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Gemeindebrief - Paul-Gerhardt Augsburg

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Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gemeindeglieder,<br />

nach dem herrlichen, aber langen Winter werden die leuchtenden Blüten der Osterglocken<br />

herbeigesehnt und sie werden auch in diesem Jahr ihrem Namen alle Ehre<br />

machen. Die bunten Farben unterstreichen die österliche Hoffnung, dass das Leben<br />

stärker ist als der Tod – weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Das staunende<br />

Vertrauen in diese neue Wirklichkeit hat die frühe Christenheit bewogen,<br />

fortan sonntags einen „Tag des Herrn“ zu feiern. In den romanischen Sprachen heißt<br />

der Sonntag deshalb „Herrentag“, im Italienischen domenica, auf Spanisch domingo<br />

und auf Französisch dimanche. Der russische Name für den Sonntag stellt aber<br />

alle anderen Namen in den Schatten, wenn es darum geht, an die Auferstehung zu<br />

erinnern: Im Russischen heißt Sonntag schlicht und einfach Воскресение ( Auferstehung).<br />

Bis heute!<br />

Seit einigen Jahren gehört zu unserem Osterfestgottesdienst die fröhliche Tradition,<br />

den Ostergruß auf russisch und deutsch zu tauschen: Христос воскрес! Воистину<br />

воскрес! „Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden!“<br />

Wer so grüßt, lässt erkennen, dass er mehr für möglich hält, als es mit eigenem<br />

Erfahrungshorizont erlebbar ist. Wer so grüßt rechnet mit Gottes Wirkkraft selbst<br />

dann, wenn sie im eigenen Leben manchmal verdunkelt scheint. Wer so grüßt, traut<br />

Gott viel zu, sogar Macht über den Tod. Wer so grüßt, verweist die Mächtigen der<br />

Erde auf die Plätze. Deren Macht ist da, gewiß, aber sie ist nicht grenzenlos. Das<br />

hat einer einmal erleben müssen in dem Land, in dem der Sonntag „Auferstehung“<br />

heißt: Kurz nach der Oktoberrevolution gab es in Russland noch öffentliche Diskussionen<br />

mit staatlichen und kirchlichen Vertretern. So lud der sowjetische Unterrichtsminister<br />

Anatol Lunatscharski den Patriarchen der Russischen Orthodoxen<br />

Kirche zu einem Ausspracheabend mit Moskauer Arbeitern in eine Fabrik. Nachdem<br />

der Minister eine lange politische Ansprache gehalten hatte, gestattete er<br />

dem Patriarchen fünf Minuten für seine Rede. „fünf Minuten“ sagte dieser „ist eine<br />

lange Zeit.“ Er trat zum Rednerpult und rief, wie es im Ostergottesdienst in Russland<br />

üblich ist: „Christo woskrjes!“ - „Christus ist auferstanden.“ Und die versammelten<br />

Arbeiter antworteten ihm sofort: „ waistinu woskrjes.“ – „Er ist wahrhaftig auferstanden.“<br />

Damit war der Patriarch mit seiner Rede fertig. Das Wichtigste war gesagt.<br />

Darüber nachdenken taten sie dann wohl alle.<br />

Manchmal ist es wohltuend, an die Osterbotschaft erinnert zu werden. An allen<br />

Ecken und Ende werden das in diesem Jahr auch wieder die Osterglocken mit ihrem<br />

gelben Leuchten tun, und wem das Warten auf diese Osterboten zu lange dauert,<br />

darf sich trösten, dass unsere Woche alle sieben Tage einlädt, einen Воскресение,<br />

einen Herrentag zu feiern. Und einmal im Jahr das Fest, an dem wir uns zurufen:<br />

Христос воскрес! Воистину воскрес! „Christus ist auferstanden - er ist wahrhaftig<br />

auferstanden!“<br />

Frohe und gesegnete Ostern wünscht Ihnen auch im Namen von Diakon Riegel<br />

Ihre Pfarrerin<br />

Jutta Krimm<br />

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