GESTALTUnG im ALLTAG – Aller ART Blumen & mehr ...
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<strong>GESTALTUnG</strong> <strong>im</strong> <strong>ALLTAG</strong> – <strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong><br />
Es grünt VORRAnG<br />
Elsbeth Läuchli ist gelernte Floristin und Topfpflanzengärtnerin. Für sie ist klar, dass <strong>Blumen</strong><br />
und Pflanzen das Sort<strong>im</strong>ent und die Aktionen in ihrem Geschäft „<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong>“<br />
in Olten in der Schweiz dominieren. Das Beispiel zeigt einmal <strong>mehr</strong>, wie sehr sich Stadtbewohner<br />
für ein „lebendiges“ Sort<strong>im</strong>ent in einem schönen Umfeld begeistern können.<br />
Text: Carmen Hocker, Winterthur/CH Fotos: Sandro Battista<br />
FüR BLUmEn<br />
UnD PFLAnzEn<br />
und blüht<br />
Jetzt verkaufen Sie auch noch Möbel?“<br />
bekam Elsbeth Läuchli zu hören,<br />
als sie 2006 die ersten Kunden<br />
in ihrem Fachgeschäft „<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong><br />
& <strong>mehr</strong>“ in Olten begrüßte. Nein, diese<br />
Absicht hatte die neue Besitzerin nicht.<br />
Viel<strong>mehr</strong> gingen das Bett und andere Möbelstücke<br />
<strong>im</strong> Laden noch auf die Vorbesitzerin<br />
zurück, die das Geschäft <strong>im</strong>mer<br />
<strong>mehr</strong> in eine Wohnboutique verwandelt<br />
hatte. Damit wollte sie ihren Kunden ein<br />
Gefühl von Zuhause vermitteln und die<br />
<strong>Blumen</strong> und Pflanzen <strong>im</strong> Wohnumfeld<br />
zeigen. Doch bei den meisten Kunden stiftete<br />
das <strong>mehr</strong> Verwirrung als Begeisterung.<br />
Bei Elsbeth Läuchli sollte die Floristik<br />
wieder Vorrang haben. Das Bett war<br />
dann auch das erste Möbel, das nach der<br />
Geschäftsübergabe weichen musste. Als<br />
gelernte Floristin und Topfpflanzengärtnerin<br />
wollte sie, dass es in ihrem Geschäft<br />
<strong>im</strong> historischen Stadthaus „Schloss<br />
Zielemp“ am Rande der Oltner Altstadt<br />
wieder grünen und blühen sollte. Sie will<br />
ihren Kunden den besonderen Stellenwert<br />
von <strong>Blumen</strong> vermitteln. „Wer Wertschätzung,<br />
Liebe und Freundschaft ausdrücken<br />
möchte, kann dies mit <strong>Blumen</strong> am besten“,<br />
ist sie überzeugt. „Für jeden Menschen<br />
und für jeden Augenblick <strong>im</strong> Leben<br />
gibt es die passenden <strong>Blumen</strong>.“<br />
2010 ist von der englischen<br />
gartenkultur inspiriert<br />
Als gelernte Topfpflanzengärtnerin hat<br />
Elsbeth Läuchli eine Vorliebe für Solitärpflanzen.<br />
Ihr Ziel ist es, Pflanzen mit Gefäß<br />
zu verkaufen. Deshalb präsentiert sie<br />
jede Pflanze in einem ausgefallenen Gefäß,<br />
das mit den Proportionen der Pflanze<br />
und der Blüten- und Blattfarbe harmoniert.<br />
Nur bei einer perfekten Wirkung sei<br />
der Kunde bereit, etwas <strong>mehr</strong> für ein Gefäß<br />
auszugeben. Damit die Freude lange<br />
währt, gibt die Floristin Pflegetipps und<br />
erzählt die eine oder andere Anekdote<br />
zum Ursprung der Pflanze.<br />
Um ihre Kundinnen und Kunden <strong>im</strong>mer<br />
wieder mit Neuem zu überraschen, überlegen<br />
sich die Floristinnen von „<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong><br />
<strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong>“ jedes Jahr ein Thema,<br />
das sie als Aufhänger für ihre Aktionen<br />
nehmen. Für 2010 ließ sich das Team von<br />
der Gartenleidenschaft der Briten inspirieren.<br />
Motto: „The English garden year“.<br />
Marketing<br />
Das Team (v.l.n.r.): Inhaberin Elsbeth<br />
Läuchli, die Floristinnen Stephanie Studer<br />
und Daniela Diener und die Praktikantin<br />
Natalie Spychiger.<br />
Für das Osterfest 2010 haben die Floristinnen<br />
