10.11.2012 Aufrufe

Peter Haas Die Weser

Peter Haas Die Weser

Peter Haas Die Weser

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Peter</strong> <strong>Haas</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Weser</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Weser</strong> ist ein Strom, der in nördlicher Richtung die Mittelgebirgsschwelle und das<br />

norddeutsche Tiefland durchfließt.<br />

Seinen Namen trägt er ab Hann.<br />

Münden, wo sich seine beiden<br />

großen Quellflüsse, Werra und<br />

Fulda, vereinigen. Bei Bremerhaven<br />

mündet die <strong>Weser</strong> in die<br />

Nordsee.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weser</strong> ist in ganzer Länge<br />

Bundeswasserstraße und berührt<br />

die Bundesländer Hessen,<br />

Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen<br />

und Bremen. Anteil an<br />

ihrem Einzugsgebiet haben<br />

außerdem Thüringen und Sachsen-<br />

Anhalt.<br />

<strong>Die</strong> gemeinsame Herkunft der<br />

Flussnamen <strong>Weser</strong> und Werra<br />

weist darauf hin, dass die heutige<br />

Werra einst als Oberlauf der <strong>Weser</strong><br />

galt, die etwas größere, aber<br />

kürzere Fulda dagegen nur als<br />

Nebenfluss. <strong>Die</strong> klare Trennung der<br />

Namen <strong>Weser</strong> und Werra entstand<br />

erst im Frühneuhochdeutschen.<br />

Allgemeine Daten:<br />

Verlauf der <strong>Weser</strong> (mit Quellflüssen)<br />

Flusssystem: <strong>Weser</strong><br />

Lage: In Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen<br />

Ursprung Zusammenfluss von Werra und Fulda in Hann. Münden<br />

Quellhöhe: 116,5 m ü. NN (Werra 800 m ü. NN, Fulda 850 m ü. NN)<br />

Mündung: Bei Bremerhaven in die Nordsee<br />

Mündungshöhe: 0 m ü. NN / Höhenunterschied = 116,5 m<br />

Länge: 440 km<br />

Einzugsgebiet: 41.094 km²<br />

Rechte Nebenflüsse: Hamel, Aller, Lesum, Drepte, Lune, Geeste<br />

:<br />

Linke Nebenflüsse: <strong>Die</strong>mel, Emmer, Humme, Werre, Große Aue, Ochtum, Hunte<br />

Großstädte: Bremen, Bremerhaven<br />

Mittelstädte: Achim, Bad Oeynhausen, Hameln, Hann. Münden, Höxter,<br />

Holzminden, Minden, Nienburg, Nordenham, <strong>Peter</strong>shagen, Porta<br />

Westfalica, Rinteln<br />

Kleinstädte: Brake, Vlotho<br />

Schiffbar: 440 km, in ganzer Länge Bundeswasserstraße, nennenswerte<br />

Frachtschifffahrt bis Minden (Mittellandkanal)<br />

1


<strong>Die</strong> junge <strong>Weser</strong> zwischen Hilwartshausen und Grimte<br />

(Blick vom „Roten Stein“ in Richtung Hann. Münden)<br />

Quellflüsse<br />

<strong>Die</strong> 292 km lange Werra und die 218 km<br />

lange Fulda vereinigen sich in Hann. Münden<br />

zur <strong>Weser</strong>. Dort steht an der Nordspitze der<br />

Fuldainsel Tanzwerder seit 1899 der<br />

<strong>Weser</strong>stein mit der Inschrift:<br />

„Wo Werra sich und Fulda küssen<br />

Sie ihre Namen büßen müssen,<br />

Und hier entsteht durch diesen Kuss<br />

Deutsch bis zum Meer der <strong>Weser</strong> Fluss.<br />

Hann. Münden, d. 31. Juli 1899“<br />

Oberweser<br />

In Hann. Münden ist der Nullpunkt der Binnengewässerkilometrierung der <strong>Weser</strong>. Der<br />

Wasserspiegel liegt bei 116,5 m ü. NN. Als Oberweser fließt sie im Oberen <strong>Weser</strong>tal bis<br />

zur Porta Westfalica durch das <strong>Weser</strong>bergland. <strong>Die</strong> Hänge des Oberen <strong>Weser</strong>tals sind<br />

überwiegend bewaldet. Vielerorts wurde<br />

und wird Buntsandstein gebrochen, aus<br />

dem auch zahlreiche historische Bauten<br />

errichtet wurden. Viele Ortschaften sind<br />

von Fachwerk geprägt mit schrittweisem<br />

Übergang von hessischer zu<br />

niedersächsisch-westfälischer Bauweise.<br />

Von Hann. Münden bis Bad Karlshafen ist<br />

die <strong>Weser</strong> auf lange Strecke Grenze<br />

zwischen Niedersachsen und Hessen, von<br />

dort bis hinter Holzminden teilweise<br />

Grenze zwischen Niedersachsen und<br />

Nordrhein-Westfalen. Anschließend fließt<br />

<strong>Weser</strong>pegel bei Hann. Münden<br />

Zusammenfluss von Fulda und Werra in Hann.<br />

Münden<br />

2


sie durch niedersächsisches Gebiet, hinter Rinteln dann durch Nordrhein-Westfalen.<br />

Bei Hann. Münden beginnt das Oberweser-Durchbruchstal, zunächst zwischen<br />

Reinhardswald und Bramwald nordwärts führend, knickt es am Kahlberg vor dem Solling<br />

scharf nach Westen ab. Zwischen Reinhardswald und Solling hat sich die <strong>Weser</strong> bis zu<br />

300 m tief eingegraben. Sie passiert<br />

Bad Karlshafen und die<br />

Hannoverschen Klippen und knickt am<br />

Südwestrand des Solling nach Norden<br />

ab. Das Tal hat hier Aufweitungen,<br />

zum Beispiel bei Höxter, Holzminden<br />

und zwischen Hameln und Rinteln,<br />

dazwischen aber immer wieder enge<br />

Abschnitte mit steilen Hängen,<br />

beispielsweise die „Rühler Schweiz“.<br />

Zwischen Holzminden und<br />

Bodenwerder passiert die <strong>Weser</strong> die<br />

Höhen- und Gebirgszüge Burgberg<br />

und Vogler, die wie der Solling zum<br />

Naturpark Solling-Vogler gehören.<br />

Nördlich von Bodenwerder durchquert<br />

die <strong>Weser</strong> den Naturpark<br />

<strong>Weser</strong>bergland Schaumburg-Hameln.<br />

In Hameln befindet sich die einzige Staustufe der Oberweser. Sie ist gleichzeitig die<br />

