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Verein zur Förderung feministischer Theologie e.V. RUNDBRIEF NR ...

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<strong>Verein</strong> <strong>zur</strong> Förderung<br />

<strong>feministischer</strong> <strong>Theologie</strong> e.V.<br />

<strong>RUNDBRIEF</strong> <strong>NR</strong>. 18<br />

März 2013


Impressum & Vorwort 1<br />

Impressum<br />

Redaktion:<br />

Claudia Janssen, Luise Metzler, Ruth Poser,<br />

Luise Schottroff, Ute Ochtendung<br />

Layout:<br />

Ute Ochtendung<br />

Redaktionsadresse:<br />

e‐mail: info@grenzgaengerin.de<br />

www.grenzgaengerin.de<br />

Rundbrief 18/2013<br />

1. Auflage: 250 Exemplare<br />

GrenzgängerIn e.V.<br />

<strong>Verein</strong> <strong>zur</strong> Förderung <strong>feministischer</strong><br />

<strong>Theologie</strong><br />

Geschäftsstelle:<br />

Im Rosental 6<br />

34132 Kassel<br />

GrenzgängerIn e.V.<br />

Postfach 103467<br />

34034 Kassel<br />

Bankverbindung:<br />

Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel<br />

Konto‐Nr. 2666 BLZ 520 604 10<br />

Liebe GrenzgängerInnen,<br />

wir, die Redaktionsgruppe, freuen uns,<br />

Ihnen und Euch einen neuen Rundbrief der<br />

GrenzgängerInnen vorlegen zu können.<br />

Sie halten den Rundbrief Nr. 18 in Händen,<br />

‐ mit Aktuellem und Neuigkeiten,<br />

‐ mit Berichten über Projekte und Veranstaltungen,<br />

an denen GrenzgängerInnen<br />

beteiligt waren,<br />

‐ mit unserem Themenschwerpunkt<br />

„Feministische Theologinnen“<br />

‐ mit Hinweisen auf Veranstaltungen von<br />

und mit GrenzgängerInnen,<br />

‐ mit einer Veröffentlichungsliste von<br />

GrenzgängerInnen.<br />

Gerne hätten wir Ihnen über viele weitere<br />

Veranstaltungen, Projekte, Bücher und<br />

Vorträge berichtet. Doch dazu brauchen wir<br />

Sie. Bitte senden Sie uns Berichte,<br />

Veranstaltungshinweise, Rezensionen, u.a.<br />

zu.<br />

Möchten Sie ein Buch besprechen Gerne<br />

kümmern wir uns um Rezensionsexemplare<br />

– Mail an info@grenzgaengerin.de genügt.<br />

Und nun viel Freude beim Wahrnehmen,<br />

was es Wichtiges von und mit GrenzgängerInnen<br />

gibt – mit Dank an alle, die an<br />

diesem Rundbrief beteiligt waren, und<br />

herzlichen Grüßen.<br />

Ihre Redakteurinnen


2 Inhalt<br />

INHALT<br />

Impressum ________________________ 1<br />

Vorwort __________________________ 1<br />

Inhalt ____________________________ 2<br />

Aktuelles & Preise __________________ 3<br />

1. Martin Rumscheidt und das<br />

„Kompendium Feministische<br />

Bibelauslegung“ _________________ 3<br />

2 Studienzentrum für Genderfragen<br />

in Kirche und <strong>Theologie</strong> der EKD ____ 3<br />

3. „Soviel du brauchst“ – Ev. Kirchentag<br />

in Hamburg 1.‐5.03.2013 __________ 3<br />

4. Initiative Frauenmahl – Ev. Kirchentag<br />

in Hamburg 1.‐5.03.2013 __________ 3<br />

5. Die Schlangenbrut wird 30 ________ 4<br />

6. ESWTR‐Website „Theologinnen<br />

kommentieren Gegenwart“ _______ 4<br />

7. Zentrum für biblische Spiritualität und<br />

gesellschaftliche Verantwortung in der<br />

Woltersburger Mühle/Uelzen ______ 4<br />

8. „Reißverschlussverfahren“ – Gremien<br />

in der EKD _____________________ 5<br />

9. Hanna Jursch‐Preis der EKD 2013 ___ 5<br />

10. Nachruf auf Dr. Benita Joswig ______ 5<br />

Themenschwerpunkt:<br />

Feministische Theologinnen _________ 14<br />

1. Dr. Ruth Poser _________________ 14<br />

2. Prof. Dr. Dr h.c. Luise Schottroff ___ 17<br />

Veranstaltungshinweise ____________ 24<br />

Bücher von & mit GrenzgängerInnen _ 25<br />

Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte ___________ 8<br />

1. 23. Feministischer Studientag<br />

zum Thema „Grenzerfahrungen“<br />

in Marburg _____________________ 8<br />

2. EFiD‐Projekt „Frauen und<br />

Reformationsdekade“ ____________ 9<br />

3. „Gott ist anders. Gleichnisse neu<br />

gelesen“ – ein neues GrenzgängerIn‐<br />

Buchprojekt ___________________ 11<br />

4. Projektgruppe zum Evangelium<br />

nach Matthäus _________________ 11<br />

5. Zwei Buchprojekte – von<br />

GrenzgängerIn gefördert _________ 12


Aktuelles & Preise 3<br />

AKTUELLES & PREISE<br />

1. Martin Rumscheidt und das „Kompendium<br />

Feministische Bibelauslegung“<br />

Das „Kompendium Feministische Bibelauslegung“<br />

(hg. v. Luise Schottroff und Marie‐<br />

Theres Wacker, 1999) ist auf Englisch im<br />

renommierten Eerdmans‐Verlag in den USA<br />

erschienen. Prof. Dr. Martin Rumscheidt<br />

(langjähriger Grenzgänger) hat ein Übersetzungsteam<br />

zusammengestellt, geleitet und<br />

für die englische Ausgabe gesorgt.<br />

Feminist Biblical Interpretation. A Compendium<br />

of Critical Commentary on the Books<br />

of the Bible and Related Literature. Edited<br />

by Luise Schottroff and Marie‐Theres<br />

Wacker. With the cooperation of Claudia<br />

Janssen and Beate Wehn; Martin Rumscheidt,<br />

editor of the American Edition.<br />

Translated by Lisa E. Dahill, Everett R. Kalin,<br />

Nancy Lukens, Linda M. Maloney, Barbara<br />

Rumscheidt, Martin Rumscheidt, and Tina<br />

Steiner. Grand Rapids/Cambridge U.K.:<br />

Eerdmans Publishing 2012.<br />

2. Studienzentrum für Genderfragen in<br />

Kirche und <strong>Theologie</strong> der EKD errichtet<br />

Der Rat der EKD hat die Errichtung des<br />

„Studienzentrums für Genderfragen in Kirche<br />

und <strong>Theologie</strong>“ zum 1.1.2013 beschlossen.<br />

Das Studienzentrum folgt dem FSBZ.<br />

Frauenstudien‐ und ‐bildungszentrum in<br />

der EKD nach, das seine Arbeit im Comenius‐Institut<br />

zum Jahresende 2012 beendet<br />

hat. Das Studienzentrum ist eine unselbstständige<br />

Einrichtung der EKD und wird von<br />

einem Vorstand geleitet. Es wird ab Mitte<br />

2013 im Friedrich Karrenberg‐Haus für Sozialen<br />

Protestantismus in Hannover ansässig<br />

sein (bis dahin noch Hofgeismar) und<br />

mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut<br />

der EKD kooperieren. Zu den Aufgaben des<br />

Studienzentrums hält die neue Ordnung<br />

Folgendes fest: Das Studienzentrum unterstützt<br />

die Integration von Genderaspekten<br />

in das kirchliche Handeln und macht sie für<br />

die Entwicklung der Organisation Kirche<br />

fruchtbar. Ziel ist es, <strong>zur</strong> Gestaltung einer<br />

Kirche beizutragen, in der die Vielfalt<br />

menschlicher Begabungen auf allen Ebenen<br />

ohne Einschränkungen durch Geschlechtsrollen<br />

und Geschlechtsidentitäten zum Tragen<br />

kommt.<br />

3. „Soviel du brauchst“ – Exegetische<br />

Skizzen zum Kirchentag in Hamburg<br />

(als Download erhältlich)<br />

Eine Gruppe von Theolog_innen übersetzt<br />

für jeden Kirchentag die biblischen Texte je<br />

neu. Dies dient der Qualität der Bibelarbeiten,<br />

Predigten und Liturgien auf dem Kirchentag,<br />

denn die aktuelle Übersetzung<br />

entschlüsselt die Geheimnisse der Texte<br />

jeweils neu und macht Verbindungen <strong>zur</strong><br />

Losung sichtbar, die dem Auge der Nicht‐<br />

Exeget_in bisweilen verborgen bleiben.<br />

Außerdem erarbeitet die Gruppe die sogenannten<br />

„exegetischen Skizzen“, d.h. Auslegungen<br />

zu allen Texten, die <strong>zur</strong> Vorbereitung<br />

auf den Kirchentag spannend zu lesen<br />

sind. Die Autor_innen sind: Marlene Crüsemann,<br />

Detlef Dieckmann‐von Bünau,<br />

Claudia Janssen, Carsten Jochum‐Bortfeld,<br />

Christl Maier, Ilse Müllner und Johannes<br />

Taschner. Diese Skizzen stehen als Download<br />

auf der Seite des Kirchentags <strong>zur</strong> Verfügung:<br />

www.kirchentag.de → Programm<br />

→ biblische Texte oder direkt:<br />

http://typo3dektsync.s3.amazonaws.com/<br />

production/htdocs/fileadmin/dateien/Aktuell<br />

2012/exegetische_Skizze_web.pdf<br />

4. Initiative Frauenmahl auf dem Kirchentag<br />

in Hamburg<br />

Die Initiative Frauenmahl geht aktiv weiter!<br />

Auf dem 34. Deutschen Ev. Kirchentag ist


4 Preise & Neuigkeiten<br />

für den 2. Mai 2013 ein großes Frauenmahl<br />

geplant. Auch bei diesem festlichen Essen<br />

geht es um die Zukunft von Religion und<br />

Kirche. „JETZT ___ ist die Zeit“ (das Jahresthema<br />

der Frauenarbeit der Nordkirche)<br />

und das Motto des Kirchentages „So viel du<br />

brauchst“ stehen im Mittelpunkt der Tischreden.<br />

2013 sind deutschlandweit eine Reihe<br />

weiterer Frauenmahle in Vorbereitung.<br />

Informationen dazu auf der Seite:<br />

www.frauenmahl.de<br />

6. ESWTR‐Website „Theologinnen kommentieren<br />

Gegenwart“<br />

Die Europäische Gesellschaft für<br />

theologische Forschung von Frauen<br />

(ESWTR) hat eine neue Website. Sie soll<br />

einen Überblick darüber geben, woran<br />

Theologinnen arbeiten und Mut machen,<br />

sich mit den eigenen Anliegen in der<br />

Öffentlichkeit zu äußern. Sie lebt von<br />

unterschiedlichen Sichtweisen auf<br />

gesellschaftsrelevante Themen und<br />

vielfältigen Kommentaren: www.thkg.de.<br />

7. Das Zentrum für biblische Spiritualität<br />

und gesellschaftliche Verantwortung<br />

in der Woltersburger Mühle/Uelzen<br />

wurde 2012 eröffnet<br />

Das Zentrum setzt sich für die Entwicklung<br />

und Weitergabe einer biblischen Spiritualität<br />

im sozialen Kontext ein. Träger des<br />

Zentrums ist "Erev‐Rav, <strong>Verein</strong> für biblische<br />

und politische Bildung". Die Evangelischlutherische<br />

Landeskirche Hannover ist als<br />

Kooperationspartnerin finanziell an dem<br />

Projekt beteiligt.<br />

5. Die Schlangenbrut wird 30 –<br />

ein Neubeginn<br />

Die feministisch‐theologische Zeitschrift<br />

Schlangenbrut wird 30 Jahre alt und feiert<br />

dies am 27. April 2013 mit einem Frauenmahl<br />

unter dem Thema: "ausgebrütet" in<br />

Münster. Weitere Infos dazu auf der Seite:<br />

www.schlangenbrut.de. Voraussichtlich<br />

wird es dann ab 2014 mit neuem Namen<br />

und mit erneuertem Konzept weitergehen.<br />

Wir gratulieren und wünschen alles Gute<br />

für die Zukunft auf den neuen Wegen. Eine<br />

profilierte feministische Stimme mit ökumenischer<br />

und interreligiöser Weite ist<br />

auch weiterhin in der kirchlichen Landschaft<br />

und im theologischen Gender‐<br />

Diskurs unverzichtbar.<br />

Das Zentrum organisiert u.a.: Sabbattage<br />

für Frauen, Sabbatwochen und Wochenendseminare,<br />

die Themen aufgreifen, die<br />

durch die Berührung von biblischer <strong>Theologie</strong>,<br />

Spiritualität und sozialen Konflikten<br />

auf die Tagesordnung geraten. Ein „Lernpfad<br />

Arbeitslosigkeit“ lädt auf dem Gelände<br />

zum Spazierengehen, zum Innehalten und


Aktuelles & Preise 5<br />

Nachdenken ein. Er führt die Sehnsucht<br />

nach Spiritualität in die Auseinandersetzung<br />

mit sozialen Problemen. Der Pfad hat 7<br />

Stationen: Würde, Krise, Begegnung, Vision,<br />

Dank, Verantwortung und Feierabend.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.woltersburgermuehle.de/<br />

