06.01.2015 Aufrufe

Download - sz-media.de - Süddeutsche Zeitung

Download - sz-media.de - Süddeutsche Zeitung

Download - sz-media.de - Süddeutsche Zeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

interview: nina von har<strong>de</strong>nberg<br />

meinem Vater noch schlechter geht.<br />

jetzt um Ihr Kind, machen Karriere . . .<br />

„Das trifft vor allem<br />

die Frauen. Für die Frauen<br />

ist das eine massive<br />

Doppelbelastung – viele<br />

wer<strong>de</strong>n selbst<br />

krank aufgrund<br />

<strong>de</strong>r hohen Anfor<strong>de</strong>rungen.“<br />

Manuela Schwesig<br />

Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert 7,4–6,9;<br />

CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert 171–159.<br />

Familienministerin Manuela Schwesig. FOTO: S. T. KROEGER/LAIF<br />

wie<strong>de</strong>r alles bei <strong>de</strong>r Frau liegt.<br />

re, die nicht verheiratet sind.<br />

Familie unterstützt wird.<br />

Ist das eine Regel für Besserverdiener<br />

Darlehen geeinigt.<br />

stellen<br />

von daniel brössler<br />

Nach stun<strong>de</strong>nlanger Warterei doch noch an einem Tisch: Wladimir Putin und Angela Merkel.<br />

fe <strong>de</strong>utscher und französischer Drohnen ko verkün<strong>de</strong>n.<br />

Als <strong>de</strong>r russische Präsi<strong>de</strong>nt nur wenige<br />

Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Treffen mit Merkel<br />

und einer nächtlichen Visite bei seinem<br />

Freund Silvio Berlusconi um acht Uhr in<br />

<strong>de</strong>r prächtigen Präfektur von Mailand <strong>de</strong>n<br />

Mächtigen Europas sowie <strong>de</strong>m Ukrainer<br />

Poroschenko gegenübersitzt, geht es wie<strong>de</strong>r<br />

um die Minsker Vereinbarung und wie<br />

sie befolgt wer<strong>de</strong>n kann. Von einem<br />

„Schritt vorwärts“ spricht <strong>de</strong>r italienische<br />

Gastgeber Matteo Renzi im Anschluss.<br />

Doch das ist Zweckoptimismus. Bei <strong>de</strong>r Begegnung,<br />

an <strong>de</strong>r auch Frankreichs Präsi<strong>de</strong>nt<br />

François Hollan<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r britische<br />

Premierminister David Cameron teilnehmen,<br />

gibt es eben keine nennenswerten<br />

Fortschritte. Am Freitagabend sitzen Putin<br />

und Poroschenko dann noch zu einem<br />

bilateralen Gespräch zusammen, um über<br />

<strong>de</strong>n Konflikt zu beraten.<br />

Sie könne „keinerlei Durchbruch bis<br />

jetzt erkennen“, hatte Merkel vor <strong>de</strong>r Presse<br />

zuvor zugegeben, lediglich „in einigen<br />

Detailfragen durchaus Annäherungen“.<br />

Die zentrale Frage aber sei, „ob die territoriale<br />

Integrität <strong>de</strong>r Ukraine wirklich geachtet<br />

wird“.<br />

FOTO: JESCO DENZEL/DPA<br />

Ausbildungsmission, mit <strong>de</strong>r man <strong>de</strong>n<br />

be große Zweifel, ob es zu einem Drohneneinsatz<br />

kommt“, sagte er im Deutschland-<br />

Ministerin auch eine potenzielle Mission funk.<br />

uns hinters Licht geführt.“<br />

„Für mich ist offensichtlich,<br />

dass von <strong>de</strong>r OSZE<br />

nie Bun<strong>de</strong>swehr-Personal<br />

angefragt war.<br />

Wir Parlamentarier fühlen<br />

uns hinters Licht geführt.“<br />

Katja Keul, Die Grünen<br />

christoph hickmann<br />

Son<strong>de</strong>rwerbeformen<br />

Aus Handwerk wird Mehrwert<br />

Die Süd<strong>de</strong>utsche <strong>Zeitung</strong> gibt ihren Lesern ein Qualitätsversprechen, das von einer preisgekrönten Redaktion eingelöst wird, und ist als<br />

