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P R E S S E M I T T E I L U N G<br />
<strong>Norderstedt</strong>, 10.Dezember 2009<br />
Untersuchungen der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong> haben Spuren von<br />
Dimethylsulfamid im Grundwasser nachgewiesen.<br />
In den benachbarten Gemeinden Elmshorn und Pinneberg wurden im Rahmen regelmäßiger<br />
Untersuchungen erhöhte Konzentrationen Dimethylsulfamid (DMS) gefunden. DMS ist ein Abbauprodukt<br />
des Pflanzenschutzmittels Tolylfluanid, das im Freiland eingesetzt wurde und seit 2007 nicht mehr<br />
zugelassen ist.<br />
„Bei möglichen Verunreinigungen unseres Trinkwassers verstehen wir keinen Spaß“ sagt Axel Gengelbach,<br />
Werkleiter. „Daher haben wir nicht auf die nächste geplante Untersuchung gewartet, sondern sofort eine<br />
Untersuchung aller <strong>Norderstedt</strong>er Wasserwerke in Auftrag gegeben“. In den Wasserwerken Harksheide und<br />
Garstedt konnte kein DMS nachgewiesen werden.<br />
Im Wasserwerk Friedrichsgabe (versorgt den Norden <strong>Norderstedt</strong>s) wurde in zwei Brunnen eine<br />
Konzentration von 0,2 bzw. 0,5 µg/l im Rohwasser (vor anschließender Aufbereitung im Wasserwerk), bzw.<br />
0,38 µg/l im Reinwasser am Werksausgang gemessen. Dieser Wert liegt über dem bundesweit gültigen<br />
Grenzwert für Pflanzenschutzmittel (PSM) von 0,1 µg/l für Reinwasser. „Die Konzentration entspricht in etwa<br />
der Süße des Bodensees nach Zugabe eines Stückchens Würfelzucker, aber nicht unseren Vorstellungen von<br />
den Inhaltsstoffen des Trinkwassers“ so Gengelbach weiter.<br />
Die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung sind Vorsorgewerte; keine toxikologischen Grenzwerte. Das<br />
Umweltbundesamt stuft DMS toxikologisch mit einem Wert von bis 10 µg/l als gesundheitlich<br />
unbedenklichen Kurzzeitgrenzwert ein. Das Umweltbundesamt geht nach heutiger Erkenntnis davon aus,<br />
dass 1 µg/l die Orientierungsgröße für einen lebenslang duldbaren und gesundheitlich unbedenklichen Wert<br />
ist.<br />
Dennoch nehmen wir schon das Vorhandensein geringer Konzentrationen an Umwandlungsprodukten von<br />
Pflanzenschutzmitteln in unserem Rohwasser sehr ernst. Da das Pflanzenschutzmittel in Deutschland nicht<br />
mehr eingesetzt werden darf, besteht die Möglichkeit, dass die Belastung des Grundwassers wieder<br />
abnimmt.<br />
Bei Verwendung von Ozon zur Trinkwasserdesinfektion steht DMS im Verdacht, gesundheitsgefährdende<br />
Stoffe zu bilden. Die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong> setzen bei der Trinkwasseraufbereitung jedoch kein Ozon ein.<br />
In enger Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt und der Unteren Wasserbehörde wurde eine<br />
gedrosselte Förderung der betroffenen Brunnen festgelegt. Das Reinwasser des Werkausgangs bleibt damit<br />
innerhalb der aktuell geltenden Grenzwerte. Ein eigens für diesen Zweck konzipiertes Monitoringprogramm<br />
überwacht ab sofort die neue Betriebsweise.<br />
<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong><br />
Oliver Weiß<br />
Marketing / Unternehmenskommunikation<br />
Tel: 040 / 521 04 - 371<br />
Fax: 040 / 521 04 - 125<br />
Mobil: 0151 / 171 08 371<br />
E-Mail: oweiss@stadtwerke-norderstedt.de
Anhang zur Pressemitteilung vom 10. Dezember 2009<br />
Untersuchungen der <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong> haben Spuren von<br />
Dimethylsulfamid im Grundwasser nachgewiesen.<br />
Im Folgenden finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Trinkwasserqualität,<br />
Pflanzenschutzmittel und Grenzwertüberschreitung:<br />
