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interview: nina von har<strong>de</strong>nberg<br />
meinem Vater noch schlechter geht.<br />
jetzt um Ihr Kind, machen Karriere . . .<br />
„Das trifft vor allem<br />
die Frauen. Für die Frauen<br />
ist das eine massive<br />
Doppelbelastung – viele<br />
wer<strong>de</strong>n selbst<br />
krank aufgrund<br />
<strong>de</strong>r hohen Anfor<strong>de</strong>rungen.“<br />
Manuela Schwesig<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert 7,4–6,9;<br />
CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert 171–159.<br />
Familienministerin Manuela Schwesig. FOTO: S. T. KROEGER/LAIF<br />
wie<strong>de</strong>r alles bei <strong>de</strong>r Frau liegt.<br />
re, die nicht verheiratet sind.<br />
Familie unterstützt wird.<br />
Ist das eine Regel für Besserverdiener<br />
Darlehen geeinigt.<br />
stellen<br />
von daniel brössler<br />
Nach stun<strong>de</strong>nlanger Warterei doch noch an einem Tisch: Wladimir Putin und Angela Merkel.<br />
fe <strong>de</strong>utscher und französischer Drohnen ko verkün<strong>de</strong>n.<br />
Als <strong>de</strong>r russische Präsi<strong>de</strong>nt nur wenige<br />
Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Treffen mit Merkel<br />
und einer nächtlichen Visite bei seinem<br />
Freund Silvio Berlusconi um acht Uhr in<br />
<strong>de</strong>r prächtigen Präfektur von Mailand <strong>de</strong>n<br />
Mächtigen Europas sowie <strong>de</strong>m Ukrainer<br />
Poroschenko gegenübersitzt, geht es wie<strong>de</strong>r<br />
um die Minsker Vereinbarung und wie<br />
sie befolgt wer<strong>de</strong>n kann. Von einem<br />
„Schritt vorwärts“ spricht <strong>de</strong>r italienische<br />
Gastgeber Matteo Renzi im Anschluss.<br />
Doch das ist Zweckoptimismus. Bei <strong>de</strong>r Begegnung,<br />
an <strong>de</strong>r auch Frankreichs Präsi<strong>de</strong>nt<br />
François Hollan<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r britische<br />
Premierminister David Cameron teilnehmen,<br />
gibt es eben keine nennenswerten<br />
Fortschritte. Am Freitagabend sitzen Putin<br />
und Poroschenko dann noch zu einem<br />
bilateralen Gespräch zusammen, um über<br />
<strong>de</strong>n Konflikt zu beraten.<br />
Sie könne „keinerlei Durchbruch bis<br />
jetzt erkennen“, hatte Merkel vor <strong>de</strong>r Presse<br />
zuvor zugegeben, lediglich „in einigen<br />
Detailfragen durchaus Annäherungen“.<br />
Die zentrale Frage aber sei, „ob die territoriale<br />
Integrität <strong>de</strong>r Ukraine wirklich geachtet<br />
wird“.<br />
FOTO: JESCO DENZEL/DPA<br />
Ausbildungsmission, mit <strong>de</strong>r man <strong>de</strong>n<br />
be große Zweifel, ob es zu einem Drohneneinsatz<br />
kommt“, sagte er im Deutschland-<br />
Ministerin auch eine potenzielle Mission funk.<br />
uns hinters Licht geführt.“<br />
„Für mich ist offensichtlich,<br />
dass von <strong>de</strong>r OSZE<br />
nie Bun<strong>de</strong>swehr-Personal<br />
angefragt war.<br />
Wir Parlamentarier fühlen<br />
uns hinters Licht geführt.“<br />
Katja Keul, Die Grünen<br />
christoph hickmann<br />
Son<strong>de</strong>rwerbeformen<br />
Aus Handwerk wird Mehrwert<br />
