Kommissionen - Verein Deutscher Bibliothekare

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Auf und über den Dächern von Halle/Saale. Gastgeber und Gäste auf dem Dach der ULB Halle Foto: Riedel Für den zweiten Tag dieser hervorragend organisierten Exkursion stand auf dem Programm der ganztägige Besuch der Franckeschen Stiftungen, die nach dem Gründer August Hermann Francke (1663 — 1727) benannten religiösen, sozialen und pädagogischen Anstalten. Die Leiterin der Bibliothek, Frau Dr. Klosterberg, empfing die Gruppe im Bibliotheksgebäude und gab einen kurzen historischen Abriß über die Entstehung dieser pietistischen Lehr- und Erziehungsanstalt. 1698 in Glauchau als Waisenhaus von dem Theologen Francke gegründet, begann er mit der Grundsteinlegung eines neuen Waisenhauses in Halle noch im selben Jahr. 1701 wurde das Hauptgebäude mit dem hohen Altan eingeweiht. Nach und nach wuchsen die Bauten, die, einer kleinen Stadtanlage gleichend, um einen großen Lindenhof liegen. Die pädagogischen Einrichtungen, zu denen auch ein Naturalienkabinett, eine Bibliothek und ein botanischer Garten gehörten, wurden ergänzt durch ein Krankenhaus, eine Apotheke, eine Druckerei und Verlagsbuchhandlung, einen Wirtschaftshof sowie ein Brau- und Backhaus. Große Verdienste erwarb sich Francke mit der Gründung einer pädagogisch-didaktischen Ausbildungsstätte für junge Lehrer. Besondere Bedeutung kam Franckes Unterstützung und Anleitung der in Ostindien wirkenden deutschen Missionare zu. Der besondere Status der Franckeschen Stiftungen konnte über mehr als zwei Jahrhunderte, bis 1946, bewahrt werden. Am 20.9.1946 wurde ihr bisheriger Rechtsstatus aufgehoben. Ihre gewachsenen historischen Strukturen wurden 24 RUNDSCHREIBEN 1999/3 aufgelöst und man gliederte sie als Pädagogische Institute der Martin-Luther-Universität an. In den folgenden Jahrzehnten verfielen die Gebäude, Teile wurden abgerissen, weil sie infolge der Vernachlässigung nicht mehr benutzbar waren. 1991 erfolgte die Wiederherstellung als Stiftung öffentlichen Rechts und damit waren die Voraussetzungen geschaffen, sie im Sinne ihres Gründers als eine pädagogische und soziale, vom Geist der Zusammengehörigkeit geprägte Einrichtung, die Menschen aller Schichten aus dem In- und Ausland eine umfassende Bildung vermitteln will, wiedererstehen zu lassen. Darüber hinaus nimmt sie ihren kulturellen Auftrag gegenüber der Allgemeinheit wahr. Im Erdgeschoß des restaurierten Bibliotheksgebäudes, dem ältesten erhaltenen profanen Bibliotheksgebäude Deutschlands, befindet sich der Lesesaal zur Benutzung der Bibliotheks- und Archivbestände, und die seit 1992 im Aufbau befindliche moderne Handbibliothek mit Forschungsliteratur zum Altbestand. Über eine Treppe gelangten wir in den barocken Bibliotheksraum. Hier fanden die Sammlungen in theaterkulissenartig in den Raum gestellten Regalen (Kulissenbibliothek) ihren Platz. Im Zuge der Restaurierung des Bibliotheksgebäudes 1996 — 1998 wurde das Erscheinungsbild so wiederhergestellt, wie es auf dem Exlibris der Bibliothek aus der Mitte des 18. Jahrhunderts dargestellt ist. Im Archiv zeigte man uns u.a. die Tagebücher von A. H. Francke und als Besonderheit Palmblatthandschriften. Das Palmblatthandschriftenarchiv ist die größte Sammlung dieser Art in Europa. Es handelt sich um Bibelübersetzungen, Predigten u.a. Schriften, die die halleschen Missionare z.B. in tamilischer Sprache verfaßt haben und nach Europa sandten. Auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen wurde 1990 das „Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung“ als wissenschaftliche Einrichtung der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg gegründet mit einer Präsenzbibliothek. Diese Zweigstelle der ULB umfaßt einen repräsentativen Bestand an Primärliteratur