Peter Haas Rheinschiffe und ihre Namen

Peter Haas
Rheinschiffe und ihre Namen
von H e i n z W e b e r
Die ältesten überlieferten Schiffsnamen sind Bock, Pinth und Sau. So hießen
drei Weinschiffe des Klosters Eberbach (Rheingau), die im 12. Jahrhundert den vom
klösterlichen Gut erzeugten Wein in Reichartshausen an Bord nahmen und nach
Köln brachten. Pinth war dazumal ein Maß für Flüssigkeiten, Bock und Sau sind auch
heute noch verständlich.
Anno 1415 gab es im Kölner Raum ein Schiff namens Quelgötz, was Quälgötz bedeutete.
Es war ein Kriegsschiff, das die Moersischen bei Riehl unterhalb von Köln
einsetzten, um aus den Bordkanonen die Bollwerke der Bergischen in Mülheim am
Rhein zu bombardieren und so den Feind zu "quälen". Daher der Name.
Bis zum Jahre 1804, in dem die "Convention über das Rheinschiffahrts-Octroi" herauskam,
hat es offensichtlich keine Vorschrift gegeben, Schiffen Namen zu geben.
Eine etwa erforderliche Identifizierung war ohne weiteres gewährleistet, weil Schiff
und Schiffer - jeder Schiffer hatte ohnehin nur ein Schiff - in der Vorstellungswelt der
Menschen an und auf dem Rhein zusammenfielen. Man wusste genau, das war das
Schiff des Stammei, des Kock, des van Hees, des Klostermann oder der Witwe
Deutz. Dass viele Schiffe bis 1804 ohne Namen fuhren, kann man daraus ableiten,
dass in den Stromgebieten, in denen das Octroi nicht galt, noch 1880 von insgesamt
2820 Segelschiffen oder Lastkähnen 21 keinen Namen hatten, also 0,7%. 1884 waren
von insgesamt 4969 Segelschiffen oder Lastkähnen sogar noch 201 ohne Namen,
also knapp 4,9%; 18863,6%; 1892 = 0,6%, und erst 1898 war kein Schiff mehr
ohne Namen anzutreffen. - Das Octroi vom 15. August 18043) - zur Hauptsache eine
Abgabenregelung während der Franzosenzeit bestimmte in Ziffer 90:
"Auf jedem Fahrzeug, welches auf dem Rhein fährt, muss an einem hervorstechenden
Orte, mit deutlichen und recht sichtbaren Buchstaben der Namen
besagten Fahrzeuges, jener des Ortes, wo der Eigenthümer wohnt,
und die Zahl der Centner zu 5 Myriagrammen, welche das Schiff laden
kann, geschrieben werden".
Die Bestimmungen des Octroi von 1804 sind die Vorläufer der späteren Rheinschiffahrt-Polizeiverordnungen.
Die jetzt gültige schreibt im § 7 vor, dass "an allen Fahrzeugen
als Kennzeichen ihr Name und der Heimat- oder Registerort auf beiden Seiten
in lateinischen Buchstaben angebracht sein muss". Zusätzlich wurde mit Wirkung
ab 1. Juli 1976 eine siebenstellige Kenn-Nummer vorgeschrieben. Das war dringend
nötig, weil in der Rheinschiffahrt höchstens 50% aller Schiffe ihren ursprünglichen
Namen bis zu ihrem Lebensende beibehalten. Im Durchschnitt führt jedes Schiff
während seiner Lebensdauer zwei bis drei Namen. Den Rekord hält bis jetzt der kleine
Personendampfer von 108 PS, 21 m Länge und 4,50 m Breite, der 1902 von der
Schiffswerft Schaubach & Graemer in Koblenz unter dem Namen "Straßburg" gebaut
wurde, anschließend Majewski, Magdalena, Koblenz I, Ehrenbreitstein, Frankofurtia,
Friede und 1941 Christian hieß.
Seinem Schiff einen Namen zu geben, war und ist für den Schiffer oder Reeder nicht
nur die Erfüllung einer Rechtsvorschrift, sondern in erster Linie und vor allem eine
Herzenssache. In den Tausenden von Schiffsnamen zeigt sich vielfach das vertraute
Verhältnis zwischen Schiff und Eigentümer. Wie einem Kinde, wie jemandem, der einem
besonders stark ans Herz gewachsen ist, gibt der Schiffer seinem Schiff einen
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Namen. Wenn z. B. jemand sein Schiff "Schätzchen" nennt oder "Liebling", so spricht
aus diesen Bezeichnungen ein besonders herzliches, ja fast ein Liebesverhältnis.
Die Vielfalt der Schiffsnamen ist ein deutliches Indiz für die Internationalität der
Rheinschiffahrt. Das bezieht sich nicht nur auf die in deutscher, niederländischer,
französischer, englischer, italienischer, griechischer, ja sogar arabischer Sprache
abgefassten Namen, sondern auch auf den Sinn und die Bedeutung der Namen. Die
schweizerische Rheinflotte mit ihren Namen gewaltiger Bergmassive, Pässe, Gletscher,
Gipfel und Seen sowie die früheren Kolonialmächte Belgien, Frankreich und
die Niederlande mit ihren weltweiten Landschaften, Inseln und Städten machen das
Namensbild in der Rheinschiffahrt besonders schillernd. In den Schiffsnamen spiegelt
sich unsere ganze Welt wider mit Bezeichnungen aus dem Kosmos bis zum
Namen eines kleinen Dorfes am Neckar. Aber auch der Mensch selbst manifestiert
sich in den Schiffsnamen, der Mensch mit all seinen Nöten und Sorgen, mit seinen
Hoffnungen und Wünschen, mit all seiner Fröhlichkeit und Lebenslust, mit seinem
Mut und mit seiner Tatkraft, mit seiner Frömmigkeit und seinem Glauben an höhere
Wesen. - Die Anzahl der Namen geht in die Tausende. Im Folgenden wird eine Auswahl
besonders markanter Namen vorgestellt. Der kürzeste ist Jo, auch Ay, der
längste: "Vereinigungsgesellschaft Rheinischer Braunkohlenbergwerke m.b.H. No.