Medienmarke ein begehrter Partner. Die innovativen Son<strong>de</strong>rwerbeformen erhielten bereits zahlreiche Au<strong>sz</strong>eichnungen und garantieren<br />

höchste Aufmerksamkeit sowie einen nachhaltigen Werbeeffekt.<br />

6 POLITIK HBG Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2014, Nr. 240 DEFGH DEFGH Nr. 240, Samstag/Sonntag, 18./19. Oktober 2014 HBG POLITIK 7<br />

„Ich möchte für<br />

meine Eltern da sein“<br />

Familienministerin Manuela Schwesig<br />

will die Altenpflege durch Angehörige<br />

erleichtern – auch finanziell<br />

Kleine Kin<strong>de</strong>r, stressiger Job, und dann wird<br />

auch noch die Mutter krank. Für viele Menschen<br />

ist die Pflege ihrer Angehörigen kaum<br />

zu stemmen. Die Regierung will nun <strong>de</strong>n Familien<br />

helfen, Pflege und Beruf besser zu verbin<strong>de</strong>n.<br />

Bun<strong>de</strong>sfamilienministerin Manuela<br />

Schwesig (SPD) über die Än<strong>de</strong>rungen – und<br />

die Lasten für die „Sandwich-Generation“.<br />

SZ: Frau Schwesig, wie geht es Ihren<br />

Eltern<br />

Schwesig: Meine Eltern sind einerseits<br />

noch jung, meine Mutter 60, mein Vater<br />

62 Jahre alt. Allerdings kann mein Vater,<br />

<strong>de</strong>r viele Jahre schwer auf Baustellen gearbeitet<br />

hat, kaum noch laufen. Da fragen<br />

wir uns schon, wie geht es weiter, wenn es<br />

Käme es für Sie infrage, Ihre Eltern eines<br />

Tages zu pflegen<br />

Ich möchte für meine Eltern da sein, erst<br />

recht, wenn es schwierig wird. Es geht da ja<br />

nicht nur um die medizinische Pflege, son<strong>de</strong>rn<br />

auch um die Sorgearbeit. Dass man<br />

Zeit miteinan<strong>de</strong>r verbringt. Ich fin<strong>de</strong>, ein<br />

Mix aus privater Pflege und professionellen<br />

Angeboten wie Tagespflege und ambulanten<br />

Pflegediensten wäre das Richtige.<br />

Sie sind eine typische Vertreterin <strong>de</strong>r<br />

Sandwich-Generation. Kümmern sich<br />

. . . und in Gedanken ist man schon bei <strong>de</strong>n<br />

Eltern!<br />

Spüren Sie diesen Druck von bei<strong>de</strong>n Seiten<br />

Ich erlebe persönlich, was die Sandwich-<br />

Generation erlebt. Dass man sich Kin<strong>de</strong>r<br />

wünscht, dass bei<strong>de</strong> Partner im Beruf gefor<strong>de</strong>rt<br />

sind, und sich aber gleichzeitig die<br />

Frage stellt, wie man sich um seine Eltern<br />

kümmern kann. Das trifft vor allem die<br />

Frauen. Mein Mann und ich teilen uns die<br />

Erziehung unseres Sohnes, schmeißen zusammen<br />

<strong>de</strong>n Haushalt. Er ist <strong>de</strong>rjenige,<br />

<strong>de</strong>r die Arbeit<strong>sz</strong>eit reduziert hat, damit ich<br />

das Ministeramt ausfüllen kann. Das ist<br />

nicht überall so üblich. Meist sind es die<br />

Frauen, die das bewältigen müssen. Für<br />

die Frauen ist das eine massive Doppelbelastung<br />

– viele wer<strong>de</strong>n selbst krank aufgrund<br />

<strong>de</strong>r hohen Anfor<strong>de</strong>rungen. Die Frauen<br />

und Männer <strong>de</strong>r Sandwich-Generation<br />

sind Leistungsträger in unserer Gesellschaft,<br />

zahlen Steuern und leisten Sozialabgaben.<br />

Darum ist es wichtig, dass wir uns<br />

Gedanken machen, wie wir auch diese Generation<br />

entlasten können.<br />

Mit einer Au<strong>sz</strong>eit vom Job. Ist das <strong>de</strong>nn<br />

<strong>de</strong>r richtige Weg Immer weniger Menschen<br />

können und wollen selbst ihre Eltern<br />

pflegen. Braucht es nicht eher Angebote,<br />

damit ich weiter arbeiten und trotz<strong>de</strong>m<br />

für meine Eltern da sein kann<br />

Wir brauchen bei<strong>de</strong>s. Mit <strong>de</strong>r Pflegereform<br />

