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Gesellschaftstheorien Theorie des ... - Institut für Soziologie

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Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

<strong>Gesellschaftstheorien</strong><br />

<strong>Theorie</strong> <strong>des</strong> kommunikativen Handelns


Jürgen Habermas (1929 in Düsseldorf )<br />

I. Vita und ausgewählte Schriften<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Studium der Philosophie, Geschichte, Ökonomie,<br />

Psychologie und Literatur in Göttingen, Zürich und<br />

Bonn<br />

1955-1959 Forschungsassistent am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />

Sozialforschung in Frankfurt/M;<br />

Schüler von Horkheimer und Adorno<br />

1961 Habilitation in Marburg bei<br />

Wolfgang Abendroth<br />

(Habilitationsschrift:<br />

Strukturwandelbder Öffentlichkeit<br />

1962)


Jürgen Habermas (1929 in Düsseldorf )<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

1961-64 Professor <strong>für</strong> Philosophie in<br />

Heidelberg<br />

1964-71 Professor <strong>für</strong> Philosophie und<br />

<strong>Soziologie</strong> in Frankfurt/M.<br />

1971-83 Direktor <strong>des</strong> Max-Planck-<strong>Institut</strong>s<br />

<strong>für</strong> Erforschung der<br />

Lebensbedingungen der<br />

wissenschaftlich - technischen Welt<br />

in Starnberg<br />

1983-1993 Professor <strong>für</strong> Philosophie und<br />

<strong>Soziologie</strong> in Frankfurt/M


Jürgen Habermas (1929 in Düsseldorf )<br />

ausgewählte Schriften:<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Zur Logik der Sozialwissenschaften, 1970<br />

mit Niklas Luhman: Gesellschaftstheorie oder<br />

Sozialtechnologie, 1971<br />

Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, 1973<br />

<strong>Theorie</strong> <strong>des</strong> Kommunikativen Handelns, 1981<br />

Der philosophische Diskurs der Moderne, 1985<br />

Faktizität und Geltung, 1992<br />

Wahrheit und Rechtfertigung, 1999


Ziele <strong>des</strong> Habermasschen Ansatzes:<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Habermas verfolgt eine emanzipatorische Gesellschaftstheorie im Anschluß<br />

an die Kritische <strong>Theorie</strong> der Frankfurter Schule;<br />

Unterschiede zwischen Habermas und der Kritischen <strong>Theorie</strong>:<br />

a) Betonung der Differenz zwischen Systemintegration und Sozialintegration:<br />

Der Rationalitätsanspruch der Aufklärung<br />

verwirklicht sich nicht zwangsweise als instrumentelle Vernunft.<br />

b) Annahme der möglichen Durchsetzung verallgemeinerungsfähiger<br />

Interessen im kommunikativen Handeln (Diskurse).<br />

c) Versuch, Recht als Mittel der Durchsetzung von Diskursrationalität<br />

zu denken.


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Ausgangspunkte <strong>für</strong> die <strong>Theorie</strong> kommunikativen Handelns I:<br />

Zeitdiagnose der Legitimationsprobleme spätkapitalistischer Gesellschaft<br />

und ihre mögliche Lösung im gesellschaftlichen (herrschaftsfreien)<br />

Diskurs<br />

Historisch läßt sich zeigen, daß sich im Diskurs der Moderne verallgemeinerungsfähige<br />

Interessen teilweise durchsetzen können (z.B.: in<br />

der Umverteilung <strong>des</strong> Sozialprodukts durch den Wohlfahrtstaat),<br />

Wohlfahrtstaat als Legitimationsmechanismus <strong>des</strong> Spätkapitalismus<br />

vermittelt zwischen Wirtschaft und Bürgern.


Entstehungsort<br />

ökonomisches<br />

System<br />

politisches<br />

System<br />

soziokulturelles<br />

System<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Systemkrise<br />

ökonomische<br />

Krise<br />

Rationalitätskrise<br />

--<br />

Identitätskrise<br />

--<br />

Legitimationskrise<br />

Motivationskrise<br />

Legitimationsprobleme sind in Diskursen lösbar.<br />

Diskurse müssen unter Bedingungen geführt werden, die die Durchsetzung<br />

verallgemeinerungsfähiger Interessen erlauben (Herrschaftsfreiheit).


