Download aktuelle Ausgabe - viaWALA
Download aktuelle Ausgabe - viaWALA
Download aktuelle Ausgabe - viaWALA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>viaWALA</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> Nr. 15, September 2012<br />
Gesund alt werden<br />
„Man sollte sich mit Gelassenheit in seinem Leben und den Umständen<br />
einrichten. Man muss im Alter keinen Marathon mehr laufen, keinen Minirock<br />
mehr tragen. Altern bringt Freiheit. Altern ist Verlust und Gewinn zugleich.“<br />
Konrad Beyreuther, Molekularbiologe und Alternsforscher<br />
Ein Magazin der WALA Heilmittel GmbH
„Alles wiederholt sich nur im Leben,<br />
ewig jung ist nur die Phantasie.“<br />
Johann Christoph Friedrich von Schiller, deutscher Dichter, 1759-1805<br />
03
Inhalt 6_9<br />
DR. FRIEDWART HUSEMANN:<br />
ZEIT DER FREIHEIT<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
einen anderen Blick auf das Thema Altern und Gesundheit wollen wir in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> – unter anderem – wagen. Eine Schauspielregisseurin, die vom Hals an<br />
gelähmt ist, wurde einmal gefragt, warum sie denn arbeite. Sie antwortete, dass<br />
sie doch nur „leicht körperlich eingeschränkt“ sei. Dass körperliche oder geistige<br />
Gebrechen auch positive Impulse geben können, dass auch die letzte Reise menschlich<br />
gestaltet werden kann, darüber lesen Sie auf den folgenden Seiten. Außerdem<br />
stellen wir vor, wie ein Modell funktioniert, das ein fruchtbares Zusammenleben<br />
der Generationen ermöglicht. Wir finden: Altern kann auch zu einem Neubeginn<br />
führen und einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt des Menschen einleiten.<br />
10_13<br />
Schloss Hamborn:<br />
gemeinsam unterwegs<br />
14_17<br />
alternsforschung:<br />
ein interview<br />
18_20<br />
gauthier dance mobil:<br />
hier tanzt das leben<br />
Dass man auch die Schönheit durchaus unkonventionell betrachten kann, ist in einem<br />
weiteren Beitrag dargestellt – genauso wie einige Neuigkeiten aus unserem Hause,<br />
die sowohl die innere als auch die äußere Schönheit unterstreichen und betonen.<br />
21_23<br />
24_26<br />
Wir wünschen Ihnen eine anregende und inspirierende Lektüre!<br />
haus christophorus:<br />
achtsame Pflege<br />
Schönheit<br />
im wandel der zeit<br />
Antal Adam<br />
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
27<br />
vermischtes<br />
28_32<br />
Dr.Hauschka KOsmetik<br />
33<br />
pflanzenporträt:<br />
WALDERDBEERE<br />
04 05
„Eine Zeit der Freiheit“<br />
Interview: elisabeth menzel; FOTOS: silicya roth<br />
Seine Patienten betreut er teilweise seit<br />
über 35 Jahren: Dr. med. Friedwart<br />
Husemann hat in Gräfelfing bei München<br />
eine private Hausarztpraxis. Wir<br />
sprachen mit ihm über die Freiheit des<br />
Alters, über hygienische Eurythmie<br />
und die Kunst, aufrecht stehen zu bleiben.<br />
Herr Dr. Husemann, mit welchen gesundheitlichen<br />
Problemen kommen<br />
ältere Menschen zu Ihnen<br />
Viele von ihnen haben Arthrosen: Hüftarthrose,<br />
Kniearthrose. Aber auch Vorhofflimmern<br />
oder Herzinfarkte sind<br />
häufig. Und Krebs natürlich. Ich arbeite<br />
seit 35 Jahren als niedergelassener Arzt.<br />
Manche Patienten betreue ich seit den<br />
Anfängen. Diese Menschen habe ich kennen<br />
gelernt, als sie 50 Jahre alt waren.<br />
Heute sind sie 85.<br />
Sind Krankheiten ein zwingender<br />
Bestandteil des Alters<br />
Es gibt natürlich Menschen, die bis ins<br />
höchste Alter völlig gesund sind. Das<br />
ist – vom religiösen Standpunkt aus<br />
betrachtet – eine „Gnade“. Ein solches<br />
Wunder kann nicht nur vom Lebenswandel<br />
abhängen. Allerdings treten<br />
schwere Krankheiten in jedem Alter auf,<br />
auch schon bei Kindern. Das Schönste<br />
ist jedoch, wenn Patienten sich trotz<br />
schwerer Krankheiten „gesund“ fühlen.<br />
Wenn sie trotzdem Freude am Leben<br />
haben. Ich erinnere mich an eine Patientin,<br />
die ich bis zum Tod begleitet<br />
habe. Wenige Tage, bevor sie starb – ich<br />
saß gerade an ihrem Bett – machte sie<br />
mich darauf aufmerksam, welch schöne<br />
Lichtreflexe das Sonnenlicht auf ihre<br />
Bettdecke malte. Christian Morgenstern<br />
hatte schwere Tuberkulose, hat sich<br />
nach eigenen Aussagen aber nie „krank“<br />
gefühlt. Unter Krankheiten kann man<br />
zerbrechen – oder aufrecht stehen bleiben.<br />
Das gilt für jedes Alter und ist eine<br />
Frage der persönlichen Entscheidung.<br />
Müssen die Weichen für ein gesundes<br />
Alter frühzeitig gestellt werden<br />
Ja. Im Prinzip beginnt das schon im<br />
Säuglingsalter – beim Stillen. Rudolf<br />
Steiner, der Begründer der Anthro-<br />
posophie, erwähnte schon in seinen<br />
Arbeitervorträgen 1923, dass mit<br />
Muttermilch gestillte Säuglinge im<br />
Alter weniger Arteriosklerose entwickeln.<br />
Das war damals revolutionär<br />
und völlig unorthodox. Heute ist Steiners<br />
Theorie in medizinischen Studien<br />
wissenschaftlich belegt. Oder das Thema<br />
Fieber. Es schult und stärkt das Immunsystem.<br />
Je schwerer eine fieberhafte<br />
Erkrankung ist, desto besser schützt sie<br />
zum Beispiel vor Melanomen. Das Brustkrebsrisiko<br />
steigt mit dem Gebrauch<br />
von Antibiotika. Dies sind nur einige<br />
Beispiele. Natürlich kommt es auch auf<br />
den Lebenswandel an. Wer raucht, muss<br />
sich über ein Lungenkarzinom nicht<br />
wundern. Auch die Ernährung kann zur<br />
Gesundheit beitragen: Vegetarier leben<br />
länger. Das ist längst erwiesen. Soziale<br />
Faktoren wie ein liebevolles, unterstützendes<br />
Umfeld sind ebenfalls wichtig.<br />
Bei Patienten, die auf die Frage „Haben<br />
Sie jemanden, der Sie ins Krankenhaus<br />
bringt“ mit „Nein“ antworten müssen,<br />
ist das Sterberisiko sechsfach höher.<br />
Und Religion. Wer einen Sinn im Leben<br />
erkennt, lebt länger und gesünder.<br />
Was kann die anthroposophische<br />
Medizin für ältere Menschen tun<br />
Sie behandelt Patienten im hohen<br />
Alter nach denselben Prinzipien, die<br />
auch für Kinder oder Menschen in der<br />
Lebensmitte gelten: Der Mensch ist eine<br />
Einheit von Geist, Seele und Leib. Ich<br />
bin ja auch Homöopath. Im Kindesalter<br />
sind eher Elemente wie Calcium carbonicum,<br />
Natrium und Fluor angezeigt.<br />
Im Alter braucht der Körper Phosphor<br />
und Sulfur. Ich versuche außerdem, die<br />
vielen gesundheitlichen „Baustellen“<br />
eines Menschen aus einem gemeinsamen<br />
Blickwinkel heraus zu behandeln<br />
und das passende Konstitutionsmittel<br />
für ihn zu finden. Der biografische<br />
Aspekt spielt übrigens auch eine große<br />
Rolle. Es kommt vor, dass ich einen<br />
80-Jährigen aufgrund eines Erlebnisses<br />
behandle, das er mit 35 Jahren hatte.<br />
Welche ergänzenden Therapien<br />
empfehlen Sie<br />
Hygienische Eurythmie. Bewegung ist<br />
mittlerweile anerkannt, nicht nur zur<br />
Prophylaxe von Herz- und Kreislauferkrankungen,<br />
sondern auch unterstützend<br />
bei Krebs. Eine Änderung des Lebensstils<br />
kann in salutogenetischer, also<br />
gesundheitserhaltender Hinsicht sehr<br />
wertvoll sein. Man sollte zum Beispiel<br />
dreimal pro Woche 20 Minuten stramm<br />
gehen, damit einem warm wird. Das<br />
wurde schon 1920 von Rudolf Steiner<br />
empfohlen. Die hygienische Eurythmie<br />
stärkt zusätzlich die Lebenskräfte zum<br />
Schutz gegen Krankheiten.<br />
Haben Sie weitere Tipps<br />
Einen ganz skandalösen sogar: Verzicht<br />
auf Alkohol. Das wär’s! Aber das<br />
darf man ja kaum laut sagen. Alkohol<br />
ist meiner Meinung nach ein großer<br />
Verhinderer von Spiritualität. Er mag<br />
bequem und angenehm sein, aber er<br />
behindert die Gedankenfreiheit.<br />
Warum wird der Mensch eigentlich alt<br />
Um das zu beantworten, muss ich ein<br />
bisschen ausholen. Einzeller sind die<br />
einfachsten Lebenswesen, die es auf der<br />
Erde gibt. Sie pflanzen sich fort durch<br />
Zellteilung. Biologisch gesehen kann<br />
man behaupten, sie seien unsterblich.<br />
Allerdings könnte man es auch so betrachten,<br />
dass die Teilung an sich schon<br />
der Tod ist. Von Bäumen können Sie Äste<br />
abschneiden – an anderer Stelle wachsen<br />
wieder welche nach. Werden bei<br />
einfachen Tieren im Embryonalstadium<br />
06<br />
07
ZEIT DER FREIHEIT <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Gliedmaßen abgetrennt, wachsen sie<br />
ebenfalls wieder nach. Solche Dinge<br />
sind beim Menschen unmöglich. Ein<br />
weiterer Punkt ist das Thema Fortpflanzung.<br />
Wenn Tiere sich nicht mehr fortpflanzen<br />
können, sterben sie. Sie haben<br />
keine Menopause. Beim Menschen ist<br />
das anders. Denken Sie doch mal an die<br />
vielen berufstätigen Frauen in der Zeit<br />
nach der Menopause. Sie haben eine sagenhafte<br />
Leistungsfähigkeit. Auch nach<br />
dem Ende seiner Fortpflanzungsphase ist<br />
der Mensch in der Lage, hochkarätige<br />
geistige Leistungen zu bringen. Das ist<br />
ein Privileg des Menschen. Die Antwort<br />
lautet also: Wir altern, weil wir Menschen<br />
sind. Oder anders ausgedrückt:<br />
Altern ist typisch menschlich.<br />
Ist dieser Prozess ein rein körperlicher<br />
