche Schwierigkeiten und Unsicherheit<br />

gegenüber Behörden.<br />

Wohnen in den Außenwohnungen<br />

Die ehemaligen Frauenhausbewohnerinnen in den beiden Außenwohnungen der <strong>Frauenhilfe</strong><br />

wurden im Rahmen der nachgehenden Beratung ebenfalls unterstützt. Die Anbindung an die<br />

Beraterinnen im Frauenhaus war enger; die Beratungskontakte waren intensiver im Vergleich<br />

zu Bewohnerinnen, die direkt in eine eigene Wohnung ziehen.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

8<br />

Pädagogische Angebote für Mädchen und Jungen<br />

Die pädagogischen Angebote für die Mädchen und Jungen im Frauenhaus sind parteilich für<br />

die Kinder, ganzheitlich und interkulturell ausgerichtet. Die Erzieherinnen und<br />

Heilpädagoginnen unterstützen die Kinder während ihres Aufenthaltes mit altersgerechten<br />

Gruppenangeboten, Einzelförderung und Freizeitaktivitäten außer Haus. Die individuelle<br />

Gefährdungslage des einzelnen Kindes ist bei jeder Unternehmung zu berücksichtigen. Sie<br />

sprechen bei Bedarf Empfehlungen für weiterführende Hilfen aus.<br />

Die Dauer des Aufenthaltes der Kinder im Frauenhaus ist abhängig vom Entscheidungsprozess<br />

der Mutter. Die Fluktuation in den Gruppen und Einzelförderungen ist entsprechend hoch und<br />

zeitlich unberechenbar. Für diese Rahmenbedingung ist die situative Ausrichtung in der<br />

Angebotsgestaltung die angemessene Methode. Projekte und Angebote werden kurzfristig<br />

geplant, um den jeweils aktuellen Bedarf der Kinder und die Zusammensetzung der Gruppen<br />

berücksichtigen zu können.<br />

Das Miterleben häuslicher Gewalt ist für Kinder immer belastend. Mit dem Einzug ins<br />

Frauenhaus ist für sie erneut eine krisenhafte Situation verbunden. Sie sind zwar einerseits in<br />

Sicherheit, andererseits müssen sie den Umzug ins Frauenhaus bewältigen, der mit dem<br />

Verlust von Freunden und der vertrauten Umgebung, der Trennung vom Vater und dem<br />

Schulwechsel verbunden ist. Deshalb brauchen sie Ansprechpartnerinnen zur Orientierung und<br />

ein flexibles Gruppenangebot.<br />

Insgesamt lebten 160 Kinder und Jugendliche im Haus. 21 Prozent der Kinder und<br />

Jugendlichen wohnten bis zu 14 Tagen, 15 Prozent bis zu drei Monaten und 64 Prozent über 3<br />

Monate in der <strong>Frauenhilfe</strong>.<br />

Die Erzieherinnen und Heilpädagoginnen gehen sehr behutsam mit Fragen nach<br />

Gewalterfahrungen der Kinder um, ohne diesen Problembereich zu tabuisieren. Die<br />

Pädagoginnen wissen von einigen Mädchen und Jungen, dass sie in der von Gewalt geprägten<br />

Familiensituation selbst psychischer und körperlicher Misshandlung ausgesetzt waren, da die<br />

Kinder in verschiedenen Situationen beim Spiel oder während eines Ausfluges unaufgefordert<br />

von ihren Erlebnissen erzählten. Für einige Kinder und Jugendliche war die Bedrohung durch<br />

den Vater mit dem Einzug in das Frauenhaus nicht beendet.<br />

Im vergangenen Jahr gab es zahlreiche Kinder (18 Kinder aus 8 Familien), die durch ihren<br />

Vater sehr gefährdet waren. Einige von ihnen wurden selbst zum Teil schwer misshandelt. Die<br />

Kinder waren außerdem Zeugen der Gewalthandlungen ihres Vaters gegen ihre Geschwister<br />

und gegen ihre Mutter. Die emotionale Belastung zeigte sich auf unterschiedlichste Art und<br />

Weise. Einige Mädchen und Jungen erzählten wiederholt von ihrem Gewalterleben und deren<br />

Folgen, die ihnen durch den Vater zugefügt worden waren. Prügel und gewaltsames<br />

Herumschubsen führte zu Knochenbrüchen und Narben. Andere berichteten von verbaler<br />

Gewalt des Vaters wie Herumschreien, Beschimpfungen und Abwertungen. Manche Kinder<br />

hatten die Abwertungen bereits internalisiert, so dass sie glaubten, sie selber würden „nichts<br />

schaffen“, seien „böse“, oder „nicht gut genug“. Für manche Kinder war das Erlebte so<br />

belastend oder der Loyalitätskonflikt in Bezug auf den Vater so hoch, dass sie nur sehr selten<br />

darüber redeten.<br />

Gerade den misshandelten Kindern fiel es trotz großer emotionaler Anstrengung schwer, im<br />

Rahmen ihrer Anhörung vor dem Familiengericht ihrer Angst vor dem Vater oder auch ihren<br />

ambivalenten Gefühlen einen sprachlichen Ausdruck zu geben. Manche Kinder wollten ihren<br />

Vater sehen, weil sie Angst vor dessen Reaktion hatten, wenn sie sich verweigerten und weil<br />

sie glaubten, den Vater damit beruhigen zu können. Manchmal verbargen sich hinter dem beim


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Familiengericht geäußerten Wunsch zum Umgang mit dem Vater unausgesprochene<br />

Hoffnungen der Kinder, etwa persönliche Dinge (Spielzeug u.a.) zurück zu bekommen, wenn<br />

sie den Vater treffen. Diese bei Gericht meist unausgesprochenen Ängste und Hoffnungen<br />

wurden dann von den Kindern erst später in einem anderen Rahmen während der Gruppenzeit<br />

oder in einem vertraulichen Einzelgespräch im Frauenhaus geäußert.<br />

Unsere Erfahrung zeigt, dass der Wunsch der Kinder, ihren Vater zu sehen, oder gar, bei ihm<br />

zu wohnen, nicht selten ihrer körperlichen und emotionalen Sicherheit und ihrer Angst vor dem<br />

Vater widerspricht und somit ihrem Kindeswohl entgegensteht. Wiederholt erzählten uns<br />

einzelne Kinder von Manipulationsversuchen des Vaters, Ausfragen und Schlechtmachen der<br />

Mutter während des Umgangskontaktes. Ein Vater drohte beim unbegleiteten Umgang seinen<br />

beiden Töchtern damit, dass er „jetzt die Mutter umbringen“ werde. Der Vorfall verstörte beide<br />

Mädchen sehr. Zwei Brüder hatten vor dem Einzug ins Frauenhaus miterlebt, wie ihre Mutter<br />

während des Umgangs vom vorbestraften Vater zusammengeschlagen wurde.<br />

9<br />

Individuelle Unterstützung und kindgerechte Begleitung<br />

Mit den Kindern und Jugendlichen wird nach Einzug ins Frauenhaus ein altersgerechtes<br />

Aufnahmegespräch in Verbindung mit einer Hausbegehung geführt. So erhalten sie zeitnah<br />

eine Orientierung darüber, wo sie sind, warum sie hier sind und was ein Frauenhaus ist.<br />

Gleichzeitig lernen sie die Erzieherin und die Angebote im Kinderbereich kennen. Die<br />

zugehende Arbeit unterstützte die Kinder in der Eingewöhnungszeit sehr. Der Zugang zum<br />

Kinderbereich fiel ihnen dadurch leichter; besonders die älteren Kinder begriffen die<br />

zuständige Erzieherin als „ihre Beraterin“.<br />

Gleich bleibend hoch wie in den vorangegangenen Jahren war der Bedarf der Mädchen und<br />

Jungen, in altersgerechten Einzelgesprächen mit den Erzieherinnen Unterstützung für ihre<br />

Probleme zu bekommen. Die Erzieherinnen greifen die Themen der einzelnen Kinder und<br />

Jugendlichen in verschiedener Form auf. Dieses zeitnahe Aufgreifen eines Themas, das ein<br />

Kind einbringt, bewährt sich besonders.<br />

Die Mädchen und Jungen erzählten in den verschiedenen Gesprächen von Problemen oder<br />

Streit in der Schule, in Freundschaften, oder mit ihrer Mutter, sowie von ihrer momentanen<br />

Befindlichkeit, ihren Hoffnungen und Ängsten bezüglich des Vaters, zu den Erlebnissen im<br />

Rahmen des Umgangs und häufig auch von erlebten Gewaltsituationen in der Familie.<br />

Im vergangenen Jahr erzählten mehrere Jungen von sich aus über heftige Gewalt und deren<br />

Folgen durch den Vater: ein 10-Jähriger z.B. hatte eine durch den Vater verursachte Narbe im<br />

Gesicht, ein 8-Jähriger hatte durch Prügel Knochenbrüche erlitten und trauerte um seinen<br />

geliebten Hund, der durch die Misshandlungen des Vaters verstorben war. Ein Junge äußerte<br />

indirekt Suizidgedanken und wurde zeitnah in eine kinderpsychiatrische Klinik vermittelt.<br />

Bei Geschwistern erlebten wir des Öfteren, dass die Kinder einer Familie unterschiedlich offen<br />

mit dem Thema umgingen. Manchmal brach ein Kind das Schweigetabu der Familie und das<br />

Geschwisterkind versuchte dies durch Maßregelung zu verhindern oder indem es das Gesagte<br />

bagatellisierte oder für unwahr erklärte. Gerade in solchen Situationen wurden die<br />

Loyalitätskonflikte der Mädchen und Jungen bei häuslicher Gewalt deutlich sichtbar.<br />

Manchmal ging es so weit, dass ein Kind, das sich gerade erst einer Erzieherin anvertraut hatte,<br />

irritiert und verunsichert durch die Reaktion seines Bruders oder seiner Schwester, schwieg,<br />

seine eigene Aussage abschwächte oder sogar revidierte. Manchmal gab es aber auch einen<br />

offenen Streit darüber, was in der Familie geschehen war und ob es ausgesprochen werden<br />

dürfe oder nicht. In anderen Geschwisterkonstellationen jedoch konnten die Kinder frei<br />

voreinander reden, unterstützen und bestätigten sich sogar gegenseitig beim Erzählen.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Bei Bedarf wurde mit einzelnen Kindern und Jugendlichen ein individueller Sicherheitsplan<br />

erarbeitet, damit sie wissen, welche Möglichkeiten sie zu ihrem eigenen Schutz in einer<br />

wiederholten Gefährdungssituation haben. Bei Auszug erhielten die älteren Mädchen und<br />

Jungen ein Faltblatt mit Adressen und Telefonnummern von Beratungsstellen, an die sie sich<br />

bei Problemen wenden können.<br />

10<br />

Gruppe für die Kinder im Kindergartenalter<br />

Die regelmäßige Gruppe ist offen für Kinder von drei bis sechs Jahren. Über 30 Prozent der<br />

Kinder im Frauenhaus gehörten zu dieser Altersgruppe. Die Erzieherinnen bemerkten<br />

Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten bei mehreren Kindern, bei zwei<br />

Kindern Wahrnehmungsstörungen und leiteten die notwendigen Schritte für eine Förderung<br />

durch die Heilpädagoginnen im Frauenhaus ein.<br />

Ein Dreijähriger war durch seinen Vater unter anderem mit dem Messer an der Kehle bedroht<br />

worden und wies große Beeinträchtigungen in seiner kindlichen Entwicklung auf. Er konnte<br />

sich aber mit Begleitung durch die Erzieherinnen erstaunlich gut in die bestehende<br />