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Ausgangspunkte <strong>für</strong> die <strong>Theorie</strong> kommunikativen Handelns II:<br />

Liguistic turn in den Sozialwissenschaften:<br />

Gesellschaft untersuchbar als objektiver Zusammenhang von<br />

Sprache, Arbeit, und Herrschaft.<br />

Wenn Legitimationsprobleme <strong>des</strong> kapitalistischen Gesellschaft<br />

diskursiv zu behandeln sind, dann gewinnt die Untersuchung von<br />

Kommunikationsprozessen und sprachlichem Handeln zentrale<br />

Relevanz <strong>für</strong> die (kritische) Gesellschaftstheorie.


<strong>Theorie</strong> kommunikativen Handelns:<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

(stützt sich theoretisch vor allem auf: Marx und Nachfolger, Mead,<br />

Durkheim, Parsons, Max Weber, Schütz/Luckmann, Philosophy of<br />

Ordinary Language: Austin, Searle)<br />

2 Möglichkeiten der Begründung <strong>des</strong> Geltungsanspruchs von Handlungen:<br />

Differenz zwischen instrumentellem (erfolgsorientiertem) und kommunikativem<br />

(verständigungsgsorientiertem) Handeln/Sprechen.


Handlungssituationen<br />

Handlungsorientierung<br />

nicht-sozial<br />

sozial<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

erfolgsorientiert verständigungsorientiert<br />

instrumentelle<br />

Handeln<br />

strategisches<br />

Handeln<br />

Handlungstypen<br />

---<br />

kommunikatives<br />

Handeln


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Instrumentelles Handeln ist zweckorientiert, das Kriterium seiner<br />

Richtigkeit liegt in seinem äußeren Erfolg.<br />

Das Kriterium der Richtigkeit <strong>des</strong> kommunikativen Handelns liegt<br />

in diesem selbst (Argumente).<br />

Mit Hilfe <strong>des</strong> kommunikativen Handelns wären verallgemeinerungsfähige<br />

Normen gegen instrumentelle Zwänge durchsetzbar.


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Lebenswelt (sinnhafte Sozialwelt, Ort der Sozialintegration) als<br />

Korrelat kommunikativen Handelns<br />

Kommunikationen über Geltungsansprüche <strong>des</strong> Handelns nennt<br />

Habermas.<br />

In objektiven (kognitiven), normativen (handlungskoordinierenden)<br />

und expressiven (identitätsbildenden) Diskursen erfolgt Verständigung<br />

über 3 Weltbezüge (d.h. Reproduktionsmechanismen sozialer Realität):<br />

zur äußeren, sozialen und inneren Welt.


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Übersicht: Das universalpragmatische Sprachmodell (Habermas, 1984: 440)<br />

Realitätsbereiche<br />

(Weltbezug)<br />

äußere Natur<br />

Gesellschaft<br />

innere Natur<br />

Sprache<br />

Erscheinungsformen<br />

der Realitätsbezüge<br />

Objektivität<br />

Normativität<br />

Subjektivität<br />

Intersunjektivität<br />

Implizite<br />

Geltungsansprüche<br />

Wahrheit<br />

Richtigkeit<br />

Wahrhaftigkeit<br />

Verständlichkeit<br />

allgemeine<br />

Funktionen<br />

der Sprechhandlungen<br />

Darstellung von<br />

Sachverhalten<br />

Herstellung von<br />

interpersonalen<br />

Beziehungen<br />

Ausdruck von<br />

subjektiven<br />

Erlebnissen<br />

---


Den Weltbezügen entsprechen 3 Ebenen sozialer Realität:<br />

Kultur, Gesellschaft, soziale Person;<br />

Strukturelle<br />

Komponenten<br />

Reproduktionsprozesse<br />

kulturelle<br />

Reproduktion<br />

soziale<br />

Integration<br />

Sozialisation<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Kultur Gesellschaft Person<br />

Überlieferungen,<br />

Kritik, Erwerb<br />

von kulturellem<br />

Wissen<br />

Immunisierung<br />

eines Kernbestan<strong>des</strong><br />

von<br />

Wertorientierungen<br />

Enkulturation<br />

Erneuerung<br />

legitimationswirksamen<br />

Wissens<br />

Koordinierung von<br />

Handlungen über intersubjektiv<br />

anerkannte<br />

Geltungsan-sprüche<br />

Wertinternalisierung<br />

Reproduktion<br />

von Bildungswissen<br />

Reproduktion<br />

von Mustern<br />

sozialer<br />

Zugehörigkeit<br />

Identitätsbildung<br />

Diese Ebenen sind ursprünglich in der kommunikativ generierten Lebenswelt vereint .