VII."
Der selbständige Einzelschiffer, insbesondere der des 19. Jahrhunderts, lebte und
lebt mit seiner Familie an Bord. Das Schiff ist die Existenzgrundlage, das Schiff ist
die ganze kleine Welt der Schifferfamilie. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass
eine große Zahl von Schiffsnamen dem Familienleben entnommen ist. Da gibt es
Familientreue, Muttersegen, Oudertrouw (EIterntreue), Elternsegen, Mutterliebe,
Kinderglück, Die Braut, Der Bräutigam. Aber auch Hinweise auf den Familienverband
gibt es, z. B. in den Namen Trio, Dreiklang, Samenwerking (Zusammenwirken). Das
Oberhaupt der Familie, der Baas, ist vertreten in "Senior", de Vadder (der Vater),
Gerhard von Köln oder Peter Joseph von Königswinter. Die Frau an Bord, der Mittelpunkt
der Familie, wird geehrt mit Vrouw Adriana über Vrouw Frederica, Neeltje bis
zur Vrouw Wilhelmina. Im Schiffsregister von 1879 sind allein 88 dieser Vrouv (Frau)-
Kombinationen enthalten. Außerdem gibt es: Cäthchen von Ginsheim, Die Frau
Christina von Rotterdam, Elslein von Kaub (auch als Lied bekannt), Gabriele von
Helmstadt, Tante Maria u. a.; und in französischer Sprache: Bonne mere, la Femme
Marguerite. Unter den männlichen Vornamen findet man nicht nur den Adam bis zum
Zacharias, sondern auch Junger Friedrich bis Junger Wilhelm, Unser Fritz, Getreuer
Wilhelm, Kleiner Johannes, sogar den Neffen mit Nepos. Im Niederländischen: Zwarte
Manes (schwarzer Manes) und in Französisch: le jeune Francois. - Die männlichen
und die weiblichen Vornamen nehmen einen breiten Raum ein. Im Register von 1879
entfallen auf Vornamen allein 28%, allen voran Anna, Maria und Wilhelmina. Maria
ist allein 71 mal vertreten. Aber auch die junge Anna, Jungfer Barbara, Servatia, Cleophila,
Esmeralda, Egberdina, Reonolda, Nepomucena, Hilligje, Zuster Maria, Styntje
(von Christina abgeleitet). Ein ausgeprägter Familiensinn zeigt sich auch in den Geschwisternamen
wie Bruderliebe, Brudertreue Geschwisterliebe Zwillingsbrüder,
dann Vier Geschwister, Robert & Maria, Martha & Walter, Bichen & Sophie, Cäsar
Johanna. In Französisch: les quatres Freres, les deux Soeurs, Soeur et Frere.
Unerklärlich erscheinen auf den ersten Blick Namen wie Jowika, Wilbernge, Chrispecor,
Humaleja, Jamaja, Camapelu oder Jojagedi. Es sind Zusammensetzungen der
ersten Silben von Vornamen; z. B. Wilbernge, zusammengesetzt aus Wilhelm, Bernhard,
Gertrud. Oder Camapelu, zusammengesetzt aus Carl, Maria, Peter und Ludwig.
Recht zahlreich sind die Geschwisternamen der Niederländer Twee Gebroeders
oder Drie Gebroeders. Das geht bis zu Tien Gebroeders (10 Brüder). - Mehr noch als
heute stand der Schiffer in früheren Zeiten im Kampf mit den Elementen. Er
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Aus den ersten Silben der Vornamen zusammengesetzte
Schiffsnamen : ,Gerjo' = Gerhard
oder Gertrud und Johann Johanna oder
Joseph. - ,Marian' = Maria und Jan.
Auf dem Kölner Rheinufer die traditionsreiche
Schifferkirche St. Maria in Lyskirchen aus
dem 13. Jahrhundert.
war daher auf die Hilfe "von oben" angewiesen
und dokumentierte seine
Abhängigkeit, seinen Glauben und
seine Frömmigkeit im Namen seines
Schiffes. Daher treffen wir viele Bezeichnungen
an aus der Bibel, aus der
Religion und aus dem Leben der Kirche.
Z. B. Are van Noah (Arche Noa),
Der Fischfang Petri, Porta coeli (Pforte
des Himmels), Credo, Alleluja, Soli
deo gloria (Gott allein die Ehre), Gott
sei mit uns, Met God al Beter (Mit Gott
alles besser), Deus regit (Gott regiert),
Rien sans Dieu (Nichts ohne Gott),
Honorez Dieu (Ehret Gott), Deus tecum
(Gott sei mit dir - dem Schiff). In vielen Namen erscheint die Gottesmutter Maria:
Madonna, Virginie (Jungfrau), Salve Regina,
Ave Maria, Immaculata, Virgo
Schleppkahn „Christoph I“ von Beuel Eigentum
der Familie Vollmar/Haas Beuel / ca. 1821
Mater (Jungfrau und Mutter); und aus der
lauretanischen Litanei: Rosa Mystica (Geheimnisvolle
Rose), Stella maris (Meeresstern),
Stella matutina (Morgenstern),
Spes Unica (Einzige Hoffnung). Ferner:
Samson, Goliath, Simson, Abel, Abraham,
Ora et labora, Sursum corda, Leo XIII.
