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Teil 6: Der Blitz - Pixum

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FOTOKURS:<br />

DIGITALE<br />

FOTOGRAFIE<br />

TEIL 6


<strong>Teil</strong> 6: <strong>Der</strong> <strong>Blitz</strong><br />

Bald ist es wieder soweit: Lichterglanz erhellt die Stuben, Familien und<br />

Freunde versammeln sich in friedlicher Eintracht um den festlich geschmückten<br />

Weihnachtsbaum. Das Idyll scheint perfekt und will - keine<br />

Frage - natürlich auch auf vielen Fotos festgehalten sein. Doch, oh<br />

weh! Die bald darauf in trauter Runde herumgereichten Fotos zeigen<br />

statt heimeliger Harmonie und Kerzenschein nur kalte, harte Konturen<br />

bleicher Gesichter mit rotglühenden Augen - so oder ähnlich muß es<br />

zu Weihnachten bei der Addams Family aussehen.<br />

Mehr Licht!<br />

Die Schuld an solch gruselig mißratenen Fotos trägt natürlich das<br />

<strong>Blitz</strong>gerät der Kamera, genauer: die oft reichlich unsensible Ansteuerung<br />

durch die Belichtungs-Elektronik. Wenn deren Messungen auf<br />

Verschlußzeiten von weniger als etwa 1/60 Sekunde hinauslaufen,<br />

wird im Automatikmodus der Kamera - meist ganz zu Recht - das <strong>Blitz</strong>licht<br />

aktiviert. Doch im Bemühen, unterbelichtete oder verwackelte Fotos<br />

zu vermeiden, schießt die Belichtungssteuerung allzu oft über das<br />

Ziel hinaus. Vor allem einfacher konstruierte Kameras der Einsteigerklasse<br />

verknüpfen die Daten der Belichtungsmessung zum Beispiel<br />

nicht mit den vom Autofokus ermittelten Entfernungswerten und feuern<br />

den <strong>Blitz</strong> deshalb mit übergroßer Leistung ab. Das gemütlich-warme,<br />

aber vergleichsweise schwache Licht von Kerzen und Lichterketten hat<br />

da natürlich keine Chance, statt dessen setzt sich der viel "weißere",<br />

tageslichtähnliche <strong>Blitz</strong> durch. Die typischen, roten <strong>Blitz</strong>augen schließlich<br />

sind dem meist geringen Abstand zwischen eingebautem Mini-<strong>Blitz</strong><br />

und dem Objektiv der Kamera zu verdanken. Das vom <strong>Blitz</strong> ausgesandte<br />

Licht tritt durch die wegen der relativen Dunkelheit des Zimmers<br />

weit geöffneten Pupillen und beleuchtet die gut durchblutete<br />

Netzhaut im Inneren des Auges. Das Objektiv der Kamera blickt nun<br />

mit fast identischem Winkel in dieselbe Richtung, die hellrote Netzhaut<br />

wird also sichtbar.<br />

Kurz abgeschreckt<br />

Für beide Probleme, also sowohl für die Überstrahlung wie auch für<br />

die roten <strong>Blitz</strong>augen, gibt es natürlich Lösungen. So bieten praktisch<br />

alle Kameras, auch in der Einsteigerklasse, eine "Vorblitz"- oder "Red<br />

Eye Reduction"-Funktion, mit der kurz vor dem Auslösen des zur Ausleuchtung<br />

benötigten <strong>Blitz</strong>lichts eine Reihe kurzer Lichtimpulse ausgesandt<br />

wird. Wegen der dabei produzierten Helligkeit schließen sich die<br />

Pupillen der fotografierten Personen, beim Auslösen des Hauptblitzes<br />

kann also viel weniger Licht zur Netzhaut gelangen. Ein ohne Vorwarnung<br />

ausgelöster Hauptblitz löst diesen Reflex zwar ebenfalls aus, die<br />

extrem kurze Brenndauer lässt dem Auge aber nicht genügend Zeit<br />

zum tatsächlichen Schließen der Pupille. Als weitere Maßnahme gegen<br />

rote <strong>Blitz</strong>augen setzen manche Hersteller auch auf ein möglichst<br />

weit vom Objektiv entferntes <strong>Blitz</strong>licht - etwa in Form eines besonders<br />

hoch aufragenden Klappblitzes. Noch besser ist die Verwendung eines<br />

externen <strong>Blitz</strong>geräts, doch dazu später mehr.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Blitz</strong>


