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Was auch immer Sie vorhaben. - Schau Verlag Hamburg

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mehr als 400 Kilogramm Stahlverbr<strong>auch</strong><br />

auf jeden Bürger pro Jahr kommen, sind<br />

es in Indien gerade mal 50 Kilogramm.<br />

Da besteht ein riesiger Nachholbedarf –<br />

und das bei einem Markt von 1,2 Milliarden<br />

Menschen! Allein für die geplanten<br />

Milliardeninvestitionen in den Straßen-,<br />

Brücken- und Hausbau wird jede Menge<br />

Stahl benötigt.“ Robert Lenzen ergänzt:<br />

„Da die indischen Stahlproduzenten diesen<br />

Bedarf nicht allein decken können,<br />

muss weiter importiert werden – und da<br />

kommen wir ins Spiel.“ 2009, im bisher<br />

besten Jahr, verkaufte Salzgitter Mannesmann<br />

Pentasteel mit seinen zehn Mitarbeitern<br />

rund 320 000 Tonnen Stahl in<br />

Indien. Shah: „Den überwiegenden Teil<br />

haben wir aus Russland und china bezogen.“<br />

Neuerdings sind <strong>auch</strong> die zunehmend<br />

gefragten elektrobleche im Programm.<br />

etwa fünf Prozent des verkauften Stahls<br />

stammt aus Salzgitter-Produktion. Allein<br />

10 000 Tonnen liefert die Ilsenburger<br />

Grobblech GmbH als Kesselbleche. <strong>Sie</strong><br />

ist auf dem indischen Markt traditionell<br />

gut vertreten und veranstaltet regelmäßig<br />

Kunden- und Anwenderseminare. erst<br />

Anfang Februar waren die Ilsenburger<br />

zusammen mit Salzgitter Mannesmann<br />

International und Salzgitter Mannesmann<br />

Pentasteel in Mumbai und auf der Baumaschinenmesse<br />

(Bc India), einem Ableger<br />

der Münchner BAuMA, vertreten.<br />

einer der Kunden von Salzgitter in<br />

Mumbai ist die Raj engineering co., von<br />

der schon am Anfang dieser Reportage<br />

die Rede war. Dieses unternehmen steht<br />

nicht nur repräsentativ für den Aufbruch<br />

des Landes, sondern <strong>auch</strong> für die Mentalität<br />

seiner Kaufleute. Robert Lenzen:<br />

„Inder sind glänzende Händler, die grundsätzlich<br />

bis zur letzten Rupie feilschen.<br />

und es dauert lange, bis man den ersten<br />

Auftrag bekommt. Hat man aber erst einmal<br />

das Vertrauen gewonnen, dann sind<br />

indische Kunden sehr treu.“<br />

Private einladung am Abend. Rund<br />

200 deutsche Familien leben in Mumbai.<br />

Nach einem Gottesdienst, für den der<br />

deutsche Pastor aus Neu Delhi eingeflogen<br />

ist, hat ein <strong>Hamburg</strong>er Kaufmann<br />

auf seine Dachterrasse mit Blick auf das<br />

Taj Mahal Hotel eingeladen. Wie lebt es<br />

sich in einer Stadt, in der ein Großteil der<br />

Menschen in Slums wohnen müssen –<br />

und in der andererseits gerade das teuerste<br />

Privathaus der Welt für eine Milliarde<br />

uS-Dollar gebaut wurde? Robert Lenzen,<br />

der seit 2008 mit seiner Frau cathrin in<br />

Mumbai lebt, überlegt lange, bevor er<br />

antwortet: „Natürlich begleitet einen die<br />

Armut ständig. Aber trotzdem herrscht<br />

hier eine kolossale Aufbruchstimmung.<br />

Indien ist auf dem richtigen Weg.“<br />

Das Taj Mahal<br />

Hotel: Es dauerte<br />

fast zwei Jahre,<br />

bis es nach dem<br />

Terroranschlag<br />

von November<br />

2008 vollständig<br />

renoviert war<br />

Das Meer umschließt das Zentrum<br />

Mumbais von drei Seiten<br />

Guten Appetit: ein Lastwagen<br />

voller Bananen<br />

„Wir sind am Wachstum beteiligt“<br />

Interview mit Salzgitter-Handelsvorstand Heinz Groschke über die<br />

wirtschaftlichen Perspektiven Indiens<br />

stil Welche Rolle spielt<br />

Indien für Salzgitter Mannesmann<br />

International?<br />

h e i n z g ro s c h k e Salzgitter<br />

Mannesmann International<br />

ist seit vielen Jahren in Indien<br />

aktiv und mit einem<br />

Absatzvolumen von etwa<br />

einer halben Million Tonnen<br />

im Jahr gut etabliert.<br />

unsere Kunden nehmen an<br />

dem Wachstum in Indien<br />

teil, sodass <strong>auch</strong> unser<br />

Geschäfts volumen weiter<br />

wachsen wird. Hinzu kommen neue<br />

Bedürfnisse: Neben Investitionen in die<br />

Infrastruktur werden in Indien zunehmend<br />