(das Schiff führte den Namen nicht allein aus Verehrung für den damaligen Papst,
sondern auch, weil das 13. Kind des Schiffers Leo hieß).
Segel- und Treidelkahn „Frisch gewagt“ von
Beuel Eigentum der Familie Vollmar/Haas
Beuel / ca. 1821
Wie jeder Mensch, so hat auch der
Schiffer seine Ideale; er machte sie
durch den Namen seines Schiffes jedermann
deutlich: Harmonie, Gute
Treue, Geduld, Liebe und Friede, Vrees
en Hoop (Furcht und Hoffnung), l'union
fait la force (Einigkeit macht stark), Volharding
(Ausdauer), Liberaal, Alerte
(lebhaft), Die gute Hoffnung, Justitia
(die Gerechtigkeit), Philant (Abkürzung von Philanthrop = Menschenfreund), Philaletes
(Freund der Wahrheit), Volti subito (kommt aus dem Italienischen und heißt wört-
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lich: Wende schnell um (die Notenblätter beim Klavierspiel oder anderem Musizieren).
Im auf ein Schiff übertragenen Sinne: Flink, wendig, anpassungsfähig, flexibel).
Im Rheingebiet ist es Sitte und Brauch, das Schiff vor der Inbetriebnahme zu taufen.
Bei dieser Gelegenheit werden viele gute Wünsche, Sprüche und Hoffnungen ausgesprochen,
die im Namen des Schiffes ihren Niederschlag finden, so: Zeldenrust
(Selten Rast), Rapide, Majestueux (Majestätisch), Kraft, Excelsior, Champion, Succes
(Erfolg), Ken U Zelven (Erkenne dich selbst), Morgenröte, Koopmans Welvaaren
(Kaufmanns Wohlergehen), Friedenswunsch, Vooruitzigt (Voraussicht), Vergiß mein
nicht, Willkomm, Mein Vergnügen, Frühling, Glückauf, Guter Wein usw.
Schleppkähne „Mercadus“ und
„Therese II“ (Marktschiffe) vor
Köln Eigentum der Familie
Haas Niederlahnstein Beuel /
ca. 1940
Sehr häufig begegnen uns
im Rheingebiet Schiffsnamen
in lateinischer
Sprache. Sie zeugen von
der Bildung des Schiffsherrn
und sind keiner
Mode oder sonstigen Zeitströmungen
unterworfen.
Hier einige Beispiele: Adsum
(ich bin zugegen, bin
fahr- oder ladebereit), Bona spes (die gute Hoffnung), Carpe diem (nütze den Tag),
Celer et vilis (schnell und wohlfeil, billig), Concedo (ich konzediere, bin zu Entgegenkommen
bereit), Credo pugno (ich glaube und kämpfe, bin von meinem Sieg überzeugt),
Deo data (Gott geweiht), Ex voto (gemäß einem Gelöbnis, einem Versprechen),
Filia moeni (Maintochter), Filia Rheni (Rheintochter), Spes vera (wahre Hoffnung),
Studeo (ich bemühe mich, ich bin eifrig), Subito (plötzlich), Vita pugna (das
leben ein Kampf) usw.
Schleppkahn „Argo“ von Beuel
Eigentum der Familie Vollmar/Haas
Beuel / ca. 1940
Bunt und vielfältig, geistreich
und beziehungsvoll wirken
auf den Rheinschiffen die
Namen von Gestalten aus
der griechischen, römischen
und germanischen Mythologie
von Adonis bis Zeus, wovon
nur noch Argo, Hydra,
Jason, Juturna (römische
Quellgottheit), Odysseus,
Penelope und Poseidon,
Sleipnir (das achtbeinige, grüne Pferd Odins) genannt seien.
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Schleppkahn „Nymphaea“ von Beuel
Eigentum der Familie Vollmar/Haas
Beuel ca. 1931
Aus dem Reich der Musen und
der Musik stammen die Namen
Erato, Melpomene, Allegro,
Crescendo, Moderato. -
Aus der Antike: Achilles, Agrippina,
Archimedes, Caesar,
Drusus, Germanicus, Nici Deo
(gemeint vermutlich nixi dii,
drei Götterbilder vor dem römischen
Kapitol), Tiberius, Titus,
Trajan, Valerius.
Sagen und Märchen liefern den Rheinschiffen folgende Namen: Alraune, Balmung
(das Schwert, das Siegfried bei der Teilung des Nibelungenhortes gewann), Blödelin
(gemeint ist gewiß Blödei, im Nibelungenlied der Bruder Etzels), Brunhilde, Freischütz,
Frodi (sagenhafter, nordischer König), Gambrinus (sagenhafter König zur
Zeit Karls des Großen), Gral, Hamdir (Hamdir und Sörli, ein Brüderpaar in der gotischen
Heldensage), Hamlet, Isle de Fortunende (Insel der Seligen), Nymphe, Rübezahl,
Siegfried von Xanten, Tyl Uhlenspiegel, de Vliegende Hollander, Vogel Greif.