Fein dosiert<br />

Auch für die von einer unsensiblen Belichtungssteuerung verursachte<br />

Überstrahlung gibt es Abhilfe, allerdings fast nur in Kameras der oberen<br />

Preisregionen. Hier kann die Brenndauer der <strong>Blitz</strong>lichts mit einer<br />

"<strong>Blitz</strong>belichtungs-Korrektur" in ganz ähnlicher Weise angepaßt werden,<br />

wie Belichtungszeit und/oder Blende mit der herkömmlichen Belichtungskorrektur.<br />

Die meist nur über das Kamera-Menü erreichbare Skala<br />

ist in "Lichtwerte" ("LW") unterteilt, in der Regel beträgt die Schrittweite<br />

1/3 LW. Wer nun mit einem Abstand von weniger als etwa 2 Metern<br />

<strong>Blitz</strong>licht-Fotos anfertigt und dabei überstrahlte Resultate erhält,<br />

sollte eine <strong>Blitz</strong>belichtungskorrektur von beispielsweise -2/3 LW einstellen.<br />

Eine dabei möglicherweise entstandene, leichte Unterbelichtung<br />

kann viel einfacher korrigiert werden, als ein überstrahltes Bild.<br />

Optimale Kontrolle bietet natürlich eine Histogrammfunktion im Wiedergabemodus<br />

der Kamera, hohe Spitzenwerte am rechten Rand der<br />

Skala sollten mit einer entsprechend angepaßten <strong>Blitz</strong>belichtungskorrektur<br />

vermieden werden.<br />

Externe <strong>Blitz</strong>geräte<br />

Digitalkameras der ersten Generationen haben trotz ihrer meist horrenden<br />

Preise fast nie eine Anschlußoption für externe <strong>Blitz</strong>geräte bereit<br />

gehalten. Auch heute sind "Synchronisationsbuchsen" oder ein<br />

<strong>Blitz</strong>-geeigneter Zubehörschuh fast ausschließlich in relativ teuren<br />

Kameras zu finden. Ärgerlich ist dies vor allem für anspruchsvolle Fotografen,<br />

die mit der schlechten Steuerung und geringen Reichweite<br />

eingebauter <strong>Blitz</strong>geräte zu Recht unzufrieden sind. Externe <strong>Blitz</strong>geräte<br />

bieten eine ganze Reihe von Vorteilen. So kann der Reflektor meist<br />

sowohl horizontal wie auch vertikal geschwenkt werden, um das grelle,<br />

direkte <strong>Blitz</strong>licht durch einen viel sanfteren "indirekten" <strong>Blitz</strong> zu ersetzen.<br />

Voraussetzung dafür ist allerdings eine funktionierende Zusammenarbeit<br />

zwischen Kamera und <strong>Blitz</strong>gerät, der in diesem Zusammenhang<br />

wichtige Schlüsselbegriff heißt "TTL-Messung".<br />

TTL steht für "Through The Lens" und bezeichnet eine Messung des<br />

<strong>Blitz</strong>lichts durch das Objektiv der Kamera. Sobald die erforderliche<br />

Lichtmenge erreicht ist, schaltet die Kamera den <strong>Blitz</strong> ab - dieser Vorgang<br />

findet im Bereich von tausendstel Sekunden statt. Eine Lichtdosierung<br />

durch Schließen des Auslösers kommt kaum in Frage, die Mechanik<br />

wäre zu langsam. Um nun aber den <strong>Blitz</strong> angemessen steuern<br />

zu können, muß die Kamera neben dem üblichen Synchronisationskontakt<br />

(der nur für die Auslösung zuständig ist) noch weitere Steuerungskontakte<br />

aufweisen. Einen Standard für solche Kontakte und die<br />

Kommunikation zwischen Kamera und <strong>Blitz</strong> gibt es allerdings nicht,<br />

weshalb TTL-Messungen und andere Funktionen wie etwa eine<br />

brennweitenabhängige Steuerung des Reflektors fast immer nur mit<br />

bestimmten Systemblitzgeräten des Kameraherstellers möglich sind.<br />

Einige Zubehör-Hersteller wie etwa die Firma Metz bieten allerdings<br />

auch <strong>Blitz</strong>geräte mit speziellen, teils fest eingebauten Adapterschaltungen,<br />

die einen ähnlichen Funktionsumfang bieten wie die Originalblitze<br />

der Kamerafirmen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Blitz</strong>


Es war einmal...<br />

TTL-geeignete <strong>Blitz</strong>geräte erlauben eine feinfühlige, optimal abgestimmte<br />

