AKV Journal Ausgabe 2 [PDF | 7,3 MB
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<strong>Ausgabe</strong> 2<br />
1. Jahrgang · Session 2008<br />
Nachgefragt:<br />
Oberbürgermeister<br />
Dr. Jürgen Linden<br />
im Gespräch<br />
Einmalig:<br />
Wenn Öcher Ströpp<br />
Fastelovvend fiere …<br />
<strong>AKV</strong>-MediaNight:<br />
Ein Rückblick<br />
Ritterin Gloria:<br />
Die Fürstin eroberte alle<br />
Herzen im Sturm<br />
<strong>Journal</strong><br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008 1<br />
2008<br />
Es ist amtlich:<br />
Thomas I. Ebert wird Prinz der<br />
Jubiläumssession 2008/2009
2 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Als ob eine Kupplung nicht schon genug Spaß brächte.<br />
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eine für den <strong>AKV</strong> erfolgreiche Session<br />
2008 ist Geschichte. Wir sind mit dem<br />
Motto angetreten: Altes bewahren –<br />
Neues wagen.<br />
Vielleicht ist uns das bereits in Ansätzen<br />
gut gelungen. So nehmen wir<br />
in jedem Fall die Botschaften auf, die<br />
uns insbesondere nach der Festsitzung<br />
2008 entgegengebracht wurden.<br />
Wir danken an dieser Stelle allen<br />
Förderern, Sponsoren, gesellschaftlich<br />
und politisch Verantwortlichen in der<br />
Stadt Aachen und vielen, vielen Bürgern<br />
dieser Stadt für das uns entgegengebrachte<br />
Vertrauen und die vielen<br />
guten Wünsche, die uns in der<br />
Session begleitet haben. Wir danken<br />
sehr herzlich dafür und wissen gleichzeitig,<br />
dass noch eine lange Strecke<br />
des Weges zu gehen ist. Aber wie heißt<br />
es so schön: Der Weg ist das Ziel.<br />
Vorstand und Elferrat des Aachener<br />
Karnevalsvereins haben nach der ersten<br />
<strong>Ausgabe</strong> des <strong>AKV</strong>-<strong>Journal</strong>s anlässlich<br />
der Ordensverleihung an Gloria<br />
Fürstin von Thurn und Taxis beschlossen,<br />
im Jahr zwei <strong>Ausgabe</strong>n dieses<br />
<strong>Journal</strong>s herauszugeben. Diese erscheinen<br />
jeweils im Sommer (Juli)<br />
und Winter (Dezember) in einer Auflage<br />
von ca. 6000 Exemplaren. Somit<br />
verpassen Sie künftig nichts mehr – so<br />
hoffen wir!<br />
Ich weiß, es gibt viele, viele <strong>Journal</strong>e.<br />
Aber wir wollen uns nicht einfach in<br />
die Kette von <strong>Journal</strong>en, Infoblättern<br />
usw. einreihen, sondern wir möchten<br />
Sie mehr als informieren. Wir möchten<br />
Sie als Partner des <strong>AKV</strong> gewinnen.<br />
Wir möchten eine verbesserte Identifikation<br />
mit diesem Aache ner Traditionsverein,<br />
der im nächsten Jahr 150<br />
Jahre alt wird.<br />
Der <strong>AKV</strong> ist nicht nur ein Traditionsverein<br />
in der Stadt Aachen, sondern<br />
auch ein wertvolles Kulturgut. Er ist<br />
also wesentlich mehr als nur Karneval,<br />
sondern der <strong>AKV</strong> hat mit Tradition<br />
und Brauchtum und hoher Identifikation<br />
mit der Stadt zu tun. Ich erinnere<br />
an dieser Stelle an unsere Sammlung<br />
Crous, die eine hohe Akzeptanz<br />
bei der Bevölkerung genießt.<br />
Die zweite <strong>Ausgabe</strong> des <strong>AKV</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />
wird als Schwerpunkt die Vorstellung<br />
des neuen Prinzen haben. Außerdem,<br />
welche <strong>AKV</strong> Veranstaltungen anstehen,<br />
welche Projekte geplant sind<br />
und einiges mehr, was von Interesse<br />
ist. Die Dezemberausgabe wird natürlich<br />
ganz dem neuen Ritter gewidmet,<br />
dem Ordensfest, dem Jubiläumsjahr –<br />
150 Jahre <strong>AKV</strong> – und dem karnevalistischen<br />
Treiben in Aachen.<br />
Wir möchten Ihnen auch unsere<br />
neue Geschäftsstelle vorstellen, die<br />
handeln den Personen und wie Sie mit<br />
dieser Geschäftsstelle kommunizieren<br />
können. Weitere Portraits werden folgen.<br />
Wir würden uns sehr wünschen,<br />
dass das <strong>AKV</strong>-<strong>Journal</strong> auch ihren Wünschen<br />
und Vorstellungen entspricht.<br />
Viel Spaß beim Lesen der zweiten <strong>Ausgabe</strong><br />
des <strong>AKV</strong>-<strong>Journal</strong>s und gestatten<br />
Sie mir zum Schluss ein Zitat:<br />
Ein bisschen mehr Friede<br />
und weniger Streit,<br />
ein bisschen mehr Güte<br />
und weniger Neid,<br />
ein bisschen mehr Liebe<br />
und weniger Hass,<br />
ein bisschen mehr Wahrheit,<br />
das wäre doch was.<br />
Herzlichst,<br />
Präsident des <strong>AKV</strong><br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
liebe Freunde des <strong>AKV</strong>,<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
3
4 <strong>Journal</strong> 2 | 2008
Seite<br />
Editorial Horst Wollgarten, <strong>AKV</strong>-Präsident 3<br />
Impressum 5<br />
Portrait des designierten Prinzen<br />
der Session 2008/2009, Thomas I. Ebert 6<br />
Der <strong>AKV</strong> – Ein Aushängeschild: Exklusivinterview<br />
mit Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden 10<br />
Fürstin Gloria mit glanzvollem Auftritt 12<br />
Die <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle 14<br />
Buch: „Mit närrischem Frohsinn …“ 150 Jahre <strong>AKV</strong> 18<br />
Domspatzen: 34 Jahre aktiver Fastelovvend 20<br />
Kinderkarneval: Historie und Nachwuchs 23<br />
Das <strong>AKV</strong>-Archiv 26<br />
Der <strong>AKV</strong> im Team 28<br />
Küchenparty der Ex-Prinzen: Gans janz anders 30<br />
Interview mit Constantin Freiherr Heereman<br />
von Zuydtwyck, Kanzler des Ordens<br />
WIDER DEN TIERISCHEN ERNST 32<br />
Der <strong>AKV</strong> gratuliert seinen Jubilaren 34<br />
Veranstaltungskalender und Termine 38<br />
Stimmungsvoller Auftakt: Die <strong>AKV</strong>-MediaNight 40<br />
Was die Presse schreibt … 44<br />
Menschen beim <strong>AKV</strong>: Willy Kick, Elferratsbeirat 46<br />
Jubiläum der Sammlung Crous 48<br />
Unser Dank gilt den Sponsoren 50<br />
Inhalt | Impressum<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Inhalt Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>AKV</strong> gegr. 1859 e.V.<br />
Kurhausstraße 2c<br />
52062 Aachen<br />
Telefon 0241/47 03 11 -0<br />
Fax 0241/47 03 11 -19<br />
info@akv.de<br />
www.akv.de<br />
Präsident Horst Wollgarten<br />
Koordination<br />
Patrik Hoesch<br />
Anzeigen<br />
Alexander Krott<br />
Text<br />
Jutta Katsaitis-Schmitz<br />
Heinz Elmann<br />
Fotos<br />
Helmut Koch<br />
Sabine Brauer<br />
Jutta Katsaitis-Schmitz<br />
<strong>AKV</strong>-Archiv<br />
Grafik<br />
mäx it Werbeagentur GmbH<br />
Monika Korbanek<br />
Druck<br />
Silberdruck, Kassel<br />
Auflage<br />
6.000 Stück<br />
5
6 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Portrait des designierten Prinzen der Jubiläumssession 2008/2009<br />
Thomas Ebert<br />
wird neuer Prinz Karneval<br />
Seine natürliche Lebensfreude wirkt<br />
ansteckend, und seine mitreißende<br />
Art zum Leben Ja zu sagen, macht<br />
neugierig darauf, mit dabei zu sein.<br />
Dieser Mann mit den leuch tenden<br />
Augen und dem strahlenden Lächeln<br />
wurde vom <strong>AKV</strong> zum designierten<br />
Prinzen Karneval erkoren. Es ist Thomas<br />
Ebert (38), der mit seinem sympathischen<br />
Charisma Garant für eine<br />
fröhliche, ungezwungene und volkstümliche<br />
Session 2009 ist. Und gerade<br />
diese Session hat es in sich, feiert<br />
der Aachener Karnevalsverein doch<br />
dann sein 150-jähriges Jubiläum.<br />
Einstimmig hatte sich der Elferrat<br />
für Ebert entschieden. <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
Horst Wollgarten war bei dieser Entscheidung<br />
bewusst außen vor geblieben,<br />
ist er doch als Chef der Wotax-<br />
Gruppe in Aachen zugleich auch der<br />
Arbeitgeber von Thomas Ebert. Der<br />
gelernte Bankkaufmann ist bei der<br />
Wotax als Betriebsberater für kleine<br />
und mittelständische Unternehmen<br />
mit dem Schwerpunkt Existenzgründungs-<br />
und Sanierungsberatung<br />
tätig. Mehrere Kandidaten standen<br />
zunächst als Tollitäten im Gespräch.<br />
„Ganz en passant hatte mich Horst<br />
Wollgarten dann in der Firma gefragt,<br />
ob ich mir vorstellen könnte, Prinz<br />
Kar neval zu werden“, hält Ebert Rückschau.<br />
Er sagte leidenschaftlich „ja“.<br />
Dann ging alles ganz schnell, bis der<br />
Elferrat ihn kürte. Eine Woche lang sei<br />
er vor innerlicher Freude mit einem<br />
„Grinsen“ umhergegangen, sodass<br />
sich seine Freunde gewundert hätten.<br />
Aber er durfte ja vor der Pressekonferenz<br />
nichts verlauten lassen.<br />
Die kommende Session geht er mit einer<br />
Mischung aus Gelassenheit und<br />
Vorfreude an. Thomas Ebert (38) wird<br />
neuer Prinz Karneval der Jubiläums-<br />
Session 2008/2009. Der Hofstaat des<br />
passionierten Hockeyspielers wird von<br />
sportlichem Mannschaftsgeist geprägt<br />
sein und beim Sessionsmotto spielt<br />
verständlicherweise auch das 150-jährige<br />
Jubiläum des <strong>AKV</strong> eine Rolle. Es<br />
soll locker, freundlich und menschlich<br />
zugehen und ein karitatives Engagement<br />
ist bereits anvisiert.
„Ich gehe mit sehr viel Respekt an<br />
diese Aufgabe heran und habe immer<br />
gedacht, dass man in einem Karnevalsverein<br />
organisiert sein muss, um<br />
einmal Prinz zu werden“, gibt er zu.<br />
Wenn er auch keinerlei Erfahrung im<br />
Vereinskarneval hat, so kann er doch<br />
auf mehr als zwei Jahrzehnte intensiv<br />
gefeierten Straßen- und Kneipenkarneval<br />
zurückblicken und aufbauen.<br />
„Ich habe kaum je einen Fettdonnerstag<br />
oder einen Rosenmontagszug verpasst<br />
und in früheren Jahren sogar<br />
von Fettdonnerstag bis Rosenmontag<br />
Urlaub genommen. Ich trag’ halt den<br />
Karneval im Herzen“, berichtet er lachend.<br />
Auf dem Marktplatz, im Eurogress,<br />
in den Kurparkterrassen, auf<br />
dem Burtscheider Markt und „weiß<br />
Gott wo sonst noch überall“ habe er<br />
mitgeholfen, die schönste Jahreszeit<br />
zu feiern. Dass er demnächst selber<br />
über das Treiben der Jecken wacht,<br />
dass er demnächst selber von seinem<br />
Prinzenwagen Klömpchere werfen<br />
kann – „das muss doch das tollste<br />
Gefühl der Welt sein“, sagt Ebert. Im<br />
Freundeskreis habe er immer voller<br />
Neid auf den Prinzenwagen geschaut,<br />
wenn Tollität Klömpchere warf. Dann<br />
begann er mit seinen Freunden zu planen,<br />
beim nächsten Rosenmontagszug<br />
selbst mit einem Wagen dabei<br />
zu sein. „Am Aschermittwoch war das<br />
dann aber schon wieder vergessen“.<br />
Thomas Ebert ist zwar kein Freund<br />
von „schönen“ Karnevalskostümen,<br />
da für aber von extravaganten. „Meine<br />
größten Erfolge hatte ich vor einigen<br />
Jahren als Roy Black“, erzählt er: mit<br />
Perücke und einem Mikro in der Hand,<br />
dazu einen entsprechenden Anzug,<br />
der seit 20 Jahren bei seinem Vater im<br />
Kleiderschrank gehangen hatte.<br />
Geboren wurde Thomas Ebert 1970 in<br />
Aachen; aufgewachsen ist er im Südviertel,<br />
wo er zuerst die Katholische<br />
Grundschule Höfchensweg absolvierte,<br />
dann das Pius-Gymnasium besuchte<br />
und schließlich im Alter von 20 Jahren<br />
am Rhein-Maas-Gymnasium das<br />
Abitur bekam. In all den Jahren fühlte<br />
er sich besonders der Gemeinde<br />
St. Gregorius verbunden, schwärmt<br />
noch heute von Pastor Albert Hoentges.<br />
An die „vielen, vielen Feten in<br />
der Eismühle“ hat er noch immer die<br />
schönsten Erinnerungen: „Sie waren<br />
die beste Voraussetzung dafür, dass<br />
ich auch jetzt noch gerne gesellig mit<br />
Freunden feiere.“ Jahrelang habe seine<br />
Mutter vergeblich versucht, selbst<br />
Karten für den Pfarrkarneval von St.<br />
Gregorius zu erhalten. „Für die kommende<br />
Session habe ich ihr versprochen,<br />
dass sie dabei sein wird, und<br />
wenn ich selbst einen Stuhl von zu<br />
Hause mitbringen muss“, strahlt er<br />
glaubwürdig. Nach dem Abitur folgte<br />
die Ausbildung zum Bankkaufmann<br />
bei der Sparkasse Aachen und schließlich<br />
die Fortbildung zum Sparkassenfachwirt;<br />
seit dem Jahr 2001 ist Ebert<br />
im Hause Wotax tätig.<br />
Die Familie der designierten Tollität ist<br />
eng mit Aachen verbunden. Sein Vater,<br />
der ehemalige CDU-Ratsherr und Geschäftsführer<br />
des Einzelhandelsverbandes<br />
Franz Ebert, gilt als „Architekt<br />
des Aachener Weihnachtsmarktes“<br />
und hat sich sehr für den Einzelhandel<br />
stark gemacht. Er und Gattin Evy<br />
unterstützen den künftigen Narrenherrscher,<br />
wie auch seine Schwester<br />
und sein weltenbummelnder Bruder,<br />
der als Investmentbanker und Rechtsanwalt<br />
mit seiner brasilianischen Ehefrau<br />
und einem gemeinsamen Kind in<br />
Paris lebt und arbeitet. Einzig bei Thomas<br />
Ebert hat sich die richtige bessere<br />
Hälfte noch nicht gefunden – er ist<br />
derzeit Single und neigt dazu, „vielleicht<br />
auch Single zu bleiben“?<br />
he/zis<br />
„Das muss doch das tollste Gefühl der Welt sein.“<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Ein echter Jugendstiltraum: Thomas<br />
Eberts Single-Wohnung in der Pontstraße.<br />
Besonderes Schmankerl: Die bemalten<br />
Wände im Wohnzimmer – dort<br />
hat sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
ein Landschaftsmaler verewigt<br />
und die Wände mit opulenten Landschaftsszenerien<br />
bemalt. Bis heute ist<br />
das alles erhalten geblieben. Aus dem<br />
Fenster schaut Thomas Ebert auf die<br />
klassische Fassade des Zeitungsmuseums,<br />
hinten freut er sich über die eigene<br />
große Dachterasse.<br />
7
8 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Portrait des designierten Prinzen der Jubiläumssession 2008/2009<br />
Zehn Fragen<br />
an Thomas Ebert<br />
Thomas Ebert, designierter Prinz der Session 2008/2009,<br />
hier mit Thomas Frings und Präsident Horst Wollgarten<br />
„Fastelovvend es ne superjeile Zitt!“<br />
Der Prinzenwagen wartet schon …
Dein liebstes Reiseziel?<br />
Das ist eine gute Frage … ich schwanke zwischen der Toskana und der holländischen Küste. Da gibt<br />
es ein kleines Örtchen bei Renesse, Scharendyke heißt es. Sehr schön ist es dort. Wobei es auch andere<br />
Reiseziele gibt.<br />
Und wo findest Du Aachen am schönsten?<br />
Auf dem Markt, ganz eindeutig. Und dann natürlich noch in der Pontstraße. Eine Tasse Kaffee, im<br />
Café dem Treiben auf der Straße zuschauen, das ist schon herrlich.<br />
Welches Buch würdest Du auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen?<br />
In der Hoffnung, eine Steckdose vorzufinden, würde ich ein Hörbuch mitnehmen. Oder einen Laptop.<br />
Da bekommt man mehr drauf. Im Zweifel würde ich mich wahrscheinlich für ein Buch von John<br />
Irving entscheiden. Zum Beispiel „Die wilde Geschichte vom Wassertrinker“.<br />
Mit welchem Prominenten würdest Du gerne mal zu Abend essen (oder Karneval feiern)?<br />
Wenn man ihn als prominent bezeichnen kann, dann würde ich gerne mal mit Erik Meijer einen<br />
