Mit einander - Pfarre Schwertberg
Mit einander - Pfarre Schwertberg
Mit einander - Pfarre Schwertberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hildegard Burjan:<br />
Wegbereiterin moderner Sozialarbeit<br />
Eine faszinierende Frau wurde vor Kurzem im<br />
Wiener Stephansdom selig gesprochen: Sie<br />
verband zupackendes Helfen mit politischem<br />
Engagement für die Ärmsten der Armen.<br />
Die junge, liberal erzogene Jüdin aus gutem<br />
Hause studierte und promovierte als eine der<br />
ersten Frauen, bevor sie schwer erkrankte<br />
und von Barmherzigen Schwestern mit<br />
großer Hingabe gesund gepflegt wurde. Diese Erfahrung<br />
veranlasste sie, zum katholischen Glauben zu konvertieren.<br />
Die inzwischen Verheiratete und Mutter eines Mädchens<br />
sah die katastrophalen Zustände, unter denen vor allem<br />
die Arbeiterinnen litten und gründete den „Verband der<br />
christlichen Heimarbeiterinnen“, den Verein „Soziale Hilfe“<br />
und die Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“, die sich<br />
auch heute noch karitativen Aufgaben und der Ausbildung<br />
von Sozialberufen widmet. Ein Heim für Mütter mit ledigen<br />
Kindern (brachte ihr von katholischer Seite heftige Kritik ein)<br />
und eine Ausgabestelle für kostenlose Kleidung wurden unter<br />
anderem von ihr ins Leben gerufen.<br />
Hildegard Burjan war klar, dass sich für die ausgebeuteten<br />
Frauen und Kinder langfristig nur durch politische Arbeit<br />
etwas ändern würde. So zog sie nach der Durchsetzung<br />
des Frauenwahlrechtes 1919 als eine der ersten weiblichen<br />
Abgeordneten in den Nationalrat. „Gleicher Lohn für gleiche<br />
Arbeit“ war schon damals eine ihrer wichtigsten Forderungen.<br />
Sie arbeitete auch gerne über Parteigrenzen hinweg mit<br />
den Sozialdemokratinnen. Der zu dieser Zeit zunehmende<br />
Antisemitismus war auch in ihrer Partei spürbar und war<br />
der Grund, das Parlament nach kurzer Zeit wiederum zu<br />
verlassen, um sich nur mehr den sozialen Aufgaben zu<br />
widmen. 1933 starb die Frauenrechtlerin und Pionierin für<br />
Sozialarbeit erst fünfzigjährig. So blieb ihr die Verfolgung<br />
durch die Nationalsozialisten (vor der sich ihr Gatte durch<br />
die Flucht nach Brasilien retten konnte) erspart.<br />
<strong>Mit</strong> der Seligsprechung werden das Leben und Werk dieser<br />
unerschrockenen Frau gewürdigt. Wir werden durch ihr<br />
Vorbild ermutigt, uns in Kirche und Politik für Gerechtigkeit<br />
und den Kampf gegen soziale Missstände einzusetzen.<br />
Gabi Lemoch<br />
53. Folge<br />
Die Matriken der <strong>Pfarre</strong> <strong>Schwertberg</strong><br />
1630<br />
Die Pfarrbücher der <strong>Pfarre</strong> befinden sich<br />
in sehr gutem Zustand. Doch ist die<br />
Schrift der Eintragungen zum Teil sehr<br />
verblasst und daher nur mit Mühe zu<br />
entziffern. Taufbücher gibt es seit 1630.<br />
Am Schluss des Bandes II findet sich das<br />
Verzeichnis der „Illegitima“ (uneheliche<br />
Kinder). Während in anderen <strong>Pfarre</strong>n diese<br />
Eintragungen die Form des damals üblich<br />
gewesenen Taufprotokolls haben, nahm<br />
man anscheinend die kaiserliche Verfügung<br />
allzu wörtlich: Das Verzeichnis enthält, ohne<br />
jede Beziehung auf Kind und Kindesmütter,<br />
nur die Namen der Väter! (Heider 1968)<br />
Die exponierte Stellung, die uneheliche<br />
Kinder innehatten, kommt auch in folgendem<br />
Beispiel recht deutlich zum Ausdruck:<br />
„Am 24. Tag Februaris 1634 dem Wildpfader<br />
sein Weib ein Khind tauft mit Namen<br />
Mathias, Patrinus (Pate) …. Mair, Binder allhier zu <strong>Schwertberg</strong> – ist aber für ein ledig<br />
Kind tauft wordn, denn sie hat schon halbe Zeit tragen, ehe die Hochzeit ist gwesen<br />
und einen Gulden Straff geben.“