wird ja gera<strong>de</strong> das Angebot von Kurzzeitpflege<br />

und Tagespflege ausgebaut.<br />

Das ist die Möglichkeit, dass die Eltern für<br />

eine Zeit in einer Einrichtung betreut wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn man berufstätig ist. Die Familien<br />

brauchen aber noch weitere Unterstützung.<br />

Stellen Sie sich vor, <strong>de</strong>r Vater hat eifrage.<br />

Wir lassen die Familie nicht alleine.<br />

mern. Das ist für mich eine Gerechtigkeitsnen<br />

Schlaganfall. Die Familie steht plötzlich<br />

vor <strong>de</strong>r Frage: was nun Künftig bechen<br />

auch, dass Arbeitnehmer über zwei<br />

Das ist sicher hilfreich. Aber Sie ermöglisteht<br />

für die Angehörigen die Möglichkeit, Jahre ihre Arbeit auf 15 Stun<strong>de</strong>n reduzieren<br />

und später wie<strong>de</strong>r aufstocken dürfen.<br />

bis zu zehn Tage aus <strong>de</strong>m Job au<strong>sz</strong>usteigen,<br />

um akut eine Lösung zu fin<strong>de</strong>n. Neu Ist das <strong>de</strong>r richtige Anreiz Wer Angehörige<br />

pflegt, wird häufiger krank und hat ein<br />

ist, dass diese zehn Tage finanziell unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das ermöglicht allen – unabhängig<br />

vom Einkommen – sich zu küm-<br />

Sinn und Zweck ist ja nicht, dass einer<br />

erhöhtes Armutsrisiko.<br />

über<br />

Realität.<br />

Nicht Vision.<br />

Zehn Tage zur Pflege<br />

Der Bun<strong>de</strong>stag hat am Freitag die erste<br />

Stufe <strong>de</strong>r Pflegereform beschlossen,<br />

die Anfang 2015 wirksam wer<strong>de</strong>n<br />

soll. Darin sind höhere Leistungen vorgesehen:<br />

Sie steigen generell um vier<br />

Prozent, was zum Beispiel in vollstationärer<br />

Pflege bei Stufe eins 1064 Euro<br />

bringt. Das sind 41 Euro mehr. Um die<br />

zusätzlichen Ausgaben zu finanzieren<br />

steigt <strong>de</strong>r Beitragssatz von 2,05 Prozent<br />

(Kin<strong>de</strong>rlose: 2,3) um 0,3 Punkte.<br />

Demenzkranke erhalten erstmals Zugang<br />

zu allen ambulanten Leistungen.<br />

Künftig zahlt die Pflegeversicherung<br />

zu<strong>de</strong>m einen Lohnersatz für zehn<br />

Tage Freistellung vom Beruf für Pflege.<br />

Zu Hause Gepflegte sollen leichter<br />

vorübergehend in einem Heim untergebracht<br />

o<strong>de</strong>r von ambulanten Diensten<br />

betreut wer<strong>de</strong>n können. Tagesund<br />

Nachtpflege kann ungekürzt neben<br />

Geld- und Sachleistungen beansprucht<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Anspruch auf Betreuung<br />

durch Helfer in <strong>de</strong>r ambulanten<br />

Pflege wird ausgeweitet. Bis zu<br />

40 Prozent <strong>de</strong>r ambulanten Pflegesachleistung<br />

können künftig dafür eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Zahl zusätzlicher<br />