Viele Rheinschiffe tragen Namen aus dem ureigensten Schiffsbetrieb wie: Acatia
(teils eine Art eines Schiffes, ein Schiffstyp, teils das große Segel), Bierverzending
(Bierversand), Deklarant (Begriff aus der Schiffsverfrachtung), Eildienst, Elektrische
Fähre, Hafenmeister, Havarie-Commissar, Hellegat (Lagerraum auf Schiffen für Geräte),
Ijsplog (Eispflug, Eisbrecher), Kettenschiff, Keulsche Vaart (Fahrt aus den Niederlanden
nach Köln), Ludwigsbahn, Mainkette, Nautilus, Rijn- en Zeevaart, Die See
post, Snelvaart, Spui (Schleuse), Tauer, Trajektboot, Typhon (Instrument zum Signalgeben),
Vrachtzoeker (wörtlich: Frachtsucher, Schiff für gelegentliche Reisen),
Watertoerist (Wassertourist), Waterway (Wasserweg), Zuidwillemsvaart.
Große Reedereien geben ihren
Schiffen ihren Nomen mit einer
nüchternen Registrier-Nummer;
hier: „Kannengießer VI“
Mit der Bildung großer
Schiffahrtsunternehmungen
seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts tauchen reedereibezogeneSchiffsnamen
auf, vielfach nüchtern
und sachlich mit Nummern
versehen. Eine Auswahl sei
hier in alphabetischer Reihenfolge
aufgeführt: Friedrich
Asteroth, Ewald Berninghaus, Braunkohle, Damco, Dampfreederei Mülheim a.
Ruhr, Derunapht (Deutsch-Russische Naphta-Industrie), Gebrüder Fendel, Friedrich-
Alfred-Hütte (Krupp), de Gruyter & Co., Gutehoffnungshütte, Franz Haniel, Haniel-
Kurier, Harpen, Heuss (Neckar), Kannengießer, Johann Knipscheer, Raab, Karcher
& Co., Rheintank, Rhenserbrunnen, Rhenus, H. Ristelhuebers Nachf., Joseph
Schürmann Söhne, Matthias Stinnes, Stromeyer, Thyssen, Vereinigte Frankfurter
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Reedereien, Westdeutscher Lloyd, Westfälische Transport AG (WTAG), Winschermann
& Co.
Aber auch allgemeine Begriffe aus Handel, Industrie und Wirtschaft dienen der
Rheinschiffahrt als Schiffsnamen, z. B. Börse von Rotterdam, Hanseat, Die Industrie,
Kohlenmiin (Kohlenzeche), Koophandel (Kaufhandel), Koopvaart (Kauffahrt), Libre
Echange (freie Wirtschaft).
Auch die Namen bedeutender Kölner Handels- und Patriziergeschlechter des Mittelalters
waren auf Rheindampfern zu lesen, nämlich: Aducht, Hardefust, Hochstoden,
Kleingedank, Overstolz, vom Stove und Walrave.
Für den, der Rheinschiffahrt betreibt, liegt es nahe, seinem Schiff oder seinen Schiffen
Namen zu geben, die dem weitläufigen Gebiet der Rheinregion entnommen sind.
Da finden wir zunächst die Länder, Landschaften und deren Bewohner wie: Helvetia,
Elsaß, Lothringen, Alsacien (der Elsässer), Allemannia, Bayern, Badenia, France,
Rheingau, Gallia, Frankenland, Rheno-Moenania, Mainfranken, Nassovia, Rheinpfalz,
Borussia (Preußen), Rheinpreußen, Saarland, Nederlander, Batavier, Gelderland,
Vlaanderen, Oe Zeeuw (der Seeländer), Betuwe.
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Der Name Rhein erscheint in den verschiedensten Variationen und Kombinationen:
Der Rhein, Rhenus flumen, Vater Rhein, Rheinstrom, Rheinlust, Rheintreue, Rheingold,
Rheinpfeil, Oberrhein, Niederrhein, Rhein und Main, Rhein-Scheide, Riin en
Lek, Riinster (Rheinstern), De Iissel, Waal, Delta. Nebenflüsse und Seitentäler erscheinen
z. B. in folgenden Namen: Aare, III, Neckarthal, Neckartreue, Neckarstrand,
Die Jaxt (offensichtlich falsche Schreibweise für Die Jagst), Der Main, Moenus,
Maingold, Maintal, Mainkrone, Mainperle, Mainstrand, Mainviereck, Wispertal, Lahntreue,
Lahntal, Lahnfahrt, Lahnperle, Mosella, Moselthal, Soor, Ruwer, Sieg, Erft,
Düssel, Ruhrtal, Ruhrperle, Ruhrland, Nieuwe Maas, Oude Maas, Eem, Amstel, Flevo
(Flevo lacus =: römischer Name der Zuidersee), Zuidersee, Rupel (kanalisierter
Fluss in Mittelbelgien).
In großer Zahl sind die Namen der Städte und Ortschaften des gesamten Rheingebietes
vertreten. Köln und Kombinationen mit Köln - etwa Köln-Deutz - kann man
145mal feststellen. Ansonsten künden die Schiffsnamen auch von folgenden Orten
(in alphabetischer Reihenfolge): Amsterdam, Baudobriga (Boppard), Bonna, Brisiacum
(Breisig), Brouwershaven, Brüssel, Confluentia (Koblenz), Eberbach, Elberfeld
Emmerich, Frankofurtia, Ginsheim, Goch, Grieth am Rhein, Hansweerd: Heilbronn,
Kehl,. Kinderdiik, Kostheim, Laar (bei Ruhrort), Lobith, Rheinschanze (heute Ludwigshafen),
Rotterdam und Köln, Sappemeer, Slikkerveer, Schwanheim, Terneuzen,
Trevens (Tner), Verona (Römerkastell an der Stelle der heutigen Bundeshauptstadt
Bonn), Vesalia (Wesel), Vierburgenstadt (Neckarsteinach), VIissingen.