älteste Staustufe des gesamten Flusses, hervorgegangen aus einem mittelalterlichen<br />

Mühlenstau. Unterhalb von Hameln<br />

wendet sich der Flusslauf zunehmend<br />

westwärts, bei Vlotho dann wieder<br />

nach Norden. Nach Einmündung der<br />

Werre fließt die <strong>Weser</strong> durch das<br />

kurze etwa 200 m tiefe Durchbruchstal<br />

der Porta Westfalica zwischen<br />

<strong>Weser</strong>gebirge und Wiehengebirge<br />

(<strong>Weser</strong>-km 199, Wasserspiegel etwa<br />

40 m ü. NN) in die Norddeutsche<br />

Tiefebene ein, wobei sie einen kleinen<br />

östlichen Teil des Naturparks<br />

Nördlicher Teutoburger Wald-<br />

Wiehengebirge durchschneidet, der<br />

Wiehengebirge bis kurz vor Bückeburg in das <strong>Weser</strong>gebirge reicht.<br />

Mittelweser<br />

<strong>Die</strong> Oberweser bei Polle<br />

Porta Westfalica mit Kaiser-Wilhelm-Denkmal<br />

vom weit entfernten Teutoburger<br />

Wald kommend über das<br />

Am Nordrand von Minden wird die <strong>Weser</strong> vom Mittellandkanal überquert. Ab diesem<br />

Wasserstraßenkreuz wird sie nach der Definition des Wasser-und Schifffahrtsamtes als<br />

Mittelweser bezeichnet. Aus geographischer Sicht wird manchmal auch die Porta<br />

Westfalica als Grenze zwischen Ober- und Mittelweser genannt. Bis Schlüsselburg fließt<br />

sie weiter durch Nordrhein-Westfalen, dann ab Stolzenau durch Niedersachsen. Hier in<br />

der Norddeutschen Tiefebene spricht man auch von der <strong>Weser</strong>niederung. <strong>Die</strong>se wird bis<br />

Hoya auch als Mittleres Walsertal bezeichnet. Von einigen sehr kleinen Hängen<br />

abgesehen handelt es sich dabei jedoch nicht um ein wirkliches Tal. <strong>Die</strong> Mittelweser wird<br />

durch sieben Staustufen reguliert, und durch Schleusenkanäle teilweise abgekürzt. <strong>Die</strong><br />

3


größten Städte in der überwiegend ländlich geprägten Mittelweserregion zwischen Minden<br />

und Bremen sind <strong>Peter</strong>shagen, Nienburg, Verden und Achim.<br />

In den Jahren 1919–1922 stellte<br />

der Bremer Wasserbau-Ingenieur<br />

Ludwig Plate der Öffentlichkeit<br />

Pläne eines Kanals vor, der von<br />

Bramsche nach Stade hätte führen<br />

sollen. <strong>Die</strong>ser Hansakanal<br />

genannte Kanal hätte die <strong>Weser</strong> bei<br />

Achim überquert. In den 1950er<br />

Jahren wurden entsprechende<br />

<strong>Weser</strong>wehr von Drakenburg<br />

Pläne endgültig aufgegeben.<br />

Hydrografisch endet die Mittelweser<br />

am Hemelinger <strong>Weser</strong>wehr in<br />

Bremen-Hastedt bei <strong>Weser</strong>-km 362,3 und einem Wasserspiegel von 4,5 m ü. NN oberhalb<br />

des Wehres.<br />

Unterweser<br />

Der Flussabschnitt vom Hemelinger <strong>Weser</strong>wehr bis zur Mündung in die Nordsee unterliegt<br />

den Gezeiten und wird Unterweser genannt. <strong>Die</strong> Kilometrierung der Binnenwasserstraße<br />

reicht jedoch in den Tidenbereich der Unterweser bis 50 m unterhalb der Wilhelm-Kaisen-<br />

Brücke. Hier bei <strong>Weser</strong>-km 366,72,<br />

wo seit dem 13. Jahrhundert eine<br />

<strong>Weser</strong>brücke das obere Ende der<br />

Seeschifffahrt markierte, ist der<br />

Nullpunkt der Unterweser-<br />

Kilometrierung. Seit 1867 beginnt<br />

die Seeschifffahrtsstraße allerdings<br />

erst an der Brücke der <strong>Weser</strong>bahn<br />

bei Unterweser-km 1,375. Der<br />

Tidenhub in Bremen ist durch die<br />

<strong>Weser</strong>korrektion und nachfolgende<br />

Maßnahmen von 0,73 m auf etwa<br />

4 m gestiegen (Niedrigwasser um<br />

1 m ü. NN, Hochwasser um 5 m ü.<br />

NN). <strong>Die</strong> Unterweser fließt zunächst<br />

durch Bremen, dann durch<br />

Niedersachsen. In Bremerhaven, bei Unterweser-km 65, endet die Unterweser und<br />

beginnt die innere Außenweser.<br />

Außenweser<br />

Außenweser wird die Fortsetzung des in<br />

Südost-Nordwest-Richtung verlaufenden<br />

Mündungstrichters (Ästuar) der <strong>Weser</strong> im<br />

Wattenmeer der Nordsee genannt. <strong>Die</strong><br />

Außenweser durchschneidet den<br />

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.<br />

Zwei hintereinander in der Außenweser<br />

gelegene Wattflächen, Robbenplate<br />

und Tegeler Plate, teilen sie in zwei Arme:<br />

Wurster Arm / Tegler Rinne im Nordosten<br />

Hemelinger <strong>Weser</strong>wehr in Bremen-Hastedt<br />

Blick von Bremerhaven auf die Außenweser<br />

4


und Fedderwarder Fahrwasser / Hohe-wegrinne im Südwesten. Heutzutage wird nur noch<br />

dieser westliche Arm als Fahrwasser genutzt. An der Mündung der <strong>Weser</strong> in die Nordsee,<br />

452 Flusskilometer von Hann. Münden entfernt, bei Unterweser-km 85,248 ist seewärtige<br />

Begrenzung zur Nordsee (laut WaStrG). Hier liegt auf dem Ostufer die niedersächsische<br />

Gemeinde Misselwarden. Der Verlauf der Fahrrinne jenseits dieses Punktes wird als<br />