Betreuungskräfte in Heimen soll von<br />

25 000 auf bis zu 45 000 steigen. Außer<strong>de</strong>m<br />

sollen die Zuschüsse für behin<strong>de</strong>rtengerechte<br />

Umbauten zum Beispiel<br />

im Bad von bisher 2557 auf bis zu<br />

4000 Euro pro Maßnahme steigen. Bei<br />

mehreren Betroffenen unter einem<br />

Dach können 16 000 Euro fließen.<br />

Im Jahr 2015 startet zu<strong>de</strong>m ein Vorsorge-Fonds<br />

bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sbank, gut<br />

1,2 Milliar<strong>de</strong>n Euro im Jahr fließen hinein.<br />

Vom Jahr 2035 an sollen damit die<br />

Beiträge stabilisiert wer<strong>de</strong>n, wenn die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Betroffenen stark steigt. <strong>sz</strong><br />

Jahre hun<strong>de</strong>rt Prozent aussteigt. Weil das Das kommt drauf an. Die Pflege kann<br />

eben be<strong>de</strong>utet, raus aus <strong>de</strong>m Job, weniger auch mal sieben o<strong>de</strong>r acht Jahre dauern.<br />

Geld, weniger Rente. Die Unternehmen Durchschnittlich sind Menschen etwa<br />

verlieren ihre Fachkräfte. Es geht darum, 3,5 Jahre pflegebedürftig. Die Rückkehrgarantie<br />

in <strong>de</strong>n Job gilt für zwei Jahre, sie soll<br />

die überschaubaren Au<strong>sz</strong>eiten zu unterstützen.<br />

Denn auf ein Arbeitsleben gerechnet<br />

sind es doch nur kurze Zeiten, die man dass sich mehrere Familienmitglie<strong>de</strong>r die<br />

eine Unterstützung sein. Es ist möglich,<br />

mal mehr für seine Kin<strong>de</strong>r braucht o<strong>de</strong>r Pflege teilen: dass ich als Tochter die Familienpflegezeit<br />

in Anspruch nehme, und da-<br />

eben, um die Pflege <strong>de</strong>r Eltern zu begleiten<br />

o<strong>de</strong>r zu organisieren . . .<br />

nach mein Bru<strong>de</strong>r. Auch, um längere Pflegephasen<br />

abzu<strong>de</strong>cken, um für <strong>de</strong>n Angehörigen<br />

da zu sein. Das ist die Antwort für die<br />

Frauen. Es kann nicht sein, dass die Tochter<br />

alleine sieben Jahre pflegt und damit<br />

Schöne I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong> facto sind es aber meistens<br />

die Frauen, die pflegen.<br />

Das Gesetz zielt je<strong>de</strong>nfalls darauf ab, dass<br />

mehrere Angehörige sich gemeinsam kümmern.<br />

Das müssen nicht nur die Kin<strong>de</strong>r<br />

sein. Der Angehörigenbegriff ist weit – wir<br />

haben nun weitere Lücken geschlossen:<br />

Künftig ist es möglich, eine Pflegeau<strong>sz</strong>eit<br />

zu nehmen, wenn <strong>de</strong>r Stiefvater o<strong>de</strong>r die<br />

Stiefmutter, Schwager o<strong>de</strong>r Schwägerin<br />

pflegebedürftig sind. Und: Die neuen Regelungen<br />

gelten auch für homosexuelle Paa-<br />

Ist es <strong>de</strong>nn überhaupt noch zeitgemäß,<br />

die Pflege so stark auf Angehörigen abzula<strong>de</strong>n<br />

O<strong>de</strong>r ist es vor allem billig für die<br />

Pflegeversicherung Die Kassen haben ja<br />

<strong>de</strong>utlich geringere Kosten, wenn die Familie<br />

einspringt.<br />

Der Wunsch vieler Menschen ist es, möglichst<br />

lange in <strong>de</strong>n eigenen vier Wän<strong>de</strong>n zu<br />

bleiben. Ich fin<strong>de</strong> es <strong>de</strong>shalb wichtig, dass<br />