8. „Reißverschlussverfahren“ für die vom<br />

Rat der EKD zu besetzenden Gremien<br />

Bereits im März 2012 hat der Rat der EKD<br />

Verfahrensregeln für die paritätische Berufung<br />

und Entsendung von Frauen und<br />

Männern in von ihm zu besetzende Gremien<br />

beschlossen. Das Reißverschlussverfahren<br />

sieht vor, dass auf die <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehenden Gremienplätze alternierend<br />

Frauen und Männer zu berufen sind. Das<br />

Verfahren wird analog angewandt, wenn<br />

der Rat Personen für die Mitarbeit in<br />

Gremien benennt oder vorschlägt.<br />

außerdem ein Nachwuchs‐Preis ausgelobt.<br />

Bis zu drei kleinere wissenschaftlichtheologische<br />

Arbeiten (Examens‐, Seminararbeiten,<br />

etc.) von Frauen und Männern<br />

zum oben genannten Themenschwerpunkt<br />

können prämiert werden. Das Preisgeld<br />

beträgt 1.000 €. Weitere Informationen:<br />

www.ekd.de/chancengerechtigkeit/hannaj<br />

ursch/index.html<br />

10. Wir sind entliehene Falter.<br />

Nachruf auf Dr. Benita Joswig<br />

9. Hanna Jursch‐Preis der EKD ausgeschrieben:<br />

Gott im Bild erfahren –<br />

anschauen – verkörpern<br />

Anmeldeschluss 30.6.2013!<br />

Der Rat der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland (EKD) vergibt zum siebten Mal<br />

den Hanna‐Jursch‐Preis <strong>zur</strong> Förderung<br />

herausragender wissenschaftlich‐theologischer<br />

Arbeiten aus der Perspektive von<br />

Frauen. Die Arbeiten sollen Maßstäbe für<br />

die Beurteilung der theologischen Forschung<br />

aus der Perspektive von Frauen<br />

(feministische <strong>Theologie</strong>, theologische<br />

Frauenforschung und Gender‐Studies in der<br />

<strong>Theologie</strong>) setzen und sie einer breiteren<br />

kirchlichen Öffentlichkeit näher bringen.<br />

Der Preis ist mit 5.000 € dotiert. Ausgezeichnet<br />

werden können Arbeiten zu<br />

folgendem Themenschwerpunkt: Gott im<br />

Bild erfahren – anschauen – verkörpern. Im<br />

Kontext der Reformationsdekade wird<br />

Am 2. Oktober 2012 ist die feministische<br />

und praktische Theologin Dr. Benita Joswig<br />

mit 47 Jahren gestorben. Sie war ein langjähriges<br />

Mitglied von GrenzgängerIn und<br />

hat aktiv an unterschiedlichen Projekten<br />

mitgearbeitet. Auf der von ihr verfassten<br />

Todesanzeige steht:<br />

Ein Stück Zimmer<br />

Wo lassen wir uns nieder<br />

Gottes Heimat überall<br />

Benita Joswig studierte <strong>Theologie</strong> und Bildende<br />

Kunst in Heidelberg und Kassel und<br />

promovierte 2003 zum Thema: „altäre:<br />

Interdependenzen zwischen Tisch und Altar“.<br />

Besonders in den letzten Jahren entwickelte<br />

sie vielfältige Aktivitäten als theologische<br />

Künstlerin oder Künstlerin, die<br />

auch Theologin ist. Ihre Glasmalarbeiten<br />

z.B. in der Woltersburger Mühle bei Uelzen,<br />

im EKD‐Zentrum für Kirchbau in Marburg<br />

bringen das sichtbar zum Ausdruck.


6 Preise & Neuigkeiten<br />

Frech achtet die Liebe das Kleine – Kunst<br />

und <strong>Theologie</strong><br />

Zwei Begriffe sind für ihre Arbeit zentral:<br />

Religion und Alltag. Benita Joswig versuchte,<br />

die Distanz zwischen Kunst bzw. <strong>Theologie</strong><br />

und Leben zu überwinden. Sie betrachtete<br />

die Welt mit einem genauen Blick und<br />

hatte anstößige Ideen, um Sehgewohnheiten<br />

zu durchbrechen und übliche Deutungsmuster<br />

in Frage zu stellen. Mit ihren Werken<br />

– dazu zählen neben theologischen<br />

Artikeln, Büchern und Predigten auch öffentliche<br />

Kunstinstallationen, Miniaturen<br />

mit Bleistift, bemalte Brillengläser, von ihr<br />

verfeinerte Kleidungsstücke, ein Filmdenkmal<br />

– irritierte sie, regte zum Lachen und<br />

zum Nachdenken an. Häufig zog sie Menschen<br />

aus verschiedensten Zusammenhängen<br />

in ihre künstlerisch‐theologische Praxis<br />

ein.<br />

(aus: Worte wachsen leise, Bärbel Fünfsinn,<br />

Benita Joswig, Uelzen 2012, S.8).<br />

Ich bin da – Auf Glas gebetet<br />

Gott fand sie an der Seite der Schwachen<br />

und in der Ohnmacht, nicht in Herrschaft.<br />

So schrieb sie auf ein Glasfenster in Magdeburg:<br />

Gott bückt sich. Gleichzeitig war<br />

das Göttliche auch Geheimnis und die Quelle<br />

aller Suche und Transformierung. In einem<br />

Vortrag über Krankheit und Heilung<br />

erörterte sie die Frage, wie sich Gott zeigt,<br />

wenn ein Mensch leidet. „Eine abstrakte<br />

oder rein dogmatische Rede von Gott<br />

macht hier keinen Sinn. Was zählt, ist der<br />

Pulsschlag, darin pocht Gott, der Atem, in<br />

ihm wird Gott. Wir atmen im Schmerz. Gott<br />

betet im Körper“ (aus: Transitwege jenseits<br />

von Krankheit und Gesundheit, in: Junge<br />

Kirche, Nr. 4/ 2011, Heilen hat seine Zeit,<br />

S. 30).<br />

Ihr internationales Projekt ist Books Writing,<br />

das 2003 seinen Anfang nahm. Es entstand<br />

eine handschriftliche Mikrobibliothek,<br />

ein Dokument der Vernetzung, das<br />

seit Mai 2012 in der Handschriftensammlung<br />

der Heidelberger Universität steht. Zu<br />

den Texten aus Nicaragua bemerkte sie:<br />

„Gottes Handschrift ist darin gut lesbar.<br />

Unverfälscht zeigt Gott darin das Unrecht,<br />

benennt die Gewaltstrukturen neu. Gott<br />

macht sich Notizen, schreibt auf, hält fest<br />

und findet in denjenigen Stimme, die sich<br />

für die Rechte der Menschen einsetzen“<br />

Besonders im Zusammenhang mit ihrer<br />

Glasmalerei setzte sich Benita mit Mystikerinnen<br />

auseinander. Deren Gebete und<br />

Texte inspirierten Benita zu farbenprächtigen,<br />

temporären Glasmalereien in kirchlichen<br />

Häusern. Zu der Geschichte vom<br />

brennenden Dornbusch (Ex 3) schuf Benita<br />

Joswig noch 2011 vier große Glasfenster,<br />

die in der Woltersburger Mühle bei Uelzen<br />

eingebaut sind. Sie lädt uns durch ihre<br />

Kunst und <strong>Theologie</strong> dazu ein, furchtlos und<br />

unfertig von und natürlich auch zu Gott zu<br />

sprechen. „Wagt, stammelt und redet von<br />

Gott ... Ich bete. Nehme das Wort bei der


Aktuelles & Preise 7<br />

Hand und entlasse es durch meine Poren,<br />

erlaube mir Unvorgefertigtes, riskiere im<br />

Fahrwasser der männlichen Gottesrede<br />

unterzugehen, küsse die Muse und trommle<br />

die Worte zusammen, die Übriggebliebenen<br />

...“ (aus: Gott ins Spiel bringen, Gisela<br />

Matthiae, Benita Joswig [Hrsg.], Dokumentation,<br />

Frauen‐ Studien‐ & Bildungszentrum,<br />

Gelnhausen 2005, S. 9).<br />

Sie ging sehr mutig in den Tod, vielleicht<br />

auch neugierig. Das ist ein Trost für die, die<br />

um sie trauern. Wir verlieren mit ihr eine<br />

beeindruckende Theologin und Künstlerin,<br />

eine Freundin und Schwester.<br />

Auf dem Kirchentag wird am Donnerstag,<br />

dem 2. Mai 2013, im Obergeschoss der<br />

Messehalle B 3 (Workshopraum) parallel<br />

<strong>zur</strong> feministisch‐theologischen Basisfakultät<br />

in der Halle von 11–18 Uhr eine Foto‐ und<br />

Filmpräsentation von Benitas Kunst – vor<br />

allem den Glasmalereien – gezeigt, Titel:<br />

Wir sind entliehene Falter, erstellt von Barbara<br />

Bux, Künstlerin aus Frankfurt.<br />

Weitere Informationen zu Benita Joswig<br />

unter: www.benita‐joswig.de.<br />

Bärbel Fünfsinn, Theologin und Musikerin,<br />

Hamburg.


8 Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte<br />

AUS DEM VEREIN / PROJEKTE<br />

1. 23. Feministischer Studientag in Marburg<br />

zum Thema „Grenzerfahrungen –<br />

Feministischer Studientag angesichts<br />

eines Europas, das dicht macht“<br />

Am 23. Januar 2013 fand an unserem Fachbereich<br />

Ev. <strong>Theologie</strong> in Marburg der 23.<br />

Feministische Studientag zum Thema Asylund<br />

Migrationspolitik (und Kirche) statt.<br />

Dank des großen studentischen Engagements<br />

und der großzügigen Förderung Ihres<br />

<strong>Verein</strong>s konnten wir es an diesem Tag gemeinsam<br />

mit den Besucher_innen in Angriff<br />

nehmen, über unsere bestehenden gesellschaftlichen<br />

Grenzen hinwegzudenken.<br />

Der Studientag begann mit einer dreiviertelstündigen<br />

Begrüßungs‐ und Informationsrunde.<br />

Mit Kaffee bzw. Tee in der Hand<br />

konnten die Besucher_innen, die tröpfchenweise<br />

eintrudelten, sich an Stellwänden<br />

informieren über die Grundbegriffe<br />

und ‐Bestimmungen im deutschen bzw.<br />

europäischen Asylrecht, der Darstellung der<br />

Flucht‐ und Migrationsthematik in den Medien,<br />

sowie zu aktuellen Flüchtlingsprotesten.<br />

Unsere Vorbereitungsgruppe stand<br />

dabei den Besucher_innen Rede und Antwort<br />

zu Nachfragen und bereits ersten Gesprächen,<br />

die durch die Info‐Runde aufkamen.<br />

Den einführenden Vortrag zum Studientag<br />

hielt Fanny Dethloff, Pastorin, Flüchtlingsund<br />

Menschenrechtsbeauftragte der<br />

Nordelbischen Ev.‐Luth. Kirche und Vorsitzende<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft für<br />