Kindergruppe integrieren.<br />

In dieser Gruppe gab es im vergangenen Jahr einige Mädchen, die sehr angepasst oder<br />

ängstlich waren, sodass es mit ihnen vor allem um den Aufbau von Sicherheit und Vertrauen<br />

ging.<br />

Gruppen für die Schüler- und Schülerinnen<br />

Die regelmäßige Hausaufgabenhilfe wird von Montag bis Donnerstag angeboten. Auch in<br />

diesem Jahr litten viele der Mädchen und Jungen als Folge der gewaltgeprägten<br />

Familiensituation unter starken Konzentrationsproblemen und Leistungsschwäche im<br />

schulischen Bereich. Die Mehrzahl der Kinder konnte sich nur mit intensiver Einzelbetreuung<br />

längere Zeit auf ihre Hausaufgaben konzentrieren. Für viele SchülerInnen ist unser Angebot<br />

die einzige Unterstützung im Leistungsbereich. Ihre Mütter können ihnen oft aufgrund der<br />

Sprachbarrieren wenig helfen und die Finanzierung einer Nachhilfe können die meisten nicht<br />

aufbringen. Zusätzliche Probleme bereitete vielen Kindern der Schulwechsel, da die meisten<br />

ihre bisherige Schule aus Sicherheitsgründen oder wegen Wohnortwechsel verlassen mussten.<br />

Die Angebote der gemischtgeschlechtlichen Gruppen wie auch der Mädchen- und<br />

Jungengruppen sind für SchülerInnen ab sechs Jahren von Montag bis Donnerstag offen. In<br />

der Zusammensetzung der Kindergruppen spiegelte sich die Tatsache, dass in der <strong>Frauenhilfe</strong><br />

Frauen und Kinder aus 46 Nationen lebten. Der interkulturelle Arbeitsansatz, in dem diese<br />

kulturelle Vielfalt als wertvolle Ressource gesehen und pädagogisch bewusst damit gearbeitet<br />

wird, in Verbindung mit dem geschlechtsspezifischen Ansatz bewährte sich sehr.<br />

2011 gab es wieder ein gutes Angebot an attraktiven Freizeitaktivitäten (Ausflüge,<br />

Schwimmen, Schlittenfahren, spannende Gemeinschaftsspiele, kreative Angebote u.a.). Ein<br />

Filmprojekt, bei dem die Kinder darstellen und filmen konnten, wie sie im Frauenhaus<br />

angekommen waren, machte den Beteiligten viel Spaß.<br />

Der bewusste Umgang mit Medien verschiedener Art wird im Kinderbereich thematisiert und<br />

ermöglicht. Es stehen mit eingeschränkten Spielzeiten altersgerechte und pädagogisch<br />

geeignete Spiele für Computer und Playstation zur Verfügung. Außerdem fand im vergangenen<br />

Jahr eine Informationsveranstaltung für Mütter und Kinder zum Thema Kind und Medien statt,


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

die sehr gut angenommen wurde und deren Inhalte von den Kindern noch länger untereinander<br />

diskutiert wurden.<br />

Weiterhin wurde mit kreativen Methoden gearbeitet, um die individuellen Fähigkeiten der<br />

Kinder zu stärken und ihnen alternative Ausdrucksmöglichkeiten zu eröffnen. Die Mädchen<br />

und Jungen erlebten beim aktiven, schöpferischen Gestalten eine positive Bestätigung und eine<br />

entspannte, fröhliche Gruppenatmosphäre. Damit sich die Kinder darauf einlassen und selbst<br />

Ideen entwickeln, ist immer wieder Motivationsarbeit zu leisten. Es bewährt sich sehr, gutes<br />

und attraktives Bastel- und Gestaltungsmaterial zur Verfügung zu stellen.<br />

11<br />

Heilpädagogische Förderung<br />

Besonders belastete Kinder können zur Unterstützung die heilpädagogischen Einzelstunden<br />

als niedrigschwelliges Angebot im Haus nützen. Zeitnah in einem sicheren Rahmen gelingt es<br />

den Kindern, ihre oft massiven Probleme kindgerecht zu äußern. Für die meisten Mädchen und<br />

Jungen ist der Raum zum sorglosen freien Spiel eine völlig neue Erfahrung, die merklich<br />

entlastend und stärkend wirkt. Sie spüren ihre persönlichen Fähigkeiten und Ressourcen. Damit<br />

ist eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen, dass sie ihre Probleme ausdrücken und<br />

bearbeiten. Im Laufe der Förderung werden die Auslöser ihrer Probleme noch deutlicher. Sie<br />

umfassen zum Beispiel die miterlebte körperliche, psychische und auch sexualisierte Gewalt<br />

des Vaters oder Partners gegen ihre Mutter. Einzelne Kinder wurden selbst misshandelt. Aus<br />

diesen Problematiken resultieren meist existenzielle Einsamkeits- und Versagensgefühle der<br />

Kinder, Loyalitätskonflikte und Schuldgefühle. Sie leiden zudem unter Angst- und<br />

Ambivalenzgefühlen gegenüber dem Vater.<br />

Wenn die Kinder mit ihren Müttern ins Frauenhaus kommen, befinden sie sich in einer<br />

krisenhaften Situation. Das ganze Leben muss von Grund auf neu organisiert werden. Die<br />

Bedürftigkeit und Probleme der Kinder werden manchmal im Haus und in den Kindergruppen<br />

erstmals sichtbar. Für Mütter und Kinder ist es erleichternd, die ersten Schritte zur<br />

Problembewältigung im Haus zu tun.<br />

Begleitend zur Förderung der Kinder befinden sich Mütter mit den Heilpädagoginnen in einem<br />

kontinuierlichen Erziehungsberatungsprozess, der ihnen hilft, den Unterstützungsbedarf<br />

ihrer Kinder besser wahrzunehmen. Tabuisierungen und Schuldgefühle werden im Laufe der<br />

Zeit aufgelöst, hemmende Erziehungshaltungen korrigiert und die Probleme der Kinder werden<br />

besser angenommen. In der Regel stabilisieren sich auch hoch belastete Mütter mit intensiver<br />

Unterstützung soweit, dass sie weiterführende Hilfen für sich und ihre Kinder in Anspruch<br />

nehmen und nutzen. Damit gelingt es, die notwendigen Hilfen für eine längerfristige<br />

Perspektive einzuleiten.<br />

2011 boten die Heilpädagoginnen drei verschiedene, auf die speziellen Problemlagen und<br />

Bedürfnisse der Mädchen und Jungen zugeschnittene Gruppen an.<br />

Die Ziele waren vor allem Förderung von Resilienz, Körperwahrnehmung, Herstellen einer<br />

Balance von Anspannung und Entspannung (Bewegung und Meditation) sowie inneres Erleben<br />

über gestalterische Mittel zum Ausdruck zu bringen. Insgesamt nahmen 35 Kinder an den<br />

verschiedenen Gruppen teil.<br />

Die Gruppe „Bewegte Stille“ für drei- bis sechsjährige Kinder lief über 5 Monate hinweg. Mit<br />

festen Ritualen und Strukturen wurde - angepasst an die Bedürfnisse der Kinder - unter<br />

anderem gezielt die soziale und emotionale Entwicklung gefördert. Nach einem<br />

Begrüßungsritual wurde die auditive, visuelle und somatische Körperwahrnehmung und die<br />

Körper-Raum-Orientierung angesprochen, indem der Rhythmus und die Geschwindigkeit einer<br />

Trommel von den Kindern auf die Bewegungen des Körpers übertragen und nachgeahmt


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

wurden. Auf die anfängliche Bewegungsphase folgte eine Entspannungsphase, die<br />

unterschiedliche Methoden beinhaltete wie Traumreisen, Klangschalenmassage,<br />

Aufmerksamkeitsübungen. Am Ende der Einheit folgte der kreative gestalterische Teil, in der<br />

inneres Erleben zum Ausdruck gebracht werden konnte. Die Gruppe „Phantasie und kreatives<br />

Gestalten“ für Schulkinder fand drei Mal statt. Nach einer Bewegungseinheit zum<br />

Spannungsabbau wurden die Kinder durch eine Phantasiereise an einen Zustand der Ruhe und<br />

der Meditation heran geführt. Zum Ende wurde das innere Erleben durch kreatives Gestalten<br />

ausgedrückt. Die Mutter-Kind-Gruppe für Mütter mit kleinen Kindern unter drei Jahren fand<br />

aufgrund der hohen Fluktuation nur drei Mal statt.<br />

12<br />

Teilhabe ermöglichen: Freizeitmaßnahmen und Aktivitäten<br />

Spendenmittel ermöglichten uns auch in diesem Jahr, Freizeitaktivitäten für die Kinder<br />

anzubieten. Schwimmen, Schlitten fahren, Wandern, Naturerfahrung, Tierpark-, Theater-,<br />

Kino- Museums- und Restaurantbesuche waren für die Kinder oftmals neue Erfahrungen.<br />

Mit Spendengeldern wird auch Ausrüstung für Outdoor-Aktivitäten mit den Kindern gekauft<br />

und bereitgestellt wie Regenjacken, Bergschuhe und Fahrräder.<br />

Bei Ausflügen muss jedoch immer beachtet werden, dass manche Kinder entführungsgefährdet<br />

oder aufgrund ihrer hohen Belastungssituation unfallgefährdet sind.<br />

Für die pädagogische Angebote:<br />

Beate Nuspl<br />

Teamleiterin des Kinderbereiches Frauenhaus<br />

Nutzerinnenbefragung<br />

Im Jahr 2011 wurden erstmals die Ergebnisse der in 2010 begonnenen Nutzerinnenbefragung<br />

ausgewertet. Es wurden sämtliche Frauen befragt, die länger als sechs Wochen in der<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> wohnten und über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, um den Fragebogen zu<br />

verstehen. Die Rücklaufquote betrug 50 %. Aufgrund der hohen Fluktuation ist die Anzahl der<br />

eingegangenen Fragebögen, die extern wissenschaftlich ausgewertet wurden, nicht<br />

repräsentativ. Dennoch deutet die Auswertung auf eine hohe Zufriedenheit mit den Angeboten<br />

der <strong>Frauenhilfe</strong> und auf einem großen Nutzen durch unsere Unterstützungsleistungen hin. Das<br />

Projekt wird weiterhin fortgesetzt. Wir hoffen, 2012 eine repräsentative Anzahl von<br />

Bewertungen zu erhalten.<br />

Vernetzung<br />

Um das Angebot der <strong>Frauenhilfe</strong> mit anderen Einrichtungen und Projekten zu vernetzen und<br />

zielgerichtet abzustimmen, nahmen die Mitarbeiterinnen regelmäßig an den fachpolitisch<br />

wichtigen regionalen und überregionalen Arbeitskreisen teil.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Die Kooperationsvereinbarung zwischen der Bezirkssozialarbeit BSA/ ZEW und den<br />

Münchner Frauenhäusern trat 2011 in Kraft. Es zeichnete sich jedoch keine wirksame<br />

Verbesserung in der Kooperation für die Belange der Mütter und Kinder ab. Die zuständigen<br />

Stellen im Stadtjugendamt und im Amt für Wohnen und Migration entschieden, ab Mai 2012<br />

die Zuständigkeit der Bezirkssozialarbeit für Münchner Frauenhäuser in die jeweiligen<br />

Sozialbürgerhäuser zu überführen. Für die Zwischenzeit wurden verbindliche<br />

Übergangsregelungen getroffen.<br />

13<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit machten Mitarbeiterinnen der <strong>Frauenhilfe</strong> in vielfältiger<br />