Abend verbringen. Aber eigentlich habe ich es gar nicht so mit Prominenten. Ein schöner Abend mit<br />
Freunden bedeutet mir tausend Mal mehr.<br />
Dein Lieblingsessen?<br />
Pasta. Auf jeden Fall. In allen Variationen, mit leckeren Saucen. Ich koche super gerne selber. Früher,<br />
bevor Kochen in Mode kam, hatten wir so eine eigene kleine Kochrunde. Das hat uns damals keine<br />
Frau geglaubt, Männer, die eine echte Kochrunde haben (lacht). Spontan würde ich vielleicht eine<br />
Sauce mit echtem toskanischen Olivenöl, kleingeschnittenen getrockneten Tomaten, Fenchel und<br />
viel Petersilie machen. Ich habe ein echtes Faible für die italienische Küche. In den vergangenen<br />
Jahren war ich sechs, sieben Mal in der Toskana. Das ist einfach ein tolles Lebensgefühl. In Viareggio,<br />
das ist direkt neben Pisa, da war ich auch mal. Da ist es toll, Viareggio ist die Karnevalshochburg<br />
Italiens …<br />
Hast Du so etwas wie ein Motto oder einen Leitspruch?<br />
Ja. Sich selbst nicht so ernst nehmen. Damit fährt man, glaub’ ich, in den meisten Lebenslagen<br />
sehr gut.<br />
Das größte Glück ist es, …<br />
Menschen seine Freunde nennen zu können. Also nicht nur Bekanntschaften und oberflächliche<br />
„Hallo-wie-geht’s“-Sachen. Echte tiefe Freundschaften.<br />
Karneval ist …<br />
Ne superjeile Zitt…<br />
Lieblingsmusik?<br />
Jamiroquai. Und sonst querbeet, alles, Karnevalsmusik, Charts, House …<br />
Dein Traumauto?<br />
Hm … das muss, glaub’ ich, der Maserati Spyder sein. Zumindest zum Angucken … man muss ja auch<br />
Träume haben.<br />
Hobbys?<br />
Berge. Ganz eindeutig. Und dann die Berge mit dem Snowboard runterfahren. Ich habe da so eine<br />
kleine idyllische Pension im Stubai-Tal, da kann ich auf Anruf immer hinfahren.<br />
Wenn ich alt bin …<br />
… möchte ich mit meinen Freunden gemeinsam irgendwo sitzen, in einem Café oder einer Weinstube,<br />
und gemeinsam über das Leben philosophieren.<br />
Thomas I., Prinz Karneval der Jubiläumssession 2008/2009!<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Prinz Thomas I. freut sich bereits riesig<br />
auf die kommende Session!<br />
9
10 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Der <strong>AKV</strong> –<br />
ein wichtiges Aushängeschild der Stadt Aachen<br />
Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden<br />
wie er leibt und lebt: Als Politiker<br />
(oben) und im Öcher Fastelovvend<br />
(unten) .<br />
Exklusivinterview mit Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden<br />
Millionen Zuschauer erleben jedes<br />
Jahr per Bildschirm die <strong>AKV</strong>-Festsitzun<br />
g WIDER DEN TIERISCHEN ERNST.<br />
Haben diese Übertragungen aus Ihrer<br />
Sicht allein Unterhaltungswert oder<br />
erhöhen sie nicht vielmehr auch bundesweit<br />
den Stellenwert Aachens?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Die Resonanz ist enorm groß. Durch<br />
die bundesweite Ausstrahlung im Fernsehen<br />
haben wir in diesem Jahr 4,4<br />
Millionen Zuschauer erreicht. Die Ordensverleihung<br />
liefert damit einen<br />
gigantischen Werbeeffekt für unsere<br />
Stadt. Wir haben aber auch noch<br />
Wachstumspotential, denn die meisten<br />
Zuschauer haben wir in Nordrhein-Westfalen.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Sachsen-Anhalt sind es<br />
– wahrscheinlich mit Ausnahme unserer<br />
Partnerstadt Naumburg – nicht<br />
so viele. Die Wirkung nach außen hin<br />
bemisst sich aber nicht nur durch die<br />
Quote. Wir haben in Aachen ein besonderes<br />
Sitzungsformat, das sich von<br />
den im Fernsehen übertragenen Kölner<br />
oder Mainzer Sitzungen unterscheidet.<br />
Es ist eine gelungene Mischung<br />
aus Lokalkolorit, typischem<br />
Öcher Flair und großer Politik, bei der<br />
auch Politiker selbst mal in die Bütt,<br />
die in Aachen ein Käfig ist, gehen. Das<br />
kommt an.<br />
Bieten die Festsitzungen als Treffpunkt<br />
hochkarätiger Vertreter aus<br />
Po litik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
auch die Basis für ein Netzwerk der<br />
Kommunikation?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Die Festsitzungen des <strong>AKV</strong> führen hier<br />
alljährlich wichtige Funktionsträger<br />
un seres Landes zusammen. Es dürfte<br />
kaum eine Karnevalssitzung geben,<br />
die auf diese Weise zur Plattform für<br />
Kommunikation untereinander, zum<br />
Forum für Networking wird. Mancher<br />
am Rande des karnevalistischen<br />
Ge sche hens getätigter Geschäftsabschluss<br />
soll schon bei den Festsitzungen<br />
ausgiebig von den Beteiligten<br />
begossen worden sein.<br />
Karneval ist also auch ein Wirtschaftsfaktor?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Aber gewiss! Schätzungen gehen<br />
davon aus, dass bundesweit jährlich<br />
zwischen drei bis fünf Milliarden<br />
Euro für Karneval und Fasching<br />
umgesetzt wer den: das ist zum Beispiel<br />
für Kos tüme und Perücken,<br />
Masken und Hü te, Schminksets und<br />
Dekorationsgegenstände. Die Süßwarenbranche<br />
pro fitiert vom Kamelle-<br />
und Klömpche rewerfen und in den<br />
Karnevalshochburgen boomt in den<br />
tollen Tagen die Gastronomie.<br />
Aachen hat hieran seinen Anteil. Genauere<br />
Daten können wir leider nicht<br />
feststellen. Es dürfte aber auf der Hand<br />
liegen, dass das närrische Treiben ökonomische<br />
Impulse setzt und sogar Arbeitsplätze<br />
schafft und sichert. Schauen<br />
Sie sich nur einmal die Vielfalt der<br />
Veranstaltungen in unserer Stadt an:<br />
Prinzenproklamation, WIDER DEN TIE-<br />
RISCHEN ERNST, Carnevale, Florresei,<br />
die vielen Sitzungen unserer Vereine,<br />
schließlich der Straßenkarneval, die<br />
Züge und der Kinderkarneval. Das alles<br />
kann nur realisiert werden, weil<br />
Menschen hart dafür arbeiten und<br />
auch Handel, Gewerbe und Gastronomie<br />
Geld damit verdienen.<br />
Das ist die eine Seite des Karnevals …<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Ja, mir liegt daran, den Karneval nicht<br />
allein unter dem Primat des Wirtschaftlichen<br />
zu betrachten. Karneval<br />
ist viel mehr. Er ist ein Lebensgefühl,<br />
er ist Brauchtumspflege, erfüllt aber<br />
auch mit dem Aachener Kinderkarneval<br />
eine Erziehungs- und Bildungsfunktion.<br />
Mit der Überreichung des<br />
Zentis-Kinderkarnevalspreises bei der<br />
<strong>AKV</strong>-Festsitzung kommt dies ja sehr<br />
schön zum Ausdruck. Karneval ist allerdings<br />
auch ein Stück Kultur, das<br />
unsere Identität und Unverwechselbarkeit<br />
prägt. Es kommt ja nicht von<br />
ungefähr, dass der Orden WIDER DEN<br />
TIERISCHEN ERNST als Kulturpreis angesehen<br />
wird.
Ist unter diesem Gesichtspunkt der<br />
<strong>AKV</strong> für Sie mehr ein Karnevals- oder<br />
ein Kulturverein?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Er ist beides. Denn Karneval ist ja gerade<br />
Kultur. Aber auch im direkten Sinn<br />
engagiert sich der <strong>AKV</strong> kulturell. Mit<br />
der Sammlung Crous hat er eine mit<br />
viel Liebe und Sorgfalt aufgebaute<br />
Einrichtung geschaffen, die eine Mischung<br />
aus Archiv und Museum ist,<br />
in der zusätzlich auch Vorträge stattfinden.<br />
Hier wird die Geschichte unserer<br />
Stadt vorbildlich dokumentiert<br />
und präsentiert. Und zwar in all ihren<br />
Facetten, nicht nur bezogen auf den<br />
Karneval. Das ist ein grandioser Beitrag<br />
zu Kultur und Bildung in Aachen.<br />
Für eine Stadt wie Aachen, die tiefreichende<br />
historische Wurzeln hat, ist es<br />
ja gerade wichtig, das Wissen um die<br />
eigene Vergangenheit zu bewahren –<br />
gewissermaßen, das Gedächtnis nicht<br />
zu verlieren.<br />
Der <strong>AKV</strong> engagiert sich darüber hinaus<br />
auch sozial. Schon 1954 wurde auf Initiative<br />
des damaligen Präsidenten<br />
Jacques Königstein eine Stif tung gegründet,<br />
deren Aufgabe es ist, die Not<br />
bedürftiger Aachener durch Geldspenden<br />
ein wenig zu lindern. Da wird<br />
Jahr für Jahr viel Gutes getan. Über<br />
9.000 Euro konnten zuletzt im Dezember<br />
2007 an Familien und Einzelpersonen<br />
ausgezahlt werden.<br />
Hat der Öcher Fastelovvend auch Auswirkungen<br />
auf den Tourismus?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Natürlich. Auch in Aachen spüren wir,<br />
dass dieses großartige rheinische<br />
Event magnetisch Menschen anzieht,<br />
die mit Freude und Gewinn die Karnevalstage<br />
bei uns verleben. Karneval<br />
und Tourismus gehen schon lange<br />
Hand in Hand. Bereits in den frühen<br />
Jahren des Ordens WIDER DEN TIE-<br />
RISCHEN ERNST wurde dies mit dem<br />
Slogan von der „Närrischen Kur in Bad<br />
Aachen“ dokumentiert.<br />
Wie schätzen Sie die Rolle der Prinzen<br />
Karneval ein, die seit 1881 aus den Reihen<br />
des <strong>AKV</strong> gestellt werden?<br />
Dr. Jürgen Linden:<br />
Bei der „Närrischen Ratssitzung“ erhält<br />
der Karnevalsprinz in jedem Jahr<br />
symbolisch den Schlüssel zum Rathaus<br />
– allerdings nur in Marzipanform.<br />
Damit übernimmt er bis zum<br />
Aschermittwoch die Regentschaft<br />
über die Stadt. Wenn man die Begeisterung,<br />
den Jubel und Zuspruch<br />
der Aachener gegenüber einer Tollität<br />
und dem Hofstaat sieht, verspürt<br />
man, dass er wirklich ein glänzender<br />
Repräsentant Aachens ist.<br />
Die Karnevalsprinzen haben aber<br />
auch immer wieder Impulse gesetzt,<br />
die nachhaltig gewirkt haben. Wichtige<br />
gesellschaftliche Probleme wurden<br />
durch sie ins Bewusstsein gerückt.<br />
Denken wir nur an die letzten beiden<br />
Prinzen. Boris I. Bongers machte in der<br />
Session 2006 die Hospizarbeit zum<br />
Thema. Damit stellte er ein oft verdrängtes<br />
Tabu in den Fokus. Frank II.<br />
Prömpeler engagierte sich in seiner<br />
diesjährigen Session für hungrige Aachener<br />
Kinder und deckte ihnen den<br />
Tisch. Er rüttelte also alle auf, sich mit<br />
dem Skandal der Kinderarmut zu beschäftigen.<br />
Prinzen sind in Aachen eben engagierte<br />
Bürger, die sich für andere einsetzen.<br />
Das kann auch eine ganz lange<br />
Wirkung haben. Denken wir nur an<br />
Hanns Bittmann, der gemeinsam mit<br />
seiner Frau auf ganz tragische Weise<br />
viel zu früh durch einen schrecklichen<br />
Unfall sein Leben verlor. Mit seinen<br />
„Jonge vajjen Beverau“ schenkte er<br />
uns aber eine Gruppe aktiver Karnevalisten,<br />
die seither uneigennützig für<br />
Aachener Kinder in Not Gelder bereit<br />
stellen. Karneval ist eben eine zutiefst<br />
soziale Sache. Man kann ihn nicht allein<br />
feiern, sondern nur gemeinsam.<br />
tis<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
„ Das alles kann nur realisiert<br />
werden, weil Menschen hart<br />
dafür arbeiten und auch<br />
Handel, Gewerbe und<br />
Gastronomie Geld damit<br />
verdienen.“<br />
11
12 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Fürstin Gloria mit glanzvollem Auftritt<br />
Glücksritterin Gloria im<br />
Öcher Narrenschloss<br />
Als Powerfrau voller Charme, Tempe-<br />
rament, Esprit und Willensstärke er-<br />
lebte Aachen im Januar 2008 Fürstin<br />
Gloria von Thurn und Taxis als neue<br />
Ritterin des Ordens WIDER DEN TIE-<br />
RISCHEN ERNST. Durch sie wurde die-<br />
sem Kulturpreis ein neues Image ver-<br />
liehen.<br />
Sie ist im Ordenskonvent die vierte Vertreterin<br />
des weiblichen Geschlechts<br />
ne ben bisher 54 Rittern. „Ihre Indivi<br />
dualität und Beliebtheit auf allen<br />
Gesellschaftsebenen, das soziale Engagement,<br />
ihre ausgeprägte Menschlichkeit<br />
im täglichen Miteinander, ihr<br />
natürlich begründeter Humor, vielleicht<br />
gepaart mit einer noch größeren<br />
Portion Mutterwitz in ihrem Tun<br />
prädestinieren die Fürstin für diese<br />
Auszeichnung“, begründete <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
Horst Wollgarten die Wahl zur<br />
Ritterin durch den Aachener Karnevalsverein.<br />
20 Jahre liegt die Pioniertat des <strong>AKV</strong><br />
zurück, als Professorin Dr. Gertrud<br />
Höhler 1988 zur ersten Ritterin des<br />
Konvents geschlagen wurde, dem bis<br />
dahin bereits 37 ehrenwerte Herren<br />
angehörten. Sechs Jahre gingen ins<br />
Land, bis die damalige Vizepräsidentin<br />
des Deutschen Bundestages, Renate<br />
Schmidt, 1994 zu gleichen Ehren<br />
kam. Und weitere vier Jahre mussten<br />
vergehen, bis auch Heide Simonis, damals<br />
Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein,<br />
1998 als dritte Frau im<br />
Bunde den Ritterschlag erhielt.<br />
Und diese minimale Frauenquote war<br />
für die couragierte Fürstin als Frauenrechtlerin<br />
der Dreh- und Angelpunkt<br />
ihrer Ritterinnenrede, in der sie leidenschaftlich,<br />
mit Humor und Selbstironie<br />
gewürzt, „Frauen an die Macht“<br />
forderte. Den eigens für sie rosenbekränzten<br />
Narrenkäfig musste sie dazu<br />
allerdings nicht betreten. „Diese Frau<br />
kann man nicht in einem Käfig einfan-
gen“, gab sich <strong>AKV</strong>-Präsident Horst<br />
Wollgarten geschlagen. Sie freue sich<br />
riesig über den Orden, den sie aber<br />
auch verdient habe, erklärte Gloria,<br />
denn als „bayrische Rheinländerin, Ex-<br />
Punkerin und Mutter stehe sie in jeder<br />
Hinsicht unter Artenschutz“. Wenn<br />
Frauen unter den Ordensträgern immer<br />
noch in der Minderheit seien,<br />
„höre für sie der Spaß auf, und fange<br />
der tierische Ernst an“.<br />
„So habe ich mir ein Herz genommen,<br />
bin als Märchenprinzessin hierher<br />
gekommen. Fürstin, Durchlaucht,<br />
wie Sie mich nennen, lernt Ihr heut’<br />
Abend ’ne neue Gloria kennen“, avisierte<br />
sie, streifte energisch Cape und<br />
Reifrock ihres Rokokokleides ab und<br />
fügte wie im Märchen hinzu: „Spieglein,<br />
Spieglein an der Wand, ich sage<br />
es allen im ganzen Land, weil ich hier<br />
als Ritterin steh: heij, welcome Powerfrau<br />
– Schneewittchen adé“! Tosender<br />
Beifall der 1350 Gäste im Europasaal<br />
des Eurogress drückte die Begeisterung,<br />
Bewunderung und Zustimmung<br />
der Festgesellschaft zum Fazit ihrer<br />
Rede aus: „Hier steht Ritterin Gloria<br />
im Glanze. Ne Powerfrau, doch keine<br />
Emanze. Männer sind ja lieb und<br />
nicht schlecht. Wir Frauen fordern nur<br />
gleiches Recht. Charmant, energisch,<br />
nicht bitterlich – das nenn’ ich weiblich,<br />
ritterlich. Denn alles ist mir recht<br />
auf Erden, nur tierisch ernst darf es<br />
nicht werden“.<br />
Und noch eins setzte die Fürstin drauf:<br />
Leidenschaftlich und voller Tem pe rament<br />
sang sie den Song aus eigener<br />
Feder: „Karneval, endlich is Karneval.<br />
Jeder denkt und sagt heut’ alles was<br />
er will“. Das Publikum ließ die frisch<br />
gekürte Ritterin nicht ohne ein Da<br />
Capo von der Bühne.<br />
Während ihres zweieinhalbtägigen<br />
Aufenthalts in Aachen absolvierte<br />
die Fürstin ein umfangreiches Programm,<br />