Ausleuchtung - sind aber nur selten unter etwa 200 bis 300<br />

Euro erhältlich. Zudem bieten manche Digitalkameras zwar einen für<br />

die <strong>Blitz</strong>montage geeigneten Zubehörschuh oder wenigstens die kleine,<br />

standardisierte "Synchronbuchse" - aber eben keine zusätzlichen<br />

Kontakte für die TTL-Steuerung. In solchen Fällen können externe<br />

<strong>Blitz</strong>geräte zwar immerhin zum Einsatz kommen, die Nutzung ist aber<br />

mit einigen Abstrichen im Komfort verbunden. Verwirrung stiftet dabei<br />

vor allem die Bezeichnung "Automatikblitz", unter der zahlreiche preisgünstige<br />

<strong>Blitz</strong>geräte angeboten werden. Im fast vergessenen Zeitalter<br />

der nur einmal verwendbaren Aufsteck-<strong>Blitz</strong>birnen hatte der Synchronkontakt<br />

im Grunde genommen nur die Aufgabe einer elektrischen<br />

Kurzschlußfunktion, mit der das Abbrennen des in der <strong>Blitz</strong>birne enthaltenen<br />

Materials gestartet wurde. Die seinerzeit hochmodernen<br />

"Elektronenblitzgeräte" haben das Grundprinzip des Startimpulses<br />

übernommen, nur das hier eine viele tausend Male verwendbare Birne<br />

mit entsprechender Vorschaltelektronik zum Einsatz kam. Eine Dosierung<br />

des <strong>Blitz</strong>lichts durch die Kamera fand nicht statt, die Belichtungssteuerung<br />

erfolgte durch die Auswahl einer passenden Kamera-<br />

Blende. Die Verschlußzeit war (und ist) im <strong>Blitz</strong>betrieb meistens fest<br />

eingestellt, üblicherweise auf ungefähr 1/60 Sekunde. Diese "Synchronzeit"<br />

hängt wiederum mit der Mechanik der zumeist eingesetzten<br />

Schlitzverschlüsse zusammen. Bei sehr kurzen Verschlußzeiten öffnet<br />

die Kamera nur ein schmales Fenster, das dann entlang der Filmebene<br />

bewegt wird und jeden <strong>Teil</strong> des Films zum Beispiel 1/500 Sekunde<br />

dem Licht aussetzt. Für den noch kürzeren Lichtimpuls eines <strong>Blitz</strong>geräts<br />

muß der Verschluß natürlich vollständig geöffnet sein, andernfalls<br />

wäre ja nur ein schmaler, heller Streifen im ansonsten unterbelichteten<br />

Foto zu sehen. Die kürzeste Zeitdauer, in der die Kamera den Verschluß<br />

vollständig öffnen und schließen kann, ist also zugleich die<br />

kürzestmögliche Synchronzeit.<br />

Etikettenschwindel?<br />

Frühe <strong>Blitz</strong>geräte haben also eine stets konstante Lichtmenge abgegeben,<br />

die Blende der Kamera mußte entsprechend angepaßt werden.<br />

Allerdings reflektieren verschieden helle Motive natürlich auch unterschiedliche<br />

Mengen des vom <strong>Blitz</strong> ausgesandten Lichts, was die Angelegenheit<br />

zusätzlich kompliziert. Hier kommen nun die eben erwähnten<br />

Automatikblitze ins Spiel. Ein kleiner Lichtsensor des Automatik-<br />

<strong>Blitz</strong>geräts mißt das vom Motiv reflektierte Licht und stoppt den Brennvorgang,<br />

sobald ein vom Hersteller als repräsentativer Durchschnitt<br />

festgelegter Helligkeitswert erreicht wurde. An der Kamera muß trotz<br />

dieser Automatik aber weiterhin (manuell!) eine passende Blendeneinstellung<br />

gewählt werden. Als Hilfe dazu bieten Automatik-<strong>Blitz</strong>geräte<br />

allerdings eine kleine Einstellskala, an der passend zur Empfindlichkeit<br />

von Film oder Sensor die für eine bestimmte Entfernung sinnvolle<br />

Blendenstufe abzulesen ist. Wer nun eine Digitalkamera mit Synchronbuchse<br />

und/oder Zubehörschuh mit "Mittenkontakt" besitzt, kann<br />

also einen Automatik-<strong>Blitz</strong> verwenden - muß sich aber selbst um die<br />

richtigen Einstellungen an der Kamera kümmern. Und selbst für Kameras<br />

ohne jeglichen <strong>Blitz</strong>kontakt gibt es eine Lösung, mit der eine etwas<br />

harmonischere Ausleuchtung erreicht werden kann, als sie das einge-<br />

<strong>Der</strong> <strong>Blitz</strong>


aute <strong>Blitz</strong>gerät bietet. Hier kommen dann kleine "Servo"-<strong>Blitz</strong>auslöser<br />

zum Zug, die entweder im externen <strong>Blitz</strong>gerät eingebaut sind oder<br />

daran angeschlossen werden. Servo-<strong>Blitz</strong>auslöser nutzen eine kleine<br />