Asyl in der Kirche e.V. Ihr Thema, Spiritualität<br />

und Widerstand. Christ_in sein angesichts<br />

eines Europas, das dicht macht sorgte<br />

bei den etwa 40 Besucher_innen aus unserem<br />

und anderen Fachbereichen für interessiertes<br />

Nachfragen, vor allem zum Kirchenasyl<br />

und der momentanen asylpolitischen<br />

Lage in Deutschland.<br />

Nach einer kurzen Pause ging es in den<br />

Workshops weiter, die von den Studierenden<br />

vorbereitet worden waren und angeleitet<br />

wurden. Dabei konnten die Besucher_innen<br />

sich entscheiden zwischen einem<br />

Planspiel zum Kirchenasyl, der Auseinandersetzung<br />

mit der Darstellung der<br />

Asyl‐ und Migrationsthematik in den Medien<br />

und dem Thema Neokoloniale Verhältnisse<br />

und Migration. Alle drei Workshops,<br />

die insgesamt von etwa 20 Menschen besucht<br />

wurden, arbeiteten eineinhalb Stunden<br />

lang intensiv an ihrer jeweiligen Thematik.<br />

Dabei war es uns besonders wichtig,<br />

dass nicht wir als Vorbereitungsgruppe die<br />

Teilnehmer_innen über die Themen Flucht<br />

und Migration informierten, sondern dass


Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte 9<br />

alle gemeinsam bzw. gruppenweise in den<br />

Workshops ins Gespräch kamen. Der inhaltliche<br />

Teil des Studientages wurde mit einer<br />

politischen Abendandacht abgeschlossen,<br />

in der es weniger um erneute politische<br />

Fürbitte‐Anliegen ging, als vielmehr darum,<br />

Zeit, Ruhe und Musik zu haben, um die Eindrücke<br />

des Tages auch noch einmal im<br />

Geist und mit Geist Revue passieren zu lassen.<br />

Seinen Abschluss fand der Tag in einem<br />

gemeinsamen Abendessen, zu dem<br />

Studierende des Fachbereichs allerlei Leckeres<br />

vorbereitet hatten. Es fanden noch<br />

viele angeregte Gespräche und Diskussionen<br />

zu den Tagesinhalten statt, auch <strong>zur</strong><br />

Frage, wie das Thema an unserem Fachbereich<br />

weitergehen kann.<br />

Flucht und Migration zum Thema der<br />

<strong>Theologie</strong> machen<br />

Während der Vorbereitung des Studientages<br />

ist uns immer deutlicher geworden,<br />

dass wir – als <strong>Theologie</strong>studierende, allesamt<br />

ohne Migrationshintergrund – nur aus<br />

einer Außenperspektive zum Thema Flucht,<br />

Migration und der daran geknüpften gesellschaftlichen<br />

Problematik sprechen können.<br />

Wir können darauf aufmerksam machen,<br />

dass und wo für Menschen, die nach<br />

Deutschland bzw. in die EU kommen, scharfe<br />

Grenzen gezogen werden. Wir können<br />

und müssen Ungerechtigkeiten benennen<br />

und uns damit auseinandersetzen, und das<br />

auch zum Thema unserer <strong>Theologie</strong> machen.<br />

Aber ebenso haben wir mit dem Studientag<br />

gelernt, dass auch jedeR Einzelne<br />

von uns gesellschaftsbedingt in die Problematik<br />

der ungerechten Politik verstrickt ist,<br />

dass auch wir durch unser alltägliches Verhalten<br />

andere Menschen isolieren und Ungerechtigkeiten<br />

– z.B. durch neokoloniale<br />

Strukturen – mitproduzieren. Um der Thematik<br />

einerseits mehr Raum zu geben als<br />

einen Studientag, andererseits aber auch<br />

um der Notwendigkeit nachzugehen,<br />

Flüchtlinge für sich selbst sprechen zu lassen,<br />

haben wir bereits zwei Tage vor dem<br />

Studientag, am 21. Januar 2013, an unserem<br />

Fachbereich den Film Residenzpflicht<br />

gezeigt. Zu dem Abend hatten wir auch Rex<br />

Osa von der Flüchtlings‐Selbstorganisation<br />

The Voice als Referenten bzw. Diskussionspartner<br />

eingeladen. Auch zu diesem Abend<br />

kamen etwa 20 interessierte Besucher_innen<br />

und stellten nach dem Film<br />

viele Fragen an Rex, der ausführlich von der<br />

Problematik für Flüchtlinge in Deutschland,<br />

aber auch von seinen eigenen langjährigen<br />

Erfahrungen mit dem deutschen „Behördenrassismus“<br />

erzählte.<br />

Insgesamt war der Studientag mitsamt der<br />

vorhergehenden Film‐ und Diskussionsveranstaltung<br />

für uns eine wichtige und gute<br />

Erfahrung. Wir hatten die Möglichkeit, uns<br />

über die üblichen Studieninhalte hinaus mit<br />

<strong>Theologie</strong> im gesellschaftlichen Zusammenhang<br />

zu beschäftigen, und auch andere<br />

Menschen in diesen Lern‐ und Erfahrungsprozess<br />

miteinzubeziehen.<br />

Iris Cramer, stud. Frauenbeauftragte am<br />

Fachbereich Ev. <strong>Theologie</strong> in Marburg<br />

2. EFiD‐Projekt „Frauen und<br />

Reformationsdekade“ – ein Projekt<br />

stellt sich vor<br />

Am Anfang das Unwort „Lutherdekade“!<br />

Ein Unwort, weist es doch nur in eine Richtung:<br />

hin zu Luther. Die Vielstimmigkeit<br />

reformatorischer Impulse könnte in der<br />

Fixierung auf eine prominente männliche<br />

Stimme leicht überhört werden. „Lutherdekade!“,<br />

das Unwort, fordert also zugleich<br />

heraus, die Reformation und die fortwirkenden<br />

reformatorischen Impulse aus einer<br />

tradierten Namensfixierung zu lösen, um<br />

dem theologischen Anspruch der Reformation,<br />

nämlich die Freiheit der von Gott an‐


10 Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte<br />

erkannten Person im Sinne des Gedankens<br />

von der Priesterschaft aller Getauften<br />

Raum zu geben. Es erinnert daran, dass es<br />

eine Kirche im Aufbruch nur geben kann,<br />

wenn nicht einer vorgeht, sondern alle mitgehen.<br />

Sich zu erinnern, dass gerade Frauen<br />

von der Reformation an bis heute auf<br />

diesem Weg wichtige reformatorische Impulse<br />

gegeben haben, ist ein hartes Stück<br />

Arbeit gegen das Vergessen. Und doch wird<br />

vieles sichtbar: die lauten, oft auch leisen<br />

Stimmen von Frauen, die großen Spuren<br />

und kleinen Entdeckungen zu Frauen, die<br />

mächtigen, mal ohnmächtigen Frauengestalten,<br />

die ihre Kirche im Aufbruch mitgestaltet<br />

haben.<br />

Um Frauen und ihr reformatorisches Wirken<br />

bis in die Gegenwart hinein stärker<br />

sichtbar zu machen, hat der Verband evangelischer<br />

Frauen in Deutschland e.V. (EFiD)<br />

gemeinsam mit dem Konvent Evangelischer<br />

Theologinnen in der BRD sowie mit Unterstützung<br />

des Studienzentrums für Genderfragen<br />

in Kirche und <strong>Theologie</strong> der EKD (bis<br />

2012: FSBZ) und in Abstimmung mit dem<br />

Referat für Chancengerechtigkeit sowie<br />

dem Referat Frauen‐ und Männerarbeit der<br />

Evangelischen Kirche in Deutschland eine<br />

von der EKD geförderte Projektstelle „Frauen<br />

und Reformationsdekade“ eingerichtet.<br />

Seit Mitte Juni 2012 ist die bei der EFiD<br />

angesiedelte Projektstelle personell besetzt<br />

mit Kristina Dronsch.<br />

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die<br />

Erinnerung an Frauen, die reformatorische<br />

Impulse gesetzt haben, aufzuarbeiten und<br />

vor allem die von Frauen geleisteten reformatorischen<br />

und theologischen Impulse<br />

auch sichtbar zu machen. Die reformatorischen<br />

Impulse durch Frauen sichtbar zu<br />

machen, das soll durch eine praxisnahe<br />

Vermittlung im Rahmen einer Online‐<br />

Ausstellung gesichert werden. Das Medium<br />

Internet wird in unserer digitalen Welt immer<br />

wichtiger, um sich zu informieren und<br />

Wissen zu erlangen. Im Rahmen der Reformationsdekade<br />

fehlt bisher eine umfassende<br />

internetbasierte Darstellung der facettenreichen<br />

weiblichen Seite der Reformation<br />

bzw. der Wirkungsgeschichte der reformatorischen<br />

Impulse durch Frauen. Häufig<br />

finden sich vereinzelte Darstellungen, jedoch<br />

keine Bündelungen zum Thema<br />

„Frauen und Reformationsdekade“. Unsere<br />

Website will diese Lücke füllen.<br />

Das Medium Internet ist zugleich geeignet,<br />

breitenwirksam das Thema „Frauen und<br />

Reformationsdekade“ zu lancieren; durch<br />

die Anschlussfähigkeit an den social media<br />

Bereich wird auch ein jüngeres Publikum<br />

angesprochen. Deshalb wird die Website<br />

der mediale Kreuzpunkt des Projektes sein:<br />

hier geht es nicht nur um Dokumentation,<br />

sondern ebenso um Interaktion. Ziel ist, im<br />

Rahmen der Online‐Ausstellung gelebte<br />

partizipatorische Erinnerungskultur interaktiv<br />

zu gestalten. Die website wird unter<br />

www.frauen‐und‐reformation.de ab Mai<br />

2013 freigeschaltet werden.


Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte 11<br />

Der <strong>Verein</strong> „GrenzgängerIn“ hat durch seine<br />

großzügige Bezuschussung der Website<br />

ermöglicht, dass für die besondere Problematik<br />

der Unsichtbarkeit der Frauen neben<br />

den großen männlichen Protagonisten der<br />

Reformation und seiner Wirkungsgeschichte<br />

sensibilisiert werden kann. Denn durch<br />

die Bezuschussung konnte erreicht werden,<br />

dass die interaktiven Module integriert<br />

werden können. So wird es bei der neuen<br />

Website möglich sein, dass jede Besucherin<br />

ihre eigene „Reformationstruhe“ packen<br />

kann, in der die „weibliche Seite“ der Reformation<br />

selbstverständlich mit auf die<br />

Reise geht. Dies Modul fördert – gerade<br />

auch für eine jüngere Generation – die Entdeckung<br />

und Auseinandersetzung eines<br />

geschlechterbewussten Zugangs <strong>zur</strong> Reformation<br />

und ihrer Wirkungsgeschichte.<br />

Ebenso werden für unterschiedliche Zielgruppen<br />

– Schule, Gemeinde und Universität<br />

– internetbasierte Lernformen zugänglich<br />

sein, mit denen genderspezifische<br />

Themenstellungen spannend umgesetzt<br />

werden können, um so einerseits das Geschlechterbewusstsein<br />

im Rahmen der Reformationsdekade<br />

auch medial zu verankern,<br />

zugleich aber auch das Medium Internet<br />

als ein Medium zu entdecken, dass gemeinsames<br />

Lernen – jenseits von „lost in<br />

cyber space“ ermöglicht.<br />

Ohne die Unterstützung des <strong>Verein</strong>s<br />

„GrenzgängerIn“ hätten besonders die interaktiven,<br />

mitmachbasierten Module der<br />

Website nicht umgesetzt werden können,<br />

die maßgeblich zum Erfolg des Projektes<br />

beitragen werden und von denen wir uns<br />

entscheidende Anstöße für die Lutherdekade<br />

erhoffen. Ein großes Dankeschön dafür!<br />

Dr. Kristina Dronsch, Referentin für Frauen<br />

und Reformationsdekade im Verband Evangelische<br />

Frauen in Deutschland e.V.<br />

3. „Gott ist anders. Gleichnisse neu<br />

gelesen“ – ein neues Buchprojekt<br />

2005 ist das Buch von Luise Schottroff: „Die<br />

Gleichnisse Jesu“ erschienen. Darin entwickelt<br />

sie ihre eigene sozialgeschichtliche<br />

Gleichnis‐Auslegung, die sich kurz so zusammenfassen<br />

lässt: Gott ist anders! Die<br />

Einleitungen in die Gleichnisse fordern dazu<br />

auf, die oft gewalttätige Alltagswirklichkeit<br />

mit der gerechten Welt Gottes zu vergleichen<br />

– nicht sie gleichzusetzen. Gott ist<br />

anders: Gott ist nicht der Weinbergbesitzer,<br />

der Vater, der seinen verlorenen Sohn wieder<br />

aufnimmt, nicht der Sklavenbesitzer,<br />

nicht der König von Fleisch und Blut. Die<br />

Hörenden sind dazu aufgefordert, ihren Beitrag<br />

zu leisten, in dem sie Auskunft darüber<br />

geben, wie Gott ist, wie die gerechte Welt<br />

Gottes aus ihrer Perspektive aussieht und<br />

welches ihr Beitrag dazu ist. Bibelworte am<br />

Schluss des Gleichnisses geben die Grundlage<br />

für diesen nicht ausgeführten wichtigen<br />

dritten Teil eines jeden Gleichnisses.<br />

Das Gleichnisbuch von Luise Schottroff ist<br />

als Fachbuch sehr erfolgreich und liegt mittlerweile<br />

in der dritten Auflage vor – doch<br />

vielfach rückgemeldet wird die Erfahrung,<br />

dass es sich vor allem wissenschaftlich Gebildeten<br />

erschließt. Für die Verwendung in<br />

der Praxis: Gottesdienst, Schule, Gemeinde‐<br />

Arbeit ist noch ein weiterer Arbeitsschritt<br />

nötig. Eine große Gruppe von Theolog_innen<br />

legt nun die Gleichnisse für die Praxis<br />

neu aus – in Auseinandersetzung mit der<br />

Gleichnistheorie von Luise Schottroff. Herausgegeben<br />

wird der Sammelband von<br />

Marlene Crüsemann, Claudia Janssen und<br />

Ulrike Metternich. Wichtig ist allen Beteiligten,<br />

dass die Auslegung sozialgeschichtlich<br />

und allgemeinverständlich ist und Bezüge<br />

auf die heutige Wirklichkeit hat, die die<br />

Aktualität des Gleichnisses zeigt. Die Veröffentlichung<br />

ist für das nächste Frühjahr<br />

geplant.


12 Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte<br />

4. GrenzgängerIn‐Projektgruppe zum<br />

Evangelium nach Matthäus<br />

So ganz „neu“ ist diese Projektgruppe nicht,<br />

auch wenn sie in diesem Rundbrief zum<br />

ersten Mal vorgestellt wird. Nachdem die<br />

Übersetzungsarbeit zum 1. Brief an die<br />

Gemeinde in Korinth mit dem Erscheinen<br />

des Kommentars von Luise Schottroff abgeschlossen<br />

ist, hat sich die Gruppe ein neues<br />

Ziel gesetzt: Dietlinde Jessen, Luise Metzler,<br />

Friederike Oertelt, Susanne Paul, Luise<br />

Schottroff und Cathrin Szameit lesen nun<br />

mit einer feministisch‐sozialgeschichtlichen<br />

Perspektive die 28 Kapitel des Evangeliums<br />

nach Matthäus.<br />

5. Zwei Buchprojekte – von<br />

GrenzgängerIn gefördert<br />

Zwei Veröffentlichungen, die von GrenzgängerIn<br />

finanziell unterstützt wurden, sind<br />

2012 erschienen:<br />

Der Titel „Worte wachsen leise" weist auf<br />

die Entstehung der hier veröffentlichten<br />

Texte hin. Sie wurden zuerst mit der Hand<br />

geschrieben. Am Anfang standen zehn leere<br />

gebundene Bücher mit jeweils einem Titel.<br />

Die Titel sind: Blut, Farbe, Grenze, heilen,<br />

ich, Lust, reich, Stadt, warten, Worte. Als<br />

Kapitelüberschriften wiederholen sich diese<br />

in jedem Buch. Seit 2003 hat die Künstlerin<br />

und Theologin Benita Joswig an unterschiedlichen<br />

Orten der Welt Menschen<br />

eingeladen, bei dem Projekt: Books Writing<br />

mit zu machen. So entstand eine internationale<br />

Mikrobibliothek, ein Dokument der<br />

Vernetzung. Die handgeschriebene Sprache<br />

als Medium des öffentlichen Wortes wird<br />

ernst genommen und entzieht sich dem<br />

üblichen Raster, wer öffentlich schreiben<br />

darf und wer nicht. Menschen mit verschieden<br />

Bildungsgraden, jung und alt, arm<br />

und reich, Frauen und Männer haben Texte<br />

verfasst. Diese berühren durch ihre Weisheit,<br />

Authentizität und Menschlichkeit. Vor<br />

jedem Text ist die Handschrift der Autorin<br />

und des Autors abgebildet, so dass auf sinnliche<br />

Weise etwas von der Einzigartigkeit<br />

der Schreibenden abgebildet wird. In dem<br />

Buch „Worte wachsen leise“ finden sich<br />

ausgewählte Texte aus Nicaragua, Deutschland<br />

und den USA. Die unterschiedlichen<br />

Länderkontexte spiegeln sich deutlich in<br />

den Handschriften wider. Gleichzeitig überrascht,<br />

wie über alle Grenzen hinweg Menschen<br />

ähnliche Gedanken und Wünsche zu<br />

Papier bringen. Die Texte sind Litaneien des<br />

Glücks, der Gefährdung und der Hoffnung,<br />

in die Leser_innen einstimmen können.<br />

Im Buchhandel zu beziehen und direkt bei:<br />

Erev‐Rav Verlag, erev‐rav@t‐online.de oder<br />

Ökumenezentrum der Nordkirche,<br />

info@nmz‐mission.de.<br />

Joswig, Benita / Fünfsinn, Bärbel, Worte<br />

wachsen leise. Eine handschriftliche Vernetzung,<br />

erev‐rav‐Verlag Uelzen 2012, 15 €.


Aus dem <strong>Verein</strong> / Projekte 13<br />

Politik, privatem Alltag und theologischer<br />

Arbeit lange konstitutiv. Gilt dies auch heute<br />

noch für feministische <strong>Theologie</strong>n, Genderstudies<br />

und Frauenforschung Gibt es<br />

noch immer einen Zusammenhang zwischen<br />

politischem Engagement und engagierter<br />

<strong>Theologie</strong> Wie lässt er sich beschreiben<br />

und in welchen Entwürfen finden<br />

Welche politischen Themen sind aktuell<br />

Es geben Antworten: Ulrike Auga, Brigitte<br />

Becker, Andrea Bieler, Klara Butting, Andrea<br />

Günter, Elisabeth Hartlieb, Claudia<br />

Janssen, Sandra Lassak, Aurica Nutt, Annette<br />

Mehlhorn, Sabine Plonz, Stefanie Schäfer‐Bossert<br />

und Leonie Bossert, Rajah<br />

Scheepers, Marie Theres Wacker und Eske<br />

Wollrad.<br />

Schäfer‐Bossert, Stefanie / Hartlieb, Elisabeth<br />

(Hg.), Feministische <strong>Theologie</strong> – Politische<br />

<strong>Theologie</strong>. Entwicklungen und Perspektiven,<br />

Sulzbach/Taunus 2012, 29,95 €.<br />

In großer thematischer Breite stellen die<br />

profilierten Autorinnen dieses Bandes kritische<br />

Fragen an theologische und gesellschaftliche,<br />

aber auch an feministische Traditionen.<br />

Sie nehmen geschlechterpolitische,<br />

postkoloniale, interkulturelle, interreligiöse,<br />

interdisziplinäre sowie biblische und<br />

spirituelle Themen und Aspekte auf und<br />

lassen Positionen aus Brasilien, USA und<br />

Europa wie auch aus der Ökologiebewegung<br />

und den Disability‐Studies zu Wort<br />

kommen.<br />

Was ist das Politische in der Feministischen<br />

<strong>Theologie</strong> Auf der deutschen Tagung der<br />

Europäischen Gesellschaft für theologische<br />

Forschung von Frauen (ESWTR) 2010 wurde<br />

die Frage nach dem Verhältnis Feministische<br />

<strong>Theologie</strong> – Politische <strong>Theologie</strong> explizit<br />

gestellt. Für feministische Befreiungstheologien<br />

war der Zusammenhang von


14 Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen<br />

THEMENSCHWERPUNKT:<br />

FEMINISTISCHE THEOLOGINNEN<br />

Im letzten Jahr wurde der Hanna‐Jursch‐<br />

Preis der EKD an Dr. Ruth Poser verliehen –<br />

einer langjährigen GrenzgängerIn. Wir<br />

freuen uns mit ihr und drucken im Folgenden<br />

Ausschnitte aus zwei Reden ab, die bei<br />

der Preisverleihung am 05.07.2012 in Marburg<br />

gehalten wurden: Die Festrede des<br />

Ratsvorsitzenden der EKD Präses Nikolaus<br />

Schneider, der darin sehr wertschätzende<br />

Aussagen <strong>zur</strong> Feministischen <strong>Theologie</strong><br />

machte, und die Dankesrede der Preisträgerin.<br />

Luise Schottroff gehört <strong>zur</strong> ersten Generation<br />

<strong>feministischer</strong> Theologinnen. In einem<br />

Gespräch mit Claudia Janssen hat sie auf<br />

ihre eigene Geschichte sozialgeschichtlicher<br />

<strong>feministischer</strong> <strong>Theologie</strong> <strong>zur</strong>ückgeblickt und<br />

Auskunft über die zentralen Inhalte ihrer<br />

(aktuellen) Arbeit gegeben. Dieses Gespräch<br />

dokumentieren wird im Anschluss.<br />

Dr. Ruth Poser<br />

Mit verwunde(r)tem Herzen an Gott<br />

glauben – von der Kontextualität unserer<br />

Gottesbilder<br />

Auszug aus der Festrede von Präses<br />

Schneider <strong>zur</strong> Verleihung des Hanna‐Jursch‐<br />

Preises an Ruth Poser<br />

Vollständig nachzulesen unter:<br />

www.ekd.de/download/Festrede_Praeses_<br />

Schneider.pdf<br />

[…] II. Ein kurzer Dank an die Feministische<br />

<strong>Theologie</strong><br />

Die feministische <strong>Theologie</strong> hat unserer<br />

christlichen <strong>Theologie</strong> eine neue Sensibilität<br />

für die Kontextualität aller Gottesbilder<br />

geschenkt. Sie weist uns auf Engführungen<br />

hin, die sich mit den klassischen Gottesbildern<br />

in unser kulturelles Gedächtnis eingegraben<br />

haben und ermöglicht neue Perspektiven<br />

auf biblische Texte und Gottesbilder.<br />

Beispielhaft gelingt das der diesjährigen<br />

Preisträgerin, Dr. Ruth Poser, die heute<br />

den Hanna‐Jursch‐Preis der EKD für herausragende<br />

wissenschaftlich‐theologische<br />

Arbeiten aus der Perspektive von Frauen<br />

erhält. Ihre Arbeit eröffnet – im tiefen Wissen<br />

um die Kontextualität von Gottesbildern<br />

– ein neues, außerordentlich überraschendes<br />

Verständnis des Ezechielbuchs<br />

und bahnt so einen neuen fruchtbaren Zugang<br />

zu diesem schwierigen biblischen<br />

Buch mit seinem auf den ersten Blick verstörend<br />

und abschreckend wirkenden Gottes‐<br />

und Menschenbild. Diese herausragende<br />

wissenschaftlich‐theologische Arbeit<br />

wird nachher Prof. Dr. Ernst‐Joachim<br />

Waschke als Mitglied der Hanna Jursch‐Jury<br />

[…] würdigen. Ich beschränke mich deshalb<br />

an dieser Stelle auf einen allgemeinen kurzen<br />

Dank an die Feministische <strong>Theologie</strong>,<br />

deren Förderung der Hanna Jursch‐Preis<br />

dient. Feministische Theologinnen haben<br />

seit dem letzten Drittel des vergangenen<br />

Jahrhunderts in der von Männern dominierten<br />

christlichen <strong>Theologie</strong> eine neue<br />

Sensibilität für die konkrete Kontextualität<br />

allen theologischen Denkens und Redens<br />

geweckt.


Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen 15<br />

Zwei dieser Theologinnen, die mein eigenes<br />

theologisches Arbeiten für eine feministische<br />

Perspektive geöffnet haben, will ich<br />

hier stellvertretend für viele andere nennen:<br />

Bärbel von Wartenberg‐Potter und<br />

Dorothee Sölle. Die <strong>Theologie</strong> dieser beiden<br />

Frauen, insbesondere die Forderung<br />

nach einer reflektierten und selbstkritischen<br />

Kontextualität des theologischen<br />

Redens – gerade auch im Blick auf männliche<br />

Gottesbilder – leuchtete mir ein und<br />

prägt mein theologisches Denken und Reden<br />

bis heute. So schrieb Bärbel von Wartenberg‐Potter<br />

in ihrem 1986 erschienenen<br />

Buch „Wir werden unsere Harfen nicht an<br />

die Weiden hängen“: „Obwohl es viele<br />

Theologen gibt, die eine existentielle Betroffenheit<br />

des Menschen fordern, bleibt<br />

sie bei den meisten rein theoretisch. Man<br />

spürt aus ihren Entwürfen nicht heraus, wo<br />

sie als Menschen sind. Sie betrachten das<br />

Menschlich‐Persönliche als minderwertig<br />

gegenüber dem Abstrakt‐Allgemeinen. Diese<br />

Verengung der traditionellen <strong>Theologie</strong><br />

habe ich weggelegt und lasse mich auch<br />

nicht mehr dahin <strong>zur</strong>ückdrängen. Die Synthese<br />

von Kopf und Bauch scheint mir verheißungsvoller<br />

für die Zukunft. Wir Frauen,<br />

die <strong>zur</strong> Gewinnung theologischer Einsichten<br />

nicht mehr auf den Bauch, den Körper, den<br />

ganzen Menschen verzichten wollen, stehen<br />

völlig in der Tradition der Bibel …“<br />

(B.v.W.‐P., a.a.O., S. 10f.).<br />

Und Dorothee Sölle schrieb in dem 1990 in<br />

Deutschland erschienenen Buch „In den<br />

Gärten unserer Mütter“: „Manchmal denke<br />

ich, feministische <strong>Theologie</strong> ist das Selbstverständlichste<br />