besuchte bereits am ersten<br />
Abend in Herzogenrath in der Kirche<br />
St. Marien eine Messe und nahm an<br />
einem Gesprächsforum teil. Am Folgetag<br />
war sie nach der Generalprobe<br />
zur Festsitzung glamouröser Mittelpunkt<br />
der „MediaNight“ im Quellenhof.<br />
Nach einem feierli chen Hochamt<br />
im Aachener Dom und einem Empfang<br />
durch Oberbürgermeister Dr. Jürgen<br />
Linden im Rathaus am Samstagmorgen<br />
eilte Fürstin Gloria, eskortiert<br />
von der Aachener Prinzengarde, zu<br />
einer Talkrunde in die Elisengalerie,<br />
wo sie Hunderte von Aachenern erwarteten.<br />
Dort fragte sie <strong>AKV</strong>-Vizepräsident<br />
Boris Bongers als Moderator,<br />
wie Ihre Familie auf die Ordensverleihung<br />
reagiert habe? „Na endlich,<br />
sagten sie. Schließlich war ich immer<br />
der Kasper in der Familie und bin nun<br />
fast 50. Endlich habe ich also eine karnevalistische<br />
Auszeichnung verdient“,<br />
antwortete Gloria, die im Sturm die<br />
Herzen der Zuschauer eroberte.<br />
Die Aachener Festsitzung habe auch<br />
ihre Heimatstadt Regensburg „aus<br />
dem karnevalistischen Winterschlaf<br />
erweckt“, teilte Fürstin Gloria nach<br />
ihrer Rückkehr dem <strong>AKV</strong> mit. Denn<br />
bereits wenige Tage später machte<br />
ihr eine Abordnung der Regensburger<br />
Carnevalsgesellschaft „Narragonia“<br />
die Aufwartung. Sie wurde von<br />
der Fürstin mit <strong>AKV</strong>-Schal und <strong>AKV</strong>-<br />
Ritterinnenmütze im Spiegelsaal des<br />
Schlosses St. Emmeram empfangen.<br />
Carl Borromäus Prämaßing, Oberhofmarschall<br />
dieser 1848 gegründeten,<br />
ältesten Karnevalsgesellschaft Bayerns,<br />
verlieh der Fürstin den nur in elf Exemplaren<br />
aufgelegten „Orden vom goldenen<br />
Durchblick“. Er trägt den Untertitel:<br />
„Powerfrau-Verdienstorden“.<br />
Damit solle ihr erfolgreicher Auftritt<br />
mit der Aachener Ritterrede honoriert<br />
werden, hieß es in der Laudatio …<br />
tis<br />
„... Denn alles ist mir recht auf Erden,<br />
nur tierisch ernst darf es nicht werden“<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
13
14 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Die <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle<br />
Doppelspitze der <strong>AKV</strong>-Geschäftstelle<br />
Zwei Kapitäne an Bord<br />
Der Kurs des <strong>AKV</strong> ist vorgegeben:<br />
„Altes bewahren, um Neues zu schaffen!“<br />
Unter dieser Maxime ergriff<br />
Horst Wollgarten im Juli 2007 als<br />
neuer <strong>AKV</strong>-Präsident das Ruder des<br />
Narrenschiffes und brachte es binnen<br />
Kur zem auf volle Fahrt voraus.<br />
Dazu gehört auch die Besetzung der<br />
Geschäftsstelle des Vereins mit einer<br />
Doppelspitze. Zwei versierte Könner<br />
ihres Metiers teilen sich die Aufgaben.<br />
Der eine, Dietmar Werner (45),<br />
Geschäftsführer der Firma Lichtkonzepte<br />
Niederau, seit 23 Jahren <strong>AKV</strong>-<br />
Mitglied, davon seit zwölf Jahren im<br />
Elferrat des <strong>AKV</strong>, übernahm als gestandener<br />
Karnevalist den Bereich<br />
der karnevalistischen Brauchtumspflege<br />
und der Organisation von<br />
Events. Der andere, Patrik Hoesch<br />
(43), erfahrener Betriebsökonom und<br />
Manager einer großen Kanzlei für<br />
Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung,<br />
zeichnet für Kostencontrolling,<br />
Finanzen, Marketing und Organisation<br />
verantwortlich. In Interviews ließen<br />
die beiden „Kapitäne an Bord“<br />
erkennen, welchen Hafen sie ansteuern<br />
wollen. Eines ist deutlich zu erkennen:<br />
Beide haben ihr Hobby zum<br />
Beruf gemacht.<br />
tis<br />
Interview mit Patrik Hoesch<br />
Sie sind seit acht Jahren Wahl-Aachener und Ihre Gattin ist eine gebürtige Aachenerin. Sie<br />
kommen aus der Heimat unseres Ritters 2002, Dr. Thomas Borer, der Schweiz. Wo sind Sie dort zu<br />
Haus und haben Sie karnevalistische Ambitionen mitgebracht?<br />
Ich komme aus Basel und habe dort 20 Jahre aktiv an der Basler Fasnacht mitgewirkt. Ich war acht<br />
Jahre Präsident eines renommierten Vereins und sechs Jahre Vizepräsident der Karnevalsdachorganisation,<br />
des Fasnachtscomités. Sie ist unter anderem für das Organisieren der beiden Karnevalszüge<br />
(jeweils 16 km lang) am Montag nach Aschermittwoch und dem folgenden Mittwoch verantwortlich.<br />
Die Basler Fasnacht ist die größte in der Schweiz, es wird 72 Stunden gefeiert. Während<br />
dieser Zeit ziehen die Fasnächtler durch die Straßen. Die Fasnacht beginnt am Montag mit dem<br />
„Morgestraich“ um vier Uhr und endet am Donnerstagmorgen wiederum um vier Uhr mit dem<br />
„Endstraich“. Darüber hinaus war ich auch als Produktionsleiter einer Karnevalsrevue tätig, die jährlich<br />
vom Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde.<br />
Für welche Aufgaben zeichnen Sie als <strong>AKV</strong>-Geschäftsstellenleiter verantwortlich?<br />
Mein Bereich liegt in erster Linie bei dem Controlling, dem Marketing und dem gesamten administrativen<br />
Ablauf. So wird natürlich bei den Finanzen sehr genau geschaut, wo wir Geld einsparen<br />
können, ohne auf die gewohnten Leistungen oder Mehrwerte verzichten zu müssen. Natürlich<br />
werden alle Arbeitsabläufe überprüft und bei Bedarf optimiert. Wir sind zwar ein Verein, müssen<br />
uns aber aufgrund des Rades, das wir drehen, wie ein Unternehmen verhalten. Unternehmensführung<br />
hat ja mit Wirksamkeit, Systematisierung, Professionalisierung, zielgerichteter Steuerung und<br />
effizientem sowie ökonomischem Handeln zu tun. Einen Teil dessen werden wir auch auf die Geschäftsstelle<br />
anwenden. Qualität und Leistungen, die wir anbieten, unterliegen permanenter Überprüfung<br />
und gegebenenfalls Anpassung. Natürlich bin ich froh, dass ich bei all diesen Prozessen von<br />
einem kompetenten Team unterstützt werde.<br />
Worin sehen Sie den Schwerpunkt im Erscheinungsbild des <strong>AKV</strong>?<br />
Mit seiner karnevalistischen Brauchtumspflege ist der <strong>AKV</strong> für mich ein Dienstleistungsbetrieb. Mit<br />
der Erbringung von Dienstleistungen im Vereins- und Eventmanagement verdienen wir, die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, unser Gehalt. Wir blicken auf eine fast 150-jährige Geschäftstätigkeit<br />
zurück und sind uns unserer gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung bewusst. Entsprechend<br />
verbessern wir kontinuierlich unsere Leistungen für die Mitglieder sowie für die Bürger der<br />
Stadt Aachen.<br />
„Altes bewahren, um Neues zu schaffen“ – was ist damit in der Arbeit des <strong>AKV</strong> gemeint?<br />
Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Was bis jetzt gut war, soll man auch so belassen. Wir dürfen<br />
uns aber nicht neuen Wegen verwehren. Unser unternehmerisches und gesellschaftliches Engagement<br />
ist langfristig ausgerichtet. Wir sind unabhängig und wollen ein bevorzugter Partner für Menschen<br />
sein, deren Beziehungen von verantwortlichem und nachhaltigem Handeln geprägt sind. So<br />
wachsen wir mit dem <strong>AKV</strong> und der <strong>AKV</strong> wächst mit uns.<br />
Noch einige persönliche Fragen. Haben Sie Hobbys neben Öcher Fastelovvend und Basler Fasnacht?<br />
Als Trompeter bin ich aktiver Jazzmusiker in mehreren Bands, die im In- und Ausland auftreten.<br />
Haben Sie ein Lebensmotto?<br />
Stillstand ist Rückschritt.<br />
Welche Tugenden schätzen Sie am meisten?<br />
Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und gewissenhafte Menschen.<br />
Welche Untugenden verachten Sie?<br />
Hinterlistigkeit und Neid.<br />
Der Kurs des <strong>AKV</strong> ist<br />
vorgegeben: „Altes<br />
bewahren, um<br />
Neues zu schaffen.“
Interview mit Dietmar Werner<br />
Sie sind ein waschechter Öcher, der sich mit Herzblut dem Fastelovvend verschrieben hat.<br />
Wann begann Ihre karnevalistische Laufbahn und welche Sprossen mussten Sie dabei peu á peu erklimmen?<br />
1985 bin ich als Ehrenhut dem <strong>AKV</strong> beigetreten. Nach elf Jahren wurde ich in den Elferrat berufen<br />
und zeichnete dann seit 2004 für die Organisation der Festsitzung WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />
verantwortlich. Seit Mai 2008 bin ich einer der beiden Geschäftsstellenleiter.<br />
Welche Schwerpunkte übernehmen Sie bei der Aufgabenteilung?<br />
Da ist zunächst die Organisation von Veranstaltungen, insbesondere der Festsitzung WIDER DEN<br />
TIERISCHEN ERNST und der Veranstaltung, die am Vorabend der Festsitzung als lockeres Get-Together<br />
für die VIPs aus den Reihen der Ritter sowie aus Politik, Wirtschaft, Adel, Sport, Show und Medien<br />
stattfindet. Gleichzeitig soll mit diesem Event Sponsoren und <strong>AKV</strong>-Mitgliedern für langjährige<br />
Treue gedankt werden. Diese Vorabendveranstaltung fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal<br />
statt und wird nun weiter ausgebaut. Weiterhin fallen Brauchtumspflege sowie die Pflege von Kontakten<br />
zu anderen Karnevalsvereinen in meinen Zuständigkeitsbereich.<br />
Worin sehen Sie den Schwerpunkt im Erscheinungsbild des <strong>AKV</strong>?<br />
Eindeutig liegt der Schwerpunkt in der deutschlandweiten Mediendarstellung der Festsitzung. Andererseits<br />
liegt die Bedeutung des <strong>AKV</strong> in der jetzt 150-jährigen Verwurzelung des Vereins in der<br />
Aachener Geschichte und seine prägende Integration in die karnevalistische Historie dieser Stadt.<br />
Inwieweit spielt der Slogan: „Altes bewahren, um Neues zu schaffen“ in Ihr Aufgabengebiet<br />
hinein?<br />
Was aus der Historie gewachsen ist, kann man nicht abschaffen. Brauchtum muss gepflegt und<br />
erhalten werden, muss auch seine Bodenständigkeit behalten, um erfolgreiche Dinge fortsetzen<br />
zu können. Für uns Karnevalisten ist es daher eine besondere Pflicht, den Kinderkarneval zu fördern.<br />
Denn die jüngsten Jecke sind unser karnevalistischer Nachwuchs. Eine wichtige Rolle messen<br />
wir der Familienveranstaltung des <strong>AKV</strong> am Karnevalssonntag „Kaffee, Kids & Kokolores“ bei,<br />
die ihre Wurzeln in der traditionsreichen, seit 1860 vom Verein veranstalteten „Kaffeevisite“ hat.<br />
Seit 1992 verleiht der <strong>AKV</strong> bei seinen Festsitzungen den Zentis-Kinderkarnevalspreis, um karnevalistische<br />
Leistungen von Kindern anzuerkennen. Neue Wege zu gehen aber ist heute, speziell bei der<br />
rasanten Entwicklung der Fernsehlandschaft, ein absolutes Muss.<br />
Auch an Sie ein paar persönliche Fragen. Haben Sie ein Lebensmotto?<br />
Das Glück zu haben, zu lieben, was ich tue.<br />
Gibt es Hobbys neben dem Karneval?<br />
Alles um den Pferdesport.<br />
Welche Tugenden schätzen Sie am meisten?<br />
Ehrlichkeit.<br />
Welche Untugenden verachten Sie?<br />
Unehrlichkeit.<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Dietmar Werner und Patrik Hoesch,<br />
<strong>AKV</strong>-Geschäftsstellenleiter<br />
15
16 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Die <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle<br />
„Das macht mir mehr Spaß,<br />
als selbst zu feiern …“<br />
Bettina Esser<br />
in der <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle zuständig<br />
für den Sekretariatsbereich<br />
„Die neue Aufgabe ist genau mein Ding.“<br />
Wer mit Aachens Büttenass Jürgen<br />
Beckers schon als i-Dötz in Mariadorf<br />
gemeinsam die Schulbank drückte,<br />
dessen Lebensweg kann gar nicht am<br />
Karneval vorbeiführen. Bettina Esser<br />
(44) jedenfalls war von klein auf bei<br />
jedem Rosenmontagszug mit dabei<br />
und ließ sich dann auch später keine<br />
Karnevalsfete entgehen.<br />
Doch nun ist Bettina Esser seit Januar<br />
2008 im Sekretariatsbereich der<br />
<strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle tätig. „Die neue<br />
Aufgabe ist genau mein Ding“, erklärt<br />
sie, denn es sei keine trockene Sekretariatstätigkeit,<br />
sondern auch mit Organisation,<br />
Internetrecherchen und<br />
dem Ausbau von Netzwerken verbunden.<br />
Und da ist sie in ihrem Element,<br />
denn immerhin hat die Wahl-Aachenerin<br />
beim <strong>AKV</strong> als eine in Aachen bekannte<br />
„Institution“ das neue Aufgabengebiet<br />
übernommen, arbeitete sie<br />
doch allein 16 Jahre bei Radio Aachen,<br />
davon neun Jahre als Mediaberaterin,<br />
zuletzt als Assistentin in der Chefredaktion.<br />
1991 hatte sie zum Gründungsteam<br />
von Radio Aachen ge hört,<br />
bevor es 1992 seinen Sende start hat-<br />
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<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
17
18 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Buch: „Mit närrischem Frohsinn …“ 150 Jahre <strong>AKV</strong><br />
150 Jahre <strong>AKV</strong> – Mit närrischem Frohsinn<br />
wIdEr dEN TIErISchEN ErNST<br />
Das reich bebilderte Zeit dokument<br />
eröffnet interessante Einblicke<br />
in die Historie des rheinischen<br />
Karnevals und der Stadt Aachen.<br />
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Heute ist der Aachener Karnevalsverein<br />
(<strong>AKV</strong>) vor allem als Stifter des Ordens<br />
WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />
bekannt. Jahr für Jahr verfolgt ein<br />
Millionenpublikum die Ordensverleihung.<br />
Der Traditionsverein feiert im<br />
Jahr 2009 sein 150-jähriges Bestehen.<br />
Ein guter Anlass, die bewegte Geschichte<br />
des Vereins Revue passieren<br />
zu lassen.<br />
Die Chronik „Mit närrischem Frohsinn<br />
WIDER DEN TIERISCHEN ERNST –<br />
150 Jahre Aachener Karnevalsverein“<br />
schildert auf unterhaltsame Weise die<br />
wichtigsten Stationen der Vereinsgeschichte.<br />
Dabei eröffnet das reich bebilderte<br />
Zeitdokument zugleich interessante<br />
Einblicke in die Historie des<br />
rheinischen Karnevals und der Stadt<br />
Aachen. Der Historiker Thomas Töller<br />
warf bei seinen Recherchen auch einen<br />
kundigen Blick auf die oft schwierigen<br />
politischen Verhältnisse, in denen<br />
sich der Karneval gegen Krieg,<br />
Elend und nicht immer wohlgesinnte<br />
Obrigkeiten behaupten musste. Vor<br />
allem aber grub er tief in den Annalen<br />
des <strong>AKV</strong> und spann dabei den erzählerischen<br />
Faden höchst spannend und<br />
unterhaltsam bis in unsere Gegenwart.<br />
Amüsante Anekdoten und treffliche<br />
Beispiele Öcher Frohsinns runden<br />
den historischen Rückblick ab.<br />
Im Format 20,5 x 23 cm auf ca. 250 Seiten<br />
großzügig gestaltet, ist das Buch<br />
in eleganter Hardcoverausstattung<br />
mit Leineneinband, Metallic-Prägung<br />
und Schutzumschlag nicht nur ein edles<br />
Geschenk für liebe Freunde oder<br />
Verwandte, sondern auch ein exklusives<br />
Präsent für Kunden oder Mitarbeiter.<br />
Der liebevoll gestaltete Band<br />
soll im Oktober erscheinen: Freuen Sie<br />
sich auf ein echtes Stück Öcher Hazz.