Schleppkahn „Lahneck“ von Beuel Eigentum
der Familie Haas Beuel
Es ist verständlich, wenn die Gebirge
und Berge, Burgen und Schlösser,
Dome, Denkmäler und Inseln,
also alle die Begriffe, die den romantischen
Rhein verkörpern, von
den Reedern und Schiffern zur Benennung
ihrer Schiffe herangezogen
wurden und werden. Im folgenden
seien einige - in geographischer
Reihenfolge von Süden nach
Norden - angeführt: Sankt Gotthard, Via mala, Istein, Surburg (Benediktinerkloster im
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Unter-Elsaß), Trifels (Burgruine in Rheinland-Pfalz), Niederwald, Burg Klopp, Schloß
Altenburg bei Bingen), Ehrenfels, Sooneck, Stahleck, Gutenfels, Pfalz zu Kaub, Wirbeley
Lurley, Rheinfels, Marksburg, , Stolzenfels, Lahneck, Ehrenbreitstein, Deutsches
Eck, Rolandsbogen, Grafenwerth, Drachenfels, Cölner Dom, Rechts des
Rheins, Hohentwiel, Schwarzwald, Feldberg, Belchen, Spessart, Taunus. Links des
Rheins: Vosges (Vogesen), Eifel, Nürburg.
Der Schiffer lebt mit seinem Schiff naturverbunden. Aus der ihn und sein Schiff umgebenden
Natur - insbesondere der Fauna und Flora - hat er treffende Namen für
sein Schiff ausgewählt. Aus der Fauna sind es zunächst die Tiere, die dem nassen
Element, dem Wasser, angehören wie das Schiff. Hier eine Auswahl: Alsen, Biber,
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Bruinvish (Braunfisch), Delphin, Forelle, Hai, Lachs, Molch, Octopus (Tintenfisch),
Procyon (Gattung der Waschbären), Seelöwe, Star der lee (Seestern), Stör, Walvish,
leehond (Seehund), leepard (Seepferdchen). - Auch die Tiere der Lüfte gleichen dem
reisenden und segelnden Schiff: Adler, Akyon( kleiner Seevogel), Condor, Cormoran,
Eisvogel, Falke, Hirondelle (Schwalbe), Kukuk, Libelle, l'oiseau bleu (blauer. Vogel),
Pelikan, De Roof (der Rabe), Seeadler, Sturmvogel, Trekvogel (Zugvogel), Wespe,
Zeemeeuw (Seemöwe).
Aus dem übrigen Tierreich sind vertreten: Antilope, Gazelle, Hase, Der Löwe, Salamander,
Steinbock, Stier.
Und aus dem Reich der Flora: Arundo (Rohr, Schilf), Camelia, Dragon (die Wurzel
pflanze Estragon), Edelweiß, Hyazinthe, lotos, Viola.
Schiffsnamen sind Ausdruck und Künder ihrer Zeit und geben politische und gesellschaftliche
Fakten wieder. Vor allem im 19. Jahrhundert trugen die Rheinschiffe Namen
von Herrschern, Monarchen und Königshäusern. Es waren Zeichen der Verehrung
und Gefolgschaft gegenüber dem Landesherrn.
Aus der Zahl der allgemeinen Begriffe dieser Art seien herausgestellt: Imperator,
Kaiser, Königin, Kurfürst, Pfalzgraf, Rheingraf, Sultan. - Die Herrscherhäuser wurden
geehrt mit folgenden Schiffsnamen: Hohenstaufen, Hohenzollern, Oranje, Oranje-
Nassau, Wittelsbach.
Unter den Herrschern finden wir: Ramses, Alarich, Attila, Carl der Große, Charlemagne,
Widukind, Friedrich der Große, Alter Fritz, Gustav Adolf, Maria Theresia, Elisabeth,
Königin von Preußen, Friedrich Wilhelm, Kaiser Friedrich, Kaiserin Augusta
Victoria, Ludwig ., König von Bayern, Willem III., Emma, Koningin der Nederlande,
Wilhelmina, Koning Albert, Leopold I.
Aber auch Prinzen und Prinzessinnen, Herzöge und Großherzöge, Fürsten, Grafen,
Adelige und Adelsgeschlechter wurden auf Rheinschiffen verewigt: De latour d'Auvergne
(französisches Adelsgeschlecht seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts), Jan
Wellern, Prins Hendrik, Prinses Juliana, Kronprinz Friedrich Wilhelm, Kronprinz
Rupprecht von Bayern, Prinz Wilhelm von Baden, Prinz von Nassau, Fürst Wilhelm
zu Wied, Adolph, Herzog von Nassau, Liselotte von der Pfalz, Heyl zu Herrnsheim,
Bligger von Steinach.