professionelle Pflege und Pflege durch die<br />

Wem das Geld in <strong>de</strong>r Pflegezeit knapp<br />

wird, <strong>de</strong>r soll künftig ein zinsloses Darlehen<br />

beantragen können. Aber auch das<br />

muss man ja später wie<strong>de</strong>r zurückzahlen.<br />

Nein, das Darlehen soll helfen, <strong>de</strong>n Verdienstausfall<br />

abzupuffern. Das nutzt gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>nen, die sich einen kompletten Verdienstausfall<br />

nicht leisten können. Und für<br />

die Pflegen<strong>de</strong>n kann es in dieser Zeit ja<br />

auch Pflegegeld geben.<br />

Haben Sie schon mal über eine Art Elterngeld<br />

für die Pflege nachgedacht, also einen<br />

Verdienstausgleich für eine längere<br />

Zeit<br />

Ja. Die SPD hatte das in <strong>de</strong>n Koalitionsverhandlungen<br />

vorgeschlagen. Aber das war<br />

nicht durchsetzbar. Wir haben uns dann<br />

mit <strong>de</strong>r Union auf <strong>de</strong>n Lohnersatz und das<br />

Und künftig Könnten Sie sich einen Lohnausgleich<br />

für pflegen<strong>de</strong> Angehörige vor-<br />

Mir liegt als Ministerin erst mal am Herzen,<br />

dass dieses Gesetz ankommt. Dann<br />

schauen wir uns an, wie es weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Wichtig ist, dass wir<br />

endlich anfangen, die Familien besser zu<br />

unterstützen.<br />

Zwei Welten, keine Einsicht<br />

In Mailand re<strong>de</strong>n Russlands Präsi<strong>de</strong>nt Putin und Europas Führung zwar gemeinsam über die Ukraine,<br />

aber zumeist aneinan<strong>de</strong>r vorbei. Der Kremlchef zeigt sich zu echten Zugeständnissen nicht bereit<br />

Mailand – Es ist kurz nach elf Uhr abends,<br />

als Wladimir Putin es schließlich doch<br />

noch einrichten kann. Vier Stun<strong>de</strong>n später<br />

als geplant beginnt im Mailän<strong>de</strong>r Hotel<br />

Park Hyatt das Gespräch von Kremlchef<br />

zu Kanzlerin. Nicht zum ersten Mal muss<br />

Angela Merkel auf <strong>de</strong>n russischen Präsi<strong>de</strong>nten<br />

warten. Aufschlussreich ist die Verspätung<br />

trotz<strong>de</strong>m. Während Putin sich<br />

erst Stun<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Zeit von <strong>de</strong>n serbischen<br />

Freun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r 70-Jahr-Feier <strong>de</strong>s<br />

sowjetischen Sieges in Belgrad trennen<br />

mag, wartet Europa, ob es in Mailand<br />

einen Durchbruch o<strong>de</strong>r doch wenigstens<br />

einen Schritt in Richtung Frie<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Ukraine geben kann. Der Europa-Asien-<br />

Gipfel bietet <strong>de</strong>n Rahmen, <strong>de</strong>r dafür gefüllt<br />

wer<strong>de</strong>n müsste. Als Putin während<br />

<strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> von EU-Ratspräsi<strong>de</strong>nt Herman<br />

Van Rompuy vom Flughafen kommend<br />

ins Gala-Aben<strong>de</strong>ssen platzt, wissen aber<br />

alle: Der Mann hat es nicht eilig.<br />

Unter diesem Vorzeichen steht dann<br />

auch das Treffen mit Merkel. Sie will Zusagen,<br />

er weicht aus. Im Kern geht es darum,<br />

ob die Ukraine, von <strong>de</strong>r Krim abgesehen,<br />

in ihren Grenzen bestehen bleiben wird.<br />

Der im September in Minsk ausgehan<strong>de</strong>lte<br />

Waffenstillstand ist keiner, und von <strong>de</strong>n<br />

Separatisten in <strong>de</strong>n von ihnen kontrollierten<br />

Gebieten für November angesetzte Lo-<br />

haben“, wird Merkel später sagen. Immer<br />

tes sehr unterschiedliche Auffassungen<br />

kalwahlen könnten die Teilung zementieren.<br />

Das wollen Merkel und die an<strong>de</strong>ren stellung, die er bereits in russische Ge-<br />

wie<strong>de</strong>r rezitiert Putin in Mailand jene Dar-<br />

Europäer verhin<strong>de</strong>rn. Als Minimalziel <strong>de</strong>s schichtsbücher hat schreiben lassen: Im<br />