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Ausdifferenzierung von Lebenswelt undSystem (System: Ort<br />

der funktionalen Systemintegration und der Entstehung instrumenteller<br />

Rationalität,);<br />

Im Prozeß der zunehmenden Ausdifferenzierung der Gesellschaft<br />

werden die Weltbezüge zunehmend institutionalisiert:<br />

kognitive Diskurse - Wissenschaft<br />

normative Diskurse - Recht<br />

sozialisierende Diskurse - Erziehungssysteme


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Es differenzieren sich Wirtschaft (Geld) und Politik (Macht) als<br />

Subsysteme aus.<br />

Eine Instrumentalisierung der Weltbezüge setzt ein.<br />

HandlungskoordinierungDifferenzierung<br />

und<br />

Integration von<br />

ähnlich strukturierten<br />

Einheiten<br />

unähnliche<br />

funktional<br />

spezifizierten<br />

Einheiten<br />

über Tausch Macht<br />

1.<br />

segmentäre<br />

Differenzierung<br />

4.<br />

Steuerungsmedium<br />

Lebenswelt und System werden getrennt.<br />

2.<br />

Stratifikation<br />

3.<br />

staatliche<br />

Organisation


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Kolonialisierung der Lebenswelt durch das System:<br />

Die Systemseite der Gesellschaft kann allerdings nicht auf ihre<br />

lebensweltliche Legitimation verzichten: daher Kolonialisierung<br />

der Lebenswelt durch das System.<br />

Dir Kritische <strong>Theorie</strong> will die „pathologische Verformung„ der<br />

Kommunikation durch diese „Kolonialisierung“ aufzeigen und<br />

beheben.


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Recht als Mittel der Diskursrationalität:<br />

Das Recht kann zum Durchsetzungsmittel sowohl partikulärer als auch<br />

verallgemeinerungsfähiger Interessen werden.<br />

Schritte einer vernünftigen Willensbildung mit Hilfe <strong>des</strong> Rechts:<br />

verfahrensregulierende Verhandlungen<br />

Pragmatische Diskurse<br />

moralische Diskurse<br />

ethisch-politische Diskurse<br />

juristische Diskurse<br />

pragmatischer Diskurs im Alltag: Man möchte Ziel X erreichen.<br />

Verfahrensregulierung: Wie sollen Diskurse reguliert werden, damit sie nicht<br />

instrumentalisierend wirken?<br />

juristischer Diskurs: Wie soll X rechtlich verankert werden, damit es im<br />

gemeinten Sinne verwirklicht wird?<br />

moralischer Diskurs: Kann der Wunsch, X zu erreichen, eine allgemeine Pflicht sein?<br />

ethisch-politischer Diskurs: Was werden die Folgen sein, wenn wir X erreicht haben?


Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Beispiel dikursgestützter moralischer Argumentation nach<br />

Habermas:<br />

pro und contra Genforschung:<br />

(Habermas: Die Zukunft der menschlichen Natur, 2001 )<br />

Genmanipulation auf Wunsch von Eltern würde technisch auch<br />

Eigenschaften (Identität) produzierten, die bisher durch Kommunikation<br />

erworben wurden und auch durch sie moralisch beeinflußbar<br />

sind. Dadurch würde das bisher als universell anzusehende kommunikative<br />

Prinzip sozialer Norm- und Identitätsbildung eingeschränkt<br />

bzw. aufgehoben. Die gesellschaftliche Grundlage möglicher<br />

rationaler Verständigung in bezug auf Normen wäre damit technologisch<br />

bedroht.


Bildquelle:<br />

Soziologische <strong>Theorie</strong>n der Gegenwart<br />

Habermas:<br />

http://www.infoamerica.org/teoria/imagenes/habermas.jpg

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