oder auch ein spiritueller<br />
Eine interessante Frage. Über Michelangelos<br />
David staunte 1504 ganz Florenz.<br />
Diese Perfektion, diese Vollendung! Als<br />
der große Künstler 89 war und kurz vor<br />
seinem Tod stand, soll er gesagt haben:<br />
„Jetzt, da ich weiß, was Kunst ist, muss<br />
ich sterben.“ Mit diesem Satz hat Michelangelo<br />
meiner Meinung nach den Sinn<br />
des Alters richtig erfasst. Die Spätwerke<br />
vieler großer Meister sind übrigens ganz<br />
anders als ihre Jugendwerke. Das fällt bei<br />
Michelangelo auf, aber auch bei Goethe,<br />
Rembrandt und Beethoven. Im Alter<br />
verwandeln sich viele Kunstschaffende<br />
nochmal. Das zeigt sehr deutlich das<br />
Menschliche des Alters.<br />
Welchen Stellenwert haben die späten<br />
Jahre im Lebenslauf eines Menschen<br />
Das Alter ist die Zeit der Freiheit. Als<br />
Neugeborene sind alle Menschen gleich.<br />
In der Lebensmitte gilt die Brüderlichkeit<br />
– die Sorge für andere. Im Alter<br />
machen wir uns auf in die Freiheit und<br />
unternehmen eine Reise nach innen.<br />
Manche malen oder musizieren, lernen<br />
neue Sprachen, beginnen noch mal<br />
ein Studium. Einer meiner Patienten<br />
sammelt Lebensmittel für die Tafeln<br />
in München – dabei ist er selbst Krebspatient.<br />
Die Freiheit ist die Chance des<br />
Alters. Nach Goethe sind wir in der<br />
Jugend Realisten, später Idealisten,<br />
dann Skeptiker und im Alter Mystiker.<br />
Man kann aber nur ein Mystiker sein,<br />
wenn man auch mal Realist und Idealist<br />
gewesen ist. Wer mit seinem Alter<br />
nichts anzufangen weiß, hat in seinem<br />
bisherigen Leben etwas versäumt. Denn<br />
das Alter ist die Summe des bisherigen<br />
Lebens. Wer sich nur nach dem Materialistischen<br />
gerichtet hat, dem kann das<br />
Alter leicht leer erscheinen. Die Mystik<br />
im Alter braucht einen Inhalt, den jeder<br />
das ganze Leben hindurch sich selbst<br />
schaffen muss. Das Alter kann auch die<br />
passende Zeit sein, Versäumtes nachzuholen.<br />
Verletzungen, Brüche oder Kränkungen<br />
aufzuarbeiten. So können die<br />
letzten Jahre eine Zeit der Versöhnung<br />
und der Heilung werden.<br />
Der Internist Dr. med. Friedwart Husemann<br />
ist Arzt für Homöopathie und<br />
Anthroposophische Medizin (GAÄD)<br />
mit eigener Praxis in Gräfelfing bei<br />
München. Weitere Informationen:<br />
www.husemannpraxis.de<br />
1Literaturtipp: Friedwart Husemann. Anthroposophische<br />
Medizin: Ein Weg zu den heilenden<br />
Kräften. Dornach: Verlag am Goetheanum 2011.<br />
„Die Freiheit bewegt sich in einer<br />
aufsteigenden Kurve<br />
und hat ihre Kulmination im Tode.“<br />
Rudolf Steiner<br />
Quelle: Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, GA 187, S. 44<br />
08 09
„Ich will das Leben noch mitmachen!“<br />
text: elisabeth menzel; FOTOS: silicya roth, Kniel Synnatzschke<br />
Pantoffelkino. Hühnermobil. Wenn Sie nicht wissen,<br />
was hinter diesen Begriffen steckt – auf Schloss Hamborn<br />
finden Sie es heraus. Und Sie erfahren, wieso sich über<br />
70-jährige Damen ums Dachdecken kümmern und warum<br />
es Freude bereiten kann, auf Hamborn alt zu werden.<br />
Kindergarten und Altenwerk liegen sich auf Schloss Hamborn direkt gegenüber. Wie<br />
zwei Pole, die einander bedingen, reichen sich Werden und Vergehen die Hand. Ein<br />
Beispiel für ein gelungenes Miteinander der Generationen „Hier kann ich gesund<br />
alt werden“, ist sich Angela Burckhardt sicher. Seit über zehn Jahren lebt die heute<br />
73-Jährige im Wohnbereich des Altenwerks. Ihre kleine Zweizimmerwohnung ist<br />
mit eigenen Möbeln eingerichtet. An der Wohnungstür begrüßt ein Zwerg aus Filz<br />
die Besucher. „Das ist Tomte“, erklärt Angela Burckhardt. „Eigentlich gehört noch ein<br />
Fuchs dazu, aber für den hatte ich bisher keine Zeit.“ Kein Wunder. Nadelfilzen ist<br />
zwar ihr Hobby, doch allzu oft sitzt sie nicht in ihren vier Wänden. Denn auf Schloss<br />
Hamborn gibt es viel zu erleben: das Klassenspiel der Waldorfschule, Vorträge, Konzerte,<br />
Eurythmie, Pantoffelkino. Pantoffelkino Angela Burckhardt erklärt lachend:<br />
„Unsere Kinoabende finden oben im Eurhythmiesaal statt. Dorthin können wir in<br />
Pantoffeln gehen. Daher der Name.“ Die alte Dame ist außerdem nicht nur Bewohnerin,<br />
sie sitzt auch im Vorstand des Altenwerks und engagiert sich im Kulturkreis.<br />
„Ich will das Leben noch mitmachen!“, sagt sie mit blitzenden Augen. Dazu gehört<br />
auch, dass sie regelmäßig auf der Pflegestation vorliest. „Es ist eine gute Übung,<br />
den Menschen in seiner Begrenztheit zu erleben“, betont Angela Burckhardt.<br />
Das anthroposophische Zentrum auf Schloss Hamborn gibt es seit 80 Jahren. Es liegt<br />
idyllisch im Grünen – etwa zehn Kilometer südlich von Paderborn, in Ostwestfalen.<br />
In der Rudolf Steiner Werkgemeinschaft arbeiten und wohnen über 500 Menschen<br />
auf rund 300 Hektar Fläche. Die vielfarbigen Natursteine des Hauptgebäudes im Stil<br />
der Weserrenaissance atmen Tradition und Lebendigkeit zugleich. Neben einer Waldorfschule<br />
und einem Waldorfkindergarten sowie der Jugendhilfe mit Landschulheim<br />
und Berufsförderung gibt es auf dem Gelände auch ein Altenwerk und eine Reha-<br />
Klinik. Das Hofgut betreibt biologisch-dynamische Land- und Forstwirtschaft. Ein<br />
Café und ein kleiner Bioladen runden das Angebot ab. Assoziierte Bereiche sind das<br />
Ton- und Videostudio daruf., der Verlag Ch. Möllmann und eine Gemeinde der Christengemeinschaft.<br />
Das Altenwerk, in dem Angela Burckhardt lebt, ist also nur eines<br />
von vielen Gewerken. Das bedeutet: Es gibt ein soziales Umfeld, ein Eingebundensein<br />
in einen größeren Kontext. „Hier bin ich fürs Alter gut aufgehoben“, ist sich<br />
Angela Burckhardt sicher. Und sollte ihre Gesundheit irgendwann nachlassen, kann<br />
sie problemlos in den Pflegebereich wechseln. Das Altenwerk ist in zwei Sektionen<br />
gegliedert: Während im betreuten Wohnen die Menschen noch recht selbstständig<br />
sind, hat der Pflegewohnbereich Platz für 55 ältere und pflegebedürftige Menschen.<br />
08 11
SCHLOSS HAMBORN <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Pflegekraft Ramona Josephs arbeitet seit zwölf Jahren auf Schloss Hamborn<br />
und weiß genau, was ihren Patienten guttut: „Wir gehen sehr individuell auf die<br />
Wünsche unserer Bewohner ein“, sagt sie. Langschläfer dürfen morgens länger<br />
liegen bleiben. Wer Ruhe möchte, kann sich zurückziehen, wer Ansprache braucht,<br />
bekommt sie. Wer Hobbys hat, darf sie ausüben. „Wir fragen zum Beispiel auch,<br />
wie häufig unsere Bewohner duschen oder baden möchten“, so die Pflegerin.<br />
Ein Service, den es nicht überall gibt. Auch im hohen Alter und bei fortgeschrittenen<br />
Erkrankungen wie Demenz wird der Mensch im Hamborner Altenwerk<br />
als Einheit von Geist, Seele und Leib gefördert. Die Angebote reichen von Physiotherapie<br />
und Heileurythmie über Wickel, Auflagen und rhythmische Einreibungen<br />
bis hin zu Malen, Handarbeit oder Chorgesang.<br />
Besonders wichtig für alle Bewohner von Hamborn ist, dass hier junge und<br />
alte Menschen, Gesunde und Kranke aufeinander achten, voneinander lernen<br />
und miteinander leben. „Als unser Hofgut das ‚Hühnermobil’ eingeweiht hat,<br />
waren 25 alte Menschen mit dabei“, erzählt Gerd Bögeholz, einer der Vorstände<br />
der Werkgemeinschaft. „Dieser mobile Hühnerstall hat sie brennend interessiert.“<br />
Zeuge eines fruchtbaren Miteinanders sind auch die Namen und kunstvollen<br />
Schilder der drei Pflegestationen des Altenwerks: Opal, Rubin und Koralle.<br />
„Eine Initiative der Berufsförderung und die Jahresarbeit von Schülern der<br />
zwölften Klasse“, erinnert sich Angela Burckhardt.<br />
Ein weiterer Baustein fürs gesunde Altwerden ist auf Hamborn die Reha-Klinik.<br />
„Zu uns kommen die Menschen zur Verjüngung“, erklärt Dr. Constantin Paxino.<br />
Er ist einer der Mediziner der Klinik, lebt und arbeitet seit 24 Jahren auf Hamborn.<br />
Das therapeutische Konzept setzt auf salutogene, also gesundheitsfördernde Maßnahmen.<br />
Dazu gehören einerseits aktive Therapien wie Malen, Plastizieren, Formenzeichnen,<br />
Heileurythmie und psychologische Behandlungen. Aber auch passive<br />
Therapien wie rhythmische Massagen oder Öldispersionsbäder. „Außerdem wird<br />
hier jeden Tag frisch gekocht, meist mit Zutaten aus Demeter-Anbau“, so Dr. Paxino.<br />
Besonders bewährt hat sich dieser ganzheitliche Ansatz in der Tumornachsorge,<br />
bei chronischen oder psychosomatischen Erkrankungen. Und das Konzept hat<br />
Erfolg. Das beweist das Ergebnis einer Patientenbefragung der Deutschen Rentenversicherung,<br />
die zur Reha-Qualitätssicherung durchgeführt wurde. „Unter 96 Einrichtungen<br />
schließen wir regelmäßig als bestes Haus ab“, berichtet Gerd Bögeholz<br />
nicht ohne Stolz. Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass auf Hamborn das<br />
Thema Krankheit – genauso wie das Thema Altern – nicht als Störung betrachtet<br />
wird. „Sowohl im Altenwerk als auch in der Reha-Klinik helfen wir den Patienten,<br />