Gipfels von Mailand haben sie sich ein Entgegenkommen<br />

Putins in diesem Punkt ge-<br />

stattgefun<strong>de</strong>n. Darin, nicht in Russland,<br />

Februar habe in Kiew ein Staatsstreich<br />

setzt: Die Wahlen sollen nach „ukrainischem<br />

Recht“ stattfin<strong>de</strong>n. Das wäre ein Vor <strong>de</strong>m Treffen mit Putin hat Merkel<br />

sei die Ursache allen Übels zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Zeichen, dass aus <strong>de</strong>n Gebieten Donezk mit <strong>de</strong>m ukrainischen Präsi<strong>de</strong>nten Petro<br />

und Luhansk kein neues Transnistrien Poroschenko gesprochen. Von ihm hat sie<br />

wird. Diese Region, die sich mit russischer gehört, was sie ohnehin weiß: Das Abkommen<br />

von Minsk wird nicht umgesetzt. Ins-<br />

Rücken<strong>de</strong>ckung faktisch von <strong>de</strong>r Republik<br />

Moldau abgespalten hat, ist zur beson<strong>de</strong>re gelingt es nicht, entlang <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Waffenstillstandslinie für Ruhe<br />

Chiffre gewor<strong>de</strong>n für das, was ein „eingefrorener<br />

Konflikt“ genannt wird – ein Konflikt,<br />

in <strong>de</strong>m zwar nicht mehr geschossen gen, die sie verlassen müssten. Die ukraini-<br />

zu sorgen. Die Separatisten halten Stellun-<br />

wird, <strong>de</strong>r aber auch nicht zu lösen ist. sche Armee ist <strong>de</strong>shalb nicht bereit, <strong>de</strong>n<br />

Beim Gespräch im Park Hyatt versichert<br />

Putin einmal mehr, dass er das nicht gebnis sind Tote, je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue.<br />

Flughafen von Donezk aufzugeben. Das Er-<br />

wolle und dass er die territoriale Unversehrtheit<br />

<strong>de</strong>r Ukraine achte – womit er frei-<br />

dass er auf die Separatisten am Ort keinen<br />

Putin zieht sich gerne darauf zurück,<br />

lich nicht die Krim meint. Zweieinhalb Einfluss habe. In einer Detailfrage aber<br />

Stun<strong>de</strong>n dauert das Gespräch mit Merkel. <strong>de</strong>utet er Entgegenkommen an – beim Vorhaben<br />

<strong>de</strong>r Organisation für Sicherheit und<br />

Zweieinhalb Stun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>r einmal<br />

Welten aufeinan<strong>de</strong>rtreffen. „Es ist so, Zusammenarbeit in Europa (OSZE), mithil-<br />

dass wir über die Historie dieses Konflik-<br />

die Waffenruhe zu überwachen. „Hier hat<br />

Russland eine Offenheit gezeigt und ist gegebenenfalls<br />

auch bereit, sich an solchen<br />

Missionen zu beteiligen“, wird Merkel berichten.<br />

Soll heißen, dass auch Russland<br />

<strong>de</strong>r OSZE Drohnen zur Verfügung stellen<br />

könnte. Dann müsste es allerdings auch<br />

akzeptieren, dass die Hoheit über die gewonnenen<br />

Daten bei <strong>de</strong>r OSZE liegt.<br />

Wirklich wichtig ist Putin in Mailand<br />

offenkundig ein an<strong>de</strong>rer Punkt. Ausführlich<br />

legt er, sogar mithilfe von Stift und<br />

Papier, Merkel die Gefahren für die Gasversorgung<br />

Europas im Winter dar, warnt davor,<br />

dass die Ukraine Transitgas anzapfen<br />

wer<strong>de</strong>. Man wer<strong>de</strong>, das hatte Putin auch<br />

schon in Belgrad gesagt, „wie 2009 die Gaslieferungen<br />

konsequent um die jeweils gestohlene<br />

Menge kürzen“. Am Ran<strong>de</strong> wird<br />

in Mailand von Experten auch über die<br />

Gasfrage gere<strong>de</strong>t, die am kommen<strong>de</strong>n<br />

Dienstag Gegenstand einer neuerlichen<br />

Verhandlungsrun<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> von<br />

EU-Energiekommissar Günther Oettinger<br />

ist. „Gewisse Fortschritte“ wird schließlich<br />

<strong>de</strong>r ukrainische Staatschef Poroschen-<br />

Zurück<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n<br />

Vieles spricht gegen <strong>de</strong>utschen Drohneneinsatz in <strong>de</strong>r Ukraine<br />