Die Süd<strong>de</strong>utsche <strong>Zeitung</strong> gibt ihren Lesern ein Qualitätsversprechen, das von einer preisgekrönten Redaktion eingelöst wird, und ist als<br />
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6 POLITIK HBG Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2014, Nr. 240 DEFGH DEFGH Nr. 240, Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2014 HBG POLITIK 7<br />
„Ich möchte für<br />
meine Eltern da sein“<br />
Familienministerin Manuela Schwesig<br />
will die Altenpflege durch Angehörige<br />
erleichtern – auch finanziell<br />
Kleine Kin<strong>de</strong>r, stressiger Job, und dann wird<br />
auch noch die Mutter krank. Für viele Menschen<br />
ist die Pflege ihrer Angehörigen kaum<br />
zu stemmen. Die Regierung will nun <strong>de</strong>n Familien<br />
helfen, Pflege und Beruf besser zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Bun<strong>de</strong>sfamilienministerin Manuela<br />
Schwesig (SPD) über die Än<strong>de</strong>rungen – und<br />
die Lasten für die „Sandwich-Generation“.<br />
SZ: Frau Schwesig, wie geht es Ihren<br />
Eltern<br />
Schwesig: Meine Eltern sind einerseits<br />
noch jung, meine Mutter 60, mein Vater<br />
62 Jahre alt. Allerdings kann mein Vater,<br />
<strong>de</strong>r viele Jahre schwer auf Baustellen gearbeitet<br />
hat, kaum noch laufen. Da fragen<br />
wir uns schon, wie geht es weiter, wenn es<br />
Käme es für Sie infrage, Ihre Eltern eines<br />
Tages zu pflegen<br />
Ich möchte für meine Eltern da sein, erst<br />
recht, wenn es schwierig wird. Es geht da ja<br />
nicht nur um die medizinische Pflege, son<strong>de</strong>rn<br />
auch um die Sorgearbeit. Dass man<br />
Zeit miteinan<strong>de</strong>r verbringt. Ich fin<strong>de</strong>, ein<br />
Mix aus privater Pflege und professionellen<br />
Angeboten wie Tagespflege und ambulanten<br />
Pflegediensten wäre das Richtige.<br />
Sie sind eine typische Vertreterin <strong>de</strong>r<br />
Sandwich-Generation. Kümmern sich<br />
. . . und in Gedanken ist man schon bei <strong>de</strong>n<br />
Eltern!<br />
Spüren Sie diesen Druck von bei<strong>de</strong>n Seiten<br />
Ich erlebe persönlich, was die Sandwich-<br />
Generation erlebt. Dass man sich Kin<strong>de</strong>r<br />
wünscht, dass bei<strong>de</strong> Partner im Beruf gefor<strong>de</strong>rt<br />
sind, und sich aber gleichzeitig die<br />
Frage stellt, wie man sich um seine Eltern<br />
kümmern kann. Das trifft vor allem die<br />
Frauen. Mein Mann und ich teilen uns die<br />
Erziehung unseres Sohnes, schmeißen zusammen<br />
<strong>de</strong>n Haushalt. Er ist <strong>de</strong>rjenige,<br />
<strong>de</strong>r die Arbeit<strong>sz</strong>eit reduziert hat, damit ich<br />
das Ministeramt ausfüllen kann. Das ist<br />
nicht überall so üblich. Meist sind es die<br />
Frauen, die das bewältigen müssen. Für<br />
die Frauen ist das eine massive Doppelbelastung<br />
– viele wer<strong>de</strong>n selbst krank aufgrund<br />
<strong>de</strong>r hohen Anfor<strong>de</strong>rungen. Die Frauen<br />
und Männer <strong>de</strong>r Sandwich-Generation<br />
sind Leistungsträger in unserer Gesellschaft,<br />
zahlen Steuern und leisten Sozialabgaben.<br />
Darum ist es wichtig, dass wir uns<br />
Gedanken machen, wie wir auch diese Generation<br />
entlasten können.<br />
Mit einer Au<strong>sz</strong>eit vom Job. Ist das <strong>de</strong>nn<br />