Weise das Angebot im Frauenhaus bekannt und informierten über Häusliche Gewalt. Sie<br />

nahmen an einer Podiumsdiskussion teil, boten Fortbildungsmodule, Workshops und Vorträge<br />

an, informierten in verschiedenen Fach- und allgemeinbildenden Schulen wie auch an der<br />

Fakultät für Medizin, auf einer Infobörse für Migrantinnen und im Austausch mit einer<br />

Regierungsdelegation aus der Türkei und gaben gerne der Presse Auskunft. Um im<br />

internationalen Kontext Frauenrechte als Menschenrechte zu unterstützen, initiierten sie zudem<br />

eine Veranstaltung zu Frauenrechten in Afghanistan.<br />

Zusammenfassung<br />

Im Jahr 2011 wohnten vorübergehend 165 Frauen und 160 Mädchen und Jungen in der<br />

<strong>Frauenhilfe</strong>. Die Auslastung lag bei durchschnittlich 95,91 Prozent. Die Nachfrage nach<br />

Frauenhausplätzen blieb stabil. Das Frauenhaus ist nach wie vor ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil in der Unterstützungskette für von Partnergewalt betroffene Frauen mit und ohne<br />

Kinder, damit sie Sicherheit und Schutz vor weiteren Gewalttätigkeiten finden. Die äußere<br />

Sicherheit des Frauenhauses schaffte für sie den Rahmen, innere Sicherheit zu entwickeln. Die<br />

psychosoziale Beratung unterstützte die Frauen, Krisen zu bewältigen, sich zu stabilisieren und<br />

eigene Ressourcen wieder zu aktivieren.<br />

Die Mehrzahl der Frauen lebte vor ihrem Einzug in das Frauenhaus in Beziehungen, in denen<br />

ihnen durch den Partner jahrelang Gewalt zugefügt wurde. Dabei handelte es sich um alle<br />

Formen psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt und um soziale und wirtschaftliche<br />

Kontrolle. Zudem verzeichneten wir erstmals Fälle von digitaler Gewalt, in denen Frauen<br />

zusätzlich zur körperlichen und psychischen Misshandlung in elektronischen Medien<br />

bloßgestellt und diffamiert wurden. In der Regel nahm mit der Beziehungsdauer die Intensität<br />

der Gewalthandlungen zu. In 47 Prozent der Fälle war der Partner ein bis fünf Jahre<br />

gewaltbereit und gewalttätig. Der Anteil der Frauen, die länger als fünf Jahre in der<br />

gewaltgeprägten Beziehung lebten, lag bei 30 Prozent. Ein großer Prozentsatz der Frauen im<br />

Haus war somit chronisch von Gewalt betroffen und damit von einem hohem Ausmaß an<br />

Angst und Hilflosigkeit. Der Anteil der Frauen, die infolge der erlebten Gewalt unter<br />

erheblichen psychosomatischen und psychischen Beschwerden litt, war gleich bleibend hoch.<br />

Die Auswirkungen der Neuerungen im Familienrecht (FamFG) wurden auch 2011 wieder<br />

deutlich: Durch die beschleunigte Einleitung eines familiengerichtlichen Verfahrens haben<br />

Mütter und Kinder kaum noch Zeit, zur Ruhe zu kommen und Abstand zu gewinnen.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Insbesondere die zunehmenden gerichtlichen Auflagen der gemeinsamen Elternberatung, die<br />

sich in Fällen häuslicher Gewalt nicht bewähren, sowie die meist sehr zügig eingeleiteten<br />

Umgangskontakte der Kinder mit ihren Vätern erschwerten die emotionale Stabilisierung der<br />

Mütter erheblich. Diese Situation wirkte sich unmittelbar auf den Beratungsbedarf und auf die<br />

Dauer des Aufenthaltes im Frauenhaus aus. Die Betreuungsintensität erhöhte sich, die<br />

Entwicklung einer eigenständigen Lebensperspektive verzögerte sich mit der Dauer der<br />

familiengerichtlichen Verfahren. Der Aufenthalt im Frauenhaus und die kontinuierliche<br />

Unterstützung sind in dieser Lebensphase die einzige Konstante für die Frauen und die Kinder.<br />

Gleichzeitig benötigen wir ein Unterstützungsnetz im ärztlichen, psychologischen und<br />

psychiatrischen Fachbereich, in dem die Gewaltbetroffenheit der Frauen in der Behandlung<br />

angemessen berücksichtigt wird. Die Arbeitsgruppe der drei Münchner Frauenhäuser hat im<br />

Jahr 2011 ihre Arbeit aufgenommen und befasst sich mit übergreifenden Schwerpunktthemen<br />

der Frauenhausarbeit.<br />

Die Belegung des Frauenhauses war wie in den Vorjahren international. Mit 87 Prozent ist der<br />

Anteil an Bewohnerinnen mit Migrationshintergrund im Vergleich zum Vorjahr wieder<br />

deutlich angestiegen und bewegt sich oberhalb des Wertes früherer Jahre. Die Frauen kamen<br />

aus 46 verschiedenen Nationen. Unsere Beratungsleistung für Migrantinnen mit dem Einsatz<br />

der Dolmetscherdienste bewährt sich weiterhin.<br />

Das erhöhte Armutsrisiko und die Armutsbelastung der Frauen bleiben zentrale Themen in<br />

unserer Arbeit. Die Frauen haben berechtigte Ängste, ihr Leben und das ihrer Kinder materiell<br />

nicht bestreiten zu können. Die Hilfe zur Existenzsicherung und zur Entwicklung einer<br />

wirtschaftlich unabhängigen Existenz vom (Ehe-)Mann war eine wesentliche Voraussetzung<br />

dafür, sich ein selbständiges Leben vorstellen zu können. Auch 2011 bestand weiterhin eine<br />

gute Kooperationsbeziehung mit dem Jobcenter. Allerdings kam es trotz des erkennbaren<br />

persönlichen Engagements der Sachbearbeiterinnen häufig zu langen Wartezeiten für die<br />

Bewohnerinnen, die wir auf die Personalsituation in der zuständigen Abteilung zurückführen.<br />

Dank des zunehmenden Engagements unserer Spenderinnen und Spender konnten wir<br />

zusätzlich die individuellen Notlagen abfedern. Ebenso konnten wir Frauen und Kindern<br />

dadurch Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in der Münchner Stadtgesellschaft<br />

ermöglichen. 59,5 Prozent der Bewohnerinnen entwickelten für sich und ihre Kinder eine<br />

eigenständige Lebensperspektive und kehrten nicht zum gewaltbereiten Mann zurück.<br />

Als besonders schwierig erwies sich die Vermittlung in eigenen Wohnraum. Im Berichtsjahr<br />

bekamen Bewohnerinnen signifikant weniger Wohnungsangebote für Sozialwohnungen, die<br />

Wartezeit auf Angebote verlängerte sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich.<br />

104 Frauen (63 Prozent) wohnten mit ihren Kindern im Haus. Gewalt in der Elternbeziehung<br />

gefährdet das Wohl der mitbetroffenen Kinder erheblich. In fast allen Fällen war das<br />

Frauenhaus die erste Hilfseinrichtung, die für Mütter und Kinder die notwendige Unterstützung<br />

anbot und organisierte. Für die Mädchen und Jungen als Mitbetroffene von häuslicher Gewalt<br />

war der Aufenthalt mit ihrer Mutter im Frauenhaus die richtige Hilfsmaßnahme, da sie<br />

unmittelbar vor Ort den notwendigen Schutz und die nötige professionelle Hilfe erhielten.<br />

Damit leistet die <strong>Frauenhilfe</strong> einen wesentlichen Beitrag zum Kinderschutz.<br />

Auch 2011 wohnten hoch belastete Kinder im Haus, die dringenden Bedarf an Leistungen der<br />

Jugendhilfe hatten. Die Angebote unseres Kinderbereichs können spezialisierte<br />

Jugendhilfeleistungen wie zum Beispiel Ambulante Erziehungshilfe sinnvoll ergänzen, aber<br />

nicht ersetzen. Deshalb ist es notwendig, dass entsprechende Hilfen für Kinder im Frauenhaus<br />

bedarfsgerecht zur Verfügung stehen.<br />

Trotz der 2010 erarbeiteten Kooperationsvereinbarung, die die Zusammenarbeit zwischen<br />

Frauenhäusern und Bezirksarbeit regeln sollte, hat sich die Situation gegenüber den Vorjahren<br />

nicht positiv verändert. Ab Mai 2012 wechselt die Zuständigkeit der Bezirkssozialarbeit für die<br />

14


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

15<br />

Frauenhäuser zu den jeweiligen Sozialbürgerhäusern in der Region. In leicht veränderter<br />

Fassung wird die sehr gelungene Kooperationsvereinbarung beibehalten. Wir freuen uns auf<br />

eine konstruktive Zusammenarbeit und danken den Beteiligten im Entscheidungsprozess für<br />

ihre Unterstützung.<br />

Die Arbeit des Frauenhauses in Zahlen<br />

Anzahl der Frauen und Kinder<br />

Frauen 165<br />

Kinder 160<br />

Einzugsgebiet<br />

Gebiet Anzahl %<br />

Stadt München 102 61,82<br />

Landkreis München 10 6,06<br />

übriges Bayern 32 19,39<br />

von außerhalb Bayerns 21 12,73<br />

Gesamt 165 100,00<br />

Vermittlung ins Frauenhaus<br />

Vermittlung durch Anzahl %<br />

eigene Information 26 14,5<br />

Soziales Netz 40 22,3<br />

Professionelle Dienste* 75 41,9<br />

Polizei 29 16,2<br />

Sonstiges 5 2,8<br />

Keine Angaben 4 2,2<br />

* andere Frauenhäuser, Beratungsdienste, Rechtsanwälte/innen, Ämter/ Behörden,<br />