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Freuen Sie sich<br />
auf ein echtes Stück<br />
Öcher Hazz.<br />
19
20 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Domspatzen: 34 Jahre aktiver Fastelovvend<br />
Die „Domspatzen“<br />
Musikalische Garanten für Öcher Jeföihl<br />
34 Jahre aktiver Fastelovvend – Die<br />
„Domspatzen“ blicken auf eine strahlende<br />
Karriere im Fastelovvend zurück<br />
„ Ja, wat ne richt’ge Öcher es,<br />
d’r houet op de Kess“
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“,<br />
heißt es in einem der unsterblichen<br />
Karnevalshits, und dennoch weiß jeder<br />
Fastelovvendsjeck, dass spätestens<br />
am Elften im Elften eine neue,<br />
fünfte Jahreszeit anbricht. Am Aschermittwoch,<br />
6. Februar 2008, aber war<br />
für die derzeit beliebteste, musikalische<br />
Gruppe Aachens tatsächlich end gültig<br />
Schluss. „Die Domspatzen“, mit Josef<br />
Hunds (Schlagzeug), Uwe Barthel (Gitarre),<br />
Walter Reinartz (Keyboard) und<br />
Reinhard Weiergräber (Akkordeon),<br />
sagten und sangen am Karnevalssonntag<br />
bei der großen Kostümsitzung der<br />
KG Öcher Prente im Eurogress endgültig<br />
„Tschüüss zesamme“. Was dann<br />
doch wieder nicht so ganz stimmte,<br />
denn beim Theaterball am Veilchendienstag<br />
machten sie nach der Verabschiedung<br />
Sr. Tollität Prinz Frank II.<br />
Prömpeler noch einmal Party.<br />
Es war Josef Hunds, der 1974 in die karnevalistischen<br />
Fußstapfen seines Vaters,<br />
Willi Hunds, treten wollte und<br />
mit Manfred Lambertin und Walter<br />
Reinartz eine Stimmungsgruppe „Die<br />
3 Domspatzen“ gründete. Es war die<br />
Zeit, in der die übermächtigen Atömchen<br />
die Stars im Öcher Fastelovvend<br />
waren. „Hart gegen uns selbst haben<br />
wir mit viel Ehrgeiz und Fleiß an uns<br />
gearbeitet“, hält Josef Hunds Rückschau.<br />
Die Lieder komponierte die<br />
Gruppe selbst, die Texte, vorwiegend<br />
in Öcher Platt, schrieb Josef Hunds.<br />
Drei neue Titel waren es jährlich im<br />
Schnitt. 180 Lieder, vom Karnevalshit<br />
bis zum sentimentalen Sound, gehören<br />
zum Gesamtrepertoire der 34 Jahre.<br />
Zu Ohrwürmern und zugleich zu<br />
ihrem Markenzeichen wurden dabei:<br />
„Hier wird gefeiert, hier ist was los“,<br />
„Ja, wat ne richt’ge Öcher es, d’r houet<br />
op de Kess“, „Ich bin ene Öcher“ und<br />
„Ja, hier wird gefeiert“.<br />
Unvergessen ist ihnen der <strong>AKV</strong>-Herrenabend<br />
1978 im Ratskeller geblieben.<br />
Unter den wieder drei neuen<br />
Titeln war auch ein Rock’n-Roll: „Karneval<br />
en Oche“. Würde das den Herren<br />
gefallen? „Wir waren sehr aufgeregt“,<br />
erinnert sich Hunds. Doch dann kamen<br />
die erlösenden Worte des damaligen<br />
<strong>AKV</strong>-Präsidenten Helmut<br />
A. Crous: „Ich freue mich, Ihnen eine<br />
neue Gruppe vorzustellen, die mehr<br />
als nur Walzer und Marschmusik spielen<br />
kann“, lobte er die musikalischen<br />
Nachwuchstalente. „Das war für uns<br />
nach dreijährigem Bestehen revolutionär“,<br />
so Hunds. Ihr Ziehvater, Mentor<br />
und väterlicher Freund war Büttenredner<br />
Heini Mercks. Er empfahl<br />
ihnen, doch nicht immer nur in ihren<br />
blauen Anzügen aufzutreten, sondern<br />
mal etwas Buntes anzuziehen. Sie<br />
folgten seinem Rat mit dem Ergebnis,<br />
dass der Veranstalter sagte: „Wenn Ihr<br />
Euch noch umziehen wollt, Jungs, dahinten<br />
ist die Garderobe!“<br />
1997 schied Manfred Lambertin aus<br />
familiären Gründen aus der Gruppe<br />
aus und „Zwej Jonge met Hazz“ von<br />
der Stadtgarde Oecher Penn, Uwe<br />
Bar thels und Reinhard Weiergräber,<br />
wurden angeheuert. Von Stund’<br />
an nannte sich die Gruppe nur noch<br />
„Die Domspatzen“. In elf Jahren entwickelten<br />
sich herzliche Freundschaft<br />
und gute Kameradschaft, aus denen<br />
sie viel Kraft schöpften. „Wir haben<br />
immer auf Musikalität und mehrstimmigen<br />
Gesang Wert gelegt. Das war<br />
unser Anspruch“, sagt Reiner Weiergräber,<br />
denn „das Publikum hat wache<br />
Ohren!“ Die Domspatzen sind<br />
stolz, dass sie in diesen elf Jahren<br />
sieben Mal bei der Festsitzung WI-<br />
DER DEN TIERISCHEN ERNST auftreten<br />
konnten. Beim Ordensfest am 4.<br />
Januar 2008 verlieh ihnen der <strong>AKV</strong><br />
„Et jölde Hazz va Oche“. Immer wie-<br />
der werden sie gefragt, was aus ihrem<br />
musikalischen Erbe wird. „Wir sind<br />
stolz darauf, dass de Jonge vajjen Beverau<br />
einige unserer Lieder in ihr Repertoire<br />
mit aufnehmen“, so Hunds,<br />
verbindet sie doch Seelenverwandtschaft<br />
mit der Sängerschar. Es waren<br />
die Domspatzen, die neben Hubert<br />
Crott, Ralf Bremen und Roland Greven<br />
zu den Mitbegründern der ebenfalls<br />
sozial engagierten „Öcher Jonge met<br />
Hazz“ zählten, die zehn Jahre lang zugunsten<br />
sozial-caritativer Vereine Bene<br />
fiz veranstaltungen organisierten und<br />
durchführten.<br />
„Et jölde Hazz va Oche“<br />
Doch nach 34 Jahren „fordert das Alter<br />
seinen Tribut“ sagte Josef Hunds<br />
bei der Abschiedsmatinee der „Domspatzen“<br />
am 2. Dezember 2007 im<br />
Saalbau Kommer. „Wenn Du Dich auf<br />
dieses Metier einlässt, weißt Du, welchem<br />
Leistungsdruck Du Dich aussetzt.<br />
Wir haben es gern getan – nicht<br />
des Geldes wegen. Wir konnten viele<br />
Freundschaften schließen“, lautet das<br />
Fazit. „Tschüüss zesamme – dat deät<br />
wieh“ sagten die Domspatzen ihrem<br />
Publikum voller Melancholie mit ihrem<br />
Abschiedslied der letzten Bühnensession.<br />
Mit Öcher Akzent und Originalität<br />
haben sie ein Stück Aachener<br />
Karnevalsgeschichte geschrieben.<br />
tis<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
21
22 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Er kennt fünf Jahreszeiten.<br />
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Gemeinsames Erleben der „tollen Tage“, wiederkehrende Freude an humorvollen Bräuchen und ausgelassenes Feiern sind für<br />
viele Menschen fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Damit Frohsinn und Gemeinsamkeit ihren festen Platz in den<br />
Herzen und Köpfen behalten, engagiert sich die Sparkasse Aachen jedes Jahr für das bunte Treiben in der fünften Jahreszeit.<br />
Sparkasse. Gut für die Region.
Wenn Öcher Ströpp<br />
Fastelovvend fiere<br />
„Öcher Ströpp feiern alljährlich toll in<br />
Aachens Straßen und Gassen, in Sälen<br />
und auf Plätzen. Und ihre Fröhlichkeit<br />
wirkt ansteckend weit über unsere<br />
Stadtgrenzen hinaus. Und wenn<br />
man in Aachen etwas mit den Attributen<br />
‚erstmalig‘ und ‚einmalig‘ versehen<br />
kann, dann ist dies der Aachener<br />
Kin derkarneval.“ Diese Feststellung<br />
traf der damalige <strong>AKV</strong>-Geschäftsführer<br />
und Präsident des Ausschusses Aachener<br />
Karneval, Helmut Strack, im<br />
Oktober 1997 auf seiner letzten Pressekonferenz,<br />
drei Monate vor seinem<br />
tödlichen Unfall beim Rosenmontagszug<br />
1998.<br />
Sein umfassendes Statement auf dieser<br />
Pressekonferenz zum Aachener<br />
Kar neval wurde zu seinem karnevalistischen<br />
Vermächtnis. Er erinnerte<br />
daran, dass Jacques Königstein (von<br />
1930 bis 1968 <strong>AKV</strong>-Präsident) 1937 in<br />
Aachen zum ersten Kinderkostümzug<br />
aufgerufen hatte und die Kinder<br />
dabei vor dem Elisenbrunnen Sr. Tollität<br />
Otto I. Schmitz, genannt „Prinz<br />
Mucki“, huldigten. Noch zweimal gab<br />
es bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges<br />
Kinderzüge. 1939 waren es bereits<br />
7000 kleine Jecke, die am Karnevalssonntag<br />
mit „Juja“ und „Alaaf“ an<br />
Prinz Ewald I. Thelen vorbeizogen.<br />
Doch Aachen wäre nicht Aachen, wenn<br />
es vier Jahre nach Kriegsende nicht<br />
auch wieder einen karnevalistischen<br />
Neuanfang gegeben hätte. Im Oktober<br />
1949 wurde auf Initiative Jacques<br />
Königsteins zunächst der Ausschuss<br />
Aachener Karneval (AAK) wieder neu<br />
gegründet und im November 1950<br />
erstmals ein Arbeitsausschuss Aachener<br />
Kinderkarneval (AKiKa) ins Le-<br />
Kinderkarneval: Historie und Nachwuchs<br />
ben gerufen, der seitdem für die Proklamationen<br />
und die Kinderfeste des<br />
Märchenprinzen sowie für die Kinderkostümzuge<br />
verantwortlich zeichnet.<br />
Unter dem Motto: „Es war einmal …“<br />
regierte 1951 Aachens und zugleich<br />
Deutschlands erster Märchenprinz<br />
Rolf I. Pirnay, der von einem Gefolge,<br />
Tanzpaar und einer Tanzgarde begleitet<br />
wurde. Am Karnevalssonntag,<br />
4. Februar, zogen mit ihm eine Stunde<br />
lang bunt kostümierte Kinder als<br />
Fußgruppen oder auf Wagen durch<br />
die Stadt. Am 8. Januar 2008 bestieg<br />
Märchenprinz Max II. Prömpeler als<br />
56. kleiner Narrenherrscher den Märchenthron.<br />
Er regierte unter dem Motto:<br />
„Bonk wie e Belderboch fiert Oche<br />
singe Kengerzoch“ und ist zugleich<br />
Spross des Prinzen Karneval 2008,<br />
Frank II. Prömpeler.<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
23
24 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Seit 1949 veranstaltete der <strong>AKV</strong> wieder<br />
am Karnevalssonntag seine seit<br />
1860 zur Tradition gewordene „Kaffeevisite“.<br />
Wegen der Enge im Foyer<br />
des Neuen Kurhauses hatten damals<br />
bis 19 Uhr ausschließlich Elferratsherren<br />
als männliche Wesen Zutritt.<br />
Doch auch die „Kaffeevisite“ ging<br />
mit der Zeit. Unter dem neuen Motto:<br />
„Kaffee, Kids & Kokolores“ ist sie,<br />
nach mehrjähriger Zwischenstation<br />
im Eurogress und einjähriger Pause,<br />
seit 2001 im Alten Kurhaus magischer<br />
Anziehungspunkt für Klein und Groß<br />
nach dem Kinderkostümzug. Junge<br />
Väter des <strong>AKV</strong> hatten die Organisation<br />
in die Hand genommen und präsentieren<br />
seitdem den kleinen Fastelovvendsjecke<br />
im Ballsaal und in<br />
der Klangbrücke ein mehrstündiges,<br />
kunterbuntes Programm.<br />
Wiederum war es Helmut Strack, der<br />
1992 die Initiative ergriffen hatte, um<br />
den Aachener Kinderkarneval in das<br />
Programm der <strong>AKV</strong>-Festsitzungen mit<br />
aufzunehmen. Er wandte sich dazu<br />
an den „Herrn der Konfitüren“, Heinz-<br />
Kinderkarneval: Historie und Nachwuchs<br />
Wenn Öcher Ströpp<br />
Fastelovvend fiere<br />
Gregor Johnen, damaliger Geschäftsführer<br />
der Aachener Firma Zentis, dem<br />
größten Konfitürenproduzenten der<br />
Europäischen Union. Er war als großzügiger<br />
Sponsor nicht nur des <strong>AKV</strong>, sondern<br />
generell zur Förderung von Kultur,<br />
Sport und Sozialem bekannt. Bei<br />
ihm fand Strack sofort Unterstützung,<br />
sodass seit 1992 jährlich der mit 3333<br />
Euro dotierte Kinderkarnevalspreis an<br />
Kindergruppen der Karnevalsvereine,<br />
karnevalistisch aktive Schulen, Chöre<br />
und Musikgruppen vergeben werden<br />
kann. 2008 war nun die Katholische<br />
Grundschule Passstraße der 16. Preisträger.<br />
„Wenn es für Kinder ist, rennt<br />
man bei mir sofort offene Türen ein“,<br />
sagte Johnen (75), als er 2007 in Würdigung<br />
seines Lebenswerkes mit dem<br />
Preis des Business Clubs Aachen-<br />
Maastricht ausgezeichnet wurde. Den<br />
Kinderkarneval, der auch im Ausland<br />
starke Beachtung finde, habe er immer<br />
sehr geliebt, fügte Johnen hinzu.<br />
Und es sei auch in schwierigen Zeiten<br />
wichtig, die Tradition des Öcher Fastelovvends<br />
durch die junge Generation<br />
fortzusetzen.<br />
Helmut Strack<br />
auf seiner letzten<br />
Pressekonferenz<br />
im Oktober 1997
Karneval ist in Aachen auch für junge<br />
Leute längst zu einer Lebensphilosophie<br />
geworden. Die Augen strahlen<br />
bei den Tanzmariechen, wenn die<br />
Stimmung im Saal siedet und sie im<br />
Applaus baden. Und einmal mehr<br />
werfen sich die jungen Spielmannsleute<br />
in die Brust, wenn sie beim Einmarsch<br />
mit ihrem Musikzug bewundernde<br />
Blicke auf sich spüren. Aller<br />
Stress und Trainingsfleiß eines ganzen<br />
Jahres haben sich gelohnt und sind<br />
dann vergessen. Viele, die als Bambini<br />
in den Kindergruppen angefangen haben,<br />
schafften es bis an die Spitze des<br />
Erfolgs bei den Mariechenbällen oder<br />
als Tanzpaare repräsentativer Gesellschaften.<br />
Hier seien stellvertretend<br />
das Marketenderpaar der Stadtgarde<br />
Oecher Penn und die Schautanzgruppe<br />
„Friends of Fantasy“ der KG Horbacher<br />
Freunde genannt.<br />
Frank Radermacher (21) und Pia Engelen<br />
(18) tanzen seit 2007 für die Penn.<br />
Pia wagte bei den „Duemis“ der Öcher<br />
Duemjroefe die ersten Tanzschritte,<br />
tanzte dann fünf Jahre in der Garde<br />
und weitere zwei Jahre im Tanzpaar<br />
des Märchenprinzen. Auch Frank verdiente<br />