die Nest-Symbolik aufgegriffen: als<br />
kleine Heunester und große Weidennester<br />
mit Füllungen aus Tulpen, Ranunkeln und<br />
Schneeball. Kleine, erdig wirkende Harztöpfe<br />
und rustikale Holzkisten unterstreichen<br />
die Natürlichkeit der Floristik.<br />
florieren! 5-2010<br />
41
Marketing<br />
42 5-2010 florieren!<br />
Das Schöne an einem Themenjahr sei,<br />
dass sich alle Mitarbeiterinnen einbringen<br />
können. „Schon Monate <strong>im</strong> Voraus werden<br />
Ideen gesammelt und besprochen,<br />
man hat ein gemeinsames Ziel“, sagt Elsbeth<br />
Läuchli. Der Einkauf <strong>im</strong> vergangenen<br />
Jahr wurde bereits auf das englische Thema<br />
abgest<strong>im</strong>mt: Rosenschachteln, Gartenschaufeln,<br />
Schürzen, Teetassen und gerahmte<br />
Rosenmotive greifen <strong>im</strong> Accessoires-Bereich<br />
das Thema auf. Am Eingang<br />
zieht eine englische Gartenlaube die Blicke<br />
auf sich. Sie wurde von einem befreundeten<br />
Gartenbauer und Künstler<br />
selbst gefertigt. Eine Wand haben die Floristinnen<br />
in Altrosa gestrichen und mit<br />
einer Rosenbordüre verziert. Seit Jahresbeginn<br />
liegt ein Flyer aus und weist darauf<br />
hin, welche Höhepunkte auf die Kunden<br />
warten: Eine Ranunkel-Woche <strong>im</strong> März,<br />
eine Street-Party <strong>im</strong> April, ein Pfingstrosen-Wochenende<br />
<strong>im</strong> Mai und natürlich<br />
eine Woche voller Englischer Rosen <strong>im</strong><br />
Juni. Sogar der Jahrmarkt wird dazu genutzt,<br />
die Kunden mit dem Jahresmotto<br />
abzuholen. Da zu diesem Zeitpunkt Betriebsferien<br />
sind, wird das gesamte Ladenlokal<br />
ausgeräumt und für drei Tage in eine<br />
„Chilbi tavern“ verwandelt – Chilbi ist das<br />
schweizerdeutsche Wort für Jahrmarkt.<br />
Auch für private Anlässe kann der Laden<br />
mit Blick auf die Aare gemietet werden:<br />
für Apéros, den lockeren Empfang von<br />
Gästen, für Lesungen und kleine Konzerte<br />
bis 40 Personen. Im Schnitt findet alle<br />
zwei Monate solch eine Veranstaltung<br />
statt. Auf Wunsch vermitteln die Floristinnen<br />
einen Catering-Service.<br />
kunden kommen, um<br />
Blütenduft zu schnuppern<br />
„<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong>“ ist ein Magnet<br />
für Leute aus der Region. Wer in Olten<br />
einkauft, macht gerne noch einen Abstecher<br />
in die malerische Zielempgasse am<br />
Rande der Oltner Altstadt. Eine Mitarbeiterin<br />
ist <strong>im</strong>mer auch über Mittag <strong>im</strong> Geschäft,<br />
da dann gerne Angestellte aus den<br />
umliegenden Gassen vorbeischauen, um<br />
ein wenig Blütenduft zu schnuppern und<br />
manchmal auch einen Spontankauf zu<br />
tätigen.<br />
Neben Elsbeth Läuchli arbeiten <strong>im</strong> Geschäft<br />
noch eine fest angestellte Floristin,<br />
ab und zu eine Aushilfsfloristin und ein bis<br />
Momentan steht ausnahmsweise ein größeres Möbel <strong>im</strong> Laden: ein hundertjähriges<br />
Sofa <strong>im</strong> romantischen Laura-Ashley-Stil, das mit einem<br />
Rosenstoff bezogen wurde. Anlass ist das diesjährige Motto „The English<br />
garden year“, zu dem verschiedene Aktionen geplant sind.<br />
Bei der Warenpräsentation legen die Floristinnen Wert auf Saisonalität.<br />
Im Sommer sollen kühle Farben dem Auge Frische verschaffen, <strong>im</strong> Herbst<br />
dagegen darf es farblich wärmer sein. Wenn der Laden morgens öffnet,<br />
stehen Fertigsträuße in allen Preisklassen zur Wahl. Auch ein kostspieliger,<br />
großer Strauß steht als Blickfang <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Geschäft.<br />
Doc-Martens-Schuhe <strong>im</strong> Schotten-Karo sind Ausdruck des Humors der<br />
Floristinnen und stehen <strong>im</strong> Kontrast zur ansonsten eher lieblichen Interpretation<br />
des England-Stils.