Ärzte/innen/ Krankenhäuser, Handzettel/Plakate/Anzeigen<br />

Wie lange ist der Partner schon gewalttätig<br />

Dauer der Gewalt Anzahl %<br />

Wenige Wochen 7 4,24<br />

Mehrere Monate bis ein Jahr 30 18,18<br />

Ein bis fünf Jahre 78 47,27<br />

Länger als fünf Jahre 50 30,30<br />

Gesamt 165 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

16<br />

Alter der Frauen<br />

Alter der Frauen Anzahl %<br />

bis unter 20 3 1,80<br />

20 bis unter 25 19 11,5<br />

25 bis unter 30 28 17,0<br />

30 bis unter 40 78 47,3<br />

40 bis unter 50 30 18,2<br />

50 bis unter 60 3 1,8<br />

60 und älter 4 2,4<br />

Gesamt 165 100<br />

Schulabschluss<br />

Schulabschluss Anzahl %<br />

Keinen Abschluss 18 10,91<br />

Haupt- /Volksschule 53 32,12<br />

Polytechn. Oberschule 0 0,00<br />

Realschulabschluss/<br />

Mittlerer Reife 39 23,64<br />

Fachhochschulreife 8 4,85<br />

Allg./fachgebundene<br />

Hochschul-Reife 35 21,21<br />

Keine Angaben 12 7,27<br />

Gesamt 165 100<br />

Berufsausbildung<br />

Berufsausbildung Anzahl %<br />

Kein Ausbildungsabschluss 67 40,61<br />

Anlern- / Lehrberuf/ Umschulung 26 15,76<br />

Fachschule / Höhere<br />

Berufsfachschule 6 3,64<br />

(Fach-)Hochschulabschluss 24 14,55<br />

Ausbildungsabschluss im Ausland 32 19,39<br />

Sonstiger Ausbildungsabschluss 3 1,82<br />

Keine Angaben 7 4,24<br />

Gesamt 165 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

17<br />

Einkommenssituation vor dem Frauenhausaufenthalt<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Einkommenssituation vor dem FH-Aufenthalt Anzahl %<br />

eigenes Einkommen 54 32,70<br />

Unterhalt/ Einkommen vom Ehemann/ Partner 62 37,60<br />

eigenes Vermögen/ Rücklagen 2 1,20<br />

Arbeitslosengeld I 6 3,60<br />

Arbeitslosengeld II 57 34,50<br />

Sozialhilfe 3 1,80<br />

Rente/ Pension 4 2,40<br />

Erziehungsgeld 9 5,50<br />

Unterhalt für Kinder (Alimente, UVG, Kindergeld) 57 34,50<br />

Sonstiges 6 3,60<br />

Keine Angaben 4 2,40<br />

Einkommenssituation während des Frauenhausaufenthaltes<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Einkommenssituation während des FH-Aufenthaltes Anzahl %<br />

eigenes Einkommen 48 29,10<br />

Unterhalt/ Einkommen vom Ehemann/ Partner 7 4,20<br />

eigenes Vermögen/ Rücklagen 1 0,60<br />

Arbeitslosengeld I 14 8,50<br />

Arbeitslosengeld II 107 64,80<br />

Sozialhilfe 6 3,60<br />

Rente/ Pension 3 1,80<br />

Erziehungsgeld 11 6,70<br />

Unterhalt für Kinder (Alimente, UVG, Kindergeld) 81 49,10<br />

Sonstiges 6 3,60<br />

Keine Angaben 5 3,00


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

18<br />

Herkunftsländer (Geburt) der<br />

Frauen Anzahl %<br />

Afghanistan 3 1,82<br />

Albanien 1 0,61<br />

Aserbaidschan 3 1,82<br />

Äthiopien 6 3,64<br />

Bosnien und Herzegowina 7 4,24<br />

Brasilien 1 0,61<br />

Bulgarien 4 2,42<br />

China 1 0,61<br />

Deutschland 26 15,76<br />

Georgien 2 1,21<br />

Ghana 1 0,61<br />

Griechenland 2 1,21<br />

Guinea 1 0,61<br />

Irak 2 1,21<br />

Iran 4 2,42<br />

Italien 1 0,61<br />

Japan 1 0,61<br />

Kamerun 1 0,61<br />

Kasachstan 1 0,61<br />

Kenia 4 2,42<br />

Kirgisistan 1 0,61<br />

Kosovo 4 2,42<br />

Kroatien 4 2,42<br />

Kuba 2 1,21<br />

Marokko 6 3,64<br />

Mazedonien 1 0,61<br />

Mosambik 1 0,61<br />

Pakistan 1 0,61<br />

Peru 3 1,82<br />

Polen 6 3,64<br />

Portugal 2 1,21<br />

Rumänien 7 4,24<br />

Russland 7 4,24<br />

Serbien 8 4,85<br />

Sierra Leone 1 0,61<br />

Sri Lanka 2 1,21<br />

Syrien 2 1,21<br />

Thailand 3 1,82<br />

Togo 2 1,21<br />

Tschechische Republik 1 0,61<br />

Tunesien 1 0,61<br />

Türkei 16 9,70<br />

Ukraine 5 3,03<br />

Ungarn 1 0,61<br />

Vietnam 5 3,03<br />

Weißrussland 1 0,61<br />

Gesamt 165 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

19<br />

Anzahl der mitgebrachten Kinder unter 18 Jahren<br />

Anzahl der<br />

mitgebrachten<br />

Kinder unter 18<br />

Jahren<br />

Anzahl<br />

Frauen %<br />

Anzahl<br />

Kinder %<br />

kein Kind 61 36,97<br />

1 Kind 62 37,58 62 38,75<br />

2 Kinder 31 18,79 62 38,75<br />

3 Kinder 8 4,85 24 15,00<br />

4 und mehr Kinder 3 1,82 12 7,50<br />

Gesamt 165 100 160 100<br />

Alter der Kinder im Haus<br />

Alter der Kinder im FH %<br />

jünger als 1 Jahr 16 10,00<br />

1 bis unter 3 Jahre 31 19,40<br />

3 bis unter 6 Jahre 49 30,60<br />

6 bis unter 12 Jahre 46 28,80<br />

12 und älter 16 10,00<br />

Keine Angabe 2 1,30<br />

Gesamt 160 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

20<br />

Wohnung nach dem Frauenhausaufenthalt<br />

Wohnung nach dem FH-Aufenthalt Anzahl %<br />

neue eigene Wohnung 35 21,21<br />

zugewiesene Ehewohnung,<br />

zugewiesene ehemalige Wohnung 6 3,64<br />

bei Verwandten/Freundinnen/ Nachbarn 14 8,48<br />

bei neuem Partner/ neuer Partnerin 0 0,00<br />

anderes Frauenhaus 1 0,61<br />

andere soziale Einrichtung 8 4,85<br />

Rückkehr in die gewaltgeprägte<br />

Lebenssituation 34 20,61<br />

Sonstiges 8 4,85<br />

keine Angaben 15 9,09<br />

noch im Haus 44 26,97<br />

Gesamt 165 100<br />

März 2012<br />

Melanie Schauer<br />

Teamleiterin Beraterinnen Frauenhaus


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

21<br />

Sachbericht der Beratungsstelle der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr<br />

2011<br />

Rahmenbedingungen<br />

Seit 2010 verteilen sich die Räume der Beratungsstelle auf zwei Standorte. Damit können wir<br />

den erweiterten Aufgabenfeldern gerecht werden. Beide Büros sind entsprechend der<br />

Sicherheitsanforderungen ausgestattet, die für den Betrieb der Beratungsstelle im Feld<br />

häuslicher Gewalt erforderlich sind. Die Außeneingänge sind übersichtlich, gut beleuchtet und<br />

mit einer Videokamera von der Rezeption aus beobachtbar. Die gewerblich genutzten Gebäude<br />

sind in den Geschäftszeiten belebt. Die Räume der Beratungsstelle verfügen über einen<br />

behindertengerechten Zugang.<br />

Zielgruppen und Zugangswege zur Beratungsstelle<br />

Die Beratungsstelle informiert und berät von Partnergewalt betroffene Frauen sowie private<br />

und professionelle HelferInnen. Im Rahmen der Beratung wird die aktuelle Situation von<br />

Kindern in gewaltgeprägten Familienverhältnissen immer berücksichtigt.<br />

Von Partnergewalt betroffene Frauen sind zumeist jahrelang Gewaltdrohungen und<br />

Gewalttätigkeiten bis hin zu schwersten Misshandlungen und Morddrohungen durch den<br />

Partner ausgesetzt. Die Folgen sind u.a. der Verlust des Selbstwertgefühls, körperliche<br />

Verletzungen und Symptome des posttraumatischen Belastungssyndroms wie Angstzustände<br />

und Schlafstörungen. Die Frauen befinden sich in der Regel in einer emotional hoch<br />

ambivalenten Situation, die zwischen Zuneigung und Hoffnung auf der einen Seite sowie<br />

Angst und Zorn auf der anderen Seite schwankt. Kennzeichnend sind große Scham- und<br />

Schuldgefühle, Ängste und Verunsicherungen, die oft lange verhindern, dass Frauen sich Hilfe<br />

suchen.<br />

Die Erfahrungen zeigen, dass die Frauen meist sehr große Hemmschwellen haben, die<br />

erfahrene Gewalt öffentlich zu machen. Hinzu kommt, dass in der Trennungsphase die<br />

Gewalttätigkeiten des Mannes gegen die Frau eskalieren und es in dieser Zeit am häufigsten zu<br />

Tötungsdelikten kommt.<br />

Partnergewalt bedroht die Frauen in allen existentiellen Lebensbereichen: Wohnen, soziales<br />

Umfeld, sozioökonomische Lage, körperliche und psychische Befindlichkeit sowie in ihrer<br />

Rolle als Mutter. Bei Partnergewalt bestehen – anders als bei Gewaltbedrohung durch einen<br />

Fremdtäter – vielfache Abhängigkeiten. Das erschwert in hohem Maße den persönlichen<br />

Entscheidungsprozess der betroffenen Frauen. In der Regel müssen sie in allen<br />

Existenzbereichen neue Orientierungen finden und aufbauen.<br />

Zugangswege<br />

Mit 26,2 Prozent der deutschen Frauen und 36,2 Prozent der Migrantinnen war die Vermittlung<br />

durch andere soziale Einrichtungen der meist genannte Zugangsweg. Dies zeigt, dass unser<br />

Angebot in der sozialen Infrastruktur in München sehr gut bekannt ist und auch für<br />

Migrantinnen niederschwellig genug ist. 6 Prozent der deutschen Frauen und 11,6 Prozent der<br />

Migrantinnen wurde der Kontakt über die Polizei vermittelt – unabhängig von MUM. Der


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Vermittlung über Verwandte, FreundInnen und andere soziale Kontakte kam eine hohe<br />

Bedeutung zu. Hilfe und Verständnis im sozialen Umfeld ermutigt also betroffene Frauen, sich<br />

Unterstützung zu suchen.<br />

22<br />

Das Beratungs- und Unterstützungsangebot<br />

Das Angebot der Beratungsstelle ist frauenparteilich, interkulturell und ganzheitlich<br />

ausgerichtet. Die breitgefächerte Angebotsstruktur – Telefonberatung, offene Sprechzeiten,<br />

persönliche Beratung, Informationsveranstaltungen - bietet den betroffenen Frauen einen<br />

niederschwelligen Zugang. Seit Juli 2004 beteiligt sich die Beratungsstelle am<br />

Kooperationsprojekt „MUM – Münchner Unterstützungsmodell gegen häusliche Gewalt“ des<br />

Polizeipräsidiums München und seit 2010 offiziell mit der „Gewaltzentrierten und<br />

geschlechtsspezifischen Elternberatung bei häuslicher Gewalt“ im Münchner Modell.<br />

Telefonberatung<br />

In der Telefonberatung gingen 1206 Anrufe ein. Bei den telefonischen Kontakten wurden die<br />

Frauen umfassend informiert und beraten, da laut interner Erhebung auch in diesem Jahr ca. 29<br />

Prozent der vereinbarten persönlichen Beratungstermine von den Frauen nicht wahrgenommen<br />

wurde. Dieses Phänomen steht in direktem Zusammenhang mit der gewaltgeprägten<br />

Lebenssituation der Frauen. Die Frauen müssen in den meisten Fällen die Termine heimlich<br />

wahrnehmen. Sie stehen oftmals unter erheblicher Zeitkontrolle des gewalttätigen Mannes und<br />

sind damit in Erklärungsnot. Auch die hochambivalente Gefühlssituation der Frauen wirkt sich<br />

hemmend darauf aus, sich in einem persönlichen Gespräch Unterstützung zu holen.<br />

Persönliche Beratung in den Offenen Sprechzeiten und nach Terminvereinbarung<br />

Im Jahr 2011 nahmen insgesamt 278 Frauen die persönliche Beratung in Anspruch.<br />

In 40 Prozent der Fälle war der Ehemann der Täter, in 59 Prozent der anderen Fälle übten der<br />

Ex-Mann bzw. Ex-Freund (46 Prozent) oder der Lebensgefährte (13 Prozent) die Gewalt aus.<br />