von der Welt, ein Aufstand<br />

des Existentiellen gegen das System, der<br />

Liebe zu Gott in einer geistlosen Kirche, ein<br />

Schrei nach Brot in einer Welt, die für die<br />

einen nur Steine, für die anderen nur Kuchen<br />

hat. Dass die Autobiographie Anteil<br />

daran hat, wie wir Gott erfahren, ist eigentlich<br />

nichts Neues, nur sind unsere Methoden,<br />

diesen Anteil zu entfalten und ihn mit<br />

anderen zu teilen, so unterentwickelt …“<br />

(Hg. Letty M. Rusell, a.a.O., S. 5).<br />

Damit wir unsere Gottesbilder nicht zu Götzen<br />

machen, müssen wir ihre konkrete Kontextualität<br />

kritisch und selbstkritisch reflektieren.<br />

Gut, dass uns die feministische <strong>Theologie</strong><br />

dafür eine neue Sensibilität geschenkt<br />

hat und bis heute schenkt!<br />

Ruth Poser: Danksagung aus Anlass der<br />

Verleihung des Hanna‐Jursch‐Preises<br />

Sehr geehrte, liebe festlich Versammelte!<br />

Warum stecken die Textes des Ezechielbuchs<br />

so voller Gewalt Warum zeichnet<br />

diese biblische Schrift über weite Strecken<br />

eine derart gewalttätige Gottheit Seitdem<br />

ich im Jahr 2002 im Rahmen des Projekts<br />

„Bibel in gerechter Sprache“ mit der Übersetzung<br />

großer Teile des Ezechielbuchs<br />

begann, haben mich diese Fragen umgetrieben.<br />

Daraus ist die Idee zu meinem<br />

Promotionsprojekt erwachsen, in dem ich<br />

tun durfte, was ich leidenschaftlich gern<br />

tue: mich mit biblischen Texten auseinandersetzen.<br />

Die Bezugnahme auf unterschiedliche<br />

Trauma‐Konzeptionen ermöglichte<br />

es mir zugleich, an Erfahrungen aus<br />

meiner Berufstätigkeit als Ergotherapeutin<br />

anzuknüpfen.<br />

Das griechische Wort trauma heißt übersetzt<br />

„Wunde“. Die Verknüpfung der jedenfalls<br />

lautlich nah beieinander liegenden<br />

Worte „Verwundung“, „Verwunderung“<br />

und „Wunder“ umschreibt für mich sehr<br />

treffend, was im Ezechielbuch zum Tragen<br />

kommt. Seinen Ursprung hat dieses Sprachspiel<br />

bei dem Shoah‐Überlebenden Jean<br />

Améry. Améry beschreibt das durch die<br />

Folter geschlagene Trauma nicht etwa, wie<br />

man vielleicht erwarten würde, als „Verwundung“,<br />

sondern als „Verwunderung“. Er


16 Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen<br />

schreibt: „Sofern überhaupt aus der Erfahrung<br />

der Tortur eine über das bloß Alptraumhafte<br />

hinausgehende Erkenntnis<br />

bleibt, ist es die einer großen Verwunderung<br />

und einer durch keinerlei spätere<br />

menschliche Kommunikation auszugleichenden<br />

Fremdheit in der Welt.“ 1 Die Verwendung<br />

des Wortes „Verwunderung“ hat<br />

mich spüren lassen, in welchem Ausmaß<br />

die Welten von Trauma‐Überlebenden erschüttert,<br />

mitunter sogar völlig zerstört<br />

sind.<br />

Dass Trauma nicht kommunizierbar ist –<br />

davon zeugt auch das Ezechielbuch. Dies<br />

wird z.B. daran erkennbar, dass Ezechiel<br />

von Gott zum Propheten bestimmt wird,<br />

um zu seinen Landsleuten zu reden – und<br />

doch wird er von Gott stumm gemacht.<br />

Ezechiel erzählt ein ganzes Buch – und gibt<br />

doch das Wort die meiste Zeit an die Gottheit<br />

Israels ab, die selbst immer wieder<br />

traumatisiert erscheint. Der traumatische<br />

Sprach‐ und Bedeutungsverlust als bleibende<br />

Verwunderung – das ist die Wunde, die<br />

das Ezechielbuch zutiefst prägt. Zutiefst<br />

geprägt ist das Ezechielbuch aber auch<br />

durch die intensive Suche nach Sprache und<br />

Bedeutung. Sprachverlust und Erzählen‐<br />

Wollen kommen gleichzeitig zum Tragen.<br />

Als Erzählung einer traumatisierten Gemeinschaft<br />

von nach Babylonien verschleppten<br />

Kriegsgefangenen – so habe ich<br />

es gedeutet – hält das Ezechielbuch die<br />

Schreckenserfahrungen des Krieges fest<br />

und macht sie besprech‐ und erinnerbar.<br />

Die Ezechielerzählung bezeugt dabei nicht<br />

nur die Traumata, die Wunden der Überlebenden<br />

– sie bezeugt zugleich das Wunder<br />

des Überlebens. Nicht als Wunder, das vom<br />

Himmel fällt, sondern als Wunder, das aus<br />

1<br />

JEAN AMÉRY, Tortur, in: ders., Jenseits von<br />

Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines<br />

Überwältigten, Stuttgart 6 2008 [1966], 72.<br />

dem Ansehen der Wunde angesichts Gottes<br />

und im Ringen mit Gott entspringt.<br />

Nicht nur gewundert, sondern sehr gefreut<br />

habe ich mich über die Nachricht, dass<br />

meine Arbeit mit dem Hanna‐Jursch‐Preis<br />

ausgezeichnet wird. Ich fühle mich und<br />

meinen Weg an der Universität dadurch<br />

besonders gewürdigt und bin in vielfältiger<br />

Hinsicht dankbar. […] Danken möchte ich<br />

auch der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />

die den Hanna‐Jursch‐Preis nun bereits<br />

zum sechsten Mal gestiftet hat und<br />

damit die theologisch‐wissenschaftliche<br />

Arbeit von Frauen anregt und fördert. Und<br />

nicht nur das – durch die jeweilige Schwerpunktsetzung<br />

bei der Ausschreibung fördert<br />

sie explizit feministisch‐theologische<br />

Forschung. Ich verstehe dies als ein Zeichen,<br />

dass die EKD darum weiß, dass Geschlechtergerechtigkeit<br />

in Kirche, Universität<br />

und in Gesellschaft allgemein an vielen<br />

Stellen ein noch uneingelöstes Versprechen<br />

ist. Sie hält damit die Hoffnung auf ein gerechtes<br />

Miteinander aller Geschlechter und<br />

die Überwindung von mit der Kategorie<br />

Geschlecht verbundenen Diskriminierungen<br />

offen. Herrn Präses Nikolaus Schneider<br />

danke ich sehr herzlich für seinen Festvortrag<br />

– ich habe mich gefreut, im Titel seines<br />

Vortrags das verwundete und verwunderte<br />

Herz wiederzufinden. Danken möchte ich<br />

auch dem Referat für Chancengerechtigkeit<br />

der EKD und der Jury, die den Schwerpunkt<br />

der Ausschreibung festgelegt und Zeit und<br />

Mühe investiert hat, die eingereichten Arbeiten<br />

zu begutachten […]<br />

Sehr herzlich danke ich auch dem Fachbereich<br />

Evangelische <strong>Theologie</strong> der Universität<br />

Marburg. […] Ich erlebe den Marburger<br />

theologischen Fachbereich als einen Ort, an<br />

dem Lernen im Dialog und innovative, gesellschaftlich<br />

relevante theologische Forschung<br />

möglich sind und gefördert werden.<br />

Mein besonderer Dank richtet sich in die‐


Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen 17<br />

sem Zusammenhang an das Fachgebiet<br />

Altes Testament und an meinen Doktorvater,<br />

Prof. Dr. Rainer Kessler. Er hat meine –<br />

manche würden vielleicht sagen: gewagten<br />

– Studien mit Offenheit, Zuversicht und<br />

durchgängiger Gesprächsbereitschaft begleitet.<br />

Die Auszeichnung meiner Arbeit durch die<br />

EKD freut mich auch für die Exegese. Dass<br />

zum ersten Mal eine bibelwissenschaftliche<br />

Arbeit mit dem Hanna‐Jursch‐Preis ausgezeichnet<br />

wird, verstehe ich als kirchliches<br />

Plädoyer für die bleibende Relevanz und<br />

Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit<br />

biblischen Texten. Ja, auch als Wunsch,<br />

dass wegweisende, lebensförderliche Perspektiven<br />

für heute gewonnen werden<br />

können, wenn biblische und gegenwärtige<br />

Texte und Kontexte miteinander ins Gespräch<br />

gebracht werden. Mit der Auszeichnung<br />

wird die sozialgeschichtliche Bibelauslegung<br />

besonders gewürdigt, die seit langen<br />

Jahren zum Profil des Marburger Fachbereichs<br />

gehört. Für mich wesentlich ist ihr<br />

Erfahrungsbezug, der Gewalt‐ und Diskrimierungserfahrungen<br />

antiker und gegenwärtiger<br />

Menschen mit umfasst.<br />

Dass der Preis für eine Arbeit mit dem<br />

Schwerpunkt Kriegstraumatisierung vergeben<br />

wird, macht Hoffnung, dass Kirche Ort<br />

sein will für Menschen, die Traumatisierungen<br />

erlitten haben. Der Auseinandersetzung<br />

mit kollektiven und individuellen<br />

Traumatisierungen und deren kurz‐ und<br />

langfristigen Folgen Raum zu geben, ist<br />

heilsam und notwendig – um der Menschen<br />

und um Gottes willen. [...] Vielen Dank für<br />

Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Ruth Poser<br />

Prof. Dr. Dr h.c. Luise Schottroff<br />

„Meine inneren Adressat/innen sitzen<br />

nicht auf Lehrstühlen“. Luise Schottroff im<br />

Gespräch mit Claudia Janssen 2<br />

Wir haben uns bei Luise Schottroff zuhause<br />

in Kassel verabredet. Vor fast genau zwanzig<br />

Jahren haben wir zum ersten Mal hier<br />

zusammen gesessen. Mit großer Aufregung<br />

und Herzklopfen habe ich damals bei Kaffee<br />

und Kuchen erste Gedanken zu meinem<br />

Promotionsprojekt vorgetragen. Seitdem<br />

arbeiten wir zusammen, aus dem Lehrerin‐<br />

Schülerin‐Verhältnis ist eine Freundschaft<br />

erwachsen. So oft es geht, diskutieren wir<br />

unsere jeweiligen Projekte, sind uns gegenseitig<br />

kritisches Gegenüber und ermutigen<br />

uns, immer wieder Neues zu wagen. In den<br />

letzten drei Jahren hatte ich das große Privileg,<br />

das Entstehen des Kommentars zum<br />

Ersten Brief an die Gemeinde in Korinth zu<br />

begleiten, der im Januar 2013 im Kohlhammer‐Verlag<br />

erschienen ist.<br />

2<br />

Das vollständige Interview wurde in der Zeitschrift<br />

Junge Kirche Heft 1, 2013 veröffentlicht.<br />

Es steht auch zum download <strong>zur</strong> Verfügung auf<br />

unserer Homepage: www.grenzgaengerin.de


18 Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen<br />

Umkämpfte Wissenschaft<br />

Claudia Janssen: Luise, mit Deinem aktuellen<br />

Buch hast Du eine neue Gattung, wenn<br />

nicht erfunden – so doch auf ganz neue<br />

Weise profiliert: einen sozialgeschichtlichen<br />

Kommentar. Du erarbeitest die alltäglichen,<br />

sozialen und politischen Hintergründe eines<br />

Textes und deutest sie dann theologisch<br />

aus. Ich wäre bei dieser Art exegetischer<br />

Literatur nie auf den Gedanken gekommen,<br />

sie von Anfang bis Ende zu lesen. Aber diese<br />

Auslegung zum ersten Brief an die Gemeinde<br />

in Korinth liest sich so spannend, dass ich<br />

es allen an paulinischer <strong>Theologie</strong> Interessierten<br />

nur empfehlen kann. Ich hätte nicht<br />

gedacht, dass sich so viel Neues entdecken<br />

lässt. Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie<br />

bist Du eigentlich <strong>zur</strong> Sozialgeschichte gekommen<br />

Luise Schottroff: In meinem Studium habe<br />

ich das nicht gelernt. Die Professoren in<br />

den Bibelwissenschaften redeten spöttisch<br />

über Archäologie und „Realitätenhuberei“.<br />

Sie waren fest der Überzeugung, dass so<br />

etwas mit ernsthafter Exegese nichts zu tun<br />

habe. Bei mir kam Verschiedenes zusammen:<br />

der befreiungstheologische Aufbruch<br />

in der Kirche – nicht in der wissenschaftlichen<br />

<strong>Theologie</strong> –, der christlich‐jüdische<br />

Dialog und die feministische <strong>Theologie</strong>. In<br />

meiner Anfangszeit als Assistentin in Mainz<br />

habe ich die politisch engagierten Studierenden<br />

erlebt, die mich mit ihrer Begeisterung<br />

angesteckt haben. Doch in diesen<br />

Gruppen war es verpönt, die Bibel ernst zu<br />

nehmen. Sie galt als konservativ und überflüssig,<br />

allenfalls dafür geeignet sich gegenüber<br />

Oberkirchenräten zu rechtfertigen,<br />

wenn man für politische Anliegen eintrat.<br />

Ich wollte meine Freude an der biblischen<br />

Tradition mit diesen politischen Aufbrüchen<br />

verbinden. Und so war es der erste konsequente<br />

Schritt, die Bibel sozialgeschichtlich<br />

auszulegen.<br />

Wann war das<br />

Eine meiner ersten wichtigsten sozialgeschichtlichen<br />

Arbeiten war ein wissenschaftlicher<br />

Artikel <strong>zur</strong> Feindesliebe, der<br />

1975 veröffentlicht wurde. 3 Große Unterstützung<br />

habe ich von meinem Mann Willy<br />

Schottroff bekommen. Er hatte von seinem<br />

alttestamentlichen Lehrer Friedrich Horst<br />

das sozialgeschichtliche Arbeiten gelernt<br />

und es konsequent weiterentwickelt. Willy<br />

Schottroff kam aus einer ganz anderen theologischen<br />

Tradition als ich, er war Barthianer<br />

und hat sich für Archäologie interessiert,<br />

was meine theologischen Lehrer abgelehnt<br />

haben.<br />

Du hast oft berichtet, dass für Dich Ernst<br />

Käsemann sehr prägend war.<br />

Ja, in vieler Hinsicht – aber für Sozialgeschichte<br />

hatte er überhaupt keinen Sinn.<br />

Ich habe von meinem Mann eine regelrechte<br />

sozialgeschichtliche Ausbildung bekommen<br />

und zwar im Urlaub. Wir sind im gesamten<br />

Römischen Reich umhergereist,<br />

und er hat mir erklärt, wie Grabsteine zu<br />

lesen sind. Dabei habe ich verstanden, wie<br />

viel die Archäologie <strong>zur</strong> Sozialgeschichte<br />

beitragen kann. Ich habe dann damit begonnen,<br />

auch literarische Quellen heranzuziehen.<br />

Und wie kam dann die feministische <strong>Theologie</strong><br />

dazu<br />

Dafür kann ich keinen genauen Zeitpunkt<br />

benennen. Ein Anstoß war der Ärger in der<br />

Mainzer Fakultät. Hauptkonfliktpunkt war<br />

ein Lehrauftrag für Dorothee Sölle, den die<br />

Studierenden forderten. Es war absurd: Ein<br />

einzelner schlecht bezahlter Lehrauftrag<br />

hat keine wirkliche Relevanz in der universi‐<br />

3<br />

Gewaltverzicht und Feindesliebe in der urchristlichen<br />

Jesustradition. Matthäus 5,38‐48;<br />

Lukas 6,27‐36 (1975), in: Luise Schottroff, Befreiungserfahrungen.<br />

Studien <strong>zur</strong> Sozialgeschichte<br />

des Neuen Testaments, München<br />

1990, 12‐35.


Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen 19<br />

tären Institution. Faktisch war es aber so,<br />

dass die Studierenden in die Veranstaltungen<br />

von ihr rannten und dort etwas lernten,<br />

was nicht <strong>zur</strong> herrschenden Lehre passte.<br />

So wurde mit allen Mitteln, auch sehr unfairen,<br />

versucht, diesen Lehrauftrag zu verhindern.<br />

In diesem Zusammenhang habe<br />

ich politische Kämpfe kennen gelernt und<br />

wurde schnell <strong>zur</strong> persona non grata in der<br />

theologischen Fachkollegenschaft. Für sie<br />

war ich sozialistisch und rot – und dann<br />

habe ich noch Sozialgeschichte betrieben.<br />

Da hieß es: Jetzt haben wir den Beweis!<br />

Wofür<br />

Für den Sozialismus, denn beides klang<br />

doch ähnlich …<br />

Aber die Studies hattest Du auf Deiner Seite<br />

Ja, meine Veranstaltungen waren immer<br />

gefüllt. Ich habe ihnen zwei Ansätze von<br />

<strong>Theologie</strong> beigebracht: Den herrschenden<br />

Ansatz, den sie für ihre Examina brauchten<br />

und einen neuen sozialgeschichtlichhermeneutischen.<br />

Sehr früh kam dann auch<br />

noch der christlich‐jüdische Dialog dazu,<br />

vielleicht sogar früher als die feministische<br />

<strong>Theologie</strong>. Willy Schottroff und ich haben<br />

für eine gemeinsame Lehrveranstaltung ein<br />

Thesenblatt für die Auslegung biblischer<br />

Texte verfasst, in dem wir versuchten die<br />

Testamente als Einheit zu verstehen. Dafür<br />

wurden wir zu dieser Zeit sehr angefeindet,<br />

ich galt damals in universitären und kirchlichen<br />

Kreisen als nicht berufungsfähig.<br />

Du hast ja schon früh die engen Grenzen<br />

der theologischen Fakultäten verlassen und<br />

hast immer auch in anderen Zusammenhängen<br />

Menschen unterrichtet, hast Bibelarbeiten<br />

und Vorträge auf Kirchentagen<br />

gehalten. Wie hat das begonnen<br />

Ich habe sehr schnell begriffen, dass die Art<br />

der Bibelauslegung und veränderten <strong>Theologie</strong>,<br />

die ich mit anderen zusammen entwickelt<br />

habe, in der Wissenschaft keinen<br />

Raum hat. Meine Aufsätze wurden von den<br />

Herausgebern der Fachzeitschriften mit<br />

fadenscheinigen Begründungen abgelehnt.<br />

Aus heutiger Sicht waren sie völlig harmlos.<br />

Mir wurde klar: Meine inneren Adressat/innen<br />

sitzen nicht auf Lehrstühlen. Es sind<br />

diejenigen, die sich für Gerechtigkeit engagieren.<br />

Das Thema Gerechtigkeit zieht sich wie ein<br />

roter Faden durch Deine Arbeit. Gibt es dafür<br />

einen besonderen Anlass<br />

Als 1970 der Ökumenische Rat der Kirchen<br />

einen Anti‐Rassismus‐Beschluss verabschiedete,<br />

war ich begeistert davon, weil er<br />

für mich einen wichtigen Meilenstein markierte.<br />

Doch dann erlebte ich den Widerstand<br />

gegen diesen Beschluss in kirchlichen<br />

Synoden und theologischen Fakultäten, es<br />

gab nur wenige Ausnahmen. Vor allem die<br />

Fakultäten, die immer von sich behaupteten,<br />

völlig a‐politisch zu sein und über den<br />

Tagesfragen zu stehen, intrigierten gegen<br />

die Studierenden, die versuchten, Solidaritätsbeschlüsse<br />

zu initiieren. Sie wurden<br />

massiv unter Druck gesetzt. Für mich kam<br />

in diesen Auseinandersetzungen ein ganzes<br />

Bündel von Fragestellungen zusammen.<br />

Gemeinsam mit Wolfgang Stegemann habe<br />

ich dann 1978 das Buch „Jesus von Nazareth<br />

– Hoffnung der Armen“ geschrieben.<br />

Das war wohl auch der Anlass für meine<br />

erste Einladung zum Kirchentag 1981.<br />

Du bist 1986 als Professorin an die Gesamthochschule<br />

Universität Kassel berufen worden<br />

und hast dort den Forschungsschwerpunkt<br />

„Feministische Befreiungstheologie<br />

im Kontext Deutschlands“ begründet.<br />

Ja, mir ging es darum, keine befreiungstheologische<br />

Folklore zu machen, wie es<br />

schnell geschieht, wenn man vor allem auf<br />

andere Länder schaut. Deshalb war es mir<br />

und den anderen Frauen, die diese Arbeit<br />

mitbegründet haben, wichtig unseren deut‐


20 Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen<br />

schen Kontext zu analysieren und daraus<br />

die theologischen Konsequenzen zu ziehen.<br />

Der Kirchentag 1981 markierte den Beginn<br />

der kirchlichen Friedensbewegung – deren<br />

umfassender Perspektive fühlten wir uns in<br />

unserer Arbeit verpflichtet. Es ging uns<br />

nicht nur um Jesus und die Frauen, sondern<br />

um einen umfassend neuen hermeneutischen<br />

Ansatz in <strong>Theologie</strong> und Bibelwissenschaft.<br />

Bei meinen Kollegen habe ich mich<br />

immer unbeliebt gemacht, wenn ich Elisabeth<br />

Schüssler Fiorenza zitiert habe, die<br />

schreibt, dass jeder wissenschaftliche Satz<br />

interessengeleitet ist – auch wenn er behauptet<br />

nur die reinen Tatsachen zu dokumentieren.<br />

4 Die Reaktion darauf war eine<br />

reflexartige Ablehnung, denn sie fühlten<br />

sich in ihrer Objektivität in Frage gestellt.<br />

Die theologische Wissenschaft hat natürlich<br />

nie von sich behauptet, objektiv zu sein,<br />

verstand sich faktisch aber so.<br />

In meinem Studium habe ich Dich über das<br />

Buch „Schuld und Macht“ kennen gelernt,<br />

das Du 1988 zusammen mit Christine<br />

Schaumberger geschrieben hast. Dein Beitrag<br />

behandelt schwerpunktmäßig das<br />

Thema „Sünde“. Was hat Dich daran so<br />

interessiert, dass Du es immer wieder aufgegriffen<br />

hast<br />

Ausgangspunkt war meine Arbeit <strong>zur</strong> paulinischen<br />

<strong>Theologie</strong>: griechisch hamartia –<br />

Sünde ist ein zentraler Begriff in den Briefen<br />

des Paulus. Ich habe verstanden, dass<br />

dieser konkret mit dem Römischen Reich<br />

verbunden ist. 5 In der Befreiungstheologie<br />

4<br />

5<br />

Vgl. Schüssler Fiorenza, Elisabeth, Zu ihrem<br />

Gedächtnis ... Eine feministisch‐theologische<br />

Rekonstruktion der urchristlichen Ursprünge,<br />

übersetzt von Christine Schaumberger, München,<br />

Mainz 1988, 16.<br />

Vgl. Schottroff, Luise, Die Schreckensherrschaft<br />

der Sünde und die Befreiung durch<br />

Christus nach dem Römerbrief des Paulus<br />

(1979), in: dies., Befreiungserfahrungen. Stuwar<br />

„strukturelle Sünde“ eine wichtige Analysekategorie,<br />

diese konnte ich dann für<br />

meine Auslegung paulinischer Texte aufgreifen.<br />

Für mich war das Wort „Sünde“ ein<br />

wichtiger Schlüssel, weil ich begonnen habe,<br />

es kontextuell zu verstehen. Paulus war<br />

ein Arbeiter für Gerechtigkeit unter den<br />

Bedingungen seiner Zeit, der sich mit den<br />

ungerechten imperialen Herrschaftsstrukturen<br />

auseinandergesetzt hat. Seine Sprache<br />

bewegt sich dabei oft auf der mythologischen<br />

Ebene, beschreibt zugleich aber<br />

immer auch die politische Wirklichkeit: Der<br />

Kaiser in Rom ist für ihn ein Instrument der<br />

hamartia – wie alle Menschen, die unter<br />

ihrer Herrschaft leben. „Sünde“ beschreibt<br />

die Struktur einer Welt voller Gewalt, in der<br />

Menschen dazu funktionalisiert werden, an<br />

ihrem Bestehen mitzuarbeiten. Es gibt keinen<br />

Ort der Unschuld. Christina Thürmer‐<br />

Rohr hat das für die Gegenwart und die Zeit<br />

des Nationalsozialismus sehr eindrücklich<br />

beschrieben und für die Sünde von Frauen,<br />

für ihr oft passives und unterstützendes<br />

Handeln der Täter, das Wort „Mittäterschaft“<br />

geprägt. 6<br />

Und was setzt Paulus der hamartia entgegen<br />

Er hat nicht mit einer Analyse der ungerechten<br />

Strukturen begonnen und dann<br />

Handlungsmöglichkeiten für die Veränderung<br />

der Situation entworfen. Er hat die<br />

Erfahrung der Gemeinschaft im soma Christou,<br />

im Leib Christi, gemacht. Er hat mit<br />

Menschen zusammen gelebt und gearbeitet,<br />

die sich mit messianischer Kraft für<br />

Gerechtigkeit eingesetzt haben. Diese Erfahrung<br />

hat es ihm ermöglicht, die strukturellen<br />

Unrechts‐Zusammenhänge zu erkennen<br />

und zu sehen, wie alle in dieses System<br />

6<br />

dien <strong>zur</strong> Sozialgeschichte des Neuen Testaments,<br />

München 1990, 57‐72.<br />

Thürmer‐Rohr, Christina, Vagabundinnen.<br />

Feministische Essays, Berlin 4. Aufl. 1988.


Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen 21<br />

verstrickt sind. Er hat die globale Macht des<br />

Todes und der Sünde aus der Perspektive<br />

eines Menschen beschrieben, der unter ihr<br />

leidet.<br />

Auch in Deinem Kommentar zum ersten<br />

Brief an die Gemeinde in Korinth beschreibst<br />

Du den Widerstand der Menschen<br />

gegen die Macht der Sünde und des Todes.<br />

Was hast Du in diesen Jahren der intensiven<br />

Auseinandersetzung mit dieser Schrift für<br />

Dich dazu gelernt<br />

Ich habe deutlich die Kraft der Christus‐<br />

Gemeinschaft, des soma Christou, erkannt<br />

und sehe, wie zerstörend eine Christologie<br />

ist, die Jesus von anderen Menschen isoliert.<br />

Dabei habe ich viel von Dorothee Sölle<br />

gelernt, die ausgehend von Röm 8,29 eine<br />

Christologie entworfen hat, die die Gemeinschaft<br />

von Christus und seinen Geschwistern<br />

in den Mittelpunkt stellt. 7<br />

Ich möchte das Stichwort „Christologie“<br />

aufgreifen. Was verstehst Du konkret darunter<br />

In einem langen Prozess habe ich verstanden,<br />

was es bedeutet, dass Paulus und Jesus<br />

Juden waren, sie wurden als Juden geboren<br />

und blieben es zeitlebens. Die Jesus‐<br />

Bewegung gehört in die Geschichte des<br />

Judentums im 1. Jahrhundert. Wir können<br />

nicht so tun als sei sie eine vom Judentum<br />

abgetrennte separate christliche Größe.<br />

Daraus gilt es die Konsequenzen zu ziehen:<br />

Die Evangelien und auch Paulus verkünden<br />

den einen Gott Israels, nicht die Vorstellung<br />

eines Messias, der ein gottähnliches Wesen<br />

oder der einzigartige Gottessohn ist. Er war<br />

7<br />

Sölle, Dorothee, Der Erstgeborene aus dem<br />

Tod. Dekonstruktion und Rekonstruktion von<br />

Christologie, in: Ihr aber, für wen haltet ihr<br />

mich Auf dem Weg zu einer feministischbefreiungstheologischen<br />

Revision von Christologie,<br />

Renate Jost/Eveline Valtink (Hg.), Gütersloh<br />

1996, 64‐77.<br />

ein Gotteskind wie alle anderen Gotteskinder<br />

auch.<br />

Warum ist es den Verfasser_innen der neutestamentlichen<br />

Schriften so wichtig, dass<br />

Jesus der jüdische Messias ist Was bedeutet<br />

er für sie<br />

Der Messias ist zunächst nichts anderes als<br />

ein Mensch, der im Auftrag Gottes handelt.<br />

Der entscheidende Punkt ist, dass Menschen<br />

in ihrer Lebenssituation erkennen,<br />

wo die befreienden Taten Gottes geschehen.<br />

Für Paulus waren diese verbunden mit<br />

der Auferweckung des gekreuzigten Messias.<br />

Die Auferweckung des Messias von den<br />

Toten – das ist ein mythisches Bild. Welche<br />

Wahrheit oder vielleicht besser: welche<br />

Realität verbindet Paulus damit Die Realität<br />

hinter diesem Bekenntnis ist die Verzweiflung<br />

über die allgegenwärtige Gewalt<br />

des Römischen Reiches und die Frage, was<br />

Menschen befähigt, dieser etwas entgegenzusetzen,<br />

miteinander ein Leben in<br />

Würde zu führen.<br />

Wie würdest Du das Wort „Christologie“ –<br />

„Lehre von Christus“ – dann definieren<br />

Willst Du es eigentlich noch für diesen Zusammenhang<br />

verwenden<br />

„Lehre“ ist wirklich problematisch. Ich habe<br />

mir noch nie Gedanken darüber gemacht<br />

und das Wort „Christologie“ verwendet.<br />

Aber ich sehe das Problem, dass die altkirchliche<br />

Christologie die Vorstellungen<br />

von Christus nahezu vollständig im Griff<br />

hat.<br />

Wenn eine Definition problematisch ist,<br />

könntest Du aber doch die Kriterien benennen.<br />

Wenn es nicht die Göttlichkeit Jesu ist,<br />

die Einzigartigkeit des Messias, die die neutestamentliche<br />

Botschaft prägt – was bewegte<br />

Paulus zu verkünden, dass Gott den<br />

gekreuzigten Messias auferweckt hat<br />

Es ist die Kraft, die Menschen verwandelt,<br />

sie aus ohnmächtigen angepassten Einzel‐


22 Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen<br />

nen zu einer handelnden lebendigen Gemeinschaft<br />

macht, die Paulus fasziniert hat<br />

und die auch heute noch wirkt. Um es deutlich<br />

zu sagen: Es ist nicht die Christologie,<br />

die ein späteres Christentum vom Judentum<br />

trennt, jedenfalls nicht die neutestamentliche.<br />

Das bewirkte in späteren Jahrhunderten<br />

die altchristliche Christologie.<br />

Trennend war auch nicht, dass jüdische<br />

Menschen sich in dieser Frage anders entschieden<br />

haben, Paulus hat in seinen Briefen<br />

beharrlich um sie geworben und das<br />

Gemeinsame betont: die Arbeit für das<br />

Leben. Es ist geradezu absurd, in seiner<br />

<strong>Theologie</strong> eine Trennung von Judentum<br />

und Christentum festzumachen. Wissenschaftlich<br />

wird ja oft versucht, diese schon<br />

möglichst früh zu datieren. Am liebsten<br />

hätte man es, wenn Jesus schon aus dem<br />

Judentum ausgetreten und in die Kirche<br />

eingetreten wäre – aber so weit will man<br />

dann doch nicht gehen. So wird Paulus zum<br />

großen Kirchengründer gemacht. Daran ist<br />

kein Wort wahr! […]<br />

Du bist jetzt seit einigen Jahren nicht mehr<br />

in der universitären Lehre tätig. Wo ist jetzt<br />

Dein theologischer Ort<br />

Am Schreibtisch! [sie lacht]. Mein Schreibtisch,<br />

meine Vernetzungen mit vielen Frauen,<br />

die in eine ähnliche Richtung arbeiten<br />

und mit einigen Männern, die auch mit auf<br />

dem Weg sind. Zuhause fühle ich mich im<br />

Heidelberger Arbeitskreis für Sozialgeschichtliche<br />

Bibelauslegung, den es schon<br />

seit den 1970er Jahren gibt. Der kommt<br />

nun auch schon in die Jahre … und blüht,<br />

wächst und gedeiht. Er ist den Fragestellungen<br />

treu geblieben, die wir zusammen<br />

entwickelt haben: Eine Bibelauslegung im<br />

Auftrag von Menschen, die für Gerechtigkeit<br />

arbeiten, nicht abgehoben und isoliert,<br />

sondern im Miteinander verschiedener<br />

Disziplinen, Lebens‐ und Arbeitszusammenhänge.<br />

Und dann sind da ja noch immer Fortbildungen,<br />

bei denen Du aktiv bist, wie zum<br />

Beispiel die Feministisch‐theologische<br />

Sommerakademie, die in diesem Sommer<br />

schon zum sechsten Mal in Berlin auf<br />

Schwanenwerder stattfinden wird.<br />

Ja, gerade diese Sommerakademie macht<br />

mir zunehmend viel Spaß, trotz meines<br />

fortgeschrittenen Alters fällt mir die Arbeit<br />

dort immer leichter.<br />

Was spricht Dich dabei besonders an<br />

Das fachkundige Publikum. Sozialgeschichtliche<br />

Bibelauslegung wird dort nicht nur<br />

intellektuell verstanden, sondern in Handlungszusammenhänge<br />

übersetzt. In diesem<br />

Miteinander eine neue Bibelhermeneutik<br />

zu entwickeln, ist etwas ganz Besonderes<br />

für mich. Die Bibel auszulegen, Gemeinschaft<br />

und Spiritualität zu erleben und das<br />

in einer so heiteren Gesellschaft, das erfreut<br />

mich jedes Jahr wieder neu. Ich bin<br />

ganz glücklich bei der Vorstellung, dass,<br />

wenn ich sterbe – was mir nicht fern ist – es<br />

so viele jüngere Frauen und Männer gibt,<br />

die mit unserem Projekt weitermachen.<br />

Du sprichst vom Sterben und Deinem Erbe.<br />

Was möchtest Du weitergeben<br />

Ich freue mich, dass mein Erbe schon so<br />

bestens verteilt ist. Ich muss gar nichts<br />

mehr aus den Kisten herausholen. Es gibt<br />

so viele Menschen, die verstanden haben,<br />

dass die Bibel eine Schule der Gerechtigkeit<br />

ist und die biblisch‐messianische Tradition


Themenschwerpunkt: Feministische Theologinnen 23<br />

Stärkung auf dem Weg in einer Welt voller<br />

Grauen bedeutet. Stärkung auf dem Weg<br />

mit der Geduld der vielen kleinen Schritte.<br />

Wenn Du Dir also um Dein Erbe keine Gedanken<br />

mehr machst, was planst Du denn<br />

für die Zukunft<br />

Ich mache gerade etwas ganz Verrücktes.<br />

Ich habe angefangen, mich im Stil eines<br />

theologischen Kommentars mit dem Matthäus‐Evangelium<br />

auseinanderzusetzen. Ein<br />

Grund dafür ist, dass ich schon so viel dazu<br />

gearbeitet habe und es auch für die Bibel in<br />

gerechter Sprache übersetzt habe. Aber es<br />

ist vor allem eine klare Faszination, die von<br />

diesem Evangelium ausgeht. Ich weiß natürlich,<br />

dass das Matthäus‐Evangelium<br />

doppelt so lang ist wie der erste Brief an die<br />

Gemeinde in Korinth – und ich weiß, wie alt<br />

ich bin, und weiß auch, dass ich dieses Projekt<br />

nie zu Ende führen werde … Egal, was<br />

draus wird, ich fange einfach an.