äußerer Bereich der Außenweser bezeichnet.<br />

Im Bereich der Außenweser stehen mehrere<br />

Leuchttürme im Wattenmeer, darunter der<br />

Leuchtturm Hohe Weg und der Leuchtturm<br />

Robbenplate. An ihrem nordwestlichen Ende steht<br />

der Leuchtturm Tegeler Plate, weiter nordwestwärts<br />

in der Nordsee stehen die Leuchttürme Roter Sand<br />

und Alte <strong>Weser</strong>.<br />

Nebenflüsse<br />

Zu den Nebenflüssen der <strong>Weser</strong> gehören:<br />

(L = linksseitig, R = rechtsseitig)<br />

Schede (R; bei Hilwartshausen)<br />

Nieme (R; bei Bursfelde)<br />

Schwülme (R; bei Wahlsburg)<br />

Reiherbach (R; in Bodenfelde)<br />

<strong>Die</strong>mel (L; bei Bad Karlshafen)<br />

Bever (L; bei Beverungen)<br />

Nethe (L; bei Godelheim)<br />

Leuchtturm Roter Sand<br />

Grube (L; in Höxter Gehle (R; bei <strong>Peter</strong>shagen)<br />

Otterbach (R; in Lüchtringen) Große Aue (L; vor Nienburg)<br />

Holzminde (R; in Holzminden) Meerbach (R; in Nienburg)<br />

Lenne (R; in Bodenwerder) Aller (R; bei Verden)<br />

Ilse (R; bei Latferde Eyter (L; bei Thedinghausen)<br />

Emmer (L; in Emmerthal) Ochtum (L; in Bremen-Seehausen)<br />

Humme (L; kurz vor Hameln) Lesum (R; in Bremen-Vegesack)<br />

Hamel (R; in Hameln) Schönebecker Aue (R; in Brem.-Vegesack)<br />

Exter (L; in Rinteln) Blumenthaler Aue (R; in Brem.-Blumenthal)<br />

Kalle (L; nahe Vlotho) Hunte (L; bei Elsfleth)<br />

Werre (L; in Bad Oeynhausen) Drepte (R; in Dreptersiel)<br />

Bastau (L; in Minden Lune (R; bei Bremerhaven)<br />

Aue (R; bei <strong>Peter</strong>shagen-Lahde<br />

Ösper (L; in <strong>Peter</strong>shagen)<br />

Geeste (R; in Bremerhaven)<br />

Einzugsgebiet<br />

Das Wassereinzugsgebiet der <strong>Weser</strong> umfasst eine Fläche von 46.300 Quadratkilometern,<br />

einschließlich des 12.440 km² großen Einzugsgebietes von Werra und Fulda. <strong>Die</strong> obere<br />

Hase gehört bis zu ihrer Bifurkation in (untere) Hase (Nebenfluss der Ems) und Else<br />

(Nebenfluss der Werre) zu den Einzugsgebieten von <strong>Weser</strong> und Ems. In einigen<br />

Bereichen des norddeutschen Tieflandes gibt es am Rand des Einzugsgebietes keine<br />

scharfe Wasserscheide, sondern ausgedehnte ebene Feuchtgebiete, deren<br />

Drainagenetze von Fall zu Fall mehr zur <strong>Weser</strong> hin entwässert werden können oder zum<br />

5


Jadebusen (Stadland und Butjadingen) beziehungsweise der Elbe (Teufelsmoor). Daher<br />

sind quadratkilometergenaue Angaben methodisch fragwürdig.<br />

<strong>Die</strong> Werra, der längere Quellfluss, entspringt in Thüringen auf der Südseite des Thüringer<br />

Waldes. Sie erhält auch Wasser von Teilen der Nordseite des Gebirges und<br />

angrenzenden Bereichen des Thüringer Beckens. Der kürzere Quellfluss, die Fulda, ist<br />

etwas wasserreicher und hat ihre Quelle in der hessischen Rhön, ihr größter Nebenfluss<br />

Eder im Rothaargebirge im Wittgensteiner Land im Kreis Siegen-Wittgenstein (NRW). Der<br />

größte Nebenfluss der <strong>Weser</strong> ist die Aller, die in der Magdeburger Börde in Sachsen-<br />

Anhalt entspringt und zusammen mit ihrem längsten Zufluss Leine das gesamte Wasser<br />

aus dem westlichen Harz empfängt.<br />

Wasserführung<br />

<strong>Die</strong> Oberweser unterliegt als typischer Mittelgebirgsfluss starken Schwankungen in der<br />

Wasserführung. Im Winterhalbjahr kommt es hier nicht selten zu Hochwassern, im<br />

Sommer dagegen oft zu extremem Niedrigwasser. Für den Pegel Porta Westfalica am<br />

Übergang zur Mittelweser beträgt die mittlere Wasserführung rund 180 m³ in der Sekunde,<br />

die niedrigste 63 m³ und die höchste 830 m³. Am Beginn der Oberweser, am Pegel Hann.<br />

Münden, sind Niedrigwasserabflüsse um 30 m³ in der Sekunde keine Seltenheit. Bei<br />

mittlerem Niedrigwasserstand beträgt die Fließgeschwindigkeit etwa 0,8 m in der<br />

Sekunde.<br />

<strong>Die</strong> Mittelweser zwischen Minden und der Tidegrenze in Bremen führt bereits deutlich<br />

mehr Wasser. Der Pegel Intschede (südlich von Bremen) registriert eine mittlere<br />

Wasserführung von 320 m³ in der Sekunde. <strong>Die</strong> niedrigste liegt bei 120 m³ und die<br />

höchste bei 1.200 m³ in der Sekunde. Bei mittlerem Niedrigwasserstand beträgt die relativ<br />

geringe Fließgeschwindigkeit etwa 0,5–0,7 m in der Sekunde, bedingt durch die<br />

Staustufen in der Mittelweser. zwischen 2,5 und 6 Tagen, im Mittel etwa vier Tage.<br />

Wasserstand und Fließgeschwindigkeit der Seewasserstraße Unterweser werden von den<br />