46 Prozent der Frauen führten zum Zeitpunkt des Erstkontaktes einen getrennten Haushalt.<br />

Diese Zahlen belegen, dass trotz Trennung bzw. Scheidung der (Ex-)Partner sich gegenüber<br />

der Frau häufig weiterhin gewaltbereit und gewalttätig verhielt. Die Gewaltdynamik wirkte<br />

auch nach der Trennung weiter.<br />

Die Zahlen über die Dauer der Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit des Mannes in den<br />

jeweiligen Partnerschaften bewegen sich annähernd auf dem Vorjahresniveau: 9 Prozent der<br />

Frauen gaben mehrere Monate bis zu einem Jahr erlebte Gewalt an, 40,6 Prozent eine Dauer<br />

von ein bis fünf Jahren, 49,7 Prozent der Frauen mehr als fünf Jahre. Nach wie vor war ein<br />

erheblicher Teil der im Haushalt lebenden Kinder einer länger andauernden Gewalt des Vaters/<br />

Stiefvaters ausgesetzt. Zudem sind die Auswirkungen der über lange Zeit erlebten Gewalt bei<br />

Frauen und Kindern meist massiver.<br />

Bei der Abfrage der widerfahrenen Gewalt waren Mehrfachnennungen möglich. Die Erhebung<br />

zeigt folgendes Ergebnis: 80,9Prozent der Frauen widerfuhr körperliche Gewalt, über 94,6<br />

Prozent berichteten von psychischer Gewalt wie laufender Demütigung, Bedrohung und<br />

Psychoterror. Formen ökonomischer Zwänge wie Verweigerung von Finanzen oder Verbot der


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Erwerbstätigkeit erlebten 30,9 Prozent der Frauen. Sexualisierte Gewalt gaben 19,8 Prozent der<br />

Frauen an.<br />

Die gewaltgeprägte Lebenssituation der Mehrzahl der Nutzerinnen war weiterhin<br />

gekennzeichnet durch lange, chronisch schwere Gewalterfahrungen. Es ist bekannt, dass je<br />

nach Dauer und Schwere der Gewalt Angst und Abhängigkeit auch nach der Trennung weiter<br />

wirken. Teilweise hoch ambivalente Gefühlslagen – der Wunsch nach einer Trennung und die<br />

weiterhin angstgeprägte Bindung – bedeuten eine starke psychische Belastung für die<br />

einzelnen Frauen. Daraus ergibt sich ihr besonderer Beratungsbedarf. Die professionelle<br />

Unterstützung muss einerseits immer mit hoher Akzeptanz an der Ambivalenz der Frauen<br />

ansetzen. Andererseits hat sie sich an den Realitäten zu orientieren und beinhaltet immer ein<br />

gewisses Maß an Konfrontation, um die betroffenen Frauen zu aktivieren, sich und die Kinder<br />

besser zu schützen.<br />

73 Prozent der Frauen hatten Kinder. Von den Müttern gaben 96,5 Prozent an, dass die Kinder<br />

während der Gewalttätigkeiten des Mannes in der Wohnung anwesend waren. 31 Prozent der<br />

Frauen berichten von direkter Gewalt des Vaters gegen die Kinder. Diese Zahlen bestätigen auf<br />

erschreckende Weise, wie notwendig in der Beratung der Blick auf die Situation der Kinder<br />

und die einzelfallbezogene Kooperation mit der Bezirkssozialarbeit ist.<br />

Der Anteil von Frauen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit bzw. anderem kulturellen<br />

Hintergrund betrug 61,2 Prozent. Die Herkunftsländer umfassten 60 Nationen.<br />

Die überwiegende Anzahl der Frauen sprach ausreichend Deutsch. In 42 Beratungen wurde<br />

Übersetzung benötigt.<br />

Zum Zeitpunkt des ersten Beratungskontaktes war bei 46,8 Prozent der Frauen ein polizeilicher<br />

Einsatz erfolgt, davon 61Prozent mit verfügtem Platzverweis des Täters durch die Polizei. 14,9<br />

Prozent der Frauen hatten einen Antrag nach dem Gewaltschutzgesetz (GewSchG ) gestellt.<br />

Diese Zahlen belegen, dass wir mit unseren Angeboten einen großen Teil von betroffenen<br />

Frauen ansprechen, die trotz lang andauernder Gewalt bisher weder auf das Schutzangebot der<br />

Polizei noch auf die Maßnahmen, die das GewSchG bietet, zurückgreift.<br />

Die offene Sprechzeit am Dienstagnachmittag wurde von den Frauen als niederschwelliges<br />

Angebot mit insgesamt 95 Beratungskontakten um 42 Prozent stärker genutzt als im Vorjahr.<br />

Die Beratungsbedarfe umfassten die zeitnahe Information der Frauen, damit sie fristgerecht die<br />

zivilrechtlichen Maßnahmen nach dem GewSchG beantragen konnten, ebenso wie<br />

Sicherheitsberatung in Verbindung mit psychosozialer Beratung und Krisenintervention. Die<br />

Erfahrung zeigte, dass die Frauen sich oftmals in einer akuten Krisensituation befanden und<br />

schneller Handlungsbedarf bestand.<br />

Telefonische und persönliche Einzelberatung nach Terminvereinbarung fand in insgesamt<br />

853 Beratungskontakten statt. Den Schwerpunkt der Beratungsarbeit stellten wie bisher mit<br />

einem Anteil von 79,5 Prozent Kurzberatungen mit ein bis fünf Terminen dar. In der<br />

Telefonbereitschaft ergaben sich darüber hinaus 1206 Kontakte zu Klientinnen. Die Flexibilität<br />

der Beraterinnen, sowohl persönlich wie telefonisch zu beraten, orientierte sich an der Lebensund<br />

Gefährdungssituation der betroffenen Frauen.<br />

Die Beratungsinhalte umfassten psychosoziale Beratung (96 Prozent), Sicherheitsberatung (63<br />

Prozent), Beratung zum GewSchG (53,2 Prozent) und verstärkt Beratung zur<br />

Existenzsicherung sowie Fragen zum Sorge- und Umgangsrecht bei Trennung vom Partner.<br />

Wesentlich war, mit der Frau eine Risikoeinschätzung bzgl. der Gewaltbereitschaft des Mannes<br />

zu erarbeiten. Die Beraterinnen informierten die Frauen – abgestimmt auf die individuelle<br />

Lebenssituation und die evtl. im Haushalt lebenden Kinder - über Schutz- und<br />

Sicherheitsmaßnahmen. Sie zeigten die zivilrechtlichen Möglichkeiten nach dem GewSchG auf<br />

und erklärten die Verfahrenswege. Die Erfahrung zeigte wie im Vorjahr, dass eine wesentliche<br />

Barriere auf dem Weg zur Trennung die berechtigte Angst vor sozialem Abstieg und damit<br />

23


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

verbundener Armut ist. Die gestiegene Angst der Frauen ist eine der Auswirkungen der Hartz<br />

IV-Reform; deshalb waren Fragen der Existenzsicherung ein wesentlicher Bestandteil der<br />

Beratungsgespräche. Auch die Unsicherheit, welche Auswirkungen eine Trennung auf die<br />

Gestaltung des Sorge- und Umgangsrechts hat, nahm in den Beratungen einen breiten Raum<br />

ein.<br />

Rechtsberatung wird in der Beratungsstelle durch zwei Fachanwältinnen für Familienrecht<br />

nur in Verbindung mit psychosozialer Beratung angeboten. Die Beraterin klärte mit der<br />

betroffenen Frau vorab die wesentlichen rechtlichen Fragen zur Veränderung der<br />

gewaltgeprägten Situation. Schwerpunkt in der Rechtsberatung war, die rechtlichen<br />

Möglichkeiten und Grenzen auszuloten und die Frau darin zu unterstützen, ihren<br />

Handlungsspielraum realistisch einschätzen zu können. Inhaltlich von Bedeutung war die<br />

juristische Beratung zum GewSchG in Verbindung mit familienrechtlichen Fragen. Im<br />

Vordergrund standen für alle Nutzerinnen der Rechtsberatung die Themen: Sorge- und<br />

Umgangsrecht, finanzielle Absicherung für die Mütter und ihre Kinder sowie Fragen zur<br />

Wohnungszuweisung. Ausländerrechtliche Aspekte waren nicht relevant.<br />

In Kooperation mit dem Münchner Informationszentrum für Männer (MIM) wurden im<br />

Berichtsjahr 8 Informationsgespräche mit Frauen, deren Partner bzw. Ex- Partner an<br />

den Tätergruppen im MIM teilnehmen, durchgeführt. Diese Gespräche finden in unserer<br />

Beratungsstelle statt und haben das Ziel, die Frauen über das Angebot der<br />

Frauenberatungsstelle und über Sicherheitsmaßnahmen zu informieren. Ein Kollege von MIM<br />

informiert über den inhaltlichen Aufbau der Tätergruppe und vor allem darüber, dass allein die<br />

Tatsache, dass der Mann an der Gruppe teilnimmt, keine Sicherheit vor weiteren<br />

Gewalttätigkeiten bietet. Zum Teil befanden sich die beratenen Frauen bereits vor dem<br />

Informationsgespräch bei uns in Beratung, eine Frau nahm nach dem Informationsgespräch<br />

weitere Beratung in Anspruch.<br />

Mit einem Paar wurden insgesamt 4 Paargespräche in Kooperation mit MIM geführt, die<br />

grundsätzlich in den Räumen von MIM stattfinden.<br />

Voraussetzungen für die Paargespräche sind:<br />

• die Teilnahme des Mannes an einer Tätergruppe,<br />

• die Anbindung der Frau an die Beratungsstelle der <strong>Frauenhilfe</strong>,<br />

• das ausdrückliche Einverständnis der Frau zur Durchführung von Paargesprächen<br />

• eine vorherige Abklärung der Gefährdungssituation durch die BeraterInnen.<br />

24<br />

Beteiligung am Projekt „MUM – Münchner Unterstützungsmodell gegen<br />

häusliche Gewalt“<br />

Das im Jahre 2004 gestartete Projekt MUM hat sich als Kooperationsverbund etabliert, der<br />

vereinbarte Ablauf hat sich bewährt und sieht folgendermaßen aus:<br />

Nach Polizeieinsätzen bei häuslicher Gewalt senden die Beamtinnen und Beamten den<br />

Kurzbericht „Häusliche Gewalt“ per Fax an das Kommissariat 105, sofern das Opfer in die<br />

Datenweitergabe eingewilligt hat. Hier werden nach einem festgelegten Verteilungsschlüssel<br />

die Protokolle nach Schwärzung der nicht relevanten Daten an die beteiligten Einrichtungen<br />

gefaxt. Diese versuchen innerhalb von drei Werktagen das Opfer telefonisch zu erreichen, um<br />

Hilfe und Information anzubieten. Sollten die Personen nicht erreicht werden, erhalten sie ein<br />

schriftliches Beratungsangebot.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Die Beratungsstelle verpflichtete sich auch 2011, bis zu 40 Fälle pro Monat zu übernehmen.<br />

Das Kommissariat 105 vermittelte 228 Fälle. Es wurden ausschließlich Frauen beraten. Die<br />

von uns erreichten Frauen wurden mit insgesamt 141 telefonischen Kontakten und zur<br />

Verfügung gestelltem Informationsmaterial unterstützt. Die Anzahl der zusätzlichen<br />

persönlichen Beratungsgespräche stieg gegenüber dem Vorjahr deutlich um 82 Prozent. 12<br />