<strong>de</strong>r richtige Weg Immer weniger Menschen<br />
können und wollen selbst ihre Eltern<br />
pflegen. Braucht es nicht eher Angebote,<br />
damit ich weiter arbeiten und trotz<strong>de</strong>m<br />
für meine Eltern da sein kann<br />
Wir brauchen bei<strong>de</strong>s. Mit <strong>de</strong>r Pflegereform<br />
wird ja gera<strong>de</strong> das Angebot von Kurzzeitpflege<br />
und Tagespflege ausgebaut.<br />
Das ist die Möglichkeit, dass die Eltern für<br />
eine Zeit in einer Einrichtung betreut wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn man berufstätig ist. Die Familien<br />
brauchen aber noch weitere Unterstützung.<br />
Stellen Sie sich vor, <strong>de</strong>r Vater hat eifrage.<br />
Wir lassen die Familie nicht alleine.<br />
mern. Das ist für mich eine Gerechtigkeitsnen<br />
Schlaganfall. Die Familie steht plötzlich<br />
vor <strong>de</strong>r Frage: was nun Künftig bechen<br />
auch, dass Arbeitnehmer über zwei<br />
Das ist sicher hilfreich. Aber Sie ermöglisteht<br />
für die Angehörigen die Möglichkeit, Jahre ihre Arbeit auf 15 Stun<strong>de</strong>n reduzieren<br />
und später wie<strong>de</strong>r aufstocken dürfen.<br />
bis zu zehn Tage aus <strong>de</strong>m Job au<strong>sz</strong>usteigen,<br />
um akut eine Lösung zu fin<strong>de</strong>n. Neu Ist das <strong>de</strong>r richtige Anreiz Wer Angehörige<br />
pflegt, wird häufiger krank und hat ein<br />
ist, dass diese zehn Tage finanziell unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n. Das ermöglicht allen – unabhängig<br />
vom Einkommen – sich zu küm-<br />
Sinn und Zweck ist ja nicht, dass einer<br />
erhöhtes Armutsrisiko.<br />
über<br />
Realität.<br />
Nicht Vision.<br />
Zehn Tage zur Pflege<br />
Der Bun<strong>de</strong>stag hat am Freitag die erste<br />
Stufe <strong>de</strong>r Pflegereform beschlossen,<br />
die Anfang 2015 wirksam wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Darin sind höhere Leistungen vorgesehen:<br />
Sie steigen generell um vier<br />
Prozent, was zum Beispiel in vollstationärer<br />
Pflege bei Stufe eins 1064 Euro<br />
bringt. Das sind 41 Euro mehr. Um die<br />
zusätzlichen Ausgaben zu finanzieren<br />
steigt <strong>de</strong>r Beitragssatz von 2,05 Prozent<br />
(Kin<strong>de</strong>rlose: 2,3) um 0,3 Punkte.<br />
Demenzkranke erhalten erstmals Zugang<br />
zu allen ambulanten Leistungen.<br />
Künftig zahlt die Pflegeversicherung<br />
zu<strong>de</strong>m einen Lohnersatz für zehn<br />
Tage Freistellung vom Beruf für Pflege.<br />
Zu Hause Gepflegte sollen leichter<br />
vorübergehend in einem Heim untergebracht<br />
o<strong>de</strong>r von ambulanten Diensten<br />
betreut wer<strong>de</strong>n können. Tagesund<br />
Nachtpflege kann ungekürzt neben<br />
Geld- und Sachleistungen beansprucht<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Anspruch auf Betreuung<br />
durch Helfer in <strong>de</strong>r ambulanten<br />
Pflege wird ausgeweitet. Bis zu<br />
40 Prozent <strong>de</strong>r ambulanten Pflegesachleistung<br />
können künftig dafür eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Zahl zusätzlicher<br />
Betreuungskräfte in Heimen soll von<br />