Gezeiten bestimmt, dem Tidenhub.<br />

Hochwasser<br />

Immer wieder wurden die an der<br />

<strong>Weser</strong> liegenden Städte und<br />

Gemeinden vom Hochwasser der<br />

<strong>Weser</strong> heimgesucht, trotz<br />

Regulierung der Flussläufe von Fulda<br />

und Werra, bis in die heutige Zeit.<br />

In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai<br />

1943 wurde die Staumauer des<br />

Edersees durch einen britischen<br />

Fliegerangriff (Operation Chastise)<br />

zerstört. Es entstand ein 70 m breites<br />

und 22 m tiefes Loch in der Mauer,<br />

aus dem rund 160 Millionen<br />

Kubikmeter Wasser strömten. Eine<br />

sechs bis 8 m hohe Flutwelle floss<br />

durch die Täler der Eder, der unteren<br />

Fulda und der <strong>Weser</strong> und verursachte <strong>Weser</strong>hochwasser Januar 2003 in Reinhatdshagen,<br />

bis Minden erhebliche Über-<br />

Pegelstand 5,81 m<br />

schwemmungen und Sachbeschädigungen.<br />

6


Hochwasser in Minden im März 2010<br />

Eisgang<br />

Brücken, Schleusen und Wehre waren seit je her durch den Eisgang der <strong>Weser</strong> bei<br />

strengem Frost gefährdet. Türmten sich die Eisschollen zu gefährlichen Höhen auf,<br />

wurden sie gesprengt, um den Druck auf die Bauwerke zu mindern. Bis in die 1930er<br />

Jahre froren Ober- und Mittelweser regelmäßig zu, so dass eine Überquerung des Flusses<br />

zu Fuß oder manchmal auch mit Wagen möglich war.<br />

Auch die Unterweser bei Bremen<br />

trug bis in die 1890er Jahre in den<br />

meisten Wintern eine tragfähige<br />

Eisschicht. 1828 wettete eine Gruppe<br />

Bremer Junggesellen darauf, dass<br />

am Neujahrstag des Folgejahres die<br />

Eisschicht auf der <strong>Weser</strong> einem 99<br />

Pfund schweren Schneider samt<br />

glühendem Bügeleisen die<br />

Überquerung des Stromes trockenen<br />

Fußes ermögliche. Daraus entstand<br />

die Bremer Eiswette, die alljährlich<br />

mit einem Festmahl zugunsten der<br />

Deutschen Gesellschaft zur Rettung<br />

Schiffbrüchiger begangen wird, auch<br />

Eisgang der <strong>Weser</strong> in Bremen Februar 1982<br />

wenn die Unterweser seit<br />

Begradigung und Vertiefung nur noch sehr selten zufriert. Deshalb wird heute gelost;<br />

meistens verliert die Partei, die durch Los bestimmt auf „zugefroren“ setzen muss. Der<br />

Verlierer hat dann ein Festmahl für etwa 600 Gäste auszurichten, Hauptspeisen Kohl und<br />

Pinkel.<br />

Ein Phänomen gab es gelegentlich früher bis in die 60er Jahre – heute wahrscheinlich<br />

nicht mehr – auf der <strong>Weser</strong> bei Vegesack, das sogenannte Pfannkucheneis. <strong>Die</strong>ses<br />

entstand beim Zusammentreffen der Lesum mit der <strong>Weser</strong>. Durch die unterschiedlichen<br />

Strömungen der beiden Flüsse gerieten treibende Eisschollen in Drehung, scheuerten sich<br />

dabei an einander ab bis sie nahezu kreisrund wurden, mit einem aufgewölbten Rand aus<br />

abgeriebenem Eis. <strong>Die</strong> Schollen sahen dann tatsächlich aus wie überdimensionale<br />

Pfannkuchen.<br />

Mit der Ausweitung des Kaliabbaus in Thüringen und Osthessen und der Einschwemmung<br />

von großen Mengen Salzes in die Quellflüsse, gab es bis zur Auflassung der meisten<br />

Bergwerke in den 1990er Jahren keinen Eisgang mehr auf Ober- und Mittelweser.<br />

Seitdem stellt sich der alte Zustand langsam wieder her. Fünf Wochen Dauerfrost im<br />

Januar/Februar 1996 ließen die Werra zwischen Witzenhausen und Hann. Münden<br />

7


zufrieren, und durch starken Eisgang auf der<br />

Oberweser musste manche Fähre ihren Betrieb<br />

einstellen.<br />

Schifffahrt<br />

Schon die Römer befuhren bei der versuchten<br />

Eroberung Germaniens mit ihren Schiffen die<br />

<strong>Weser</strong>. Eine römische Flottenstation wurde bei<br />

Bremen-Seehausen ausgegraben. Trotz der<br />

Varusschlacht gab es weiterhin Handel entlang<br />

der <strong>Weser</strong> mit Produkten aus dem Römerreich.<br />

So wurden an Mittel- und Unterweser und Hunte<br />

zahlreiche römische Mahlsteine aus Eifel-Basalt<br />

gefunden. Für das 8. Jahrhundert lässt sich ein<br />

Verkehr kleiner Handelsschiffe nachweisen, die<br />

über Aller, Leine und Oker bis Braunschweig,<br />

Hildesheim und Elze fuhren, im 12. Jahrhundert<br />

über die Werre, Else und Hase auch nach<br />

Westfalen.<br />

Flößer-Denkmal in Bad Oeynhausen<br />

nahe der Werramündung<br />

Flussaufwärts wurden die Lastkähne ausnahmslos an Seilen von Menschen oder<br />

Zugtieren gezogen, getreidelt. Hierzu bestanden in Ufernähe befestigte Treidel- oder<br />

Leinpfade, die zum geringen Teil<br />

heute noch erhalten sind. <strong>Die</strong><br />

Treidelschifffahrt litt unter der oft<br />

schlechten Unterhaltung der<br />

Treidelwege. Mancherorts mussten<br />

die Treidler übersetzen, weil der<br />

Treidelpfad die Flussseite wechselte.<br />

Stromab wurde nicht getreidelt, die<br />

Strömung genügte, um die Kähne in<br />

Fahrt zu halten. <strong>Die</strong> traditionellen<br />

<strong>Weser</strong>kähne wurden <strong>Weser</strong>böcke<br />

genannt, eine Bezeichnung, die<br />

später aber auch für motorisierte<br />

Lastkähne verwendet wurde. An der<br />

Unterweser benutzte man zusätzlich<br />

eine Besegelung der Schiffe.<br />

Beinahe wäre die <strong>Weser</strong> 1707 Ort der<br />

Treideln mit Zugtieren<br />

weltweit ersten Dampfschifffahrt<br />

geworden, hätte nicht die Mündener<br />

Schiffergilde nur wenige Meter vor dem<br />

Zusammenfluss von Werra und Fulda die<br />

Erfindung des Denis Papin, ein durch einen<br />

Dampfzylinder angetriebenes Schiff, im Fluss<br />

versenkt. So wurde erst 1817 mit dem in<br />

Vegesack gebauten ersten von Deutschen<br />

konstruierten Dampfschiff <strong>Die</strong> <strong>Weser</strong> wieder<br />

ein Kapitel in der Geschichte der<br />

Dampfschifffahrt aufgeschlagen. <strong>Die</strong> <strong>Weser</strong><br />

verkehrte bis 1833 auf der Unterweser<br />

Dampfschiff „<strong>Die</strong> <strong>Weser</strong>“ 1817<br />

zwischen Bremen, Vegesack, Elsfleth und<br />

Brake und transportierte Passagiere und Post.<br />

8


Ausbau der <strong>Weser</strong><br />

1399 beschrieb der Verdener Bischof <strong>Die</strong>trich von Niem in seiner Chronik, dass die <strong>Weser</strong><br />

nach dem Absinken des Hochwassers im Frühjahr große Mengen steinigen und sandigen<br />

