aktueller Gemeindebrief (pdf) - evangelische Gustav-Adolf-Gemeinde
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Wie lernt man eigentlich in der Schule, achtsam miteinander<br />
umzugehen?<br />
Die große Pause ist vorbei. 25<br />
Kinder drängeln zurück ins Klassenzimmer.<br />
Da gibt es schon einmal<br />
Rangeln, Schubsen und Streit<br />
– wie man miteinander umgeht,<br />
muss halt auch gelernt werden.<br />
Gut, wenn es in der Schule dafür<br />
Unterrichtszeit gibt: „Sozialtraining“<br />
heißt das. Dort wird zum<br />
Beispiel im Rollenspiel geübt,<br />
wie man Kon�ikte erkennen und<br />
lösen kann: Zwei Kinder spielen<br />
eine Streitsituation nach. Der Rest<br />
der Klasse schaut zu. Tolle Szenen<br />
gibt es zu sehen, witzig, und voller<br />
Spielfreude. Und allen wird beim<br />
Zuschauen plötzlich klar, wieso wiederholtes<br />
spaßiges Anrempeln zu<br />
Handgrei�ichkeiten führt; warum<br />
�apsiges „die-Kappe-vom-Kopf wischen“<br />
nach dem dritten Mal mit<br />
Tränen endet. „…er ist da gelaufen,<br />
und dann hat er sie plötzlich gestoßen,<br />
ich glaube er hatte einfach Lust<br />
dazu …, die war voll wütend, das<br />
habe ich gesehen …“.<br />
Warum ist der Streit passiert?<br />
Welche Möglichkeiten gibt es, anders<br />
zu reagieren? Die Kinder sind<br />
voll bei der Sache und lernen nebenbei<br />
noch etwas anderes, nämlich:<br />
über den Streit zu sprechen, sich<br />
auszudrücken: „Wer sprechen kann,<br />
muss nicht hauen.“ Und, möchte<br />
man ergänzen, wer als Kind gelernt<br />
hat, mit dieser Art von Auseinandersetzungen<br />
re�ektiert und verständig<br />
umzugehen, wird es auch bei künftigen<br />
Kon�ikten leichter haben.<br />
Schrittweise erarbeiten sich die<br />
34<br />
Kinder, was ‚positives Verhalten‘<br />
heißt. Die meisten Kinder können<br />
das eigentlich ziemlich gut: Soziales<br />
Miteinander übt man ja täglich in der<br />
Familie, bei Freunden und im ganz<br />
normalen Schulunterricht. Aber<br />
selbst die Kinder, die ein spitzenmäßiges<br />
Betragen und Miteinander an<br />
den Tag legen, sind sehr interessiert<br />
daran, über die Begründungen für<br />
das positive Verhalten nachzudenken.<br />
Bei diesem Prozess entsteht<br />
„soziale Kompetenz“ und es ist beeindruckend,<br />
das zu beobachten.<br />
Da werden gemeinsame Aktivitäten<br />
diskutiert und geplant, da werden<br />
eigene Klassenregeln aufgestellt,<br />
da werden Kon�ikte gelöst, da wird<br />
miteinander gespielt. Es gilt immer<br />
wieder neu zu entdecken: „Du bist<br />
toll, aber dein Gegenüber ist auch<br />
toll, auch wenn er anders reagiert.“<br />
Klar, man könnte das einfach mit<br />
‚Respekt voreinander haben‘ beschreiben<br />
– so machen das Erwachsene.<br />
Aber Kinder sind anders. Sie<br />
probieren Verhalten aus, sammeln<br />
Erfahrungen, brauchen Rückmeldung.<br />
Das kann aus einer Perspektive<br />
geschehen, die den Blick<br />
weglenkt von De�ziten, hin zur Ressource.<br />
Was habe ich gut gemacht?<br />
Was klappt schon? Die allermeisten<br />
Lehrerinnen und Lehrer arbeiten so.<br />
Das ermöglicht viele optimistische,<br />
fröhliche Momente und nachhaltige<br />
Erfolgserlebnisse in einer Schulklasse.<br />
Das Gespräch mit Kerstin Lenhardt,<br />
Sozialpädagogin, führte Claudia Biester.