Berlin – Immer mehr Schwierigkeiten<br />

sprechen gegen einen möglichen Einsatz<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr im Osten <strong>de</strong>r Ukraine. Sowohl<br />

technische Probleme als auch rechtliche<br />

Be<strong>de</strong>nken machen es fraglich, ob <strong>de</strong>utsche<br />

Soldaten sich daran beteiligen können,<br />

die Grenze zu Russland mit Drohnen<br />

zu überwachen. Deutschland und Frankreich<br />

hatten <strong>de</strong>r Organisation für Sicherheit<br />

und Zusammenarbeit in Europa<br />

(OSZE) einen solchen Einsatz angeboten.<br />

Die Absicht, zum Schutz <strong>de</strong>r Mission bewaffnete<br />

Soldaten einzusetzen, wird bei<br />

<strong>de</strong>r OSZE jedoch äußerst kritisch gesehen.<br />

Hinzu kommen weitere Probleme.<br />

So gibt es in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung offenbar<br />

Zweifel, ob sich ein solcher Einsatz<br />

überhaupt mit <strong>de</strong>m Grundgesetz vereinbaren<br />

ließe. In einem internen Dokument<br />

aus <strong>de</strong>r Abteilung Strategie und Einsatz<br />

<strong>de</strong>s Verteidigungsministeriums, das <strong>de</strong>r<br />

Süd<strong>de</strong>utschen <strong>Zeitung</strong> vorliegt, heißt es dazu:<br />

„Angesichts <strong>de</strong>r Sicherheitslage ist<br />

von <strong>de</strong>m Erfor<strong>de</strong>rnis einer Mandatierung<br />

durch <strong>de</strong>n Deutschen Bun<strong>de</strong>stag bei einer<br />

Unterstützung mit bewaffneten <strong>de</strong>utschen<br />

Kräften au<strong>sz</strong>ugehen.“ Dabei stelle<br />

sich „neben <strong>de</strong>r formalen Frage <strong>de</strong>r Mandatierung“<br />

die Frage „<strong>de</strong>r materiellen verfassungsrechtlichen<br />

Grundlage <strong>de</strong>s Tätigwer<strong>de</strong>ns<br />

<strong>de</strong>r Streitkräfte“, heißt es in <strong>de</strong>m<br />

Dokument. Was das be<strong>de</strong>utet, wird im<br />

nächsten Satz ausgeführt: „Hierzu müsste<br />

das bisherige Verfassungsverständnis<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n“ – was einerseits „gut begründbar“<br />

sei, an<strong>de</strong>rerseits aber „ein verfassungsrechtliches<br />

Risiko aufwirft“.<br />

Hintergrund <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>nken ist die<br />

Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts,<br />

nach <strong>de</strong>r Auslandseinsätze <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>swehr nur möglich sind, wenn sich<br />

die Bun<strong>de</strong>srepublik, wie vom Grundgesetz<br />

vorgesehen, in ein „System gegenseitiger<br />

kollektiver Sicherheit“ einordnet.<br />

Rechtlich ist aber umstritten, ob man die<br />

OSZE als ein solches System sehen kann,<br />

wie man es etwa mit <strong>de</strong>r Nato tut.<br />

Verteidigungsministerin Ursula von<br />

<strong>de</strong>r Leyen hatte vor zwei Wochen <strong>de</strong>n Verteidigungsfachleuten<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagsfraktionen<br />

die Möglichkeit zweier neuer Auslandsmissionen<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr in Aussicht<br />