Bodens zurückließ. Ende des 16. Jahrhunderts beschloss der Rat der Stadt Bremen auf<br />

Antrag der Schiffergilde den Bau eines Hafens in Vegesack, weil ihre Schiffe aufgrund der<br />

Versandung der Unterweser die Stadt Bremen kaum noch anlaufen konnten. Aber auch<br />

der Hafen in Vegesack löste das Problem nicht dauerhaft. Schon bald mussten die Schiffe<br />

in Brake ihre Fracht löschen. Weitere Versandung und Streit mit dem Herzogtum<br />

Oldenburg, zu dem Brake gehörte, führten 1827 zur Gründung Bremerhavens.<br />

<strong>Die</strong> Frühjahrs- und Herbsthochwasser<br />

der <strong>Weser</strong> überschwemmten<br />

weite Teile des flachen Landes<br />

zwischen Minden und der Nordsee.<br />

Dabei lagerten sich schwerere<br />

Sinkstoffe dichter am Ufer ab als<br />

leichtere und schufen somit Dämme,<br />

die das Wasser irgendwann nicht<br />

mehr selbst überwinden konnte. <strong>Die</strong><br />

dadurch entstandene Strömungsenergie<br />

sammelte sich im Flussbett<br />

selbst und die <strong>Weser</strong> grub sich<br />

immer tiefer ein. Der Auswasch<br />

wurde mit fortgespült. Bei Niedrigwasser<br />

lag der Wasserspiegel teil-<br />

Unterweser bei Bremen-Vegesack<br />

weise so tief, dass das Grundwasser der Uferregionen abgezogen wurde und Brunnen<br />

trocken fielen<br />

Bei Eisgang oder Hochwasser schaffte die <strong>Weser</strong> oftmals bis zu 10 m tiefe Kolke, hinter<br />

denen sie das ausgegrabene Material zu Sandbänken oder Inseln anhäufte. Dabei<br />

wechselte sie häufig ihr Flussbett und wurde unberechenbar für die Schifffahrt.<br />

1874 war Franzius Vertreter Bremens in einer Kommission, die sich mit der Förderung der<br />

Schifffahrt auf der <strong>Weser</strong> befassen sollte. Er sammelte zunächst Daten über die <strong>Weser</strong><br />

und über ihr gesamtes Zuflussgebiet und erarbeitete aus seinen Erkenntnissen den Plan<br />

einer weiteren Vertiefung und einer trichterförmigen Verengung des Strombettes von<br />

Bremen bis zur Mündung, die „Große <strong>Weser</strong>korrektion“. Dabei setzte er sowohl auf das<br />

Ausbaggern mit technischen Mitteln wie auch auf die Räumkraft des Flusses selbst.<br />

Baggerschiff „Oberweser“ bei Bursfelde<br />

bereits 1883 verwirklicht.<br />

Nachdem Franzius anfangs<br />

Schwierigkeiten hatte, seine<br />

Idee durchzusetzen, verhalf<br />

ihm das verheerende<br />

Hochwasser von 1881 zur<br />

Realisierung eines<br />

ehrgeizigen Plans: <strong>Die</strong><br />

<strong>Weser</strong>schleife bei Lankenau-<br />

Gröpelingen, die sollte abgeschnitten<br />

und der Strom in<br />

ein neues Bett verlegt<br />

werden. Trotz ungesicherter<br />

Finanzierung wurde diese<br />

Große <strong>Weser</strong>korrektion<br />

9


Noch während weitere Korrekturen an der Unterweser in vollem Gange waren und<br />

größere Schiffe die <strong>Weser</strong> bis Bremen noch nicht befahren konnten, wurde 1888 das<br />

Hafenbecken des Europahafens eingeweiht.<br />

Nach der „<strong>Weser</strong>korrektion“ erfolgten<br />

wesentliche weitere wasserbauliche<br />

und wasserwirtschaftliche Maßnahmen<br />

im Bereich der Mittelweser.<br />

Schon Ende des 19. Jahrhunderts<br />

wurde durch Buhnen der<br />

Wasserstrom konzentriert, um so<br />

eine Vertiefung des Fahrwassers zu<br />

bewirken. Mit dem Bau des<br />

Hemelinger <strong>Weser</strong>wehrs in Bremen-<br />

Hastedt 1911 begann die Anhebung<br />

des Wasserspiegels der Mittelweser<br />

durch Staustufen und Schleusenkanäle,<br />

so auch bei Dörverden, wo<br />

1911 die Lohofschleife durchschnitten<br />

wurde und ab 1914 am dort<br />

neu errichteten Stauwehr ein<br />

Wasserkraftwerk Strom erzeugt.<br />

Weitere Regulierungsdurchstiche und<br />

Stauwehre wurden bei Intschede<br />

(Gemeinde Blender) und<br />

<strong>Peter</strong>shagen an der Einmündung der<br />

Ösper errichtet. Vollendet wurde die<br />

Maßnahmenserie erst in den<br />

Aufbaujahren nach dem Zweiten Drakenburg, Blick von der Brücke auf die Staustufe<br />

Weltkrieg. Nach Berechnungen der<br />

Mittelweser-Aktiengesellschaft und des <strong>Weser</strong>bundes e.V. wurden bis 1967 rund 330<br />

Millionen DM für Investitionen aufgewendet, die entsprechend den damaligen<br />

wirtschaftlichen Aufbauzielen die „Infrastruktur der Landschaft verbessern“ sollten. Darin<br />

waren vorbereitende Bauarbeiten bis zum Jahre 1942 mit einem umgerechneten Bauwert<br />

von 50 Millionen DM enthalten. <strong>Die</strong> Investitionen der privaten Wirtschaft, zu denen auch<br />

die Wasserkraftwerke zählen, beliefen sich auf rund 900 Millionen DM. Sieben<br />