Sensorschaltung, die das Aufleuchten des Kamera-<strong>Blitz</strong>es registriert<br />

und dann sofort den an sie angeschlossenen <strong>Blitz</strong> startet. Die gesamte<br />

Prozedur läuft so schnell ab, daß der vergleichsweise langsame Kameraverschluß<br />

auch beim Zünden des zweiten <strong>Blitz</strong>es noch geöffnet<br />

ist. Voraussetzung für die Verwendung eines Servoblitzes ist aber zumindest<br />

eine Einstelloption für den Blendenwert der Kamera - andernfalls<br />

würde die vom Zusatzblitz emittierte Lichtmenge natürlich eine<br />

Überbelichtung verursachen.<br />

Spätstarter<br />

Zum Abschluß soll nun noch ein selbst für manchen Hobbyfotografen<br />

etwas rätselhafter Begriff geklärt werden. Einige Kameras erlauben eine<br />

<strong>Blitz</strong>synchronisation auf den "Zweiten Vorhang". Hier geht es um<br />

den Auslösezeitpunkt des <strong>Blitz</strong>geräts und die weiter oben schon kurz<br />

beschriebene Mechanik des Schlitzverschlusses. In der Standardeinstellung<br />

("Erster Vorhang") aktiviert die Kamera den <strong>Blitz</strong> unmittelbar<br />

nach dem vollständigen Öffnen des Verschlusses - also, sobald das<br />

erste Segment ("Vorhang") des aus zwei <strong>Teil</strong>en bestehenden Verschlusses<br />

seine Endposition erreicht hat. Nach dem Verlöschen des<br />

<strong>Blitz</strong>lichts vergeht allerdings noch einige Zeit (je nach manueller Einstellung<br />

z.B. einige Sekunden), bis das zweite Verschluß-Segment<br />

(der zweite Vorhang) bewegt wird und den Film oder Sensor vor einfallendem<br />

Licht schützt. Eventuell vom Motiv ausgesandtes beziehungsweise<br />

reflektiertes, im Vergleich zum <strong>Blitz</strong> schwaches Licht trifft während<br />

der Verschlußöffnung natürlich weiterhin auf den Film oder Bildsensor<br />

- etwa die Scheinwerfer eines in nächtlicher Szene von links<br />

nach rechts an der Kamera vorbeifahrenden Autos. <strong>Der</strong> <strong>Blitz</strong> beleuchtet<br />

das Auto nun zu Beginn der Verschlußöffnung, während es sich<br />

noch in der linken Bildhälfte befindet. Bis zum Schließen des zweiten<br />

Vorhangs hinterlassen die Scheinwerfer aber ihre Spuren auf dem Foto-<br />

die Lichtstreifen wandern nach rechts, kreuzen das zuvor vom <strong>Blitz</strong><br />

hell beleuchtete Auto und enden schließlich in Fahrtrichtung vor dem<br />

Fahrzeug. Solch ein Foto wirkt natürlich seltsam, weshalb Nachtszenen<br />

bei <strong>Blitz</strong>einsatz fast immer mit einer Synchronisation auf den zweiten<br />

Vorhang fotografiert werden sollten. Bei Anwendung des eben beschriebenen<br />

Beispiels gelangen also erst die von links nach rechts<br />

bewegten Scheinwerfer auf das Bild, während das im Vergleich viel<br />

dunklere Auto erst durch das kurz vor Ende der Verschlußöffnung<br />

ausgelöste <strong>Blitz</strong>licht sichtbar wird. Die roten Schlußlichter werden also<br />

wie ein Schweif hinter dem Auto hergezogen - so wie es der Betrachter<br />

auch erwartet. Um solche Effekte sichtbar zu machen, muß die<br />

Kamera natürlich auf lange Verschlußzeiten eingestellt und zudem auf<br />

ein Stativ montiert werden. Die anschließend fotografierten Bilder<br />

rechtfertigen den kleinen Aufwand aber ganz gewiß.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Blitz</strong>

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