25 000 auf bis zu 45 000 steigen. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollen die Zuschüsse für behin<strong>de</strong>rtengerechte<br />
Umbauten zum Beispiel<br />
im Bad von bisher 2557 auf bis zu<br />
4000 Euro pro Maßnahme steigen. Bei<br />
mehreren Betroffenen unter einem<br />
Dach können 16 000 Euro fließen.<br />
Im Jahr 2015 startet zu<strong>de</strong>m ein Vorsorge-Fonds<br />
bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sbank, gut<br />
1,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro im Jahr fließen hinein.<br />
Vom Jahr 2035 an sollen damit die<br />
Beiträge stabilisiert wer<strong>de</strong>n, wenn die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Betroffenen stark steigt. <strong>sz</strong><br />
Jahre hun<strong>de</strong>rt Prozent aussteigt. Weil das Das kommt drauf an. Die Pflege kann<br />
eben be<strong>de</strong>utet, raus aus <strong>de</strong>m Job, weniger auch mal sieben o<strong>de</strong>r acht Jahre dauern.<br />
Geld, weniger Rente. Die Unternehmen Durchschnittlich sind Menschen etwa<br />
verlieren ihre Fachkräfte. Es geht darum, 3,5 Jahre pflegebedürftig. Die Rückkehrgarantie<br />
in <strong>de</strong>n Job gilt für zwei Jahre, sie soll<br />
die überschaubaren Au<strong>sz</strong>eiten zu unterstützen.<br />
Denn auf ein Arbeitsleben gerechnet<br />
sind es doch nur kurze Zeiten, die man dass sich mehrere Familienmitglie<strong>de</strong>r die<br />
eine Unterstützung sein. Es ist möglich,<br />
mal mehr für seine Kin<strong>de</strong>r braucht o<strong>de</strong>r Pflege teilen: dass ich als Tochter die Familienpflegezeit<br />
in Anspruch nehme, und da-<br />
eben, um die Pflege <strong>de</strong>r Eltern zu begleiten<br />
o<strong>de</strong>r zu organisieren . . .<br />
nach mein Bru<strong>de</strong>r. Auch, um längere Pflegephasen<br />
abzu<strong>de</strong>cken, um für <strong>de</strong>n Angehörigen<br />
da zu sein. Das ist die Antwort für die<br />
Frauen. Es kann nicht sein, dass die Tochter<br />
alleine sieben Jahre pflegt und damit<br />
Schöne I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong> facto sind es aber meistens<br />
die Frauen, die pflegen.<br />
Das Gesetz zielt je<strong>de</strong>nfalls darauf ab, dass<br />
mehrere Angehörige sich gemeinsam kümmern.<br />
Das müssen nicht nur die Kin<strong>de</strong>r<br />
sein. Der Angehörigenbegriff ist weit – wir<br />
haben nun weitere Lücken geschlossen:<br />
Künftig ist es möglich, eine Pflegeau<strong>sz</strong>eit<br />
zu nehmen, wenn <strong>de</strong>r Stiefvater o<strong>de</strong>r die<br />
Stiefmutter, Schwager o<strong>de</strong>r Schwägerin<br />
pflegebedürftig sind. Und: Die neuen Regelungen<br />
gelten auch für homosexuelle Paa-<br />
Ist es <strong>de</strong>nn überhaupt noch zeitgemäß,<br />
die Pflege so stark auf Angehörigen abzula<strong>de</strong>n<br />
O<strong>de</strong>r ist es vor allem billig für die<br />
Pflegeversicherung Die Kassen haben ja<br />
<strong>de</strong>utlich geringere Kosten, wenn die Familie<br />
einspringt.<br />
Der Wunsch vieler Menschen ist es, möglichst<br />
lange in <strong>de</strong>n eigenen vier Wän<strong>de</strong>n zu<br />
bleiben. Ich fin<strong>de</strong> es <strong>de</strong>shalb wichtig, dass<br />
professionelle Pflege und Pflege durch die<br />
Wem das Geld in <strong>de</strong>r Pflegezeit knapp<br />