ihre Situation anzunehmen“, erklärt Gerd Bögeholz. „Bei uns können sie Kräfte<br />
schöpfen und den Alltag neu greifen.“ Gerade künstlerische Therapien seien<br />
außerdem ein guter Ansatz, mit den Sinnfragen des Lebens umzugehen.<br />
Angela Burckhardt jedenfalls hat noch viele sinnvolle Pläne für die Zukunft.<br />
Zunächst einmal braucht sie frische Schafwolle. „Für die Spinnstube im Aufenthaltsraum<br />
des Pflegebereichs“, erläutert sie. Außerdem müssen das Dach des Altenwerks<br />
renoviert und das Obergeschoss ausgebaut werden. „Es gibt viel zu tun“,<br />
sagt Angela Burckhardt und lächelt. „Packen wir die Zukunft an!“<br />
Das Hauptgebäude von Schloss Hamborn stammt aus dem 19. Jahrhundert.<br />
Es gehört zur Gemeinde Borchen und liegt am Rande des Kalkmassivs der<br />
Paderborner Hochfläche. Die Werkgemeinschaft Schloss Hamborn wurde<br />
1931 als anthroposophische Initiative gegründet. Die Idee: Pädagogik, Medizin<br />
und biologisch-dynamische Landwirtschaft zu verbinden. Die Bereiche arbeiten<br />
organisatorisch und wirtschaftlich in synergetischer Weise zusammen.<br />
Weitere Informationen: www.schloss-hamborn.net<br />
Malen und Plastizieren (l.) gehören<br />
auf Schloss Hamborn zur Therapie.<br />
„Ein Erfolgskonzept“, berichtet<br />
Geschäftsführer Gerd Bögeholz (l. u.).<br />
Lieder gegen das Vergessen<br />
Musik scheint eine positive Wirkung auf<br />
Menschen mit Demenz zu haben. Oft findet<br />
sie einen Zugang, wo Sprache keinen<br />
mehr findet. Lieder wecken Erinnerungen –<br />
an die Kindheit, an die Jugendzeit. „Musik<br />
bietet Orientierung an Vertrautem, lindert<br />
Ängste und Schmerzen“, sagt auch die<br />
Deutsche musiktherapeutische Gesellschaft.<br />
Probieren Sie es doch einfach mal aus!<br />
Noten, Texte, Infos und Wissenswertes<br />
zum Thema finden Sie im Internet:<br />
www.liederlexikon.de<br />
www.musiktherapie.de<br />
www.singende-krankenhaeuser.de<br />
Ilses weite Welt<br />
Im Jahr 2000 erkrankte Oma Ilse an Demenz.<br />
Neun Jahre lang begleitete Sophie<br />
Rosentreter ihre Großmutter – immer auf<br />
der Suche nach Möglichkeiten, die alte<br />
Dame aus ihrer Isolation zu holen. Mit<br />
der Zeit reifte eine Idee. Heute produziert<br />
Sophie Rosentreter interaktive Filme für<br />
Menschen mit Demenz. Das Konzept: Szenen<br />
und Bilder sind mit klassischer Musik<br />
unterlegt und werden mit Gegenständen<br />
zum Ertasten ergänzt. So liegt dem Film<br />
„Hunde – unsere treuen Freunde“ ein Hündchen<br />
in Form eines Twiddle-Muffs bei. Und<br />
das Paket „Ein Tag im Tierpark“ enthält<br />
ein Plüschtier, Tannenzapfen und weitere<br />
Dinge zum Anfassen. „Unsere Filme öffnen<br />
die Menschen“, sagt Sophie Rosentreter.<br />
www.ilsesweitewelt.de<br />
Pragmatische Hilfe<br />
In Deutschland leiden rund 1,3 Millionen<br />
Menschen an Demenz. Etwa zwei Drittel<br />
davon sind an Alzheimer-Demenz erkrankt.<br />
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und<br />
ihre Mitgliedsgesellschaften wollen die<br />
Lebensqualität dieser Menschen und ihrer<br />
Angehörigen verbessern. Ihre Angebote<br />
reichen vom Alzheimer-Telefon über Fachtagungen<br />
und Austauschtreffen bis hin<br />
zur persönlichen Beratung vor Ort.<br />
www.deutsche-alzheimer.de<br />
12<br />
13
„Altern ist Verlust und Gewinn zugleich“<br />
Interview: elisabeth menzel; FOTOS: silicya roth<br />
Gesund alt werden – das wünscht sich jeder. Doch wie passt<br />
dieser Wunsch in eine Gesellschaft, die auf Jugendlichkeit setzt<br />
Was ist Altern und welche Bedeutung hat es für unser Leben<br />
Über diese Fragen sprachen wir mit Konrad Beyreuther. Er ist<br />
Alternsforscher und Molekularbiologe an der Uni Heidelberg.<br />
Er ist 70 Jahre alt, fährt Ski „wie<br />
ein Wilder“, putzt sich die Zähne<br />
auf einem Bein und macht in<br />
Sachen Fitness und Lebensfreude<br />
so manchem Jüngeren etwas vor:<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Konrad Beyreuther<br />
leitet das Netzwerk AlternsfoRschung<br />
(NAR) an der Universität Heidelberg.<br />
Wir sprachen mit ihm über<br />
Gelassenheit und Lebensqualität,<br />
über Demenz und Alzheimer,<br />
über Obstmüsli und Kniebeugen.<br />
1<br />
Von lateinisch senescere = „alt werden, altern“.<br />
2<br />
Lateinisch „Mehrfacherkrankung“.<br />
Welche Disziplinen erforschen<br />
am NAR das Thema „Altern“<br />
Unsere Arbeit gründet sich auf drei<br />
Säulen: Eine ist die Biomedizin, eine<br />
weitere die Geisteswissenschaft, zu der<br />
Gerontologie, Soziologie, Psychologie<br />
und Ethik gehören. Die dritte Säule<br />
ist die Sozioökonomie.<br />
Warum diese Interdisziplinarität<br />
Die Wissenschaft versucht heute, die<br />
Dinge ganzheitlich zu betrachten. Es<br />
altern ja nicht nur der Kopf oder das<br />
Herz, es altert der ganze Mensch. Als<br />
Bürger, als Familienmitglied – und als<br />
Individuum. Man nennt diesen ganzheitlichen<br />
Blickwinkel auch „Systembiologie“.<br />
Ich selbst komme aus der<br />
Biomedizin. Wenn wir das menschliche<br />
Genom betrachten, wird deutlich, dass<br />
die Dinge eng zusammenhängen, wie in<br />
einem Uhrwerk. Das einzelne Zahnrad ist<br />
nur dann sinnvoll, wenn es mit anderen<br />
Zahnrädern in Kontakt ist. So ist es auch<br />
in unserem Institut. Die Disziplinen greifen<br />
ineinander. Das ist aufregend und<br />
hat viele neue Erkenntnisse gebracht.<br />
Zum Beispiel<br />
Etwa die Entdeckung, dass der Mensch<br />
keineswegs Sklave seiner Gene ist. Sogar<br />
Erbkrankheiten lassen sich durch gute<br />
Lebensführung positiv beeinflussen.<br />
Was ist Altern überhaupt<br />
Altern oder Seneszenz 1 ist ein chronologischer,<br />
körperlicher Prozess, der<br />
zu Gebrechlichkeit, Multimorbidität 2<br />
und schließlich zum Tod führt. Das ist<br />
unvermeidlich, denn bei der Aufnahme<br />
und Verwertung von Nahrungsmitteln<br />
entstehen im Körper aggressive Sauerstoffmoleküle.<br />
Diese freien Radikale<br />
gehen Verbindungen mit den Körperzellen<br />
ein und schädigen sie, sodass sie<br />
irgendwann ineffizient werden. Über<br />
Schutzfaktoren wissen wir bislang<br />
wenig. Das macht die Alternsforschung<br />
für mich so reizvoll. Denn die Frage<br />
„Was kontrolliert das Altern“ ist<br />
immer noch nicht beantwortet.<br />
Und was hat das mit Ethik zu tun<br />
Wenn wir eine neue Studie machen,<br />
steht die Würde des Menschen immer<br />
im Mittelpunkt. Doch was tun, wenn ein<br />
Studienteilnehmer ab einem bestimmten<br />
Zeitpunkt nicht mehr einwilligungsfähig<br />
ist – zum Beispiel beim Blutabnehmen<br />
Oder Alzheimer-Patienten:<br />
Ihnen müssen wir erklären, dass sie<br />
unter Umständen das Ergebnis der Untersuchung<br />
nicht mehr mitbekommen.<br />
Die meisten nehmen allerdings gezielt<br />
an den Studien teil, weil sie etwas für<br />
ihre Mitmenschen tun wollen, weil sie<br />
uns Wissenschaftler beim Kampf gegen<br />
Krankheiten unterstützen wollen. Dennoch:<br />
Unsere Studien werden alle von<br />
einer Ethik-Kommission begleitet.<br />
Wir bewegen uns zwischen Altersverklärung<br />
und Alterspessimismus:<br />
Warum ist es so schwer, eine positive<br />
Kultur des Alterns zu pflegen<br />
Das ist eine interessante Frage, die<br />
uns beim NAR im Moment sehr beschäftigt.<br />
Wir untersuchen gerade,<br />
warum alte Menschen in Karikaturen<br />
immer lächerlich dargestellt werden.<br />
In der Presse hat sich das Bild schon<br />
ein wenig gewandelt. Hier werden<br />
durchaus auch erfolgreiche alternde<br />
Menschen vorgestellt. Das Fernsehprogramm<br />
hingegen wendet sich meiner<br />
Meinung nach eher an die Zielgruppe<br />
der 16- bis 40-Jährigen. In der Werbung<br />
wird immer noch eine völlig falsche<br />
Politik getrieben. Das ärgert mich.<br />
Wir haben einen Medienexperten<br />
am NAR, der auslotet, ob und wie<br />
wir hier Einfluss nehmen können.<br />
14<br />
15
ALTERNSFORSCHUNG <strong>viaWALA</strong> 15<br />
„Ich lasse jeden Aufzug links liegen, putze mein Bad<br />
mit der linken Hand, meine Zähne ebenfalls.“<br />
Und welche Meinung haben ältere<br />
Menschen von sich selbst<br />
Demnächst wird eine Studie veröffentlicht,<br />
die in England an mehreren Tausend<br />
über 85-Jährigen durchgeführt wurde.<br />
Bei den Probanden wurden teilweise bis<br />
zu elf Krankheitsprozesse diagnostiziert.<br />
Man fragte sie: „Wie zufrieden sind Sie<br />
mit Ihrer Lebensqualität, wenn Sie sich<br />
mit Gleichaltrigen vergleichen“ Wissen<br />
Sie, was dabei herauskam 77 Prozent<br />
der Teilnehmer sagten, es gehe ihnen<br />
„ausgezeichnet“, „sehr gut“ oder „gut“.<br />
Das Erstaunliche: Jeder fünfte Teilnehmer<br />
hatte eine Demenz. Viele saßen<br />
im Rollstuhl. Die Zufriedenheit kam<br />
also nicht aus der Quelle unversehrter<br />
Gesundheit. Ich denke, man sollte sich<br />
mit Gelassenheit in seinem Leben und<br />
den Umständen einrichten. Man muss<br />
im Alter keinen Marathon mehr laufen,<br />
keinen Minirock mehr tragen. Altern<br />
bringt Freiheit. Altern ist Verlust und<br />
Gewinn zugleich. Diese Erkenntnis<br />
schafft Lebensqualität.<br />
Älter zu werden ist ein Gewinn<br />
Klar! Ältere Menschen haben meist einen<br />