Schiffsnamen über Militär und Krieg, Helden und Schlachten zeugen von einer heroischen
Epoche: Admiral, Munition, Tirailleur (Der in der geöffneten Ordnung kämpfende
Schütze), Hannibal, Alba, Marten Harmen Tromp (Admiral von Holland), Jan
von Werth, Tilly, Wallenstein, Nelson, Graf von Moltke, Blücher, General von der
Tann, General Nerus, Marechal Foch, Tannenberg, Montgomery, Eisenhower, Yalta,
Sedan, Fort louis, Verdun.
Von glühendem Patriotismus zeugen folgende Schiffsnamen: Der ächte Teutsche
von Mainz (1819), Pro rege et patrio (für König und Vaterland), Der Frankfurter Adler,
Der ächte Deutsche (1829), Hermann der Deutsche, Ernst Moritz Arndt, Die Wacht
am Rhein, Neues deutsches Reich (1879), Vereinigtes Deutschland, Das deutsche
Herz, Patrio, Befreiungshalle, Deutscher Rhein.
Aus der Geschichte: Watergeus (Meer- oder Wassergeusen nannten sich alle die,
die im 16. Jahrhundert gegen die spanische Herrschaft kämpften), Thorbecke (Johan
Rudolf, 1798-1872, niederländischer Politiker), Fra Diavolo (wörtlich: Bruder Teufel,
italienischer Widerstandskämpfer gegen die französische Herrschaft in Neapel. 1806
hingerichtet. Oper von Auber), Zollverein, Waghäusel (bei Waghäusel erlagen 1849
die badischen Revolutionstruppen dem preußischen Expeditionskorps), Badischer
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Landescommissar Fecht, Freiherr vom Stein, Fürst Bismarck, Ludwig von Vincke,
Windhorst, Oberbürgermeister Lembke.
Zahllose Prominente zierten und zieren den Bug der Rheinschiffe. Zunächst die Maler
und Bildhauer: Böcklin, Jan Breughel, Cezanne, Correggio, Degas, von Dijk, Albrecht
Dürer, Jan von Eyck, Gauguin, von Gogh, Franz Hals, Holbein, Lamorisiere
(belgischer Maler 1828-1911), Leonardo, Hans Memling, Michelangelo, Murillo,
Rembrandt, Renoir, Rubens, Ruysdael, Jan Steen, Tintoretto, Tizian, Jan Vermeer,
Watteau.
Schleppdampfer ,von Caprivi'
und ,Heinz' in Mainz.
Dann die Komponisten
und Sänger: Bach, Beethoven,
Bizet, Brahms,
Chopin, Debussy, Donizetti,
Frauenlob (der 1318
in Mainz verstorbene fahrende
Sänger Heinrich
von Meißen), Gluck, Locatelli,
Mahler, Mozart, Puccini,
Schumann.
Es folgen Dichter, Schriftsteller
und sonstige Literaten:
Beaumarchais, Dickens,
Dumas, Goethe, Hebel, Heine, Victor Hugo, Multatuli (Pseudonym des niederländischen
Schriftstellers Douwes-Dekker 1820-1882), Rousseau, Victor von Scheffel,
Friedrich von Schiller, Uhland, Vondeij, Joost von den VondeI. Niederländischer
Dichter 1587-1679), Zola. Es schließen sich an Philosophen und andere Wissenschaftler:
Albertus Magnus, Erasmus, Euler, Alexander von Humboldt, Isaak Iselin
(schweizerischer Philosoph und Historiker, 1728-1782), Pasteur.
Es folgen Namen von Entdeckern wie Columbus, Magelhaens, Vasco da Gama.
Auch aus der Politik sind Prominenten-Namen vertreten wie: Winston Churchili, Grotius
(niederländischer Jurist, Staatsmann und Historiker 1583-1645), Heemskerk
(niederländischer Staatsmann 1818-1897), Jeanne d'Arc, President Krüger, Lafayette
(französischer Staatsmann 1757-1834), Masaniello (Neapolitanischer Fischer und
Fruchthändler des 17. Jahrhunderts, Revolutionär und Volksheld, dessen Romantisierung
in der Oper von Auber "Die Stumme von Portici" ihren Höhepunkt erreicht),
Mazarin (Französischer Staatsmann und Kardinal, 1602-1661), Borgemeester A.
Nanninga, Richelieu, Washington.
Gestalten der Literatur verkörpern Namen wie Othello (der Mohr von Venedig), Robinson,
Aida, Fidelio.
Aus dem Gebiet der Technik stammen folgende Namen: Benz, Bleriot (französischer
Pionier der Luftfahrt 1872-1936), Rudolf Diesel, Edison, Franklin, Robert Fulton (erfand
das erste brauchbare Dampfschiff), Marconi, Papin, Telegraaf, Telephon, Gottfried
Tulla, Vauban (französischer Festungsbauer 1633-1707), James Watt, Graf
Zeppelin.
Begehrt waren zu allen Zeiten Namen und Begriffe aus der weiten Welt. Aus dem
Kosmos sind die Bezeichnungen Universum, Zenith, Orbite (Planetenbahn), Eclipse,
Planet, Meteor, Comet, Stern, Etoile.
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Die Sterne gaben folgende Namen her: Abendstern, Aldebaron, Betelgeuse, Capella,
Capricorne, Mars, Der Morgenstern, Nordstern, Polar, Poolster (Polarstern), Saturnus,
Sirius, Uranus.
Von Gebirgen, Bergen, Seen, Inseln, Stränden und Flüssen sind z. B. folgende Namen
abgeleitet: Atlas, Noordkap, Taurus, Stromboli, Everest, Oceana, Pacifique,
Bosporus, Baikai, Der Vesuv, Simplon, Arcona, Tahiti, Sumatra, Helgoland, Wolga,
Jordan, Sues, Rhone, Moldavia (Moldau), Danubia (Donau), Dollard, Werra, Altmühl.