Wasserkraftwerke entlang der <strong>Weser</strong>, von denen die bisher neueste Anlage in<br />

Landesbergen Ende 1960 fertiggestellt wurde, erzeugten jährlich rund 200 GWh und<br />

wurden in ihrer Gesamtheit bis 1986 betrieben, kosteten aber mit zusammen<br />

60 Millionen DM kaum 5% der Gesamtinvestitionen von 1,33 Milliarden DM, welche für<br />

den Ausbau der <strong>Weser</strong> aufgewendet wurden.<br />

Das Fahrwasser der Unterweser wurde mittlerweile bis auf 12 m weiter vertieft, und<br />

während der Tidenhub bei Bremen vor der <strong>Weser</strong>korrektur nur 73 cm im Durchschnitt von<br />

zehn Jahren (1870–1879) betrug, vergrößerte er sich bis 2004 auf 4,50 m.<br />

<strong>Die</strong> Dampfschifffahrt verdrängte sehr schnell den Berufszweig der Treidler. Dampf-<br />

Schlepper konnten mehrere Lastkähne gleichzeitig an ihre Zugseile nehmen. Auch<br />

talwärts wurden die Kähne nun gezogen und erreichten dadurch eine höhere<br />

Geschwindigkeit. Selbstfahrende, Lasten befördernde Dampfschiffe zählten zu den<br />

Ausnahmen, während Personendampfer zahlreich in <strong>Die</strong>nst gestellt wurden.<br />

Insgesamt sank jedoch die Bedeutung der Binnenschifffahrt auf der <strong>Weser</strong>, seit mit der<br />

Fertigstellung der Bahnlinien Hannover Bremen 1851 und Göttingen–Hannoversch<br />

10


Münden–Kassel 1856 eine durchgehende Eisenbahnverbindung von Hessen zu den<br />

Seehäfen bestand.<br />

<strong>Die</strong> Mittelweser erfuhr seit ihrem Anschluss an den Mittellandkanal 1915 dann wieder eine<br />

Aufwertung.<br />

Im 20. Jahrhundert ersetzten zunehmend durch <strong>Die</strong>selmotoren angetriebene Schiffe die<br />

<strong>Weser</strong>dampfer. Zugverbände wurden von Schubverbänden abgelöst und die Anzahl von<br />

Lastkähnen mit eigenem Antrieb.<br />

Frachtschifffahrt<br />

<strong>Die</strong> <strong>Weser</strong> ist vom Zusammenfluss von Werra und Fulda bis zur Mündung durchgehend<br />

schiffbar. Wie groß die Schiffe maximal sein und wie viel Tiefgang sie haben dürfen, ist in<br />

den einzelnen Abschnitten unterschiedlich. In welchem Umfang tatsächlich noch<br />

Lastverkehr auf einem Abschnitt stattfindet, ist abhängig von diesen Einschränkungen.<br />

<strong>Die</strong> Oberweser darf von Schiffen<br />

oder Schubverbänden mit einer<br />

Höchstlänge von 85 m und einer<br />

Höchstbreite von 11 m befahren<br />

werden. Der maximal erlaubte<br />

Tiefgang ist pegelabhängig.<br />

Vom aktuellen Pegelstand muss<br />

ein streckenweise<br />

unterschiedlicher<br />

Sicherheitsabstand abgezogen<br />

werden. <strong>Die</strong>ser beträgt für die<br />

Strecken Hann. Münden–<br />

Karlshafen 17 cm, Karlshafen–<br />

Bodenwerder 5 cm,<br />

Bodenwerder–Hameln 28 cm<br />

und Hameln–Minden 31 cm. <strong>Die</strong><br />

aktuellen Pegelstände müssen<br />

von den Schiffsführern beim<br />

Wasser- und Schifffahrtsamt abgefragt werden. Aufgrund dieser Einschränkungen<br />

verkehren aus<br />

Rentabilitätsgründen auf der<br />

Oberweser kaum noch Lastschiffe,<br />

während in den ersten Jahren nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg noch<br />

Schleppverbände auf der<br />

Oberweser anzutreffen waren.<br />

Derzeit werden jährlich nur noch<br />

etwa 30.000 t Güter auf der<br />

Oberweser mit dem Binnenschiff<br />

befördert. In erster Linie handelt es<br />

sich dabei um Getreide, das aus<br />

Beverungen, Holzminden und<br />

Hameln nach Bremen verschifft<br />

wird. [13] Der Warenumschlaghafen<br />

in Hann. Münden wurde in den<br />

Verladung an der reaktivierten <strong>Weser</strong>umschlagstelle in<br />

Hann. Münden 2008<br />

<strong>Weser</strong>kai und Speicher in Holzminden<br />

1970er Jahren stillgelegt, das<br />

Bahn-anschlussgleis 1989<br />

abgebaut. Im Juni 2008 nahm die<br />

11


<strong>Weser</strong>umschlagstelle in Hann. Münden den Hafenbetrieb wieder auf. Seitdem erfolgt die<br />

Be- und Entladung schwerer Maschinenteile von Schwerlast-transporten auf Binnenschiffe<br />

und umgekehrt.<br />

<strong>Die</strong> Befahrung der Mittelweser zwischen Minden und Bremen ist Europaschiffen bis 85 m<br />

Länge und 11,45 m Breite und Schubverbänden von 91 m Länge und 8,25 m Breite<br />

erlaubt, wobei sie einen maximalen Tiefgang von 2,50 m nicht überschreiten dürfen. <strong>Die</strong>s<br />

entspricht der Wasserstraßenklasse IV mit Einschränkungen. Bis 2010 soll der<br />

<strong>Weser</strong>abschnitt von <strong>Weser</strong>-km 204,5 in Minden bis km 360,7 beim Fuldahafen Bremen auf<br />

Klasse Va, mit Einschränkungen, ausgebaut werden. Dann dürfen Großmotorgüterschiffe<br />

(GMS) bis 110 m Länge bei einer Beschränkung der Abladetiefe auf 2,50 m diesen<br />

Abschnitt befahren.<br />

<strong>Die</strong> Unterweser darf auch von Seeschiffen befahren werden, tidenunabhängig mit einem<br />

maximalen Tiefgang von 7,5 m im Abschnitt Bremen – Brake, 9 m zwischen Brake und<br />