sehr entspannten Umgang mit ihren<br />
Enkeln. Sie müssen dabei keine Alltagsprobleme<br />
mehr bewältigen, haben einen<br />
gewissen Abstand. Wenn meine Enkelin<br />
ihr Zimmer nicht aufräumt, stört mich<br />
das überhaupt nicht. Oder in der Ehe. Ich<br />
bin jetzt 43 Jahre verheiratet. Die Frage<br />
„Bist du mir wirklich treu“ kommt heute<br />
nicht mehr so häufig. Wir haben Vertrauen<br />
zueinander gefasst. Einem Menschen<br />
Zeit zu schenken ist der Luxus des Alters.<br />
Jeder neue Tag ist ein Riesengeschenk.<br />
Und: Neugierde ist das Salz des Lebens.<br />
Neben Bewegung und gutem Essen!<br />
Gehören Krankheiten wie Demenz<br />
und Alzheimer zum Altern dazu<br />
Krankheiten sind unvermeidlich. Der<br />
Prozess des Alterns ist allerdings ein<br />
zufälliger. Beim einen befällt er die<br />
Herzzellen, beim anderen das Gehirn.<br />
Zuerst schwächeln Eiweiße und andere<br />
Zellinhaltsstoffe, dann die Zellen<br />
selbst und schließlich die Organe. Was<br />
mich aber immer wieder umtreibt,<br />
ist die Frage, ob Demenz und Alzheimer<br />
wirklich „Krankheiten“ sind Der<br />
Krankheitsbegriff ist für mich etwas<br />
Künstliches, Menschengemachtes. Alzheimer,<br />
Demenz oder auch Krebs sind<br />
Entwicklungen, die oft eine 30-jährige,<br />
schleichende Vorlaufphase haben. Meine<br />
Theorie ist: Jeder Mensch „erkrankt“<br />
irgendwann an Alzheimer, wenn er nur<br />
lange genug lebt. Ich erinnere mich an<br />
eine 115-Jährige, die zwar noch nicht<br />
an Alzheimer erkrankt war, aber entsprechende<br />
Vorzeichen aufwies.<br />
Der Kampf gegen den geistigen Verfall<br />
ist eines Ihrer Spezialthemen. An welchem<br />
Punkt steht die Wissenschaft im Moment<br />
Die Forschungsdisziplin „Public Health“<br />
hat herausgefunden, dass das Gehirn<br />
schon zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr<br />
zu altern beginnt. Stück für Stück<br />
lässt seine Leistung nach. In diesem Zeitrahmen<br />
werden die Weichen gestellt.<br />
Es gibt sieben Risikofaktoren, die Alzheimer<br />
begünstigen: Bewegungsmangel,<br />
Depressionen oder Stress, fehlende<br />
geistige Anregung, Übergewicht, Bluthochdruck,<br />
Diabetes und Rauchen.<br />
Reduziert man diese Risikofaktoren<br />
um 10 bis 25 Prozent, könnte sich die<br />
Zahl der Alzheimerkranken in Deutschland<br />
um 80.000 bis 130.000 Fälle verringern.<br />
3 Der regelmäßige Umgang mit<br />
Computern hat übrigens einen hohen<br />
Schutzeffekt. Ständig muss man Updates<br />
machen, sich informieren, auf<br />
Neues einstellen. Das fordert und hält<br />
fit. Trotzdem geht es am Ende nicht<br />
ohne Medikamente, darüber sollte<br />
man sich im Klaren sein.<br />
Wie halten Sie sich selbst fit<br />
Ich mache jeden Morgen Kniebeugen –<br />
und zwar auf einem Bein, 100 Stück auf<br />
jeder Seite. Wenn ich schwanke, gibt es<br />
zehn „Strafkniebeugen“. Das trainiert<br />
meinen Gleichgewichtssinn. Und so<br />
kann ich weiterhin Ski fahren wie<br />
ein Wilder. Ich lasse jeden Aufzug<br />
links liegen, putze mein Bad mit der<br />
linken Hand, meine Zähne ebenfalls.<br />
Beim Zähneputzen stehe ich außerdem<br />
abwechselnd auf einem Bein<br />
und schließe zusätzlich die Augen.<br />
Versuchen Sie das mal! Es ist wirklich<br />
schwierig, aber ich werde immer besser.<br />
Im Internet gibt es übrigens eine Vielzahl<br />
toller Übungsprogramme. 4 Muskeltraining<br />
in Kombination mit geistigen<br />
Übungen – wie zum Beispiel rückwärts<br />
rechnen – ist auch zu empfehlen. Ich<br />
finde es irre, wie spielerisch man sein<br />
Gedächtnis trainieren kann.<br />
Spielt auch die Ernährung eine Rolle<br />
Aber sicher. Das Geheimnis ist buntes<br />
Essen. Vor allem in Obst stecken bis<br />
zu 15.000 Schutzsubstanzen und Polyphenole.<br />
Der Mensch braucht täglich<br />
Obst, Gemüse, Pflanzenöl, Omega-3-<br />
Fettsäuren. Tierisches Eiweiß ist Luxus.<br />
Mehr als 0,2 Liter Vollmilch oder Milchprodukte<br />
daraus kann ich nicht empfehlen.<br />
Heute Morgen habe ich ein<br />
Müsli gegessen, das bestand aus frisch<br />
gequetschten Haferflocken, etwas Kleie,<br />
viel Obst wie Apfel, Banane und Ananas,<br />
etwas Magerjoghurt, Sonnenblumenkernen<br />
und Leinsamen. Dazu gab es<br />
Grünen Tee und einen Espresso.<br />
Nun haben wir viel über Prävention<br />
gesprochen. Was empfehlen Sie im<br />
fortgeschrittenen Stadium von<br />
Alzheimer oder Demenz<br />
Es geht bis zum Schluss um Lebensqualität!<br />
Damit ein Mensch – ob Kleinkind<br />
oder Greis – sich wohl fühlt, braucht er<br />
Haut- und Blickkontakt, Körperpflege,<br />
gutes Essen und Erlebnisse, die er schön<br />
findet. Sogar Patienten im Endstadium<br />
zeigen über ihre Gesichtsmimik, wie<br />
es ihnen geht. Das hat mein Kollege<br />
Prof. Dr. Andreas Kruse vom Gerontologischen<br />
Institut bewiesen. Wie aber<br />
schafft man Lebensqualität für alte<br />
Menschen, für bettlägerige Patienten<br />
Angehörige und Pflegekräfte müssen<br />
wissen, wie der Betreffende gelebt hat,<br />
welche Vorlieben er hatte. Ich empfehle<br />
jedem, zu gesunden Zeiten seinen Lebenslauf<br />
zu verfassen, seinen Mitmenschen<br />
zu sagen, was er mag. Dann ist auch<br />
ein individuelles Eingehen auf diese<br />
Wünsche möglich. Besonders in Pflegeheimen<br />
ist das eine Herausforderung,<br />
die in Zukunft gemeistert werden muss.<br />
Welche Maßnahmen und Therapien<br />
sind besonders geeignet<br />
Musiktherapie ist sehr interessant.<br />
Der Neurologe Prof. Dr. Eckart Altenmüller<br />
fand heraus, dass das Hören<br />
der Lieblingsmusik das Gehirn auf<br />
faszinierende Weise aktiviert, ja, dass<br />
sogar neue Nervenbahnen entstehen.<br />
Sie sind jetzt 70 Jahre alt. Wie lange<br />
machen Sie noch weiter<br />
Zunächst einmal bin ich noch zwei<br />
Jahre mit dabei. Und dann entscheiden<br />
meine Kollegen. Ich will den Jungen ja<br />
nicht die Jobs wegnehmen. Und es gibt<br />
auch außerhalb des Instituts genug für<br />
mich zu tun: Mein Leben lang habe ich<br />
nur gehortet, ich müsste daheim etwas<br />
Ordnung schaffen. Sicherlich werde<br />
ich mich im Ehrenamt engagieren und<br />
vielleicht eine Autobiografie schreiben –<br />
über das, was ich im Leben gelernt<br />
habe. Meine Frau hat natürlich auch<br />
noch ein Wörtchen mitzureden. Pläne<br />
habe ich jedenfalls viele. Ich mache mir<br />
aber nicht so viele Gedanken über die<br />
Zukunft. Probleme kläre ich, wenn sie<br />
da sind. Vielleicht ist das ein Geheimnis<br />
des gesunden Alterns<br />
Weitere Informationen:<br />
www.nar.uni-heidelberg.de<br />
3<br />
Deborah E. Barnes, Kristine Yaffe,<br />
www.thelancet.com/neurology;<br />
online veröffentlicht am 19.07.2011.<br />
4<br />
www.bewegung-bei-demenz.de.<br />
16 17
„Wir bringen die Menschen zum Lächeln“<br />
Interview: elisabeth menzel; FOTOS: silicya roth<br />
Tanz ist etwas Magisches. Er berührt uns Menschen und er hat<br />
heilende Kräfte. Mit Gauthier Dance Mobil erfüllte sich der Tänzer<br />
und Choreograph Eric Gauthier einen Traum: seine Kunst all jenen<br />
zu bringen, die nicht mehr ins Theater gehen können. Wir sprachen<br />
mit ihm über die Herausforderung, auf kleinstem Raum zu tanzen.<br />
Eric Gauthier wuchs in Montreal (Kanada)<br />
auf. Sein Vater ist Neurologe und forscht<br />
auf dem Gebiet der Demenz.<br />
Mit Gauthier Dance Mobil tanzen Sie<br />
unter anderem für Demenzpatienten.<br />
Was hat Sie dazu inspiriert<br />
Mein Vater ist in Kanada einer der<br />
führenden Wissenschaftler für Alzheimer-Forschung.<br />
Als Kind verbrachte<br />
ich viel Zeit in seiner Praxis und hatte<br />
Kontakt zu Menschen, die oft einfach<br />
aus unserer Gesellschaft „verschwinden“.<br />
Sie landen in Seniorenheimen<br />
oder Einrichtungen für Demenzkranke.<br />
Doch diese Menschen können noch so<br />
viel wahrnehmen, erleben, schätzen und<br />
genießen. Bis heute ist mein Vater mein<br />
großes Vorbild: So wie er sich für seine<br />
Patienten engagiert, möchte ich mich<br />
für mein Publikum engagieren. Und<br />
zwar gerade für Menschen, die nicht<br />
in der glücklichen Lage sind, selbst ins<br />
Theater gehen zu können. Kunst und<br />
Kultur sind für alle da. Das ist meine<br />
tiefste Überzeugung.<br />
Was ist Ihr Motor, was treibt Sie an<br />
Wäre ich nicht Tänzer geworden, hätte<br />
ich vermutlich einen sozialen Beruf<br />
ergriffen. Mir ist es sehr, sehr wichtig,<br />
mich dafür einzusetzen, dass Menschen<br />
glücklich sind oder zumindest<br />
glücklicher werden. Als Tänzer tust du<br />
das mit deiner Kunst – und ich glaube,<br />
das schaffen wir nicht nur in den Mobil-<br />
Aufführungen, sondern mit allen Vorstellungen<br />
von Gauthier Dance.<br />
Wie reagieren Menschen mit Alzheimer<br />
oder Demenz auf Ihre Auftritte<br />
Wir bringen sie zum Lächeln. Sie fühlen<br />
sich vermutlich an ihre Jugend erinnert.<br />
Vor allem aber ist eine Vorstellung für<br />
sie ja eine ganz besondere, kostbare Situation.<br />
Viele können das Heim gar nicht<br />
oder kaum mehr verlassen. Ein Theaterbesuch<br />
ist für die meisten definitiv nicht<br />
mehr möglich. Dass Künstler nun zu<br />
ihnen kommen, dass sie eine richtige<br />