Weiter kommen die Namen der Erdteile und fast aller Staaten der Erde vor. Erwähnt
seien Helluland (heißt Steinland. In der altnordischen Literatur die Küste von Labrador),
Celtica (Land der Kelten), Hibernia (antiker Name für Irland), Miramar (wörtlich:
Seeblick. Schloss an der Küste Istriens) und Shamrock (wörtlich: Kleeblatt. Abzeichen
der Iren). Aus Deutschland: Badenia, Cimbria, Ostmark, Saxonia, Suevia
(Schwaben), Teutonia. - Ferner die Namen vieler Städte und ihrer Bewohner aus der
ganzen Welt.
Englisch ist die Amtssprache in der See- und Luftfahrt. Aber auch in den Namen der
Rheinschiffe ist sie anzutreffen: Ahead, Banavie, Ever Ready, The Francis, Full
speed, Go ahead, Homeward Bound, Morning Star, Oliver Brands, Time is money,
Times.
Aus den verschiedensten Lebensbereichen haben die Reeder und Schiffer folgende
Namen genommen: Adieu, Alternative, Ambulant, Amethyste, Analyse, Avontur (Abenteuer),
Conform, Corona dei Mar (Meereskrone), Dämmerung, Diabolo, Directeur,
Disponibel, Enfin (endlich), Esperanto (künstliche Weltsprache), Eureka (Freudenruf
der Griechen: Ich hab's gefunden), Fata Morgana, Favorit, Die Finsternis (1829),
Friedefürst, Füllhorn, Heimat, Herold, Hoffnungsstern, Luwidor (falsche Schreibweise
für Louis d'or = franz. Münze), Panta rei (Schreibweise richtig: Panta rhei. Ein Wort
aus dem Griechischen: Alles fließt, alles ist im Fluss), Perle, Pfeil, Schwimmer von
Ordingen (1829), Senator, Sexta, Souvenir d'un ami (Erinnerung an einen Freund),
Sphinx, Störtebecker, De Strijd om Bestaan (der Kampf ums Bestehen, der Kampf
um die Existenz), Syndikus, Die Tanne, Tireur (Jäger), Tourist, Die Ungerechtigkeit
(1829), Der gute Wein von Bacharach (1829), Wisselvalligkeid (Unbeständigkeit),
Zelden van Pass (es kommt selten gelegen), De Zwerver (der Wanderer).
Das Rheinland ist ein frohes Land. Das zeigt sich u. a. in originellen Schiffsnamen
wie folgt: Alaaf Kölle, Alchimia (Schiff der Farbenfabriken Bayer, Leverkusen), Alte
Liebe, Bebbi, Bibi, Blondina, Böppchen (Schiff des Unternehmers Bopp aus Aßmannshausen),
Dick, Doppeltes Lottchen, Eisenfresser, Flick & Flock, Furie, Götz
von Berlichingen, Guter Wein, Hexe, Hulp in Nood (Hilfe in der Not. Name eines Bergungsschiffes),
Im alten Präsidium (Gaststätte in Köln zur Erinnerung an das frühere
Polizei-Präsidium), Jumbo, J'y suis (ich bin da), Kiek - Ut (Ausblick), Knirps, Kolossus
(Name eines, Hebebocks), Liss (Liss und Schängel, die Namen zweier Koblenzer Originale,
tragen zwei Fährschiffe in Koblenz), De Momper (Liebhabername eigener
Prägung), Nota bene, Oelpeter, Paljas (von Bajazzo), Perkeo, Schätzken, Tipp-Topp,
Vagebond, Wellenbraut, Xantippe.
Von folgenden, auf Anhieb nicht klaren Schiffsnamen, soll eine Klärung versucht
werden: Bato (vermutlich Bado = heiliger Priester), Boele (so hieß einSchiff aus Ediger
an der Mosel. Boelen ist ein rheinisches Wort für: laut schreien, brüllen), Broederlamm
(wörtlich Bruderlamm), Bürck (vermutlich das heutige Bürg bei Bad Wimpfen
(Neckar), Canaris (der Name ist für1829 verzeichnet. Vermutlich ein Eigenname.
Admiral Wilhelm Canaris, der Gegner Hitlers, kann nicht gemeint sein. Er lebte von
1887 bis 1945), Daventria (lateinischer Name für die englische Stadt Daventry?),
Stinnes aus Mülheim/Ruhr hatte 1879 ein Schiff namens "Dembinsky". Es gab einen
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polnischen Historiker und Politiker Bronislaw Dembinsky (1858-1939) und einen Henryk
Dembinsky (1791-1864), der polnischer General und zeitweilig Oberbefehlshaber
im ungarischen Aufstand war. Wer war gemeint? - 1929 hieß ein Schiff "Exito". Soll
es der Ablativ von exitus = Ende, Ausgang sein? Etwa in der Bedeutung "am Ziel"? -
Haniel hatte 1879 ein Schiff mit Namen "Fünderich". Ist es eine Wortbildung im Zusammenhang
mit dem Begriff "fündig werden"? Das könnte nahe liegen, denn Haniel
hatte bekanntlich auch Kohlenzechen. - 1904 taucht der Name "Klamper" auf. Es war
ein belgisches Schiff. Wenn es kein Eigenname ist, könnte jemand gemeint sein, der
sich "anklammert". In der Schiffahrt ist auch der Name "Klampe" gebräuchlich, zum
Festmachen des Schiffes. - 1906 gab es auf dem Rhein einen Personendampfer von
80 PS mit dem Heimathafen Paris. Soll der Name "latus" aus dem lateinischen sein
und "breit" bedeuten? - 1912 gab es ein Schiff mit Namen "Moderant". Kommt das
Wort aus dem lateinischen, u. zw. "moderare" = mäßigen, regeln? - In Duisburg-
Ruhrort war 1928 ein Schiff beheimatet, das hieß "Marialex". Ob der italienische
Theologe "Mariales" (1580-1660) gemeint war? - Was bedeutet "Poney"? - Das
Schiff des Schiffers Hartmann hieß "Tarar" (1833). Ob die Stadt Tarare in Frankreich
gemeint war? - War mit dem Namen "Viii" (1920) das Bantuvolk im Gebiet nördlich
der Kongomündung gemeint? - Was bedeutet "Zuiddiep"? Wörtlich : "Süd-Tief".
