Die richtige Spritze zur richtigen Zeit - Orthopress
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<strong>Die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Spritze</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>richtige</strong>n <strong>Zeit</strong><br />
Schnelle Hilfe bei Rückenschmerzen<br />
Dabei ist aber nicht jede <strong>Spritze</strong><br />
gleich, auch wenn dies gern verallgemeinert<br />
wird. Ist es eine Muskelverspannung<br />
oder doch eher ein Bandscheibenvorfall?<br />
Strahlen die Schmerzen<br />
aus oder sind sie nur auf ein bestimmtes<br />
Gebiet beschränkt? Ist der Schmerz<br />
dumpf oder eher reißend? <strong>Die</strong>se Fragen<br />
wird ein guter Arzt berücksichtigen, bevor<br />
er die Kanüle aufzieht. Aber nicht nur die<br />
Inhaltsstoffe, auch Ort und Art der Injektion<br />
variieren je nach Indikation. <strong>Die</strong> vier<br />
wichtigsten Injektionsformen haben wir<br />
hier einmal zusammengestellt:<br />
Einfache schmerzstillende<br />
Injektion (auch Neuraltherapie)<br />
Nach sportlicher Anstrengung oder auch<br />
durch ungewohnte Kälte/Zugluft kann es<br />
zu einer schmerzhaften Verhärtung der<br />
Muskulatur kommen, welche sich nicht<br />
durch vorsichtige Bewegung überwinden<br />
lässt (z. B. akuter Schiefhals). Durch die ge-<br />
Diagnose & Therapie<br />
Wie schnell ist es passiert: Meist ist es der kurze Aufenthalt in Zugluft, die zu schwere Einkaufstasche<br />
oder aber die berühmte „falsche Bewegung“, und schon ist der Schmerz da. In einer solchen Situation<br />
wünschen sich die meisten Menschen nur eines: sich möglichst schnell wieder schmerzfrei bewegen<br />
zu können. Und nicht selten kann der Arzt genau das erreichen, mit einer gezielten <strong>Spritze</strong>, die den<br />
Schmerzkreislauf unterbricht. <strong>Die</strong> <strong>Spritze</strong> ist dabei nicht so schlecht wie ihr Ruf – wenn sie nicht an die<br />
Stelle einer ursächlichen Behandlung tritt, wie dies viele aus der Vergangenheit kennen.<br />
<strong>Spritze</strong>n – wie oft?<br />
<strong>Spritze</strong>n können helfen, einen Schmerzzustand schnellzu überwinden. Sie sind aber<br />
kein Allheilmittelund sollten nur in Ausnahmefällen eine eigene Therapie begründen.<br />
Dennoch sind – besonders bei Wirbelsäulenbeschwerden – oft mehrere Sitzungen<br />
nötig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Vorsicht ist dann geboten, wenn z. B.<br />
Cortison so häufig gespritzt wird, dass es eine systemische Wirkung auf den gesamten<br />
Organismus entfaltet. <strong>Die</strong> moderne Medizin sucht daher immer stärker nach Präparaten,<br />
welche eine ähnliche Wirkung bei geringeren Nebenwirkungen entfalten, wie<br />
z. B. die aus Eigenblut gewonnenen Interleukin-1-Rezeptorantagonisten.<br />
zielte Injektion eines lokalen Betäubungsmittels<br />
in bestimmte Hautpunkte bzw. in<br />
die Nähe von Muskel- und Nervensträngen<br />
wird eine schmerzlindernde und<br />
muskelentspannende Wirkung erzielt.<br />
Wenn die Wirkung der <strong>Spritze</strong> nachlässt,<br />
ist meist auch der Auslöser der Beschwerden<br />
verschwunden, so dass keine weitere<br />
ursächliche Therapie vonnöten ist.<br />
Nervenwurzelblockade<br />
Eine Nervenwurzelblockade wird bei Patienten<br />
mit akutem lumbalem Bandscheibenvorfall<br />