Frauen wünschten keine Beratung.<br />

In den Haushalten der 228 Frauen, die uns über das MUM- Projekt zugewiesen wurden, lebten<br />

215 Kinder, von denen 62 Prozent während der Tatzeit bzw. beim Eintreffen der Polizei<br />

anwesend waren. Seit dem 01.08.2007 nimmt die Bezirkssozialarbeit pro-aktiv Kontakt mit<br />

den betroffenen Müttern, Jugendlichen und Kindern auf und bietet Unterstützung an.<br />

Insgesamt wurden vom K 105 und den KooperationspartnerInnen in 1491 Fällen Hilfe und<br />

Unterstützung geleistet. Davon waren in 1381 Fällen Frauen die Gewaltopfer und in 110 Fällen<br />

Männer. In 879 Fällen lebten Kinder im Haushalt mit insgesamt 1206 Mädchen und Jungen.<br />

Vermutlich sind die Zahlen höher, da in 104 Fällen zur Frage, ob Kinder im Haushalt leben,<br />

keine Angaben gemacht wurden.<br />

Mit dem Projekt MUM werden eigene Zielgruppen an betroffenen Frauen erreicht. Es handelt<br />

sich meist um Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen von sich aus keine Hilfseinrichtung<br />

nutzen. Die Erfahrungen zeigten, dass die Frauen in der Regel die angebotene Hilfe gerne in<br />

Anspruch nahmen. Sie sind über die unbürokratische und zeitnahe Form der Hilfe erleichtert.<br />

25<br />

Elternberatung in familiengerichtlichen Verfahren in Fällen häuslicher Gewalt im<br />

Rahmen des Münchner Modells<br />

Kooperationsprojekt mit dem Münchner Informationszentrum für Männer (MIM)<br />

Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner MIM entwickelten wir das Konzept der<br />

gewaltzentrierten und geschlechtsspezifischen Elternberatung in familiengerichtlichen<br />

Verfahren (siehe Handout im Anhang). Ziel ist, das Gefährdungsrisiko für Frauen und Kinder,<br />

das durch die Familiengerichts-Reform mit ihrem Grundsatz der Verfahrensbeschleunigung<br />

entstanden ist, zu minimieren und eine tragfähige Lösung zu Sorge und Umgang im Sinne des<br />

Kindeswohls zu entwickeln. Grundlage für das Familiengericht zur Zuweisung in unser Projekt<br />

der Elternberatung ist der auf Münchner Ebene interdisziplinär erarbeitete Sonderleitfaden zum<br />

Münchner Modell (siehe Anhang).<br />

In 2011 boten wir in Kooperation mit MIM in 17 Fällen Elternberatungen im Münchner<br />

Modell an. Obwohl wir aus fachlichen Gründen ein hohes Interesse haben, in den<br />

familiengerichtlichen Verfahren immer an der ersten Anhörung teilzunehmen, wurde es uns<br />

gemeinsam mit MIM in 2011 lediglich in 3 Fällen ermöglicht.<br />

In den 17 Familien waren jeweils die Mütter und insgesamt 25 Kinder von der häuslichen<br />

Gewalt betroffen. 11 Frauen hatten einen Migrationshintergrund. In allen Familien hatten die<br />

Kinder die Gewalt miterlebt.<br />

Die Arbeit der Beratungsstelle in den 17 Fällen teilte sich folgendermaßen auf: 146<br />

Einzelberatungen mit den Müttern, 52 Kontakte zur Bedarfsabklärung mit den Kindern und 29<br />

gemeinsame Elternberatungen mit MIM. Darüber hinaus nahmen die Kolleginnen an 14<br />

Anhörungen beim Familiengericht teil.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Die Bedarfsabklärung der Kinder erforderte individuelle, jeweils am Alter, Entwicklungsstand<br />

und der Lebenssituation der Kinder angepasste Vorgehensweisen. Die Kontaktaufnahme zu<br />

den Kindern wurde z.B. über Spielen, Malen und den Einsatz spezifischer, auf die Situation der<br />

Kinder angepasster Geschichten möglich. Unterschiedliche Settings waren notwendig: anfangs<br />

im Beisein der Mutter, später gemeinsam mit den Geschwistern oder auch einzeln, sowohl in<br />

den Räumen der Beratungsstelle wie auch in den Wohnungen der Mütter. In Einzelfällen, in<br />

denen sich die Anbahnung eines Umgangs zwischen Vätern und Kindern schwierig gestaltete<br />

bzw. aufgrund der erlebten Gewalt fraglich schien, machten die BeraterInnen gemeinsam und<br />

jeweils nach vorheriger Absprache und Abklärung mit den Müttern und den Kindern auch<br />

Interaktionsbeobachtungen von Vätern und Kindern in den Räumen von MIM, um sich von der<br />

psychischen Situation der Kinder und den Motivationen bzw. Fähigkeiten der Väter, adäquat<br />

auf ihre Bedürfnisse und Traumatisierungen einzugehen, ein differenziertes Bild machen zu<br />

können.<br />

Nur in einem Fall war es möglich, ein Mädchen zusätzlich bei IMMA anzubinden. In vielen<br />

Fällen sind die Kinder bereits in therapeutische Angebote oder Fördermaßnahmen<br />

eingebunden. Zusätzlich haben die Mütter nach der Trennung vom Partner vielfältige<br />

Anforderungen und Termine zu bewältigen, die auch der Versorgung der Kinder dienen, wie<br />

die Sicherung der Existenz, den beruflichen Wiedereinstieg und den Umzug in eine neue<br />

Wohnung. Auch die Verarbeitung der erlebten Gewalt und die Notwendigkeit, weiter für<br />

eigene Schutzmaßnahmen sorgen zu müssen, sind belastend und rauben den Müttern Zeit und<br />

Energie, die dann zur Organisation verschiedenster Kindertermine nicht mehr zur Verfügung<br />

steht.<br />

Bei allen Fällen waren Multiproblemlagen festzustellen (zum Beispiel Suchterkrankungen der<br />

Väter, gravierende Behinderungen der Kinder). Somit waren eine Vielzahl fallbegleitender<br />

Kontakte sowie vernetztes Arbeiten mit der BSA, dem Familiengericht, GutachterInnen und<br />

VerfahrensbeiständInnen notwendig. In 3 Fällen experimentierten wir und nahmen<br />

ausnahmsweise Elternberatungen an, in denen wir aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse<br />

eines Elternteils Dolmetscherinnen einsetzen mussten. Bedingt durch unsere geringe<br />

Fallkapazität und den erhöhten Zeitaufwand, den der Einsatz von Dolmetscherinnen erfordert,<br />

werden wir diese Fallkonstellationen auch in Zukunft nur in Ausnahmefällen annehmen<br />

können.<br />

Die Erfahrungen in den übernommenen Elternberatungen aber auch in den<br />

Anhörungsterminen beim Familiengericht zeigten, dass die Männer/ Väter trotz der Trennung<br />

von der Partnerin zum Teil offen und subtil ihre Drohungen und Gewaltstrategien fortsetzten<br />

und es bei allen Beteiligten hohe Aufmerksamkeit erforderte, dem immer wieder Einhalt zu<br />

gebieten und darauf zu reagieren. Der Wille und die Bereitschaft, sich mit der eigenen<br />

Gewalttätigkeit auseinander zu setzen, waren bei manchen Vätern begrenzt bzw. nicht<br />

vorhanden, so dass es ihrerseits zum Abbruch der Elternberatung kam.<br />

Die Beratungsstelle und MIM brachten wieder ihr Fachwissen über Gewaltdynamiken in<br />

Partnerschaften in die familiengerichtlichen Verfahren ein, in dem sie eine<br />

Gefährdungseinschätzung für Mutter und Kind erstellten, die Bedarfe der Kinder deutlich<br />

machten und Regelungen mit den Eltern erarbeiteten, die in der Praxis erprobt und reflektiert<br />

wurden.<br />

Folgende Ziele konnten in der Elternberatung erreicht werden:<br />

• Die häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen auf Kinder und Mütter wurden im<br />

familiengerichtlichen Verfahren sichtbar gemacht und hatten maßgeblichen Einfluss auf<br />

die Beschlüsse des Familiengerichts.<br />

• Die Mütter nahmen das Ausmaß ihrer Bedrohung wahr.<br />

• Sie stabilisierten sich mit Unterstützung der Beraterin.<br />

26


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

• Sie stärkten auch ihre Fähigkeit, sich und das Kind zu schützen.<br />

• Es ist gelungen, die Wünsche der Kinder nach Kontakt zum Vater, ihre Ängste vor ihm<br />

und gleichzeitig ihr Schutzbedürfnis im Verfahren und in der Elternberatung deutlich<br />

zu machen.<br />

• Alle Interventionen im Beratungsprozess orientierten sich am größtmöglichen Schutz<br />

für Mütter und Kinder.<br />

• Es ist gelungen, die komplexen Anforderungen an die Frauen in der Trennungs- und<br />

Scheidungssituation zu berücksichtigen und die Beratungstermine darauf abzustimmen.<br />

Die Veränderungsprozesse in den beratenen Familien brauchen erfahrungsgemäß bei allen<br />

Beteiligten viel Zeit. So erzielte in einem Fall die Elternberatung ( zum Teil mit<br />

Unterbrechungen des Beratungsprozesses aufgrund wiederholter Gewalt des Vaters) erst nach<br />

2 ½ Jahren konstruktive und tragfähige Ergebnisse, auf denen nun aufgebaut werden kann.<br />

Das Interesse an der langjährigen Kooperation zwischen der Beratungsstelle der <strong>Frauenhilfe</strong><br />

und MIM, insbesondere an dem auf Bundesebene relativ neuen und einzigartigen<br />

Kooperationsprojekt der geschlechtsspezifischen Elternberatung im familiengerichtlichen<br />

Verfahren, war in München und auf Bundesebene wie in den Vorjahren wieder sehr groß.<br />

Entsprechend wurde das Projekt auf kommunaler und auf Bundesebene in verschiedenen<br />

Veranstaltungen, Fortbildungen, Tagungen und Fachartikeln vorgestellt.<br />

27<br />

Vernetzung<br />

Um das Angebot der Beratungsstelle der <strong>Frauenhilfe</strong> mit anderen Einrichtungen und Projekten<br />

zu vernetzen und zielgerichtet abzustimmen, nahmen die Mitarbeiterinnen regelmäßig an den<br />

fachpolitisch wichtigen regionalen und überregionalen Arbeitskreisen teil.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit machten Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle der<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> in vielfältiger Weise das Angebot im Frauenhaus bekannt und informierten über<br />

Häusliche Gewalt. Sie schrieben Fachartikel, nahmen an einer Podiumsdiskussion teil, boten<br />

Fortbildungsmodule, Workshops und Vorträge an, informierten in verschiedenen Fach- und<br />

allgemeinbildenden Schulen wie auch an der Fakultät für Medizin, auf einer Infobörse für<br />

Migrantinnen und im Austausch mit einer Regierungsdelegation aus der Türkei und gaben<br />

gerne der Presse Auskunft.<br />

Zusammenfassung<br />

Die breit gefächerte Angebotsstruktur der Beratungsstelle für von Partnergewalt bedrohte<br />

Frauen bewährt sich und entspricht den Bedarfslagen. Die Frauen befinden sich in<br />

unterschiedlichen Lebenssituationen und in unterschiedlichen Phasen der Gewaltsituation.<br />

Notwendig ist, dass die Beratung zeitnah erfolgt. Deshalb lag der Schwerpunkt unseres<br />

Angebotes darin, mit persönlichen Kurzberatungen, telefonischen Beratungen und in der<br />

offenen Sprechzeit die Frauen zu unterstützen.


