LUXUS und auf Sars zurück. Die Erholungen zeigen jeweils eine Abnahme der Unsicherheit und einen gewissen Nachholeffekt sowie die Zusatznachfrage wegen Discountangeboten der Tourismusindustrie. In den letzten zwei Jahren trat die sonst enge Korrelation zwischen Yen-Kurs und japanischen Auslandsreisen in den Hintergrund, weil andere Beweggründe (geopolitische Unsicherheit, Nachholeffekte) vorübergehend dominierten. Diese Korrelation dürfte jedoch in den kommenden Monaten wieder bestimmend werden und deutet, neben den übrigen positiven Signalen, auf eine Fortsetzung der Erholung im Tourismussektor hin, die sich auch positiv auf die Nachfrage nach <strong>Luxus</strong>gütern auswirkt. Die geopolitischen Risiken scheinen gegenwärtig zwar abzunehmen, verharren indessen aber nach wie vor auf hohem Niveau. Objektiv <strong>ist</strong> es kaum möglich zu beurteilen, ob die Risiken nun hoch oder eher gering sind im Vergleich mit andern Zeitperioden; die subjektiv empfundene Verunsicherung hat aber sicherlich nach Ende des Irak-Krieges abgenommen und die Risikoaversion an den Aktienmärkten <strong>ist</strong> zurückgegangen, wie die substanzielle Outperformance der einschlägigen Indizes weltweit zeigt. Bezogen auf die <strong>Luxus</strong>güterindustrie spricht man hier von einem so genannten «feel Good-factor», der angestiegen <strong>ist</strong> und zu einer Belebung der Nachfrage führt. Sicherheitsrisiken bestehen aber nach wie vor zuhauf: Nordkorea, Naher Osten, internationaler Terrorismus, um nur einige zu nennen. Ein grösserer Terroranschlag könnte für die <strong>Luxus</strong>güterindustrie jederzeit zu einem Rückschlag führen. Anderseits spielen Gewöhnungseffekte, die in diesem Fall wahrscheinlich zur Folge haben, dass bei einem nächsten Terroranschlag die Betroffenheit geringer <strong>ist</strong> als beim ersten und auch die Reisepläne in geringerem Mass beeinflusst werden. Halbjahresresultate bringen positive Überraschungen Für die Kursentwicklung im <strong>Luxus</strong>gütersektor sind neben den gesamtwirtschaftlichen Aspekten natürlich auch die Le<strong>ist</strong>ungen der einzelnen Unternehmen entscheidend und das, was sie auf der Gewinnlinie erreichen. Die Halbjahresresultate haben den Analysten einen Einblick in den Erfolg der einzelnen Unternehmensstrategien erlaubt. An der Spitze steht LVMH – Moët Hennessy - Louis Vuitton – mit einer Zunahme des Reingewinns im ersten Halbjahr 2003 gegenüber der Vorjahresperiode um satte 24 Prozent. Das kommt nicht von ungefähr, sondern <strong>ist</strong> der sichtbare Erfolg der Fokussierungsstrategie, die der Konzern seit über einem Jahr konsequent umsetzt. Das heisst, dass Einheiten und Marken verkauft werden (zum Beispiel das Auktionshaus Phillips, der Champagnerhersteller Pommery oder einige Kosmetikmarken), die nicht zum Kerngeschäft gehören oder zu wenig fokussiert sind. Zusätzlich wurde die Einzelhandelsdivision (Kosmetikkette Sephora, Retailkette DFS an grossen Tour<strong>ist</strong>endestinationen) grundlegend restrukturiert. Die Swatch Group hat auf der Umsatzebene im ersten Halbjahr 2003 die Markterwartungen und die Konkurrenz deutlich übertroffen. Im Sektorvergleich unterstreichen die Resultate die unangefochtene Stellung des Konzerns im Markt für Fertiguhren. Strategisch wurde in den letzten Jahren das Portefeuille mit Prestigemarken im obersten Preissegment (Breguet, Blancpain, Glashütte, Jaquet 20 Credit Suisse Bulletin 6-03 <strong>Luxus</strong>gütergigant LVMH fokussiert auf Nobelmarken LVMH <strong>ist</strong> mit einer Marktkapitalisierung von über 27 Milliarden Euro der grösste <strong>Luxus</strong>güterkonzern weltweit. 