Nordenham und 13,50 m auf der Strecke Nordenham – Bremerhaven. Hinzu kommt ein<br />

mittlerer Tidenhub von 3,96 m.<br />

Der 14,50-Meter-Ausbau der Außenweser ab Bremerhaven wurde 2003 fertiggestellt.<br />

Personenschifffahrt<br />

Mit dem Aufkommen der<br />

Dampfschifffahrt auf der<br />

<strong>Weser</strong> ab 1817<br />

übernahmen<br />

Personenschiffe den<br />

Transport von Reisenden.<br />

Lange Zeit war eine Reise<br />

mit dem Dampfschiff<br />

preiswerter als eine<br />

Bahnreise, so dass die<br />

Schiffe bis ins<br />

20.Jahrhundert hinein als<br />

tägliches Verkehrsmittel<br />

genutzt wurden. 1851 zum<br />

Das Ausflugsschiff „Oceana“ verkehrt zwischen Bremen und<br />

Bremerhaven.<br />

Beispiel bot die Oberweser Dampfschifffahrt eine tägliche Talfahrt von Hann. Münden<br />

nach Hameln an und wartete in Bad Karlshafen auf die Ankunft der Züge aus Kassel,<br />

Marburg und Eisenach. An vier Tagen in der Woche ging von Hameln aus die Fahrt weiter<br />

nach Minden und Bremen. An sieben weiteren Tagen im Monat waren die Schiffe der<br />

Oberweser Dampfschifffahrt für den Transport von Auswanderern reserviert, die von<br />

Bremen oder Bremerhaven aus die Reise in die USA und nach Kanada antraten. <strong>Die</strong><br />

gesamte Fahrzeit von Hann. Münden bis Bremen betrug drei Tage, die Weiterfahrt bis<br />

Nordamerika acht bis zehn Tage. Bekannt waren die Schaufelraddampfer „Kaiser<br />

Wilhelm“ (die heute noch als Museumsdampfer bei Lauenburg auf der Elbe fährt),<br />

„Kronprinz Wilhelm“ ex „Meißen“ (deren Reste im Deutschen Schifffahrtsmuseum in<br />

Bremerhaven zu sehen sind) und „Fürst Bismarck“ (deren Verbleib unbekannt ist).<br />

12


Auch in heutiger Zeit verkehren auf der gesamten <strong>Weser</strong> Personenschiffe, darüber hinaus<br />

auch auf der Fulda zwischen Hann. Münden und Kassel. Während die Schiffe auf der<br />

Fulda, Ober- und Unterweser zwischen April und Oktober im regelmäßigen Linienverkehr<br />

die Anliegergemeinden bedienen, verkehren im Sommerhalbjahr Personenschiffe auf der<br />

Mittelweser nur sehr unregelmäßig und bieten vorwiegend eher kurze Ausflugsfahrten an.<br />

An die Personenschiffe,<br />

die auf der Oberweser<br />

verkehren, werden<br />

aufgrund der geringen<br />

Wassertiefe besondere<br />

Anforderungen gestellt.<br />

So darf auf der Strecke<br />

Hann. Münden – Bad<br />

Karlshafen der Tiefgang<br />

45 cm nicht<br />

überschreiten, um auch<br />

bei niedrigem<br />

Wasserstand den<br />

Linienverkehr bedienen<br />

zu können. Zum Beispiel<br />

hat das 1993 in <strong>Die</strong>nst<br />

gestellte Fahrgastschiff<br />

Hessen der Linie 2000<br />

nur einen Tiefgang von<br />

30 cm und besitzt eine<br />

Fahrgastschiff „Hessen“ auf der Oberweser 2004<br />

nach beiden Seiten<br />

ausfahrbare Gangway. An den Anlegestellen, die keine Anlegebrücken mehr haben,<br />

ankert das Schiff in der Flussmitte, indem vier Stempel hydraulisch auf den Grund<br />

abgesenkt werden. Das derart aufgebockte Schiff verharrt unbeweglich im Wasser. Ein<br />

Anlegezwang gegen die Strömung entfällt somit, ebenso das Festmachen am Anleger.<br />

Wegen des geringen Tiefganges haben moderne Motorschiffe für die Oberweser vielfach<br />

keine herkömmlichen Propeller, sondern Antriebe, die aus dem der Raddampfer<br />

weiterentwickelt sind.<br />

Wasserstraßenkreuz Minden<br />

Mitellandkanal kreuzt <strong>Weser</strong><br />

Am Wasserstraßenkreuz Minden<br />

wird der Mittellandkanal nördlich<br />

von Minden seit 1914 in einer<br />

Trogbrücke über die <strong>Weser</strong><br />

geführt. <strong>Die</strong> Brücke wurde 1945<br />

durch deutsche Truppen zerstört<br />

und in den 1950er Jahren wieder<br />

aufgebaut. 1998 kam eine zweite<br />

Trogbrücke hinzu, um dem<br />

gestiegenen Schiffsverkehr und<br />

dem Ausbau des Kanals auf<br />

neue, größere Schiffsklassen<br />

Rechnung zu tragen. <strong>Die</strong> alte<br />

Brücke wird seitdem nur noch für<br />

die Sportschifffahrt benutzt. Drei<br />

Schleusen bilden zwei<br />

13


Verbindungen zwischen <strong>Weser</strong> und Mittellandkanal, es muss dabei eine Höhendifferenz<br />

von etwa 13,20 m überwunden werden. Das ist zum einen der Nordabstieg über die<br />

Schachtschleuse und zum anderen der Südabstieg über zwei Schleusen und dem auf<br />

halber Höhe liegenden Hafenbecken. Weiterhin gibt es am Wasserstraßenkreuz ein<br />

Pumpwerk, mit dem <strong>Weser</strong>wasser in den Kanal gepumpt wird, um dessen Wasserstand<br />

konstant zu halten.<br />

Durch das Wasserstraßenkreuz Minden erhält die <strong>Weser</strong>schifffahrt eine direkte<br />

Verbindung in Richtung Westen zum Rhein und dem Ruhrgebiet sowie der Ems und nach<br />