gestellt: Neben <strong>de</strong>r Möglichkeit einer<br />

Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer<br />

Staat unterstützen könnte, kündigte die<br />

in <strong>de</strong>r Ostukraine an. Angesichts <strong>de</strong>r<br />

Schwierigkeiten bei diesem Vorhaben<br />

kommt nun Kritik von <strong>de</strong>n Grünen. „Mit<br />

ihrem überhasteten und dilettantischen<br />

Vorgehen konterkariert Frau von <strong>de</strong>r Leyen<br />

eine grundsätzlich sinnvolle Mission“,<br />

sagt <strong>de</strong>ren Verteidigungspolitikerin<br />

Agnie<strong>sz</strong>ka Brugger. Das sei „blamabel“. Ihre<br />

Parteifreundin Katja Keul geht noch<br />

weiter: „Für mich ist offensichtlich, dass<br />

von <strong>de</strong>r OSZE nie Bun<strong>de</strong>swehr-Personal<br />

angefragt war. Wir Parlamentarier fühlen<br />

Zu<strong>de</strong>m gibt es erhebliche technische<br />

Probleme: Das Verteidigungsministerium<br />

bestätigte am Freitag, dass die für <strong>de</strong>n Einsatz<br />

vorgesehenen Drohnen vom Typ Luna<br />

nicht mehr sicher zu steuern sind,<br />

wenn es kälter als minus 19 Grad wird. Die<br />

Bild-<strong>Zeitung</strong> hatte das gemel<strong>de</strong>t und darauf<br />

verwiesen, dass es im ukrainischen<br />

Winter in Flughöhen von 3000 bis 5000<br />

Metern <strong>de</strong>utlich kälter wird. Das Ministerium<br />

versuchte, die Auswirkung dieser Einschränkung<br />

auf <strong>de</strong>n Einsatz zu relativieren:<br />

Es müsse „im Einzelfall entschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n“, ob die Drohnen fliegen könnten.<br />

Auch die Drohnen, „die unsere Partner<br />

dort einsetzen wür<strong>de</strong>n“, unterlägen „vergleichbaren<br />

Einschränkungen“, sagte ein<br />

Sprecher. Seit 2001 habe man die Luna in<br />

mehr als 5000 Flügen eingesetzt, etwa<br />

über Mazedonien, Kosovo und Afghanistan,<br />

„im Winter, im Sommer“, also unter<br />

unterschiedlichen Bedingungen.<br />

Der Russland-Beauftragte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />

Gernot Erler, stellte in<strong>de</strong>s wegen<br />

<strong>de</strong>r vielen Probleme einen möglichen<br />

Einsatz in <strong>de</strong>r Ostukraine infrage. „Ich ha-<br />

Das neue Audi TTS Coupé.<br />

Mehr unter www.audi.<strong>de</strong>/tts<br />

www.<strong>sz</strong>-<strong>media</strong>.<strong>de</strong><br />

10<br />

Beratung<br />

Telefon: +49 89 / 21 83 - 433<br />

E-Mail: marken-anzeigen@sued<strong>de</strong>utsche.<strong>de</strong><br />

Auf Wunsch entwickeln wir für je<strong>de</strong>n unserer<br />

Kun<strong>de</strong>n maßgeschnei<strong>de</strong>rte Werbeformen.<br />

Details und Informationen zu folgen<strong>de</strong>n<br />

Son<strong>de</strong>rformaten fin<strong>de</strong>n Sie im Internet unter<br />

www.<strong>sz</strong>-<strong>media</strong>.<strong>de</strong>:<br />

• Stufenfalz<br />

• Flexform<br />

• Kartenkleber (auch mit Warenprobe)<br />

• Flying Page<br />

• Duftanzeige<br />

• Lackfarbe<br />

• hochweiße Naturpapiere<br />

• Transparentpapier<br />

• Perforation<br />

• Stanzung<br />

• Bo<strong>de</strong>nfalz/Altarfalz<br />

• Poster<br />

• Multisensorik-Anzeige<br />

• Ummantelung<br />

• Rätsel-, Tabellen- und Wetterkasten-<br />

Platzierungen<br />

• weitere außergewöhnliche Anzeigenformate<br />

Preise auf Anfrage.<br />

Panorama-Format

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!