sich seine Sporen im Kinderkarneval,<br />
war je zwei Jahre Noppeney, Jäger<br />
und Mandele Leo im Hofstaat der<br />
Märchenprinzen, bis er selbst 1998 als<br />
kleine Tollität regierte. Es folgte ein<br />
Jahr als Zeremonienmeis ter, um anschließend<br />
als Trommler im Musikzug<br />
der Oecher Penn zu spielen. Der junge<br />
<strong>AKV</strong> er wurde dann im vergangenen<br />
Jahr bei der Penn Tanzoffizier.<br />
Im März 2008 belegten die Horbacher<br />
„Friends of Fantasy“ bei den Deutschen<br />
Meisterschaften des Bundes<br />
Deutscher Karneval den ersten Platz<br />
im Schautanz. Viele der 23 erfolgreichen<br />
Tänzerinnen hatten als Kindermariechen<br />
zum ersten Mal auf einer<br />
Bühne gestanden, so auch Imke Wahlen,<br />
Dagmar Stormberg, Julia und Nina<br />
Gottschalk sowie Jana Rüland. Andere<br />
begannen ihre tänzerische Karriere in<br />
Tanzgarden. „Aachen muss ein gutes<br />
Pflaster für Tänzer sein“, stellte <strong>AKV</strong>-<br />
Präsident Horst Wollgarten erfreut bei<br />
der Siegerparty der Schautanzgruppe<br />
im Schloss Schönau fest.<br />
tis<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
„Und wenn man<br />
in Aachen etwas<br />
mit den Attributen<br />
‚erstmalig‘ und<br />
‚einmalig‘ versehen<br />
kann, dann ist dies<br />
der Aachener<br />
Kin derkarneval.“<br />
Helmut Strack<br />
25
26 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Das <strong>AKV</strong>-Archiv<br />
Goethes „Rheinische Absurditäten“<br />
als ein Schatz der Vergangenheit beim <strong>AKV</strong> …<br />
oder: Als die alte Backstube<br />
des Helmut Strack ein Asyl für<br />
das <strong>AKV</strong>-Archiv war …<br />
Die drei vom Archiv:<br />
Heinz Jansen, Helmut Schultz<br />
und Willy Kick<br />
Das Archiv des Aachener Karnevalsvereins<br />
(<strong>AKV</strong>) wird vom Landschaftsverband<br />
Rheinland als eines der reichhaltigsten<br />
Vereinsarchive eingestuft. Es<br />
sind jedoch weitgehend ungehobene,<br />
verborgene Schätze karnevalistischer<br />
Vergangenheit. Denn viel zu selten<br />
erklimmt ein Besucher im Neuen Kurhaus<br />
die dritte Etage, um den Spuren<br />
der Vergangenheit zu folgen. Die aber<br />
breiten sich dort wie ein offenes Geheimnis<br />
aus. Chroni ken, Liederhefte,<br />
Notenmaterial, Zug programme und<br />
Leporellos, Karnevalsorden, Urkunden,<br />
Polizeiakten, Zei tungen, Fotos,<br />
ja sogar ein umfassender Teil der Korrespondenzen<br />
seit 1947 sowie einige<br />
wenige ab 1859 erzählen von der fast<br />
150-jährigen Geschichte des <strong>AKV</strong>.<br />
Am 8. Dezember 1947 war der junge<br />
Redakteur der Aachener Volkszeitung,<br />
Helmut A. Crous, als einer der<br />
ersten vier neuen Mitglieder in den<br />
<strong>AKV</strong> aufgenommen worden. Aufgrund<br />
seiner Sammelleidenschaft von<br />
Aquensien wurde er bereits zwei Jahre<br />
später zum Verwalter des <strong>AKV</strong>-Archivs<br />
ernannt, das er Buch um Buch,<br />
Artikel um Artikel, Rarität um Rarität<br />
schrittweise aufbaute. Als eine besonders<br />
wertvolle Informationsquelle<br />
über das Vereinsleben gilt jedoch das<br />
Protokoll buch Nr. 6 über die Niederschriften<br />
der Elferratssitzungen seit<br />
dem 27. November 1924. Es ist das einzige<br />
Überbleibsel, das nicht im Feuerinferno<br />
des Bombenangriffs vom 14.<br />
Juli 1943 im Tagungshotel des <strong>AKV</strong>,<br />
dem „König von Spanien“, verbrannte.<br />
Denn Peter Heck als Protokollführer<br />
be wahrte es in jener Nacht gerade bei<br />
sich zu Hause auf. Alle anderen Archivunterlagen<br />
und Protokollbücher des<br />
<strong>AKV</strong> über den Zeitraum von 1859 bis<br />
1924 wurden Opfer der Flammen.<br />
Als ehrenamtliche Hüter dieser historischen<br />
Schätze agieren im <strong>AKV</strong>-Archiv<br />
drei gestandene Karnevalisten, die den<br />
Öcher Fastelovvend seit Jahrzehnten<br />
selbst mitprägen: Helmut Schultz<br />
(80), Heinz Jansen (77) und Willy Kick<br />
(68), der – vor sieben Jahren noch „Archiv-Azubi“<br />
bei Helmut Schultz – jetzt<br />
Leiter des Archivs ist. Mit ihm, dem gelernten<br />
Raumausstatter und Datenverarbeitungskaufmann,<br />
brach 2001
im Archiv zugleich das Computerzeitalter<br />
an. Heute befinden sich wohlgeordnet<br />
in nummerierten Regalen<br />
die Ordner für Prinzen, Ritter, Schriftverkehr,<br />
Zeitungsberichte, Orden, befreundete<br />
Vereine und vieles mehr.<br />
„Das weiß leider keiner, dass wir hier<br />
eine karnevalistische Fundgrube haben“,<br />
bedauert Kick.<br />
Wer aber den Weg zur Recherche in<br />
diese Schatztruhe karnevalistischer<br />
Historie findet, kann sicher sein, bei<br />
Helmut Schultz umfassend informiert<br />
zu werden. Dieser Mann scheint jedes<br />
Buch, jedes Protokoll, jeden Briefwechsel<br />
und jede Urkunde des Archivs<br />
aus dem Effeff zu kennen. Gelassen<br />
steht er vom Arbeitsplatz auf, schreitet<br />
würdevoll auf ein Regal zu und<br />
weiß ohne zu zögern, in welcher Reihe<br />
und an welcher Stelle er das Gesuchte<br />
herausziehen kann. Und wer,<br />
wenn nicht er, macht auch ungefragt<br />
auf so manche Rarität aufmerksam.<br />
Selbst, wenn es sich um jene seltene<br />
Ernennungsurkunde vom 15. Oktober<br />
des Jahres 1828 handeln sollte, durch<br />
die der Weimarer Geheimrat Johann<br />
Wolfgang von Goethe zum „Doctor<br />
und Ritter des jungen Lichtes 1. Größe<br />
des Wissenschaftsordens der erleuchteten<br />
Monds-Universität und<br />
Be rittenen Akademie der Künste und<br />
Wissenschaften zu Dülken“ ernannt<br />
wurde. Auf Anhieb hält Schultz diese<br />
Rarität in Händen. Er weiß um den<br />
Wert dieses historischen Schätzchens,<br />
das Goethes eigenhändigen Vermerk<br />
„Rheinische Absurditäten“ trägt.<br />
Helmut Schultz ist eben ein Urgestein<br />
des <strong>AKV</strong>, dem er 1948 als Ehrenhut<br />
beitrat, 1955 als Prinz Karneval regierte<br />
und nach jahrzehntelanger <strong>AKV</strong>-<br />
Karriere beim Transport der Crous-<br />
Aquensien zum ersten Mal 1993 mit<br />
der für ihn neuen Welt eines Archivars<br />
in Berührung kam. Als dann 1995/96<br />
das neue <strong>AKV</strong>-Heim im Alten Kurhaus<br />
bezogen wurde, erhielt er vom damaligen<br />
Präsidenten Georg Helg neue<br />
Order: „Kümmere Dich doch nicht nur<br />
um die Crous-Aquensien, sondern<br />
auch mal um das Archiv des <strong>AKV</strong>“.<br />
„Das aber bestand nur aus einem kleinen<br />
Raum, in den alles hineingestopft<br />
war“, erzählt Schultz, hatten der Kostümfundus<br />
und die Archivunterlagen<br />
doch bereits eine Odyssee über einen<br />
Lagerraum in der Dresdner Bank und<br />
dann in der alten Backstube des damaligen<br />
<strong>AKV</strong>-Geschäftsführers Helmut<br />
Strack hinter sich.<br />
Und hier, in der alten Backstube, traf<br />
Schultz auf einen zweiten „stillen,<br />
dienstbaren Geist“, auf Heinz Jansen,<br />
ebenfalls ein karnevalistisches<br />
Ur gestein mit Sammelleidenschaft.<br />
Die war bei dem jungen Karnevalisten<br />
1949 bei der Aachener Narrengilde<br />
geweckt worden. Deren Alterspräsident<br />
Martin Ostlender schenkte<br />
ihm damals alte Leporellos, Plakate<br />
und Sessionshefte aus der Vorkriegszeit.<br />
Mit Briefmarken, Karnevalsorden,<br />
Schriften und Dokumenten rund um<br />
den Karneval baute sich Jansen ein<br />
eigenes Archiv auf, erarbeitete Dokumentationen,<br />
rief 1969 die Sammlung<br />
„Karnevalsorden“ im Heimatmuseum<br />
Burg Frankenberg ins Leben und stiftete<br />
letztlich alles dem Archiv des Ausschusses<br />
Aachener Karneval (AAK), das<br />
seinen Sitz im Haus Löwenstein hat.<br />
Der heutige Ehrenarchivar des AAK<br />
und Senatspräsident der Narrengilde,<br />
Mitarbeiter im Deutschen Fastnachtsmuseum<br />
in Kitzingen sowie im Archiv<br />
der Stadtgarde Oecher Penn hatte<br />
1972 den Aufbau und die Leitung des<br />
AAK-Archivs übernommen.<br />
Heinz Jansen ist Archivar<br />
aus Leidenschaft<br />
1992 bat ihn dann Helmut Strack,<br />
doch auch beim <strong>AKV</strong> im Archiv mitzuarbeiten.<br />
So begannen er und Helmut<br />
Schultz in eben jener alten Backstube<br />
eine erste Sortierung und Zuordnung<br />
des Bestandes zur Sammlung<br />
Crous beziehungsweise zum <strong>AKV</strong>-Archiv.<br />
„Crous war ein Sammler und kein<br />
Archivar“, darin sind sich beide einig.<br />
Crous trug Schätze zusammen, aber<br />
das Systematisieren war nicht sein<br />
Ding. In Zusammenarbeit mit der Kustodin<br />
der Sammlung Crous, Dr. Marga<br />
van den Heuvel und Detlef Blesgen erstellte<br />
Heinz Jansen 2001 auch einen<br />
ersten 139 Seiten starken „Bestandskatalog<br />
zum Archiv des Aachener Karnevalsvereins“.<br />
Das <strong>AKV</strong>-Archiv ist jeden Montag von<br />
9.30 Uhr bis 12.30 Uhr für Besucher geöffnet.<br />
Sonst auch nach telefonischer<br />
Vereinbarung unter 0241/47 03 11-0<br />
bei der <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle.<br />
tis<br />
Helmut Schultz machte<br />
1955 als Prinz Furore<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
27
28 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Der <strong>AKV</strong> im Team<br />
Die Kreativen hinter den Kulissen<br />
Der <strong>AKV</strong> ist zwar nicht der größte Karnevalsverein<br />
in Aachen, aber mit Sicherheit<br />
der mit den meis ten und<br />
größten Veranstaltungen. Neben dem<br />
absoluten Highlight – dem Wochenende,<br />
an dem sich alles um den Orden<br />
WIDER DEN TIERISCHEN ERNST dreht<br />
– gibt es im karnevalis tischen Jahreszyklus<br />
eine ganze Reihe von anderen<br />
Veranstaltungen, die sich großer Beliebtheit<br />
erfreuen.<br />
Verantwortlich für den Großteil der<br />
Veranstaltungen sind die „Chefs von<br />
et Janze“, die Herren des Elferrates<br />
und ihre Beiräte.<br />
Elferräte: Horst Wollgarten, Bernd<br />
Carl, Achim Floegel, Thorsten Peters,<br />
Boris Bongers, Hubert Crott, Rolf IV.<br />
Gerrards, Thomas Frings, Peter Dumonceau,<br />
Dr. Norbert Königs. Beiräte<br />
sind Willy Kick, Udo Dümenil und Dr.<br />
Andre Freese.<br />
Über die Jahre hinweg wächst der Verein<br />
und seine Angebote – was sich in<br />
den drei „Teams“ im <strong>AKV</strong> widerspiegelt,<br />
die wichtige Arbeit übernehmen<br />
und eigenständig erfolgreiche Veranstaltungen<br />
organisieren.<br />
Das Team „Kaffee, Kids & Kokolores“<br />
um seinen Teamchef Horst Neundorf<br />
organisiert die mittlerweile sehr beliebte<br />
Kinderkarnevalsparty am Sonntag<br />
nach dem Kinderzug im alten Kurhaus<br />
– ein Karnevalsfest, das als ideale<br />
Ergänzung zum „Zoch“ Abwechslung<br />
für jung und alt bietet und übrigens<br />
seit geraumer Zeit die wahrscheinlich<br />
einzige rauchfreie Karnevalsveranstaltung<br />
in Aachen ist.<br />
Hinter den erfolgreichen „Carnevale“-<br />
Feten, die früher in der Albert-Vahle-<br />
Halle und jetzt in den Aachener Markthallen<br />
in der Liebigstraße stattfinden,<br />
steckt das „Carnevale“-Team um seinen<br />
neuen Chef Nicky Küsch.<br />
Außerdem gibt es da noch den sogenannten<br />
Ehrenhut. Mit Kopf bedeckun<br />
gen hat das nichts zu tun,<br />
hinter dem Namen verbirgt sich der<br />
karnevalistische Nachwuchs des <strong>AKV</strong>.<br />
Unter Leitung von Christian Lücker<br />
sind die stets adretten, hilfreichen,<br />
gut gelaunten und fröhlichen jungen<br />
Männer an unzähligen Stellen im Vereinsgeschehen<br />
aktiv und eine wahre<br />
Stütze. Ihre ureigene Veranstaltung,<br />
der „Florresei-Palast“, ist seit Jahr und<br />
Tag einer der wenigen echten Highlights<br />
im Öcher Fastelovvend. Legendär<br />
ist allein der Kartenvorverkauf. Wo<br />
andere Wochen brauchen, um Veranstaltungen<br />
zumindest so weit zu verkaufen,<br />
dass sie sich lohnen, gelingt<br />
es dem karnevalistischen Nachwuchs<br />
Jahr für Jahr, sämtliche Karten meist<br />
innerhalb weniger Minuten (!) unter’s<br />
Volk zu bringen.<br />
Schließlich und endlich gibt es die<br />
Gruppe, die unter dem Namen „ACT“<br />
firmiert. Das steht für „<strong>AKV</strong> Creative<br />
Team“ und wird von Dr. Werner<br />
Pfeil geleitet. Zu den vielen Veranstaltungen<br />
gehört unter anderem die<br />
„<strong>AKV</strong> & Friends“-Fete nach dem Rosenmontagszug<br />
im Alten Kurhaus und<br />
das alljährliche Sommerfest des <strong>AKV</strong>.<br />
In der Vergangenheit haben sie zudem<br />
mit dem „Chartbreaker“, einer<br />
Art Cas tingshow für närrische Musiktalente<br />
aus der Region, für Furore gesorgt.<br />
Links: Traditionell<br />
endet die Session<br />
mit einem stimmungsvollenAuftritt<br />
im Theater<br />
Unten links/unten:<br />
Der Florresei-Palast<br />
ist immer wieder<br />
ein echtes Highlight<br />
im Öcher Fastelovvend.