Profiaufführung sehen, ist für sie eine<br />
unglaublich wertvolle Erfahrung.<br />
Worauf achten Sie beim Zusammenstellen<br />
des Programms<br />
Eine Mobil-Vorstellung ist eine Herausforderung.<br />
Vor Ort ist es fast immer zu<br />
eng, der Boden ist für Tanz ungeeignet,<br />
teilweise fast schon gefährlich. Die Tänzer<br />
müssen richtig gut aufpassen. Oft<br />
ziehen wir uns in Abstellräumen um.<br />
Andererseits ist unser Mobil-Programm<br />
natürlich genau für diese Situationen<br />
konzipiert. Die Choreographien müssen<br />
auf kleinstem Raum tanzbar sein. Tanzboden,<br />
Vorhang und Licht bringen wir<br />
mit. Die Zuschauer sind oft völlig verblüfft,<br />
wie wir die vertrauten Räume<br />
in ihrem Heim verändern.<br />
Planen Sie den Auftritt komplett selbst<br />
Das Mobil-Programm habe ich selbst<br />
konzipiert und choreographiert – immer<br />
im Hinblick auf die spartanischen Aufführungsbedingungen.<br />
Häufig erklären<br />
und zeigen wir dem Publikum, wie ein<br />
typischer Tag bei Gauthier Dance ausschaut.<br />
Morgens Training, nachmittags<br />
Proben für neue Stücke, abends die<br />
Aufführung. Das bringt ihnen nahe,<br />
wie unsere Tänzer leben und arbeiten.<br />
Die Auftritte von Gauthier Dance Mobil<br />
sind kostenlos. Wer unterstützt Sie<br />
Allen voran das Theaterhaus Stuttgart,<br />
aber auch externe Unterstützer, darunter<br />
Star Care e. V. Von der Stadt Stuttgart<br />
bekamen wir in unserem ersten<br />
Jahr eine Anschubfinanzierung und in<br />
der Folge weitere Zuschüsse, die speziell<br />
für die Mobil-Auftritte bestimmt waren.<br />
12 19
GAUTHIER DANCE MOBIL <strong>viaWALA</strong> 15<br />
XX <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Gauthier Dance ist das Tanzensemble des Theaterhaus Stuttgart mit zehn Tänzerpersönlichkeiten unter der Leitung<br />
des Choreographen, Tänzers und Musikers Eric Gauthier. Gegründet im Oktober 2007, hat sich die Company schnell<br />
einen Platz in der internationalen Tanzlandschaft erobert. Anspruchsvolle Choreographien, originelle Ideen, Humor<br />
und hohes tänzerisches Niveau sind das Markenzeichen von Gauthier Dance.<br />
Weitere Informationen: www.theaterhaus.de/gauthierdance<br />
Hat dieses Engagement für andere<br />
Sie persönlich verändert<br />
Nicht so sehr verändert, aber bestärkt.<br />
Ich weiß, dass ich mit Gauthier Dance<br />
Mobil etwas Wichtiges und Richtiges<br />
tue. Mit jedem dieser Auftritte geht ein<br />
Traum in Erfüllung. Ich wünschte nur,<br />
wir könnten noch mehr Vorführungen<br />
anbieten. Wegen der vielen Gastspiele<br />
und natürlich Auftritte im Theaterhaus<br />
selbst kommen wir nicht so oft dazu,<br />
wie ich es eigentlich gerne hätte. Oft<br />
denke ich: Das sollten viel mehr Künstler<br />
tun, Tänzer, Musiker, Schauspieler.<br />
Man nimmt menschlich so viel mit<br />
von solch einem Auftritt.<br />
bei unserem Stück „Ball Passing“ angefangen,<br />
ihre Arme zu bewegen. An<br />
sich nichts Ungewöhnliches. Sie war<br />
mir sogar aufgefallen, aber ich hatte<br />
mir nichts dabei gedacht. Es stellte sich<br />
heraus, dass sich diese Patientin seit<br />
einem Jahr nicht mehr bewegt hatte.<br />
Sie war in einem katatonischen Zustand<br />
gewesen. Unseren Tanz zu erleben hatte<br />
buchstäblich eine heilende Wirkung<br />
auf sie. Wenn ich es recht bedenke,<br />
ist es genau das, was ich auch bei jeder<br />
„normalen“ Aufführung möchte: dass<br />
der Tanz „heilt“ in dem Sinne, dass die<br />
Menschen das Theater am Ende glücklich<br />
und fröhlich verlassen.<br />
Gespräch, eine Diskussion. Ältere Leute<br />
dagegen werden oft ziemlich müde. Das<br />
Programm ist schon eine sehr intensive<br />
und anstrengende Erfahrung für sie.<br />
Ich moderiere den Auftritt und bekomme<br />
die Stimmung im Publikum<br />
deshalb direkt mit. Wenn ich merke, die<br />
Zuschauer können noch, dann setzen<br />
wir uns immer noch zusammen.<br />
Auch Sterben ist individuell<br />
Text: Elisabeth Menzel; Fotos: Silicya Roth, PLAINPICTURE<br />
Gibt es eine Geschichte, an die Sie sich<br />
besonders gern erinnern<br />
Nach einem Auftritt in einem Luxemburger<br />
Altenheim kam eine Neurologin<br />
auf mich zu. Sie war ganz aufgeregt.<br />
Eine alte Dame, die vorne saß, hatte<br />
20<br />
Und was passiert nach den Auftritten<br />
Das hängt vom Publikum ab. Wenn<br />
wir vor Jugendlichen spielen, bekommen<br />
sie oft gar nicht genug und sind<br />
enttäuscht, wenn es zu Ende geht.<br />
Also gibt es im Anschluss häufig ein<br />
Seit 2011 ist die WALA Hauptsponsor der<br />
Eric Gauthier Tanzgala. Die Benefizgala<br />
findet zugunsten der Alzheimer Gesellschaft<br />
Baden-Württemberg e. V. statt.<br />
Wie begleitet man Menschen auf ihrer letzten<br />
Wanderung Welche Qualität muss Altenpflege<br />
heute haben, damit auch der Pflegende selbst<br />
dabei gesund bleiben kann Ein Altenheim mit<br />
anthroposophischer Ausrichtung im Porträt.<br />
21
HAUS CHRISTOPHORUS <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Das Haus Christophorus wird getragen<br />
vom Verein Gemeinschaftshilfe und Altersheim-<br />
Berlin e. V. und ist Mitglied im Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband sowie im Nikodemuswerk e. V.<br />
Weitere Informationen<br />
www.haus-christophorus-berlin-mitte.de<br />
Literaturtipps (mit Kapiteln zu pflegerischen Gesten und Selbstpflege):<br />
Birgitt Bahlmann. Pflege daheim. Berlin: Salumed 2010<br />
Erich Schützendorf. Wer pflegt, muss sich pflegen. Wien: Springer 2009<br />
„Demente Menschen tun genau das Gegenteil von dem,<br />
was die Gesellschaft verlangt“, sagt Maiken Stangs.<br />
„Das ist interessant. Sie verweigern sich den Normen. “<br />
Links: Maiken Stangs ist stellvertretende Pflegedienstleiterin<br />
im Haus Christophorus, Berlin.<br />
Heute Mittag gibt es Wirsingpäckchen<br />
mit Grünkernfüllung. Aber erst nach<br />
dem Balance- und Krafttraining. Sie<br />
finden, das liest sich wie das Programm<br />
eines Kurhotels für Fitnessbegeisterte<br />
Nicht ganz. Wir befinden uns im Haus<br />
Christophorus im Berliner Stadtteil<br />
Moabit. Die Spree im Blick, das Salzufer<br />
in der Nähe – ein schöner Platz.<br />
„Zu uns kommen großteils Menschen,<br />
die schwer dement sind“, berichtet<br />
Maiken Stangs. Sie ist stellvertretende<br />
Pflegedienstleiterin und Expertin für<br />
anthroposophische Pflege. Dass im Haus<br />
Christophorus ein ganz besonderer Geist<br />
herrscht, fällt schon im Eingangsbereich<br />
auf. An den pastellgelben Wänden der<br />
Empfangshalle hängt ein holzgerahmtes<br />
Porträt Rudolf Steiners. Das Haus Christophorus<br />
wurde 1965 von Menschen<br />
mit anthroposophischer Geisteshaltung<br />
gebaut. Dieses Erbe ist immer noch<br />
in der besonderen Hinwendung zum<br />
Menschen spürbar. „Uns ist dabei sehr<br />
wichtig, dass dies völlig ohne Dogma<br />
geschieht“, betont Maiken Stangs.<br />
„Unser Haus ist offen für jeden, der<br />
zu uns kommen möchte.“<br />
Heute beherbergt das Haus Christophorus<br />
insgesamt 28 Bewohner in<br />
der Pflege und 20 Mieter im Wohnbereich.<br />
Für die ausgebildete Krankenschwester<br />
Maiken Stangs ist die Arbeit<br />
hier Berufung. Das Haus Christophorus<br />
soll für seine Bewohner zu einem<br />
Zuhause werden. Hier sollen sie<br />
ein gutes Leben führen, es aktiv mitgestalten.<br />
Dabei spielt auch die Mitarbeit<br />
von Angehörigen eine Rolle. „Wir<br />
wünschen uns, dass unsere Bewohner<br />
auch von ihren Familien gefordert<br />
und gefördert werden“, sagt Maiken<br />
Stangs. Ein offenes Haus und regelmäßige<br />
Angehörigen-Nachmittage<br />
unterstützen diesen Anspruch.<br />
Maiken Stangs sieht das Alter als einen<br />
wichtigen Abschnitt, als eine Zeit<br />
der Entwicklung. Die Körperlastigkeit<br />
des deutschen Gesundheitssystems<br />
findet sie zu einseitig. „Was ist mit<br />
der Seele“, fragt sich die 50-Jährige.<br />
Auch deshalb beschäftigt sie sich<br />
mit dem Konzept der „pflegerischen<br />
Gesten“. Dieser Ansatz verbindet<br />
Maßnahmen wie Körperpflege oder<br />
Mobilisation mit der inneren Haltung<br />
des Betreuers. „Meist stehen pro Patient<br />
ein oder zwei Bedürfnisse im Fokus“,<br />
erklärt Maiken Stangs. Ist der Betreffende<br />
ängstlich oder unruhig, braucht<br />
er Wärme und eine ruhige Umgebung.<br />
„Das ist die Geste ,Hüllen’“, erläutert<br />
die Pflegerin. Traurige oder depressive<br />
Menschen brauchen beispielsweise die<br />
Geste „Anregen“. Dann sind Waschungen<br />
oder Wickel angezeigt, aber auch<br />
Spazierfahrten oder kleine Aufgaben.<br />
Der Umgang mit den pflegerischen<br />
Gesten ist für Maiken Stangs zwar<br />
in der Praxis noch neu. Doch sie hofft,<br />
damit besonders ihre demenzkranken<br />
Patienten noch besser betreuen zu<br />
können. „Demente Menschen tun genau<br />
das Gegenteil von dem, was die Gesellschaft<br />
verlangt“, sagt Maiken Stangs.<br />
„Das ist interessant. Sie verweigern sich<br />
den Normen. Deshalb müssen wir auch<br />
einen individuellen Weg zu ihnen finden.“<br />
Der Mensch in seiner Einheit steht für<br />
Maiken Stangs aber nicht nur im Bezug<br />