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 278 Frauen persönlich beraten. Weniger Frauen als im<br />

Vorjahr (46,8 Prozent) hatten bereits vor der ersten Beratung polizeiliche Unterstützung<br />

angefordert. In diesen Fällen zeigt sich sowohl ein hoher Informationsbedarf über<br />

Schutzmöglichkeiten als auch die Notwendigkeit, an den Ambivalenzen der Frauen zu<br />

arbeiten. Rechtliche Schutzmöglichkeiten nach dem GewSchG hatten zum Zeitpunkt des<br />

Erstkontaktes 15 Prozent der Frauen genutzt. Wie in den Vorjahren erreichten wir mit unserem<br />

Angebot wieder eine große Anzahl von Frauen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit bzw.<br />

anderem kulturellen Hintergrund (61Prozent) aus insgesamt 60 Herkunftsländern. Unser<br />

Angebot der parteilichen und kultursensiblen Beratung orientiert sich also erfolgreich am<br />

Bedarf der Frauen.<br />

Gleichzeitig erreichten wir mit dem pro-aktiven Beratungsangebot für Frauen im Rahmen des<br />

Münchner Unterstützungsmodells gegen häusliche Gewalt (MUM) 141 Frauen mit<br />

telefonischen Beratungen. Der Bedarf an persönlichen Beratungen ist erheblich gestiegen.<br />

Durch MUM erreichen wir eine Zielgruppe der von Gewalt betroffenen Frauen, die in der<br />

Regel keinen Zugang zu einer Beratungsstelle findet.<br />

Miterlebte Gewalt, ausgeübt durch den Partner/Vater gegen die Mutter, schädigt und<br />

beeinträchtigt das Leben der involvierten Kinder nachhaltig. In den Haushalten der über MUM<br />

erreichten Frauen lebten insgesamt 216 Mädchen und Jungen. 134 von ihnen mussten die<br />

Gewalthandlungen des Vaters/ Partners der Mutter unmittelbar miterleben, wobei<br />

erfahrungsgemäß davon auszugehen ist, dass alle in den Familien lebenden Kinder insgesamt<br />

im Familienalltag Gewalt miterleben mussten. Diese erschreckenden Zahlen aus unserer Praxis<br />

zeigen, dass in den Maßnahmen eines verbesserten Kinderschutzes Partnergewalt als<br />

Risikofaktor für die Gefährdung des Wohls der Kinder berücksichtigt werden muss.<br />

Das Kooperationsprojekt mit MIM „Elternberatung in familiengerichtlichen Verfahren in<br />

Fällen häuslicher Gewalt im Rahmen des Münchner Modells“ hat sich etabliert und stößt<br />

auf Stadt- und Bundesebene auf großes Interesse. Das Angebot ist ein Baustein des vom<br />

Stadtrat bezuschussten Gesamtpakets „Häusliche Gewalt – Maßnahmen für einen besseren<br />

Schutz und effektive Hilfe für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Kinder“.<br />

Im Mittelpunkt des Beratungsprozesses stehen Sicherheit und Stabilisierung der Kinder und<br />

Mütter und die Verantwortungsübernahme des gewaltbereiten Vaters/ Partners für ein<br />

gewaltfreies Handeln. Ziel ist es, eine im Sinne des Kindeswohls tragfähige und gewaltfreie<br />

Umgangsregelung zu entwickeln.<br />

Es bewährte sich sehr, dem Familiengericht Gefährdungseinschätzungen zukommen zu lassen.<br />

Damit konnte das Misshandlungsrisiko zumindest gesenkt werden. Gleichzeitig konnten die<br />

Kooperationspartner die Gefährdungssituation der Kinder in allen Verfahren stärker in den<br />

Fokus rücken, so dass den Auswirkungen der Gewalt bei Müttern und Kindern vom<br />

Familiengericht in der Regel eine höhere Bedeutung beigemessen wurde.<br />

Veränderungen der Eltern und Kinder sowohl im inneren Erleben wie auf der Verhaltensebene<br />

brauchen Zeit, dementsprechend langwierig gestalten sich die Elternberatungsprozesse. Die<br />

Erfahrungen in den familiengerichtlichen Verfahren zeigten, dass das Familiengericht wie auch<br />

andere Verfahrensbeteiligte erheblichen Einfluss auf die Qualität und Ergebnisse der<br />

Elternberatungsprozesse nehmen können, wenn sie die Dynamik häuslicher Gewalt<br />

berücksichtigen und ihre Interventionen danach ausrichten. So konnte die Motivation der<br />

Väter, sich mit ihrer Gewalttätigkeit auseinanderzusetzen und ihr Verhalten konstruktiv zu<br />

verändern, in all den Fällen gestärkt bzw. erst etabliert werden, in denen das Gericht den Eltern<br />

zur Erarbeitung einer Umgangsregelung zunächst ohne Umgangsbeschluss eine Elternberatung<br />

auferlegte bzw. Väter, die die Beratung abbrachen, umgehend wieder in die Elternberatung<br />

verwies.<br />

28


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

In den familiengerichtlichen Verfahren konnten wir zum Teil die Tendenz beobachten, dass<br />

dem Kindeswillen, Kontakt mit dem Vater haben zu wollen, stärkeres Gewicht gegeben wurde<br />

als dem Schutzbedürfnis der Kinder vor weiterer subtiler Gewalt und Manipulation durch den<br />

gewalttätigen Vater. An dieser Stelle sehen wir auch weiterhin die Aufgabe, unsere<br />

Fachkenntnisse über die Auswirkungen häuslicher Gewalt aktiv in die Verfahren einzubringen.<br />

Manche Verhaltensweisen der Mütter wurden in den familiengerichtlichen Verfahren eher<br />

unter dem Aspekt der negativen Beeinflussung der Kinder gegen den Vater gesehen und nicht<br />

als Versuch gewertet, die Kinder vor dem Hintergrund der meist jahrelang erlebten Gewalt vor<br />

weiteren belastenden Erlebnissen schützen zu wollen.<br />

An dieser Stelle wäre ein Fokuswechsel hilfreich: nicht verbale Versprechungen des Vaters,<br />

Verhaltensänderungen vorzunehmen, sollten Grundlage von gerichtlichen Entscheidungen<br />

sein, sondern sein konkretes Verhalten auf der Interaktionsebene: was verändert er aktiv und<br />

langfristig, um seinen Kindern und der erziehenden Mutter ein Gefühl von größtmöglicher und<br />

stabiler Sicherheit zu vermitteln. Auflagen des Familiengerichts für die Väter, an einem<br />

Täterprogramm teilzunehmen, erwiesen sich im Sinne des Kinderschutzes aus unserer Sicht als<br />

äußerst effektiv.<br />

Die Angebote der Beratungsstelle zielen darauf ab, Frauen, die der Gewalt ihres Partners<br />

ausgesetzt sind oder waren, aktiv darin zu unterstützen, sich besser zu schützen und ein<br />

selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ein Qualitätsmerkmal der Arbeit zeigt sich in der<br />

wirksamen Verknüpfung von parteilichem und systemischem Ansatz. So gehört seit langer Zeit<br />

zum fachlichen Repertoire der Beratungsstelle, die Situation der Kinder zu berücksichtigen und<br />

sich mit der Täterseite auseinanderzusetzen. Wo immer es fachlich notwendig erscheint, gehen<br />

wir Kooperationen ein. Wir können nun bereits auf jahrelange Erfahrungen wie im Münchner<br />

Unterstützungsmodell gegen häusliche Gewalt (MUM) zurückgreifen. Mit dem Angebot der<br />

Elternberatung wurde ein weiterer Baustein nach dem Modell der Interventionskette im<br />

Kontext häuslicher Gewalt realisiert.<br />

29


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Die Arbeit der Beratungsstelle der <strong>Frauenhilfe</strong> in Zahlen<br />

30<br />

Telefonberatung / Email<br />

Telefonberatung / Email<br />

Anzahl<br />

Während der Telefonbereitschaft 1206<br />

Telefonische Beratungskontakte außerhalb der 409<br />

Telefonbereitschaft<br />

Emailanfragen nach Beratung 36<br />

Fallbegleitende Telefonkontakte 248<br />

Persönliche Beratung<br />

Im Erstkontakt Frauen 222<br />

Als Folgekontakt Frauen 56<br />

Gesamtzahl der beratenen Frauen: Frauen 278<br />

Zugangswege (Erstkontakt in 2011)<br />

Deutsche<br />

Frauen Anzahl<br />

Deutsche<br />

Frauen<br />

Prozent<br />

Migrantinnen<br />

bzw. anderer<br />

kultureller<br />

Hintergrund<br />

Anzahl<br />

Migrantinnen<br />

bzw. anderer<br />

kultureller<br />

Hintergrund<br />

Prozent<br />

Soziale Einrichtungen 22 26,2 50 36,2<br />

davon: BSA/Jugendamt 6 29<br />

Polizei 5 6 16 11,6<br />

MUM 6 7,1 7 5,1<br />

Gesundheitswesen 4 4,8 11 8<br />

Presse/Medien 1 1,1 1 0,7<br />

Internet/<br />

10 11,9 10 7,2<br />

Telefonbuch/Auskunft<br />

Verwandte/FreundInnen 16 19 29 21<br />

Sonstige 5 6 3 2,2<br />

RechtsanwältInnen 7 8,3 6 4,3<br />

Nach-MüMo-Fall 4 4,8 3 2,2<br />

Keine Angaben 4 4,8 2 1,4<br />

Gesamt 84 100 138 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Frauen mit und ohne Kinder<br />

31<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

Frauen mit Kindern 203 73<br />

Frauen ohne Kinder 75 27<br />

Gesamt 278 100<br />

Einzugsgebiet<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

Stadt München 223 80<br />

Landkreis München 36 13<br />

Übriges Bayern 11 4<br />

Außerhalb Bayern 4 1,4<br />

Keine Angaben 4 1,4<br />

Gesamt 278 99,8<br />

Alter der Frauen<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

18 - 20 Jahre 4 1,4<br />

21 – 30 Jahre 60 21,6<br />

31 – 40 Jahre 101 36,3<br />

41 – 50 Jahre 67 24,1<br />

51 – 60 Jahre 23 8,3<br />

Über 60 Jahre 16 5,8<br />

Keine Angaben 7 2,5<br />

Gesamt 278 100<br />

Schulabschluss<br />

Anzahl Prozent<br />

Kein Abschluss 13 4,7<br />

Hauptschule 55 19,8<br />

Mittlere Reife 66 23,7<br />

Abitur/Fachabitur 88 31,7<br />

Unklar / anderes Schulsystem 38 13,7<br />

Keine Angaben 18 6,4<br />

Gesamt 278 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

32<br />

Berufsausbildung<br />

Anzahl Prozent<br />

Keine Berufsausbildung 49 17,6<br />

Abgeschlossene<br />

128 46<br />

Berufsausbildung<br />

Abgebrochene Berufsausbildung 16 5,7<br />

Abgeschlossenes Studium 44 15,8<br />

Abgebrochenes Studium 9 3,2<br />

Noch in Ausbildung 19 6,8<br />

Sonstiges 3 1,1<br />

Keine Angaben 16 5,7<br />

Mehrfachnennungen möglich z.B. Studium + Ausbildung<br />

Erwerbsstatus<br />

Anzahl Prozent<br />

Erwerbstätig 137 49,3<br />

Nicht erwerbstätig 131 47,1<br />

Davon in Ausbildung 17<br />

Davon in Rente 15<br />

Davon Arbeitslos 37<br />

Davon in Elternzeit 36<br />

Davon Hausfrau 26<br />

Keine Angaben 10 3,6<br />

Gesamt 278 100<br />

Misshandler<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

Ehemann 111 40<br />

Freund/Lebensgefährte 37 13,3<br />

Ex-Partner /<br />

128 46<br />

getrenntlebender Ehemann<br />

Sonstige Person 2 0,7<br />

Gesamt 278 100<br />

Gemeinsamer Haushalt mit dem Täter (beim Erstkontakt)<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