<strong>AKV</strong> & Friends:<br />
DIE Party nach<br />
dem Rosenmontagszug<br />
Kaffee, Kids & Kokolores:<br />
Die kleinsten<br />
Öcher müssen das<br />
Feiern nicht erst lernen<br />
…<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
„Es gelingt dem<br />
karnevalistischen<br />
Nachwuchs Jahr<br />
für Jahr, sämtliche<br />
Karten meist<br />
innerhalb weniger<br />
Minuten (!) unter’s<br />
Volk zu bringen …“<br />
29
30 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Küchenparty der Ex-Prinzen<br />
Ex-Prinzen – Gans janz anders<br />
Zu „Leckerchen im GänseRock“ lädt<br />
das Prinzenkorps des <strong>AKV</strong> am Elften<br />
im Elften ein. Unter diesem verführerischen<br />
Motto wollen Aachens ehemalige<br />
Tollitäten mit Charme und<br />
Pfiff das Jubiläum ihrer Traditionsveranstaltung,<br />
der Küchenparty „Gans<br />
janz anders“ begehen, wird sie doch<br />
in diesem Jahr bereits zum zehnten<br />
Mal veranstaltet.<br />
„Leckerchen im GänseRock …“<br />
„Rund um die Gans geht es dabei wieder<br />
in allen Kochtöpfen und Pfannen“,<br />
verspricht Marcus Quadflieg (Ex-Tollität<br />
2003), bei dem wiederum alle Fäden<br />
der Organisation zusammenlau-<br />
fen. Und die Qual der Wahl haben<br />
die Gourmets in allen Räumen des<br />
Spiel casinos Aachen. Wieder wohlbeschürzt<br />
mit der beliebten Gansjanz-anders-Schürze<br />
werden die<br />
Gäs te schnell in der Brasserie den<br />
Pasta-Versuchungen erliegen, können<br />
in der Küche nicht nur Gänseleckerchen,<br />
son dern auch Lamm- und<br />
Rindspeziali täten verkosten, im Galabereich<br />
Fisch und Austern genießen,<br />
um dann im Lenné-Pavillon an den<br />
Desserts zu naschen und sich an der<br />
Bar mit einem kühlen Blonden oder<br />
edlen Rebsäften zuzuprosten. Im Lenné-Pavillon<br />
wird gefeiert, getanzt und<br />
gerockt, denn als Special-Guest ist der<br />
„Teufel am Piano“ Sascha Klaar mit<br />
seiner Band dabei. Den Träger des internationalen<br />
Showpreises 2007 verbindet<br />
mit einigen Aachener Ex-Tollitäten<br />
etwas ganz Spezielles: auch<br />
er trägt rote Schuhe! Einen Vorgeschmack<br />
auf die beginnende Session<br />
geben darüber hinaus die „4 Amigos“<br />
mit ihrem brandneuen Programm.<br />
Närrische Jubiläen sind in dieser Session<br />
auch wieder für einige Ex-Prinzen<br />
angesagt: vor 11 Jahren war es Dirk<br />
Courté (1997), vor 2 x 11 Jahren Frank<br />
Karlsberg (1986), vor 3 x 11 Jahren<br />
Hugo Holl + (1975), vor 4 x 11 Jahren<br />
Wim Heinrich und zum zweiten Mal<br />
bereits vor 5 x 11 Jahren Kurt Simons<br />
(der Doppelprinz 1952/1953).<br />
Der Eintrittspreis (all inclusive) beträgt<br />
75 Euro.<br />
Abendgarderobe ist erwünscht.<br />
Der Kartenvorverkauf hat begonnen:<br />
Marcus Quadflieg, 0171 / 512 22 93<br />
Rolf Gerrards, 0173 / 272 50 50<br />
Roger Lothmann, 0162 / 106 95 67<br />
Frank Prömpeler, 0160 / 796 41 62<br />
tis
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
31
32 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Interview mit Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck, Kanzler des Ordens WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />
Ritter kurz gefragt:<br />
constantin Freiherr heereman von Zuydtwyck<br />
Ritter Constantin, als Berufsbauer,<br />
Junker und Ordensritter sind Sie<br />
wie kaum ein anderer dazu berufen,<br />
diese Frage zu beantworten: Wie<br />
steht es in Zeiten von hohen Milch-<br />
und Spritpreisen um die Lage der Nation?<br />
Ritter Constantin<br />
Um Altkanzler Konrad Adenauer zu<br />
zitieren: „Die Lage war noch nie so<br />
ernst.“ Wenn ich aber erlebe, dass ein<br />
Verbraucherhaushalt für Nahrungsmittel<br />
nur noch 12 % des Monatsbudgets<br />
ausgibt, kann es um die Lage der<br />
Nation im Hinblick auf das „tägliche<br />
Brot“ nicht so schlecht aussehen. Leider<br />
bekommt der Bauer von einem<br />
Brötchen nur 1 - 2 Cent für Weizen<br />
oder Roggen.<br />
Bei der vergangenen Ordenssitzung<br />
haben Sie das Rauchverbot beeindruckend<br />
kommentiert: Sie haben<br />
sich genüsslich eine Zigarette angesteckt.<br />
Braucht es hin und wieder ein<br />
wenig zivilen Ungehorsams?<br />
Und: Was ist das Absurdeste, dass uns<br />
deutsche Politiker derzeit zumuten?<br />
Ritter Constantin<br />
Was die Politik uns zumutet, geht auf<br />
keine Kuhhaut, und Humor ist, wenn<br />
man trotzdem lacht. Eigentlich absurd!<br />
Aber als Kanzler des Ordens WI-<br />
DER DEN TIERISCHEN ERNST bemühe<br />
ich mich, den Humor nicht aussterben<br />
zu lassen und die Politiker zu bitten,<br />
„auf dem Teppich zu bleiben“ und<br />
mehr Volksverbundenheit auszuüben.<br />
Das Rauchverbot ist gut gemeint,<br />
schränkt aber für viele das gesellige<br />
Wohlbefinden ein. Wer sich nicht<br />
wohl fühlt, hat dann schnell jeden Ansatz<br />
von Humor verloren.<br />
Der Optimismus, gepaart mit hintergründigem<br />
Humor unserer Kanzlerin<br />
Angela Merkel, lässt mich hoffen,<br />
dass die Bevölkerung trotz sicherlich<br />
vorhandener Sorgen bereit ist, die Zukunft<br />
positiv mit zu gestalten.<br />
„ Humor ist, wenn<br />
man trotzdem lacht“
Unsere Stärke –<br />
die persönliche<br />
Beratung.<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Wir haben das Fachwissen und nehmen uns gern die Zeit<br />
mit Ihnen gemeinsam die passenden Vorsorgelösungen für<br />
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Heereman von<br />
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Präsident des DeutschenBauernverbands<br />
(1969-1997)<br />
und Mitglied des<br />
deutschen Bundestags<br />
(1983-1990),<br />
zudem ist er Kanzler<br />
des Ordens WIDER<br />
DEN TIERISCHEN<br />
ERNST.<br />
A 10 93x134 mm 4c 04.07.2008 13:58 Uhr Seite 1<br />
33
34 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Der <strong>AKV</strong> gratuliert seinen Jubilaren<br />
Kurt Simons – Jubilar des Jahres 2008<br />
Kurt Simons vollendete am 7. Februar<br />
sein 85. Lebensjahr, wurde vor 60 Jah-<br />
ren Ehrenhut des <strong>AKV</strong> und war vor 5 x<br />
11 Jahren zum zweiten Mal Prinz Kar-<br />
neval in Aachen …<br />
Bis heute ist Kurt Simons (85) ein<br />
Strahlemann geblieben und verkörpert<br />
par excellence eine rheinische<br />
Frohnatur. Wer, wenn nicht er, verfügt<br />
also über all’ die Talente und Begabungen,<br />
die einen Prinzen Karneval<br />
ausmachen? Und geschickt verstand<br />
es der damalige <strong>AKV</strong>-Präsident Jacques<br />
Königstein, den jungen Mann<br />
1952 und 1953 gleich zweimal auf<br />
den Narrenthron zu heben. Karnevalistische<br />
Ambitionen waren ihm von<br />
den Eltern her vererbt: Der Herr Papa,<br />
seines Zeichens Aachener Tuchfabrikant<br />
im Frankenberger Viertel, gehörte<br />
dem <strong>AKV</strong>-Senat an, und die Frau<br />
Mama ging ab und an selbst in die<br />
Bütt. „Die Familie muss schon mit jeck<br />
sein, wenn man Prinz werden soll“, resümiert<br />
die Ex-Tollität heute. Im Alter<br />
von vier Jahren hatte der kleine Kurt –<br />
als „Rotkäppchen“ verkleidet – seine<br />
ersten Schritte im Karneval getan.<br />
Als der damalige <strong>AKV</strong>-Präsident Jacques<br />
Königstein zur Wiederbelebung<br />
des Öcher Fastelovvends Ende Januar<br />
1948 zu einer Mitgliederversammlung<br />
„mit Programm“ eingeladen hatte,<br />
wur den in diesem Kreis sechs Söhne<br />
von Alt-<strong>AKV</strong>ern als neue Ehrenhüte<br />
aufgenommen. Auch Kurt Si mons gehörte<br />
zu ihnen. „Mit unserem Oberehrenhut<br />
Harry Offergeld und fünf<br />
Alt-Ehrenhüten hatten wir dann im Januar<br />
1949 unseren ersten Einsatz als<br />
Chapeaux d’Honneur bei der Herrensitzung<br />
im Neuen Kurhaus“ erzählt<br />
der Jubilar. Zwar gab es 1949 in Aachen<br />
noch keinen Rosenmontagszug, dafür<br />
aber in Stolberg. Kurt Simons gehörte<br />
zu den vier Ehrenhüten, mit denen Elferrat<br />
Peter Heck dort als Aachener<br />
Abordnung an der Prinzenproklamation<br />
und am Zug teilnahm. Inzwischen<br />
diplomierter Textilingenieur, wurde Simons<br />
dann bereits 1951 selbst Oberehrenhut.<br />
Ein Jahr später war zwar bei der Damensitzung<br />
Ende Januar bereits der<br />
Proklamationstermin für den Prinzen<br />
Karneval 1952 bekannt gegeben worden,<br />
doch gab es noch keinen Kandidaten.<br />
Willy Sauren, Burtscheider Brennereibesitzer<br />
und <strong>AKV</strong>-Vizepräsident,<br />
wandte sich an die Mutter von Kurt Simons:<br />
„Dein Sohn muss den Prinzen<br />
machen!“ 14 Tage Vorbereitungszeit<br />
blieben nur, nicht genug, um ein Prinzenspiel<br />
oder Liedchen einzustudieren.<br />
Sein berufsbezogenes Motto aber war<br />
schnell gefunden: „Der Karneval soll<br />
echt und rein wie das Aach’ner Kammgarn<br />
sein!“ Der Tradi tion folgend wurde<br />
Kurt I. Simons dann eine Woche vor<br />
Fettdonnerstag im Foyer des Neuen<br />
Kurhauses proklamiert und regierte 13<br />
Tage lang sein Narrenvolk.<br />
Noch im Herbst wurde er Opfer eines<br />
von Königstein geplanten, „närri schen<br />
Staatsstreichs“. Um die Übertra gungs -<br />
zeit der Proklamation beim Rundfunk<br />
zu verlängern, ließ Königstein am 5.<br />
Februar 1953 zunächst den Herrenredner<br />
Helmut Meisel (1950 Hofnarr bei<br />
Hans Achilles) als „Schattenprinzen“<br />
proklamieren. In der letzten Sendeminute<br />
protestierte dessen Ehefrau<br />
plötzlich lautstark dagegen und die<br />
Aachener Prinzengarde marschierte<br />
im Stechschritt in den gerade fertiggestellten,<br />
großen Saal des Neuen<br />
Kurhauses ein und sang: „Wir wollen<br />
unser’n alten Prinzen Kurt wieder<br />
hab’n!“ Die Mikrofone blieben wegen<br />
des „Aachener Skandals“ zwei weitere<br />
Stunden auf Sendung. Zwei Tage<br />
vor seinem 30. Geburtstag wurde Kurt<br />
Simons so erneut zum Narrenherrscher<br />
gekürt und regierte unter dem<br />
Prinzenmotto: „Närrische Kur in Bad<br />
Aachen“.<br />
In seiner Session machte die noch ledige<br />
Tollität die Erfahrung, dass „ein Kuss<br />
des Prinzen für die etwas reifere Dame<br />
ein unvergessliches Erlebnis“ bedeutete.<br />
Für eine junge Dame namens Karin<br />
aber wurde ein Kuss beim Weihnachtskegeln<br />
des Prinzen mit seinem<br />
Hofstaat zu einem Start in mehr als 50<br />
glückliche Ehejahre. Kurt II. wurde zu<br />
einem Vorreiter der heutigen Euregio,<br />
hatte doch Jacques Königstein den Rosenmontagszug<br />
unter das Thema: „Lachen<br />
ist zollfrei!“ gestellt. So nahmen<br />
daran auch die „Wenkbülle“ aus Heerlen<br />
mit ihrer Blauwe Schuit und aus<br />
Verviers die Societé Royale des joyeux<br />
Verviétois teil. Den Triumph des Zuges<br />
musste sich Tollität allerdings mit seinem<br />
„Schattenprinzen“ Helmut Meisel<br />
teilen, der überraschend ebenfalls<br />
mit einem Prunkwagen beteiligt war.<br />
Als dienstältester Ex-Prinz wurde Kurt<br />
Simons vom <strong>AKV</strong> 2002 mit der „Goldenen<br />
50“ und 2003 mit der ersten<br />
„Goldenen 100“ für Ex-Prinzen geehrt.<br />
tis<br />
„Närrische Kur in Bad Aachen!“
Der <strong>AKV</strong> gratuliert<br />
seinen Jubilaren<br />
2008<br />
Es vollendeten beziehungsweise vollenden 2008 das<br />
70<br />
75<br />
80<br />
85<br />
70. Lebensjahr:<br />
Karl-Hans Hermanns<br />
Prof. Dr. Klaus W. Pleßmann<br />
Prof. Dr. Carl August Witt<br />
Siegfried Zurhelle<br />
75. Lebensjahr:<br />
Hans-Otto Birkenstaedt<br />
Georg Drouven<br />
Rudolf Emshoff<br />
Hermann Goertz<br />
Dr. Karl Heinrichs<br />
Gerard Kick<br />
Bruno Messerich<br />
Herbert Möller<br />
80. Lebensjahr:<br />
Carl Lemmen<br />
Leo Hüntemann<br />
Karl-Heinz Schönberg<br />
Helmut Schultz<br />
Dr. Helmut Stuhlweißenburg<br />
Otmar Schwind<br />
85. Lebensjahr:<br />
Kurt Simons<br />
Mitgliedstreue hielten dem <strong>AKV</strong> über<br />
25<br />
40<br />
50<br />
25 Jahre:<br />
Dr. Holger Boeck<br />
Carl Lemmen<br />
Josef Mertens<br />
Dr. Heinrich Müther<br />
40 Jahre:<br />
Dieter Bischoff<br />
Rolf Dunkelberg<br />
Dr. Karl Heinrichs<br />
Fred Kuckelkorn<br />
Erich Lantin<br />
Walter Stercken<br />
Federico Tassisto<br />
Heinz-Josef Tychon<br />
50 Jahre:<br />
Dr. Peter Stöhr<br />
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<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
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35
36 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Der <strong>AKV</strong> gratuliert seinen Jubilaren<br />
Der Schnurrbart-<br />
und coteletten-club wird 100!<br />
„Es ist der Welt einziger<br />
Verein, der nur aus dem<br />
Vorstand besteht, also keine<br />
Mitglieder hat …“<br />
Aus dem Schatzkästlein der<br />
<strong>AKV</strong>-Geschichte …<br />
Just vor einhundert Jahren – 1908 – hoben<br />
elf honorige <strong>AKV</strong>er einer wöchentlichen<br />
Stammtischrunde als Hommage<br />
an ihre Frauen den „Schnurrbart- und<br />
Coteletten-Club“ (SCC) aus der Taufe.<br />
Denn, so sangen sie:<br />
„Unser Stammtisch wisst Ihr dies,<br />
hat Bezug zum Paradies.<br />
Adam nämlich, ganz allein,<br />
legte ein Cotelett sich ein.<br />
Und der Herrgott ohne Paus’<br />
machte eine Maid daraus“.<br />
So war es auch für diese Herren selbstverständliche<br />
Pflicht, als äußeres Zeichen<br />
Schnurrbart und Koteletten zu<br />
tragen. 1958 feierten die Kegelbrüder<br />
und fröhlichen Zecher dann im „Hotel<br />
zum Anker“ in Alf an der Mosel ihr<br />
50-jähriges Bestehen. „Es ist der Welt<br />
einziger Verein, der nur aus dem Vorstand<br />
besteht, also keine Mitglieder<br />
hat“, schrieb SCC-Vizepräsident Jacques<br />
Königstein am 17. Mai 1958 im Jubiläumsheft<br />
des Klubs.<br />
Und dass es beim <strong>AKV</strong> auch einen Kegelclub<br />
„Blaue Eule“, einen „Club der<br />
Alten Säcke“ und einen Stammtisch<br />
„Graue Mäuse“ gab, ist ebenfalls belegt.<br />
Wir werden berichten …<br />
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<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
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37
38 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Veranstaltungen | Termine<br />
Benefiz-Gala<br />
mit Stars und Aachener Originalen<br />
zuguns ten der Sammlung Crous<br />
10. September 2008, 19:00 Uhr<br />
Diese Gala sollte man sich nicht entgehen lassen – mit John<br />
und Kaybee Cashmore, Ägid Lennartz und Manfred Hammers<br />
– dazu ein erlesenes Vier-Gänge-Menü der Casino-<br />
Gastronomie. Informationen: www.sammlung-crous.de<br />
Sammlung Crous<br />
Einladung zum Vortrag: „Eine Reise in die Aachener Vergangenheit<br />
– Mit der Zeitmaschine auf dem Lousberg<br />
20. Oktober 2008, 19:00 Uhr<br />
Dr. Frank Römling zeichnet ein Bild des Aachener Lebens<br />
durch alle Epochen, das in seinem Alltag auch dann Überraschendes<br />
bietet, wenn gerade keine Krönung oder Heiligtumsfahrt<br />
auf dem Programm steht. In den Räumen der<br />