und erforderlicher sekundärer Forschungsliteratur zum 18. Jahrhundert. Wir wurden hier von der Kollegin Frau Mahnhardt sehr sachkundig geführt. Die Quellenliteratur, d.h. Originalwerke aus dem 18. Jahrhundert, ist in einer Auswahl aus allen Disziplinen aus der ULB transferiert worden und umfaßt ca. 20.000 Bände. Dieser transferierte Altbestand hat seit Mai 1997 seinen Platz im Lesesaal in der ehemaligen Aula des im Jahre 1896 errichteten Gebäudes. Neben dem Lesesaal steht den Benutzern die Handbibliothek, bestehend aus Lexika, biound bibliographischen Werken und Handbüchern sowie Reprintausgaben und Neueditionen des 18. Jahrhunderts, zur Verfügung. Gegen Mittag wurden wir sehr herzlich von dem engagierten Leiter des Direktoriums der Franckeschen Stiftungen, Herrn Prof. Dr. Paul Raabe, begrüßt. Er erläuterte kurz die gewaltigen Aufgaben, die nach der Wende in Angriff genommen wurden, um ein umfassendes Nutzungskonzept zu erarbeiten und schrittweise die Sanierung und Rekonstruktion der rund 50 Gebäude und Gebäudeteile voranzutreiben. Es war ihm eine besondere Freude, daß <strong>Bibliothekare</strong> aus Niedersachsen in den Franckeschen Stiftungen zu Gast waren. Er führte uns auch durch die von ihm konzipierte Sonderausstellung zum Goethejahr 1999 „Separatisten, Pietisten, Herrnhuter. Goethe und die Stillen im Lande“ und erläuterte einige der Exponate. Die Goethe-Ausstellung widmet sich u.a. den Beziehungen des Dichters zu pietistischen Zirkeln, zur Herrnhuter Brüdergemeine, zu Separatisten und — Mittelpunkt der Ausstellung — zur frommen Susanna Katharina von Klettenberg. Dieses Thema wird bewußt an dem Ort aufgegriffen, an dem das pietistische Erbe seines Gründers Francke gegenwärtig ist. Zum Abschluß führte uns Prof. Raabe auf den Altan des Hauptgebäudes, der den Besuchern einen weiten Blick über das Gelände und die Stadt ermöglicht. Am Nachmittag konnten wir uns bei einer Geländeführung davon überzeugen, welch’ immense Arbeit bereits geleistet worden ist, und daß das begonnene
Werk zielstrebig fortgesetzt wird. Zum Abschluß zeigte man uns die als ältester erhaltener deutscher Museumsraum geltende Kunst- und Naturalienkammer. Man traf sich am Abend in der „Kulturinsel“ zum Besuch einer Vorstellung im Neuen Theater. Zuvor führte uns der Schauspieler Lutz Teschner durch die Räumlichkeiten. Sehr lebendig und in launigen Worten schilderte er Arbeitsweise und Schwierigkeiten des Theaters zu DDR-Zeiten. Die Vorstellung von Urs Widmer’s „Top Dogs“ zeigte beeindruckend das schauspielerische Können des Ensembles. Am dritten und letzten Tag der Exkursion machten wir uns auf die Suche nach der Marienbibliothek und fanden sie versteckt im Hinterhaus „An der Marienkirche 1“. Die Marienbibliothek hat keinen Grund, sich zu verstecken, denn sie ist eine der ältesten evangelischen Kirchenbibliotheken in Deutschland. Ihre Gründung geht in die Reformationszeit zurück. Neben Büchern verschiedener Wissensgebiete findet man hier Schriften von Martin Luther und anderer Reformatoren. Heute umfaßt der Bestand, dessen Schwerpunkt im 16. und 17. Jahrhundert liegt, ca. 30.000 Bände. Darunter sind 435 Inkunabeln, im wesentlichen Drucke des 15. — 18. Jahrhunderts. Auch hier wurden wir äußerst liebenswürdig von Herrn Eisenmenger betreut, der für uns auch einige Cimelien bereitgelegt hatte. Zur touristischen Abrundung der Reise zeigte uns eine Stadtführerin die sehenswertesten Ecken der Stadt und das waren nicht wenige! Eine sehr gelungene Exkursion — Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben! Sibylle Weitkamp VdDB Nordrhein-Westfalen Fortbildungen Oktober — Dezember 1999 Besichtigung des WDR- Landesstudios Münster Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WDR-Landesstudios Münster ermöglichen den Mitgliedern des VdDB im Rahmen einer Führung am 26. Oktober einen interessanten Einblick in ihre Arbeit (Radio und Fernsehen). Die Besichtigung des Landesstudios findet statt am 26. Oktober 1999 (Dienstag) um 13.00 Uhr im WDR-Landesstudio Münster, Mondstraße 144 — 146, Münster (Treffpunkt: am Eingang) Teilnehmer: maximal 20, mindestens 8 Kosten: kostenfrei Anmeldung bis 12.10. bei Gabriele Kemper, Papenstiege 11, 48161 Münster, Tel 02533- 4157. (Es besteht vorher die Möglichkeit, in der hauseigenen Cafeteria zu essen. Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung an, ob Sie diese Möglichkeit nutzen möchten.) Besichtigung der Zentralbibliothek der Medizin in Köln Die ZBM, die zentrale Fachbibliothek für Medizin in Köln, hat seit kurzer Zeit neue Räumlichkeiten. Wir laden Sie ein, sich bei einer Führung mit Kolleginnen und Kollegen aus der ZBM die neuen Bibliotheksräume anzuschauen und zwar am 9. November (Dienstag) um 16.00 Uhr wo: Zentralbibliothek der Medizin, Joseph-Stelzmann-Str. 9, 50931 Köln, Tel 0221- 4785600 (Treffpunkt: am Eingang) Teilnehmer: maximal 18 Kosten: kostenfrei Anmeldung bis 1.11. Regina Peeters, Europäisches Übersetzer- Kollegium, Postfach 1162, 47628 Straelen, E-Mail: euk.straelen@t-online.de Anreise: mit den Straßenbahnlinien 7 oder 9. Oder mit dem Bus Nr. 146. Der richtige Auftritt — Farb- und Imageberatung für FRAUEN im Beruf Es gibt oft berufliche Situationen, in denen die angemessene Kleidung eine zentrale Rolle spielt. Die eigene Körperhaltung und Stimmqualität sind nicht minder entscheidend. Nur eine ansprechende Gesamterscheinung garantiert einen souveränen und erfolgreichen Auftritt. Doch was ist wann angemessen? Und: Was paßt zu mir und zu meinem Typ? Wie wirke ich auf andere, wie ist mein Image? Diese Veranstaltung dreht sich um Ihren persönlichen Auftritt: — Welches Outfit ist zu welchem Anlaß angemessen und typgerecht? — Individuelle Farbtypanalyse: Welche Farben bringen den eigenen Typus optimal zur Geltung? — Checkliste für die optimale Präsentation bei wichtigen Terminen Termin: 16. November (Dienstag) von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr Referentin: Ruth Imperatori, Farb- und Stilberaterin Zielgruppe: Diese Veranstaltung richtet sich an KollegINNEN. mit maximal 12 Teilnehmerinnen wo: Ökobildungswerk, Herwarthstraße 22, 50672 Kosten: Köln. Die Veranstaltung findet im „Roten Raum“ statt. für <strong>Verein</strong>smitglieder 25,— DM; für alle übrigen Interessentinnen 100,- DM Anmelden können Sie sich ab sofort bis spätestens 3. November bei Regina Peeters, EuropäischesÜbersetzer-Kollegium, Postfach 1162, 47628 Straelen, E-Mail: euk.straelen@t-online.de Anreise mit der Linie 5 ab Dom/Hbf bis Friesenplatz (Kurzstrecke, 2,30 DM) Besichtigung der Bibliothek/Mediathek der Kunsthochschule für Medien Köln Kunst und Gestaltung mit den Neuen Medien und die wissenschaftlich-theoretische Auseinandersetzung in diesen Bereichen sind die Schwerpunkte der Kunsthochschule für Medien in Köln. Die Bibliotheksleiterin Birgit Trogemann gibt den VdDB-Kolleginnen und -Kollegen einen Überblick über die Kernaufgaben ihrer Bibliothek und stellt darüber hinaus die Schwerpunkte der Kunsthochschule vor. Die Veranstaltung findet statt am 9. Dezember (Donnerstag) um 17.00 Uhr Referentin: Birgit Trogemann wo: Kunsthochschule für Medien Köln, Bibliothek/Mediathek, Filzengraben 15- 17, 50676 Köln (Treffpunkt: am Eingang) Teilnehmer: maximal 15 Kosten: kostenfrei Anmeldung bis 29.11. Regina Peeters, Europäisches Übersetzer- Kollegium, Postfach 1162, 47628 Straelen, E-Mail: euk.straelen@t-online.de Anreise: Die Kunsthochschule liegt in der Nähe des Schokoladenmuseums;Straßenbahnlinie 1, 2 oder 9 bis Heumarkt, dann noch wenige Meter zu Fuß RUNDSCHREIBEN 1999/3 25
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