Im Folgenden werden Schiffsnamen angeführt, deren Deutung oder Klärung dem
Uneingeweihten kaum möglich ist. Es kann sich um Eigennamen handeln, es können
aber auch Wortzusammensetzungen sein, wie wir sie bei den Vornamen angetroffen
haben. Bedenken muss man aber auch, dass der Schiffer ein einfacher Mensch und
kein Schriftgelehrter war und ist. Es können sich aber auch Wortveränderungen oder
Verstümmelungen eingeschlichen haben. Solche Schiffsnamen sind: Annechiena,
Armogan, Borgir, CI amarodeo, Edepetko, Fadir, Hecopile, Magni, Merula, Nisero,
Noovazembla, Pocahontas, Popokabaka, Rekostratus, Skadi, Sloe, Sporta von Bingen,
Tompouce, Urdard, Veghel, Vitalitium, Wamphoa, Wuta, Xaverinie, Yknejo,
Yum-Yum, Zijpe.
Die Schlagfertigkeit und der Humor des Rheinländers haben auch manchem Schiff
einen Spitznamen eingebracht. Weil ihre Seitenräder in voller Fahrt Mühlenrädern
ähnlich waren und das ganze Schiff nur eine Handvoll groß war, hieß die kleine
"Boppard", die zwischen Boppard und Bad Salzig verkehrte, liebevoll beim Publikum
das "Kaffeemühlchen". - Ein anderes Lokalboot, das zwischen Mondorf und Bonn
verkehrte und offiziell "Mondorf" hieß, wurde im Volksmund "Gummipanzer" genannt,
weil das Schiff äußerst stabil gebaut und hart im Nehmen war. Das kleine Radboot
"Stadt Bonn" war von der Maschinenanlage her sehr spontan und wurde deshalb "die
Giftnudel" genannt. Der Personenraddampfer "Fortuna" war sehr ungestüm in der
Fahrt und hieß deshalb bei den übrigen Schiffern "die Wildsau". Das Müllemer Böötchen
"Prinz Friedrich Carl" hatte einen übermäßigen Kohlenverbrauch und wurde
deshalb der "Kohlenfresser" genannt. "Kilometerfresser" hieß das Radboot "vom Stave",
das sehr schnell war. Seiner kantigen Bauart wegen hieß der "Kronprinz Friedrich
Wilhelm" der "Heuwagen". "Totenwagen" hieß ein anderes Schiff wegen seines
schwarzen Anstrichs. Das Spitzenschiff der Müllemer Böötcher, der Salondampfer
"Albertus Magnus", wurde das "Schaukelpferd" genannt, weil er zu schmal gebaut
war und ständig von einer Seite auf die andere fiel. Der "Comet" von 1838 war sehr
langsam und musste sich deshalb eine Umwandlung seines hochtrabenden Namens
in "Kommt-zu-spät" gefallen lassen. Einer der ersten Stinnes-Radschleppdampfer,
"Mathias Stinnes 1" aus den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, hieß nur "der ale
Mattes". Das Räderboot "Colonia 8" wurde "Kreuz-As" genannt, und der Schleppdampfer
"Tilmann Schürmann Söhne Nr. 3" hieß der "Dortmunder Bierwagen", weil
er ziemlich hoch gebaut war und schwankend wie ein hochbeladener Bierwagen dahergefahren
kam. Die Tauerei-Schlepper hatten den Spitznamen "die Hexen", weil
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die seltsame Betriebsweise dem Volk an und auf dem Rhein wie Hexenwerk vorkam.
Eine Kiesbaggerei und Wasserbaufirma hatte einen kleinen Schlepper, der ganz platt
gebaut war; deshalb nannte man ihn "das Bügeleisen". Einmal gab es einen Dampfer
namens "Spes nostra". Da aber das Volk mit diesem Latein nicht zurechtkam und
sich unter dem Namen "Spes nostra" nichts vorstellen konnte, wurde das Boot kurzerhand
"Speck und Mostert" genannt. Und das kleinste Schiff der "Köln-
Düsseldorfer", ein starkes Hilfsboot im Niehler Hafen bei Köln, heißt das "Niehlpferd".
So spricht aus den Tausenden von Schiffsnamen auf dem ganzen Rhein unser buntes
und vielfältiges Leben.
Quelle: Beiträge zur Rheinkunde 1979
Rheinmuseum Koblenz
Bilder zum Teil Archiv Haas/Beuel
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Peter Haas 2009
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