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actuell - All for One Midmarket AG

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Technologie<br />

Prof. Frank Leymann im Interview<br />

»ERST WEBSERVICES HABEN DIE PROZ<br />

Prof. Frank Leymann leitet das Institut für Architektur von Anwendungssystemen<br />

der Universität Stuttgart und beschäftigt sich mit serviceorientierten Architekturen,<br />

Middleware, Workflow-Management und der Spezifikation von Geschäftsprozessen<br />

durch die Sprache BPEL. Hier erläutert er die Bedeutung von Web Service-Technologien<br />

für Unternehmen.<br />

Wie definieren Sie Web Services – etwa<br />

im Zusammenhang mit serviceorientierten<br />

Architekturen<br />

Leymann: Ein Service, also ein Dienst,<br />

stellt eine ständig verfügbare Funktionalität<br />

mit geschäftlicher Bedeutung dar.<br />

Für den Anwender ist es egal, welchen<br />

konkreten Dienst er in Anspruch nimmt.<br />

<strong>All</strong>e verfügbaren Dienste werden von ihm<br />

wie ein einziger wahrgenommen. Wendet<br />

er sich mit dem Wunsch nach einem<br />

Dienst an die Infrastruktur, so entscheidet<br />

diese, welchen sie aufruft. Dieses Konzept,<br />

das so genannte serviceorientierte Computing,<br />

setzt voraus, dass die beteiligten<br />

Platt<strong>for</strong>men, Application Server oder Betriebssysteme<br />

interoperabel sind – so, wie<br />

es in den Web Service Standards (WSS)<br />

festgelegt wurde. Diese Standards ermöglichen<br />

die Kommunikation zwischen<br />

Anwender und Web Service beispielsweise<br />

über die Programmierschnittstelle Java<br />

Message Service oder über den Aufruf<br />

eines Application Servers. Einen Web<br />

Service definiere ich daher als einen<br />

Dienst, der innerhalb einer WSS-gemäßen<br />

Infrastruktur implementiert wird. Web<br />

Services haben also nicht immer etwas mit<br />

dem Web zu tun. Eine serviceorientierte<br />

Architektur ist demnach ein Paradigma<br />

für die Umsetzung des serviceorientierten<br />

Computing.<br />

Was ist wirklich neu an Web Services<br />

Leymann: Wirklich neue Dinge ergeben<br />

sich oft aus dem Zusammenwirken mehrerer<br />

bekannter Ansätze. Bei der Web<br />

Service-Technologie sind dies die neuen<br />

Möglichkeiten, die sich durch die allgemeine<br />

Verfügbarkeit der Dienste ergeben.<br />

<strong>All</strong>ein die Tatsachen, dass praktisch alle<br />

Hersteller serviceorientiertes Computing<br />

und Web Services unterstützen, ist neu.<br />

Dadurch ist eine prozessorientierte Sichtweise<br />

in letzter Zeit zum <strong>All</strong>gemeingut<br />

geworden. Die Forschung untersucht<br />

beispielsweise neue Kombinationsmöglichkeiten<br />

von bekannten Diensten mit<br />

Hilfe der Modellierungssprache für Geschäftsprozesse<br />

BPEL.<br />

Wie äußert sich der Übergang zum »Service<br />

Web« für die Anwender<br />

Leymann: Der Anwender bemerkt fast<br />

nichts! Er greift auf vorhandene Dienste<br />

zu, aber nun handelt es sich um Web<br />

Services, beispielsweise Suchmaschinenfunktionen<br />

oder der Zugriff auf bestimmte<br />

In<strong>for</strong>mationen. Technologien, die gegenwärtig<br />

unter dem Schlagwort »Web 2.0«<br />

angeboten beziehungsweise entwickelt<br />

werden, verstärken diesen Trend in Zukunft<br />

noch.<br />

Was war der wichtigste Durchbruch für<br />

Web Services<br />

Leymann: Die Prozessorientierung in der<br />

Industrie setzt sich mit Hilfe von Web Services<br />

erst wirklich durch. Die komponentenorientierte<br />

Softwareentwicklung wurde<br />

schon lange diskutiert, aber in Form von<br />

Web Services sind solche Komponenten<br />

jetzt Realität geworden und lassen sich<br />

durch BPEL einfach zusammensetzen.<br />

Über Web Service-Technologie ist auch<br />

das Auslagern von IT-Leistungen unkomplizierter<br />

geworden. Das macht sich vor<br />

allem bei der Wahl der Transportprotokolle,<br />

der Formate für die Serialisierung<br />

der ausgetauschten Nachrichten sowie der<br />

Absicherung und Robustheit des Nachrichtenaustauschs<br />

bemerkbar.<br />

Welchen Einfluss haben Web Services auf<br />

die Unternehmens-IT<br />

Leymann: So wie ein Versorgungsbetrieb<br />

etwa Strom, Gas oder Wasser ständig zum<br />

Verbrauch anbietet, stellen auch externe<br />

Dienstleister Web Services jederzeit<br />

zur Verfügung. Das impliziert, dass ein<br />

Unternehmen Teile seiner IT, etwa eMail<br />

oder das Speichern von Dokumenten, aber<br />

auch ganze Geschäftsprozesse an externe<br />

Dienstleister auslagern kann. Die Web<br />

Service Standards stellen sicher, dass das<br />

auslagernde Unternehmen seinen Dienstleister<br />

einfacher wechseln kann.<br />

… – und auf die Geschäftsprozesse<br />

Leymann: Im Rahmen der Standardisierung<br />

der Web Services ist auch ein<br />

Standard für die Modellierung von Geschäftsprozessen<br />

entstanden, den alle<br />

wesentlichen Hersteller unterstützen. Die<br />

zugehörige Modellierungssprache BPEL<br />

erlaubt es, Prozessmodelle zwischen entsprechenden<br />

Modellierungswerkzeugen<br />

auszutauschen und in einer Laufzeitumgebung<br />

auszuführen. Ähnliches ist seit<br />

Anfang der Neunzigerjahre mehrfach, aber<br />

erfolglos versucht worden. Erst mit dem<br />

20<br />

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