Aachener Bank. Informationen: www.sammlung-crous.de<br />
<strong>AKV</strong>-Bierabend<br />
7. November 2008, 20:00 Uhr<br />
<strong>AKV</strong>-Bierabend für den Verein und seine Freunde in den<br />
Räumen der Sammlung Crous in der Kurhausstraße 2c<br />
Gans janz anders<br />
11. November 2008, 20:00 Uhr<br />
„Gans janz anders“ am 11.11.08, Casino-Gastronomie,<br />
Veranstalter ist das Prinzenkorps im <strong>AKV</strong><br />
Ausstellung 150 Jahre <strong>AKV</strong><br />
14. - 28. November 2008<br />
Der Auftakt einer ganzen Reihe von Jubiläumsveranstaltungen<br />
in den Räumen der Sparkasse am Elisenbrunnen<br />
Prinzenproklamation 2009<br />
10. Januar 2009, 19:30 Uhr<br />
Prinzenproklamation des <strong>AKV</strong> am 10. Januar 2009. Es gibt<br />
verschiedene Kartenkategorien, z.B. Saal- und Ballkarten.<br />
Informationen dazu gibt es bei der Geschäftsstelle.<br />
150 Jahre <strong>AKV</strong><br />
Top Lounge<br />
18. Januar 2009, 19:00 Uhr<br />
Das Kölner Dreigestirn mit der Kölner Ehrengarde gratulieren<br />
dem <strong>AKV</strong>: Viel Freude im Quellenhof!<br />
Carnevale by BMW Kohl<br />
Veranstaltungskalender und Termine<br />
23. Januar 2009, Einlass ab 18:30 Uhr<br />
Aachens wahrscheinlich größte Karnevalsfete vereint Jahr<br />
für Jahr bis zu 4.000 der jüngeren Jecken; gefeiert wird in<br />
den Aachener Markthallen in der Liebigstraße.<br />
59. Verleihung des Ordens<br />
WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />
7. Februar 2009, 20:15 Uhr<br />
Die 59. Verleihung des Ordens WIDER DEN TIERISCHEN<br />
ERNST im Eurogress Aachen<br />
Open-Air <strong>AKV</strong><br />
14. Februar 2009, 10:30 Uhr<br />
Der <strong>AKV</strong> lädt zur Open-Air-Sitzung auf dem Holzgraben ein.<br />
Florresei Palast 2009<br />
21. Februar 2009, 20:00 Uhr<br />
Die berühmt-berüchtigte Karnevalsparty der <strong>AKV</strong> Ehrenhüte,<br />
hier bleibt kein Auge trocken – im Barocksaal des Alten<br />
Kurhauses wird gefeiert bis zum Abwinken.<br />
<strong>AKV</strong> Kaffeevisite 2009<br />
Kaffee, Kids & Kokolores<br />
22. Februar 2009, 14:30 Uhr<br />
Am 22. Februar feiern Kids mit ihren Eltern – Ein Familienfest<br />
für Jung und Alt im Alten Kurhaus – direkt nach dem<br />
Kinderzug. Stargast: Biene Maja<br />
<strong>AKV</strong> & Friends<br />
am Rosenmontag<br />
23. Februar 2009<br />
<strong>AKV</strong> & Friends, DIE Party nach dem Rosenmontagszug im<br />
Havana im Parterre des alten Kurhauses<br />
Theaterball 2009<br />
Festvorstellung und Schlussball<br />
24. Februar 2009, 20:00 Uhr<br />
<strong>AKV</strong>-Abschlussball mit Verabschiedung des Prinzen im<br />
Theater Aachen<br />
150 Jahre <strong>AKV</strong><br />
Katschhof-Fest<br />
8. Mai 2009<br />
Der Verein feiert seinen 150. Geburtstag mit allen Aachenerinnen<br />
und Aachenern auf dem Katschhof. Mit dabei: jede<br />
Menge Musik, Festäng und Promis<br />
150 Jahre <strong>AKV</strong><br />
Festliche Gala im Krönungssaal<br />
9. Mai 2009, 20:00 Uhr<br />
Der Verein feiert im angemessenen Rahmen des Krönungssaals<br />
einen festlichen Gala-Abend.<br />
weitere Informationen: www.akv.de
www.typoduo.de<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
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39
40 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Stimmungsvoller Auftakt: Die <strong>AKV</strong>-MediaNight<br />
Rückschau – die <strong>AKV</strong>-MediaNight 2008<br />
Ein eleganter Rahmen, ausgelassene<br />
Stimmung, illustre Gäste: Die erste<br />
<strong>AKV</strong>-MediaNight am Vorabend der<br />
Verleihung des Ordens WIDER DEN<br />
TIERISCHEN ERNST geriet zum fröh-<br />
lichen Karnevalsfest – und zu einer<br />
gelungenen Demonstration, dass im<br />
Aachener Karneval durchaus noch<br />
Platz für eine weitere Veranstaltung<br />
ist, so man es richtig angeht.<br />
Den Organisatoren, <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
Horst Wollgarten mit Elferrat und Geschäftsstellenleiter<br />
Dietmar Werner,<br />
ist der organisatorische Kraftakt bestens<br />
gelungen, das bescheinigen den<br />
Machern nicht nur Vereinsmitglieder,<br />
son dern auch Außenstehende und<br />
sonst dem Verein gegenüber eher kritisch<br />
eingestellte Seelen.<br />
Kein Wunder, eigentlich: War doch das<br />
Kaminzimmer des Sofitel Quellenhofs,<br />
der Raum, in dem die zahlreich erschienen<br />
Prominenten begrüßt wur -<br />
den, zeitweise von einer ganzen Schar<br />
von Text- und Bildreportern geradezu<br />
verstopft. Zahlreiche VIPs aus Adel, Politik,<br />
Wirtschaft, Show, Sport und Medien<br />
waren der Einladung gefolgt und<br />
trafen sich zum lockeren Get-Together;<br />
unter ihnen Nadine Capellmann<br />
(Olympia-Teilnehmerin), Dr. Hermann<br />
Bühlbecker (Lambertz), Hermann Tilke<br />
(Formel-1-Rennstrecken-Designer<br />
aus Aachen), Jörg Berger (Bundesligatrainer),<br />
Regina van Dinther (MdL,<br />
Landtagspräsidentin des Landes<br />
Nord rhein-Westfalen), Laurenz Meyer<br />
(MdB, Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />
Wirtschaft und Technologie der CDU/<br />
CSU-Bundestagsfraktion), Prof. Dr. Norbert<br />
Walter (Chefökonom Deutsche<br />
Bank Gruppe), Max Schautzer (Entertainer),<br />
Hildegard Krekel (Schauspielerin),<br />
Frank Fleschenberg (Präsident<br />
„The Eagles Cha rity Golf Club e.V.“)<br />
oder auch Stefan Blöcher (Hockey Rekord<br />
Nationalspieler).<br />
Publikumslieblinge des Abends waren<br />
unter anderem die Ordensritter<br />
Guido Westerwelle, Thomas Borer,<br />
Joachim Hunold und Constantin Freiherr<br />
Heeremann von Zuydtwyck. Dies<br />
allerdings nur so lange, bis die diesjährige<br />
Ordensritterin, Gloria Fürstin<br />
von Thurn und Taxis, samt Mutter,<br />
Sohn und ihren beiden Töchtern<br />
Einzug hielt. Wer im Vorfeld Zweifel<br />
hatte, ob die Fürs tin die gute, die richtige<br />
Wahl ist als Ritterin für den Ordenskonvent,<br />
der wurde schnell überzeugt.<br />
„Diese Frau ist Stimmung pur“,<br />
freute sich an diesem Abend ein über<br />
alle Maßen glücklicher <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
Wollgarten.<br />
Kurz zuvor hatte die Fürstin aus dem<br />
Süddeutschen in kürzester Zeit das<br />
Publikum zum Jubeln gebracht: „Die<br />
Fürstin? So ein Schmarrn. Ich bin die<br />
Gloria“, hatte sie gerufen und dabei<br />
mit ihrem charmanten, rheinisch<br />
durchwirkten bayerischen Akzent für<br />
Heiterkeit gesorgt. Für Stimmung<br />
sorgte auch das sorgsam erstellte<br />
Showprogramm des Abends, so die<br />
Blasmusikerinnen der Gruppe „Salomé“.<br />
Und im Prinzip geriet die ganze<br />
MediaNight eigentlich eher zu<br />
einem eleganten Ball denn „nur“ zu<br />
einem lockeren Beisammensein. Dazu<br />
trug sicherlich auch der festlich geschmückte,<br />
große Saal im Quellenhof<br />
bei, wo die Gäste, die meisten von ihnen<br />
in feiner Abendgarderobe, zwischen<br />
den Sitzplätzen an den Tischen<br />
und den übergroßen Stehtischen hin-<br />
und herflanieren konnten. Eines der<br />
heimlichen Highlights des Abends<br />
war allerdings auch die Verköstigung.<br />
Sofitel-Küchen chef Jeroen Rumpen<br />
verwöhnte die Gäste mit erlesenen<br />
Köstlichkeiten: Zum Beispiel Thunfisch<br />
mit Wasabicreme, getrüffelter<br />
Kartoffelsalat mit Räucherlachs, Geflügel-Saltimbocca<br />
mit Tomaten-Tagliarini<br />
oder auch Eispralinen.<br />
Constantin Freiherr Heeremann von<br />
Zuydtwyck überreichte dem Aache ner<br />
Prinzen Frank II. Prömpeler einen Scheck<br />
über 3.000 Euro für die Aktion<br />
„Aachener Kindern den Tisch decken“.
Wo so kräftig gefeiert wird – da darf<br />
auch der gute Zweck nicht zu kurz<br />
kommen. Nachdem der <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
den Sessionsorden verteilt hatte<br />
– unter anderem an den Aachener<br />
Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden,<br />
an den WDR-Unterhaltungschef Axel<br />
Bayer und an die NRW-Landtagspräsidentin<br />
Regine van Dinthern – trat Ordensritter<br />
Constantin Freiherr Heeremann<br />
von Zuydtwyck auf den Plan.<br />
Der Kanzler des Ritterkonvents des Ordens<br />
WIDER DEN TIERISCHEN ERNST<br />
überreichte dem mit Hofstaat und<br />
Prinzengarde aufmarschierten Aachener<br />
Prinzen Frank II. Prömpeler einen<br />
Scheck über 3.000 Euro als gute Gabe<br />
für die Aktion „Aachener Kindern den<br />
Tisch decken“. Prinz Frank II. hat in seiner<br />
Session diese Aktion unterstützt,<br />
die ermöglichen soll, auch Kindern aus<br />
der immer größer werdenden Zahl armer<br />
Familien in der Ganztagsschule<br />
ein warmes Mittagessen zur Verfügung<br />
stellen zu können.<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
41
42 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Stimmungsvoller Auftakt: Die <strong>AKV</strong>-MediaNight<br />
Rückschau – die <strong>AKV</strong>-MediaNight 2008<br />
Eine gelungene<br />
Premiere: Die<br />
<strong>AKV</strong>-MediaNight<br />
war ein stimmungsvollerAuftakt<br />
zur Festsitzung<br />
WIDER DEN<br />
TIERISCHEN ERNST.
Mit 4 Ringen<br />
durch die 5. Jahreszeit!<br />
Audi Q7<br />
Wir sorgen für Bewegung. Auch im<br />
Aachener Karneval.<br />
Seine Tollität, Frank II, samt Hofstaat<br />
freuen sich riesig auf ihre Auftritte.<br />
Und die Fahrten dorthin.<br />
z.B. Audi A4 2.0 TDI 105 kW (143 PS)<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100km: städtisch = 7,5 l; ausserstädtisch = 4,3 l; kombiniert = 5,5 l; CO -Emissionen = 144 g/km<br />
2<br />
z.B. Audi A5 1.8 TFSI 125 kW (170 PS) 6-Gang<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100km: städtisch = 10,4 l; ausserstädtisch = 5,6 l; kombiniert = 7,1 l; CO -Emissionen = 169 g/km<br />
2<br />
z.B. Audi Q7 3.6 FSI quattro 206 kW (280 PS) 6-Gang<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100km: städtisch = 18,1 l; ausserstädtisch = 10,0 l; kombiniert = 12,9 l; CO 2 -Emissionen = 309 g/km<br />
Offi zieller Hofl ieferant<br />
von Frank II.<br />
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<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
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43<br />
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44 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Was die Presse schreibt …<br />
Rückschau – Pressestimmen<br />
„ Welcome Powerfrau,<br />
Schneewittchen adé“<br />
„Mit Fürstin Gloria von Thurn und Taxis<br />
ist dem Aachener Karnevalsverein<br />
gelungen, was ihm Spötter und Neider<br />
weder gegönnt noch zugetraut<br />
hätten: eine echte Ritterperson, bekannt,<br />
prominent und „welch eine<br />
Gra nate in Sachen Humor und Herzenswärme“.<br />
Oder anders gesagt: Wer<br />
Gloria erlebt hat, war hin und weg.<br />
Mit Gloria haben sich Aachen und der<br />
<strong>AKV</strong> bundesweit über gute Publicity<br />
und viele lobenswerte Erwähnungen<br />
in der Presse freuen dürfen. Meist zitierter<br />
Satz war die Feststellung des<br />
<strong>AKV</strong>-Präsidenten Horst Wollgarten:<br />
„Die se Frau ist Humor pur“.<br />
„ – und welch eine Granate in Sachen Humor!“<br />
Selbst die feinen Feuilletonisten aus<br />
dem hauptstädtischen Berlin konnten<br />
sich da nicht verschließen. Die Welt<br />
beispielsweise schrieb im Nachgang<br />
zur Festsitzung, dass „die 47-Jährige mit<br />
ihrer launigen Rede für Frauengleichberechtigung<br />
die Karnevalsgesellschaft<br />
zu Begeisterungsstürmen hin riss. Vor<br />
allem, als sich Gloria des wallenden<br />
Rockes ihres Prinzessinnenkleides entledigte,<br />
um im darunter fescheren Röckchen<br />
auf der Bühne zu stehen“. Entsprechend<br />
titelte sie den Beitrag auch: „Die<br />
schrille Adlige zog während der Antrittsrede<br />
den Rock aus“.<br />
In der Bild (Berlin-Brandenburg) schrieb<br />
ihr Bruder Alexander von Schönburg:<br />
„Sie bekommt den Orden, weil sie bei<br />
ihren öffentlichen Äußerungen angeblich<br />
immer soviel Humor an den<br />
Tag legt. Ist wohl ein kleines Missverständnis:<br />
Wenn meine Schwester etwas<br />
sagt, meint sie das ERNST! Dass<br />
man den Adel unter Artenschutz stellen<br />
sollte, zum Beispiel. …“<br />
Ein Lob, wenn man es denn so nennen<br />
mag, zollte auch Thomas Jansen<br />
von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,<br />
ein sonst gestrenger Kritiker<br />
des deutschen Zeitgeschehens. Gloria,<br />
die 2001 für ihre Aussage in einer<br />
Talkshow: „Der „Schwarze schnackselt<br />
halt gern“ den „Preis des beleidigten<br />
Zuschauers“ bekommen hatte, habe<br />
es elegant und humorvoll geschafft,<br />
diesen Satz nun politisch korrekt als<br />
einen Hörfehler zurückzustutzen: „Der<br />
Schwarze kraxelt halt gern! Kraxeln<br />
heißt klettern, jetzt habt ihr Ruh’ und<br />
ein Schwarzer ist von der CSU.“ Dazu<br />
fragt Jansen, ob „das jener Mutterwitz<br />
sei, mit dem ihre Auszeichnung mit<br />
dem Orden WIDER DEN TIERISCHEN<br />
ERNST begründet worden war?“<br />
Die Rheinische Post wiederum wurde<br />
in Sachen Humor philosophisch<br />
und schrieb: „Wer die Rede der neuen<br />
Ritterin vorher gelesen hat, der dachte:<br />
oh je, das wird nix. Wer Gloria von<br />
Thurn und Taxis dann auf der Bühne<br />
gesehen hat, wurde verblüfft: Der Text<br />
zündete, weil sie zündete. Am Ende<br />
hatte man etwas über Humor gelernt<br />
und über den Karneval.“ Bei Humor<br />
gehe es eben nicht darum, Witzchen<br />
zu kloppen. Humor verdankt sich<br />
letztlich dem Wissen, dass Ernstes immer<br />
auch absurd ist. Darin liege eine<br />
Chance für mitfühlende Seelen, nicht<br />
an der Welt zu verzweifeln. Der Gesamteindruck,<br />
den die Fürstin hinterlassen<br />
habe, sei eine Mischung aus<br />
Wärme, Kraft und Spiellust. Mit ihrer<br />
Stimme habe sie sich zu einer Art<br />
Nina Hagen des Karnevals entpuppt.<br />
„Irgendwie schaffte sie es den Abend<br />
über beides zu sein: Durchlaucht und<br />
Kumpel. Das war witzig und ein bisschen<br />
rührend …“. Schön gesagt, oder?<br />
„ … so eine Art Nina Hagen des Karnevals“<br />
Durch die Bank hat Gloria es geschafft,<br />
der Presse Respekt abzunötigen.<br />
Ihre politischen und moralischen<br />
Vorstellungen sind nicht Mainstream.<br />
Sie ist konservative Katholikin und<br />
ihre Wandlung von der Punk-Party-<br />
Adligen zur Vorzeige-Fürstin und Managerin<br />
hat viele verblüfft. Umso verwirrender<br />
also, dass die Fürstin auf<br />
der Bühne vor allem als Powerfrau herüberkam<br />
– am besten zusammengefasst<br />
in Glorias Ausruf: „Welcome<br />
Powerfrau, Schneewittchen adé“. Damit<br />
hatte selbst die Korrespondentin<br />
von Associated Press (AP) nicht gerechnet,<br />
die der Fürstin bescheinigte,<br />
die Wandlung meisterhaft hinbekommen<br />
zu haben – wovon sich so manch<br />
einer in der Republik gern ein Scheibchen<br />
abschneiden könne.