1. Wie heißt das Pflanzenschutzmittel, dessen Rückstände nachgewiesen wurden<br />
Der Wirkstoff heißt Tolylfluanid und ist in folgenden Pflanzenschutzmitteln enthalten: Euparen MWG,<br />
Folicur EM, Monceren Plus, Melody Multi.<br />
2. Seit wann wurde dieses Mittel verwendet<br />
Seit über 20 Jahren.<br />
3. Darf es noch verwendet werden<br />
Nein, die Produkte dürfen seit dem 21. Februar 2007 deutschlandweit nicht mehr verwendet werden.<br />
4. Was ist ein Metabolit<br />
Ein Metabolit ist ein Abbauprodukt eines ursprünglichen Wirkstoffs. Im konkreten Fall ist der Metabolit<br />
das Dimethylsulfamid (DMS), das aus dem Wirkstoff Tolylfluanid entsteht.<br />
5. Wer hat diesen Stoff festgestellt<br />
Aufgrund von Grenzwertüberschreitungen in den umliegenden Gemeinden haben die <strong>Stadtwerke</strong><br />
<strong>Norderstedt</strong> außerhalb der Regelkontrollen eine Untersuchung der <strong>Norderstedt</strong>er Brunnen in Auftrag<br />
gegeben.<br />
6. Worin liegt die Gefahr dieses Metaboliten<br />
In vereinzelten Fällen, jedoch nicht durch die <strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong>, erfolgt eine Trinkwasserentkeimung<br />
mittels Ozonierung. Dabei können sich aus DMS so genannte Nitrosamine bilden. Die<br />
finden sich beispielsweise auch im Tabakrauch und stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Durch die<br />
bei der Ozonierung üblicherweise nachgeschalteten Filterstufen werden diese Nitrosamine wieder<br />
entfernt. Verbraucher, die Ozonanlagen in ihrer Hauswasserverteilung betreiben sollten diese<br />
vorsorglich außer Betrieb nehmen und sich zur Abstimmung der weiteren Vorgehensweise bei den<br />
<strong>Stadtwerke</strong>n melden.<br />
7. Kann dieser Stoff auch entstehen, wenn andere Desinfektionsverfahren (UV-Licht, Chlor)<br />
verwendet werden<br />
Nein<br />
<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong><br />
Oliver Weiß<br />
Marketing / Unternehmenskommunikation<br />
Tel: 040 / 521 04 - 371<br />
Fax: 040 / 521 04 - 125<br />
Mobil: 0151 / 171 08 371<br />
E-Mail: oweiss@stadtwerke-norderstedt.de
8. Warum darf Trinkwasser ausgegeben werden, das Grenzwerte überschreitet<br />
Bei den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung handelt es sich um Vorsorgegrenzwerte, nicht um<br />
toxikologische Grenzwerte. Der Vorsorgegrenzwert von 0,1μg /Liter für Pflanzenschutzmittel jeglicher<br />
Art soll sicherstellen, dass unabhängig davon, welcher Wirkstoff beziehungsweise welches<br />
Reaktionsprodukt aus dem großen Pool an Pflanzenschutzmittel in den Wasserkreislauf gerät, eine<br />
Gefährdung des Menschen beim Genuss von Trinkwasser ausgeschlossen werden kann. Wurde ein<br />
spezieller Stoff identifiziert, kann der Grenzwert für genau diesen Stoff anhand einer Einzelbetrachtung<br />
festgelegt werden. Darauf hin wird eine Ausnahmegenehmigung erteilt.<br />
9. Warum besteht keine Gefahr, auch wenn ein Grenzwert der Trinkwasserverordnung<br />
überschritten ist<br />
Dazu ein Beispiel: Tolylfluanid darf in importierten Lebensmitteln wie Gurken, Paprika oder Tomaten in<br />
Mengen von bis zu 5000 μg /kg vorkommen. Das entspricht etwa dem 50.000-fachen des Grenzwerts<br />
von Pflanzenschutzmittel im Wasser (Quelle: Regierungspräsidium Freiburg). Um die gleiche Menge von<br />
Rückständen aufzunehmen, die in einem Kilogramm Tomaten maximal enthalten sein darf, muss ein<br />
Mensch zum Vergleich ungefähr 20.000 Liter Wasser trinken. Das entspricht beim Genuss von zwei<br />
Litern Wasser pro Tag dem Trinkwasserbedarf von etwa 27 Jahren.<br />