Gemeinsamer Haushalt 130 46,8<br />

Getrennter Haushalt 148 53,2<br />

Gesamt 278 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Weitere Angaben zur gewaltgeprägten Lebenssituation<br />

33<br />

Dauer der Gewalt<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

Wenige Wochen oder Tage 5 1,8<br />

Mehrere Monate bis ein Jahr 19 6,8<br />

Ein bis fünf Jahre 113 40,6<br />

Länger als fünf Jahre 138 49,7<br />

Keine Angaben 3 1,1<br />

Gesamt 278 100<br />

Formen der Gewalt<br />

Anzahl<br />

Prozent*<br />

Körperliche Gewalt 225 80,9<br />

Psychische Gewalt 263 94,6<br />

Sexualisierte Gewalt 55 19,8<br />

Ökonomische Gewalt 86 30,9<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

* bezogen auf die Gesamtzahl der beratenen Frauen<br />

Situation der Kinder<br />

Anzahl der Familien Prozent *<br />

Miterlebte Gewalt 196 96,5<br />

Direkte Gewalt des Mannes<br />

gegen die Kinder<br />

63 31<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

bezogen auf die Gesamtzahl der Frauen mit Kindern<br />

Beratungsinhalte<br />

Anzahl Prozent *<br />

Psychosoziale Beratung 267 96<br />

Krisenintervention 33 11,9<br />

Sicherheitsberatung 175 62,9<br />

Beratung zum GewSchG 148 53,2<br />

Sonstiges (Existenzsicherung,<br />

ausländerrechtliche Fragen etc.)<br />

190 68,3<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

* bezogen auf die Anzahl der beratenen Frauen


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Herkunftsländer der Frauen<br />

34<br />

Anzahl<br />

Prozent<br />

Afghanistan 5 1,7<br />

Ägypten 2 0,7<br />

Argentinien 1 0,4<br />

Äthiopien 1 0,4<br />

Australien 1 0,4<br />

Bosnien 11 4<br />

Brasilien 3 1<br />

Bulgarien 2 0,7<br />

China 1 0,4<br />

Deutschland 108 38,8<br />

Eritrea 3 1<br />

Equador 2 0,7<br />

Finnland 1 0,4<br />

Frankreich 1 0,4<br />

Ghana 1 0,4<br />

Georgien 1 0,4<br />

Griechenland 2 0,7<br />

Guinea 1 0,4<br />

Honduras 1 0,4<br />

Indonesien 1 0,4<br />

Irak 11 4<br />

Iran 3 1<br />

Italien 5 1,7<br />

Jordanien 1 0,4<br />

Kambodscha 1 0,4<br />

Kenia 3 1<br />

Kirgistan 1 0,4<br />

Kroatien 8 2,9<br />

Kolumbien 1 0,4<br />

Kongo 3 1<br />

Kosovo 2 0,7<br />

Libanon 2 0,7<br />

Malta 1 0,4<br />

Marokko 4 1,4<br />

Niederlande 1 0,4<br />

Norwegen 1 0,4<br />

Österreich 2 0,7<br />

Pakistan 1 0,4<br />

Panama 1 0,4<br />

Peru 2 0,7<br />

Philipienen 2 0,7<br />

Polen 15 5,3<br />

Rumänien 5 1,7<br />

Russland 4 1,4<br />

Serbien 6 2,2<br />

Slowenien 1 0,4<br />

Sudan 1 0,4<br />

Schweiz 1 0,4<br />

Spanien 2 0,7<br />

Sri Lanka 2 0,7<br />

Syrien 1 0,4<br />

Thailand 2 0,7<br />

Togo 1 0,4<br />

Tschechien 4 1,4<br />

Tunesien 2 0,7<br />

Türkei 14 5<br />

Uigurien 1 0,4<br />

Ukraine 4 1,4<br />

Ungarn 1 0,4<br />

USA 1 0,4<br />

Vietnam 1 0,4<br />

Keine Angaben 4 1,4<br />

Gesamt 278 100


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Münchner Unterstützungsmodell gegen häusliche Gewalt (MUM)<br />

35<br />

Anzahl der zugewiesene Fälle 228<br />

Beratungskontakte 181<br />

Davon telefonisch: 141<br />

Davon persönlich: 40<br />

Allgemeine Angaben zu den Opfern<br />

Alter<br />

Anzahl<br />

Bis 30 Jahre 85<br />

31 – 50 Jahre 129<br />

Über 50 Jahre 14<br />

Gesamt 228<br />

Kinder im Haushalt<br />

Kinder<br />

Anzahl<br />

Unter 14 Jahre 176<br />

Über 14 Jahre 41<br />

Keine Angaben 23<br />

Gesamtzahl der Kinder 215<br />

Zur Tatzeit anwesend 134<br />

Keine Kinder im Haushalt 70<br />

Beratungskontakt erfolgte<br />

Anzahl<br />

nach 1. telefonischem Kontaktversuch 59<br />

nach 2. telefonischem Kontaktversuch 52<br />

nach 3. telefonischem Kontaktversuch 14<br />

durch schriftliches Beratungsangebot 4<br />

Beratung nicht erwünscht 12<br />

Quelle: Polizeipräsidium München Opferschutzkommissariat


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Kooperationsprojekt mit MIM:<br />

36<br />

Elternberatung in familiengerichtlichen Verfahren in Fällen häuslicher Gewalt im<br />

Rahmen des Münchner Modells<br />

Anzahl der Frauen in der Elternberatung<br />

Im Erstkontakt Frauen 12<br />

Als Folgekontakt aus Vorjahren Frauen 5<br />

Gesamtzahl der beratenen Frauen Frauen 17<br />

Anzahl der Termine pro Angebot<br />

Angebote<br />

Anzahl<br />

Einzelberatung der Frau 146<br />

gemeinsame Elternberatung mit MIM 29<br />

Bedarfsabklärung mit den Kindern 52<br />

Gerichtstermine 14<br />

Telefonate/Fallbegleitende Kontakte/<br />

304<br />

Stellungnahmen/Dokumentation<br />

Anzahl der Termine mit Übersetzungshilfe<br />

Übersetzungshilfe durch<br />

Anzahl<br />

Professionelle Dolmetscherin 28<br />

Alter der Frauen<br />

Alter<br />

Anzahl<br />

21 – 30 Jahre 5<br />

31 – 40 Jahre 6<br />

41 – 50 Jahre 6<br />

Gesamt 17<br />

Schulabschluss<br />

Schulabschluss<br />

Anzahl<br />

Kein Abschluss 0<br />

Hauptschule 5<br />

Mittlere Reife 2<br />

Abitur/Fachabitur 7<br />

Unklar / anderes Schulsystem 3<br />

Gesamt 17


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Berufsausbildung<br />

37<br />

Berufsausbildung<br />

Anzahl<br />

Keine Berufsausbildung 4<br />

Abgeschlossene Berufsausbildung 11<br />

Abgebrochene Berufsausbildung 1<br />

Abgeschlossenes Studium 1<br />

Erwerbsstatus<br />

Erwerbsstatus<br />

Anzahl<br />

Erwerbstätig 8<br />

Nicht erwerbstätig 9<br />

Davon in Ausbildung 2<br />

Davon in Rente 0<br />

Davon Arbeitslos 3<br />

Davon in Elternzeit 1<br />

Davon Hausfrau 3<br />

Gesamt 17<br />

Weitere Angaben zur gewaltgeprägten Lebenssituation<br />

Dauer der Gewalt<br />

Dauer<br />

Anzahl<br />

Wenige Wochen oder Tage<br />

Mehrere Monate bis ein Jahr 1<br />

Ein bis fünf Jahre 8<br />

Länger als fünf Jahre 8<br />

Gesamt 17<br />

Formen der Gewalt<br />

Formen<br />

Anzahl<br />

Körperliche Gewalt 17<br />

Psychische Gewalt 14<br />

Sexualisierte Gewalt 8<br />

Ökonomische Gewalt 5<br />

Mehrfachnennungen möglich


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

Situation der Kinder<br />

38<br />

Anzahl der<br />

Haushalte<br />

Anzahl der<br />

Kinder<br />

Miterlebte Gewalt 17 25<br />

Direkte Gewalt des Mannes<br />

gegen die Kinder<br />

8 10<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

Angaben bei Erstkontakt zu Polizeieinsatz/Polizeikontakt<br />

Polizeieinsatz/-kontakt erfolgt<br />

Anzahl<br />

Polizeieinsatz/-kontakt erfolgt 17<br />

Davon mit Platzverweis 14<br />

Davon ohne Platzverweis 3<br />

Gesamt 17<br />

Antrag nach dem GewSchG beim Erstkontakt<br />

Anzahl<br />

Antrag gestellt 13<br />

Kein Antrag gestellt 4<br />

Gesamt 17<br />

Beratungsinhalte<br />

Anzahl<br />

Psychosoziale Beratung 17<br />

Krisenintervention 6<br />

Sicherheitsberatung 14<br />

Beratung zum GewSchG 9<br />

Existenzsicherung, Ausländerrechtliche<br />

13<br />

Fragen etc.<br />

Mehrfachnennungen möglich<br />

März 2012<br />

Hedwig Blümel-Tilli<br />

Teamleiterin der Beratungsstelle der <strong>Frauenhilfe</strong>


Sachberichte der <strong>Frauenhilfe</strong> München für das Jahr 2011<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> München<br />

Frauenhaus<br />

Postfach 40 06 46<br />

80706 München<br />

Telefon (089) 354 83 – 0<br />

Mail: frauenhaus@frauenhilfe-muenchen.de<br />

39<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> München<br />

Beratungsstelle<br />

Winzererstraße 47<br />

80797 München<br />

Telefon (089) 358 28 1 - 0<br />

Mail: beratungsstelle@frauenhilfe-muenchen.de<br />

Internet: www.frauenhilfe-muenchen.de<br />

Rechtsträgerin<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> München gGmbH<br />

Charles-de-Gaulle-Straße 4<br />

81737 München<br />

Telefon (089) 354 83 - 0 Fax (089) 354 14 92<br />

Handelsregister beim Amtsgericht München HRB 81143<br />

Geschäftsführung: Waltraud Dürmeier<br />

Spendenkonto<br />

<strong>Frauenhilfe</strong> München gGmbH<br />

Bank für Sozialwirtschaft GmbH<br />

Konto 7 84 45 00<br />

BLZ 700 205 00<br />

IBAN 60700205000007844500<br />

BIC BFSWDE33Mue<br />

Impressum<br />

Gesellschafter<br />

PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Landesverband Bayern e.V.<br />

Internet: www.paritaet-bayern.de<br />

Wir danken der Landeshauptstadt München, Sozialreferat,<br />

und<br />

dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />

Familie und Frauen<br />

für die Förderung unserer Einrichtungen.<br />

Herausgeberin: <strong>Frauenhilfe</strong> München gGmbH<br />

Geschäftsführerin: Waltraud Dürmeier<br />

Gestaltung Titelblatt: www.sabine-wirsing.de<br />

Redaktion: Caroline Beekmann

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