wird, <strong>de</strong>r soll künftig ein zinsloses Darlehen<br />
beantragen können. Aber auch das<br />
muss man ja später wie<strong>de</strong>r zurückzahlen.<br />
Nein, das Darlehen soll helfen, <strong>de</strong>n Verdienstausfall<br />
abzupuffern. Das nutzt gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>nen, die sich einen kompletten Verdienstausfall<br />
nicht leisten können. Und für<br />
die Pflegen<strong>de</strong>n kann es in dieser Zeit ja<br />
auch Pflegegeld geben.<br />
Haben Sie schon mal über eine Art Elterngeld<br />
für die Pflege nachgedacht, also einen<br />
Verdienstausgleich für eine längere<br />
Zeit<br />
Ja. Die SPD hatte das in <strong>de</strong>n Koalitionsverhandlungen<br />
vorgeschlagen. Aber das war<br />
nicht durchsetzbar. Wir haben uns dann<br />
mit <strong>de</strong>r Union auf <strong>de</strong>n Lohnersatz und das<br />
Und künftig Könnten Sie sich einen Lohnausgleich<br />
für pflegen<strong>de</strong> Angehörige vor-<br />
Mir liegt als Ministerin erst mal am Herzen,<br />
dass dieses Gesetz ankommt. Dann<br />
schauen wir uns an, wie es weiterentwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Wichtig ist, dass wir<br />
endlich anfangen, die Familien besser zu<br />
unterstützen.<br />
Zwei Welten, keine Einsicht<br />
In Mailand re<strong>de</strong>n Russlands Präsi<strong>de</strong>nt Putin und Europas Führung zwar gemeinsam über die Ukraine,<br />
aber zumeist aneinan<strong>de</strong>r vorbei. Der Kremlchef zeigt sich zu echten Zugeständnissen nicht bereit<br />
Mailand – Es ist kurz nach elf Uhr abends,<br />
als Wladimir Putin es schließlich doch<br />
noch einrichten kann. Vier Stun<strong>de</strong>n später<br />
als geplant beginnt im Mailän<strong>de</strong>r Hotel<br />
Park Hyatt das Gespräch von Kremlchef<br />
zu Kanzlerin. Nicht zum ersten Mal muss<br />
Angela Merkel auf <strong>de</strong>n russischen Präsi<strong>de</strong>nten<br />
warten. Aufschlussreich ist die Verspätung<br />
trotz<strong>de</strong>m. Während Putin sich<br />
erst Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Zeit von <strong>de</strong>n serbischen<br />
Freun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r 70-Jahr-Feier <strong>de</strong>s<br />
sowjetischen Sieges in Belgrad trennen<br />
mag, wartet Europa, ob es in Mailand<br />
einen Durchbruch o<strong>de</strong>r doch wenigstens<br />
einen Schritt in Richtung Frie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Ukraine geben kann. Der Europa-Asien-<br />
Gipfel bietet <strong>de</strong>n Rahmen, <strong>de</strong>r dafür gefüllt<br />
wer<strong>de</strong>n müsste. Als Putin während<br />
<strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> von EU-Ratspräsi<strong>de</strong>nt Herman<br />
Van Rompuy vom Flughafen kommend<br />
ins Gala-Aben<strong>de</strong>ssen platzt, wissen aber<br />
alle: Der Mann hat es nicht eilig.<br />
Unter diesem Vorzeichen steht dann<br />
auch das Treffen mit Merkel. Sie will Zusagen,<br />
er weicht aus. Im Kern geht es darum,<br />
ob die Ukraine, von <strong>de</strong>r Krim abgesehen,<br />
in ihren Grenzen bestehen bleiben wird.<br />
Der im September in Minsk ausgehan<strong>de</strong>lte<br />
Waffenstillstand ist keiner, und von <strong>de</strong>n<br />