10. Welchen speziellen Grenzwert empfehlen die Toxikologen des Umweltbundesamtes für<br />
Tolylfluanid<br />
Wegen der geringen Gefahr dieses Wirkstoffs für den Menschen sind die zulässigen Werte bei<br />
Lebensmitteln recht hoch. Bis zu Werten von 10 μg /l im Trinkwasser gibt es keine Bedenken.<br />
11. Wie hoch sind die Messwerte für Dimethylsulfamid (DMS) im <strong>Norderstedt</strong>er Wasser<br />
<strong>Norderstedt</strong> bezieht sein Trinkwasser aus den Wasserwerken Garstedt, Harksheide und Friedrichsgabe.<br />
In den Werken Garstedt und Harksheide wurden keine DMS - Rückstände gefunden. Im Wasserwerk<br />
Friedrichsgabe wurde in zwei von fünf Brunnen eine Konzentration von 0,2 bzw. 0,5 µg/l im<br />
Rohwasser gemessen.<br />
12. Welche Grundlagen dienen zur Festlegung der Grenzwerte<br />
Der Ausnahmegrenzwert ist laut Technologiezentrum Wasser definiert als die Menge eines Stoffes, die<br />
ein Mensch mit 75 kg Körpergewicht bei einem Verbrauch von 2 Litern Wasser pro Tag über einen<br />
Zeitraum von 75 Jahren gefahrlos zu sich nehmen kann.<br />
13. Muss bei der Zubereitung von Babynahrung etwas beachtet werden<br />
Nein, denn für Babynahrung gelten in diesem Fall die gleichen Grenzwerte für die gesundheitliche<br />
Unbedenklichkeit wie für Erwachsene.<br />
14. Warum gibt es für Grenzwerte keine bundeseinheitliche Richtlinie<br />
Die Trinkwasserverordnung gilt bundesweit, die Umsetzung ist Ländersache.<br />
15. Kann auf eine Versorgung aus anderen Quellen umgestellt werden<br />
Das Wasserwerk Friedrichsgabe wird über fünf Brunnen versorgt, von denen in drei keinerlei<br />
Rückstände nachgewiesen werden konnten. Die Förderung der beiden übrigen Brunnen wird<br />
zurückgefahren.<br />
<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong><br />
Oliver Weiß<br />
Marketing / Unternehmenskommunikation<br />
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Fax: 040 / 521 04 - 125<br />
Mobil: 0151 / 171 08 371<br />
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16. Wie lange wird es dauern, bis das Pflanzenschutzmittel soweit abgebaut ist, dass die<br />
Vorsorgegrenzwerte wieder eingehalten werden<br />
Hierzu lassen sich laut Technologiezentrum Wasser in Karlsruhe derzeit keine verlässlichen Angaben<br />
machen. Je nach örtlichen Gegebenheiten, erfolgt eine Abnahme aufgrund der Verdünnung.<br />
17. Was passiert, wenn akut gesundheitsgefährdende Stoffe ins Trinkwasser gelangen<br />
Je nach Umfang werden Maßnahmen ergriffen, wie beispielsweise die Spülung oder Desinfizierung<br />
einzelner Netzabschnitte, die Umstellung auf andere unbelastete Anlagen, der Notverbund mit<br />
angrenzenden Wasserversorgungen, Abkochgebote, der Aufbau von Ersatzversorgungen über<br />
fliegende Leitungen bis hin zur Einstellung der öffentlichen Versorgung und Aufbau einer mobilen<br />
Notversorgung mittels abgepackten Wassers, Flaschenwasser beziehungsweise Tankwagen.<br />
18. Wie schnell würde eine akute Trinkwasserverschmutzung festgestellt<br />
Entweder ereignisorientiert, zum Beispiel bei einem Ölunfall, durch Hinweise aus der Bevölkerung oder<br />
anhand der monatlich durchgeführten Beprobungen im Versorgungsgebiet.<br />
19. Wie würden in einem solchen Fall die Verbraucher informiert<br />
Die Information erfolgt in erster Linie über die Medien, also Rundfunk und Fernsehen, Internet und<br />
Tageszeitung. Weitere Maßnahmen sind beispielsweise Handzettel, Lautsprecherdurchsagen und<br />
Postwurfsendungen.<br />
<strong>Stadtwerke</strong> <strong>Norderstedt</strong><br />
Oliver Weiß<br />
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