auf ihre Patienten im Vordergrund. „Die<br />
Fokussierung auf das rein Körperliche<br />
macht auf Dauer krank“, ist sie sich sicher.<br />
„Nicht nur die Patienten, auch uns Pflegekräfte.“<br />
Daher ist ihr Motto: Wer pflegt,<br />
muss auch sich selbst pflegen. Im Rahmen<br />
des Projektes „Selbstpflege“ hat<br />
sich das Team einen eigenen Raum eingerichtet.<br />
Ein kleines, ruhiges Zimmer<br />
mit einer Liege, Kissen, einer Kuscheldecke.<br />
„Eine Oase, ein Rückzugsort,<br />
wo wir uns bewusst kleine Auszeiten<br />
nehmen können.“ Zudem haben alle<br />
Mitarbeiter der Einrichtung – auch die<br />
Kollegen der Hauswirtschaft – seit zwölf<br />
Jahren regelmäßig die Möglichkeit, an<br />
Supervisionsterminen teilzunehmen.<br />
„Eine externe Supervisorin besucht uns<br />
alle drei Wochen“, erklärt Rita Goldscheck,<br />
Diplompsychologin und Heimund<br />
Pflegedienstleiterin. „Wer möchte,<br />
kann mit ihr sein eigenes berufliches<br />
Handeln im Gespräch reflektieren.“<br />
Indem das Team verantwortungsvoll<br />
mit sich selbst umgeht, hat es die<br />
Kraft, seinen Anvertrauten auch in<br />
schweren Zeiten zur Seite zu stehen.<br />
„Auch Sterben ist individuell“, sagt<br />
Maiken Stangs. „Jeder stirbt anders.“<br />
Viele Menschen sprechen nicht gerne<br />
darüber. Das ist nicht immer leicht<br />
für die Pflegenden. „Unser Vorteil<br />
ist allerdings, dass wir vorher in aller<br />
Regel die Gelegenheit hatten, diesen<br />
Menschen sehr gut kennen zu lernen“,<br />
so Maiken Stangs. Wichtig sei, sich<br />
sehr viel Zeit zu nehmen, um sich ganz<br />
auf den Sterbenden konzentrieren zu<br />
können. Ein ambulanter Hospizdienst<br />
unterstützt das Christophorus-Team<br />
dabei. Die Arbeit ist palliativ – es geht<br />
also hauptsächlich um Schmerzlinderung<br />
in der Endphase der Krankheit.<br />
Verstorbene können nach ihrer letzten<br />
Reise mindestens eine Nacht und einen<br />
Tag in ihrem Zimmer bleiben, damit sich<br />
sowohl Bewohner als auch Pflegepersonal<br />
verabschieden können. Ein Ritual<br />
mit Gebeten und Gedichten hilft beim<br />
Loslassen. „Wir erzählen uns auch von<br />
Erlebnissen oder Anekdoten, die uns mit<br />
diesem Menschen verbunden haben.“<br />
Im Foyer stehen in dieser Zeit eine<br />
Kerze und ein Bild des Verstorbenen.<br />
Die Kerze brennt so lange, bis er abgeholt<br />
wird. „Eine Woche später kommen<br />
wir noch mal zusammen und denken<br />
an die Lebensstationen dieses Menschen,<br />
lesen aus der Bibel und spielen<br />
Musik“, sagt Maiken Stangs. „Ich begleite<br />
diese Zeit sehr gerne. Wir haben<br />
hier schöne Möglichkeiten – das kenne<br />
ich auch anders, etwa aus der Zeit meiner<br />
Ausbildung als Krankenschwester<br />
oder aus dem Bereich der häuslichen<br />
Pflege.“ Das ist nicht überraschend.<br />
Die liebevolle Hinwendung zum Menschen<br />
ist nicht wirtschaftlich. „Wir<br />
haben Glück“, bekennt Maiken Stangs.<br />
„Der Träger unseres Hauses ist ein Verein.<br />
Der gleicht manches aus.“<br />
Als wir das Haus Christophorus verlassen,<br />
wird im Speisesaal gerade das<br />
Mittagessen serviert. Die Bewohner lassen<br />
es sich schmecken, es wird erzählt<br />
und gelacht. Nachmittags steht noch<br />
eine Stunde Sprachgestaltung auf dem<br />
Programm. Wir blicken zum Abschied<br />
auf das Bild von Rudolf Steiner. Heute<br />
steht keine Kerze im Foyer.<br />
22 23
Wann ist eine Frau schön 6.000 Kilometer von hier entfernt, in einem Land, das<br />
vor allem aus Wüste besteht, würde man sagen: Eine Frau ist schön, wenn sie schön<br />
rund ist. Denn Körpermasse symbolisiert im afrikanischen Mauretanien Gesundheit;<br />
üppige Formen gelten deshalb als anziehend und verführerisch. „Je fülliger<br />
eine Frau, umso größer ist ihr Platz im Herzen ihres Mannes“, heißt es dort. Dieses<br />
Ideal wurzelt in einer Zeit vor mehreren hundert Jahren, als die meisten Mauretanier<br />
Nomaden waren. Eine mollige Frau stand für den Reichtum ihres Mannes, der in<br />
der Lage war, sie besonders gut zu ernähren.<br />
Schönheit im Wandel der Zeit<br />
Zu jeder Zeit, in jeder Kultur gab und gibt es Vorstellungen darüber, wie Schönheit<br />
auszusehen hat. Die Unterschiede sind beträchtlich, gerade das Gewichtsideal<br />
schwankt enorm. Während zum Beispiel hierzulande im Mittelalter noch grazile<br />
Mädchen mit kleinem Bäuchlein bewundert wurden, schwärmte man in der Renaissance<br />
von voluminösen Schenkeln, starken Hüften und einem Busen, der sich<br />
anfühlt wie „Berge geronnener Milch“, wie es ein zeitgenössischer Dichter ausdrückte.<br />
Erst im 18. Jahrhundert kam die Schlankheit langsam in Mode. In der Zeit<br />
des deutschen Sturm und Drang wurde mit der Jugend die zarte Form verehrt, in<br />
der Epoche der Romantik die Zerbrechlichkeit der Mädchen. Frauen begannen Essig<br />
und Zitronensaft zu trinken, um nicht allzu rund auszusehen. Noch einmal blühte<br />
im viktorianischen Zeitalter die Idee, dass Beleibtheit von Wohlstand kündete. Im<br />
20. Jahrhundert war endgültig Schluss damit. Die Körperwaage wurde erfunden,<br />
Sport kam in Mode und die Werte änderten sich radikal: Der straffe Körper stand<br />
plötzlich für Erfolg und Disziplin. Mit kurzen Unterbrechungen, etwa nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg, blieb dieses Diktat bis heute so.<br />
Spieglein,<br />
Spieglein an der Wand<br />
Text: Natalie Rösner; Fotos: Katarzyna Sonnewend, shutterstock<br />
Worin liegt der Zauber der Schönheit Was beeinflusst uns in<br />
unserem Schönheitsempfinden Ist das auf der ganzen Welt gleich<br />
Und welchen Einfluss hat unsere Selbsteinschätzung auf unser<br />
Wohlgefühl Kommen Sie mit auf eine Reise ins Land der Schönheit!<br />
Westliche Werte ändern alles<br />
„Als schön gilt immer das schwer Erreichbare“, sagt die österreichische Soziologin<br />
Waltraud Posch. „Man kann deutlich aus der Geschichte erkennen, dass in Zeiten<br />
der Not der üppigere Körper als schöner gilt als der magere.“ Ist jedoch Nahrung im<br />
Überfluss vorhanden, erstrebt man eher den Verzicht. Eine kanadische Studie zeigte<br />
Ende der 80er-Jahre, dass auch der Status von Frauen eine Rolle spielt. Gerade unter<br />
beruflich erfolgreichen Frauen finden sich überdurchschnittlich viele besonders<br />
dünne. Doch wie die Mode ändert sich das Schönheitsideal manchmal in kürzester<br />
Zeit. Die Globalisierung trägt westliche Werte um die Welt. Ein Beispiel sind die<br />
Fidschi-Inseln, wo man auch lange für üppige Körperformen schwärmte. Mit der<br />
Einführung des Fernsehgeräts änderte sich das abrupt; unter dem Einfluss amerikanischer<br />
TV-Serien fanden sich junge Mädchen auf einmal zu dick. Auch Mauretanien,<br />
in dessen Hauptstadt kürzlich das erste Fitnessstudio für Frauen eröffnet<br />
hat, steht womöglich in einem solchen Wandel.<br />
24 25
SCHÖNHEITSIDEAL <strong>viaWALA</strong> 15<br />
VERMISCHTES <strong>viaWALA</strong> 15<br />
authentisch zu sein liegt im trend<br />
Unser Bild von Schönheit prägt das, was wir täglich sehen. Und das sind auch hier<br />
mehrheitlich schlanke, faltenfreie, junge oder mindestens jung gebliebene Frauen<br />
auf Anzeigenseiten und Plakatwänden, auf den Titelbildern der Zeitschriften und<br />
im Fernsehen. Seit einigen Jahren, sagt Waltraud Posch, sei ein weiterer gesellschaftlicher<br />
Imperativ dazugekommen: authentisch zu sein, den eigenen Typ zu bewahren.<br />
Es ist modern, so dezent geschminkt zu sein, als wäre man es gar nicht. Selbst bei<br />
Schönheitsoperationen werden oft Eingriffe gewählt, die nur diskret den Lauf der<br />
Jahre korrigieren, die eine Frau etwa gerade so viel frischer wirken lassen, als käme<br />
sie soeben aus dem Urlaub. Viel beachtete Werbekampagnen und Zeitschriften propagieren<br />
nicht die Schönheit von Models, sondern die des Mädchens von nebenan.<br />
Wir richten uns nicht gern nach Normen, wir legen Wert auf unsere Individualität.<br />
Vor einem Jahrzehnt wurden in Deutschland Menschen befragt, ob sie sich vom<br />
Schönheitsideal unter Druck gesetzt fühlen. Nein, sagten knapp 80 Prozent. Und<br />
doch möchten wir nicht aus dem Rahmen fallen. Mehr als die Hälfte der Befragten<br />
wollte nicht schlechter aussehen, als es der Freundeskreis und das Arbeitsumfeld<br />
vorgab. Wer Schönheitsoperationen ablehnt, findet doch meist das alltägliche Verschönern<br />
selbstverständlich: Augenbrauen zupfen, Beine rasieren, Haare tönen.<br />
Werden Frauen gefragt, warum sie diesen Aufwand betreiben, sagen sie meist:<br />
„Ich tue es für mich.“ Die Soziologin Posch jedoch meint, dass wir gesellschaftliche<br />
Normen bereits so sehr verinnerlicht haben, dass wir sie als unsere eigenen<br />
betrachten. „Das Korsett ist in unseren Kopf gewandert“, sagt sie.<br />
was wir mit liebe betrachten<br />
Symmetrische Züge, glatte Haut und glänzendes Haar werden überall auf der Welt<br />
als schön empfunden – als sichtbares Versprechen für Fortpflanzungsfähigkeit und<br />
gute Gene. Doch Schönheit macht nicht unbedingt glücklich. Diese Verheißung<br />
ist falsch. Amerikanische Studien zeigten, dass hübsche Frauen nur unwesentlich<br />
zufriedener sind als weniger attraktive. Auch Models werden von Selbstzweifeln<br />