Separatisten in <strong>de</strong>n von ihnen kontrollierten<br />
Gebieten für November angesetzte Lo-<br />
haben“, wird Merkel später sagen. Immer<br />
tes sehr unterschiedliche Auffassungen<br />
kalwahlen könnten die Teilung zementieren.<br />
Das wollen Merkel und die an<strong>de</strong>ren stellung, die er bereits in russische Ge-<br />
wie<strong>de</strong>r rezitiert Putin in Mailand jene Dar-<br />
Europäer verhin<strong>de</strong>rn. Als Minimalziel <strong>de</strong>s schichtsbücher hat schreiben lassen: Im<br />
Gipfels von Mailand haben sie sich ein Entgegenkommen<br />
Putins in diesem Punkt ge-<br />
stattgefun<strong>de</strong>n. Darin, nicht in Russland,<br />
Februar habe in Kiew ein Staatsstreich<br />
setzt: Die Wahlen sollen nach „ukrainischem<br />
Recht“ stattfin<strong>de</strong>n. Das wäre ein Vor <strong>de</strong>m Treffen mit Putin hat Merkel<br />
sei die Ursache allen Übels zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Zeichen, dass aus <strong>de</strong>n Gebieten Donezk mit <strong>de</strong>m ukrainischen Präsi<strong>de</strong>nten Petro<br />
und Luhansk kein neues Transnistrien Poroschenko gesprochen. Von ihm hat sie<br />
wird. Diese Region, die sich mit russischer gehört, was sie ohnehin weiß: Das Abkommen<br />
von Minsk wird nicht umgesetzt. Ins-<br />
Rücken<strong>de</strong>ckung faktisch von <strong>de</strong>r Republik<br />
Moldau abgespalten hat, ist zur beson<strong>de</strong>re gelingt es nicht, entlang <strong>de</strong>r vereinbarten<br />
Waffenstillstandslinie für Ruhe<br />
Chiffre gewor<strong>de</strong>n für das, was ein „eingefrorener<br />
Konflikt“ genannt wird – ein Konflikt,<br />
in <strong>de</strong>m zwar nicht mehr geschossen gen, die sie verlassen müssten. Die ukraini-<br />
zu sorgen. Die Separatisten halten Stellun-<br />
wird, <strong>de</strong>r aber auch nicht zu lösen ist. sche Armee ist <strong>de</strong>shalb nicht bereit, <strong>de</strong>n<br />
Beim Gespräch im Park Hyatt versichert<br />
Putin einmal mehr, dass er das nicht gebnis sind Tote, je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue.<br />
Flughafen von Donezk aufzugeben. Das Er-<br />
wolle und dass er die territoriale Unversehrtheit<br />
<strong>de</strong>r Ukraine achte – womit er frei-<br />
dass er auf die Separatisten am Ort keinen<br />
Putin zieht sich gerne darauf zurück,<br />
lich nicht die Krim meint. Zweieinhalb Einfluss habe. In einer Detailfrage aber<br />
Stun<strong>de</strong>n dauert das Gespräch mit Merkel. <strong>de</strong>utet er Entgegenkommen an – beim Vorhaben<br />
<strong>de</strong>r Organisation für Sicherheit und<br />
Zweieinhalb Stun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>r einmal<br />
Welten aufeinan<strong>de</strong>rtreffen. „Es ist so, Zusammenarbeit in Europa (OSZE), mithil-<br />
dass wir über die Historie dieses Konflik-<br />
die Waffenruhe zu überwachen. „Hier hat<br />
Russland eine Offenheit gezeigt und ist gegebenenfalls<br />
auch bereit, sich an solchen<br />
Missionen zu beteiligen“, wird Merkel berichten.<br />
Soll heißen, dass auch Russland<br />
<strong>de</strong>r OSZE Drohnen zur Verfügung stellen<br />
könnte. Dann müsste es allerdings auch<br />
akzeptieren, dass die Hoheit über die gewonnenen<br />