2002 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro in den Divisionen Weine & Spirituosen, Mode & Lederwaren, Parfums & Kosmetik, Uhren & Schmuck und in der Retaildivision. Der Fokus auf Nobelmarken in der Division Getränke (Dom Perignon, Moët & Chandon, Krug) hat 2002 zu einem Anstieg der Marge auf über 33 Prozent geführt. Dieser Anstieg <strong>ist</strong> auf die Verschiebung zu Marken mit höheren Margen zurückzuführen. Das Wachstum der Marke Louis Vuitton hat sich trotz einer zweimaligen währungsbedingten Preiserhöhung in Japan um sechs Prozent im Frühjahr und Herbst 2002 weiter beschleunigt. Die Zuwachsrate liegt im zwe<strong>ist</strong>elligen Bereich und die Betriebsgewinnmarge dürfte bei von der Konkurrenz unerreichten 48 Prozent liegen. Andere Marken (Donna Karan, Fendi, Céline, Loewe, Marc Jacobs) in dieser Division sind weniger profitabel und bieten Potenzial für eine weitere Fokussierung. Droz) ergänzt, welche sehr hohe Zuwachsraten erzielen und deren Potenzial noch weitgehend unausgeschöpft <strong>ist</strong>. Bulgari hat die Marktteilnehmer ebenfalls positiv überrascht, auch wenn vor allem Sondereffekte (höhere Bestellungen von Retailern nach Irak-Krieg und Sars, tieferer Marketingaufwand) dahinter stehen dürften. Es besteht bei Bulgari die Gefahr, dass die Marke über zu viele Produkte für den Massenmarkt verwässert wird und sie so ihr Prestige und ihre Exklusivität schleichend einbüsst. Richemont <strong>ist</strong> gegenwärtig in einer Restrukturierungsphase, die mit relativ hohen Risiken verbunden <strong>ist</strong>. Das Flaggschiff des Konzerns, die Marke Cartier, zeigt Anzeichen von Schwäche; eine Neupositionierung wird zurzeit angestrebt, die Marken Dunhill und Lancel sind nicht profitabel. Montblanc <strong>ist</strong> zwar ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Positionierung einer Marke, ausgehend von einer Produktekategorie in ganz verschiedenen <strong>Luxus</strong>gütersegmenten, die Resultate des Gesamtkonzerns zeigen jedoch bis jetzt unterdurchschnittliche Ergebnisse auf der Gewinnlinie. Diese und weitere Faktoren beeinflussen die Kursentwicklung einer <strong>Luxus</strong>güteraktie. Es kann deshalb nicht gesagt werden, dass die Aktien steigen werden, wenn sich ein gutes Weihnachtsgeschäft abzeichnet. Man kann nur davon ausgehen, dass ein gutes Weihnachtsgeschäft die Kurse der <strong>Luxus</strong>güteraktien zwar stützt, deren Verlauf aber von vielen Faktoren abhängig <strong>ist</strong>. Es empfiehlt sich zurzeit eine Übergewichtung von <strong>Luxus</strong>güteraktien im Portefeuille des Anlegers. Diese Empfehlung beruht einerseits auf einer Beurteilung der allgemeinen Konjunkturentwicklung weltweit sowie der Zunahme des Tourismus vor allem aus Asien und Japan, anderseits auf strategischen Entscheiden des Managements von einigen <strong>Luxus</strong>güterunternehmen, die zu einer überdurchschnittlichen Gewinnentwicklung in den kommenden Jahren beitragen können. LVMH und Swatch Group dürften das grösste Potenzial aufweisen. ❙ Harald Zahnd Tel. 01 334 88 53, harald.zahnd@credit-suisse.com Fotos: Gee Ly
<strong>Luxus</strong>erlebnis: Im Lichthof, im Innern des Hauptsitzes der Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz, versammeln sich wohlklingende Namen der <strong>Luxus</strong>güterindustrie an nobler Adresse. Schönes und Luxuriöses, wohin das Auge schweift: Bottega Veneta, Bulgari, Ermenegildo Zegna, Fabric Frontline, Giorgio Armani, Montblanc. Als Kontrapunkt dazu die «Fontaine du désir» von Silvie Defraoui. Auf dem Brunnengrund werden in Leuchtschrift Wünsche dargestellt, die man sich für <strong>kein</strong> Geld der Welt erfüllen kann.