geplagt. Es ist ähnlich wie mit dem Reichtum: Man gewöhnt sich zu schnell an<br />
das, was man hat, und träumt von immer noch mehr, sei es Geld oder die optische<br />
Perfektion. Und doch geht eine ganz bestimmte Art von Schönheit mit Glück einher.<br />
Und dabei ist es egal, wie schlank die Beine, wie blau die Augen sind oder wie viel<br />
man wiegt. Das Geheimnis ist: Schönheit macht glücklich - wenn man sich selbst<br />
schön findet. Das haben Psychologen der Universität Chemnitz belegt. So meinten<br />
auch viele 50-Jährige bei einer Umfrage für ein amerikanisches Magazin, sie seien<br />
attraktiver geworden, als sie es mit 20 waren. Es ist ihr Selbstwertgefühl, das stieg.<br />
Für unser Wohlbefinden zählt weniger, was andere von uns denken und erwarten,<br />
sondern was wir selber von uns halten. Schön ist also, wen wir mit Liebe betrachten:<br />
Am meisten gilt das für uns selbst.<br />
Die Autorin: Natalie Rösner ist freie Journalistin und schreibt für Zeitschriften<br />
wie „Brigitte“, „Für Sie“ oder „Emotion“. Ihre Schwerpunktthemen<br />
sind Medizin, frauengesundheit und Psychologie.<br />
Süße Unterstützung in Belastungsphasen:<br />
die WALA Nerven- und Aufbaunahrung<br />
Arbeiten am Computer, vielseitige Medienbelastung und enge Terminpläne:<br />
Unsere Gesellschaft lässt kaum Freiraum für Erholung. Müdigkeit und Anspannung<br />
können die Folge sein, oft auch Kopfschmerzen. Einen Ausgleich<br />
schafft eine ausgewogene Ernährung, die den Stoffwechsel anregt und<br />
stärkt. Die WALA Nerven- und Aufbaunahrung hat sich in außergewöhnlichen<br />
Lebenssituationen als Bestandteil der täglichen Ernährung bewährt,<br />
zum Beispiel bei Überarbeitung, Anspannung und in hektischen Zeiten<br />
sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit. Die ausgewogene Komposition<br />
beruht auf dem Wissen der anthroposophischen Menschen- und<br />
Naturerkenntnis: Ausgleichende Zitronenmelisse und ein fruchtiger Wildbeerencocktail<br />
veredeln den kräftigen Waldhonig. Wildfeigen, Walderdbeeren,<br />
Schlehen und Hagebutten enthalten wertvolle Natursubstanzen,<br />
die im Stoffwechsel den Aufbau anregen. Bewährte Gewürz- und Wildkräuter<br />
verleihen eine aromatische Note. Salbei, Rosmarin und der mit<br />
dem Ingwer verwandte Echte Galgant wirken anregend.<br />
Ein Glas WALA Nerven- und Aufbaunahrung mit 240 g Inhalt kostet<br />
16,95 Euro (unverbindliche Preisempfehlung). Erhältlich in Apotheken,<br />
im Bio-Fachhandel und bei Dr.Hauschka Naturkosmetikerinnen.<br />
Nachhaltigkeitspartner:<br />
das Theaterhaus Stuttgart<br />
und die WALA<br />
Der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur ist ein Kulturgut. Deshalb<br />
ist ein Theater nicht nur der Kultur, sondern auch seiner Umwelt verpflichtet.<br />
Diese Überzeugung soll nun beim Stuttgarter Theaterhaus durch eine<br />
Partnerschaft mit der WALA noch effektiver in die Tat umgesetzt werden.<br />
Die WALA ist seit ihrer Gründung auf eine nachhaltige Wertschöpfung<br />
bedacht und möchte diesen Ansatz auch beim Theaterhaus unterstützen –<br />
finanziell, durch gemeinsame Projekte, aber auch durch Know-how-Transfer.<br />
So wurden bereits Programmheft und Broschüren auf Papier aus nachhaltiger<br />
Waldbewirtschaftung (FSC-Papier) umgestellt. Bühnenbau und innenarchitektonische<br />
Maßnahmen mit nachhaltigen Materialien sollen kurz- und<br />
mittelfristig folgen, ebenso wie ein entsprechendes Energiemanagement.<br />
www.theaterhaus.com/nachhaltigkeit<br />
www.wala.de/nachhaltigkeitspartnerschaft<br />
Buchtipp:<br />
für Heilpflanzen-Liebhaber<br />
Die aus der Zeitschrift „a tempo“ bekannten<br />
und beliebten Heilpflanzenporträts<br />
erscheinen hier in überarbeiteter<br />
Buchfassung. Sie sind um einen ausführlichen<br />
therapeutischen Teil ergänzt, der<br />
von der Gewürzanwendung und dem Teeaufguss<br />
bis zur konkreten Anwendung<br />
einer großen Anzahl anthroposophischer<br />
Arzneimittel geht. Das Buch ist dadurch<br />
ein Juwel, dass es einerseits aus einer<br />
schlichten, innerlich tiefen Beziehung<br />
zu den Natursubstanzen geschrieben<br />
ist, die dem Leser wohl tut und eigene<br />
innere Türen öffnet. Andererseits<br />
enthält es die Perspektive des versierten<br />
Arztes. Das Werk eignet sich für Patienten,<br />
die mehr Verantwortung für<br />
ihre Gesundheit übernehmen wollen.<br />
Es werden aber auch anthroposophische<br />
Fachkreise Wesentliches aus der Lektüre<br />
entnehmen können.<br />
Rezension von Dr. med. Franziska Roemer,<br />
Medizinische Abteilung<br />
der WALA Heilmittel GmbH<br />
Markus Sommer. Heilpflanzen – ihr<br />
Wesen, ihre Wirkung, ihre Anwendung.<br />
Stuttgart: Freies Geistesleben 2011<br />
26<br />
27
DR.HAUSCHKA KOSMETIK <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Das Besondere der Berührung erleben:<br />
die neuen Dr.Hauschka Körperlotionen<br />
Text: Catrin Cohnen; Elisabeth Menzel<br />
Liebevolle Berührungen der Haut verleihen Geborgenheit<br />
und ein angenehmes Gefühl. Wie eine warme Hülle tragen sie<br />
zur Entspannung bei, wecken Zuversicht und Gelassenheit.<br />
Die neuen Dr.Hauschka Körperlotionen verstärken dieses Gefühl<br />
des Wohlbefindens noch zusätzlich. Hochwertige Substanzen<br />
umhüllen die Haut mit einer unverwechselbaren Duftkomposition.<br />
24 29
DR.HAUSCHKA KOSMETIK <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Interview mit Maja Hofmann,<br />
Produktmanagement Kosmetik international<br />
30<br />
Ausgleichend: Körperbalsam Lavendel Sandelholz<br />
Mit seinem frischen, eleganten Lavendelduft wirkt der Körperbalsam Lavendel Sandelholz ausgleichend auf Haut und Sinne,<br />
verleiht innere Ruhe und einen klaren Kopf. Die samtig-warme Note des Sandelholzes bringt Gelassenheit zurück.<br />
Ausgleichende Auszüge aus Melisse und Sauerklee harmonisieren, hochwertige Öle aus Macadamianüssen,<br />
Aprikosenkernen und Avocado stärken die Barrierefunktion der Haut. Preis: 17 Euro*<br />
Vielschichtig: Körperbalsam Mandel<br />
Der reichhaltige Balsam enthält Mandelkernöl, Auszüge aus beruhigendem Johanniskraut und ausgleichendem Wundklee.<br />
Er glättet die trockene, sensible Haut und macht sie wieder geschmeidig. Avocado-, Macadamianuss- und Olivenöl entfalten<br />
ihre stärkenden, schützenden Eigenschaften. Quitten- und Eibischaus züge regulieren die Feuchtigkeit der Haut. Preis: 17 Euro*<br />
Belebend: Körpermilch Citrone Lemongrass<br />
Klar, frisch und prickelnd: Die Körpermilch Citrone Lemongrass bringt Schwung in den Tag. Lemongrass und ätherisches<br />
Zitronenöl haben eine tonisierende Wirkung, aktivieren und straffen die Haut. Auszüge aus Ackerschachtelhalm<br />
und Salbei geben Struktur und kräftigen. Sorgsam zubereiteter Quittenauszug bewahrt die Feuchtigkeit<br />
der Haut, Jojoba- und Olivenöl pflegen intensiv. Preis: 16 Euro*<br />
Schützend: Körperbalsam Rose<br />
Dieser sahnige, reichhaltige Balsam regt die natürliche Schutzfunktion der Haut an. Rosenwachs, ätherisches Rosenöl<br />
sowie kostbare Auszüge aus Wildrosenfrüchten und Rosenblüten wirken harmonisierend. Sheabutter, Mandel- und Jojobaöl<br />
sorgen für eine intensive Pflege. Der Körperbalsam Rose ist auch für empfindliche Kinderhaut geeignet. Preis: 18 Euro*<br />
Schlicht und besonders: Körpermilch Quitte<br />
Die Quitte – in der Körpermilch als Quittensamenauszug enthalten – ist ein Naturtalent im Umgang mit Feuchtigkeit.<br />
Auszüge aus stärkender Schlehe und kräftigendem Salbei verhelfen der Haut zu einem natürlichen Gleichgewicht.<br />
Die Körpermilch zieht schnell ein und pflegt nachhaltig. So bleiben Haut und Seele in Balance. Preis: 16 Euro*<br />
*unverbindliche Preisempfehlung.<br />
Frau Hofmann, wer gab den Anstoß<br />
für die neuen Körperlotionen<br />
Unsere Kunden. Sie wünschten sich –<br />
zusätzlich zu den leichten und frischen<br />
Körpermilchen – auch reichhaltigere<br />
Produkte. Außerdem sollten sie vom<br />
Duft her zu unseren Pflegeölen passen.<br />
Heute bieten wir zwei Milchen<br />
mit zarter Textur für den Sommer<br />
oder als Pflege nach dem Sport an.<br />
Drei Balsame mit intensiv pflegenden<br />
Eigenschaften ergänzen das Sortiment.<br />
Die Botschaft der Kampagne zu den<br />
Körperlotionen lautet „Was meine Haut<br />
berührt, berührt auch mich.“ Welcher<br />
Gedanke steckt hinter diesem Satz<br />
Während der Entwicklung haben wir<br />
die fünf Lotionen ausgiebig selbst getestet.<br />
Wir bemerkten, dass jede einzelne<br />
eine andere Wirkung auf uns hatte.<br />
Lag Zitronenduft im Raum, hatten wir<br />
Energie, die Ideen sprudelten. Lavendel<br />
hingegen gab uns Klarheit und Struktur.<br />
Wir spürten: Hier geht es nicht nur um<br />
Hautpflege. Die Lotionen wirken auch<br />
auf unsere Emotionen.<br />
Worauf dürfen sich die Kunden freuen<br />
Jede Lotion wurde sehr sorgfältig und<br />
ganz individuell kreiert – von der Cremebasis<br />
über die enthaltenen Heilpflanzenauszüge<br />
bis hin zur ätherischen Duftkomposition.<br />
Die Körpermilch Citrone<br />
Lemongrass und der Körperbalsam Rose<br />
wurden überarbeitet, die Körpermilch<br />
Quitte bleibt in gewohnter Qualität,<br />