vorgenommen. Hierbei wird ein<br />
Lokalanästhetikum bzw. Cortison direkt an<br />
die vom vorgefallenen Bandscheibengewebe<br />
bedrängte Nervenwurzel gespritzt.<br />
<strong>Die</strong> Schmerzen hören meist unmittelbar<br />
auf, jedoch können unter Umständen – abhängig<br />
von der Lage der bedrängten Nervenwurzel<br />
– Taubheitsgefühle im Bein auftreten.<br />
Nervenwurzelblockaden werden<br />
heute in aller Regel unter Bildwandlerkontrolle<br />
durchgeführt, um die <strong>richtige</strong> Position<br />
ORTHOpress 1/2007 37
Diagnose & Therapie<br />
der Kanüle sicherzustellen. <strong>Die</strong> Ursache<br />
der Beschwerden wird hier jedoch nicht<br />
beseitigt; fast immer wird eine weiterführende<br />
Behandlung, möglicherweise auch<br />
eine Operation nötig sein.<br />
Epidurale Injektion<br />
Eine epidurale Injektion ist eine Injektion<br />
in den Raum zwischen den Rückenmarkshäuten.<br />
Sie dient der Behandlung<br />
solcher Bandscheibenvorwölbungen<br />
oder -vorfälle, bei denen durch die entzündungsbedingte<br />
Schwellung einer<br />
oder mehrerer Nervenwurzeln eine Verengung<br />
des Wirbelkanals hinzutritt. Neben<br />
einem Lokalanästhetikum und Cortison<br />
wird oft auch eine Kochsalzlösung<br />
gespritzt, welche durch den natürlichen<br />
Osmoseeffekt die Schwellung zusätzlich<br />
verringert. <strong>Die</strong> epidurale Injektion erfolgt<br />
je nach Lokalisation der Beschwerden<br />
entweder direkt zwischen zwei Wirbeln<br />
oder aber als sakrale Injektion durch eine<br />
natürliche Öffnung am Steißbein. Eine<br />
Epidurale sakrale Injektion<br />
38 ORTHOpress 1/2007<br />
Epidurale lumbale Injektion<br />
Weiterentwicklung der sakralen epiduralen<br />
Injektion ist der so genannte Racz-Katheter,<br />
bei welchem mit einem speziellen<br />
Sprungfederkatheter die Einspülung der<br />
Medikamente über mehrere Stunden<br />
Dornfortsatz<br />
Dornfortsatz<br />
hinweg wiederholt werden kann. Zudem<br />
erlaubt der Katheter durch seine Beschaffenheit<br />
gleichzeitig die mechanische<br />
Lösung von Verklebungen innerhalb<br />
des Epiduralraums. Solche epiduralen<br />
Injektionen sind auch keine ursächlichen<br />
Behandlungen, ermöglichen aber<br />
unter Umständen den Verzicht auf klassische<br />
invasive Therapieoptionen.<br />
Facetteninfiltration<br />
Manchmal sind es nicht die Nervenwurzeln,<br />
sondern die kleinen Wirbelgelenke<br />
(Facetten), von denen die Schmerzen<br />
ausgehen. Grund dafür kann eine abnutzungsbedingte<br />
Arthrose sein, aber<br />
auch eine Reizung durch eine zu große<br />
Beweglichkeit der Wirbel untereinander,<br />
hervorgerufen durch eine Lockerung des<br />
Kapsel/Bandapparats. Dann können<br />
die Facetten selbst mit einem Betäubungsmittel<br />
bzw. Cortison angespritzt<br />
werden. Auch diese Injektion erfolgt in<br />
der Regel unter Röntgenkontrolle. Zwar<br />
kann ein erfahrener Arzt die meisten<br />
<strong>Spritze</strong>n auch „freihändig“ setzen, es hat<br />
sich aber gezeigt, dass bei einer Unterstützung<br />
durch bildgebende Verfahren<br />
die Menge der benötigten Wirkstoffe<br />
aufgrund der größeren Genauigkeit<br />
häufig geringer ausfällt – unterm Strich<br />
wird der Patient damit weniger belastet.<br />
von Arne Wondracek