Daten bei <strong>de</strong>r OSZE liegt.<br />
Wirklich wichtig ist Putin in Mailand<br />
offenkundig ein an<strong>de</strong>rer Punkt. Ausführlich<br />
legt er, sogar mithilfe von Stift und<br />
Papier, Merkel die Gefahren für die Gasversorgung<br />
Europas im Winter dar, warnt davor,<br />
dass die Ukraine Transitgas anzapfen<br />
wer<strong>de</strong>. Man wer<strong>de</strong>, das hatte Putin auch<br />
schon in Belgrad gesagt, „wie 2009 die Gaslieferungen<br />
konsequent um die jeweils gestohlene<br />
Menge kürzen“. Am Ran<strong>de</strong> wird<br />
in Mailand von Experten auch über die<br />
Gasfrage gere<strong>de</strong>t, die am kommen<strong>de</strong>n<br />
Dienstag Gegenstand einer neuerlichen<br />
Verhandlungsrun<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> von<br />
EU-Energiekommissar Günther Oettinger<br />
ist. „Gewisse Fortschritte“ wird schließlich<br />
<strong>de</strong>r ukrainische Staatschef Poroschen-<br />
Zurück<br />
auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n<br />
Vieles spricht gegen <strong>de</strong>utschen Drohneneinsatz in <strong>de</strong>r Ukraine<br />
Berlin – Immer mehr Schwierigkeiten<br />
sprechen gegen einen möglichen Einsatz<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr im Osten <strong>de</strong>r Ukraine. Sowohl<br />
technische Probleme als auch rechtliche<br />
Be<strong>de</strong>nken machen es fraglich, ob <strong>de</strong>utsche<br />
Soldaten sich daran beteiligen können,<br />
die Grenze zu Russland mit Drohnen<br />
zu überwachen. Deutschland und Frankreich<br />
hatten <strong>de</strong>r Organisation für Sicherheit<br />
und Zusammenarbeit in Europa<br />
(OSZE) einen solchen Einsatz angeboten.<br />
Die Absicht, zum Schutz <strong>de</strong>r Mission bewaffnete<br />
Soldaten einzusetzen, wird bei<br />
<strong>de</strong>r OSZE jedoch äußerst kritisch gesehen.<br />
Hinzu kommen weitere Probleme.<br />
So gibt es in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung offenbar<br />
Zweifel, ob sich ein solcher Einsatz<br />
überhaupt mit <strong>de</strong>m Grundgesetz vereinbaren<br />
ließe. In einem internen Dokument<br />
aus <strong>de</strong>r Abteilung Strategie und Einsatz<br />
<strong>de</strong>s Verteidigungsministeriums, das <strong>de</strong>r<br />
Süd<strong>de</strong>utschen <strong>Zeitung</strong> vorliegt, heißt es dazu:<br />
„Angesichts <strong>de</strong>r Sicherheitslage ist<br />
von <strong>de</strong>m Erfor<strong>de</strong>rnis einer Mandatierung<br />
durch <strong>de</strong>n Deutschen Bun<strong>de</strong>stag bei einer<br />
Unterstützung mit bewaffneten <strong>de</strong>utschen<br />
Kräften au<strong>sz</strong>ugehen.“ Dabei stelle<br />
sich „neben <strong>de</strong>r formalen Frage <strong>de</strong>r Mandatierung“<br />
die Frage „<strong>de</strong>r materiellen verfassungsrechtlichen<br />
Grundlage <strong>de</strong>s Tätigwer<strong>de</strong>ns<br />
<strong>de</strong>r Streitkräfte“, heißt es in <strong>de</strong>m<br />
Dokument. Was das be<strong>de</strong>utet, wird im<br />
nächsten Satz ausgeführt: „Hierzu müsste<br />
das bisherige Verfassungsverständnis<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung weiterentwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n“ – was einerseits „gut begründbar“<br />