stahl intensive Güter nachgefragt<br />

wie Autos, Häuser, Klimatisierungsgeräte.<br />

Dadurch entsteht ein zusätzlicher<br />

Bedarf, bei dessen Deckung wir unseren<br />

Beitrag leisten. Für diese Zielsetzung<br />

sind wir örtlich, organisatorisch und<br />

personell gut aufgestellt. Durch unser<br />

weltweites Netz im Trading sind wir<br />

darüber hinaus gut in der Lage, schnell<br />

und flexibel das zu liefern, was die indischen<br />

Kunden erwarten. Indien ist<br />

also schon seit vielen Jahren für uns<br />

sehr interessant und wird durch die<br />

weitere prognostizierte wirtschaftliche<br />

entwicklung ein noch wichtigerer<br />

Absatzmarkt für uns werden.<br />

stil Trauen <strong>Sie</strong> der indischen Volkswirtschaft<br />

eine ähnlich rasante Entwicklung<br />

zu wie der chinesischen?<br />

g ro s c h k e Zwischen Indien und china<br />

gibt es erhebliche Gemeinsamkeiten,<br />

aber <strong>auch</strong> gravierende unterschiede:<br />

Gemeinsam ist den Ländern, dass sie –<br />

schaut man zurück in der Geschichte –<br />

eine große Tradition als Handelsnationen<br />

haben, auf die sie heute zurückblicken.<br />

Gemeinsam ist darüber hinaus,<br />

dass beide Länder, im Vergleich zu<br />

westlichen Größenordnungen, eine<br />

unvorstellbar große Bevölkerung von<br />

jeweils deutlich mehr als eine Milliarde<br />

einwohnern haben. In beiden Ländern<br />

gibt es zudem breitflächig eine entwicklung<br />

der Basisindustrien und der<br />

Infrastruktur. Dies führt zu Arbeit<br />

und einkommen und das wiederum zu<br />

weiterer wirtschaftlicher entwicklung.<br />

Wegen der großen Masse, die zu bedienen<br />

ist, rechnen wir mit einer lang an-<br />

Heinz Groschke<br />

haltenden wirtschaftlichen<br />

Aufwärtsentwicklung, die –<br />

bei allem konjunkturellen<br />

Auf und Ab – die Weltwirtschaft<br />

über die nächsten<br />

Jahre hinaus stützen wird.<br />

unterschiede gibt es jedoch<br />

im Regierungssystem. Indien<br />

ist die weltgrößte Demokratie.<br />

entscheidungen beispielsweise<br />

für die errichtung eines<br />

neuen Stahlwerks oder<br />

einer Automobilfertigung<br />

dauern lang und sind unter<br />

anderem von Anwohnern gerichtlich<br />

überprüfbar. So erklärt sich <strong>auch</strong> die<br />

entwicklung der Stahlkapazität in Indien<br />

in den vergangenen Jahren auf ein<br />

Niveau von ca. 50 Millionen Tonnen je<br />

Jahr, während china bereits deutlich<br />

mehr als das Zehnfache herstellen kann.<br />

stil Wie hat sich die indische Stahlindustrie<br />

zuletzt entwickelt?<br />

g ro s c h k e Wie schon gesagt, hat sich<br />

die entwicklung der Stahlproduktion<br />

in Indien bislang in Grenzen gehalten –<br />

es wird bei der internationalen Verflechtung<br />

dieses Landes jedoch nicht zu<br />

einer nennenswerten Verlangsamung<br />

des Wirtschaftswachstums führen. Indien<br />

wird die Mengen, die es selbst nicht<br />

herstellt, importieren. Dabei werden<br />

wir eine nicht unerhebliche Hilfestellung<br />

leisten können.<br />

stil Welche Unterschiede sehen <strong>Sie</strong> zu<br />

den anderen Staaten in Asien? Welche<br />

Länder oder Regionen könnten eine<br />

ähnliche Entwicklung nehmen?<br />

g ro s c h k e In der Berichterstattung zu<br />

Indien und china werden die weiteren<br />

südostasiatischen Staaten nicht <strong>immer</strong><br />

ausreichend bewertet. So ist Indonesien<br />

ein schnell wachsendes Land mit zurzeit<br />

240 Millionen einwohnern, das aber<br />

noch sehr am Anfang einer entwicklung<br />

steht. Deutlich dynamischer erleben<br />

wir zum Beispiel Vietnam und Singapur.<br />

Diese Länder haben ein traditionell<br />

enges politisches und wirtschaftliches<br />

Verhältnis sowohl zu ihrem großen<br />

Nachbarn im Norden wie <strong>auch</strong> dem im<br />

Westen und partizipieren vom steigenden<br />

Lebensstandard in diesem großen<br />

Wirtschaftsraum. Auch hier werden wir<br />

durch unsere Gesellschaft in Singapur<br />

an dem Wachstum beteiligt sein.<br />

24 stil stil 25<br />

FoTo: SZAG

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