24 Veranstaltungshinweise<br />

VERANSTALTUNGSHINWEISE<br />

Inspirationen für eine <strong>Theologie</strong> des Lebens<br />

Die <strong>Theologie</strong> von Dorothee Sölle im Lichte<br />

der Befreiungstheologie<br />

25.‐28. April 2013 in der Missionsakademie<br />

Hamburg<br />

Tagungsleitung: Uta Andrée und Claudete<br />

Beise Ulrich (Studienleiterinnen der Missionsakademie)<br />

Referent_innen: Bärbel Fünfsinn/Hamburg,<br />

Christoph Jarosch/Hamburg, Bischöfin Ilse<br />

Junkermann/Magdeburg, Johannes<br />

Krug/Marburg, Selina Moll/Marburg, Ofelia<br />

Ortega/Kuba, Caroline Sölle de Hilari/ Bolivien,<br />

Pearly Walter/Indien, Victor Westhelle/USA/Brasilien,<br />

Bischöfin em. Bärbel Wartenberg‐Potter/Hamburg,<br />

Marcia<br />

Palma/Chile u.a. Weitere Informationen:<br />

www.missionsakademie.de<br />

Wir sind entliehene Falter.<br />

Filmpräsentation über die künstlerische<br />

Arbeit von Benita Joswig<br />

am Donnerstag, dem 2. Mai 2013 von 11–<br />

18 Uhr wird auf dem Deutschen Evangelischen<br />

Kirchentag im Obergeschoss der<br />

Messehalle B 3 (Workshopraum) parallel<br />

<strong>zur</strong> feministisch‐theologischen Basisfakultät<br />

eine Foto‐ und Filmpräsentation von Benitas<br />

Joswigs Kunst – vor allem den Glasmalereien<br />

– gezeigt. Erstellt wurde sie von<br />

Barbara Bux, Künstlerin aus Frankfurt.<br />

Seht, es ist sehr gut! Schöpfung und Verantwortung.<br />

6. Feministisch‐theologische<br />

Sommerakademie<br />

vom 5.‐7. Juli 2013 in der Evangelischen<br />

Bildungsstätte auf Schwanenwerder, Berlin.<br />

Eine Kooperation des Studienzentrums für<br />

Genderfragen in Kirche und <strong>Theologie</strong> der<br />

EKD und der Ev. Akademie zu Berlin.<br />

Seht, es ist sehr gut! Mit der Perspektive<br />

Gottes auf die Schöpfung zu schauen,<br />

öffnet den Blick für ihre Schönheit und<br />

ermutigt dazu, sich an dem Leben auf<br />

dieser Welt zu freuen und Verantwortung<br />

zu übernehmen. Klimagerechtigkeit und ein<br />

achtsamer Umgang mit den begrenzten<br />

Ressourcen sind eine dringliche Herausforderung<br />

an die <strong>Theologie</strong> und an die<br />

konkrete Alltagspraxis. Es geht um grundlegende<br />

Veränderungen des Lebensstils.<br />

Jenseits aller Resignation und Hoffnungslosigkeit<br />

eröffnen biblische Texte Handlungsräume<br />

und heilende Lebensvisionen.<br />

In Vorträgen, Arbeitsgruppen und<br />

gemeinsamer Feier soll die Tagung zu<br />

einem konstruktiven Mitdenken darüber<br />

anregen, wie wir verantwortlich leben<br />

können.<br />

Tagungsleitung: Dr. Erika Godel, Prof. Dr.<br />

Claudia Janssen, Dr. Ulrike Metternich.<br />

Referentinnen: Prof. Dr. Brigitte Kahl,<br />

Prof. Dr. Luise Schottroff, Dr. Kerstin<br />

Söderblom, Prof. Dr. Luzia Sutter‐Rehmann,<br />

Bischöfin Bärbel Wartenberg‐Potter u.a.<br />

Weitere Informationen: www.fsbz.de →<br />

Veranstaltungen<br />

Religiöse Grenzgänge und Geschlecht<br />

Internationale Tagung vom 7.‐9. Oktober<br />

2013 in der Universität Marburg,<br />

Tagungsleitung: Prof. Dr. Angela Standhartinger,<br />

Prof. Dr. Ulrike Wagner‐Rau, Prof. Dr.<br />

Bärbel Beinhauer‐Köhler, Prof. Dr. Christl<br />

Maier, Prof. Dr. Edith Franke.<br />

Referent_innen sind u.a.: Prof. Dr. Karen L.<br />

King (Harvard University, Boston, USA),<br />

Prof. Dr. Ulrike Auga (Humboldt Universität<br />

Berlin), Prof. Björn Krondorfer (Northern<br />

Arizona University, Flagstaff, USA), Prof.<br />

Bernadette Brooten (Brandeis University,<br />

Waltham, USA), Prof. Dr. Gritt Klinkhammer<br />

(Universität Bremen).


Bücher von und mit GrenzgängerInnen 25<br />

BÜCHER VON UND MIT GRENZGÄNGERINNEN<br />

Wir bitten alle Grenzgänger_innen, uns ihre Veröffentlichungen mitzuteilen. Wir können nur auf<br />

solche hinweisen, die uns auch bekannt sind.<br />

BAIL, ULRIKE, Wundklee streut aus: 47 Gedichte über Theodora. Saarbrücken: Conte‐Verlag<br />

2011.<br />

<br />

BUTTING, KLARA, Hier bin ich. Unterwegs zu einer biblischen Spiritualität. Uelzen: Erev‐Rav 2011<br />

(Biblische Erkundungen, 14).<br />

CRÜSEMANN, MARLENE, Die pseudepigraphen Briefe an die Gemeinde in Thessaloniki. Studien<br />

zu ihrer Abfassung und <strong>zur</strong> jüdisch‐christlichen Sozialgeschichte. Stuttgart: Kohlhammer, 2011.<br />

FALK, ILSE / MÖLLER, KERSTIN / RAISER, BRUNHILDE / WOLLRAD, ESKE (Hg.), So ist mein Leib:<br />

Alter, Krankheit und Behinderung – feministisch‐theologische Anstöße, Gütersloh 2012.<br />

FRIEBE, KATHARINA/ JANSSEN, CLAUDIA / HEIMES, SILKE / LINDNER, KARIN (Hg.), Leidenschaftlich.<br />

Sieben Wochen das Leben vertiefen, Göttingen 2012.<br />

JANSSEN, CLAUDIA, Endlich lebendig. Die Kraft der Auferstehung erfahren, Freiburg 2013.<br />

JOSWIG, BENITA / FÜNFSINN, BÄRBEL, Worte wachsen leise. Eine handschriftliche Vernetzung,<br />

erev‐rav‐Verlag Uelzen 2012.<br />

POSER, RUTH, Das Ezechielbuch als Trauma‐Literatur (VT.S 154), Leiden/Boston 2012.<br />

SCHÄFER‐BOSSERT, STEFANIE / HARTLIEB, ELISABETH (Hg.), Feministische <strong>Theologie</strong> – Politische<br />

<strong>Theologie</strong>. Entwicklungen und Perspektiven, Sulzbach/Taunus 2012.<br />

SCHOTTROFF, LUISE, Der erste Brief an die Gemeinde in Korinth, Theologischer Kommentar zum<br />

Neuen Testament Bd. 7, Stuttgart 2013.<br />

SCHOTTROFF, LUISE, Die Bereitung zum Sterben. Studien zu den frühen reformatorischen Sterbebüchern,<br />

Göttingen 2012. (Neuabdruck der Dissertation von 1960)<br />

SCHOTTROFF, LUISE, WACKER, MARIE‐THERES (eds.), Feminist Biblical Interpretation. A Compendium<br />

of Critical Commentary on the Books of the Bible and Related Literature. With the cooperation<br />

of Claudia Janssen and Beate Wehn; Martin Rumscheidt, editor of the American Edition.<br />

Translated by Lisa E. Dahill, Everett R. Kalin, Nancy Lukens, Linda M. Maloney, Barbara<br />

Rumscheidt, Martin Rumscheidt, and Tina Steiner. Grand Rapids/Cambridge U.K.: Eerdmans Publishing<br />

2012. (Übersetzung von Schottroff/Wacker (Hg.), Kompendium Feministische Bibelauslegung,<br />

Gütersloh 2. korr. Aufl. 1999)


Stefanie Schäfer‐Bossert hat uns noch folgende Veröffentlichungen<br />

für 2012 gemeldet:<br />

Stefanie Schäfer‐Bossert/Elisabeth Hartlieb (Hg.): Feministische <strong>Theologie</strong> – Politische<br />

<strong>Theologie</strong>. Entwicklungen und Perspektiven, Herbst 2012 Königstein/Taunus (Ulrike<br />

Helmer‐Verlag)<br />

darin:<br />

Stefanie Schäfer‐Bossert/Elisabeth Hartlieb: Einleitendes, 9‐13.<br />

Stefanie Schäfer‐Bossert: Auftakt für Plenum in 4 Chären und Solos: Ist politisch jetzt<br />

privat 14‐19.<br />

Stefanie Schäfer‐Bossert/ Leonie Bossert: Über Anthropozentrismus, Speziezismus<br />

und die Würde der Kreatur. Impulse aus tier‐ und umweltethischen Diskursen, 197‐<br />

218.<br />

Andrea Bieler: Der Raum des Politischen in postkolonialen feministischen <strong>Theologie</strong>n<br />

in den USA, 57‐69.<br />

Klara Butting: Das Private wird politisch. Die Messias erzeugende Kraft der Psalmen,<br />

73‐85.<br />

Claudia Janssen: Sexualität und Macht. Eine Lektüre von 1 Kor 6,12‐20 im Kontext des<br />

Imperium Romanum, 87‐97.<br />

Stefanie Schäfer‐Bossert, Signifikant anders. Über Auferstehungen, Gleichzeitigkeiten und<br />

Grenzüberschreitungen, in: Ilse Falk / Kerstin Möller / Brunhilde Raiser / Eske Wollrad<br />

(Hg.): So ist mein Leib. Alter, Krankheit und Behinderung – Feministisch‐theologische<br />

Anstöße, Gütersloh 2012, S. 179‐209.<br />

Stefanie Schäfer‐Bossert, Räsonieren über Neue Medien. Von einer eingebildeten<br />

Verächterin, in: Schlangenbrut 116 (3/2012) Themenheft Neue Medien, S. 10‐13.<br />

Inge Kirsner / Stefanie Schäfer‐Bossert, „Die Rache ist mein!“ – spricht wer Quentin<br />

Tarantinos KILL BILL, in: Thomas Bohrmann / Werner Veith / Stephan Zöller (Hg.),<br />

Handbuch <strong>Theologie</strong> und populärer Film Bd. 3, Paderborn/München/Wien/Zürich 2012<br />

(Ferdinand Schöningh), 291‐305.


Nachtrag zu Rundbrief 18 ‐ nach Drucklegung am 8.03.2013 erreichten uns noch zwei Meldungen:<br />

Am Sonntag, den 24. März findet im Anschluss des Gottesdienstes in Hamburg Alsterdorf eine Ausstellungeröffnung statt:<br />

Benita hat 2004 im Ansverushaus in Hamburg auf die dortigen Fenster die Seelenburg‐Bilder gemalt. Außerdem stellt Kirstin Faupel‐Drevs ihr Buch “ewig<br />

nahe – Exerzitien mit den Perlen des Glaubens” vor, das mit Benitas Bildern illustriert wurde. Benitas Fensterbilder wurden von Thomas Hirsch‐Hüffell<br />

fotografiert und nun auf Acrylglas gedruckt.

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