sei, an<strong>de</strong>rerseits aber „ein verfassungsrechtliches<br />
Risiko aufwirft“.<br />
Hintergrund <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>nken ist die<br />
Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts,<br />
nach <strong>de</strong>r Auslandseinsätze <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>swehr nur möglich sind, wenn sich<br />
die Bun<strong>de</strong>srepublik, wie vom Grundgesetz<br />
vorgesehen, in ein „System gegenseitiger<br />
kollektiver Sicherheit“ einordnet.<br />
Rechtlich ist aber umstritten, ob man die<br />
OSZE als ein solches System sehen kann,<br />
wie man es etwa mit <strong>de</strong>r Nato tut.<br />
Verteidigungsministerin Ursula von<br />
<strong>de</strong>r Leyen hatte vor zwei Wochen <strong>de</strong>n Verteidigungsfachleuten<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagsfraktionen<br />
die Möglichkeit zweier neuer Auslandsmissionen<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr in Aussicht<br />
gestellt: Neben <strong>de</strong>r Möglichkeit einer<br />
Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer<br />
Staat unterstützen könnte, kündigte die<br />
in <strong>de</strong>r Ostukraine an. Angesichts <strong>de</strong>r<br />
Schwierigkeiten bei diesem Vorhaben<br />
kommt nun Kritik von <strong>de</strong>n Grünen. „Mit<br />
ihrem überhasteten und dilettantischen<br />
Vorgehen konterkariert Frau von <strong>de</strong>r Leyen<br />
eine grundsätzlich sinnvolle Mission“,<br />
sagt <strong>de</strong>ren Verteidigungspolitikerin<br />
Agnie<strong>sz</strong>ka Brugger. Das sei „blamabel“. Ihre<br />
Parteifreundin Katja Keul geht noch<br />
weiter: „Für mich ist offensichtlich, dass<br />
von <strong>de</strong>r OSZE nie Bun<strong>de</strong>swehr-Personal<br />
angefragt war. Wir Parlamentarier fühlen<br />
Zu<strong>de</strong>m gibt es erhebliche technische<br />
Probleme: Das Verteidigungsministerium<br />
bestätigte am Freitag, dass die für <strong>de</strong>n Einsatz<br />
vorgesehenen Drohnen vom Typ Luna<br />
nicht mehr sicher zu steuern sind,<br />
wenn es kälter als minus 19 Grad wird. Die<br />
Bild-<strong>Zeitung</strong> hatte das gemel<strong>de</strong>t und darauf<br />
verwiesen, dass es im ukrainischen<br />
Winter in Flughöhen von 3000 bis 5000<br />
Metern <strong>de</strong>utlich kälter wird. Das Ministerium<br />
versuchte, die Auswirkung dieser Einschränkung<br />
auf <strong>de</strong>n Einsatz zu relativieren:<br />
Es müsse „im Einzelfall entschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n“, ob die Drohnen fliegen könnten.<br />
Auch die Drohnen, „die unsere Partner<br />
dort einsetzen wür<strong>de</strong>n“, unterlägen „vergleichbaren<br />
Einschränkungen“, sagte ein<br />
Sprecher. Seit 2001 habe man die Luna in<br />
mehr als 5000 Flügen eingesetzt, etwa<br />
über Mazedonien, Kosovo und Afghanistan,<br />
„im Winter, im Sommer“, also unter<br />
unterschiedlichen Bedingungen.<br />
Der Russland-Beauftragte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />
Gernot Erler, stellte in<strong>de</strong>s wegen<br />
<strong>de</strong>r vielen Probleme einen möglichen<br />
Einsatz in <strong>de</strong>r Ostukraine infrage. „Ich ha-<br />
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