wie sie ist. Ganz neu sind der Körperbalsam<br />
Mandel und der Körperbalsam<br />
Lavendel Sandelholz.<br />
Haben Sie einen Favoriten<br />
Ja. Den Körperbalsam Mandel liebe<br />
ich besonders. Schon beim Auftragen<br />
entfaltet sich dieser feine Amaretto-<br />
Mandel-Duft. Im Lauf des Tages wird<br />
er noch sanfter, wärmer, sinnlicher –<br />
und die Haut fühlt sich bis zum nächsten<br />
Morgen perfekt gepflegt an.<br />
31
ZUM HERAUSTRENNEN UND SAMMELN<br />
PFLANZENPORTRÄT <strong>viaWALA</strong> 15<br />
Slow Mood: gelassen schön sein<br />
Von „soft cinnamon“ bis „maple glow“ – die Töne der neuen<br />
Dr.Hauschka Deko-Linie setzen stimmungsvolle Akzente<br />
In der Ruhe liegt die Kraft. Diesen Gedanken will die neue Dekorative Limited Edition „Slow Mood“ von Dr.Hauschka<br />
Kosmetik nach außen tragen. Der Name ist Programm: Warme, weich aufeinander abgestimmte Farben verleihen dem<br />
Gesicht eine natürliche und entspannte Ausstrahlung und lassen es seidig zart schimmern. Die warmen Erd- und Grüntöne<br />
der beiden neuen Eyeshadow Duos und der zwei Kajal Eyeliner umspielen sanft die Augen. Sie harmonieren mit<br />
den Farben der beiden neuen Lipstick Novum in transparent schimmerndem Nude und einem sanften Beerenton. Zart<br />
strahlende Basis für den Teint ist ein Illuminating Powder, der Sonnenschein ins Gesicht zaubert. Die neuen Slow Mood<br />
Farben passen sowohl zu einem dezenten Tages-Make-up als auch zu einem ausdrucksstarken Look für den Abend.<br />
Walderdbeere<br />
Synonyme: Besingkraut, Darmkraut, Erbel, Erbern, Flohbeere,<br />
Hafelsbeere, Rote Besinge<br />
Wissenschaftlicher Name: Fragaria vesca L.<br />
familie: Rosaceae (Rosengewächse)<br />
heimat: Europa und Nordasien<br />
Kleine Geschmackswunder sind diese Rosengewächse. Wer Walderdbeeren kosten<br />
möchte, findet sie im lichten Wald an eher sonnigen Wegböschungen. Die mehrjährige<br />
Staude wächst rosettenförmig und bildet zahlreiche Ausläufer, an denen<br />
gut ein Zentimeter große Früchte reifen.<br />
Was wir uns als Erdbeere schmecken lassen, ist eine so genannte Scheinfrucht.<br />
Aus den bestäubten Blüten, die ab Mai oder Juni und bei sonnigem Standort bis<br />
zu den ersten Frösten blühen, entwickelt sich das Fleisch aus dem Blütenboden.<br />
Auf dieser Scheinfrucht sitzen die eigentlichen Früchte: die kleinen Nüsschen.<br />
Deshalb bezeichnen die Botaniker diese Gebilde auch als Sammelnussfrucht.<br />
VERWENDUNG<br />
Reife Walderdbeeren gehören zu den Vitamin-C-reichsten Früchten. Ein Tee aus<br />
den gerbstoffhaltigen Blättern kommt zum Gurgeln bei entzündeten Schleimhäuten<br />
zum Einsatz. Als Tee zum Trinken hilft er bei Magen- und Darmstörungen, insbesondere<br />
bei Durchfällen, und wirkt als Eisenlieferant unterstützend bei Blutarmut.<br />
In Kombination mit Weinblättern verbessern Erdbeerblätter zudem die Leber- und<br />
Gallefunktionen. Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) empfahl Erdbeerblättertee als<br />
Getränk für schwächliche Kinder. Die Homöopathie behandelt mit potenzierten<br />
Früchten Nesselausschläge, Verdauungsschwäche und Durchblutungsstörungen.<br />
BLÜTENMYTHEN<br />
Der wissenschaftliche Name Fragaria leitet sich vom lateinischen Wort „fragare“ ab,<br />
was „duften“ heißt. Der Namenszusatz vesca bedeutet „essbar“. Die Walderdbeeren<br />
gehörten bereits in der jüngsten Steinzeit auf den Speiseplan der Menschen, wie<br />
archäologische Funde belegen. Die Walderdbeere ist übrigens nicht die Wildform<br />
unserer Gartenerdbeere (Fragaria × ananassa). Diese ist vielmehr eine Kreuzung aus<br />
den beiden in Amerika beheimateten Arten Chile-Erdbeere (Fragaria chiloensis), die<br />
wegen ihrer großen Früchte auffiel, und der Scharlach-Erdbeere (Fragaria virginiana).<br />
In der Kunstgeschichte stand die Erdbeere oft für Demut und Bescheidenheit,<br />
insbesondere auf Darstellungen von Maria und Jesus. Ovid bezeichnete die<br />
Frucht als Speise des Goldenen Zeitalters, jener als Idealzustand erträumten<br />
Urphase der Menschheit, in der die Menschen friedlich miteinander und<br />
eingebettet in die Natur lebten.<br />
Die germanische Mythologie schrieb die Walderdbeere der Göttin Frigg zu.<br />
Die Gemahlin von Odin ist die Schutzherrin der Ehe und Mutterschaft. Sie<br />
soll die toten Kinder in Erdbeeren versteckt haben, um sie unentdeckt mit<br />
nach Walhall nehmen zu können, dem Ruheort gefallener tapferer Kämpfer.<br />
Der christliche Glaube übernahm das Bild für Maria, die manchen Legenden<br />
nach einmal im Jahr vom Himmel auf die Erde herabsteigt, um dort Erdbeeren<br />
für die im Paradies wohnenden verstorbenen Kinder zu pflücken. Eine andere<br />
Verbindung zwischen Kind und Erdbeere erzählten die Gebrüder Grimm in dem<br />
Märchen „Die drei Männlein im Walde“. Darin kleidet die böse Stiefmutter ihre<br />
verhasste Stieftochter in ein Papierkleid und schickt sie mitten im kalten Winter<br />
in den Wald, um dort Erdbeeren zu pflücken. Auf ihrem hoffnungslosen Weg<br />
trifft sie auf die Hütte der drei Männlein, mit denen sie ihr spärliches Brot teilt.<br />
Aus Dank dafür zaubern sie ihr reife Erdbeeren und beschenken sie mit drei<br />
Wünschen: Goldmünzen, die ihr bei jedem Wort aus dem Mund fallen, zunehmende<br />
Schönheit und ein Prinz, der sie heiratet. Es ist ein Märchen, natürlich<br />
gehen alle Wünsche in Erfüllung, während die böse Stiefmutter und ihre<br />
garstige Tochter der gerechten Strafe nicht entkommen.<br />
KÖSTLICHE WALDERDBEERE<br />
Sirup aus ausgereiften Walderdbeeren sowie Walderdbeerblätter sind<br />
Bestandteil der WALA Nerven- und Aufbaunahrung, eine Komposition<br />
aus Honig mit Gewürz- und Wildkräutern sowie einem fruchtigen Wildbeerencocktail.<br />
Die WALA Nerven- und Aufbaunahrung hat sich in außergewöhnlichen<br />
Lebenssituationen als Bestandteil der täglichen Ernährung<br />
für Jung und Alt bewährt, zum Beispiel bei Überarbeitung, Anspannung<br />
und in hektischen Zeiten sowie während Schwangerschaft und Stillzeit.<br />
Text: CATRIN COHNEN; Illustration: Diana Lawniczak<br />
Links: Blütenblatt, Blüte und Scheinfrucht<br />
der Walderbeere; die kleinen<br />
Nüsschen sind deutlich zu erkennen.<br />
Unten: Die Walderdbeere wächst nah<br />
am Boden. Oft findet man Blüten und<br />
Früchte gleichzeitig an einer Pflanze.<br />
32
SERVICe<br />
BEZUGSQUELLEN<br />
WALA Arzneimittel sind in jeder Apotheke erhältlich.<br />
Dr.Hauschka Kosmetik und Dr.Hauschka Med Präparate<br />
sind in autorisierten Naturkostfachgeschäften,<br />
Reformhäusern, Naturkosmetikfachgeschäften,<br />
Department Stores, Parfümerien, Apotheken und<br />
bei Dr.Hauschka Naturkosmetikerinnen erhältlich.<br />
WALA Kundenservice<br />
Der WALA Kundenservice nennt Ihnen regionale<br />
Bezugsquellen und nimmt Ihre Fragen unter der<br />
Telefonnummer +49 (0)7164 930-181 montags bis<br />
freitags von 8 bis 17 Uhr entgegen. Unter dieser<br />
Telefonnummer erhalten Sie auch Adressen von<br />
Dr.Hauschka Naturkosmetikerinnen in Ihrer Nähe.<br />
Alternativ können Sie die Händlersuche im Internet<br />
nutzen: www.dr.hauschka.com/de_DE/service/haendlersuche.<br />
Auch Naturkosmetikerinnen finden Sie online:<br />
www.dr.hauschka.com/de_DE/service/kosmetikerinnensuche.<br />
Alle <strong>Ausgabe</strong>n der <strong>viaWALA</strong> können Sie übrigens<br />
auch im Online-Archiv nachlesen: www.viawala.de.<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>viaWALA</strong> <strong>Ausgabe</strong> Nr. 15, September 2012<br />
Art.-Nr. 101372999/2I<br />
© 2012 WALA Heilmittel GmbH<br />
73085 Bad Boll/Eckwälden, Deutschland<br />
Telefon +49 (0)7164 930-0, Telefax +49 (0)7164 930-297<br />
info@wala.de<br />
www.wala.de<br />
www.walaarzneimittel.de<br />
www.dr.hauschka.com<br />
www.dr.hauschka-med.de<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Antal Adam<br />
Projektleitung: Elisabeth Menzel<br />
Redaktion: Antal Adam, Catrin Cohnen, Elisabeth Menzel<br />
Layout: Anna Perino, submedia, www.submedia.de<br />
Druck: RöslerDruck GmbH, Schorndorf<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />
der WALA Heilmittel GmbH.<br />
Bildnachweis:<br />
Challenge GmbH: Seite 30, 32; Colourbox: Seite 31; Diana<br />
Lawniczak: Illustrationen Pflanzenporträt; Fergus Padel: Seite 32;<br />
Photocase (zettberlin): Seite 23; Plainpicture: U1, Seite 10, 21, 24;<br />
Arne Schneider: Seite 31, Foto Walderdbeere; Silicya Roth: Seite 4,<br />
6, 9, 11, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 20, 22; Heji Shin: Seite 28;<br />
Shutterstock: U2, Seite 5, 22, 23, 25, 26, 27, 31, U4; Rudolf Steiner<br />
Werkgemeinschaft e. V.: Seite 13; WALA Heilmittel GmbH: Seite 27.<br />
WALA®, WALA Logo®, <strong>viaWALA</strong>®, Dr.Hauschka®,<br />
Dr.Hauschka Med®, Dr.Hauschka CulturCosmetic®,<br />
CulturCosmetic® und Dr.Hauschka Design sind eingetragene<br />
Marken der Firma WALA Heilmittel GmbH.<br />
Walderdbeere (Fragaria vesca L.)<br />
Foto: Arne Schneider<br />
© WALA Heilmittel GmbH 2012<br />
Gedruckt auf Recyclingpapier, das mit<br />
dem blauen Umweltengel ausgezeichnet ist.
www.wala.de, www.walaarzneimittel.de, www.dr.hauschka.com, www.dr.hauschka-med.de