Noch fruchtiger im Geschmack: Die Belfrutta Auslese kommt jetzt mit verfeinerter<br />
Rezeptur auf Ihren Tisch – in 11 unwiderstehlichen Sorten und dem neuen attraktiven<br />
340 g Genießerglas. Am besten gleich probieren!<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
45
46 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Vom Raumausstatter zum <strong>AKV</strong>-Archivar<br />
Der gestandene Karnevalist Willy Kick<br />
(Jahrgang 1940) ist ein Mann, der nach<br />
der Devise handelt: „Alles Gute noch<br />
besser machen, alles Schlechte gut<br />
machen“. Dieser Grundsatz führte ihn<br />
stets auf der Erfolgsleiter von Sprosse<br />
zu Sprosse weiter nach oben.<br />
Die Aufgaben sind vielfältig:<br />
Willy Kick oben links bei der<br />
Verleihung des ORDENS WIDER DEN<br />
TIERISCHEN ERNST 2008<br />
Hier ist er in seinem Element:<br />
Willy Kick im Archiv des <strong>AKV</strong><br />
Menschen beim <strong>AKV</strong>: Willy Kick, Elferratsbeirat<br />
Egal ob im Berufsleben oder im karnevalistischen<br />
Treiben: Vitalität, Ge nauig<br />
keit (für manchen sei sie manchmal<br />
sogar zuviel, bedauert Kick), sprühende<br />
Kreativität und „immer mit dem<br />
Her zen dabei“ machten den gelernten<br />
Raumausstatter zu einem gefragten<br />
Mitstreiter. Mut zum Risiko ist<br />
eine seiner weiteren Tugenden, und<br />
da er in den 60er Jahren in Aachen in<br />
seinem Beruf keine Möglichkeit hatte,<br />
ein Meisterstudium zu absolvieren,<br />
sattelte Willy Kick im Alter von 28 Jahren<br />
einfach zum Datenverarbeitungskaufmann<br />
um, avancierte bei seinem<br />
Arbeitgeber zum Datenverarbeitungsleiter<br />
und Datenschutzbeauftragten.<br />
Seit 2004 wäre er eigentlich im Ruhestand,<br />
wenn da nicht seine vier Enkelkinder<br />
und vor allem seine karnevalistischen<br />
Ambitionen wären!<br />
Die aber begannen bereits 1979, als er<br />
einen Tanzkursus in der Pfarre Herz-<br />
Jesu einfach zum Pfarrkarneval umfunktionierte<br />
und dabei – bis zum<br />
endgültigen Aus 2007 – über 28 Jahre<br />
hin weg kräftig mitmischte. Elf Jahre<br />
lang diente er als Aktiver bei der Stadtgarde<br />
Oecher Penn und bewährte sich<br />
dort, Dank seines glücklichen Händchens,<br />
als Bühnen- und Wagenbauer.<br />
Ex-Prinz Hanns I. Bittmann holte ihn<br />
2001 als Stadtschreiber, Adjutant sowie<br />
Prinzenfahrer in seinen Hofstaat<br />
und startete für ihn eine Sängerkarriere<br />
bei den „Jonge vajjen Beverau“,<br />
denen er bis heute angehört. Zugleich<br />
wurde Willy Kick auch Mitglied des<br />
<strong>AKV</strong> und trat bei <strong>AKV</strong>-Archivar Helmut<br />
Schultz als „Azubi“ seine dreijährige<br />
Lehrzeit zum Archivar an. „Wir<br />
sammeln hier jedes Schnipselchen<br />
seit 1859“, erfuhr er als Erstes von seinem<br />
Lehrmeister. Sein Gesellenstück<br />
lieferte er dann mit der Renovierung<br />
und Dekoration des Treppenhauses
im Vereinsheim des <strong>AKV</strong>, im Alten<br />
Kurhaus. Hier wird alles aufgezeigt,<br />
was den <strong>AKV</strong> ausmacht, angefangen<br />
von der Festsitzung WIDER DEN TIE-<br />
RISCHEN ERNST bis hin zum Magic<br />
Monday. Kaum hatte er das „Gesellenstück“<br />
vorgelegt, da wurde Willy Kick<br />
bereits engagiert und im November<br />
2005 zum Elferratsbeirat berufen.<br />
Seine beruflichen Vorkenntnisse, sowohl<br />
als Raumausstatter als auch<br />
als Da ten verarbeitungskaufmann, gepaart<br />
mit Akribie und Pünktlichkeit,<br />
kommen Willy Kick für seine Aufgabe<br />
als ehrenamtlicher <strong>AKV</strong>-Archivar<br />
nun wieder einmal wie gerufen.<br />
Als erstes änderte er die Raumausstattung<br />
des Archivraumes, um anschließend<br />
die Archivierung des Bestandes<br />
per Computer einzuführen.<br />
Nach Sachgebieten geordnet, ist nun<br />
dem Besucher alles leicht zugänglich.<br />
Neben der Archivarbeit ist der<br />
Karnevalist aus Leidenschaft auch in<br />
die Vorbereitung von <strong>AKV</strong>-Veranstaltungen<br />
mit einbezogen, sei es für die<br />
Verleihung von Sonderorden bis hin<br />
zum Katerfrühstück des Ritterkonvents.<br />
„Ich bin allein schon deshalb<br />
von meiner Arbeit für den <strong>AKV</strong> so begeistert,<br />
weil ich viele meiner Ideen<br />
verwirklichen kann“, sagt Willy Kick.<br />
tis<br />
das karnevalsportal für aachen<br />
aktuelles<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
„Ich bin deshalb von meiner Arbeit für<br />
den <strong>AKV</strong> begeistert, weil ich viele meiner Ideen<br />
verwirklichen kann“<br />
termine<br />
leute<br />
Bildergalerien<br />
Geschichte<br />
karnevalslexikon<br />
Interviews<br />
hintergründe<br />
47
48 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Jubiläum der Sammlung Crous<br />
Helmut A. Crous – Sammler aus Leidenschaft<br />
„Vor allem war Crous ein sehr humor-<br />
voller Lebenskünstler und ein<br />
unwahrscheinlich menschlicher Typ, der<br />
sich Zeit nahm, zuzuhören, ein großes<br />
Wissen und viel Liebe zu Aachen hatte“,<br />
Bernd Carl,<br />
Beiratsvorsitzender<br />
der Sammlung<br />
Crous<br />
Helmut Schultz, <strong>AKV</strong>-Archivar<br />
Vor 60 Jahren startete Helmut A.<br />
Crous mit „Aachener Wappen und Genealogien“<br />
seine stadthistorische Privatsammlung.<br />
Der junge Redakteur der Aachener<br />
Volkszeitung Helmut A. Crous (1913<br />
– 1993) wird 1948 wohl kaum damit<br />
gerechnet haben, dass er mit seinem<br />
ers ten, soeben in einem Antiquariat gekauften<br />
Buch einmal eine Welle historischer<br />
Begeisterung in Aachen auslösen<br />
würde. Es war die 1907 und 1908<br />
erschienene, zweibändige <strong>Ausgabe</strong>:<br />
„Aachener Wappen und Genealogien“<br />
von Hermann Friedrich Macco. In achtjähriger<br />
Forschungsarbeit hatte der<br />
Autor darin erstmalig ein Nachschlagewerk<br />
über Wappen und Herkunft<br />
Aachener Patrizierfamilien geschaffen.<br />
Heute sind die beiden Bände in<br />
der Sammlung Crous unter den Katalognummern<br />
584a und 584b inventarisiert<br />
zu finden.<br />
Als Crous im Alter von 80 Jahren starb,<br />
hatte er im Lauf von 45 Jahren dieses<br />
Schatzkästlein bibliophiler Kostbarkeiten<br />
auf rund 2000 Druckschriften<br />
und etwa 370 Aquarelle, Grafiken und<br />
Kupferstiche anwachsen lassen. Ein<br />
halbes Jahr vor seinem Tod erwarb<br />
der Aachener Karnevalsverein 1993<br />
durch einen Kaufvertrag sein Lebenswerk<br />
als geschlossene Sammlung. Inzwischen<br />
durch Zukäufe und Schenkungen<br />
erweitert, steht heute die<br />
Sammlung Crous als eine gemeinnützige<br />
GmbH innerhalb des <strong>AKV</strong> Benutzern<br />
mit einem Gesamtbestand von<br />
rund 10.000 Büchern, Grafiken, Gemälden,<br />
Aquarellen, Gouachen, Fotos<br />
und Postkarten in einer Präsenzbibliothek<br />
im Alten Kurhaus zur Verfügung.<br />
Allein das Kernstück, die Buchabteilung,<br />
umfasst etwa 5000 Druckschriften<br />
aus dem Zeitraum von 1521 bis<br />
heute.<br />
„Stadthistorische Sammlungen sind<br />
Archive, die den Blick in die Vergangenheit<br />
freigeben, die Geschichte lebendig<br />
werden lassen und nachfolgenden<br />
Generationen die Fragen nach<br />
dem Woher und Warum beantworten“,<br />
sagt Bernd Carl, Vorsitzender des<br />
Beirats der Sammlung. Bei Entscheidungsfindungen<br />
für die Zukunft seien<br />
sie den Menschen von heute unverzichtbare<br />
Helfer und Berater, können<br />
so zu einem untrüglichen Mittler zwischen<br />
Vergangenheit und Zukunft<br />
werden. „Vorausgesetzt, der Nutzer<br />
legt ihre Botschaften und Vermächtnisse<br />
richtig aus“, mahnt der Beiratsvorsitzende<br />
an.<br />
Um jedoch nicht nur die Vergangenheit,<br />
sondern auch die Gegenwart an<br />
zukünftige Generationen weiterzugeben,<br />
komme es nicht nur darauf an,<br />
den vorhandenen Bestand zu bewahren<br />
und zu pflegen, sondern ständig<br />
zu erweitern. „Jeder, der durch ehrenamtliche<br />
Mitarbeit, durch eine Schenkung<br />
oder Spende dazu beitragen<br />
möchte, ist hierbei eine große Hilfe“,<br />
unterstreicht Bernd Carl. Aus dieser<br />
Verantwortung heraus veranstaltet<br />
der Beirat zugunsten der Sammlung<br />
in regelmäßigen Abständen stadthistorische<br />
Vortrags- und Filmabende<br />
sowie Ausstellungen, Benefizdinner<br />
und Golfturniere. Auch die Mietein<br />
nah men für Werbeflächen auf<br />
einem Aachener Linienbus dienen der<br />
Wert erhaltung und Erweiterung der<br />
Sammlung.<br />
„Interessant ist, dass heute nicht wenige<br />
Menschen nach ihrer Berufstätigkeit<br />
wieder ein Studium aufnehmen.<br />
Und meistens handelt es sich<br />
um das Fach Geschichte. Eine bemerkenswerte<br />
Feststellung, wie ich meine“,<br />
konstatiert <strong>AKV</strong>-Präsident Horst<br />
Wollgarten. Geschichte interessiere<br />
die Menschen immer mehr und sei lebendiger<br />
denn je. „Und wer sich mit<br />
Geschichte und den handelnden Personen<br />
beschäftigt, wird wohl auch in<br />
seinem Denken und Handeln weiser“,<br />
ist der <strong>AKV</strong>-Präsident überzeugt. Immer<br />
mehr Aachener Bürger identifizieren<br />
sich so auch zunehmend mit<br />
der Sammlung Crous. Gerade in den<br />
letzten ein bis zwei Jahren wurde die<br />
Sammlung nicht nur sehr gefördert,<br />
sondern dankenswerterweise durch<br />
die aktive Mitwirkung und das überdurchschnittlich<br />
hohe Engagement<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
durch viele Veranstaltungen zugänglicher<br />
gemacht. „Ein ganz besonderer<br />
Dank gilt an dieser Stelle dem<br />
Beiratsvorsitzenden der Sammlung,
Bernd Carl, der nicht zuletzt durch das<br />
Buch ‚NACHgeschaut‘ eine ganz fantastische<br />
Resonanz bei der Aachener<br />
Bevölkerung erlangt hat und nun bereits<br />
einen zweiten Band vorbereitet“,<br />
lobt Horst Wollgarten.<br />
Helmut A. Crous war ein unermüdlicher<br />
Sammler und Sucher stadthistorischer<br />
Raritäten. In einem Zeitungsinterview<br />
sagte der damals 75-Jährige:<br />
„Ich habe im Laufe meines Lebens ungezählte<br />
Antiquariate durchkreuzt,<br />
nicht nur in Aachen natürlich. Auch<br />
in Den Haag, Amsterdam, London, Paris.<br />
Überall, auch in Dänemark, wurde<br />
ich fündig. Da konnte man natürlich,<br />
sagen wir mal vor 30 Jahren,<br />
noch allerlei finden, heute wäre das<br />
sinnlos. Ferner habe ich alle entsprechenden<br />
Auktionen verfolgt.“ Crous<br />
war in allen Antiquariaten bekannt,<br />
hatte überall seine Visitenkarte hinterlassen,<br />
um beim Auftauchen von<br />
Aquensien sofort informiert zu werden.<br />
Durch seine Versiertheit auf dem<br />
Gebiet der Geschichte bestand seine<br />
Sammlerphilosophie jedoch darin,<br />
weniger beliebige, als vielmehr seltene<br />
stadt- und regionalgeschichtliche<br />
Publikationen zu erwerben. Mit<br />
Blick auf die heutige Entwicklung von<br />
Euregio und Städteregion war Helmut<br />
A. Crous bereits damals ein Vordenker<br />
seiner Zeit.<br />
Auch in der Konsequenz des Sammelns<br />
ließ er sich von seinem Lebensmotto<br />
leiten: „Aus der Kenntnis der<br />
Vergangenheit die Gegenwart verstehen<br />
und die Zukunft planen“. Und<br />
so war Crous nicht nur Sammler, um<br />
zu Repräsentationszwecken gefüllte<br />
Bücherregale vorzuweisen, sondern<br />
nutzte die Buchbestände vor allem als<br />
Arbeitsmittel. Es spricht für seine Konzentration<br />
auf die Recherchen, dass da<br />
Zigarrenasche und Rotweinflecke ihre<br />
Spuren hinterlassen haben. „An seinen<br />
Anmerkungen und Anstreichungen,<br />
an den vielen Notizen in den Inhaltsverzeichnissen<br />
konnte man erkennen,<br />
wie Crous mit den Büchern umgegangen<br />
war. Sie wurden dadurch<br />
für mich lebendig und ich konnte mir<br />
vorstellen, an welchem Themenbereich<br />
er gerade gearbeitet hatte“, sagt<br />
die erste Kustodin der Sammlung, Dr.<br />
Marga van den Heuvel. Er habe eine<br />
„sehr geistreiche und sehr lebendige<br />
Sammlung“ hinterlassen, die verrate,<br />
dass er „ein Mann voller Esprit“ gewesen<br />
sein muss, der seinen Beruf mit<br />
Freude und Humor ausübte, sagt Dr.<br />
Marga van den Heuvel.<br />
Crous wird von vielen seiner Weggefährten<br />
als unterhaltsamer und humorvoller<br />
Zeitgenosse geschildert.<br />
So sagt <strong>AKV</strong>-Ehrenpräsident Georg<br />
Helg von ihm, dass er als Publizist<br />
eine Reihe von Büchern und Veröffentlichungen<br />
hinterlassen habe. Abgesehen<br />
von allgemeinen Literaturhinweisen,<br />
hätte er aber nichts von<br />
Quellenangaben gehalten. „Er war<br />
eben kein Historiker, sondern <strong>Journal</strong>ist,<br />
und als begeisterter Erzähler hat<br />
ihn die Anekdote oft mehr interessiert<br />
als der historische Vorgang. Das<br />
Erzählen unterhaltsamer Ameröllcher<br />
machte ihm einfach mehr Spaß“, sagt<br />
Georg Helg. „Vor allem war Crous ein<br />
sehr humorvoller Lebenskünstler und<br />
ein unwahrscheinlich menschlicher<br />
Typ, der sich Zeit nahm, zuzuhören,<br />
ein großes Wissen und viel Liebe zu<br />
Aachen hatte“, erinnert sich Helmut<br />
Schultz, der nach dem Tod von Helmut<br />
A. Crous dessen Nachfolge im Amt des<br />
<strong>AKV</strong>-Archivars antrat.<br />
tis<br />
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
„Aus der Kenntnis der Vergangenheit<br />
die Gegenwart verste hen und die<br />
Zukunft planen“ Helmut A. Crous<br />
Helmut Crous (links)<br />
bei der Arbeit<br />
49
50 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
Es sind die kleinen Eitelkeiten großer<br />
Männer, die ihrem Ruhm den Charme<br />
hinzufügen. So ließ sich der legendäre<br />
Jacques Königstein gleich dreimal<br />
in Öl malen und sah sich in seinem<br />
Wohnzimmer täglich mit seinen<br />
Konterfeis konfrontiert. Heute zieren<br />
die Gemälde dreier <strong>AKV</strong>-Ehrenpräsidenten<br />
– Jacques Königstein, Helmut<br />
Aurel Crous, Georg Helg – den Sitzungssaal<br />
im Domizil des <strong>AKV</strong>, dem<br />
Alten Kurhaus.<br />
Dass auch Crous einem Maler Modell<br />
gesessen hatte, erfuhr der damalige<br />
<strong>AKV</strong>-Präsident Georg Helg erst von<br />
Crous selbst wenige Monate vor dessen<br />
Tod (8. Juli 1993). Es war bei der Unterzeichnung<br />
des Verkaufsvertrages<br />
der Sammlung Crous an den <strong>AKV</strong>.<br />
Über 15 Jahre hinweg war das Gemälde<br />
verschollen geblieben, und selbst<br />
Crous will nicht gewusst haben, wo<br />
es sich befand. Erst, als es dann 1995<br />
ans Packen ging für den anstehenden<br />
Umzug der <strong>AKV</strong>-Geschäftsstelle in das<br />
Alte Kurhaus, entdeckte Helg dabei<br />
im <strong>AKV</strong>-Archiv ein Polaroid-Foto, das<br />
Unser Dank gilt den Sponsoren<br />
Kleine Eitelkeiten großer<br />
Männer – Zufallsfund im<br />
<strong>AKV</strong>-Archiv<br />
einen Maler beim Porträtieren von<br />
Crous zeigte. Wer aber war der Maler?<br />
Helmut Strack, damaliger <strong>AKV</strong>-<br />
Geschäftsführer, recherchierte und<br />
fand das 1980 entstandene Gemälde<br />
im Nachlass des inzwischen verstorbenen<br />
Kölner Malers Franz Josef<br />
Blaschke (1916 – 1984) in einer Galerie.<br />
Der Künstler porträtierte viele prominente<br />
Zeitgenossen, s o auch Konrad<br />
Adenauer und Willy Millowitsch.<br />
Strack ließ es nicht beim Finden bewenden.<br />
Als Ex-Prinz Helmut II. (1978)<br />
griff er zusammen mit seinem prinzlichen<br />
Hofstaat in die Tasche und kaufte<br />
das Gemälde im August 1995 zur<br />
Bereicherung der Sammlung Crous.<br />
tis<br />
Ein herzliches<br />
Dankeschön<br />
den Sponsoren!<br />
Genau deine Airline.<br />
ehemals Talbot<br />
Jülicher Str. 213-237<br />
52070 Aachen<br />
Casino Aachen
<strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
51
52 <strong>Journal</strong> 2 | 2008<br />
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