Osten zur Elbe und über das Wasserstraßenkreuz Magdeburg und den Elbe-Havel-Kanal<br />

weiter bis nach Berlin und zur Oder.<br />

Schleusen<br />

Ort, Bezeichnung Stromkilometer Nutzlänge Nutzbreite Hubhöhe Bemerkung<br />

Hameln,<br />

Schleppzugschleuse<br />

Schachtschleuse<br />

Minden<br />

<strong>Weser</strong>schleuse<br />

Minden<br />

134,8 222 m 11,25 m 3,17 m<br />

85 m 10,00 m max.<br />

13,2 m<br />

139 m 12,5 m 13,3 m<br />

<strong>Peter</strong>shagen 223,1 215 m 12,30 m 6,00 m<br />

Schlüsselburg 238,4 214 m 12,30 m 4,50 m<br />

Landesbergen 251,8 221 m 12,30 m 5,50 m<br />

Drakenburg<br />

(Schleusenkanal)<br />

Drakenburg, Prahmschleuse<br />

(Fluss)<br />

Dörverden,<br />

Schleppzugschleuse<br />

284,9 223 m 12,30 m 6,40 m<br />

277,7 33 m 6,60 m 6,40 m<br />

313,9 225 m 12,30 m 4,60 m<br />

Bedienung: Bedienpersonal<br />

vor Ort<br />

Bedienung:<br />

Anschluss an FBZ-<br />

Minden geplant<br />

im Bau,<br />

Fertigstellung<br />

geplant 2012<br />

Bedienung: FBZ<br />

Minden<br />

Bedienung: FBZ<br />

Minden<br />

Bedienung: FBZ<br />

Minden<br />

Bedienung: FBZ<br />

Minden<br />

Schleuse nur für<br />

WSA<br />

Nicht für GMS,<br />

14


Dörverden, Kleine<br />

Schleuse<br />

Dörverden,<br />

Prahmschleuse<br />

313,6 85 m 12,30 m 4,60 m Bedienung:<br />

Personal vor Ort<br />

308,8 28 m 6,50 m 4,60 m<br />

Langwedel 332,6 214 m 12,30 m 5,50 m<br />

Hemelingen 362,0 225 m 12,50 m<br />

Hemelingen,<br />

Sportbootschleuse<br />

362,0 25 m 6,50 m<br />

2,09–<br />

5,52 m<br />

2,09–<br />

5,52 m<br />

Schleuse nur für<br />

WSA<br />

Bedienung: Bedienpersonal<br />

vor Ort,<br />

Bedienung: Bedienpersonal<br />

vor Ort<br />

Bedienung: Bedienpersonal<br />

vor Ort<br />

Befeuerung der Unterweser<br />

<strong>Die</strong> ersten Leuchttonnen mit Gasfüllung wurden 1830 mit Hilfe des Tonnenlegers Barsen<br />

in der Außenweser eingebracht. 1853 wurde mit dem Bau des großen Leuchtturms an der<br />

Bremerhavener Columbuskaje nach den Plänen des Architekten Simon Loschen<br />

begonnen. Der neugotische Backsteinturm wurde 1855 fertiggestellt und diente bis 1986<br />

der Befeuerung der Unterweser. Seit 1984 steht er unter Denkmalschutz. 1855 bis 1856<br />

folgte der Bau des Leuchtturmes Hohe Weg.<br />

1874 wurden die ersten Feuerschiffe in der<br />

Außenweser ausgelegt. Der berühmte<br />

Leuchtturm Roter Sand in der Außenweser<br />

wurde 1885 in Betrieb genommen, 1887<br />

folgten die Leuchttürme auf dem Eversand.<br />

1907 wurde das Befeuerungssystem der<br />

Außenweser durch Auslegen des<br />

Feuerschiffes Norderney erweitert und eine<br />

erste Leuchtbake an der Robbenplate errichtet,<br />

die 1928 durch einen Leuchtturm ersetzt<br />

wurde. Es folgten die Leuchttürme Solthörn<br />

(1904) und Brinkamahof (1912).<br />

1953 begann man mit ersten<br />

Landradarversuchen an Elbe und <strong>Weser</strong>. 1964<br />

war der Leuchtturm Alte <strong>Weser</strong> fertiggestellt,<br />

und die letzte Besatzung verließ den<br />

Leuchtturm Roter Sand. Eine weitere<br />

Radarkette und der neue UKW-Betriebsfunk<br />

verbesserten ab 1965 die Sicherung der<br />

Schifffahrt bei unsichtigem Wetter.<br />

1966 ging der Leuchtturm Tegeler Plate in<br />

Betrieb und ersetzte das Feuerschiff Bremen.<br />

1966 auch erste Versuche mit der<br />

Großer Leuchtturm von 1854 in<br />

Bremerhaven<br />

Fernsteuerung im Seezeichenbetrieb. 1973 werden alle Besatzungen von den<br />

15


Leuchttürmen abgezogen wurden. Im folgenden Jahr begann man mit der Errichtung von<br />

Richtfeuerlinien an der Unterweser mit Ober- und Unterfeuer und ab 1975 -1981 zusätzlich<br />

mit dem Aufbau einer Radarkette zwischen Bremerhaven und Huntemündung<br />

In den Folgejahren wurden die Radarstationen an der Außenweser nach und nach gegen<br />

neuere Technik ausgetauscht oder an andere Standorte verlegt, ab 1989 die Radarkette<br />

Unterweser bis Bremen erweitert und dort eine weitere Radarzentrale errichtet.<br />

Brücken, Fähren und Tunnel<br />

Von der Quelle bis zur Mündung der<br />

<strong>Weser</strong> gibt es sehr viele Querungen,<br />

deren Aufzählung den aktuellen Rahmen<br />

sprengen würde. Deshalb hier nur ein<br />

paar grundsätzliche Fakten.<br />

<strong>Weser</strong>brücke in Hoya<br />

Im Tidenbereich der Unterweser wären<br />

Gierfähren durch die periodische<br />

Strömungsumkehr unpraktikabel. So gibt es dort<br />

nur Motorfähren. Viele Fährverbindungen haben<br />

eine lange Tradition.<br />

Einfahrt in den <strong>Weser</strong>tunnel Dedesdorf - Kleinensiel<br />

Gierseilfähre zwischen Veckerhagen und Hemeln<br />

Bei den Fähren an Ober- und Mittelweser<br />

handelt es sich überwiegend um<br />

Gierseilfähren.<br />

RoPax Fähre Nordenham zwischen Nordenham-Blexen und Bremerhaven.<br />

*****************<br />

Quelle: Internetrecherchen<br />

<strong>Die</strong>ser Artikel basiert zum Teil auf dem Artikel „<strong>Weser</strong>“ aus der freien<br />

Enzyklopädie Wikipedia und steht unter GNU-Lizenz für freie Dokumentation.<br />

In Wikipedia ist eine Liste der Autoren einsehbar. <strong>Peter</strong> <strong>Haas</strong> 2011<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!