linke Seiite: Vor der Türe stehen nur Pflanzen für den Aussenbereich.<br />
Darauf weisen die Floristinnen ihre Kunden auch hin – sonst kümmert<br />
ein Vergissmeinnicht womöglich nach ein paar Tagen auf dem Esstisch<br />
schon dahin.<br />
rechte Seite: Seit letztem Herbst ist „<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong>“ <strong>im</strong><br />
Internet präsent. „Ich hätte nie gedacht, dass wir auf unsere Website<br />
solch eine Resonanz bekommen“ erzählt Elsbeth Läuchli. Ob sich diese<br />
Investition für ein <strong>Blumen</strong>geschäft wirklich auszahlt, fragte sie sich<br />
noch, als sie ihre Website in Auftrag gab. Kompr<strong>im</strong>iert auf einer Seite<br />
findet dort der Besucher alle wesentlichen Informationen. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf der Fotogalerie. „Unschuldsherzen“, „Zuckersüss“,<br />
„Kontrastreich“... – alle Werkstück-Fotos tragen einen Titel. Auffallend<br />
ist auch die Qualität der Fotos. Als Verfechterin guten Handwerks<br />
beauftragte Elsbeth Läuchli einen Fotografen. Mittlerweile ist sie überzeugt,<br />
dass eine Website für ein <strong>Blumen</strong>geschäft sinnvoll ist.<br />
zwei Praktikantinnen, die in der kantonalen<br />
Gartenbauschule Oeschberg eine Ausbildung<br />
zur Floristin absolvieren. „Diese<br />
Praktikantinnen bringen einen sehr guten<br />
theoretischen Rucksack mit“, schwärmt<br />
die Inhaberin. Während der ersten eineinhalb<br />
Lehrjahre erhalten sie in Oeschberg<br />
eine vielseitige, fundierte Ausbildung,<br />
während der Betriebspraktika vertiefen sie<br />
ihre Kenntnisse <strong>im</strong> Alltag und stehen dem<br />
Geschäft ohne Unterbrechung zur Verfügung<br />
– was vor allem in Stoßzeiten von<br />
Vorteil ist.<br />
Um sich und ihre Mitarbeiterinnen zu motivieren,<br />
formuliert Elsbeth Läuchli Tages-<br />
und Wochenziele. Ruhigere Zeiten nutzt<br />
das Team, um die kommenden Projekte<br />
vorzubereiten. Erfolgserlebnisse gibt es<br />
somit auch an Tagen, an denen nicht so<br />
viele Kunden in den Laden kommen.<br />
Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Florist und kunde<br />
In einer Stadt wie Olten mit rund 17 000<br />
Einwohnern ist die Atmosphäre persönlicher<br />
als in einer Stadt mit <strong>mehr</strong>eren Hunderttausend<br />
Einwohnern. Etwa die Hälfte<br />
ihrer Kunden kennen die Floristinnen gut;<br />
sie begrüssen sie mit Namen. So kann mit<br />
der Zeit eine enge Kundenbindung wachsen.<br />
Dennoch überraschend war ein Auftrag,<br />
den „<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong>“<br />
letztes Jahr erhalten hat. Ein Kunde gab<br />
Elsbeth Läuchli den Schlüssel zu seiner<br />
Wohnung. Nach einer Trennung wünschte<br />
er sich für sein Zuhause eine Veränderung.<br />
Er sei für zwei Wochen in den Ferien<br />
und vertraue darauf, dass sie mit Pflanzen<br />
und Accessoires frisches Flair in seine<br />
Wohnung bringen würde. Die Floristinnen<br />
von „<strong>Aller</strong> <strong>ART</strong> <strong>Blumen</strong> & <strong>mehr</strong>“ bewiesen<br />
Mut. Sie brachten nicht nur Grünendes,<br />
sondern platzierten eine formschöne<br />
Schale <strong>im</strong> Eingangsbereich für die Hausschlüssel,<br />
arrangierten Kerzenständer und<br />
rahmten Fotos, die <strong>im</strong> Schlafz<strong>im</strong>mer auf<br />
dem Boden gelegen hatten. Ihr Mut zahlte<br />
sich aus. Der Kunde bat sie, ihm noch einen<br />
Maler zu vermitteln und dieses Jahr<br />
gestalten sie in einem zweiten Schritt seine<br />
Terrasse. Natürlich sind solche Erlebnisse<br />
Ausnahmen. Aber sie beweisen, wie<br />
groß das Vertrauensverhältnis zwischen<br />
Florist und Kunde <strong>im</strong> Laufe der Zeit werden<br />
kann. n<br />
Marketing<br />
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